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Wumms: Beat Metzler

Der Mann wurde schon mehrfach verhaltensauffällig. Jetzt verstolpert er sich mit «Kulturkampf».

«Mohr», pfuibäh, schimpft Metzler. Das Wort sei – ja was wohl – «rassistisch». Die Zeiten, wo man einem Journalisten noch gewisse Grundkenntnisse der deutschen Sprache und der Bedeutung von Wörtern abfordern konnte – vorbei.

Mit grossem Bedauern musste Metzler zur Kenntnis nehmen, dass auch «rassistische Häusernamen», eben zum Beispiel mit Mohr, «bleiben dürfen». «Vorerst», wie er schon im Titel drohend anmerkte. Also ein richtiger Sprachpolizist und Sprachreiniger. Dem es noch nicht mal auffällt, dass die letzten Sprachreiniger im Deutschen die Nationalsozialisten waren. Die Forderung nach dem Verbot von unreinen Wörtern hat immer etwas genuin Faschistisches. Aber die Zeiten, wo man Journalisten noch gewisse Grundkenntnisse der Geschichte abfordern konnte – vorbei.

Metzler ist übrigens auch der Erfinder des «Blick-o-Meter». Damit kann man problemlos die Lüsternheit eines Männerblicks messen (kein Witz). Metzler ist auch ein grosser Anhänger der Freiheit der Kunst. Nur bei Auftritten von Roger Waters sieht er das entschieden anders; die zu verbieten findet seinen Applaus.

Nun hatte es die SVP gewagt – tollkühn im rot-grün-woken Zürich – mittels Initiative die Abschaffung der unsäglichen Vergewaltigung der deutschen Sprache mit Gendersternchen und ähnlichem Unsinn in amtlichen Verlautbarungen zu fordern. Das hatte schon im Vorfeld den Tagi dazu getrieben, solche angeblichen «Sprachverbote» scharf zu kritisieren – während willkürliche und blödsinnige Sprachgebote natürlich super seien.

Die Abstimmung ist gelaufen, Metzler kann im Tagi triumphieren. «Die links-progressive Bastion hält auch im Streit um inklusive Sprache». Das ist eine lustige Formulierung. Was soll an Sprachvergewaltigungen links oder progressiv sein? Und wieso soll das dann eine «inklusive Sprache» sein, was ja bedeuten würde, dass jahrhundertelang grosse Teile der deutsch sprechenden Menschheit sich ausgeschlossen fühlten? Und was für eine Bastion soll das sein? Eine Festung der Sprachnotzüchtler?

Diesen Versuch, sprachliche Vernunft einkehren zu lassen, poltert Metzler gleich zu einem «Kulturkampf» hoch. Der sei nun «abgesagt», was immer das bedeuten soll. Ob Metzler wohl weiss, woher der Begriff «Kulturkampf» kommt? ZACKBUM ist sich sicher: nein.

Die SVP und ihre Bundesgenossen hätten versucht, ein gewisses «Woke-Unbehagen» anzusprechen und zu bewirtschaften. Aber nicht hier: «Doch die links-progressive Hochburg Zürich hat sich nicht auf einen Kulturkampf eingelassen.» Dieses Wort verwendet der Ahnungslose mehrfach in seinem Text.

Was ist eigentlich noch schlimmer, als die Verhunzung der schönen deutschen Sprache durch Hirntotgeburten zu befürworten? Was ist noch schlimmer, als in übler Tradition Sprachreinigung betreiben zu wollen? Keine Ahnung von der Herkunft von Begriffen zu haben. Die Bildungsferne und historische Unkenntnisse erreichen auf der Redaktion vom Tagi neue Tiefpunkte. Entweder traut sich niemand, einem triumphierenden Woken wie Metzler schonend beizubringen, dass er vielleicht ein anderes Wort wählen sollte. Oder aber, auch alle anderen sind von historischen Kenntnissen völlig unbeleckt.

Ist das mal wieder peinlich. Aber das ist ja inzwischen der Normalzustand beim Tagi.

Knapp, sauknapp, überhaupt nicht knapp

Wenn man vor dem Ergebnis ein Adjektiv gehäuft hörte, dann war es das.

Trump-Beschimpfung, Harris-Lobhudelei. Das waren die beiden Grundtöne in der Berichterstattung über die US-Präsidentschaftwahlen. Und der Akkord darüber wurde mit «knapp» gespielt. Das Rennen sei wirklich knapp. Ganz knapp. Furchtbar knapp.

Ein Fotofinish, nicht vorhersagbar, wer am Schluss die Nase vorn habe. «Bild» und andere fanden sogar heraus. dass ein Patt bei den Wahlmännerstimmen möglich sei. Alle Koryphäen, Kenner, Spezialisten, Spezialkorrespondenten und USA-Kenner wagten keine Prognosen mehr, so knapp war das Rennen.

Natürlich schwang da auch immer ein leiser Oberton von Hoffnung mit, dass es Kamala Harris doch schaffen könnte, und dass Lügner Donald Trump einmal mehr Lügen gestraft würde, der schon früh behauptete, dass er mit sicherer Mehrheit vorne liege, man – er übertreibt halt gerne – von einem wahren Erdrutschsieg sprechen könne.

Dabei sei noch gar nichts entschieden, so knapp sei das.

