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In eigener Sache

Hier spricht die Redaktionsleitung. Zwei wichtige Mitteilungen. Weltexklusiv. Nur auf ZACKBUM.ch

Packungsbeilage: Wer die Ankündigung des Endes von ZACKBUM.ch erwartet oder erhofft: schleich di, wie der Bayer so richtig sagt. Wird nicht geschehen.

I

Am 8. Mai, also vor knapp einem Monat, machte unser Mitarbeiter Adrian Venetz ein Angebot zur Güte. Er bastelte dafür extra eine Webseite, lobte sogar eine Belohnung aus und wollte nur das hier:

«Ich möchte Jolanda Spiess-Hegglin und Andreas Glarner Folgendes beliebt machen:

  • Beide sind während zwei Wochen mucksmäuschenstill auf Twitter. Sie verteilen keine Herzchen, sie retweeten nicht, sie kläffen nicht.
  • Sie treten stattdessen auf der neutralen Plattform jolandreas.ch in einen Dialog. Ein digitaler Briefwechsel. Durchaus pointiert, aber anständig. Beide schreiben in diesen zwei Wochen mindestens zehn Beiträge mit je mindestens 300 Wörtern. Sie beleidigen sich nicht, sondern legen ihre Standpunkte dar und gehen auf die Standpunkte ihres Gegenübers ein. Sie verhalten sich wie zwei vernünftige Menschen. Sie beweisen, dass sie mehr können als kläffen.
  • Auf jolandreas.ch  kommen nur diese zwei Personen zu Wort. Ihre Beiträge werden nicht kommentiert. Es werden keine Daumen nach unten verteilt, keine Herzchen gesammelt. Das Publikum hält einfach die Schnauze.»

Als zusätzliches Zückerchen legte er noch obendrauf: «Halten sich die beiden an die oben aufgeführten Spielregeln, spende ich je 300 Franken an eine von ihnen ausgewählte wohltätige Institution. Ich bin finanziell alles andere als auf Rosen gebettet, 600 Stutz sind verdammt viel Geld für mich.»

Das war wohl einer der interessantesten Beiträge, die jemals auf ZACKBUM.ch erschienen sind. Venetz wollte austesten, ob Jolanda Spiess-Hegglin und Andreas Glarner tatsächlich dialogfähig sind, neben der Dauererregungsbewirtschaftung der asozialen Medien in kontrollierter und geschützter Umgebung eine Auseinandersetzung mit Argumenten führen könnten.

Am 11. Mai hätte der erste Beitrag eintreffen sollen; egal, von wem. Wie von uns befürchtet, passierte nichts. Dialog, Debatte, heraus aus den Schützengräben von Twitter, Facebook, Instagram & Co.? Geradezu hellseherisch schrieb Venetz:

«Es ist wie in Kafkas Parabel «Auf der Galerie»: Glarner und Spiess-Hegglin werden von all den Dampfhämmern auf Twitter durch die Manege gejagt, führen brav ihre Kunststückchen auf, unterhalten ihr johlendes Publikum. Sie kommen nicht zur Ruhe.»

Es geht beiden nicht um Dialog, Debatte, Diskussion. Bedauerlich, aber nicht überrschend. Seither ist einzig Venetz etwas verstummt. In seinem Fall ist das bedauerlich.

II

Nun greifen wir dorthin, wo das wichtigste Körperteil des Menschen sitzt. Nein, liebe Männer, nicht das. Nein, der Pass ist’s auch nicht. Es ist natürlich das Portemonnaie. ZACKBUM erfreut sich einer dermassen fantastischen Leserschaft (schleim, schleim), dass immer wieder in Kommentaren oder direkt die Frage gestellt wird, wie man dafür zahlen könnte. Es werden Spenden, regelmässige Beiträge, Überweisungen in Aussicht gestellt. Auch gute Ratschläge erteilt, ob wir bspw. Substack kennen würden. Ja, tun wir.

