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Was hinten rauskommt

«Blick» kann’s nicht lassen. ZACKBUM auch nicht.

Der Höhepunkt, also der Tiefpunkt gleich am Anfang. Immerhin schützt der «Blick» den unschuldigen Leser vor dem Inhalt, der hinter der Bezahlschranke furzt, äh firmiert. Aber anschauen müssen sich das alle:

Wir wollen dem durchschnittlichen «Blick»-Leser nicht zu nahe treten, aber ob der weiss, was ein Proktologe ist? Und ob er diesen Furz wohl als Flatus bezeichnen würde? Aber die Frage der Fragen ist ja: glaubt vom Chief Content Officer abwärts jede C-Pfeife beim «Blick», dass der Leser selbst dafür zu blöd ist?

Und ob wohl jemand so blöd ist, dafür Geld auszugeben, wenn das das Beste von «Blick+» sein soll?

Das hier ist zwar gratis, aber dennoch muss man sich nach dem Wert der Meldungen fragen:

Oder will jemand wirklich wissen, was passiert, wenn man täglich einen Apfel isst? Bekommt man dann Knospen? Fängt man an zu wiehern? Nun ja, der brandneue Artikel stammt vom 6. November; bei solcher Lagerung wäre ein Apfel schon leicht verschrumpelt. Und eine entscheidende Frage wird hier nicht beantwortet: was passiert, wenn man täglich keinen Apfel isst?

ZACKBUM schätzt aber den speziellen «Blick»-Service für Leser mit Problemen beim Kurzzeitgedächtnis. Die schauen sich zum Beispiel wie oben die Meldung an «Darum schickt die Ukraine auch Katzen an die Front.»  Dann kommt das Gefäss Sport, und für die, die das mit den Katzen schon vergessen haben:

Hello again. Das gilt auch für den oben angepriesenen Artikel «Reichen 3000 Franken für eine Woche Skiferien?» Wem’s zwischendurch aus dem Hinterkopf gefallen ist, ob’s reicht oder nicht, bitte sehr:

Hello again. Oder sagten wir das schon? Macht nix, für den vergesslichen ZACKBUM-Leser: hello again.

Kam man eigentlich, ausser beim Putzen des Pos, sonst noch Fehler machen? Aber ja, jede Menge:

 

Das kommt ja wie ein richtiger «Blick»-Knaller daher. «Riskante Irrtümer aufgedeckt», aber hallo. Wollen Sie denn Igel umbringen? Lassen Sie die in Ruhe schlafen! Und ja keine riskanten Erdnüsse oder Todesmandeln für Eichhörnchen, diese «süssen Nagetiere». Ach so, aber das ist ja eine Werbekiste für BKW, gar keine Eigenleistung. Dabei gäbe es noch so viel zu raten.

Zum Beispiel:

– Selber atmen. Wie geht das?
– Geradeaus laufen. Eine Anleitung Schritt für Schritt
– Nie mehr an heissem Kaffee den Mund verbrühen. Das sollten Sie beachten
– Wie Sie es vermeiden, in Fensterscheiben zu laufen
– Warum hat das Velo keinen Rückwärtsgang?
– Schluckauf – was tun?
– Wohin geht das Licht, wenn es ausgeht?
– Wenn die Dauerwelle nicht dauert, wo kann ich mich beschweren?
– Der Spitz ist nicht spitz. Ist das normal?
– Sollte ich den «Blick» lesen? Wenn ja, warum nicht?

Diese zehn Themenvorschläge sind so wertvoll wie ein «Blick+»-Jahresabo, aber gratis …

 

Es schneit immer noch

Schnee kann nicht vor Peinlichkeit erröten.

Tamedia ebenfalls nicht. Es ist Montag, und es liegt Schnee und es ist Dezember. Daraus melkt der Konzern der Qualitätsmedien folgende Storys an einem einzigen Tag:

«Mission Samichlaus», Sonderthema «Wintereinbruch» (hat man den Schneemann immer noch nicht gefasst?) mit allen Qualitätsmerkmalen wie Newsticker, Ratgeber («Acht Fehler beim Autofahren im Winter»), dämlichen Fragen («Was ist Schnee?») und noch mehr Ratgeber («So bleiben Sie im Winter verletzungsfrei»).

