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Beschuldigt – schuldig

Unverzeihlich, dass Kevin Spacey von allen Vorwürfen freigesprochen wurde.

Er verlor die Rolle seines Lebens in der genialischen US-Serie «House of Cards». Er wurde aus einem abgedrehten Film herausgeschnitten, seine Szenen mit einem anderen Schauspieler nachgespielt. Spacey verlor sein gesamtes Vermögen, weil er es für seine Verteidigung ausgeben musste.

Die Karriere eines der besten Schauspieler unserer Zeit wurde brutal und abrupt unterbrochen. Weil Anschuldigungen von sexuellen Übergriffen erhoben wurden. Vielfach Jahre zurückliegend und oftmals aus pekuniären Gründen, oder damit sich der Denunziant ein Weilchen im Sonnenschein der medialen Aufmerksamkeit wichtig vorkommen konnte.

Zum Schluss wurde Spacey überall von allen Anwürfen freigesprochen, Sieg auf ganzer Linie. Ein bitterer Sieg, denn um ihn zu erringen, hatte Spacey alles verloren. Und die harte Fraktion der «#metoo»-Inquisitoren – wie in SZ oder Tagi – schrieb selbst das noch zu einem Freispruch zweiter Klasse um. Der Mann sei halt berühmt und reich, das habe geholfen.

Wie keifte Tamedia im November 2017? «Kevin Spacey im freien Fall. Seit Jahren hat der Schauspieler junge Männer belästigt und genötigt.» Soll haben? Ach was, beschuldigt heisst schuldig. Dass vor und während der Prozesse die Unschuldsvermutung galt, nach den Freisprüchen die Unschuldsgewissheit – was kümmert das diese verpeilten Rechthaber, die sich nicht eingestehen wollten, dass sie wie in anderen Fällen (Rammstein) zu wilder Hatz geblasen hatten. Ohne jede Rücksicht auf Ausgewogenheit oder Unparteilichkeit.

Spacey hat seither keine nennenswerte Rolle mehr bekommen, steht aber noch. Nun ist auch noch das Urteil gegen Harvey Weinstein aufgehoben worden. Ist dann mal gut mit solchen Hetzjagden? Aber nein, der Tagi hat noch nicht genug:

«Neue Vorwürfe gegen Kevin Spacey: Wie kann man zu «Saving Private Ryan» masturbieren

So widerlich wie der Titel ist auch der Inhalt des neuen Schmierenstücks. Filmredaktor Pascal Blum referiert den Zweiteiler auf dem englischen Channel 4 «Spacey Unmasked». Der Inhalt, laut Blum: «Zehn Männer kommen darin vor, praktisch alle äussern sich zum ersten Mal über das Verhalten des gefallenen Stars von «American Beauty» und «The Usual Suspects». Eine ganze Reihe von Vorwürfen, von ungewünschten Berührungen bis zu sexuellen Übergriffen. Vorwürfe, die nicht Teil von Gerichtsprozessen waren.»

Oder mit anderen Worten: schon wieder versuchen Denunzianten, mit Anschuldigungen gegen Spacey öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen. Wie die meisten solcher Vorwürfe haben sie zwei Dinge gemein: die Vorfälle liegen Jahre zurück, wurden nie angezeigt, wären längst verjährt – und beruhen auf  Behauptungen, was sich in Zweisamkeit oder ohne stützende Zeugenaussagen abgespielt haben soll. Also in einem Wort: übel.

Das sieht Blum aber ganz anders: ««Spacey Unmasked» mag motiviert sein von der Empörung darüber, dass der Starschauspieler von allen Vorwürfen freigesprochen wurde. Ein aktivistischer Angriff ist es dennoch nicht. Dafür sind die Interviews zu wenig sensationslüstern

Eine Dokumentation mit diesem Titel sei kein «aktivistischer Angriff»? Ja was denn sonst? Immerhin verlinkt Blum auf ein längliches Interview, das ein sichtlich angefasster Spacey auf X gegeben hat. Darin bestreitet er vehement die Vorwürfe, soweit er sich erinnern kann, nach so vielen Jahren. Allerdings sei sein Verhalten vielleicht manchmal peinlich gewesen, aber sicher nicht strafbar.