Diese über das übliche «nur weiter so, gebt allen Saures» hinausgehenden Bekundungen von Sympathie und Wertschätzung im wahrsten Sinne des Wortes berühren uns. Motivieren uns, mit dieser Pro-bono-Tätigkeit für das Überleben des Journalismus fortzufahren.

Niemand muss mit unseren Ansichten einverstanden sein. Niemand konnte bislang einen einzigen Fehler bemeckern (ausser der gelegentlichen Falschschreibung von Namen, unsere Achillesferse). Jeder kann mitspielen (wenn er kann). Jeder hat die Möglichkeit zur Stellungnahme, wird darum angefragt.

ZACKBUM hätte beim Start am 25. Juli 2020 nie gedacht, dass es inzwischen die einzige unabhängige und ernstzunehmende medienkritische Plattform ist. In den ersten Monaten 2021 waren weitere Ausbauschrite geplant. Podcasts, Videocasts, mehr Interviews, Text to Speech, plus ein paar Überraschungen. Stattdessen schrumpfte die Mannschaft deutlich, nun gibt es noch einen Herausgeber mit (wenigen) Helfern.

Aber diese Krise ist überstanden; Stillstand ist Rückschritt, nachhaltig, zukunftsfähig, Blabla. Um diese finanziellen Angebote seriös einzutopfen, dachten wir zuerst an die Gründung eines Vereins. Als wir noch zu dritt waren. Das fällt nun weg, da immer wieder Anfragen hereinkommen, wo denn das Kässeli stünde, verkünden wir hiermit: bis Ende Juni werden wir eine Lösung für den Wunsch präsentieren, uns Geld zu geben.

Ehrenwort, beim Teutates. Wäre doch gelacht, wenn wir nicht auch eine Million zusammenkriegen würden. Oder doch nicht, denn wir werden niemals betteln oder winseln, und auch niemals mit Entleibung drohen.

Aber wir werden den Weg freimachen, damit der Rubel rollt. Dankeschön.

Geruhsame Pfingsten

Viele verbringen Pfingsten gerne vor dem Gotthard.

Andere glauben, dass sich der heilige Geist ergiesst.

ZACKBUM macht einfach eine kleine Pause bis Dienstag.

Dann ergiessen wir uns wieder.

Oh je, Ackeret*

Der Schmusekurs von persoenlich.com war einer der Gründe für die Geburt von ZACKBUM. Gute Entscheidung.

*Nein, das ist natürlich nicht Matthias, sondern Kim jong-un, aus der wunderbaren Reihe: Kim looking at things. Der Scherz wird aufgelöst …

Was macht man, wenn die wenigen Organe, die sich im weitesten Sinn mit den Medien befassen, die Zugbrücken hochziehen? Wenn die NZZ ihren langjährigen Medienredaktor spült, daraufhin ihre wöchentliche Medienseite?

Man jammert lautstark – oder man wird tatkräftig. ZACKBUM ist der lebende Beweis, welche Entscheidung getroffen wurde.

ZACKBUM hat in den ziemlich genau 8 Monaten seiner Existenz inklusive dieses 708 Beiträge publiziert. Darauf haben knapp 2000 Kommentatoren reagiert. Zudem hat ZACKBUM 17 Pressemitteilungen verschickt. Da war die Resonanz allerdings überschaubar: null.

Kein Gejammer, einfach ein höflicher Abschied

Schulterklopfen und Gequengel? Aber nein, das ist nur der Abschluss all diesen Tuns. Da wir auf sicher haben, dass wir in der Medienbranche lebhaft, überall und von (fast) allen gelesen werden, was wir nicht zuletzt an ständigen Informationen aus dem gequälten Medienvölkchen messen können, hören wir auf.

Schluck! Echt jetzt? Ja. Wir hören auf, die letzten Mohikaner mit Mitteilungen, Hinweisen, Primeurs, Recherchen oder was auch immer zu versorgen. Vergebliche Liebesmüh.

