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Wie viele Wörter hat Deutsch?

Manche meinen: zu viele. Andere noch viel mehr.

Es ist eigentlich eine recht banale Frage. Wie gross ist der Wortschatz der deutschen Sprache?

Fangen wir mal unten an. Der aktive Wortschatz eines durchschnittlichen Muttersprachlers (was für eine Männerdiskriminierung, nebenbei) beträgt so etwa 14’000 Wörter. Die benützt er mehr oder minder täglich. Der passive Wortschatz, also Wörter, die er zwar (einigermassen) versteht, aber nicht aktiv nutzt, liegt bei rund 50’000 Wörtern. Goethe, der einen phänomenalen Wortschatz besass, soll aktiv sogar rund 90’000 Wörter verwendet haben.

Wieder enger gefasst: mit nur 2000 Wörtern beherrscht man bereits 80 Prozent eines durchschnittlichen Textes, weitere 2000 erweitern auf 90 Prozent. Der Rest ist Schweigen, bzw. ein  Meer von Spezial- und Fachausdrücken.

Nächste Stufe ist der sogenannte Standardwortschatz, am besten gemessen am Duden, obwohl der keineswegs die letzte Instanz der deutschen Sprache ist. Der verzeichnet rund 145’000 Wörter.

Nimmt man nun alle Fachterminologien auch dazu, beträgt der Gesamtwortschatz der deutschen Sprache, wobei beispielsweise nicht viele Menschen komplizierte chemische Bezeichnungen verwenden, beträgt also der Gesamtwortschatz «etwa 5,3 Millionen Wörter», wie die KI schätzt.

Nun behauptet die Professorin für Professional Literacy, die Leitung «Master Angewandte Linguistik» und die Leitung «Wort des Jahres Schweiz» an der ZHAW, Marlies Whitehouse, dass sie über eine «Textdatensammlung» von haargenau 1’293’364’381 Wörtern verfüge.

Gut, ihre Jury hat ja auch das Unwort «Unterschriften-Bschiss» zum Wort des Jahres gewählt, blühender Blödsinn.

Also fragte ZACKBUM nach, wie es denn möglich sei, auf 1,3 Milliarden Wörter zu kommen. Antwort:

«Wir beziehen uns in der Medienmitteilung auf die Anzahl Wörter in unserer Textdatenbank SwissAL. Die errechnete Zahl besteht aus 682’313’799 deutschen, 487’461’760 französischen, 110’837’220 italienischen und 12’751’602 rätoromanischen Wörtern und Wortkombinationen.»

Gut, da kommen nun etwas mehr als eine halbe Milliarde französische, italienische und rätoromanische Wörter weg.

Bleiben aber immer noch gigantische knapp 700 Millionen deutsche. Leider mochte dann Professor Whitehouse auf die Nachfrage nicht mehr antworten. Vielleicht hat ihr unser Artikel zu dieser Wortwahl nicht gefallen …

 

Kann das wahr sein?

Die ZHAW wählt jeweils die Wörter der Jahres. Sind sie das wirklich?

Auf Deutsch seien das in dieser Reihenfolge:

– Unterschriften-Bschiss
– divers
– Murgang

«Mensch und Maschine haben die Wörter des Jahres 2024 gewählt», verkündet das Departement für Angewandte Linguistik der ZHAW in Winterthur. Das sei «wissenschaftlich analysiert» und dann von Jurys ausgewählt. «In der Deutschschweiz waren dies zehn Sprachforschende, Autor:innen, Sprachvirtuosen, Sprachstudierende und Journalist:innen.»

Schon alleine diese Sprachvergewaltigung lässt Übles ahnen. «Sprachforschende» sind eigentlich Sprachforscher, da sie auch mal essen oder schlafen. «Autor:innen» sind eigentlich Autoren, auch «Sprachstudierende» oder «Journalist:innen» müssten sich eigentlich als «Sprachvirtuosen» gegen solche Fehlbezeichnungen verwahren. Und wenn schon, denn schon: wieso eigentlich nicht «Sprachvirtuos:innen»? Ist schliesslich männlich, da fühlen sich doch Frauen, Non-Binäre, Hybride und was es alles sonst noch geben soll, ausgeschlossen und diskriminiert. Wie unsensibel.