Und dann kam wieder die fassungslose Sendepause, wie beim ersten Sieg Trumps. Als er die Hürde von 270 Wahlmännerstimmen locker übersprang, während Harris bei etwas mehr als 220 dahindümpelte. Das war nicht knapp, das war ziemlich eindeutig.

Das gilt auch für die Anzahl Wählerstimmen. Während Clinton noch rund 2,5 Millionen Stimmen mehr als Trump bekam (aber weniger Wahlmänner), liegt Harris auch hier klar hinten. Zudem haben die Republikaner den Senat zurückerobert, eine weitere Niederlage der Demokraten.

Wenn Trump am Schluss (das kann noch dauern) 311 Wahlmänner hinter sich geschart hat, muss man ihm zubilligen, dass das ein eindeutiger und unbezweifelbarer Sieg ist, eine krachende Niederlage für Harris. Viel schlimmer als erwartet.

Trump hat so ziemlich bei allen Wählerschichten zugelegt im Vergleich zu 2020, sowohl in städtischen, wie in ländlichen Gebieten, auch bei Latinos, schwarzen Männern und Jungwählern. Nirgends gab es den herbeigeredeten Harris-Effekt.

Wie immer bringt es «Bild» knallig auf den Punkt:

Nur: schockiert sind mal wieder alle Auguren, weil sie wieder dramatisch danebenlagen. Viel Buchstaben darauf verschwendeten, was wohl passieren möge, wenn Trump verlöre – was ja durchaus möglich, wahrscheinlich, sinnvoll sei.

Während Trump in seinem Sieg badet, zeigt sich Harris als schlechte Verlieren. Als sich ihre Niederlage abzuzeichnen begann, tauchte sie einfach ab und liess ihre Anhänger mit offenen Mündern und traurigen Gesichtern an der Wahlfeier blöd rumstehen. Nicht gerade souverän. Nichts von Grösse in der Niederlage zeigen.

Das gilt aber auch mal wieder für die gesamten Mainstream-Medien. Sie taten alles in ihrer Macht Stehende, um Trump niederzuschreiben. Nur ist ihre Macht halt überschaubar klein. Und wildes Gewäffel aus Europa, aus Deutschland, aus der Schweiz – das geht dem US-Wähler sowieso schwer an einem bestimmten Körperteil vorbei.

Nackt, dumm und hässlich stehen nun mal wieder all die grossartigen Koryphäen da, die sich gewaltig verhoben haben. Aber keine Bange, nach ganz kurzer Panikpause werden sie sofort wieder Tritt fassen – und ein Schreckensgemälde nach dem anderen an die Wand werfen, was die Welt nun von Trump zu erwarten, zu befürchten hat.

Aber vorher muss der Wahlsieger niedergemacht werden. Für einen Tamedia-Dummschwätzer regiert in Zukunft ein «Faschist» die USA. Und der köstliche Auslandchef ohne Ausland und Verstand kriegt sich auch nicht ein. Die Amerikaner, die Deppen, hatten die Wahl zwischen «einer Demokratin und einem Demagogen». Und was haben die Trottel gemacht, Christof Münger fasst es nicht:

«Sie haben sich für den Kandidaten entschieden, der strafrechtlich verurteilt ist, der einen sexistischen Wahlkampf geführt hat, der die Streitkräfte gegen politische Gegner einsetzen will, der notorisch lügt (nicht nur, was das Wahlergebnis von 2020 betrifft) und der – das ist zentral – in einen Putschversuch gegen die amerikanische Demokratie involviert war.»

Schlimmer noch: Trump werde alle Anklagen gegen ihn stoppen, wie ein Diktator herrschen, das «Projekt 2025» umsetzen, Millionen Migranten ausschaffen, «eine Massendeportation, die an finstere Zeiten erinnert». Echt jetzt, gleich die Nazikeule?

Und in Europa? Schlimm, schlimm: «Von Trumps Comeback profitiert die antiliberale lnternationale von Björn Höcke, Geert Wilders und Marine Le Pen bis zu Viktor Orban und Sahra Wagenknecht. Deren demokratieschädigende Ideen werden salonfähig.» Antiliberale Internationale, demokratisch gewählt, aber demokratieschädigend, herrlich.

Münger ist so fassungslos, dass ihm am Schluss buchstäblich der Schnauf ausgeht: «Das werden vier lange Jahre». Im Gegensatz zu den vier kurzen, die es mit Biden waren oder mit Harris geworden wären. What a nonsense.

Ode nehmen wir einen Andreas Bernard vom durchdrehenden «Spiegel». Der schreibt über «Trumps veränderte Gestik bei seiner Siegesrede» unter dem Titel «Die Fratze der Sanftmut». Versteht das jemand? «In Donald Trumps Mimik spiegelten sich Hass, Ausgrenzung, Bedrohung. Im Bewusstsein seines Triumphs trat er völlig anders auf. Wenn sich der Chauvinismus entspannt, hat seine Politik der Rücksichtslosigkeit obsiegt

Das kann man wohl nur noch mit psychopathologischem Besteck sezieren; dem normalen Menschenverstand entzieht sich dieses hasserfüllte Gebelfer.

Unbelehrbar, beratungsresistent, überflüssig.

Harris als Medientest

Resultat: durchgefallen, versagt auf ganzer Linie.