Das letzte, bezeichnende Beispiel: Wir waren der vielleicht nicht ganz einseitigen und parteilichen Auffassung, dass die Tatsache, dass ZACKBUM als einziges Schweizer Medienorgan zweimal alle Unterzeichner des Protestbriefs von Tamedia und alle im Impressum ausgewiesenen weiblichen Nicht-Unterzeichner persönlich anschrieb und um Stellungnahme bat, durchaus eine Meldung wert sein könnte.

Vor allem deswegen, weil die Protest-Frauen zwar ultimativ eine Antwort auf ihren Brief verlangen, auf unsere – zunächst privat, dann öffentlich – formulierten Bitten um Antwort schnöde schwiegen. Mehr als hundert im Journalismus tätige Frauen! Null, nix, nada. Ausser den üblichen Abwesenheitsmeldungen und immerhin zwei höflichen Unterzeichnerinnen, die antworteten, dass sie nichts antworten wollen.

Das ist ein Running Gag …

Ist das eine Meldung wert? Mal schauen

Also trug sich folgendes zu. Am 20. März schickte ich diesen Hinweis an meine alte Bekannte Edith Hollenstein (Himmels willen, das ist nicht sexistisch gemeint!) und an die persoenlich-Redaktion. Am 22. bekam ich die Antwort, dass mein Mail leider im Spam-Ordner gelandet sei, aber man «schaue es sich an». Am 24. wechselte ich meine Mailadresse und erkundigte mich höflich, ob man inzwischen draufgeschaut habe. Darauf bekam ich am 25. die Antwort: «Ich schau’s an und wir würden ggf. eine Meldung machen.»

Die Redaktion schaut sich’s an.

Ich erkundigte mich freundlich, ob das Stehsatz sei. Keine Antwort. Am 26. versuchte ich es mit dem Scherz, dass es doch eine wunderbare Bildreihe gebe: Kim jong-un looking at things.

Keine gute Idee: «Wir haben viele andere Themen, und wenn wir dir zu langsam sind: Du kannst in der Zwischenzeit bei euch darüber berichten oder deinen Rechercheinput an anderer Stelle platzieren.»

Die Redaktion schaut sich viele andere Themen an.

Ach nö, eine Woche ist überhaupt nicht langsam, auch angesichts der Tatsache, dass der Antritt des Mutterschaftsurlaubs einer Reinigungskraft jeder beliebigen Werbebude sofort Erwähnung findet.

Aber okay, ich werde den ordentlichen, peristaltischen Stuhlgang der Newsherstellung bei persoenlich.com nicht mehr stören. Und wünsche weiterhin gute Verrichtung.

 

PS: Wir möchten gerne die Gelegenheit benützen, wieder mal an ein paar Benimmregeln beim Kommentarschreiben zu erinnern. Nicht unerwartet häufen sich Rülpsereien, die unter dem Schutz der Anonymität und einer Absurd-Mailadresse von Feiglingen ausgestossen werden. Spart Euch die Mühe und streichelt Euch lieber selbst in Euren Gesinnungsblasen.

Mit dem Spass kommt der Erfolg

Seit Juli ist ZACKBUM.ch online. Ich möchte nicht mehr ohne.

Mein leider allzu früh verstorbener Kollege und Kommunikationsberater Peter M. Wettler sagte mir einmal: «Mit dem Spass kommt der Erfolg». Ich glaube, er wollte mich aufmuntern. Nicht immer so verkrampft, nicht immer so ernst. Und tatsächlich habe ich das gelernt von Peter Wettler: Beim Schreiben sollte man vor allem Spass haben. Spass im positiven Sinn. Etwas entdecken und niederschreiben. Etwas dazu lernen. Jemanden so tadeln, dass er nochmals über die Bücher geht. Das sollte wenn möglich nicht gemein wirken und auf Kosten anderer gehen. Und nicht so spassig sein, dass die Fehlerquote explodiert. Einfach mit Freude und Einsatz. Ich gebe aber zu, dass da die Eigen- und die Fremdsicht nicht immer die gleiche ist.

