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Die unbefleckte Schändung

Das wahre Opfer eines Medienskandals ist ein Mann.

Über Jahrhunderte zerbrachen sich viele Denker den Kopf über der Frage, wie eigentlich eine unbefleckte Empfängnis möglich sei. Unbefleckt von der Erbsünde, eine Jungfrauengeburt, die Jungfrau Maria gebar Jesus, empfangen durch den Heiligen Geist.

Nein, zu dieser kniffligen Frage gibt es nichts Neues beizutragen. Aber es dauerte rund 2000 Jahre, bis ein neues Wunder geschah: das Wunder der unbefleckten Schändung.

Zu Bethlehem gab es damals noch keine Zeitungen

Auch hier gibt es einige Unklarheiten. War es eine Vergewaltigung, eine Schändung, ein sexueller Missbrauch? Gab es Falschbeschuldigungen, wurde das eigentliche Ereignis durch die Medien perpetuiert? Glücklicherweise gab es ja zu Bethlehem noch keine Zeitungen, man stelle sich vor, was da alles herumgeboten worden wäre.

Im neuzeitlichen Fall ist es aber so, dass die, nun ja, dass das Opfer gerade wieder einmal betont hat, dass sie den als mutmasslichen Täter herumgebotenen Mann «ausdrücklich und zum wiederholten Male nicht» beschuldige. Das muss das Opfer einer unbefleckten Schändung auch sagen, denn es hat sich verpflichtet, «sich ab sofort in keiner Weise mehr so zu äussern, dass daraus bei Dritten irgendwelche Vermutung entstehen oder impliziert werden kann, dass sie je Opfer eines strafbaren Verhaltens, begangen durch P.K.*, geworden sein könnte».

Das eine Opfer war naiv

Mit diesem Vergleich entging das eine Opfer einer weiteren Verfolgung durch das andere Opfer in Sachen Ehrverletzung und so.

Nun haben es Märchen, mit Logik und Rationalität eigentlich nicht zu erklärende Vorkommnisse, so an sich, dass sie mit viel Gehirnschmalz und gewaltigen Anstrengungen mit einer ganzen Wolke von möglichen Erklärungen, Theorien, mit Rabulistik, Vermutungen und Strapazierung von Logik und Schlüssigkeit umhüllt werden.

So sagt Opfer P.K. bitter: «Vielleicht war es einfach naiv von mir, zu glauben, dass ein Ehrenwort etwas gelten sollte.» Denn es hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass das andere Opfer sich zwar an den Teil «begangen durch P.K.» hält. Das hindert es aber nicht daran, sich als Opfer «eines strafbaren Verhaltens» zu sehen. Wobei in diesem Zusammenhang mittelalterliche Sophisten, ja ein Thomas von Aquin vor Neid erblassen würden.

Ohne Täter auch kein Opfer

Denn die Formulierung, dass hier P.K. ausdrücklich nicht beschuldigt werde, ist ungefähr so sinnvoll wie der schöne Satz: «Ich sage ja ausdrücklich nicht, dass Sie ein Idiot sind.» Denn es hilft ja nichts; wo es ein Opfer gibt, muss es einen Täter geben. Wenn jemand sexuell missbraucht wurde, geschändet wurde, einen Übergriff erleiden musste, einen Verstoss gegen seine körperliche Integrität, dann ist etwas unabdingbar nötig: ein Täter.

Ohne Täter kein Opfer. Ohne Schänder keine Schändung. Ohne Vergewaltiger keine Vergewaltigung. Ohne Übergriffigen kein Übergriff. Ohne K.-o.-Tropfen keine Willenlosigkeit. Ohne Missbraucher kein Missbrauch. Ohne Filmriss kein Dunkel über Ereignissen.

War’s Zeus oder gar der Heilige Geist?

Wenn hier notwendig der Logik gehorchend «tertium non datur» gelten muss, also etwas Drittes gibt es nicht, dann kann, ausserhalb von Wunderglauben, unbefleckter Schändung und Zauberkräften nur ein Entweder-Oder gelten: Wenn P.K. ausdrücklich nicht beschuldigt wird, aber die Beschuldigung aufrechterhalten wird, dann muss es jemand anders gewesen sein. Nur: wer? Es gibt bekanntlich keine Anhaltspunkte, die auf einen bislang noch nicht entdeckten Täter hinweisen. Daraus folgt, wenigstens für Gläubige, nur eine mögliche Erklärung: Es war entweder der einschlägig bekannte Zeus – oder der Heilige Geist.

*Name der Redaktion bekannt.