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Weihnachten ist früher

Die «SonntagsZeitung» schleppt sich ins Ziel.

Die Feiertage liegen für die Sonntagszeitungen mal wieder eher beschissen, um es offen zu sagen. Der 24. und der 31. sind Sonntage. Bitterer war nur letztes Jahr, da fielen sie auf den Samstag.

Da muss normalerweise alles zusammengekratzt werden, was sich einigermassen als News verkaufen lässt. Wieso die «SonntagsZeitung» mit dieser Übung allerdings schon am 3. Dezember anfängt?

Denn anders lässt sich ein solches Cover nicht erklären:

Der erste Wolf wurde geschossen, gähn, «die besten Geschenke für Weihnachten» (doppelgähn), Fussball-EM (kieferstarregähn). Und dann in Kriminalschwarz: «Wer hat Angst vor den Jusos?» Kurze Antwort: keiner.

Längere Antwort: Die Bildredaktion der SoZ offenbar nicht, denn unvorteilhaftere Fotos von Jon Pult, Mattea Meyer und Cédric Wermuth konnte sie offenbar im Bildarchiv nicht finden. Ach, und dann ging bei Cédric noch der accent aigu verloren, aber wer kann denn noch Französisch bei den Kindersoldaten.

Die ganz lange Antwort findet man auf den Seiten zwei und drei des Schnarchblatts. Das ist allerdings gemein; statt den strahlenden Sonnentag im Schnee zu geniessen, liessen viele SoZ-Leser das Haupt ermattet auf die Zeitung oder das Tablet fallen und verfielen in einen verfrühten Winterschlaf. Sozzz, zzz, zzz halt.

Daraus weckt sie sicher auch nicht der Brüller: «Blocher bricht das Tabu». Meine Güte, angesichts der zwei eher ungeeigneten SP-Bundesratskandidaten spielt das Herrgöttli aus Herrliberg mit der Idee, dass man ja auch einen besseren Kandidaten wählen könnte, siehe Ritschard und Stich.

Wer allerdings in einer Qualitätszeitung diesen Titel wagt, hat die Kontrolle über sein Leben und die Buchstaben verloren: «Die Schweiz, ein weisses Märchenland». Das würde schon bei einem Schulfaufsatz rot angestrichen werden, wenn sich heutzutage Lehrer noch trauen, ihres Amtes zu walten.

Lustig ist hingegen, wie Rico Bandle weiterhin auf die Uni Basel eindrischt: «Nun kommt der Dekan unter Druck». Die einen schiessen auf Wölfe, die anderen auf Anti-Israel-Aktivisten und mehr oder minder klammheimliche Sympathisanten der Hamas.

Dann die «immer wieder ist Pisa-Studie»-Meldung: «Fast jeder zweite Schulabgänger in der Schweiz kann kaum lesen». Das ist erschreckend, aber nicht überraschend. Und beklagenswert. Aber wieso erscheinen keine Studien, in welch erschreckendem Zustand sich die Fähigkeit der meisten Journalisten befindet, in klaren, einfachen Worten möglichst neutral einen Sachverhalt zu schildern? Würde man das als Kriterium anlegen, müsste die Schlagzeile lauten:

«Fast jeder zweite Journalist kann kaum schreiben.»

Nicht mal die nahenden Weihnachten sind eine ausreichende Entschuldigung dafür, dass unter dem launigen Titel «Schon am ersten Tag fiel der erste Lupo» eine Seite auf die Wolfjagd verbraten wird. Wölfe werden nicht mehr erlegt, abgeschossen, sondern sie fallen neuerdings? So richtig sattelfest bei Rolf Kauka ist der Autor übrigens auch nicht.

Dann wird Chefredaktor Arthur Rutishauser mitsamt Adrian Schmid aufgeboten, um Karin Keller-Sutter mit pseudokritischen Fragen Gelegenheit zu geben, watteweichen Blubber abzusondern. Die einzig interessante Frage durften sie ihr offensichtlich nicht stellen: wieso hat sie mit der fatalen Aussage «this is not a bail-out» dem Steuerzahler möglicherweise Milliardenzahlungen aufs Auge gedrückt?

Dann muss sich der mündige und zahlende Leser die Frage stellen, wieso er weiterhin mit Kolumnen von Markus Somm und Gülsha Adilji gequält wird. Bei beiden reicht eigentlich die Erwähnung des jeweiligen Titels: «Die Klimapolitik ist eine Fata Morgana» und «Thomas Gottschalk ist weg – und das ist gut so».