Dazu haben wir noch das Sonderthema «Adventszeit», in der gleichen Tiefflugebene: «14 Ideen für Adventsdekorationen».

Zürich-Teil: «Der Schnee lockte Zehntausende hinaus», «Der Samichlaus antwortet jetzt auf WhatsApp».

Schnee von gestern ist hingegen das Quengel-Video «Putins Männer und ihr UBS-Konten». Das wollte niemand lesen, das will niemand sehen. Bald wird Oliver Zihlmann wieder verzweifelt aufstöhnen: «Der Skandal, der keiner wurde

Noch mehr Winterweihnachtliches? Immer: «Diese Wirtschaftsbücher machen sich gut unter dem Weihnachtsbaum».

ZACKBUM hätte noch ein paar Ergänzungsvorschläge:

– Schneien, aber richtig
– Glatteis, was tun?
– Wie gefährlich sind Schneeflocken?
– Ist das der Klimawandel?
– Was tun, wenn es nicht schneit?
– Wollt Ihr den totalen Schnee?
– Ist Schneeblindheit heilbar?
– Bastelanleitung für einen Schneeball in drei einfachen Schritten
– Eingeschneit. Was tun?

Damit sollte die Zeit bis zum Jahresende bestritten werden können.

Penis-Recycling beim «Blick»

Erektionsprobleme – eigentlich ein Boulevard-Thema par excellence.

Nun ist es so, dass das Boulevardblatt «Blick» unter weiblicher, aber inkompetenter Oberleitung gar nicht mehr Boulevard sein soll. Also bunte Bilder, grosse Buchstaben, kurze Texte, das alles schon. Auch ein wenig verbaler Krawall darf sein. Aber bitte vor allem gegen die SVP.

Halt nicht zu viel. Keine nackten Frauen. Kein Busen, kein Blut, nur noch Büsis. Sonst wird der Schuldige durchs Regenrohr im Logo gespült.

Allerdings gibt es dann doch Themen, die halt locken und verlocken. Dazu gehört ohne Zweifel der Penis des Mannes. Also genauer gesagt, der hängende Penis. Oder vornehmer ausgedrückt: der Penis mit Erektionsproblemen.

Das macht Männer ganz schön fertig, ist gar nicht so selten und eigentlich ein noch grösseres Problem als ein zu kleiner Pimmel. Also muss man sich dem doch widmen können. Aber wie, ohne Anstoss höheren Orts zu erregen?

Da kam «Blick» auf eine geniale Idee. Na ja, fast genial:

Der Penis als Kaktus, das macht Frauen garantiert scharf. Und der Urologe erklärt, das gibt das nötige wissenschaftliche Feigenblatt. Dann noch ein hingehauchter Titel «Der Penis ist die Antenne des Herzens». Grossartig. Der Haarausfall ist die Satellitenschüssel des Kopfes. Die Nase ist das Mikrophon des Mundes. Oder so.

Auf jeden Fall war das eine Lösung des Problems, wie man sich einem lesernahen Problemthema nähern kann und sogar ein Bild dazu abdrucken darf, das irgendwie schweinisch ist, aber dann doch nicht richtig.

Das ist natürlich eine Glanzleistung. Aber vergangener Glanz; sie stammt vom März dieses Jahres. Seither sind die Erektionsprobleme der «Blick»-Leser sicherlich nicht kleiner geworden. Aber es ist etwas Neues in diesem «Powerhouse» passiert: «Blick+» wurde geboren. Idee von der «Bild»-Zeitung geklaut, aber macht ja nix. Kühne Idee: der «Blick»-Leser soll für ganz besondere Artikel Geld abdrücken, besonders solche, die einen hohen Servicecharakter haben. Also zeigt «Blick» stolz immer wieder die Liste dieser Spitzenleistungen, auch im Oktober:

Hoppla, denkt da der interessierte «Blick»-Leser, kommt mir der Titel links nicht bekannt vor? Da hat er recht:

Weil’s so schön war, gleich nochmal. Gleicher Urologe, gleicher Kaktus, gleicher Titel, gleicher Text. Wer findet die Unterschiede? Richtig, jetzt ist’s viereckig, vorher war’s länglich. Und: da prangt doch etwas Neues auf dem rezyklierten Werk: «Blick+». Und rechts hat’s so einen roten Strich. Sinn- und zwecklos, aber der Designer steht halt drauf.

