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Zum Ersten, zum Zweiten, zum «Blick»

Ist es ein medizinischer Test? Oder einfach Blödheit?

Der «Blick» hat furchtbar viele Häuptlinge. Was sich da unter der Oberleitung von Ladina Heimgartner alles mit Federschmuck brüsten darf, unglaublich. Es wimmelt von Chiefs, Officers, Chefs, Teamleitern und anderen wichtigen Führungspersonal.

Da bleiben vielleicht nicht mehr allzu viel Indianer übrig, um in der Hölle des Newsrooms in ihren Verrichtungsboxen für Content zu sorgen. Apropos Box, wie wirkt das hier auf den ersten Blick?

Wie der wissenschaftliche Selbstversuch eines «Blick»-Journalisten, nicht wahr? Aber hoppla:

Das ist ein Beitrag des «Box-Teams». Das «HAT PARTNERSCHAFTEN, SODASS WIR EINEN ANTEIL AN DEN EINNAHMEN AUS DEINEM KAUF ERHALTEN». Also kommt ein gnadenloser Tester zum überraschenden Ergebnis: «Das Dagsmejan-Pyjama hat sich in kürzester Zeit zu einem festen Bestandteil meiner Nachtroutine entwickelt. Ich lege es gerne schon ein paar Stunden vor dem Schlafengehen an und trage es auch am Morgen noch eine Weile lang.» Da soll noch einer sagen, Journalisten seien keine Schlafmützen. Schlurfen im Pyjama in den Newsroom.

Hat das noch irgend etwas mit Journalismus zu tun, auch nur in Spurenelementen? Trägt das dazu bei, die Glaubwürdigkeit der übrigen Artikel auf der Webseite von «Blick» zu stärken? Bitte nicht zu laut herausprusten beim Lachen.

Es gibt noch einen weiteren wissenschaftlichen Test von «Blick» anders lässt sich das nicht erklären. ZACKBUM nennt das «zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten», und es sieht so aus:

Man beachte das angepriesene Ferienhaus rechts. Gesehen? Und vergessen? Keine Bange:

Schwups, das ist es doch schon wieder. Kann doch mal passieren? Nun ja, das lässt sich aber noch steigern:

Man beachte die beiden Jungs rechts. Zum Ersten.

Zum Zweiten.

Und zum Dritten.

«Blick» will hier offenbar austesten, wie viele seiner Leser das Problem haben, dass sie einen Artikel sofort wieder vergessen, sobald sie ihn gelesen haben. Für dieses Zielpublikum (Problem Überalterung, nicht wahr) werden Artikel einmal oder mehrfach wiederholt. Merken die doch nicht.

ZACKBUM muss allerdings tadeln. Denn bei uns kommt das nie vor. Obwohl unser «Chief Content Officer», «Chief Digital Officer», «Head of Digital RMS», «Head of Growth Management», sogar die «Co-Heads of Media Creation Hub RMS» und der «Head of Content Hub RMS» den gleichen Namen trägt. Und dabei haben wir gar noch nicht von der «Tagesleitung Newsroom», den «Blattmachern Digital» und den «Blattmachern Print» gesprochen. Oder von der «Co-Leitung Desk», was immer das sein mag. Aber gut, wir (Pluralis Majestatis) sitzen auch an einem Desk, also sind wir doch auch eine Co-Leitung Schreibtisch.

Auf jeden Fall fehlt dem «Blick» dringlich ein weiterer Häuptling. Sein Titel: «Chief Continuity and Non-Repetition Officer», abgekürzt CCNRO.

Auf jeden Fall fehlt dem «Blick» dringlich ein weiterer Häuptling. Sein Titel: «Chief Continuity and Non-Repetition Officer», abgekürzt CCNRO.

Hoppla, da sind wir doch in «Blick»-Modus geraten. Hoppla, da sind wir …

Notbremse.

 

Phantom-Soldaten

Der moderne faktentreue Journalismus am Tiefpunkt.

Die Medien überschlagen sich. Nordkoreanische Soldaten kämpfen auf russischer Seite im Ukrainekrieg. Sie erobern ein Kaff, sie werden zurückgeschlagen, sie werden dezimiert, es müssen bereits frische Truppen herangeführt werden.