Dabei ist der «Nebelspalter» eine Fata Morgana, und zu Adiljis Vergewaltigungen der deutschen Sprache fällt ZACKBUM nichts ein, was uns nicht aufs Schafott der aufgeregten Gutmenschen führen würde. Müsterchen? Bitte sehr, auf eigene Verantwortung: «Nach der Sendung hatte ich einen dermassen verspannten Rücken, dass ich drei Tage lang nicht mehr gerade stehen konnte.» Die Existenz einer Fernbedienung scheint der Dame so unbekannt wie die Verwendung einigermassen passender Metaphern zu sein.

Für beides bräuchte es einen Restbestand an Kontakt mit der Realität: «ein alter weisser Mann hat in «Mad Man»-Manier durch eine Sendung geführt, und alle, wirklich alle fanden es komplett daneben und haben laut und lange mit dem Kopf geschüttelt». Laut mit dem Kopf geschüttelt? Das kann eigentlich nur bei Menschen passieren, bei denen dabei die zwei, drei Hirnzellen aneinanderprallen. Ob das alle, wirklich alle der über 12 Millionen Zuschauer so sehen wie diese Amok-Schreiberin?

Der «Wirtschaft», es weihnachtet auch hier sehr, fällt nichts Besseres als ein Modalverb-Titel ein: «Globus könnte bald …», wenn nicht würde, unter Umständen, vorausgesetzt, dass, wobei auch möglich wäre. Ein Graus, solche Zeilenschinderei und Platzfüller.

«Deutschland könnte Sylt verkaufen». Muss man ein Interview mit einem solchen Titel lesen? Eben. Das gilt auch für den Geldonkel Martin Spieler: «Hohe Sicherheit heisst sehr wenig Rendite». Wie konnten Anleger bislang ohne diese Erkenntnis der Pleite entgehen?

Den Aufmacher von «Leben & Kultur», die Restenrampe von brunzdummen Banalitäten, muss man visualisieren, sonst glaubt das kein Mensch:

Ein Nonsens-Text über die dünne und altbekannte Idee, KI für die Revitalisierung von Menschen zu verwenden. Kostengünstig von Fabrice Braun, dem «freien Textchef für das Gesellschaftsressort der Süddeutschen Zeitung», übernommen. Als ob es nicht gereicht hätte, die Bayern damit zu quälen.

Dann wird Marianne Kohler Nizamuddin mal wieder verhaltensauffällig. Immerhin feiert sie nicht eine gute Freundin ab. Aber dafür langweilt sie mit der Erkenntnis, dass Weiss die Schweizer Lieblingswohnfarbe sei. Zu allem Elend steht auf dieser Seite auch noch die Kolumne von Claudia Schumacher. Da sieht der Leser eher rot als weiss.

Nun noch der IQ-Test. Was vermutet der schlaue Leser hinter diesem Titel: «Interlaken bekommt ein neues Hotel». Allerdings erst im Frühling. Aber vorher gebe es noch den «perfekten Winterspass» auch ohne neues Hotel. Diese Grätsche mit im Schritt reissender Hose macht Christoph Ammann. Als «Zusammenarbeit der SonntagsZeitung mit Schweiz Tourismus, Essential by Dorint Interlaken und Interlaken Tourismus».

Zusammenarbeit? So nennt man das, wenn einer die Beine breit macht und wiederkäut, was ihm vorgesetzt wird. Peinlich ist ein sanfter Ausdruck dafür …

Da die Aufnahmefähigkeit von ZACKBUM fast erreicht ist, wollen wir der Beilage «Weihnachten» mit ihren «tierisch schönen Geschenkideen» nicht unter den Rock gucken, denn es handle sich um eine «redaktionelle Sonderbeilage». Sonderbeilage stimmt.

In letzter Verzweiflung klammert sich ZACKBUM ans Jahreshoroskop. Am 25. Juli geboren, sind wir scheint’s Löwe. Oh Schreck: «Alte Sicherheiten oder Gemeinschaftsformen können wegbrechen, denn vieles hat sich überlebt und muss jetzt Neuem Platz machen. Stabilität ist dieses Jahr nicht so leicht zu erreichen. Dieser Zustand kann Unsicherheiten und Ängste auslösen, die es auszuhalten gilt.»

Wollen wir da der «Schweizer Astrologin Elke Maria Müller» vertrauen? Wie schrieben wir schon 2022 hellseherisch:

Allerdings: es gibt eine Elke-Maria Müller (mit Bindestrich), die in Winterthur «astrologische Beratung und Therapie», dazu auch noch «Gesundheitsberatung» anbietet. Mangels Webseite oder anderer Angaben muss man aber selber Hellseher sein, um beurteilen zu können, wie kompetent diese Dame ist oder worin Beratung und Therapie bestehen.

Daran hat sich bis heute nichts geändert. ZACKBUM überlegt sich daher, in den lukrativen Markt der «astrologischen Beratung und Therapie» einzusteigen.