Spass. Das sollte man ZACKBUM.CH anmerken. Oft knallhart, oft aber auch mit einer Prise Nachsicht. Wer nun findet, unsere Artikel seien oft zu negativ, zu kritisch, zu direkt, der mag vielleicht recht haben. Aber die Wirtschaftswelt ist nun mal kein Ponyhof, eher ein Haifischbecken (ich mag abgelutschte Vergleiche).

Der Redaktionsalltag wird immer brutaler. Die Feedbackkultur liegt am Boden. Der Druck ist immens. Schreiben, fotografieren, filmen, online-Versionen sofort ins Netz stellen, Titel klickgerecht anpassen, Printversion selber layouten, für das weggesparte Korrektorat einspringen und am nächsten Tag bei der Blattkritik trotzdem eine Tracht Prügel kassieren. Da muss ZACKBUM.CH nicht auf Schönwetter machen.

Zudem fehlt je länger je mehr eine unabhängige Medienkritik. Der ehemalige Journalist und heutige PR-Manager Andreas Durisch (Dynamics Group) formulierte es im SRF-Medientalk vom September treffend: «Die Medienberichterstattung ist total zurück gegangen.» Für Durisch einer der Gründe: «Medienjournalisten müssen die Hauspolitik des Verlags vertreten.» Darum nehme sie viel weniger Platz ein als früher.

Wir von ZACKBUM.CH möchten in diese Bresche springen. Wir möchten allen Facetten des Journalismus eine Stimme geben. Nicht nur den offiziellen Verlautbarungen. Wir wollen aber auch den Werbeabteilungen in den Verlagen auf die Finger schauen. Denn die Verschmelzung von Journalismus und PR wird immer undurchsichtiger.

«Aber Ihr seid ja nur drei Nasen. Der Absturz ist doch programmiert». Tatsächlich ist ZACKBUM.CH nach wie vor eine überschaubare Truppe. Immerhin ist das Trio schön heterogen. Politisch, stilistisch und ein bisschen auch altersmässig. Aber ja. Wir sind alles Männer.

Die Redaktionsgrösse, das Alter, das Geschlecht, die Migrationsherkunft. Da hat ZACKBUM.CH noch Luft nach oben.

Kommunikationsspezialist David Guggenbühl hat in einem ZACKBUM-Interview nach wenigen Wochen des Bestehens gesagt: «Ihr dürft nicht selbstgefällig wirken». Und weiter auf uns bezogen: «Man hofft auf Applaus, erduldet aber keine Kritik. Eine Grundeinstellung von vielen Journalisten.»

Darum, liebe Leserinnen und Leser, bitte überhäuft uns mit Kritik und Anregungen. Danke.

P.S. Wollen Sie noch ein bisschen Klatsch hören? Die fleissigste Mediensprecherin ist für mich Johanna Walser von Ringier. Sie rief um 07.15 Uhr an, weil ihr ein um 7 Uhr online gestellter Artikel nicht passte. Sie blieb aber höchst anständig. Der aufsässigste Chefredaktor ist für mich bis auf Weiteres  jener des Schweizer Journalisten. Er drohte mir ohne Anhörung via Bahnhofstrassen-Anwalt eine Zivilrechts- und eine Strafrechtsklage an. Die unzuverlässigste Medienstelle: jene der Republik. Sie gibt nie Antwort. Vielleicht versuch ich’s bald mal mit dieser Story und entsprechender Anfrage: In Deutschland hat für den Namen «Republik» der Publizist Uwe Nettelbeck die Rechte. Vielleicht kennt man die schwarz/roten Bänder der Republik. Sie waren innen und aussen der «Fackel» nachgebildet, nur viel verschrobener. Eine Wochenzeitung «Republik» war in den 1990ern mal geplant, Nettelbeck rückte aber das Namensrecht nicht raus. Fazit: Namensklauerin Republik (Danke, Holger Jost, für den Tipp!)