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Verbal-Amok Kornelius

Russentag auf ZACKBUM. Mal wieder ein tobender Teutone.

Die zahlenden Leser von Tamedia haben’s nicht leicht. Ihr Verhalten wird in der Psychopathologie als Masochismus bezeichnet. Der Masochist bezahlt auch gerne dafür, dass er gequält wird.

Masochistische Lustschreie müssen jeweils die Kommentare des Brachial-Rhetorikers Stefan Kornelius auslösen. Der «Ressortleiter Politik» bei der «Süddeutschen» ist ein Büttel der «Atlantik Brücke», ein Meinungsträger vieler Herrn. Greift er in die Tasten, kann man sicher sein, dass überschiessende Meinung mit Faktenfreiheit zu einer ungeniessbaren Mischung verquirlt wird.

Diesmal nimmt sich Kornelius im krachledernen Stil den russischen Aussenminister vor:

Original in der SZ, …

… copy/paste im Qualitätskonzern Tamedia.

Gleich am Anfang legt Kornelius das Niveau niedriger: «Der russische Außenminister setzt Standards für alle aktiven Populisten und Demagogen, zu deren wichtigster Befähigung es gehört, Tatsachen in Lügen und Lügen in Tatsachen zu verwandeln. Lawrow ist so etwas wie die Verbalausgabe eines Spiegels: Was er von sich gibt, ist nur spiegelverkehrt korrekt

Nein, lieber Leser, Kornelius meint hier nicht das ehemalige deutsche Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» (siehe vorangehenden Artikel). Den Leerraum an Argumenten füllt Kornelius mit einer Verbalinjurie nach der anderen: «Es ist, als leide Lawrow unter einer Bewusstseinsspaltung … Ein Regime mit totalitären Zügen ist hingegen in Moskau an der Macht. Bedauerlicherweise ist seine Beseitigung nicht absehbar … Ziel von Demagogen ist es, die Köpfe zu verwirren oder durch die Widersprüchlichkeit von Aussagen eine Erschöpfung zu erzeugen.»

 

Solidaritätsfahrzeuge der ukrainischen Oligarchie.

Wahr gesprochen, auf Kornelius angewendet: «Lawrow reist mit seiner Botschaft durch Afrika – ohne Widerspruch aus dem Westen. Das muss sich ändern», dekretiert der Journalist vom Schreibtisch aus, den er mit einem Feldherrenhügel verwechselt. Denn er möchte Zerstörung und Leiden in der Ukraine verlängern: «Erstens ist es überflüssig, zu diesem Zeitpunkt über Verhandlungsoptionen zu reden. … Dieser Krieg wird enden, wenn er von Russland nicht mehr militärisch gewonnen werden kann.» Das kann aber noch eine ganze Weile dauern; die entsprechenden Verluste sind Kriegsgurgel Kornelius egal, solange die Heizung in seiner Stube auch im kommenden Winter funktioniert.

Hübsch ist auch diese Bemerkung, dass es dem russischen Aussenminister Lawrow «entgangen» sei, «dass es sich bei dem vermeintlichen Regime in Kiew um eine demokratisch gewählte Regierung handelt». Wer einen durch einen Oligarchen gekauften Wahlsieg in einem hochkorrupten Land ohne grosse demokratische Tradition oder Strukturen demagogisch so hochjubelt, kann eigentlich nicht ernst genommen werden.

Ein weiterer Vorwurf von Kornelius an den Faktenverdreher Lawrow: «Gerade machte er in Afrika die Ukraine für die ausbleibenden Getreidelieferungen verantwortlich.» Das ist in dieser Einseitigkeit natürlich absurd. Es als Vorwurf stehen zu lassen ohne darauf hinzuweisen, dass westliche Sanktionen die Düngemittelproduktion oder ihren Export ernsthaft gefährden, was viel dramatischere Auswirkungen als die paar Millionen in der Ukraine gelagerten Tonnen Getreide hat, ist dann aber auch nur eine spiegelverkehrte Halbwahrheit.

Die Meinungsblasenbildung in der Öffentlichkeit ist dermassen weit fortgeschritten, dass es wohl kaum mehr möglich ist, sich mit dieser Position gemütlich zwischen Stuhl und Bank einzurichten: Putins Überfall auf die Ukraine, inklusive Wortbrüchigkeit (Russland verpflichtete sich in internationalen Verträgen, die territoriale Integrität der Ukraine zu respektieren), ist unentschuldbar und durch nichts zu rechtfertigen. Er ist der Aggressor, verantwortlich für seinen Teil an Kriegsverbrechen, die in der Ukraine begangen werden. Zudem ist er ein militärischer Versager, der nicht die imperiale Stärke Russlands zeigt, sondern ein klägliches militärisches Schauspiel. Die Kollateralschäden seiner unbedachten Handlungen sind unabsehbar und werden Russland noch über Jahrzehnte beschädigen.

Das gesagt, ist weder die Ukraine, noch ihr Präsident eine Lichtgestalt an demokratischen Werten und heldenhaftem Widerstand. Unsere Freiheit und Demokratie wird weder am Hindukusch, noch in der Ostukraine verteidigt. Während die russischen Oligarchen zunehmend unter westlichen Sanktionen leiden – unbeschadet, ob sie Putin-Unterstützer sind oder nicht –, feiert die ukrainische Oligarchie rauschende Feste aller Orten; gerne auf dem Gebiet von Ex-Jugoslawien, geballt in Istrien. Dort kann der aufmerksame Beobachter davon ausgehen, dass an schweren SUV, schnellen Luxussportwagen oder protzigen Mercedes auf dem Nummernschild meistens ein UA prangt. UA für Ukraine.

Das gesagt, wird sich die Blindheit des Westens einmal mehr rächen, wenn all die Kriegsgurgeln und Hilfswilligen zur Kenntnis nehmen müssen, dass das Opfer der russischen Aggression keineswegs so unschuldig ist, wie es sich selbst gerne darstellt. Während viele hilfswillige Gutmenschen im Westen, auch in der Schweiz, ukrainische Flüchtlinge bei sich aufnehmen, brettert die ukrainische Oligarchie fröhlich mit ihren Luxusschlitten durch die Gegend. In solcher Zahl, dass es diverse Instagram-Accounts gibt, die sich dem Hobby verschrieben haben, möglichst viele solcher obszönen Schaustücke ungehemmten Reichtums zu fotografieren. Denn Schamgefühl, Mitgefühl, Solidarität mit den Kämpfern in der Ukraine – was ist das.

Vielleicht sollte sich Brachial-Schwätzer Kornelius mal ein Weilchen auf solchen Fotosammlungen herumtreiben. Aber der Mann ist gegenüber der Realität beratungsresistent.