Die USA bestätigen, die Ukraine bestätigt, nach einigen Wiederholungen ist es inzwischen in den meisten westlichen Medien ein Fakt, dass nordkoreanische Soldaten an der Front kämpfen und sterben. Allein: im modernen, faktenbasierten Real-Life-Journalism, wo Reporter oft schon vor Ort sind, bevor überhaupt etwas passiert: wo ist der Beleg, der Beweis, zum Beispiel das Foto?

Nun ja, so sieht der «Beweis» auf CNN aus:

Das sollen nordkoreanische Soldaten sein, die sich an einem nicht näher definierten Ort auf ihren Einsatz an der Front vorbereiten sollen. Dazu ein Artikel, in dem ukrainische Quellen behaupten, dass 30 nordkoreanische Soldaten «bei den Kämpfen getötet oder verwundet wurden und drei gelten bei Zusammenstößen in der Nähe der Dörfer Plekhovo, Vorozhba und Martynovka nahe der Grenze als vermisst».

Dazu: «Pentagon-Sprecher Generalmajor Pat Ryder bestätigte am Montag, dass es in der Region Kursk Verluste bei nordkoreanischen Soldaten gegeben habe

Die «Times of India» liefert dieses Video als «Beweis» für die Anwesenheit nordkoreanischer Soldaten:

Hier haben zur Abwechslung Nordkoreaner ukrainische Soldaten getötet, nicht umgekehrt.Der britische Soldatensender BFBS trägt mit diesem Video zur Aufklärung bei:

Die dunklen Gestalten sollen eindeutig nordkoreanische Truppen sein, die in dieser Version der Realität wiederum von ukrainischen Kampfdrohnen massakriert wurden.

Ohne jeden Beweis kommt diese Meldung von «The Guardian» aus:

NBC News vermutet, dass Nordkorea bereits mehr als 3000 Soldaten an die russische Front geschickt habe und untermauert das mit Satellitenaufnahmen des südkoreanischen Geheimdienstes, während das von russischer Seite dementiert wird:

Ds sollen Trainingslager der nordkoreanischen Soldaten in Russland sein. Irgendwo.

Sehr gerne werden auch die zahlreichen Fotos von Militärparaden in Pjöngjang als «Beweis» dafür verwendet, dass nordkoreanische Truppen in Russland kämpfen:

Natürlich echot auch die gesamte deutschsprachige Presse diese Meldungen: «Nordkoreanische Soldaten getötet, bei Kämpfen in der Region Kursk» («Der Standard»), «Laut Ukraine neue nordkoreanische Soldaten im Kursk-Einsatz» («nau.ch», SDA), «Erstmals Nordkoreaner im Angriff» (NZZ), «Russland setzt verstärkt auf nordkoreanische Soldaten» (bluewin.ch), «Nordkorea hat bereits über 10’000 Soldaten nach Russland geschickt» («Tages-Anzeiger»), usw, usf.

Wohlgemerkt: ZACKBUM behauptet keineswegs, dass keine nordkoreanische Truppen in Russland seien, ZACKBUM behauptet auch nicht, dass keine solche Soldaten im Ukrainekrieg kämpften.

Aber: es gab einmal Zeiten im seriösen und faktenbasierten Journalismus, wo etwa nicht zum Fakt wurde, weil es unablässig wiederholt wird. Während bis heute jeder belastbare Beweis fehlt. Bei Tausenden von Soldaten, bei Dutzenden von Toten, es gibt keinen einzigen Gefangenen? Es gibt kein einziges Bilddokument, dass diese Behauptung über jeden Zweifel erhaben stützt?

Eine Lüge so oft wiederholen, bis sie als Wahrheit geglaubt wird. Das ist einer der ältesten Propagandatricks der Welt, immer wieder gerne angewendet von repressiven Regimes, die Mühe mit dem Umgang mit der Wirklichkeit und der Wahrheit haben. Aber die angeblich so freie und unabhängige und seriöse westliche Presse?

Es gibt Satelliten, die können sogar Nummernschilder von Autos lesen, aber eine glaubwürdige Fotografie eines oder mehrere nordkoreanischer Soldaten an der Front, das ist nicht möglich?

Wer sich über Kreml-Propaganda beschwert und jede abweichende Meinung als Sabotage von Diversanten denunziert, wer alles, was «Russia Today» oder «Al Jazeera» ausstrahlt, als Fake News, plumpe Fälschungen, Lügen und Verdrehung der Wirklichkeit beschimpft – der sollte schon selbst ein Beispiel dafür geben, wie man es richtig, wie man es besser macht.