Es ist wie bei Orwell. Was bei ihm das Wahrheitsministerium ist, sind heute die modernen Massenmedien. Das Wahrheitsministerium änderte die Wahrheit manchmal mitten im Satz. Was im ersten Teil noch wahr war, ist im zweiten bereits Lüge, der Freund wird zum Feind, der Feind ist neu unverbrüchlicher Verbündeter.

Der gehirngewaschenen Masse fällt das in «1984» gar nicht gross auf. Das ist heute glücklicherweise noch anders; daher ist das einer der vielen Gründe, wieso den Bezahlmedien die Zahler davon laufen. Nicht in erster Linie deswegen, weil der runtergesparte Content vielfach auch gratis zu beziehen ist.

Sondern in erster Linie, weil sich die Medien Mal für Mal lächerlich und unglaubwürdig machen. Das beste Beispiel dafür ist zurzeit die Harris-Euphorie, ja die Harris-Hysterie. Denn die Präsidentschaftskandidatur der Demokratin Kamala Harris hat halt eine Vorgeschichte. Sie ist schon einige Jahre Politikerin, und vor allem war sie fast vier Jahre lang Vizepräsidentin unter Joe Biden.

Ganz am Anfang gab es schüchterne Versuche, sie als mögliche Nachfolgerin von Joe Biden hochzuschreiben. Frau, farbig, der zweite Versuch nach Hillary Clinton. Es wurde darüber fantasiert, dass sie schon nach zwei Jahren den immer seniler werdenden Biden ablösen könnte. Aber dann doch sicher an seiner Statt für die nächste Amtszeit kandidieren.

Aber all dieses Gesäusel verstummte, denn den Massenmedien wurde klar: die Frau ist ungeeignet.Sie hat keine Ausstrahlung. Sie ist politisch blass. Sie hat keine Fortüne. Sie hat in der ihr übertragenen Migrationsproblematik versagt. Mit einem Wort: sie ist schon als Vizepräsidentin überfordert, eine Fehlbesetzung, eine Enttäuschung, eine Versagerin. Es wurde sogar darüber spekuliert, ob sich Biden, der noch vor wenigen Wochen der einzige geeignete Kandidat war, der Trump besiegen könnte, nicht einen anderen Running Mate suchen sollte, um seine Chancen zu verbessern.

Niete, profillos, unscheinbar, unbeliebt, wahnsinnig unbeliebt, schlicht und einfach ein Problemfall. So war das unerbittliche Verdikt der deutschsprachigen Medien, vom «Spiegel» aufwärts und abwärts. Selbst als immer offenkundiger wurde, dass die Fortsetzung der Kandidatur Bidens ein gröberes Problem werden könnte, kam Harris als möglicher Ersatz nur unter ferner Liefen vor. So nach der Devise: gut, die Vizepräsidentin, aber Himmels willen, doch nicht im Ernst.

Ein wesentlicher Bestandteil des Meinungsumschwungs  in der Führungsriege der demokratischen Partei war dann ein Aspekt, den die Medien hierzulande wenn überhaupt ganz nebenbei abhandelten. Was wäre eigentlich genau mit den Spenden passiert, die für die Kandidatur Biden/Harris hereingesprudelt waren? Hätte man die einfach auf einen neuen Kandidaten übertragen können – oder müsste man sie zurückgeben? Das war die realistischere Variante, also fand das Kopfkratzen, wen man denn anstelle von Biden portieren könnte, schnell ein Ende.

Ein paar Drahtzieher wie Obama zögerten noch einen Moment, in der verzweifelten Hoffnung, dass es vielleicht doch eine Alternative zu Harris gebe. Aber dann war plötzlich klar: Harris schlief als Problemfall ein und wachte als die grosse Hoffnungsträgerin und Präsidentschaftskandidatin wieder auf.

Und seither überschlagen sich die gleichen Medien, die sie jahrelang mit Häme übergossen hatten, in Lobesarien. Ist Harris denn über Nacht ein anderer Mensch geworden? Kann sie plötzlich Wirtschaft? Ist sie mit Aussenpolitik vertraut? Hat sie nun eine Lösung für die Immigration? Versteht sie etwas von Militärpolitik? Hat sie Lösungspläne für den Nahen Osten oder die Ukraine?

Oder noch einfacher gefragt: hat sie inzwischen ein Wahlprogramm? Nimmt sie der Einfachheit halber copy/paste das von Biden, dem sie ja bis vor Kurzem als Vizepräsidentin weiter zudienen wollte? Hat sie nicht. Wozu auch, Trump hat ja auch keins. Also wenn man Versprechungen an alle und jeden und von allem nicht als Wahlprogramm gelten lassen will.

Was beim Runterschreiben und Hinaufjubeln von Harris völlig vergessen geht: der US-Wahlkampf war schon immer mehr Seifenoper plus der Austausch von üblen Untergriffen, als eine demokratische Auseinandersetzung um Argumente und Programme. Aber gewisse rudimentäre inhaltliche Ansagen wurden dann doch gemacht.

Diesmal ist alles anders. Trump erzählt seinen Unsinn rauf und runter, Harris holt deutlich in der Abteilung Versprechungen (Steuersenkungen!) auf. Etwas heiklere Themen wie die gigantische Staatsverschuldung, die marode Infrastruktur und die Macht von einigen Superreichen, die lassen beide schön beiseite.