Aber das ist ja nur der Hintergrund. Die Eintagsfliege, der Kurzzeit-Skandal von Tamedia, der sogar noch eine kürzere Halbwertszeit hatte als die Soufflee-Skandale der «Republik», soll das Wort des Jahres auf Deutsch sein? Keine Chance für «Ukrainekrieg» oder «Trumpismus» oder «Gazastreifen»?

Und stimmt die Begründung? «Der Unterschriften-Bschiss hat das Vertrauen in das demokratische Schweizer Abstimmungssystem angeknackst.» Vielleicht hätte das ZHAW zur Kenntnis nehmen sollen: der «Unterschriften-Bschiss» ist eigentlich gar keiner. Es war vielmehr ein Skandal-Bschiss, künstlich aufgepumpt, schneller im Nichts versunken als eine Seifenblase.

Platz zwei dann «divers». Begründung: «Im Wort divers verdichten sich Themen, die 2024 in der Schweiz Schlagzeilen machte.» Rettet den Plural am Linguistischen Departement. Ach ja, und die da wären? «Wie sollen etwa Personen amtlich eingetragen sein, die sich weder als Mann noch als Frau sehen?» Das machte vielleicht in gewissen Organen Schlagzeilen, aber alle Umfragen beweisen immer wieder aufs Neue, dass der grossen Mehrheit der Bevölkerung solche Genderthemen schwer an einem Körperteil vorbeigehen, das alle Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, besitzen.

Und schliesslich noch Nummer drei: «Murgang». Endlich die Umwelt, das Klima. Begründung: «Der Klimawandel führt nicht nur zu höheren Temperaturen und vermehrten Wetterextremen, er wird auch die Schweizer Berge stärker ins Rutschen bringen.» Hilfe, das Matterhorn bröckelt, die Dufour-Spitze ist nicht mehr spitz, den nächsten Gotthard-Tunnel kann man mit der Nagelfeile bohren.

Masseneinwanderung, 13. AHV, Staus auf Autobahnen und sonst, Mieten, Krankenkassenprämien, Militärausgaben, alles keine Themen, die die Schweizer bewegen?

Man sieht wieder mal: selbst die ausgefeilteste KI, selbst eine gigantische Wörtersammlung scheitert, wenn die Jury aus voreingenommenen Fachidioten besteht, die ihre eigene Befindlichkeit wichtiger nehmen als die Befindlichkeit der Bevölkerung. Denn die ist bekanntlich tendenziell doof, denkt Quatsch und muss erzogen und belehrt werden.

Mit solchen Hitparaden kommt man natürlich immer schnell in die Gazetten, was ja auch der Sinn der Sache ist. Denn eigentlich ist die Wahl des Wortes des Jahres ungefähr so Pipifax wie die Wahl der Miss Universe. Allerdings muss man zugeben: die hässlichste Kandidatin wird’s nicht unbedingt. Während aber an den Kriterien bei Miss-Wahlen kräftig rumgenörgelt wird, kommen die Mainstream-Medien nicht auf die Idee, die Auswahl dieser angeblichen Jahreswörter zu hinterfragen oder gar zu bezweifeln. Dafür ist nicht genug Platz in den Verrichtungsboxen im Newsroom.

Daher plustert sich Tamedia auf:

Spassfaktor eins «Nach Recherchen dieser Redaktion» muss es in der Spitzmarke heissen, weil die Meldung ja im ganzen Kopfblattsalat von Tamedia rausgepustet wird, Spassfaktor zwei: selbst ein solches Eigenlob kann die Skelettredaktion nicht mal selbst basteln, sie verwurstet eine SDA-Tickermeldung.

