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«Republik» ratlos

War’s das schon? Das Magazin verliert seinen gesamten VR.

Schnell rein, noch schneller raus. Roger de Weck kam erst im November letzten Jahres «an Bord» des schlingernden Schiffs der guten Denkungsart. Und ist schon wieder weg. Der Verwaltungsratspräsident trat wegen «unterschiedlicher Auffassungen» zurück. Auf Deutsch: es hat gekracht, und zwar schnell und heftig.

Nach diesem rasanten Abgang hält es auch die verbleibenden VR-Mitglieder nicht länger auf ihren Stühlen: Sylvie Reinhard und Alfonso von Wunschheim werden zurücktreten, sobald eine geeignete Nachfolge gefunden sei, gibt das Online-Magazin auf Nachfrage bekannt. Das muss auch so sein, denn ganz ohne VR geht’s dann selbst bei der «Republik» nicht …

Da auch die Chefredaktion seit vielen Monaten nur ad Interim besetzt ist, der erste interimistische Platzhalter bereits von Bord ging und der Nachfolger Daniel Binswanger ebenfalls eine Notlösung zu sein scheint, ist das Magazin ziemlich führungslos.

Begleitet wird das vom üblichen Gequatsche, als wäre die «Republik» eine Bank. Einmal «unterschiedliche Auffassungen» (als ob man das nicht im Vorfeld hätte klären können), dann noch die «Chance zur Gesamterneuerung».

Oder die Chance zum Abschied. Dieser Massenexodus auf oberster Ebene wird mit Sprachgirlanden umrankt, wenn ZACKBUM nachfragt, was das Magazin gegen den Abdruck einer Artikelserie über die Gewerkschaft Unia unternehmen wolle, die die Gutmenschen in den Giftschrank gelegt hatten, wo es von «Barrikade.info» herausgezerrt wurde, antwortet verkniffenes Schweigen.

Es kommt dabei anscheinend darauf an, wer fragt. Denn dem «Klein Report» wird mitgeteilt, dass man inzwischen «eine Unterlassungsaufforderung zugestellt» habe. Nachdem die ganze Arikelserie seit Anfang März erschien? Superschnell.

Aber warum ist denn das Riesenteil mit Riesenaufwand nicht in der «Republik» erschienen? «Entspricht nicht unseren Qualitätsansprüchen», behauptet die Co-Geschäftsführerin. Also wenn man sich die veröffentlichten Artikel anschaut und mit dem Unia-Text vergleicht, muss man schon sagen, dass die Qualitätsansprüche mal höher, mal niedriger und mal ganz niedrig sind. Allerdings eher bei den Werken, die auf der eigenen Webseite erscheinen.

Und diese Zahl scheint auch unter der 30’000er-Schwelle einbetoniert zu sein:

Führerlos durch die Nacht, kann man da nur mit Helene Fischer singen.  Einsam, ohne VR, ohne Chefredaktor, mit immer weniger Lesern und Abonnenten. Vielleicht sollte man mal Hansi Voigt «an Bord» holen. Der weiss doch, wie man im Internet Geld verdient …

 

 

Wumms: Roger de Weck

Der schrägste VR von allen.

Die «Republik» hat ihren Verwaltungsrat verschlankt. Das ist keine schlechte Idee, nachdem dieses Gremium doch satte 170’000 Franken für sein Wirken im letzten Geschäftsjahr einzog. Nun sind’s also noch drei, aber was für welche.

Da wäre mal die Präsidentin Sylvie Reinhard. Tätig als «Schweizer Unternehmerin», Gründerin der Firma «crstl», dann war sie früher mal dies und das. Ob man ihr zu nahe tritt, wenn man sie als Quotenfrau bezeichnet?

Dann kommen wir zum vornehmen Teil des republikanischen VR: weiterhin «an Bord» ist Alfonso von Wunschheim. Auch so ein Wirbelwind; die letzte feste Anstellung hatte er bei local.ch. Er verwaltet und rät aus dem fernen Hamburg, wobei zu hoffen ist, dass VR-Sitzungen per Call stattfinden oder er wenigstens nicht den Flieger nach Zürich besteigt. Ansonsten setzt er sich intensiv für einen Vaterschaftsurlaub ein. Dafür hat er genügend Zeit, denn seine Firma FutureVents GmbH, als deren Gründer und CEO er gerne auftritt, wurde bereits 2010 liquidiert.

Neu «an Bord» ist nun noch Roger de Weck. Der 69-Jährige bringt sicherlich als Digital Native, Kenner von Start-ups und gewiefter Stratege die nötigen Voraussetzungen mit. Er habe «bereits ziemliche Tanker gefahren», schwurbelt die «Republik», ideal geeignet, um ein unziemliches Beiboot zu steuern. Was genau spricht für ihn?

Insgesamt neun Gründe: «erstens bis achtens, weil er er ist. Und neuntens: Sonst wäre unser strategisches Deck unterbesetzt.» Überzeugender kann man einen Mann nicht anpreisen.

Und was spricht de Weck?

«Eine Erfolgsgeschichte braucht Dynamik und Stabilität. An beidem wird weiter zu arbeiten sein: im Hinblick auf eine stabile Chefredaktion und Geschäftsführung – zugunsten einer Publizistik, die dynamisch ihr Potenzial ausschöpft. Viel Arbeit, so wie mir jetzt viel Vertrauen zuteilgeworden ist.»

Das ist dieser staatstragende Kammerton, mit dem man prima heisse Luft verkaufen kann. Dynamik und Stabilität? Brise und Windstille? Bewegung und Stillstand? Ein besonderer Lacher ist die «stabile Chefredaktion». Seit dem unstabilen Abgang von Christof Moser ist sie wackelig mit Oliver Fuchs, einem Chefredaktor a.i., besetzt. Dem traut man so viel zu, dass für Moser gleich eine Position mit Alleinstellungsmerkmal geschaffen wurde: «Stabsstelle Chefredaktion». Seitdem auch Constantin Seibt vom VR zurück- und in diese Stabsstelle eingetreten ist, gibt’s da mehr Stäbe als Chefredaktoren …

Wobei, im «Impressum» der «Republik» ist Seibt als «Reporter» aufgeführt, im Handelsregister als amtierender Verwaltungsrat. Aber wieso soll denn eine Behauptung im Newsletter der «Republik» plausibler sein als viele Behauptungen in ihren Machwerken?

Wir sind auf jeden Fall gespannt, in welcher Form der neue VR Verantwortung für die kleinen Steuerprobleme in der Höhe von 930’000 Franken Rückstellungen übernehmen wird. Zumindest de Weck ist nicht ganz unbemittelt …