Was früher gratis war, kostet in der Wiederholung. ZACKBUM hat seine Zweifel, ob dieses Businessmodell nachhaltig ist oder die «Blick»-Leser begeistert. Wie viele für gut abgehangene Kakteen, Pardon, Storys etwas bezahlen wollen, die sie vorher gratis lesen konnten?  Leider veröffentlicht das Powerhouse Ringier keine Zahlen dazu. Sie werden wissen, warum.

Und wieso erinnert diese rezyklierte Story irgendwie an «Blick TV»? Na, hie Erektionsstörung, da Bildstörung. Ist halt beides ein Durchhänger.

Wumms: Isabelle Jacobi

Alles ist gesagt. Nur noch nicht von allen.

«Es gibt weitere Gemeinsamkeiten: In beiden Fällen kam es zu einem «Bank Run», und in beiden Fällen scheiterte die Finanzaufsicht, frühzeitig für Stabilität zu sorgen.»

Isabelle Jacobi ist die Chefredaktorin des Berner «Bund». Die einstmals stolze Zeitung, deren Redaktion niemals mit der «Berner Zeitung» zusammengelegt werden sollte, verteilt die gleiche Einheitssauce wie alle Zeitungen aus dem Hause «Tages-Anzeiger» und wurde natürlich fast vollständig zusammengelegt.

Jacobi hat einige Theaterstücke verfasst, arbeitete lange Jahre für SRF 2 Kultur und im «Echo der Zeit». Sie war diverse Male in New York stationiert und übernahm im Juli 2022 den Posten des Grüss-August beim «Bund».

Das alles qualifiziert sie ungemein, auch noch ihren Senf zur Credit Suisse abzugeben. Mit dem stimmigen Titel «Dieser Bankcrash war eine Nahtoderfahrung». Einer Chefredaktorin, auch wenn sie kaum Ahnung von der Materie hat, redet natürlich keiner rein, wenn sie kommentiert. Das Phänomen kennen wir von Priska Amstutz, Mario Stäuble und neuerdings Raphaela Birrer.

Ob es wohl Sinn macht, Jacobi zu erklären, was ein «Bank Run» ist? Ob man ihr hier Hilfestellung leisten sollte: «Sowohl in der Schweiz als auch in den USA werden griffigere TBTF-Regelungen gefordert»?

Oder ob man ihr schonend beibringen kann, wie unsinnig solche Sätze sind ? «Nach einer solchen Erfahrung darf man nicht zum «business as usual» zurückgehen.» Wie überflüssig diese: «Die US-Finanzministerin Janet Yellen und der Fed-Vorsitzende Jerome Powell anerkannten diese Leistung der Schweiz öffentlich. Yellen soll während der Verhandlungen wiederholt mit Bern telefoniert haben, berichtet die «Financial Times»».

Oder der hier: «Eine frühe Lehre aus der Krise ist: Die internationalen Finanzmärkte sind fragiler und noch abhängiger voneinander, als wir dachten.» Vielleicht hätte sie besser formuliert: als ich dachte.

Aber natürlich kommt Jacobi zum Schluss, und zu einer Schlussfolgerung, die an historischer Bedeutung nicht zu übertreffen ist: «Wenn eine Bankenaufsicht zu etwas taugen soll, dann dazu, einen «Bank Run» zu vermeiden

Wenn ein Kommentar zu etwas taugen soll, dann dazu, dem Leser ein Mü Erkenntnisgewinn zu schenken. Sonst rennt er, wie bei Tamedia üblich, zum Ausgang.