Damit meint Blum, seiner Pflicht zur Ausgewogenheit Genüge getan zu haben. Dabei hat er die bereits mit dem Titel in den Sand gesetzt. Der ist von abfeimter Fiesheit. Denn mit der Frageform will Blum vermeiden, diese Anschuldigung als wahr zu übernehmen. Das ist  ungefähr so scheinheilig, wie wenn er publizieren würde: ich sage ja nicht, dass Spacey ein homosexuelles Sexmonster ist.

Also wieder «much ado about nothing», wie der Shakespeare-Schauspieler Spacey deklamieren könnte. Bei einem so widerwärtigen Titel, wie ihn der Tagi gewählt hat, würde es ihm aber wohl die Sprache verschlagen.

Kornelius und die Kotztüte

Bis zum Überdruss, der Mann. Aber ZACKBUM gibt nicht auf.

Tamedia quält seine Leser wieder mal mit den absonderlichen Ansichten des Weltenlenkers Stefan Kornelius aus München. Eigentlich ist der Mann schon restlos disqualifiziert, aber er gibt nicht auf, ZACKBUM hat eine Berichterstatterpflicht und kriegt nicht mal Schmerzensgeld dafür.

Aber immerhin, diesmal äussert er ein paar kritische Ansichten zum neuen Märtyrer und Heiligen Alexej Nawalny: «Nichts an diesem Mann ist einfach. Seine Geschichte ist überladen mit Widersprüchen, Mythen und einer ungesunden Ideologisierung.»

Ja Wahnsinn, mag da der Leser denken, ein intelligent-kritisches Wort von Kornelius? Das darf ja nicht wahr sein. Damit hat der Leser recht, es ist nicht wahr:

Daher lautet das korrekte, ungekürzte Zitat: «Nichts an diesem Mann ist einfach. Die Geschichte des Wikileaks-Gründers, Hackers und Politaktivisten ist überladen mit Widersprüchen, Mythen und einer ungesunden Ideologisierung.»

Der Atlantiker Kornelius will nichts auf die recht bekleckterte Weste der US-Wildwestjustiz kommen lassen. Daher schäumt er gegen all die, die den Amis «eine Politisierung der Justiz unterstellen, die ein Verfahren in den USA unmöglich erscheinen lässt».

Unglaubliche Frechheit, ist Kornelius ausser sich: «Das ist eine groteske Unterstellung, die seit Jahren schon angestellt wird, um den Fall politisch aufzuladen.» Dass ein US-Verteidigungsminister seinen Tod gefordert hat, dass selbst Friedensnobelpreisträger Obama grimmig wurde, wenn es um Assange geht, dass von US-Politikern sein Tod ohne Prozess gefordert wurde, was soll’s. Kaum sonst wie in seinem Fall, sollte er tatsächlich seinen Häschern in den USA ausgeliefert werden, gälte das Wildwestprinzip: give him a fair trail. And then hang him. Gebt ihm eine faire Verhandlung Und dann hängt ihn auf.

Kornelius macht einen Zwischenschritt: «Natürlich hat dieses Leak auch gewaltige Missstände aufgedeckt. Doch …» Dann demontiert er aber alles, was noch an Vernunft vorhanden gewesen sein mag:

«Die Publikation von einer Viertelmillion Datensätzen hält keinem Vergleich stand, in ihrer Masslosigkeit und Radikalität widerspricht sie allen journalistischen Grundsätzen.»

Der Mann sollte kein Zeugs mehr rauchen. Ein Journalist der «Süddeutschen Zeitung», die schon ungezählte Male an der Ausschlachtung und Publikation von Millionen von gestohlenen Datensätzen beteiligt war, bezeichnet das, was Assange tat, als masslos und im Widerspruch zu journalistischen Grundsätzen?