Wieso hier zuerst mit grossem Aufwand und einem «ZHAW-Computerprogramm» aus sagenhaften 1’293’364’381 Wörtern diejenigen herausgesucht wurden, die angeblich «hervorstachen», nur damit dann eine Jury diese Quatschwahl treffen kann: ist das überflüssig wie ein zweiter Kropf oder nicht?

Oh je, SoBli

Die Alternative zur NZZaS? Nein, ein Bruder im Geist.

Wie verzweifelt muss eine Redaktion sein, wenn sie so was zur Titelgeschichte macht, mitsamt eines verpixelten Fotos? Sehr.

Dann wird Chefredaktor Reza Rafi in seinem «Editorial» mal richtig frech: «Die Welt als Wille und Wermuth», lässt er schon im Titel wieder Bildung aufblitzen. «Die Welt als Wille und Vorstellung», Schopenhauer, wow.Viel hübscher war allerdings Niklaus Meienbergs «Die Welt als Wille & Wahn» über General Wille. Aber die Absicht zählt hier und soll gelobt werden.

Denn Rafi nimmt sich den irrlichternden SP-Co-Präsidenten Cédric Wermuth vor, der im Tagi unwidersprochen über Singapur hergezogen war und vor der Schweiz als «Alpen-Singapur» gewarnt hatte. Denn der Stadtstaat sei eine Art Hölle mit «tiefen Steuern und kaum sozialen, gleichstellungspolitischen oder ökologischen Regeln für Unternehmen».

Halt typisch Wermuth, der viel Meinung, aber wenig Ahnung hat. Oder wie Rafi sanft tadelt: «Mit den Fakten nimmts der Parteichef nicht so genau: Singapur kennt eine progressive Einkommenssteuer ganz nach sozialdemokratischem Gusto. Der Durchschnittslohn eines Nationalrats von etwas mehr als 130 000 Franken würde dort mit 19 Prozent besteuert. Punkto Gleichstellung gehört der Tigerstaat dank Gesetzen wie dem über «Fairness am Arbeitsplatz» zu den Musterschülern, auf dem «Gender Equality Index» der Uno belegt er den achten Platz. Im Umweltschutz ist man dank des ehrgeizigen «Singapore Green Plan» Asiens Zugpferd.»

Das nennt man voll eins auf die Zwölf, und das bei einem SP-Genossen und im SoBli. Rafi traut sich was. Das Ein-Mann-Investigativteam Fabian Eberhard allerdings auch. Der findet bekanntlich nicht einmal die Büroräumlichkeiten des Internet-Radios Kontrafunk. Aber einen abgeschobenen afghanischen Straftäter. Der jammert aus dem fernen Kabul, dass er wieder zurück in die Schweiz wolle und in seiner Heimat Angst habe.

Wohlgemerkt war sein Asylgesuch in der Schweiz abgelehnt worden, er blieb geduldet und wurde dann wegen schwerer Körperverletzung verurteilt und nun endlich zwangsweise abgeschoben. Ob Eberhard sich und dem SoBli mit so einer Story einen Gefallen tut? Der Leser wird kaum sympathisierend Anteil nehmen …

Dann geht’s bergab, beziehungsweise Richtung Advent und Weihnachten:

Ein Hammer-Titel, eine Hammer-Story, und einige Tassen Kaffee werden nicht reichen, um beim Lesen wach zu bleiben.

Mindestens so behämmert ist dieser Artikel:

Anscheinend soll es an der ZHAW eine Studentin geben, die angeblich Beziehungen zur «Jungen Tat» habe und sogar mit deren Anführer eine Beziehung unterhalte. Das ist ein kleiner rechtsradikaler Haufen. Nachdem sie sich um die Anzahl Dochte fürs Kerzenziehen Sorgen gemacht hatte, nimmt sich Sara Belgeri nun diesem Aufreger an.