Aber dazu sind offensichtlich die westlichen Medien in ihrem Kriegstaumel auch nicht mehr in der Lage.

 

Tra, ra, Trump

Wenn der «Blick» diesen Mann nicht hätte …

… dann wäre sein Online-Auftritt leerer als das Themen-Truckeli seiner Redaktion.

Wir zählen mal durch:

Ist er nicht zum Knutschen, ein richtiger Knuddelbär. Man beachte auch, dass Donald Trump seine Tränensäcke von der Behandlung mit Bräunungscreme ausnimmt.

Dann geht es weiter Schlag auf Schlag:

Vielleicht hat ZACKBUM auch noch ein paarmal Fotos des schütteren blondierten Haupthaars übersehen. Aber das sind mal immerhin acht Auftritte des designierten Präsidenten, der erst am 20. Januar 2025 sein Amt antreten wird.

«Blick» bringt ihn so häufig, dass sogar der Bildredaktion die Fotos ausgehen und eines gleich auch rezykliert wird. Allerdings muss ZACKBUM als Anhänger der Geschlechtergerechtigkeit eine schwere Klage deponieren. So viel Trump, aber wo bleibt Kamala Harris? Hä? Wurde doch bis vor Kurzem noch als die grosse dunkle Hoffnung bejubelt. Und jetzt? Vergessen, weggeworfen, typisch Macho-Sexismus des Boulevard, obwohl der doch gar kein Boulevard mehr sein darf und will.

Was sagt Steffi Buchli dazu? Und wo bleibt Ladina Heimgartner, die neben vielen anderen Aufgaben ja schliesslich auch über den Niedergang des «Blick» wacht? In einem Verlag, der sich doch auf die Fahne geschrieben hat, mit «EqualVoice» die Sichtbarkeit von Frauen zu erhöhen. Und zwar nicht länger als Seite-3-Girls, sondern als ernstzunehmende Teilhaber an der Gesellschaft. Ja, ja, Wort und Tat, da klafft mal wieder ein Abgrund, und der ist männlich.

Ein Herz für Alzheimer-Leser

Der «Blick» sagt’s gerne nochmal. Und nochmal. Und nochmal.

Der «Blick» ist das Billy-Regal unter den Zeitungen. Immer wieder gut, immer wieder und wieder und wieder. Denn was ist besser als eine News von vorgestern? Genau, eine wiederholte News von vorgestern.

Zum, Beispiel diese hier:

Schon vergessen, lieber Leser? Kein Problem:

Na, der Leser als vergesslicher Schlingel? Macht nix, «Blick» serviert die eingeschlafenen Füsse von vorgestern nochmal:

«News» ist ist der peinlichste Rubrikentitel in der Schweizer Medienlandschaft.

Aber auch die Verbreitung der Nachricht, dass die UKW-Abschaltung Mehrkosten verursache, liegt der «Blick»-Redaktion am Herzen:

Ach, hast das etwa überlesen, lieber Leser? Kein Problem, bitte sehr:

Immerhin, man beachte die Details, der Bildausschnitt ist leicht anders.

Auch eine wichtige Durchsage der Polizei kann nicht oft genug wiederholt werden. Der Berliner Polizei, aber das geht auch den Schweizer Leser an:

Also wirklich, lieber Leser, diese Warnung darfst du nicht überlesen:

Besonders krass wird es, wenn Doppelmoppel nebeneinander stehen:

Hier kann sich der geneigte Leser entscheiden, ob er das Stück über Trump oder über ein Atom-U-Boot mehrfach lesen möchte:

Beim U-Boot bietet ihm der «Blick» seit dem 13. August die Möglichkeit dazu.

Oder, andere Erklärung, es könnte Leserhörer geben, die gar nicht oft genug die Stimme des «Chief Content Officer» Steffi Buchli hören können:

Damit erfreut der «Blick» seine Leser «in eigener Sache» seit dem 18. Juni. Besonders schmuck ist es, wenn Steffi Buchli diese Meldung über Steffi Buchli – selber vorliest. Aber leider nur ein Mal. Dafür immer wieder abspielbar.

Immerhin, die Lobhudelei auf die neue und engere Bestuhlung bei Edelweiss hat schnell eingeschenkt:

Allerdings kann man bei der Platzierung nicht gerade von einem inseratenfreundlichen Umfeld sprechen. Aber der nächste Gratis-Jubelartikel kommt bestimmt.

