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Sanktionen! Boykott!

Hinweg mit allem Russischen. Da gilt es noch nachzuarbeiten.

Sportler: sowieso. Ob behindert oder nicht: sie müssen zu Hause bleiben, ganz klar. Selbst wenn sie sich von Präsident Putin distanzieren würden: sie verletzen die Gefühle ukrainischer Athleten.

Wodka Gorbatschow? Weg damit. Wird in Deutschland hergestellt? Macht nix, in den Ausguss. Überhaupt alles Kulinarische. Sorry. Kaviar, Borschtsch, Soljanka, Blinis, Kwas? Gestrichen.

Jetzt tut’s einen Moment weh, aber das muss auch sein: Lada, Niva, die beiden unkaputtbaren Autos für herbere Strassenverhältnisse? Hinweg.

Russische Literatur? Tolstoi und Dostojewskij werden doch überschätzt. Scholochow, der Kommunist, also wirklich. Pasternak? Nein, was sein muss, muss sein, auch gestrichen. Musik: logo, Schwanensee, Tschaikowsky, kann doch keiner mehr hören. Sowjetische Revolutionskunst, Majakowski, Ilja Ehrenburg, Gogol, Gorki – kennen viele nicht, brauchen wir nicht. Eisenstein, Bondartschuk? Wer will denn alte Filme schauen.

Das kyrillische Alphabet ist sowieso ein Unding, weg mit all diesen unverständlichen Beschriftungen. Die russische Geschichte, Iwan der Schreckliche, Katharina die Grosse, Lenin, Stalin, Putin: pfui. Gorbatschow? Nun ja, etwas schmerzlich, aber schliesslich ist der auch Russe, also muss er boykottiert werden.

Hammer und Sichel, die Wintermütze der Roten Armee, Gilbert Bécauds «Nathalie»: wieso läuft das noch auf YouTube?

Der pavlowsche Reflex? Abgeschafft. Also nicht ganz, der darf in einem Zusammenhang funktionieren. Russe, reich? Sofortiger Speichelfluss und die spontane Reaktion: alles wegnehmen.

Taiga, Balaleika, Ivan Rebroff? War zwar Deutscher, hat sich aber als Russe verkleidet. Boykottiert seine Lieder. Überhaupt, all die Iwans, Nathalies, Irinas, aber auch Sergejs und Michails: sofortige Namensänderung. Ist schon schlimm genug, wenn man Adolf heisst, oder.

Apropos, auch die Geschichte muss aufgeräumt werden. Hitler hat die Sowjetunion überfallen? Unsinn, das war ein Präventivschlag, ein Verteidigungskrieg, Notwehr. Deutsche KZ? Nur ein müder Abklatsch russischer Gulags.

Letztlich muss jeder mit sich selber ins Reine kommen: ist irgend etwas Russisches an mir? Habe ich mal Kasatschok getanzt? Sowjetisches Eishockey geliebt? Für Alexander Malzew oder Sergej Makarow geschwärmt? Halte ein, tue Busse, du Sünder, reinige dich, bereue und verkünde Abscheu.

Keiner ist zu klein, ein Zeichen zu setzen. Putin mit Hitlerschnäuzchen versehen. «Stop Putin» auf ein Plakat malen. Russische Geschäfte, Bars, Restaurants boykottieren. Spricht einer mit russischen Akzent, sofort Konversation abbrechen, vor die Füsse spucken und Abscheu zeigen.

Den schmerzlichsten Akt haben wir bis zum Schluss aufgespart. Einen Zobel besitzt ja ein anständiger Mensch schon lange nicht mehr. Aber vielleicht ein Fabergé-Ei? Nun, das tut nur einen Moment weh: auf den Boden legen. Draufhopsen. Wahlweise Hammer nehmen und draufhauen. Muss sein.

Tanken für den Frieden

Steigt der Spritpreis auf 3 Franken, hört der Spass auf.

Sanktionen? Unbedingt. Ausschluss russischer Banken aus internationalen Zahlungssystemen? Sofort. Schliessung der Filialen westlicher Multis in Russland? Genau, Schluss mit Ikea, McDonald’s und Co.

Beschlagnahmung von Jachten, Villen, Bankkonten russischer Oligarchen? Unbedingt. Die sollen wissen, wie wendehalsig wir im Westen sind. Zuerst in London, Genf, Paris, Berlin und auch Zürich mit offenen Armen empfangen. Schweizer Gnome strapazierten ihre Leber und schütteten literweise Wodka in sich rein, um russische UHNWI, also die Reichsten der Reichen, als Kunden an Land zu ziehen.