Ein entsprechender Verdacht verdichtet sich zur Gewissheit, wenn man dieses Schmierenstück liest: «Offenbar ist er aber auch ein kranker Mann, der an sich, seiner Selbstisolation und der Verfolgungswelt zerbrochen ist.»

Assange sei an sich selbst zerbrochen, er habe sich selbst isoliert? Und was soll denn eine «Verfolgungswelt» sein?  Meint er etwa Verfolgungswahn?

Wenn ein Putin-Propaganda-Troll einen solchen Schwachsinn über Nawalny absondern würde, wäre das selbst dem Kreml so peinlich, dass er für sofortige Löschung besorgt wäre. Oder, wie das im Hause Tamedia heisst, für Depublikation.

ZACKBUM ruft mit ermatteter Stimme: gibt’s denn im Glashaus niemanden mehr, der solche Leserverarsche verhindern kann? Man spürt förmlich, wie Kornelius bedauert, das Wort Wehrkraftzersetzung nicht benützen zu dürfen. Aber vielleicht kommt das noch. Lieber Herr Supino, sind Sie nicht entsetzt, wenn Sie so etwas lesen? Halten Sie das wirklich für akzeptabel? Schämt sich da keiner mehr für nichts?

Die Gegenwart der Demagogie

Die «Republik» kennt keine Scham mehr.

Constantin Seibt schreibt wieder. Das ist eine ganz schlechte Nachricht. Aber sie hat auch etwas Gutes. Denn 41’663 A Gelaber liest kaum einer. Vor allem, da es mit der Drohung verknüpft ist: «Folge 1».

Wovon? «Die Zukunft des Faschismus». Hat denn der eine? Wenn ja, wo? Für jemanden, der möglicherweise nicht regelmässig seine Tabletten gegen ADHS nimmt, in den USA. Es komme auf den Zustand einer Gesellschaft an, schreibt Seibt. «In einer funktionierenden gilt: Lächerlichkeit tötet. (Zumindest, wenn es um öffentliche Ämter geht.) In der kaputten gilt: Lächerliche töten.»

Hä? Seibt bezieht sich auf den verunglückten ersten Auftritt von Ron DeSantis als Präsidentschaftskandidat bei Elon Musk auf Twitter. Seibt ist weiterhin ernsthaft der Ansicht, dass es um das Ganze gehe. Um alles. Um Demokratie oder Faschismus. Aber auch ihn tötet die Lächerlichkeit nicht.

Deshalb ist er zu tiefschürfenden Analysen gelangt: «Trump bewies, dass Arschlöcher Erfolg haben können, wenn sie in die Politik gehen. Und dass Politiker Erfolg haben können, wenn sie Arschlöcher sind.» Zu solch hammermässigen Einschätzungen kommt Seibt natürlich nicht von selbst; er stützt sich dabei ellenlang auf Mike Lofgren, einer aus dem Meer der US-amerikanischen Kommentatoren.

Aus der geschützten Werkstatt «Republik» riskiert Seibt eine ziemlich dicke Lippe:

«Trump ist vielleicht der bedeutendste Verbrecher in der Geschichte der USA. Doch sicher nicht der begabteste … Trump – ein lebenslanger Trickbetrüger … Denn gerade das Verbrechertum Trumps macht für seine Anhänger einen grossen Teil seiner Anziehungs­kraft aus … Er wird den Rest seines Lebens im Weissen Haus oder im Gefängnis verbringen … Doch dass dieser Mann – letztlich ein Nihilist und Schwachkopf – nun für wahrscheinlich lange, lange Zeit ins Gefängnis kommt, und das ausgerechnet für etwas so Dummes, Albernes, Nichtiges, Nutzloses wie Dokumente nicht zurückzugeben – das hat etwas Passendes.»