Es bleibt dabei, das ganze Wahlprogramm der beiden lässt sich in einem kurzen Satz zusammenfassen:

Wählt mich, nicht den (die).

 

Heiteres Kriegerlis-Raten

Da guckst du. Was macht denn die Ukraine in Russland?

Nun ist’s doch schon einige Tage her, dass ukrainische Truppen in Russland eingefallen sind. Das brachte vor allem die deutsche Regierung etwas in die Bredouille; weil schon wieder deutsche Panzer in der Nähe von Kursk, das erinnert halt fatal ans letzte Mal, als unter Adolf Nazi die deutsche Wehrmacht hier barbarisch hauste.

Erschwerend kommt noch hinzu, dass sich die Indizien verdichten, dass die Sprengung der Nordsee-Pipeline von Selenskyj höchstpersönlich angeordnet und von ukrainischen Tauchern durchgeführt wurde. Das geht jedenfalls aus einem profunden Recherchierstück des «Wall Street Journal» hervor. Und das wäre dann nicht nett gegenüber Deutschland.

Aber fast noch schlimmer hat’s alle Kriegsgurgeln und Kommentatoren und Analysten und Besserwisser und Schreibtischgeneräle erwischt. Was soll man von diesem Einmarsch halten? Der Leser erwartet Einordnung und Analyse. Serviert bekommt er Gewäsch:

«Zurzeit sei sehr schwer abzuschätzen, ob diese Operation tatsächlich ein strategischer Erfolg wird, sagt der Militärexperte Georg Häsler in dieser Videoanalyse.» Wo ist nur der zackige Oberst Häsler in der NZZ, wenn man ihn mal braucht.

Auch der ETH-Militärexperte Marcus Keupp «ordnet ein». Unverdrossen, nachdem er schon mal den baldigen Sieg der Ukraine vorhergesagt hatte. Allerdings für den Herbst 2022. Dadurch gewitzt, ist er nun entschieden vorsichtiger geworden und äussert nur noch Brei:

«Die Ukraine führt diesen Krieg als eine Art Testoperation.» Ach was, was wird denn da getestet? «Es gibt kein klares Operationsziel, sondern man versucht eher, Lücken im Gelände ausfindig zu machen.» Und was macht der Russki? «Auch wenn die Russen im Moment ziemlich dilettantisch agieren, wird es ihnen irgendwann schon gelingen, diesen Raum abzusichern.» Raum absichern, das Gummiwort des Tages.

Wie immer völlig sicher in seiner Analyse ist sich der Kriegstreiber am heimischen Herd der «Süddeutschen Zeitung» in München. Der Tagi übernimmt brav, was Stefan Kornelius nicht wieder alles weiss: «Moskau soll sehen, dass es verwundbar ist». Inzwischen hat er auch den Kremlherrscher Putin völlig durchschaut: «Offensichtlich gehört es zu den Mustern des Krieges, dass Putin Muster nicht erkennt.»

Völlig gaga wie immer ist der «Nebelspalter». «Die Ukraine trägt den Krieg nach Russland. Gut so.» Na ja, wenn man einen Chef hat, der schon die Bombardierung Moskaus forderte …

Nur «watson» ist für einmal nachdenklich: «Ukrainer rücken in Russland vor – und haben sich damit womöglich komplett übernommen». Ein Hintertürchen gibt’s allerdings, sollte das nicht der Fall sein: das Zauberwort «womöglich». Und selbst die SDA buddelt etwas im Sandkasten: «Ukraine sieht Kursk als Faustpfand für Friedensverhandlungen

Eher fatalistisch gestimmt ist dagegen «20 Minuten»: «Ukraine erobert 1000 km2 Russland – und wartet auf Putins Rache». Und «Cash» schliesslich weiss: «Krisensitzung in Moskau: Putin will endlich Ruhe an neuer Front von Kursk».

Ruhe, wer will das nicht. Der Leser will vor allem seine Ruhe vor all diesen Kommentatoren, die doch Mal für Mal nichts anderes zeigen als: sie haben keine Ahnung. Sie können nichts vorhersehen. Ihre Analysen haben eine Halbwertzeit von einer Flasche Wodka bei einem russischen Umtrunk. Niemand von ihnen hat mit der Möglichkeit gerechnet, dass die Ukraine die Grenze zu Russland überschreitet.

Keiner ist in der Lage, die möglichen Folgen aufzuzählen. Ein Debakel nach dem anderen. Nach wie vor ist völlig unklar, wie sich diese Lage weiterentwickeln wird. Genauso unklar, wann es endlich zu Friedensverhandlungen kommen wird. Denn nur völlig verblendete Kriegsgurgeln rechnen ernsthaft damit, dass die Ukraine Russland zurückschlagen oder gar besiegen könnte.

Wer Sieger wird, steht in den Sternen. Nur die Verlierer sind längst bekannt. Die ukrainischen und russischen Soldaten. Die Zivilbevölkerung. Und der Leser, der sich solchen Quatsch und solches Gequassel anhören muss. Muss? Muss er eben nicht …

 

Kochflop und Rubrikensalat

Was ist nur mit Tamedia los?

Es wimmelt von neuen Rubriken auf der Homepage. Während sich andere Medien bemühen, da einen möglichst aufgeräumten Eindruck zu machen, hält es der Tagi eher mit dem Prinzip der Wimmelbilder.