Sie ist nicht mal Volontärin oder Anfängerin, also nicht entschuldigt. Sie berichtet, dass 63 «Studierende», also Studenten, einen offenen Brief unterzeichnet hätten, in dem sie behaupten: «Unsere Studienwahl repräsentiert das Ziel, jedem Menschen die bestmögliche Pflege und Unterstützung zu bieten. Diese Haltung wird jedoch infrage gestellt, wenn Studierende unserer Fachhochschule extremistische und menschenfeindliche Ideologien im Privatleben unterstützen und fördern.»

Die «Unterzeichnenden», also die Unterzeichner, denn irgend wann unterzeichnen sie nicht mehr, fordern, «dass die ZHAW Massnahmen ergreift, sodass die Hochschule ein sicherer, diskriminierungsfreier Raum bleibt, frei von extremistischen Ideologien». Und um dieses Ziel zu erreichen, diskriminieren sie selbst ungehemmt.

Nicht zum ersten Mal: «Bereits im Februar 2023 wurden von einer anderen Gruppe wegen der Studentin Plakate an der ZHAW aufgehängt. Darauf prangte das Gesicht von S. C. mit der Überschrift «Keine Neonazis an unserer Schule». Dazu die Frage: «Willst du eine faschistische Hebamme bei deiner Geburt?»»

Das ist ungefähr so blöd wie die Frage, ob man eine rote, grüne oder vegane Hebamme bei der Geburt wolle. Zudem ist es im höchsten Masse denunziatorisch, solche Plakate aufzuhängen und zukünftigen Mitarbeitern im Gesundheitswesen zutiefst unwürdig. Zum Schluss zitiert Belgeri das woke Geschwurbel einer anonymen Mitstudenten:

««Vor allem Personen mit Migrationsgeschichte oder queere Studierende fühlen sich nicht sicher.» Teil des Studiums seien Themen wie Schwangerschaftsabbruch oder Intergeschlechtlichkeit – darüber zu diskutieren, würde sich nicht gut anfühlen, wenn S. C. dabei sei. «Ich habe das Gefühl, mich im Unterricht nicht frei ausdrücken zu können, wenn ich weiss, dass eine Mitstudentin diese Ideologie vertritt.»»

Kritik an dieser völlig verpeilten Aktion, dieser offenen Diskriminierung mitsamt Safe-Space-Geschwafel? Fehlanzeige.

Aber jetzt kommen wir zu einem absoluten Höhepunkt des Blatts, ein Überhammer, das hat sonst keine einzige Sonntagszeitung, ja nicht mal eine Zeitung:

Dieses Magazin wollen wir nun achtsam männlich lesen, wenn uns das möglich ist. Ganze drei Redaktor*Innen** verantworten immerhin 62 Seiten dieser Beilage, die neben dem SoBli auch noch die Leser*Innen** der «Schweizer Illustriert*In» und der «Handels- und Händlerinnenzeitung» erfreut.

Peter Hossli, der Tausendsassa und Oberfeminist, schreibt die Aufmacherstory:

Dabei lehnt er sich mutig aus dem Fenster: es sei eine Ablehnung der woken Identitätspolitik, der dümmlichen Idee, dass nach Geschlecht, nicht nach Fähigkeit gewählt werden solle. «Gewonnen hat, wer als besser wahrgenommen wurde. Dies ist nicht nur negativ, wenn das Ziel eine gleichberechtigte Gesellschaft ist». Nicht nur negativ? Ob Hossli da ohne Prügel davonkommt?

Er wird noch frecher; ob er damit davonkommt, dass er sich hinter einem Zitat versteckt?

Gute Analyse, aber muss diese komische (weibliche?) Typo sein?

Dann lässt’s aber nach (ui, das ist sicherlich die Meinung eines CIS-Mannes, also eines alten, weissen Sacks). Denn es kommen Reminiszenzen an den Frauenstreik von 1991, an ein Pärchen, das «in den 80er-Jahren einen Rollentausch» wagte, an die Gründerinnen des ersten Frauenhauses der Schweiz.