Was tun,

… wenn nicht wirklich etwas los ist?

Verschiedene Medien haben für dieses Problem verschiedene Antworten gefunden. Die NZZ versucht es mit einer Art historisierendem Sauglattismus und stellt diese Hammerstory online oben rein:

Es bleibt anzumerken: kein NZZ-Mitarbeiter würde sich trauen, dem Chefredaktor mit einem launigen «hoi Eric» zu begegnen …

Der «Blick» profitiert hingegen davon, dass der Fotograf mehr als einmal auf den Auslöser gedrückt hat:

Gut, die Sujets unterscheiden sich nicht grundlegend, dafür der Text auch nicht. Aber wenn man schon im Wiederholungsmodus ist, dann richtig:

Man hofft natürlich für die Online-Redaktion, dass es im «Löwen» dann Schnitzel gratis bis ans Lebensende gibt.

Eine wahre Pest sind auch übergrosse Symbole-Fotos zu einer Kurzmeldung:

Damit will «20 Minuten» offenbar die Lesezeit auf 2 Sekunden verkürzen. Einen leicht schweisselnden Geruch nach Verzweiflung strahlt auch diese Meldung aus:

Aber das Thema ist ausbaufähig. Denken wir auch an Kanarienvögel, Hamster, Meerschweinchen, Papageien und andere treue Begleiter des Menschen. Ein rasch entschlossener Blattmacher würde hier sofort die Chance für eine Serie wittern.

Hier hingegen wäre die Story eigentlich nicht schlecht. Aber am Bildschnitt könnte man noch etwas üben:

Man weiss nicht, ob man das als Ausgrenzung, kulturelle Aneignung oder platten Rassismus interpretieren soll, dass es in Basel auch ein Inderspital gibt.

Zugegeben, der «Blick» hat da fahrlässig und unverständlich das Terrain freigegeben, aber ist es nicht so, dass solche Themen ganz allgemein leicht unappetitlich sind?

Dann vielleicht doch mehr «Bello, wir suchen dich»-Storys.

Wir hatten es schon davon, aber der Tagi will dieses Gefäss offenbar wirklich zur ständigen Einrichtung machen:

Vielleicht liesse sich hier ein Wettbewerb rausmelken: wer benennt die drei Unterschiede zum sonstigen Inhalt? (Richtige Antwort: Fangfrage, es gibt keinen.)

Auch der Tagi gibt dem Trend zum Sammelgefäss nach:

Und nach:

Und nach:

Nach der Devise: die News ist eigentlich durch, aber schön, haben wir noch drüber geredet.

Eine Frage lässt Tamedia allerdings offen. Wie verzweifelt muss eine Redaktion sein, wenn sie das hier publiziert?

Keine Angst, wir werden nicht inhaltlich darauf eingehen …

Eigentlich ist ein Bericht über ein lokales Thema einer der letzten Lichtblicke im Menu Einheitssosse des Kopfblatt-Journalismus. Aber so sollte man es vielleicht auch nicht machen:

Immer noch besser als als Leser sagen zu müssen: «Immer, wenn ich CH Media benutze, schlafen mir die Füsse ein

Wir wollen hier aber für ein Mal zu einem versöhnlichen Schluss kommen:

Besonderen Spass macht das Nichtstun, wenn man sich dafür noch, wie viele Medien, bezahlen lässt …

 

 

Pandora: die zerbeulte Büchse

Man wusste es: es braucht mal wieder ein Datenleak. Damit Tamedia toben kann – bis alles wieder vergessen geht.

Eigentlich könnte man die Textbausteine rezyklieren. Datenleak, Gigabyte, kriminell, weltweit, verstecken, Schwarzgeld, illegal.

Dazu noch: Potentaten, Diktatoren, Superreiche, Helfershelfer, Schweizer Schweinebacken in Treuhandgesellschaften und anderswo. Einmal gut umrühren, dann schütteln, und schon ist der nächste Riesenskandal ausgeschüttet: wir stellen vor, die Pandora-Papers.