Und sollte Edelweiss mal eine Pause mit Inseraten machen, ist bereits vorgesorgt:

Nein, das ist kein bezahltes Inserat. Das ist auch kein «paid content». Das ist ein Recherchierstück des «Redaktor Wirtschaft» Robin Wegmüller. Er hat nämlich knallhart nachgefragt und sogar der Ikea-CEO ein wohlgehütetes Geheimnis entlockt: «Angepackt hat Ikea-Schweiz beim Schrank-Kassenschlager PAX – verantwortlich für 10 Prozent vom jährlichen Umsatz. «Auch Top-Seller wie PAX lassen sich im Laufe der Zeit noch verbessern», gesteht Ikea-Schweiz-CEO Janie Bisset (44).»

Aber damit nicht genug, dass sich so die Aufbauzeit des Schranks deutlich reduziere: «Von rund einer Stunde auf 20 Minuten? Eine angenehme Neuerung. Der Einrichtungsriese hat nicht nur die beliebteste Produktfamilie «aufgemöbelt». Auch die Billy-Regale gibt es in einer Neuauflage. Von über 50 Nägel braucht es heute nur noch wenige Schnappverschlüsse zur Befestigung.»

50 Nägel weg (Präposition ist Glücksache, wie wäre es mit «statt über 50 Nägel» statt «von»), wenige Schnappverschlüsse her, Wahnsinn. Noch mehr gute News: «Mit der Einführung der leichteren Montage wäre eine Erhöhung der Preise keine Überraschung. Bislang blieben diese aber unverändert und gehen wohl eher in die entgegengesetzte Richtung. Denn schon beim exklusiven Besuch von Blick bei der neuen Ikea-Chefin im April meinte sie: «Wir werden bei über 2000 Produkten die Preise senken.»»

Der Hammer, dieser Breaking News ging schon ein «Exklusiv-Besuch bei der neuen Ikea-Chefin» voraus; ob’s da bereits Getuschel gibt? Einzige Frage, die bleibt: wie kann man sich Wirtschaftsredaktor nennen, so einen Werbemüll schreiben und sich morgens noch im Spiegel anschauen? Wahrscheinlich kein Problem, wenn der ein Geschenk von Ikea ist.

Schnarch

ZACKBUM wagte einen Blick in die heutige «SonntagsZeitung».

Stunden später sind wir wieder aufgewacht. Ein doppelter Espresso befähigt uns, über den Inhalt der Schnarchhilfe zu berichten. Mal im Ernst, liebe SoZler:

Holt irgend etwas davon die Oma aus dem Koma, angesichts der Altersstruktur Eurer Leser? Es gibt immer mehr Ausländer an der ETH? Schnarch. Usian (da war doch mal was) Bolt? Gähn. «Prämieninitiative: Reiche Kantone profitieren», wegnick. Dazu noch «Liebe im Alter», «Mount Everest» und gar «Richtig packen»? Echt jetzt?

Ein Leitartikel über die «toxische Männlichkeit des Brian K.»? «Krach» zwischen Keller-Sutter und Ermotti? Weil sie Wattebäusche wirft, die im Parlament noch mit Weichspüler übergossen werden? Come on.

«Es braucht viel mehr grosse Kraftwerke als angenommen», das wusste ausserhalb der Klimakreischen-Fraktion in der SoZ sowieso schon jeder. «Meret Schneider will zurück ins Bundeshaus»; Meret who? Die abgewählte Grüne will in knapp vier Jahren wieder antreten? Erschütternd, Grund für eine Seite und ein Riesenfoto?

Dann Deutscher über Deutschen (SZ-Rossmann über CDU-Merz) oder Deutscher über Chinesen (SZ-Müller über China-Xi). Dann Nebel-Somm über den 1. Mai, der angeblich zu «einem Nazi-Tag verkam». Der gelernte Historiker weiss offenbar nicht einmal, dass Hitler den 1. Mai in Deutschland zum Arbeiterkampf- und Feiertag machte. Und sein Geständnis «Ich bin kein Linker mehr», das mag auch nicht wirklich überraschen.

Daneben steht Gülsha Adilji, und das war dann der Knock-out-Tropfen.