Dann eine Prise «Journalistin schreibt über sich selbst». Hier die Chefredaktorin der «Schweizer Illustrierte». Statt sich um die Auflage Sorgen zu machen, fragt sie sich, ob sie eigentlich eine Pionierin sei. Wie findet sie’s raus? Indem sie bei Wikipedia nachschlägt, was das eigentlich sei. Da verstummt der Mann.

Dann eine Story, der man eine gewisse Exotik nicht absprechen kann. Oder hätten Sie gewusst, dass es einen Verein «QueerOfficers Switzerland» gibt?

Eine People-Story nach der anderen, bei denen es nur um eines geht: eine Frau im Zentrum. Wo bleiben denn eigentlich wir Männer (also die, die nicht queer sind)? Wo ist unsere Equal Voice? Müssen wir unsichtbar werden, damit Frauen sichtbarer sind?

Aber wahrscheinlich ist es so, dass Pimmelträger sich in dieser Welt verloren vorkommen.

 

 

Jammerhaufen

Oder ein jämmerlicher Haufen, diese Journalisten.

So wie oben muss man sich die Zustände in der Hölle des Newsrooms vorstellen. Nur leicht überzeichnet.

Die ZHAW unter dem mediengeilen Professor Vinzenz Wyss, immer gerne unterwegs auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten, hat eine Studie veröffentlicht. Eine Befragung von Journalisten (oder wie hier falschkorrektdeutsch geschrieben wird «von Journalist:innen»).

ZACKBUM ist schon verstimmt, weil damit das Nonbinäre und die übrigen circa 165 Gender nicht inkludiert sind. Aber item.

Es mangle dramatisch an «Diversität», klagt die Studie. Das betreffe nicht nur die «Unterrepräsentation von Frauen in Führungspositionen, das hohe Alter, die voranschreitende Akademisierung, oder die ethnische Herkunft». Nein, oh Schreck, wussten wir das nicht: «76 Prozent der Befragten positionieren sich links der Mitte – und zwar unabhängig davon, ob sie bei privaten oder öffentlichen Medien arbeiten

Aber schliesslich bestimmt das Sein das Bewusstsein, wie schon Karl Marx wusste. Da ist bei den Journis die Gefahr des Abstiegs ins Prekariat durchaus vorhanden; denn 40 Prozent der Teilnehmer verdienen weniger als 5601 Franken im Monat, was klar unter dem Durchschnittseinkommen (6788 Fr. als Median) der Schweiz liegt.

Aber richtig erschütternd wird es, wenn die Teilnehmer der Umfrage zu jammern beginnen: 73 Prozent berichten von erniedrigenden oder hasserfüllten Äusserungen. Ganze 39 Prozent machen sich «Sorgen um mein psychisches Wohlbefinden», immerhin noch 22 Prozent ums körperliche. Furchtbar.

In ihren Antworten zum Rollenselbstverständnis zeigen die Journis aber mal wieder, was Realitätsverdrängung bewirken kann. Denn über 85 Prozent, damit auf Platz eins, sehen «Informationen vermitteln, die Menschen zur Meinungsbildung befähigen», als ihre wichtigste Aufgabe. All die Ego-Shooter, denen es doch nur um Belehrung, Zurechtweisung, das Erteilen von Ratschlägen und Handlungsempfehlungen geht, wollen das zuvorderst tun?

Es geht so lachhaft weiter. Auf den nächsten Plätzen sind «unparteiisch beobachten» (79 Prozent) kicher, auch «Desinformationen entgegenwirken» (77,7) gröl, aber lediglich 55,5 Prozent sehen ihre Aufgabe darin, «die Mächtigen zu kontrollieren» schluck. Weniger als die Hälfte (48,7 Prozent) will «Inhalte anbieten, die ein möglichst grosses Publikum anziehen», schenkelklopf.

Nur 31,3 Prozent möchten «Unterhaltung und Entspannung bieten» seufz, lediglich 11,4 Prozent geben zu, sie wollten «die öffentliche Meinung beeinflussen», kopfschüttel.