Auch die Pandora-Papers, dieser Blick in die Zukunft sei gewagt, werden genauso verröcheln wie alle ihre Vorgänger. Aus den gleichen Gründen. Unbekannte Täter mit unbekannten Motiven entwenden ganze Datenbanken. Bei den «Panama-Papers» traf es in erster Linie die Firma Fonseca in Panama City. Die hatte jahrzehntelang sogenannte Sitzgesellschaften errichtet und verkauft.

Ein völlig legales Geschäft, deshalb hatte Fonseca auch niemals Scherereien mit dem Gesetz. Aber es waren natürlich alle Reizwörter versammelt. Panama, Briefkastenfirmen, superreiche Schweinebacken, Kriminelle und anderer Abschaum: schön, dass man in diese Dunkelkammer hineinleuchtet.

Kleines Problem: aus dem damals Hunderttausenden von Datensätzen ergaben sich am Schluss eine Handvoll Strafverfahren, die zu einem Händchen voll Verurteilungen führten. Denn die eigentliche Wahrheit hinter diesem Leak, hinter allen Leaks ist: sie beweisen, dass solche Sitzgesellschaften wohl die sauberste Art sind, international angelegtes Geld zu verwalten.

Die Rate der kriminellen Verwendung liegt im Promillebereich.

Zweites Problem: das internationale Journalistenteam, das jeweils die Beute ausschlachtet, ernennt sich selbst zum Staatsanwalt, Untersuchungs- und Scharfrichter. An den medialen Pranger werden ausgewählte Opfer genagelt. Auswahlkriterium: «öffentliches Interesse». Das ist lachhaft. Da die Journalisten zu ihrem Bedauern keine strafrechtlichen Untersuchungen führen können, unterscheiden sie feinsinnig zwischen legal (was normalerweise sowieso der Fall ist) und nicht etwa illegal, sondern «illegitim».

Das ist ein tolles Wort, das Kriminelles insinuiert, in Wirklichkeit aber nur bedeutet: nach der persönlichen Meinung des Journalisten tut man das nicht.

Regelmässig köpfen diese Scharfrichter die Falschen

Regelmässigf hauen diese selbstherrlichen Scharfrichter auch daneben. Stellvertretend für viele andere Opfer seien hier nur Gunter Sachs und Jean-Claude Bastos erwähnt. Beiden, Sachs sogar posthum, wurde die «illegitime» Verwendung von Firmenkonstrukten vorgeworfen. Mindestens zum Zweck der Steuerhinterziehung, wenn nicht gleich für kriminelle Aktivitäten.

Ist doch klar; der eine Playboy und Multimillionär, der andere Verwalter eines angolanischen Staatsfonds: plus Bahamas, Mauritius, Cook Island, Offshore: sonst noch Fragen? Allerdings. In beiden Fällen wurde nachgewiesen, dass sämtliche Anschuldigungen völlig aus der Luft gegriffen waren. Sachs hatte sich keinerlei steuerliche Vergehen zuschulden kommen lassen. Bei Bastos endete der Fall tragisch. Der schweizerisch-angolanische Geschäftsmann verbrachte einige Monate in einem angolanischen Höllenknast, seine Verwaltungsfirmen musste Bankrott erklären, weil beispielsweise die Schweizer Steuerverwaltung aufgrund der üblen Andeutungen von Tamedia deren Konten vorsorglich sperrte.

Zudem, wie Tamedia gross und triumphierend vermeldete, wurden an verschiedenen Orten der Welt Anklagen gegen Bastos eingereicht, zum Beispiel in London. Klare Sache, endlich kümmert sich die Justiz darum, der auch damals beteiligte Christian Brönnimann klopfte sich auf die Schulter, bis er fast vor Wichtigkeit einknickte.

Nur sehr, sehr klein – oder gar nicht – vermeldete dann Tamedia, dass restlos alle Strafuntersuchungen, alle Prozess ergebnislos eingestellt oder von Bastos gewonnen wurden. Nur: Firmen kaputt, Bastos ein gebrochener Mann, grobfahrlässig Schaden angerichtet. Wenigstens ein schlechtes Gewissen nachher?