Kein Bückling zu tief, kein Weg zu weit, immer mindestens eine Dose Beluga-Kaviar, und dazu vielleicht einen «Legend of Kremlin Premium Wodka» im neckischen Buchversteck zum Verschenken im Kühlschrank. Plus natürlich mindestens zwei Flaschen «Beluga Gold Line» für schlappe 430 Franken. Dafür gibt’s aber 1,5 Liter und ein Extrahämmerchen zum Entfernen des Siegels.

Alles vorbei, auch die russische Zobelmütze wird verschämt im Keller eingemottet. Ganz dreckig geht es bereits den grossen Rohstoffhändlern in der Schweiz. Die neuen Masters of the Universe, unkaputtbar, mit dem einfachen Prinzip »verkaufe teurer, als du einkaufst» zu Multimillardären geworden – nun dank senkrecht fallenden Kursen am Verlumpen.

Die Volksseele applaudiert und kocht

Das alles findet unter grossem Beifall der Bevölkerung statt. Gelegentlich rastet auch der Volkszorn etwas aus und beschädigt Ladenfronten von russischen Geschäften und Lokalen, als seien die Besitzer persönlich für die Politik Putins verantwortlich. Russische Künstler, Sportler, Schauspieler, überhaupt alles, was blondgefärbt dieses unannachahmliche «äh» wie in «russischä Sääle» ausspricht, muss mit Repressionen rechnen.

Das nannte man früher Sippenhaft, das nennt man heute Zeichen setzen.

Aber es gibt ein Thema, da wird’s etwas schwierig mit den Zeichen gegen und dem Kampf für und «stoppt Putin». Bei allem, was mit Energie zu tun hat. Deshalb haben bislang erst die USA angekündigt, auf den Import von russischem Erdöl und -gas zu verzichten. Deshalb tänzeln alle europäische Staaten um dieses Thema herum.

Denn fast die Hälfte aller russischen Exporte bestehen aus diesen beiden Produkten, rund ein Drittel des BIP wird damit erwirtschaftet. Ein Boykott würde Russland massiv, schnell und viel schmerzlicher treffen als alle bisherigen Sanktionen.

Wollen wir boykottieren, wo’s weh tut?

Auf der anderen Seite stammt rund die Hälfte des in die Schweiz importierten Erdgases – aus Russland. Beim Erdöl ist’s nicht so dramatisch, aber der russische Anteil ist auch bedeutend. Natürlich wäre es möglich, russische Produkte durch andere Quellen zu ersetzen. Gas kann in flüssiger Form importiert werden, neben Russland gibt es die arabische Welt, die USA und sogar Venezuela als mögliche Exporteure.

Nur: das kostet. Schon jetzt steigt der Benzinpreis und steigt und steigt. Gelenkig hat er die Schwelle von 2 Franken überschritten, bewegt sich auf 2.25 zu, auf 2.50, auch 3 Franken liegt durchaus drin. Das trifft den Schweizer, auch den friedensbewegten, falls sich der nicht prinzipiell mit Velo und ÖV fortbewegt, ins Mark.

Wenn das Befüllen einen 70-Liter-Tanks mal 200 Franken kostet, sieht das mit «Zeichen der Solidarität setzen, Boykott russischer Produkte» schon etwas anders aus. Da wird’s dann ganz schräg. Da könnte sich der Volkszorn plötzlich nicht länger gegen Russland, sondern gegen die eigene Regierung richten.

Denn, was schamvoll im Kleingedruckten erwähnt wird, rund die Hälfte des Spritpreises landet in Form von Steuern und Abgaben nicht etwa in Russland, sondern beim jeweiligen Staat.  Das regelt in der Schweiz das «Mineralölsteuergesetz», abgekürzt MinöStG. Für Motorenbenzin und Diesel ist zusätzlich ein Mineralölsteuerzuschlag fällig.

Das bedeutet, wenn die Eidgenossenschaft auf knapp 5 Milliarden Steuereinnahmen verzichten würde, käme der Spritpreis auf idyllische 1.20 oder so runter. Dann würde friedlich Tanken für den Frieden in der Ukraine und der ganzen Welt wieder richtig Spass machen.