Nun ist das schon mal genügend Stoff, um die «Republik» – neben ihren Steuerproblemen, ihren Bettelproblemen und ihren Führungsproblemen – bankrott zu prozessieren. Aber zum grossen Bedauern von Seibt wird sich Trump (oder DeSantis) wohl nicht um so einen kleinen Kläffer kümmern. Wobei sich Seibt wirklich Mühe gibt: «Trotzdem: Die Zukunft des Faschismus gehört eher Bürokraten wie DeSantis.»

Allerdings: keiner liest diesen Quatsch von Seibt bis zum bitteren Ende (der ersten Folge!). Was das Gequatsche mit der Zukunft des Faschismus zu tun hat (soll Trump etwa Faschist sein, DeSantis vielleicht?) erschliesst sich allerhöchstens Seibt selbst. Allerdings: wüsste Seibt, was Faschismus ist, würde er nicht Trump oder DeSantis als Faschisten beschimpfen. Oder aber, er weiss es, braucht aber einfach ein weiteres Schimpfwort, weil er sein ellenlanges Geschreibsel nicht gut «Die Zukunft des Arschlochs» nennen kann.

Dass aber die «Republik» zu diesem Gedöns eine Illustration verwendet, die aus der miesesten Ecke der peinlichsten Demagogie stammt, ist ungeheuerlich.

Den Gegner zu verteufeln, das machen Demagogen, Faschisten, Brandstifter, Hetzer und andere üble Gestalten. Und die «Republik»:

Das ist eine Darstellung von DeSantis für den Artikel von Seibt. Unrasiert, unsympathisch, verkniffen, aber immerhin soweit realistisch.

Und in das verwandelt sich dann DeSantis, als Wechselbild. Ein Teufel in Menschengestalt. Das Böse aus der Hölle. Mit den roten Augen des Gottseibeiuns.

Das ist dermassen perfide und widerlich, dass man der «Republik» wirklich wünscht, dass sie bald ins Fegefeuer käme.

 

«watson» widerlich

Der Titel sagt schon alles: «History Porn». Aber das ist erst der Anfang.

Im ewigen Bemühen, aus allem ein Listical zu machen, ist «watson», die Online-Plattform für die Armen im Geist, beim «History Porn» (nicht fragen, wie krank man sein muss, um auf so einen Titel zu kommen) bei Folge LXXXVII angelangt. Das führt zur Frage, wieso unbedingt römische Ziffern verwendet werden müssen – und wie viele Mitarbeiter von «watson» in der Lage sind, die Zahl richtig zu sagen.

Diesmal geht es um «Geschichte in 25 Wahnsinnsbildern». Das ist die Fortsetzung von «Geschichte in 28 Wahnsinnsbildern». Vom Titel der Serie will man sich nicht trennen, auch wenn nachdenklich eingeräumt wird:

«Wir können verstehen, dass es teilweise etwas respektlos anmuten mag, von geschichtlichen Tragödien in Verbindung mit dem Begriff «Porno» zu lesen.»

Nein, «teilweise etwas respektlos» ist weit von der richtigen Qualifikation entfernt, wenn in dieser widerlichen Folge unter anderen diese Fotos gezeigt werden:

Knapper Kommentar darunter: «Junge Kriegsveteranen

Wer «watson» kennt, weiss, dass damit noch nicht der Gipfel der Geschmacklosigkeit erreicht ist. Der kommt hier:

Soll das also eine Serie über die Grauen von Kriegen und Faschismus werden? Ach was, es herrscht die völlige Beliebigkeit:

Das sind «die beiden Schwestern Dagmar und Alexandra von Dänemark». Ist’s Wahnsinn, so hat’s doch keine Methode. Üble Pornographie wirkt geradezu geschmackvoll, anständig, erbaulich und verführerisch im Vergleich zu diesem Sammelsurium. Um es anzurichten, braucht es wenig:

Keinen Geschmack, Schmerzfreiheit, Schamlosigkeit und Indolenz. Pardon, für «watson»-Mitarbeiter: Gleichgültigkeit.