I wo, man könne doch nichts dafür, wenn aufgrund der eigenen Artikel Strafuntersuchungsbehörden aktiv würden, meinte Brönnimann kaltschnäuzig. Bevor wie die aktuelle Sauce kurz in ein Sieb schütten, wiederholen wir heute den Artikel, den René Zeyer am 28. März 2019 über die damalige Sauce schrieb.

Über einen Medienskandal erster Güte, der leider für die Verantwortlichen völlig haftungsfrei ausging. So wie es auch diesmal der Fall sein wird. Normalerweise werden Wiederholungstäter schärfer angefasst als Ersttäter. Ausser bei den ewigen Leaks.

Laut der Sage enthält die Büchse der Pandora ja nicht nur alle Übel der Welt. Sondern auch Hoffnung. Aber hier ist die Sache hoffnungslos.

Constantin Seibt zum Zweiten

Radio SRF 2 «ehrt» den Republik-Mitbegründer, indem es am Sonntagmittag ein Interview vom April 2020 wiederholt.

«Musik für einen Gast» auf Radio SRF 2 gehört zum Besten, was der Kultursender zu bieten hat. Besonders gut sind die Interviews, wenn sie von Röbi Koller, Eva Oertle oder Michael Luisier geführt werden. Doch etwas stört. Nicht nur in den Sommerferien, sondern auch quer durchs Jahr werden Sendungen wiederholt, die noch gar nicht so lange zurück ausgestrahlt wurden. Negativbeispiel ist das Interview mit Journalist und Republik-Mitbegründer Constantin Seibt von nächstem Sonntag. Es ist doch tatsächlich die Wiederholung des Gesprächs vom 26. April 2020.

 

Das sieht man aber erst im Kleingedruckten ganz unten bei der Vorschau auf www.srf.ch.

So, wie es fast nichts älteres gibt als eine Tageszeitung von gestern, ist doch auch ein Interview mit einem Journalisten rasch zu sehr abgehangen. ZACKBUM.ch hat bei der Medienstelle von SRF schriftlich nachgefragt. Die Antworten kamen von Silja Hänggi, Mediensprecherin Kommunikation/ Media Relations.

Warum wiederholt Radio SRF so oft Sendungen von «Musik für einen Gast»? Sie kommen dann jeweils zur «Primetime» und als Zuhörer ist man zuerst nicht sicher, ob sie neu ist oder eine Wiederholung.

SRF 2 Kultur wiederholt seit längerer Zeit «Musik für einen Gast»-Sendungen und produziert nicht 52 neue Ausgaben pro Jahr.

Paradebeispiel ist das Interview mit Constantin Seibt. Es kommt nun morgen Sonntag zum zweiten Mal – nur acht Monate nach der Erstausstrahlung. Im Journalismus ist das eine Ewigkeit. Was sind die Gründe, Herrn Seibt nochmals solch eine Ehre zukommen zu lassen? 

Bei der Auswahl der Wiederholungen werden Ausgaben gewählt, die spannend und anregend waren.

Irgendwie liegt wegen den Wiederholungen eine Unsicherheit in der Luft, dass diese beliebte Sendung ganz gekippt wird. Was ist da dran? 

Regelmässige Wiederholungen von besonders spannenden oder anregenden Sendungen gehören seit vielen Jahren zum Sendungskonzept von «Musik für einen Gast».

Seit wann gibt es die Sendung eigentlich und wer hat sie erfunden?

«Musik für einen Gast» ist eine Sendung von SRF 2 Kultur. Sie präsentiert seit Jahrzehnten Prominente und weniger Bekannte im Gespräch über sich selbst, ihren Beruf, ihr Leben – und über ihre Lieblingsmusik. Insoweit folgt sie ihrem britischen Vorbild, der Sendung «Desert Island Discs», die seit den 1950er Jahren in der BBC gesendet wird.

Für ZACKBUM-Leserinnen und Leser hier der Link auf die Sendung vom 26. April 2020. Wer sie verpasst hat und nicht bis Sonntag warten mag….