Wer übrigens meint, die steil nach oben schiessenden Spritpreise hätten wir dem Unmenschen Putin zu verdanken: stimmt auch nur teilweise. Denn richtig absahnen tun, wie immer in solchen Krisen, die Raffinerien. Denn die Preiserhöhungen beim Endprodukt stehen mal wieder in keinem Verhältnis zu den Preiserhöhungen pro Barrel Rohöl …

Oder aber, ZACKBUM mit hohem Nutzwert, wie wär’s, dieses Angebot auszunutzen? Gut, ist nicht gerade zentral gelegen, aber diese Preise sind unschlagbar …

Diesel Fr. 1.61 (wenn man in Euro zahlt), Bleifrei 1.624. Das sind Zahlen aus dem Automobilistenhimmel …

Werte, Werte, Werte

Tut man. Tut man nicht. Ist so. Kann auch ganz anders sein.

In stürmischen Zeiten wandeln sich die Werte. Der im Theatersaal des Volkshauses stattfindende Prozess gegen den gefallenen Bankerstar Pierin Vincenz musste noch dislozieren, wenn am Abend der «Schwanensee» von einer russischen Ballett-Truppe gegeben wurde.

Wäre wenige Wochen später undenkbar; schon die Präsenz der russischen Sopranistin Anna Netrebko im Zürcher Opernhaus wird als unerträglich empfunden.

Wodka, Blini, Kaviar, russisches Neujahr, beliebte Gaumen- und Festfreuden. Geschäfte mit Russland machen? Aber gerne, solange der Rubel rollt. Arbeiten für russische Unternehmen in der Schweiz? Warum nicht. Roter Teppich für Oligarchen? Unbedingt, was die alleine in einem Restaurant liegenlassen, sagenhaft. In Hotels waren sie nicht allzu gerne gesehen. Zwar ausgabenfreudige Gäste, aber mit oder ohne Alkoholeinfluss war das Verhalten nicht immer mitteleuropäischen Standards entsprechend.

St. Moritz, Genf, Gstaad, undenkbar in der Saison, dass nicht reiche Russen geschmacklose Pelzmäntel zur Schau stellen. Schliesslich Schweizer Geldhäuser. Die Betreuung von UHNWI, der obersten Klasse von Privatkunden, konnte zwar schwer auf die Leber gehen, aber da flogen dann nur so die Dutzenden von Millionen. Mit entsprechenden Kick-backs, Fees, Verwaltungsgebühren, Anlageanstrengungen.

Urlaub in Russland? Unbedingt; St. Petersburg, Moskau, selbst Chabarowsk, transsibirische Eisenbahn, muss man erlebt haben. Zudem völkerverbindende Beziehungen zwischen Schweizern und Russen; wer Blondgefärbtes mag, wieso nicht.

Ging alles, entsprach problemlos unseren Werten. Das rote Reich des Bösen, der russische Bär als Feindbild, die Militärmaschine als Angstmacher, ach was. Sicher, ein lupenreiner Demokrat ist Präsident Putin nicht, aber schliesslich war ja Russland noch nie wirklich eine Demokratie. Andere Länder, andere Sitten, muss man tolerieren. Solange der Rubel rollt.

Und jetzt? Umwertung aller Werte. Wie kann man nur. Bolschoi-Ballett? Pfui. Russische Sänger? Igitt. Russische Sportler? Sollen zu Hause bleiben. Behinderte russische Sportler? Sollen behindert zu Hause bleiben. Wodka, Kaviar, Blinis: Sollen auch in Russland bleiben. Geschäfte machen? Niemals, mit diesem Verbrecher. Für russische Firmen in der Schweiz arbeiten? Selber schuld, wenn man dann auf der Strasse steht.

So wetterwendisch sind  solche Werte.

Drôle de guerre

Sitzkrieg, komischer Krieg, phony war. Auch das gab’s im Zweiten Weltkrieg.

ZACKBUM gestattet sich, diesen Begriff für Randerscheinungen des Ukraine-Kriegs zu verwenden.

Denn der Krieg ist überall. Auch in der Sphäre der Kunst und Kultur. Die russische Sängerin Anna Netrebko wurde vom Opernhaus Zürich der Stecker gezogen. Hatte sie sich im Ton vergriffen, gab es künstlerische Differenzen über die Lokalisierung des hohen C?