Nach einem zusammengewürfelten allgemeinen Newsteil, wo Meldungen aus der Schweiz, vom Sport, aus den USA oder New über das Weltereignis «Taylor Swift kommt nach Zürich», als Aufmacher «Tipps für die Reiseversicherung» wimmeln, kommt dann die Rubrik «Fussball-EM 2024». Anschliessend die Rubrik «Redaktion empfiehlt», was dem Leser schon mal ziemlich wurst ist, wenn der Westschweizer Korrespondent des Tagi sein «Abschieds-Essay» schreibt. Aber Nabelschau für Nabelträger, das ist im Journalismus weitverbreitet.

Dann die «News-Pause» obwohl man sich fragt, wie viele News denn vorher stattfanden. Schliesslich der übliche Aufbau, «Zürich» («In dieser hippen Chnelle gibt’s Thai-Fleischkäse zum Bier»), dann schon wieder eine temporäre Rubrik «Unwetter in der Schweiz», dann «Schweiz», und noch vor dem Ausland «Elif x Tagi». Das ist eine nur Abonnenten zugängliche Kochserie, voll auf die Zwölf beim überwiegenden Lesergeschnack des Tagis: «So geht Kichererbsen-Dürüm»,  «Tante Songüls Aubergineneintopf», «Sushi-Dürüm» oder «Pasta Manti Style». Immerhin ist der «Eiersalat à la Mama» von der Homepage verschwunden, aber Positiveres kann man über diese Randgruppenküche für hippe und woke Blasenbewohner nicht sagen.

«International» kommt dann sehr schmalbrüstig daher, ein «Newsletter Alles klar, Amerika?», ein «Newsticker zum Krieg in Nahost», wobei Newsticker ein Euphemismus für «Agenturtickermeldungen reinhängen» ist. Dazu «Unruhen in Mauretanien», eine DPA-Meldung, und der «tägliche Podcast, Wer, wenn nicht Joe Biden?».

Der hat’s dann wiederum nicht in die nächste Rubrik «US-Wahlen» geschafft. Aber immerhin, kein Kommentar oder Leitartikel von Christof Münger, ein guter Tag.

«Wirtschaft», «Sport», «Fit und gesund durch den Sommer», der nicht mehr so neue «Crime-Podcast», weitere Podcasts, Videos («Chickpea-Dürüm nach Elif», das weiter oben noch Kichererbsen-Dürüm hiess, aber wieso nicht den Leser verwirren). Besonders wertvoll hier: «Die erste Periode bekommen».

Dann noch «Meinungen», schliesslich völlig versenkt unten «Beliebteste Artikel», «Wissen», die völlig abgehalfterte «Kultur», «Leben», «Digital», wir holen tief Luft «Panorama», «Züritipp(s) der Woche», «Reisen» , «Das Magazin», und endlich Ende.

Sagenhafte 26 Gefässe, um den Leser völlig verwirrt zurückzulassen.Statt Rücksicht auf die Attention Span des Internetnutzers zu nehmen, wird hier der User oder Unique Visitor durch ein Labyrinth von Rubriken und Gefässen gejagt, wo ein wildes Kunterbunt herrscht. Statt Ordnung und Orientierung Unübersichtlichkeit und Verzettelung.

Wenn nun online die Zukunft der Newsmedien sein soll, dann sieht es aber sehr düster aus beim Tagi. Dabei würde ein Blick auf den übersichtlichen, geordneten und den Leser ideal führenden Online-Auftritt der NZZ genügen, um den richtigen Weg zu weisen.

Nebeneinander einmal gross, einmal klein, gepflegte Bildsprache, unterbrochen von deutlich abgehobenen Bändern zu Einzelthemen. Auch mal eine Bewegt-Grafik, überhaupt gepflegte Bildstrecken, die den Vorteil eines hintergrundbeleuchteten Bildschirms gegen Zeitungspapier voll ausspielen. und erst im unteren Teil kommen dann wieder Dreispalter zum Einsatz.

So macht man’s nicht, so macht man’s. Könnte nicht so schwer sein. Aber wie meist hapert es eben nicht am Geld oder den technischen Fähigkeiten. Sondern am Köpfchen, an der gestalterischen Intelligenz, an zündenden Ideen, wie man den Leser elegant und sanft und attraktiv führen kann.

Oder zwei Bilder sagen mehr als tausend Buchstaben:

Visualisierte Don’ts.

Gegen visualisierte Dos:

Sonst noch Fragen?

Widerwärtige Kriegsgurgel

Da ist man mal weg, und schon schreibt Nicolas Freund einen Kommentar.

Der Mann ist eigentlich Filmkritiker, hat «Komparatistik, Germanistik und Kulturjournalismus» studiert, behauptet die Autorenseite der «Süddeutschen Zeitung».

Also geradezu überqualifiziert, um sich dem Pack der Kriegsgurgeln anzuschliessen, die als Schreibtäter mit markigen Worten Ukrainer in den Tod schicken wollen. Da gibt es üble Gestalten, die auf ZACKBUM bereits ausführlich gewürdigt wurden.

Aber Nicolas Freund schlägt sie alle. Dass die SZ so eine Schmiere abdruckt, wohlan, das ist ein Münchner Problem. Dass Tamedia diesen Kommentar übernommen hat, ist ein Zürcher Problem. Ist ein Versagen aller Kontrollinstanzen. Wieso spült Pietro Supino Pipifaxartikel, lässt aber solche Schweinereien durchgehen?