Wer ein so weinerliches, verpeiltes Selbstbild hat, muss sich nicht wundern, wenn das Publikum in Scharen davonläuft. Keine Lust auf mit erhobenem Zeigefinger geschriebene Massregelungen hat, nicht mit Genderquatsch in der Sprache malträtiert werden will, auch nicht zum x-ten Mal Suaden gegen Trump, Putin, die AfD, die SVP und alles vermeintlich Üble der Welt lesen oder sehen möchte.

In diesem Sinne ist die Umfrage entlarvend und erkenntnisfördernd. Mit diesem Bodenpersonal werden die Medien nie mehr abheben. Ausgeschlossen. Wenn man die Umfrageergebnisse ernst nimmt, müsste fast die Hälfte aller Journis in Therapie, weil sie unter erniedrigenden Äusserungen leiden und sich Sorgen um ihr psychisches Wohlergehen machen. Was offensichtlich weder mit Alkohol, noch mit stärkeren Sachen erfolgreich bekämpft werden kann. Also ab auf die Couch, hoffentlich bezahlt vom Medium und nicht von der Krankenkasse.

Und wenn nur etwas über 10 Prozent eingestehen, dass sie mit ihrem Schaffen die öffentliche Meinung beeinflussen wollten, dann sind fast 90 Prozent offensichtlich elende Heuchler, der Wahrheit abhold. So wird das auf Dauer nix, liebe Kollegen. Pardon, Kolleg:innen. Nein, wenn schon, denn schon: Kolleg:!*Innen**.

Es darf gelacht werden: Sohohonntag in den Medien

Die beliebte Quizfrage: würden Sie hierfür Fr. 17.40 ausgeben?

Das müsste nämlich der Leser hinlegen, der unsere drei Sonntagsblätter am Kiosk käuflich erwirbt.

Die «SonntagsZeitung» macht das, was man halt so tut, wenn ein Thema so ausgelutscht ist, dass inhaltlich eigentlich nichts mehr geht. Impfen? Schnarch. Triage? Gähn. Bundesrat? Dös. Himmel hilf, da braucht es den uralten Trick, die Ebene zu wecheln. Statt die x-te Corona-Koryphäe nun ein anderer Fachmann:

Der Psychiater über die Covid-Wut. So wie bei Jugendfragen unausweichlich die Allzweckwaffe Allan Guggenbühl zum Einsatz kommt, warnt hier Frank Urbaniok «vor den Folgen».  Fehlt noch etwas zum Leserglück? Natürlich, der unvermeidliche Cédric Wermuth. Der SP-Co-Chef weiss, dass man im Kampf um Aufmerksamkeit zuerst ziehen muss, schnell etwas äussern, und «provokativ» muss das auch sein.

Daher, gähn, zieht der Kämpfer gegen den Kontrollstaat ein Impfobligatorium in Betracht. Oder in der Originalformulierung: er fordert «rasch eine offene Debatte über Massnahmen wie G2 oder eine Impfpflicht». Das heisst nun genau nichts, aber Foto und Quote sind ihm sicher, was will er mehr.

Dann folgt ein Beitrag zum Thema «Paid Post». Laut der aktuellen Untersuchung der ZHAW sind bis zu 60 Prozent der Leser nicht in der Lage zu erkennen, dass die nächste Doppelseite ein bezahltes Inserat ist.

Zum Thema Ausland hat die SoZ einen besonderen Leckerbissen parat:

«Neukaledonien stimmt über seine Unabhängigkeit ab».

Himmel hilf, was interessiert das wohl den Schweizer Leser? Er ahnt aber: Autor Maximilian von Klenze ist ein Jungredaktor der «Süddeutschen Zeitung», von wo der Artikel stammt. Und die Teutonen sind immer noch etwas nachtragend, dass Frankreich bis heute so etwas wie ein Kolonialreich hat, während das Volk ohne Raum, das auch zur Sonne strebte, seine Kolonien im Versailler Vertrag weggenommen kriegte*.