Wirtschaft? «Behindern Eltern die Berufswahl ihrer Kinder?» Die Enthüllung: «Väter und Mütter haben einen starken Einfluss auf den Bildungsweg ihrer Kinder». ZACKBUM dachte bislang, dass es umgekehrt sei. Aber so lernt man täglich dazu.

Und schliesslich, last and least: «Kroatien überholt Nemo – Diese vier Acts könnten uns den Sieg streitig machen». UNS?

Schlimmer als Tamedia (34’000 A im «Magazin», geschrieben von Feigling Gertsch) ist eigentlich nur SRF. Da lässt sich die Musikredaktorin Gini Mühlhaus zu Nemo so zitieren: «Dieser Song sitzt nicht nur, dieser Song klebt.» Ja, ungefähr wie ein Kaugummi an der Fusssohle.

Aber SRF traut sich was, wovor selbst die SoZ zurückschreckt:

Non-binär, für unsere Kleinen erklärt. Das müssen die schliesslich wissen. So blöde Sachen wie Rechtschreibung oder Rechnen ist doch was für Streber und leistungsbereite Blödis.

Allerdings: beim Durchblättern dieser SoZ fragt man sich schon, ob Primarschüler dafür wirklich lesen lernen sollten.

Tief in den Schlaf wiegte uns dann allerdings dieser Artikel:

Weil eine Homestory über eine «Kommunikationsberaterin» auch ausserhalb der SI schnarchlangweilig ist? Das auch, aber:

Die genau gleiche schnarchlangweilige Homestory erschien bereits am 28. April bei Tamedia. Gut, ein Service für die Alzheimerkranken unter den Lesern, das Gedächtnis bei Omas (und Opas) ist allgemein nicht mehr das beste. Aber das Gleiche immer wieder sonntags? Und dafür noch Geld verlangen in der SoZ? Obwohl es eine Woche vorher gratis war? Das ist schon nassforsch. Passt aber prima zu Tamedias Strategie, die Leser zu vergraulen.

 

 

Was hinten rauskommt

«Blick» kann’s nicht lassen. ZACKBUM auch nicht.

Der Höhepunkt, also der Tiefpunkt gleich am Anfang. Immerhin schützt der «Blick» den unschuldigen Leser vor dem Inhalt, der hinter der Bezahlschranke furzt, äh firmiert. Aber anschauen müssen sich das alle:

Wir wollen dem durchschnittlichen «Blick»-Leser nicht zu nahe treten, aber ob der weiss, was ein Proktologe ist? Und ob er diesen Furz wohl als Flatus bezeichnen würde? Aber die Frage der Fragen ist ja: glaubt vom Chief Content Officer abwärts jede C-Pfeife beim «Blick», dass der Leser selbst dafür zu blöd ist?

Und ob wohl jemand so blöd ist, dafür Geld auszugeben, wenn das das Beste von «Blick+» sein soll?

Das hier ist zwar gratis, aber dennoch muss man sich nach dem Wert der Meldungen fragen:

Oder will jemand wirklich wissen, was passiert, wenn man täglich einen Apfel isst? Bekommt man dann Knospen? Fängt man an zu wiehern? Nun ja, der brandneue Artikel stammt vom 6. November; bei solcher Lagerung wäre ein Apfel schon leicht verschrumpelt. Und eine entscheidende Frage wird hier nicht beantwortet: was passiert, wenn man täglich keinen Apfel isst?

ZACKBUM schätzt aber den speziellen «Blick»-Service für Leser mit Problemen beim Kurzzeitgedächtnis. Die schauen sich zum Beispiel wie oben die Meldung an «Darum schickt die Ukraine auch Katzen an die Front.»  Dann kommt das Gefäss Sport, und für die, die das mit den Katzen schon vergessen haben:

Hello again. Das gilt auch für den oben angepriesenen Artikel «Reichen 3000 Franken für eine Woche Skiferien?» Wem’s zwischendurch aus dem Hinterkopf gefallen ist, ob’s reicht oder nicht, bitte sehr:

Hello again. Oder sagten wir das schon? Macht nix, für den vergesslichen ZACKBUM-Leser: hello again.