Was für Schweinereien? Eigentlich eine doppelte. Die erste ist noch fast harmlos. Freund schreibt: «Wolodimir Selenski hat einen Gesetzentwurf unterzeichnet, der das Alter für die Einberufung zum Militärdienst von 27 auf 25 Jahre senkt.» Das ist natürlich blühender Unsinn; aber was versteht ein Student der Komparatistik schon vom Militär. Sonst würde ihm auffallen, dass es doch eher merkwürdig wäre, wenn in der Ukraine Soldaten erst mit 27, bzw. 25 Jahren einberufen würden.

In Wirklichkeit handelt es sich natürlich um die Senkung des Einberufungsalters von Reservisten. Also in der Sache hat Freund schon mal nix kapiert.

Aber das verblasst hinter der zweiten Schweinerei: «Es ist klar, dass Selenski für viele von ihnen ein Todesurteil unterschrieben hat.» Da habe Selenskyj doch länger gezögert, aber: «Es ist dennoch der richtige Schritt.» Denn: «So schwer diese Entscheidung fallen mag: Russlands Angriffskrieg lässt ihm gar keine Wahl.»

Freund meint also, dass junge und mangelhaft ausgebildete Reservisten als Kanonenfutter in den Tod zu schicken, für ihn ein richtiger Schritt sei. Vom fotografierten Bubigesicht auf der Autorenseite zu schliessen, dürfte Freund selber auch in diese Alterskategorie fallen.

Da sei ihm doch nahegelegt, Krieg nicht als Spielwiese für menschenverachtende Kommentare zu missbrauchen, sondern selbst mannhaft und beherzt ein Beispiel zu geben. Ein Zeichen zu setzen, wie man in seinen Kreisen so gerne sagt. Denn wir möchten unbedingt die Kriegsreportage von Freund an der Front lesen.

Die Kriegsgurgel müsste dafür nicht mal eine Waffe in die Hand nehmen. Einfach hingehen, aufschreiben, berichten. Kann doch nicht so schwer sein. Ausser, Freund wäre zu feige dafür. Aber das ist er doch sicher nicht, so abgebrüht wie er die Notwendigkeit von Todesurteilen befürwortet.

Oder um seinen Titel zu paraphrasieren: was Freund da hinschmiert, ist furchtbar und wichtig genug, um in die grosse Halle der Schandmale des verantwortungslosen Journalismus aufgenommen zu werden.

Medienmanager sind blöd

Oder sagten wir das schon?

Relativ schnell, nach nur rund 25 Jahren, haben sie bemerkt: eine Ware im Internet gratis anbieten, für die man in der realen Welt Geld verlangt, das ist vielleicht keine so gute Idee.

Darüber brüteten sie dann eine ganze Weile. Und schauten zu, wie sich das Publikum gratis bediente. Migros oder Coop hätten nach 24 Stunden alle verantwortlichen Manager gefeuert, wären die auf die Idee gekommen: lieber Kunde, kauf dir den Liter Milch im Laden – oder bestell ihn gratis im Internet.

Aber in den Schweizer Medienhäusern geht’s anders zu. Erschwerend kommt  hinzu: Ziehsöhne oder Familienmitglieder der Besitzerclans kann man nicht feuern.

Also kamen die Medienmanager in ihrer unendlichen Weisheit auf die Idee, eine Paywall hochzuziehen. Sie gaben nicht mehr gratis ab, wofür sonst bezahlt werden musste. Das war dann aber blöd, weil damit der Traffic zusammenbrach. Und da die Medienmanager bis heute auch zu blöd sind, GoogleAds endlich mal die Butter vom Brot zu nehmen und eigene Inseratevermarktungen auf die Beine zu stellen, war das wieder schlecht für die Einnahmen.

Also eierten sie herum. Totale Paywall. Ein Flop. Hat die «New York Times» schon längst ausprobiert. Kein Grund für den «Nebelspalter», den gleichen Fehler nicht nochmal zu machen. Zurück zum totalen Gratis-Angebot, ausser dem Aktuellen. Hat die NYT schon längst ausprobiert. Ein Flop.

Also wird weiter herumgeeiert, wie und wo die Paywall hochgezogen wird, was der Eintritt kosten soll. Pay per View, Tagespauschale, Wochenpauschale, Grundgebühr plus Extrakosten, alles wird durchgespielt.

Aber die Medienmanager sind blöd, oder sagten wir das schon? Denn eine Paywall ist nur so gut wie ihre Wandstärke. Also ist sie unüberwindlich? Ist es so wie bei Coop und Migros, wo zwar ein gewisser Schwund durch Diebstahl nie ganz vermieden werden kann, sich aber doch in Grenzen hält? Oder ist die Paywall löchriger als ein Emmentaler, ist sie ein Papiertiger, braucht es nur wenige Handgriffe, um sie zu überklettern?

Nun, da gibt es zum Beispiel das hier:

Was ist denn das? Nun, der natürlich anonyme Hersteller erklärt sein Vorhaben so: «Ich glaube, Google Adwords hat das Web gekillt.»