Dass auch Symbolbilder Glücksache sind, zeigt die SoZ hier:

Was der grossartige Film «Falling down» mit Michael Douglas über einen durchrastenden kleinen Angestellten mit Corona zu tun hat, erschliesst sich wohl niemandem.

So viel kriegt man für 6 Franken.

Neuerdings probiert’s die NZZaS mit Sauglattismus:

Hat aber das Hörrohr nahe am Leser und führt mit Trara den Bund «2050» zum Thema Klimawandel weiter. Auch die NZZaS ist langsam verzweifelt, was man zum Thema Corona denn noch machen könnte. Aber dem Ingeniör ist nichts zu schwör:

Da sagt der Fuchs schon mal gute Nacht.

Einen besonderen Tiefpunkt setzt mal wieder Aline Wanner in der langsam peinlichen Medienkolumne. Als hätte es einen Rainer Stadler nie gegeben. Sie kritisiert die Medienmarotte, es immer wieder mit Spekulationen über mögliche Corona-Massnahmen zu probieren. Das käme bei «Tages-Anzeiger», «Blick» und «20 Minuten» vor, dort würde «mit einer merkwürdigen Mischung aus Katastrophenlust und  Regelsehnsucht» gemutmasst. Harsches Urteil: «Spekulationen sind Zeitverschwendung, sie bringen nichts ausser Angst und Aufregung».

Diesem Urteil mag man zustimmen. Nur sei die Prognose gewagt, dass Scharfrichterin Wanner mindestens doppelt so glaubwürdig daherkäme, wenn sie auch Beispiele aus dem eigenen Hause erwähnen würde.

Weiter 6.50 sind ausgegeben.

Schliesslich noch der «SonntagsBlick», um die 17.40 komplett zu machen. Dröhnen auf dem Cover, so ist’s recht für den Boulevard.

Im Editorial dann geht Gieri Cavelty der Frage nach:

«Sind die Befürworter einer allgemeinen Impfpflicht Nazis?» Echt jetzt?

Gerade im Boulevard wäre das ein Klassiker für die Antwort: «Nein.» Aber dann könnte Cavelty nicht zeigen, dass er sich Kenntnisse über das Verhältnis der Nazis zum Impfen angeeignet hat. Dabei half ihm – wir rufen bravo! – die Lektüre eines Buchs. Wir wollen die Spannung auf die Spitze treiben, zu welcher Antwort Cavelty nach mehr als 4000 Buchstaben kam – das sei hier nicht verraten.

Und sonst? Wer auf den folgenden Seiten des SoBli irgend etwas findet, das mit grösstem Wohlwollen nach Aktualität, Neuigkeit, Analyse oder Horizonterweiterung riecht, soll sich hier melden. Wir werden dann die nötigen Schritte einleiten.

Aber aufgepasst, auf Seite 38/39 lernen wir, dass Sarah und Jan «nachhaltig wohnen». Warum? «Wir wollen eine intakte Welt übergeben.» Das ist nett von ihnen, noch netter ist, dass das von «BKW präsentiert» wird. Genau, die vormalige Bernische Kraftwerke AG hat sich ein doppelseitiges Inserat gegönnt. Hinweis für die bis zu 60 Prozent SoBli-Leser, die das für den interessantesten redaktionellen Beitrag halten.

Ach, und das Gefälligkeitsinterview mit ZuccheroVielleicht war ich in einem früheren Leben Schweizer») ist kein Inserat. Also zumindest ist es nicht so gekennzeichnet. Hier mussten wir dann doch zu Seite 2 zurückblättern, weil wir schon vergessen hatten, ob die Befürworter der allgemeinen Impfpflicht nun Nazis sind oder nicht.

Während wir das herauszufinden versuchten, wir gestehen es errötend, sind wir dann allerdings weggeschnarcht.