Keineswegs, die kunstlose Begründung lautet, «dass unsere entschiedene Verurteilung von Wladimir Putin und seinem Handeln einerseits und Anna Netrebkos öffentliche Position dazu andererseits nicht kompatibel sind». Was soll mit dieser Position Netrebkos nicht kompatibel sein? «Ich möchte, dass dieser Krieg aufhört und die Menschen in Frieden leben können. Das erhoffe ich mir und dafür bete ich.»

Oder könnte es sein, dass nicht das Opernhaus auslud, sondern Netrebko ihr Statement auch auf Zürich bezog: «Es ist nicht die richtige Zeit für mich aufzutreten und zu musizieren. Ich hoffe, dass mein Publikum diese Entscheidung verstehen wird

Also der klassische Showdown. «Ich kündige», sagt der verstimmte Arbeitnehmer. «Ha, keinesfalls, Sie sind gefeuert», keift der missgelaunte Arbeitgeber zurück.

Wieso kam es überhaupt zu dieser Situation? Der Tagi weiss: «So wurde gefordert, dass ein Auftritt von Netrebko nur stattfinden sollte, wenn sie sich unverzüglich von Russland und Putin distanzieren würde.»

Wieso wird diesem Wahnsinn nicht entgegengetreten?

Welche Schiessscharten-Mentalität bringt solche Absurditäten hervor? Darf eine Sopranistin die Lady Macbeth nur singen, wenn sie vor der Arie eine kurze politische Erklärung verliest? Sind wir wirklich so weit, dass die Frage «wie hältst du es mit Putin?» von jedem in jedem Zusammenhang beantwortet werden muss? Welche moralinsaure Grossinquisitoren kommen auf solche Ideen? Und wieso wird diesem absurden Ansinnen nicht mit aller Klarheit entgegengetreten?

Der Chefdirigent der Münchner Philharmoniker wurde vom Oberbürgermeister der Stadt ultimativ aufgefordert, sich per sofort «eindeutig und unmissverständlich vom brutalen Angriffskrieg, den Putin gegen die Ukraine führt», zu distanzieren. Als  Valery Gergiev dem nicht nachkam, wurde er gefeuert. Dass deswegen der deutsche Steuerzahler wohl das streng geheimgehaltene Gehalt des Dirigenten noch drei Jahre lang bezahlen darf, nun, das muss einem Haltung doch wert sein. In diesem Fall dürfte es sich um läppische drei Millionen Euro handeln.

Flexibler ist der Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin. Der Russe Vladimir Jurowski liess ausser Programm die ukrainische Nationalhymne erschallen, «während das Publikum sich von den Sitzen erhebt». Zeichen setzen, nicht schweigen können, diese Stelle scheint gerettet und gefestigt zu sein.

Kann Kunst politisch sein? Unbedingt. Sollen Künstler zu politischen Stellungnahmen aufgefordert werden mit der Drohung, dass sie sonst Auftritt oder Stelle verlieren? Unbedingt nicht. Darf man das wenigstens bei Künstlern machen, die angeblich oder wirklich «Putin nahestehen»?

«Wie hältst du es mit, bist du dafür oder dagegen?» Das ist die klassische inquisitorische Frage, die normalerweise in fundamentalistischen Religionsstaaten gestellt wird. Wer früher in Europa kein klares Bekenntnis zu Gott ablegte oder Zweifel an der Bibel äusserte, konnte unangenehm Bekanntschaft mit ingeniösen Folterwerkzeugen machen, mit denen man seine unsterbliche Seele retten musste.

Fundamentalistische Staaten fordern das bis heute ein

In vom islamistischen Wahnsinn beherrschten Staaten ist das bis heute der Fall. Im Kalten Krieg war es auch Brauch, von jedem eine Distanzierung vom damaligen roten Reich des Bösen abzufordern.

Wer nicht den Kopf neigte und tiefsten Abscheu vor den gottlosen Kommunisten beteuerte, konnte durchaus gröbere Konsequenzen gewärtigen. Eigentlich so wie heute wieder. Öffentliche Stigmatisierung, Beschimpfung, Entlassung.

Das gerade auf dem Gebiet der Kunst solche Polit-Ayatollahs unterwegs sind, beelendet. Als wäre es jemals jemandem eingefallen, von einem US-Künstler zuerst eine deutliche Distanzierung von den gesammelten Kriegsverbrechen diverser US-Präsidenten zu verlangen und davon seinen Auftritt abhängig zu machen.