Kam man eigentlich, ausser beim Putzen des Pos, sonst noch Fehler machen? Aber ja, jede Menge:

 

Das kommt ja wie ein richtiger «Blick»-Knaller daher. «Riskante Irrtümer aufgedeckt», aber hallo. Wollen Sie denn Igel umbringen? Lassen Sie die in Ruhe schlafen! Und ja keine riskanten Erdnüsse oder Todesmandeln für Eichhörnchen, diese «süssen Nagetiere». Ach so, aber das ist ja eine Werbekiste für BKW, gar keine Eigenleistung. Dabei gäbe es noch so viel zu raten.

Zum Beispiel:

– Selber atmen. Wie geht das?
– Geradeaus laufen. Eine Anleitung Schritt für Schritt
– Nie mehr an heissem Kaffee den Mund verbrühen. Das sollten Sie beachten
– Wie Sie es vermeiden, in Fensterscheiben zu laufen
– Warum hat das Velo keinen Rückwärtsgang?
– Schluckauf – was tun?
– Wohin geht das Licht, wenn es ausgeht?
– Wenn die Dauerwelle nicht dauert, wo kann ich mich beschweren?
– Der Spitz ist nicht spitz. Ist das normal?
– Sollte ich den «Blick» lesen? Wenn ja, warum nicht?

Diese zehn Themenvorschläge sind so wertvoll wie ein «Blick+»-Jahresabo, aber gratis …

 

Es schneit immer noch

Schnee kann nicht vor Peinlichkeit erröten.

Tamedia ebenfalls nicht. Es ist Montag, und es liegt Schnee und es ist Dezember. Daraus melkt der Konzern der Qualitätsmedien folgende Storys an einem einzigen Tag:

«Mission Samichlaus», Sonderthema «Wintereinbruch» (hat man den Schneemann immer noch nicht gefasst?) mit allen Qualitätsmerkmalen wie Newsticker, Ratgeber («Acht Fehler beim Autofahren im Winter»), dämlichen Fragen («Was ist Schnee?») und noch mehr Ratgeber («So bleiben Sie im Winter verletzungsfrei»).

Dazu haben wir noch das Sonderthema «Adventszeit», in der gleichen Tiefflugebene: «14 Ideen für Adventsdekorationen».

Zürich-Teil: «Der Schnee lockte Zehntausende hinaus», «Der Samichlaus antwortet jetzt auf WhatsApp».

Schnee von gestern ist hingegen das Quengel-Video «Putins Männer und ihr UBS-Konten». Das wollte niemand lesen, das will niemand sehen. Bald wird Oliver Zihlmann wieder verzweifelt aufstöhnen: «Der Skandal, der keiner wurde

Noch mehr Winterweihnachtliches? Immer: «Diese Wirtschaftsbücher machen sich gut unter dem Weihnachtsbaum».

ZACKBUM hätte noch ein paar Ergänzungsvorschläge:

– Schneien, aber richtig
– Glatteis, was tun?
– Wie gefährlich sind Schneeflocken?
– Ist das der Klimawandel?
– Was tun, wenn es nicht schneit?
– Wollt Ihr den totalen Schnee?
– Ist Schneeblindheit heilbar?
– Bastelanleitung für einen Schneeball in drei einfachen Schritten
– Eingeschneit. Was tun?

Damit sollte die Zeit bis zum Jahresende bestritten werden können.

Penis-Recycling beim «Blick»

Erektionsprobleme – eigentlich ein Boulevard-Thema par excellence.

Nun ist es so, dass das Boulevardblatt «Blick» unter weiblicher, aber inkompetenter Oberleitung gar nicht mehr Boulevard sein soll. Also bunte Bilder, grosse Buchstaben, kurze Texte, das alles schon. Auch ein wenig verbaler Krawall darf sein. Aber bitte vor allem gegen die SVP.

Halt nicht zu viel. Keine nackten Frauen. Kein Busen, kein Blut, nur noch Büsis. Sonst wird der Schuldige durchs Regenrohr im Logo gespült.

Allerdings gibt es dann doch Themen, die halt locken und verlocken. Dazu gehört ohne Zweifel der Penis des Mannes. Also genauer gesagt, der hängende Penis. Oder vornehmer ausgedrückt: der Penis mit Erektionsproblemen.

Das macht Männer ganz schön fertig, ist gar nicht so selten und eigentlich ein noch grösseres Problem als ein zu kleiner Pimmel. Also muss man sich dem doch widmen können. Aber wie, ohne Anstoss höheren Orts zu erregen?