 

*Red. Das geschah nicht scheibchenweise, wie hier ursprünglich stand. Nach einem Leserhinweis korrigiert.

ZHAW top, MAZ Flop

Corona-Lockdown und Ausbildung?

Während die ZHAW und zum Beispiel auch die Höhere Baugewerbliche Berufsschule Zürich praktisch von heute auf morgen auf den Online-Unterricht umstellten, tat sich das MAZ in Luzern bedeutend schwerer.

Der Modul-Kurs vom 13. bis 27. März der MAZ-Diplom-Ausbildung wurde einfach gestrichen. Grund: Corona-Lockdown. Das führte zu einiger Kritik. Denn das Schulgeld für die gut 90 Tage Schule beträgt happige 28400 Franken. Die 10 Kurstage sollen nun zumindest teilweise im Herbst nachgeholt werden. Schneller reagierte die ZHAW, die Fachhochschule Winterthur in der Fachrichtung Kommunikation. Schon nach einer Woche Lockdown wurde den Studentinnen und Studenten wieder Unterricht erteilt, per Email und Videochat. Zudem konnte man aufgezeichnete Vorlesungen herunterladen. Ähnlich lief es bei der Höheren Fachschule der Baugewerblichen Berufsschule Zürich. Dort setzte man auf das Improvisationsgeschick der Dozenten. Meist innert Tagen stellten diese auf digitalen Fernunterricht um. Kein Wunder, denn die Studenten wollen etwas geboten bekommen für die 17000 Franken. Diesen Betrag müssen die Studies umgerechnet auf gut 60 Tage Unterricht bezahlen.

Yanez ging, Fehr kam

Warum tat sich ausgerechnet das MAZ so schwer? Das Maz, das sich rühmt, das „führende Schweizer Kompetenzzentrum für Journalismus und Kommunikation“ zu sein. Ein möglicher Grund: Der Corona-Lockdown fiel ausgerechnet in die Zeit der Stabsübergabe von Diego Yanez an Martina Fehr. Die neue Direktorin übernahm die Leitung des MAZ am 1. Mai 2020. Fehr, die von der Somedia-Gruppe kam, will die Kritik nicht gelten lassen. Man habe die Kurse in der Diplomausbildung sowie im Radio- und VJ-Lehrgang virtuell fortgesetzt. „Einzelne Inhalte, die sich für den Fernunterricht nicht eigenen, werden im Herbst nachgeholt; dies gilt auch für Prüfungen“, so die 45-Jährige. Und auch Fachkurse wie Medienrecht, Online-Recherche, Verifikation von Fakten, Umgang mit PR oder auch Kurse in der Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Luzern habe man im Fernunterricht durchgeführt. Mussten Angebote gestrichen und/ oder zeitlich verschoben werden? Nochmals Fehr: „Umbuchungen haben wir insbesondere in der Abteilung Kommunikation vorgenommen. Die meisten Kurse und massgeschneiderten Angebote werden nun im Herbst durchgeführt. Einzelne Kurse mussten wir aber auch streichen“.

10 Prozent weniger Kurgeldeinnahmen – vor Corona

Den finanziellen Schaden kann Martina Fehr derzeit nicht beziffern. Schon von 2018 auf 2019 gingen die Kursgeldeinnahmen um eine halbe Millionen oder gut zehn Prozent zurück. Die Schulgelder der Kantone gar um 25 Prozent. Total betrug der Einnahmenverlust 547415 Franken – vor Corona. „Das zweite Semester ist für uns traditionell das umsatzstärkere. Was aber trotzdem klar ist: Wir werden den erlittenen Umsatzverlust im zweiten Halbjahr nicht aufholen können“. Das wiegt darum schwer, weil das MAZ sowieso immer stärker unter der Konkurrenz leidet. Das MAZ mit einem Trägerverein im Hintergrund gilt zwar als praxisnaher als die staatliche ZHAW, dafür aber auch als viel teurer.  Entsprechend sinken die Anmeldungen in Luzern, während in Winterthur der Laden brummt.