Natürlich werden mit viel Hirnschmalz Gründe aufeinandergestapelt, wieso man keine Musik hören könne, sollte sie unter Beteiligung eines Künstlers aufgeführt werden, dem

a) eine gewisse Nähe zu Putin nachgesagt wird, und der

b) sich nicht entrüstet von ihm distanziert hat.

Vermeintliche Rechtschaffenheit und moralische Überlegenheit kann ganz, ganz schnell in moralinsauren Mundgeruch mit hohem Fanatismusfaktor umschlagen. Und nein, ZACKBUM will und muss sich nicht von Präsident Putin distanzieren. Wir hatten noch nie die Ehre, an diesem absurd langen Tisch sitzen zu dürfen. Wir hätten auch keine Lust, mit nacktem Oberkörper neben ihm zu reiten. Zudem will es scheinen, dass Putin ein zutiefst humorloser Mensch ist, was seine Gesellschaft sowieso als nicht erstrebenswert erscheinen lässt.

Neben dem Gesang und dem Orchester gibt es auch noch den völkerverbindenden Sport. Da beginnen am Freitag in Peking die Paralympics, also die olympischen Spiele von Behinderten. Was nun auf jeden Fall eine gute Sache ist, weil es so vielen erlaubt, trotz Einschränkungen stolz und öffentlich an Wettkämpfen teilzunehmen. Das dürfen auch die Sportler aus Weissrussland und Russland.

Dieser regelkonforme Entscheid des Internationalen Paralympischen Komitees (IPK) kommt nun aber dem militanten Sportredaktor Marco Oppliger ganz schräg rein:

Hoppla, wieso springt denn der Tamedia-Mensch in den Schützengraben und lässt sein verbales Maschinengewehr rattern? Zitieren wir eine Garbe:

«Das IPK will mit seinem Entscheid offensichtlich die betroffenen Länder bestrafen, aber nicht deren Sportlerinnen und Sportler. Das mag gut gemeint sein. Aber gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Ganz im Gegenteil: Der Entscheid des IPK ist an Feigheit nicht zu überbieten. Seit Tagen lässt Putin die Ukraine bombardieren. Dabei sterben immer mehr Menschen – nicht nur Soldaten, auch Zivilisten, Frauen und Kinder. Nun müssen ukrainische Sportlerinnen und Sportler gegen russische antreten, und dies nur, weil sich das IPK hinter Paragrafen versteckt.»

Das muss so schlimm gewesen sein, dass sogar hartgesottene Sportfunktionäre zusammenbrachen: «Geradezu fassungslos machen die Erzählungen von Karl Quade, dem deutschen Chef de Mission bei den Paralympics, in der ARD. Im Haus der russischen Delegation sei Jubel ausgebrochen, als IPK-Präsident Andrew Parsons den Entscheid verkündet habe, sagt Quade. Dann muss er das Interview sichtlich betroffen unterbrechen.»

Man stelle sich nur vor: die russischen Athleten haben gejubelt. Diese Unmenschen. Wie können die nur das wollen, was jeder Sportler will und worauf er sich vier Jahre lang vorbereitet: an den Wettkämpfen teilnehmen. Aber hätten diese Behinderten nur etwas Ehre im Leib, wären sie in Tränen ausgebrochen, hätten den deutschen Chef umarmt und darum gebeten, den Entscheid sofort rückgängig zu machen.*

Aber eben, auch auf Oppliger hört halt niemand, selbst wenn er mit Verbalinjurien um sich wirft. Feige von seinem Schreibtisch aus im mit russischem Erdgas wohlbeheizten Büro. Was für ein Schmock.

Letzter Beitrag zum drôle de guerre: Coop und Globus lassen ihre russischen Produkte auslaufen. Das wird die Russen in der Diaspora hart treffen: kein Wodka mehr, kein Kaviar? Sauf ihn doch selbst, Putin! Gemach, im Kapitalismus gibt es immer Mitbewerber, die gerne in die Lücke springen, die Verpeilte hinterlassen.

*Aktualisiert: Es ist gelungen; die Sportler sind nun doch von den Paralympics ausgeschlossen. In normalen Zeiten würde man das Diskriminierung von unschuldigen Behinderten nennen. Heute nennen es Kriegsgurgeln wie Oppliger sicher mutig und richtig.