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Wumms: Isabel Strassheim

Immerhin schreibt sie nicht über Pharma …

Aber das ist schon die einzige gute Nachricht hier:

Nehmt das, Ihr Deckelsünder, Naturgrüsel: «Es erstaunt, wie viele Menschen ihr Trinkerlebnis höher gewichten als eine intakte Umwelt.»

Kein Deckelchen zu klein, Weltretter zu sein: «Viel besser wäre es, den neuen Deckel als Weckruf zu begreifen.» Genau, wacht auf, Ihr Sünder, und haltet ein, ruft der Deckel.

Denn, Hand auf den Deckel, hier hat Strassheim doch uns alle ertappt: «Zweitens erwischt er uns bei unserer Borniertheit, null darüber nachgedacht zu haben, was bisher mit den losen Deckeln der ausgetrunkenen Flaschen geschah

Denn, oh weh, was geschah denn damit? «So rollte die Kappe leicht in den Strassen oder auf Spielplätzen umher.» Und anschliessend, wohin wohl, genau, in die Meere.

Daher: «Wer über seinen Teller- und Nasenrand hinausschaut, freut sich über den neuen Lass-mich-dran-Deckel.»

Also singen wir gemeinsam Halleluja und freuen uns darüber, dass der Deckel nun (unfreiwillig) seinen Beitrag zum Schutz der Umwelt leistet. Leider muss man sich aber bei der Autorin fragen, ob das echt ist – oder wieder mal eine Ente.

Denn die ist bekanntlich weiblich und trägt keinen Deckel, hat aber Strassheim als Urheberin. Als Alarmsirne dient Strassheim eine EU-Studie aus dem Jahr 2016, also taufrisch. Wie es so bei Studien Brauch ist, sucht sich jeder das raus, was ihm (oder ihr) in den Kram passt. Strassheim passt natürlich die Menge an Plastikdeckeln in den Kram, die an die Strände des Mittelmeers gespült werden.

Nun ist es aber so, dass insgesamt und mit weitem Abstand Styroporstücke (21.3 Prozent von allem Abfall) aufgefunden werden. Dann Netze und Seile (13,8 Prozent), dann Zigarettenkippen (10,2 Prozent) und dann erst, weit abgeschlagen, Kappen und Deckel (7,3 Prozent). Was natürlich alles eine Sauerei ist, unbestritten. Aber wenn Strassheim sich wirklich um die Umwelt verdient machen wollte, dann sollte sie doch gegen Styroporverpackungen zu Felde ziehen. Oder Zigarettenkippen. Oder auf die Fischer losgehen.

Aber Frau und Logik, mehr sagt ZACKBUM nicht, wir sind doch keine Sexisten.

NZZ: Textromanza!

Weniger Fotos, mehr Buchstaben. Aber auch die NZZ war schon mal von höherem Niveau geprägt.

Gut, wir wollen zuerst die Latte mal richtig hoch legen:

«Philosophiegeschichtlich kompetent konstruierte Butler den argumentativen Bogen des eigenen Theorie-Entwurfs aus Elementen der Werke von Hegel («Verkörperung»), den sie in Heidelberg studiert und in Yale zum Thema ihrer Doktorarbeit gemacht hatte, John L. Austin («Rollen»), Michel Foucault («diskursiver Widerstand») und Jacques Derrida («Aufhebung binärer Unterscheidungen»).»

Diskursiv könnte man einwenden, dass man natürlich Habermas nicht unerwähnt lassen kann, und ich persönlich finde immer, ein Sprutz Luhmannsche Systemtheorie hat noch keinem Schwulstschwatzen geschadet. Aber das mag Geschmacksache sein.

Man muss da sowohl die Relationen wahren wie auch die Prioritäten klar setzen. Biden, Bundesrat, Kampfjets. War da noch was? Ach ja, wie hiess der Zwerg schon wieder? Putin? Der war irgendwie auch noch da.

 

Was macht man als NZZ, wenn gerade der Freisinn mit seiner neuen Klima- und Umweltpolitik baden gegangen ist und eine neue Parteispitze braucht? Logo, einfach nicht drüber reden, sondern ein schlaumeierisches Einerseits-Andererseits ins Blatt sossen.

 

Was macht man als NZZ, wenn sie die Ausgrenzung von sexuellen Minderheiten in Ungarn an den Pranger stellt? Dabei auch den «Weltfamilienkongress» erwähnt, aber statt diese Dunkelkammer auszuleuchten, lieber der Unsitte frönt, riesige, aber aussagelose Fotografien auf die Seite zu hebeln?

Dabei würde es sich durchaus lohnen, diese Fanatiker mal genauer anzuschauen. Statt es bei Orbán-Bashing bewenden zu lassen.

 

Nachdem die NZZ das als Altersfurz eines Radiopioniers abtat, legt sie sich auch hier kommentarlos in eine enge Kurve. Tut so, als sei die Aussage des Titels der geheime Wunsch von Roger Schawinski gewesen. Auch nicht gerade souverän.

Aber, immerhin gibt es noch das Feuilleton. Und wenn selbst dem Feuilleton nicht wirklich was einfällt, dann denken wir wieder gemeinsam darüber nach, ob Nero wirklich so ein schlimmer Finger war – oder ein frühes Opfer von Fake News und übler Nachrede.