Da kam «Blick» auf eine geniale Idee. Na ja, fast genial:

Der Penis als Kaktus, das macht Frauen garantiert scharf. Und der Urologe erklärt, das gibt das nötige wissenschaftliche Feigenblatt. Dann noch ein hingehauchter Titel «Der Penis ist die Antenne des Herzens». Grossartig. Der Haarausfall ist die Satellitenschüssel des Kopfes. Die Nase ist das Mikrophon des Mundes. Oder so.

Auf jeden Fall war das eine Lösung des Problems, wie man sich einem lesernahen Problemthema nähern kann und sogar ein Bild dazu abdrucken darf, das irgendwie schweinisch ist, aber dann doch nicht richtig.

Das ist natürlich eine Glanzleistung. Aber vergangener Glanz; sie stammt vom März dieses Jahres. Seither sind die Erektionsprobleme der «Blick»-Leser sicherlich nicht kleiner geworden. Aber es ist etwas Neues in diesem «Powerhouse» passiert: «Blick+» wurde geboren. Idee von der «Bild»-Zeitung geklaut, aber macht ja nix. Kühne Idee: der «Blick»-Leser soll für ganz besondere Artikel Geld abdrücken, besonders solche, die einen hohen Servicecharakter haben. Also zeigt «Blick» stolz immer wieder die Liste dieser Spitzenleistungen, auch im Oktober:

Hoppla, denkt da der interessierte «Blick»-Leser, kommt mir der Titel links nicht bekannt vor? Da hat er recht:

Weil’s so schön war, gleich nochmal. Gleicher Urologe, gleicher Kaktus, gleicher Titel, gleicher Text. Wer findet die Unterschiede? Richtig, jetzt ist’s viereckig, vorher war’s länglich. Und: da prangt doch etwas Neues auf dem rezyklierten Werk: «Blick+». Und rechts hat’s so einen roten Strich. Sinn- und zwecklos, aber der Designer steht halt drauf.

Was früher gratis war, kostet in der Wiederholung. ZACKBUM hat seine Zweifel, ob dieses Businessmodell nachhaltig ist oder die «Blick»-Leser begeistert. Wie viele für gut abgehangene Kakteen, Pardon, Storys etwas bezahlen wollen, die sie vorher gratis lesen konnten?  Leider veröffentlicht das Powerhouse Ringier keine Zahlen dazu. Sie werden wissen, warum.

Und wieso erinnert diese rezyklierte Story irgendwie an «Blick TV»? Na, hie Erektionsstörung, da Bildstörung. Ist halt beides ein Durchhänger.

Wumms: Isabelle Jacobi

Alles ist gesagt. Nur noch nicht von allen.

«Es gibt weitere Gemeinsamkeiten: In beiden Fällen kam es zu einem «Bank Run», und in beiden Fällen scheiterte die Finanzaufsicht, frühzeitig für Stabilität zu sorgen.»

Isabelle Jacobi ist die Chefredaktorin des Berner «Bund». Die einstmals stolze Zeitung, deren Redaktion niemals mit der «Berner Zeitung» zusammengelegt werden sollte, verteilt die gleiche Einheitssauce wie alle Zeitungen aus dem Hause «Tages-Anzeiger» und wurde natürlich fast vollständig zusammengelegt.

Jacobi hat einige Theaterstücke verfasst, arbeitete lange Jahre für SRF 2 Kultur und im «Echo der Zeit». Sie war diverse Male in New York stationiert und übernahm im Juli 2022 den Posten des Grüss-August beim «Bund».

Das alles qualifiziert sie ungemein, auch noch ihren Senf zur Credit Suisse abzugeben. Mit dem stimmigen Titel «Dieser Bankcrash war eine Nahtoderfahrung». Einer Chefredaktorin, auch wenn sie kaum Ahnung von der Materie hat, redet natürlich keiner rein, wenn sie kommentiert. Das Phänomen kennen wir von Priska Amstutz, Mario Stäuble und neuerdings Raphaela Birrer.

Ob es wohl Sinn macht, Jacobi zu erklären, was ein «Bank Run» ist? Ob man ihr hier Hilfestellung leisten sollte: «Sowohl in der Schweiz als auch in den USA werden griffigere TBTF-Regelungen gefordert»?