 

 

Weiheiheinachten

Auch ZACKBUM ruht bei kulinarischen Genüssen aus

 
und reitet auf dem Rentier in den Sonnenaufgang.

Bis am Montag, 27. Dezember, wieder. In alter spritziger Frische.

 

Ach, Weihnachten

Pflichtstoff für die Medien. Alle Jahre wieder. Aber diesmal ist alles anders.

Immerhin fast 500 Treffer erzielt man an einem Montagmorgen in der Mediendatenbank SMD bei der Suche nach dem Begriff Weihnachten.

Schon am Sonntag mussten sich natürlich die Blätter damit beschäftigen, denn nächster Sonntag ist bereits der 26. Dezember, dann ist die Sause ja soweit vorbei. Dabei geht auch unter, dass dieses Jahr mal wieder sehr arbeitnehmerfeindlich ist; die Feiertage fallen mit dem Wochenende zusammen, keine Extrafreitage.

Aber so richtig besinnlicher Kaufrausch will sowieso nicht aufkommen. Es wird vond er deutschen «Bild» schon als gute Nachricht abgefeiert, dass es Weihnachten ohne Lockdown geben werde. Da kann sich der Deutsche dann einen «Rotkäppchen»-Sekt für sagenhafte 2,39 € reinpfeifen.

Immerhin, das «Bündner Tagblatt» zeigt noch Grösse und widmet gleich eine ganze Seite der Erörterung:

Allerdings, wenn man eine kleine Stilkritik anbringen darf, «mehr als nur», das hat nun einen noch längeren Bart als der Weihnachtsmann.

Richtig bösartig wird die NZZ:

Der Autor stellt ein wahres Horrorkabinett von Weihnachtsliedern zusammen:

«War Roy Blacks «Weihnachten bin ich zu Haus» am unerträglichsten oder doch «Weihnachten mit Heintje»? Wie steht es mit Freddys «Weihnachten auf hoher See», Wolfgang Petrys «Freudige Weihnachten» und «Weihnachten mit Bernd Clüver»? Wie nachsichtig sollte man mit Johnny Cashs «Classic Christmas Album» und Peter Alexanders «Wunderschöne Weihnachtszeit» umgehen?»

Mit der nötigen Nüchternheit und der Objektivität eines Wetterberichts geht hingegen nau.ch das Thema an:

Sehr nutzwertorientiert ist hingegen der «Landbote»:

Allerdings vermisst man im Licht der Prognose von nau.ch Vorkehrungen gegen Regen von oben.

Ganz in den Dienst der Volksaufklärung stellt sich hingegen – für ein Mal – «watson»:

Hier kann man höchstens über das völlige Fehlen der Originalität meckern; die Geschichte des Weihnachtsbaums ist nun wirklich auserzählt.

Mit einem Trauerrand gedenkt die «Aargauer Zeitung» dem kommenden Fest:

Tamedia hingegen bleibt sich auch bei diesem Thema treu. Das Wichtigste ist die Bauchnabelschau:

SRF begeistert Komapatienten

Zuerst aber drei Kopfnüsse für den Staatssender

Menschenjunges, für einmal zeigt sich SRF fast übermutig! Über die Weihnachtstage verführt der Sender sein Publikum mit Filmen aus dem allseits beliebten Giftschrank. Die ZACKBUM-Filmredaktion ist sich einig: Mit diesem Programm wird Netflix in den Senkel gestellt: «Sissi» (23.12.), «Der kleine Lord», «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel», «Römisch-katholische Christmette» (alle 24.12.), «Patti Basler Talk» (25.12.), «Unser Garten Eden – Geschichten aus dem Schrebergarten» (29.12.) usw.

Die meisten dieser Knüller laufen nicht auf Netflix, wahrscheinlich nie. Kinohits aus der jüngsten Vergangenheit werden nicht aufgeführt. Ist auch nicht nötig. Die «Silvestershow mit Jörg Pilawa und Francine Jordi» schlägt Hollywood 5:1. Warnung an alle Autofahrer: Am Samstagabend (2.1.2021) werden die Strassen wie leergefegt sein. Denn es läuft «Samschtig-Jass: das grosse Jass-Finale 2020». Wie geil wird das denn?

Der ewige Konkurrent ORF bringt wieder einmal das falsche Programm über die Weihnachtstage. Hier die langweiligen Filme: «Creed – Rocky’s Legacy» (25. Dezember), der Cyber-Thriller «Blackhat» (27. Dezember), «Jurassic World» (1. Januar), «The Walk» (3. Januar), «Daddy’s Home» (4. Januar) und «Sicario» (7. Januar).

Und: «Lange erwartet», so die Österreicher, komme am 26. Dezember «Honig im Kopf». «Lange erwartet» –  ein schöner Begriff. Kennt man in Leutschenbach wohl kaum.