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Höselnde Ostschweiz

So ändern sich die Zeiten und die Ansichten …

Eine solche Lobeshymne auf den Autor ist schon fast peinlich:

«Ihre klaren Analysen und ihre direkte Ansprache der Fakten und Namen sind leider in der Schweiz, wenn überhaupt, nur noch selten zu lesen. Ich freue mich daher über Ihr Mitwirken bei uns in «Die Ostschweiz». Der hohe Leserzuspruch zeigt, dass Ihre Texte sehr geschätzt werden und zu einem Aushängeschild für unsere unabhängige und offene Medienplattform geworden sind.»

Daran will der VR-Präsident der «Ostschweiz» Peter Weigelt auch heute noch «festhalten». Etwas anders sieht das allerdings «die Chefredaktion und die Verlagsleitung» des feigen Online-Magazins:

«Mit diesem Schreiben beenden wir die Zusammenarbeit zwischen Ihnen als Autor und der «Ostschweiz» als Publikationsorgan per sofort.»

Die Begründung dafür hat humoristische Qualitäten: «Sie haben uns am Wochenende nicht nur per E-Mail gedroht, sondern Ihre Vorwürfe anschliessend auch öffentlich publiziert.»

Leider ist da Marcel Baumgartner, Odilia Hiller und Martin Oswald etwas der Blick auf die Wirklichkeit verrutscht. Denn eigentlich war alles ganz anders. Das fängt schon damit an, dass man eigentlich nur öffentlich publizieren kann. Aber vielleicht kennen die drei auch nicht-öffentliche Publikationen.

Co-Chefredaktor Baumgartner ist nicht-öffentlich  zum zweiten Mal ob den haltlosen Drohungen einer Anwältin eingeknickt und löschte einen Artikel des «Aushängeschildes» ängstlich – ohne den Autor vorher anzuhören. Der hat dann nicht gedroht, sondern nachdrücklich darum gebeten, diesen Fehler nicht zu wiederholen – sondern schleunigst rückgängig zu machen.

Als darauf keine Antwort erfolgte, schickte der Autor, dessen Artikel sich bis zur Löschung tatsächlich des höchsten Leserzuspruchs erfreute, einen Fragenkatalog an die Redaktion, der den ZACKBUM-Lesern bekannt ist. Wie in solchen Fällen üblich, verband er ihn mit einer grosszügig bemessenen Antwortfrist. Auch die verstrich ungenutzt, ebenso wenig wurde der Artikel wieder online gestellt. Man kann ihn auf ZACKBUM nachlesen.

Denn wir lassen uns nicht von leeren Drohungen einschüchtern. Das war schon bei der ersten Intervention der Anwältin so. Sie drohte, der Artikel wurde ängstlich gelöscht, Zeyer intervenierte, der Artikel wurde wieder aufgeschaltet – und nichts passierte.

Es greift leider immer mehr um sich, dass Medienorgane nicht nur zusammenzucken, wenn sie Post vom Anwalt kriegen. Das ist inzwischen fast Routine bei Kritisierten geworden. Kostet nicht viel, und manchmal hat’s – zur Überraschung des Kritisierten – auch Erfolg: die Redaktion kuscht, löscht und hofft so, allfälligen Gerichtskosten entgangen zu sein. Statt Rückgrat zu zeigen, von der Richtigkeit der öffentlich publizierten Tatsachen überzeugt zu bleiben – und mutig diesen Druckversuchen zu widerstehen.

In die Reihe von kuschenden Höselern hat sich nun auch «Die Ostschweiz» begeben. Sie keift ihrem Aushängeschild noch hinterher: «Dieser Krawall-Journalismus zeichnet Sie seit jeher aus, doch er passt nicht länger zu unseren Werten und unserer Publikation

Wenn das Bestehen auf einem zivilisierten und anständigen Umgang mit einem Autor neuerdings «Krawall-Journalismus» sein soll, während es zu den «Werten» dieser Publikation gehört, untertänig auf Drohungen zu reagieren, wohlan. Lieber Krawall-Journalist als Hosenscheisser. Diese neuen entwerteten Werte dieser Publikation passen tatsächlich nicht mehr zum Autor. Der sich mit dem guten Satz tröstet: lieber alleine als in schlechter Gesellschaft.

Werte, Werte, Werte

Tut man. Tut man nicht. Ist so. Kann auch ganz anders sein.

In stürmischen Zeiten wandeln sich die Werte. Der im Theatersaal des Volkshauses stattfindende Prozess gegen den gefallenen Bankerstar Pierin Vincenz musste noch dislozieren, wenn am Abend der «Schwanensee» von einer russischen Ballett-Truppe gegeben wurde.

Wäre wenige Wochen später undenkbar; schon die Präsenz der russischen Sopranistin Anna Netrebko im Zürcher Opernhaus wird als unerträglich empfunden.

Wodka, Blini, Kaviar, russisches Neujahr, beliebte Gaumen- und Festfreuden. Geschäfte mit Russland machen? Aber gerne, solange der Rubel rollt. Arbeiten für russische Unternehmen in der Schweiz? Warum nicht. Roter Teppich für Oligarchen? Unbedingt, was die alleine in einem Restaurant liegenlassen, sagenhaft. In Hotels waren sie nicht allzu gerne gesehen. Zwar ausgabenfreudige Gäste, aber mit oder ohne Alkoholeinfluss war das Verhalten nicht immer mitteleuropäischen Standards entsprechend.

St. Moritz, Genf, Gstaad, undenkbar in der Saison, dass nicht reiche Russen geschmacklose Pelzmäntel zur Schau stellen. Schliesslich Schweizer Geldhäuser. Die Betreuung von UHNWI, der obersten Klasse von Privatkunden, konnte zwar schwer auf die Leber gehen, aber da flogen dann nur so die Dutzenden von Millionen. Mit entsprechenden Kick-backs, Fees, Verwaltungsgebühren, Anlageanstrengungen.

Urlaub in Russland? Unbedingt; St. Petersburg, Moskau, selbst Chabarowsk, transsibirische Eisenbahn, muss man erlebt haben. Zudem völkerverbindende Beziehungen zwischen Schweizern und Russen; wer Blondgefärbtes mag, wieso nicht.

Ging alles, entsprach problemlos unseren Werten. Das rote Reich des Bösen, der russische Bär als Feindbild, die Militärmaschine als Angstmacher, ach was. Sicher, ein lupenreiner Demokrat ist Präsident Putin nicht, aber schliesslich war ja Russland noch nie wirklich eine Demokratie. Andere Länder, andere Sitten, muss man tolerieren. Solange der Rubel rollt.

Und jetzt? Umwertung aller Werte. Wie kann man nur. Bolschoi-Ballett? Pfui. Russische Sänger? Igitt. Russische Sportler? Sollen zu Hause bleiben. Behinderte russische Sportler? Sollen behindert zu Hause bleiben. Wodka, Kaviar, Blinis: Sollen auch in Russland bleiben. Geschäfte machen? Niemals, mit diesem Verbrecher. Für russische Firmen in der Schweiz arbeiten? Selber schuld, wenn man dann auf der Strasse steht.

So wetterwendisch sind  solche Werte.