Oder ob man ihr schonend beibringen kann, wie unsinnig solche Sätze sind ? «Nach einer solchen Erfahrung darf man nicht zum «business as usual» zurückgehen.» Wie überflüssig diese: «Die US-Finanzministerin Janet Yellen und der Fed-Vorsitzende Jerome Powell anerkannten diese Leistung der Schweiz öffentlich. Yellen soll während der Verhandlungen wiederholt mit Bern telefoniert haben, berichtet die «Financial Times»».

Oder der hier: «Eine frühe Lehre aus der Krise ist: Die internationalen Finanzmärkte sind fragiler und noch abhängiger voneinander, als wir dachten.» Vielleicht hätte sie besser formuliert: als ich dachte.

Aber natürlich kommt Jacobi zum Schluss, und zu einer Schlussfolgerung, die an historischer Bedeutung nicht zu übertreffen ist: «Wenn eine Bankenaufsicht zu etwas taugen soll, dann dazu, einen «Bank Run» zu vermeiden

Wenn ein Kommentar zu etwas taugen soll, dann dazu, dem Leser ein Mü Erkenntnisgewinn zu schenken. Sonst rennt er, wie bei Tamedia üblich, zum Ausgang.

Was tun,

… wenn nicht wirklich etwas los ist?

Verschiedene Medien haben für dieses Problem verschiedene Antworten gefunden. Die NZZ versucht es mit einer Art historisierendem Sauglattismus und stellt diese Hammerstory online oben rein:

Es bleibt anzumerken: kein NZZ-Mitarbeiter würde sich trauen, dem Chefredaktor mit einem launigen «hoi Eric» zu begegnen …

Der «Blick» profitiert hingegen davon, dass der Fotograf mehr als einmal auf den Auslöser gedrückt hat:

Gut, die Sujets unterscheiden sich nicht grundlegend, dafür der Text auch nicht. Aber wenn man schon im Wiederholungsmodus ist, dann richtig:

Man hofft natürlich für die Online-Redaktion, dass es im «Löwen» dann Schnitzel gratis bis ans Lebensende gibt.

Eine wahre Pest sind auch übergrosse Symbole-Fotos zu einer Kurzmeldung:

Damit will «20 Minuten» offenbar die Lesezeit auf 2 Sekunden verkürzen. Einen leicht schweisselnden Geruch nach Verzweiflung strahlt auch diese Meldung aus:

Aber das Thema ist ausbaufähig. Denken wir auch an Kanarienvögel, Hamster, Meerschweinchen, Papageien und andere treue Begleiter des Menschen. Ein rasch entschlossener Blattmacher würde hier sofort die Chance für eine Serie wittern.

Hier hingegen wäre die Story eigentlich nicht schlecht. Aber am Bildschnitt könnte man noch etwas üben:

Man weiss nicht, ob man das als Ausgrenzung, kulturelle Aneignung oder platten Rassismus interpretieren soll, dass es in Basel auch ein Inderspital gibt.

Zugegeben, der «Blick» hat da fahrlässig und unverständlich das Terrain freigegeben, aber ist es nicht so, dass solche Themen ganz allgemein leicht unappetitlich sind?

Dann vielleicht doch mehr «Bello, wir suchen dich»-Storys.

Wir hatten es schon davon, aber der Tagi will dieses Gefäss offenbar wirklich zur ständigen Einrichtung machen:

Vielleicht liesse sich hier ein Wettbewerb rausmelken: wer benennt die drei Unterschiede zum sonstigen Inhalt? (Richtige Antwort: Fangfrage, es gibt keinen.)

Auch der Tagi gibt dem Trend zum Sammelgefäss nach:

Und nach:

Und nach:

Nach der Devise: die News ist eigentlich durch, aber schön, haben wir noch drüber geredet.

Eine Frage lässt Tamedia allerdings offen. Wie verzweifelt muss eine Redaktion sein, wenn sie das hier publiziert?

Keine Angst, wir werden nicht inhaltlich darauf eingehen …

Eigentlich ist ein Bericht über ein lokales Thema einer der letzten Lichtblicke im Menu Einheitssosse des Kopfblatt-Journalismus. Aber so sollte man es vielleicht auch nicht machen:

Immer noch besser als als Leser sagen zu müssen: «Immer, wenn ich CH Media benutze, schlafen mir die Füsse ein

Wir wollen hier aber für ein Mal zu einem versöhnlichen Schluss kommen:

Besonderen Spass macht das Nichtstun, wenn man sich dafür noch, wie viele Medien, bezahlen lässt …