Aber Medienmanager sind blöd, oder sagten wir das schon. Also nützt diese Webseite folgende einfache Erkenntnis:

«Die Idee ist ziemlich einfach: Nachrichtenseiten möchten, dass Google ihre Inhalte indiziert, damit sie in den Suchergebnissen angezeigt werden. Sie zeigen dem Google-Crawler also keine Paywall an. Davon profitieren wir, da der Google-Crawler bei jedem Crawlen eine Kopie der Website zwischenspeichert.
Wir zeigen Ihnen lediglich die zwischengespeicherte, nicht kostenpflichtige Version der Seite.»

So einfach geht das, weil die Medienmanager, aber wir wiederholen uns.

Mehr Nordkorea für die «Republik»

Lasst das doch einfach mit den Wahlen.

Nordkorea kann auch mal Vorbild sein. Denn dort beträgt die Wahlbeteiligung gerne mal 100 Prozent, genauer 99,99 Prozent bei den letzten «Parlamentswahlen». Und es herrscht auch (fast) Einstimmigkeit bei den Resultaten.

So viel Wahlbeteiligung wird die «Republik» wohl nicht schaffen. Dafür ist die Urabstimmung etwas zu hektisch angesetzt. Per Newsletter vom 10. Juli ab dem 10. bis zum 20. Juli. In aller Eile muss ein neuer Vorstand der Genossenschaft gewählt werden. Denn seit dem Rücktritt von Roger de Weck – plötzlich und aus unbekannten Gründen – sassen da nur noch zwei Vorständler auf der Stange – die aber auch bekannt gegeben haben, dass sie so schnell wie möglich abtreten wollen.

Obwohl in Zürich beheimatet, ging die «Republik» das Problem dann sehr, sehr gemächlich, geradezu bernerisch an. Obwohl sie für über 100’000 Franken im Jahr «beraten» wird, fiel niemandem dabei auf, dass der Vorstand einer Genossenschaft aus mindestens drei Mitgliedern bestehen muss. Und nicht aus nur zwei. So was wäre Kim nie passiert.

Aber auch beim kleinen Steuerproblem in der Höhe von fast einer Million war es keinem der teuren «Berater» aufgefallen, dass da ein kleines Damaskus droht.

Also wurden Gremien gebildet, wichtig getan, viel gequatscht – und nichts geleistet. Business as usual bei der «Republik». Im gegenseitigen Bauchtreten, Intrigieren und Koalieren ging dann vergessen, dass es das Handelsregister schon ernst meint mit solchen Organisationsmängeln. Also mussten die «Republik»-Koryphäen, statt friedlich in den Sommerschlaf zu verfallen, urplötzlich eine Urabstimmung aus dem Ärmel schütteln. «Was keinen kleinen Aufwand bedeutet», vermelden sie stöhnend.

Es braucht nun aber gleichzeitig einen Genossenschaftsvorstand und einen Verwaltungsrat, denn eine AG hat die «Republik» ja auch noch, so als schnittige Holding. Himmels willen, alles auf einmal. Was tun? Nun, wenigstens einen fixen und festen Kandidaten hat die «Republik» aus dem Hut gezaubert. Und dazu noch drei weitere. Der Einfachheit halber gleich für die Genossenschaft und die AG. Das nennt man Good Governance at its best …

Der Einfachheit halber alles Pensionäre. Der Einfachheit halber kandidieren drei der vier mal nur bis zu den ordentlichen Wahlen im November. Sozusagen als Übergangslösung, um nicht zu sagen als Feigenblatt in der Not. Einschlägige Fachkenntnisse bezüglich Strategie und Einkommensgenerierung für ein notleidendes Medienorgan – bringt keiner mit.

Auch das wäre Kim niemals passiert. Nur einer habe bereits das «reguläre Bewerbungsverfahren durchlaufen», tut die «Republik» wichtig. «Die drei anderen stellen sich zur Verfügung, bis wir den Rekrutierungsprozess zu Ende geführt haben, mindestens bis zur nächsten Urabstimmung diesen Herbst», erzählt Co-Geschäftsführerin Katharina Hemmer auf Anfrage persoenlich.com.

Das Pipifax-Magazin tut so, als wäre die Besetzung dieser Positionen ungefähr so bedeutend wie die Wahlen in die «Kommission für Staatsangelegenheiten», wo in Nordkorea die Entscheidungen getroffen werden. Das wird aber dort jeweils sorgfältig vorbereitet und erfolgt keinesfalls im Galopp.

Also könnte die «Republik» von Kim und Nordkorea eigentlich noch einiges lernen. Abstimmungstechnisch weniger; da nur eine relative Mehrheit der Abstimmenden genügt, ohne dass Enthaltungen gezählt werden, kann man die Prognose wagen, dass alle vier Kandidaten gewählt werden. Also doch eine Ähnlichkeit mit Nordkorea. Immerhin.

Ähnlichkeit mit einer Witzzeichnung hat allerdings dieses Organigramm; ZACKBUM legt Wert auf die Feststellung, dass wir das nicht erfunden haben:

Wer’s nicht fassen kann: hier kann man sich mit dem Original vergnügen.

«TagesWoche», «bajour», «Kosmos», «Republik». All diese Projekte haben gemeinsam, dass sie absurd viel Geld verrösten – für absurd wenig Leistung. Bauchnabelschau, Selbstbestätigung im luftdichten Raum der Gesinnungsblase, «Expeditionen in die Wirklichkeit» sind in Wirklichkeit die Bestätigung vorgefasster Ansichten. Neues, Überraschendes, Anregendes, intellektuell Hochstehendes hat die «Republik» nicht zu bieten.

Inzwischen stolpert man bei banalsten organisatorischen Fragen über die eigenen Füsse. Der «Genossenschaftsrat» (man suche ihn oben im Wimmel-Organigramm) behauptet doch tatsächlich, ohne sich der völligen Lächerlichkeit seiner selbst oder dieser Aussage bewusst zu sein:

«Mit vereinten Kräften setzten wir uns innerhalb der Findungs­kommission dafür ein, für die gewünschten Profile passende Kandidatinnen zu finden. In der ersten Juniwoche stand dann aber fest, dass wir, trotz sehr qualifizierter Interessenten, mehr Zeit für eine sorgfältige Rekrutierung benötigen würden

Im nächsten Jahr, so ist die finster verkündete Absicht, sollen wieder 6,6 Millionen Franken ausgegeben werden. Verröstet, zum Fenster rausgeschmissen, zur Finanzierung der Selbstbespassung und -bespiegelung missbraucht werden.

Ein Steuerpuff, ein Organisationspuff wie bei Gosplan in den letzten Zügen, man sitzt in Gremien und schaut wichtig, man kriegt nicht mal eine stabile Chefredaktion hin, und vor allem: das Wichtigste, die Produktion von einen Kaufanreiz bietenden Leistungen – ist inexistent.

Oder Hand aufs Herz, wer kann sich an den letzten «Republik»-Artikel erinnern, der bereichernd war? Nicht ärgerlich, lächerlich, langfädig?

Will man die «Republik» mit einem Symbolbild darstellen, muss es das hier sein:

Das ist Ri Chun Hee, die über dreissig Jahre lang die Nachrichten im nordkoreanischen Staats-TV verlas. Kürzlich wurde sie, weil 75, in Pension geschickt. So alt wird die «Republik» nie werden. Sie existiert seit Januar 2018. In den fünfeinhalb Jahren ihrer Existenz hat sie geschätzte 35 Millionen Franken verpulvert. Sonderzuwendungen, Nothilfen, die Abwendung von Selbstmorddrohungen nicht mitgezählt.

Dafür gibt es nur ein Wort: Desaster. Oder: nach dem «Kosmos» ist vor der «Republik» …

Wie bescheuert ist das denn?

Suche die fünf Unterschiede.

Für alle, die damit Mühe haben: links ist das Signet eines US-Snowboard- und Skiproduzenten. Rechts ist das neue Signet der unlängst fusionierten Sunrise/UPC, die inzwischen UPC gespült hat und nur noch unter Sunrise laufen möchte.

Höchste Zeit, für teures Geld ein grossartiges neues Signet schnitzen zu lassen. «Brand Identity» heisst das, und traditionell sind nur Londoner Agenturen gut genug, ein solches Projekt zu stemmen. Hier hat Rufus Leonard entwickelt und ist nach vielem Brüten, Marktabklärungen, sicherlich auch unter Verwendung ganzer Schneeberge zu einem Resultat gelangt, das dann schwarzgewandete ADs und andere Wichtigtuer der Geschäftsleitung von Sunrise als neues Ei des Kolumbus verkauften.

Zusammen mit dem neuen Markenclaim «Dream big. Do big.» Wer das als gerüttelten Schwachsinn, und erst noch auf Englisch, zu kritisieren wagt, hat doch keine Ahnung.

Wem es nicht aufgefallen ist, dass die US-Bude das Signet bereits seit 2020 verwendet und sogar die Herleitung dokumentiert hat, hat allerdings auch keine Ahnung:

Nun hat persoenlich.com das Thema aufgegriffen und vermeldet:

Sunrise tut derweil so, wie man halt tut. Man habe sorgfältig abklären lassen, sehe kein Problem, zudem arbeiten beide Firmen auf völlig unterschiedlichen Gebieten, also was soll’s.

Das sieht allerdings einer der Firmeninhaber entschieden anders: «Während man mit Sicherheit sagen kann, dass Season Eqpt. keine Ambitionen hat, Telefondienste zu verkaufen, hat Sunrise ein klares Interesse daran, Telefondienste an Snowboarder zu verkaufen.» Denn blöderweise ist Sunrise ab 2023 Hauptpartner von Swiss Ski.

Ist’s ein Schlamassel, und wenn ja, wie kann das aufgeräumt werden?

 

Eine Lösung wäre, dass Sunrise auch noch gleich «season» aufkauft. Das eigene Signet wieder zu ändern, das wäre auch nicht viel billiger. Oder aber, am wahrscheinlichsten, gegen eine Stillschweigensvereinbarung wechselt Geld, eher viel Geld den Besitzer.

Kommt halt davon, wenn man Cracks aus London mit einem neuen Signet beauftragt, dafür diesen Schrott bekommt und einen nicht minder schrottigen Claim.

«Dream big. Do big.» Mal Hand aufs Herz, versteht das einer? Träume gross, tue gross. Der Telecomanbieter für Grossmäuler? Was haben grosse Träume und grosse Taten mit Kommunikationsübermittlung zu tun? Was für Grosstaten kann man denn beim Telefonieren, Surfen oder TV-Glotzen vollbringen? Sollte sich Sunrise nicht besser gleich in Sundown umbenennen? Fragen über Fragen.