Schlagwortarchiv für: Ukraine-Flüchtlinge

Sonntagssommerloch

Zugegeben, es ist hart, wenn alle anderen in der Badi liegen …

Da wird sogar die NZZaS schwach und pflegt Sauglattismus auf der Front:

Macht irgendwie Sinn. Viele Dinosaurier waren Vegetarier. Aus verfaulenden Dinosauriern entstand Öl. Wird als Treibstoff in Autos gekippt. Aber werden die nun auch zu Fossilen? Und wenn ja, wird Öl draus? Oder Gras? Daraus ergibt sich die Frage, ob man auch bei der NZZaS verbotene Substanzen raucht

Aber immerhin, nebendran hat das Sonntagsblatt mal wieder einen Knaller zu bieten: «SVP-Nationalrat kassierte heimlich ein Einkommen». Das gehe aus einem internen E-Mail-Verkehr hervor. Das wird heisse Köpfe geben, und das bei dieser Sommerhitze. Sicherlich kommt dann als Fortsetzung die Enthüllung, dass das auch in der SP, in der Mitte, bei den Grünen, den Grünliberalen – und gar bei der FDP der Fall ist. Da capo.

Wenn wir schon bei Parteipolitik sind: sympathisiert die NZZaS im Zweifelsfall mit der FDP? Gut, die Frage ist etwa so intelligent wie: macht Wasser nass? Daher gibt es auf der Front schön ausbalanciert auch noch eine Watsche Richtung SP: «Der zweite Bundesratssitz der SP ist gefährdet. Interne Kritiker schlagen Alarm.» Was sie extern via NZZaS tun. Auch hier sind wir sicher, dass der gleiche Artikel über die FDP erscheinen wird, denn auch deren zweiter Sitz wackelt

Wir müssen dann bis Seite 15 durchhalten, um wieder ein Stückchen Sauglattismus bewundern zu dürfen, denn der Chefredaktor himself verlässt seinen angestammten Platz auf Seite 2 und kalauert: «Für die Schweiz schlägt die Kilowattstunde der Wahrheit.» Das ruft nach Fortsetzungen: «Das Ölglas ist nur halbvoll.» Oder: «Ohne Gas kein Spass». ZACKBUM empfiehlt allerdings einen staatsmännischen Auftritt des Chefredaktors und erinnern ihn an den unerreichten Klassiker aus dem Hause NZZ: «Ordnungspolitischer Zwischenruf». Höchstens steigerbar zu «Ordnungspolitischer Weckruf». Denn merke: «Blick TV» war gestern …

Auf S. 23 zeigt die NZZaS dann, was eine fotografische Handschrift ist:

Man beachte: auf dem Cover steht der Mann links, hier rechts. Wunderbar, nur: wo bleibt die Frau? He? Typisches männliches Rollenbild, Frauen können nicht autofahren. Ein klarer Fall für die Gender-Beauftragte im Hause NZZ. Von allen weiteren Gendern, mühsam zusammengefasst unter divers, wollen wir gar nicht reden. Auf jeden Fall erwarten wir einen geharnischten Protest betroffener NZZ-Mitarbeiterinnen. Vielleicht sogar von Mitarbeiter:innen. Mitarbeiter!innen? Mitarbeiten*den*? Wie auch immer.

Heiss, Sommerloch, wo gähnt es bei der NZZaS am vernehmlichsten? Hier:

Das ist mit Verlaub ein Thema, das von unsterblicher Zeitlosigkeit ist. Gestern, vorgestern, heute und morgen aktuell bleibt. Diese Erkentnis ist so uralt, dass sie eigentlich auch schon ein Fossil geworden ist. Wir warten auf die Fortsetzungen: So schaffen wir den Weltfrieden. Mit diesen Mitteln liesse sich die Klimaerwärmung stoppen. So wird der Fundamentalismus milde. Oder: Wenn alle Chinesen gleichzeitig hopsen, gibt’s ein Riesenerdbeben.

Nächster Beitrag aus dem Sommerloch. Man nehme: eine starke Typolösung, persönliche Betroffenheit des Autors, ein herzzerreissendes Thema und viel Nutzwert. Et voilà:

Man ist hin und  hergerissen, ob das böse Wort vom Schicksalsporno hier zutrifft oder nicht.

Und als Absackerchen eine Merkwürdigkeit:

 

Martina Läubli geht hier der Frage nach, wie es Autorinnen in die Bestsellerliste schaffen. Eventuell mit geschicktem Marketing? Die aufgeführte Christine Brand, «erfolgreichste Krimiautorin der Schweiz», zeigte vor Kurzem in der NZZaS, dass Bestseller nur begrenzt mit literarischer Qualität zu tun haben müssen, so schlecht war der Artikel geschrieben. Claudia Schumacher hat sich über die Jahre in der WeWo und seit Neuerem bei Tamedia einen Ruf als Beziehungskolumnistin erschrieben. Die Dritte im Bunde arbeitete jahrelang im Journalismus, auch bei der NZZ, bis sich Seraina Kobler selbstständig machte und seit 2020 in schöner Regelmässigkeit einen Roman über dies und das publiziert. Die «schönsten Wald- und Wiesensträusse» oder «Zürich-Krimi» im immer noch marketingstarken Diogenes erschienen …

Die Autorin Martina Läubli wiederum ist Redaktionsleiterin von «Bücher am Sonntag», die NZZaS-Beilage, und schreibt selbst über eher nicht bestsellerverdächtige Themen: «Subjekt mit Körper. Die Erschreibung des Selbst bei Jean-Jacques Rousseau, Karl Philipp Moritz und W.G. Sebald».

Bleibt noch ausgewogen Platz für die Konkurrenz? Ein Plätzchen für die SoZ:

Solche zwei Coverstorys kann man nur als Verzweiflungstat im Hitzestau verstehen:

Aber schön, dass es keinen Tomatenmangel im Sommer gibt.

Wer nun meint, das sei doch eine stramme Ansage unserer Bundesrätin, sollte sich dann das Titelquote des Interviews zu Gemüte führen:

Und wir dachten, das könne jemand garantieren. Man beachte auch die weichste aller Politiker-Schwurbelformulierungen: «kann nicht ausschliessen». ZACKBUM kann auch nicht ausschliessen, dass wir diesen Winter noch erscheinen werden. Wir wollen aber die Leser vor Einschränkungen schützen. Ehrenwort.

Dafür kann die Konferenz von Lugano jetzt schon als voller Erfolg gewertet werden:

Unter vier Augen! Ganz persönlich! Im gleichen Raum! Nur: wer will schon ein Gespräch mit Flinten-Uschi, der blonden Betonfrisur aus deutschen Landen, die auf die undemokratischste Art überhaupt EU-Kommissionspräsidentin wurde. Ohne für das Amt zu kandidieren. Aber das wird Cassis sicherlich nicht ansprechen.

Und wo gähnt hier das Sommerloch am lautesten? Voilà:

Der letzte der ganz grossen Welterklärer erklärt die Welt. Peter Scholl-Latour schaut von oben zu und denkt sich sicherlich: Ach, Erich Gysling, das hätte ich aber viel besser hingekriegt.

Und der SoBli?

Den Chefredaktor mussten wir ja schon zurechtweisen. Was der SoZ ihre Sommaruga ist, ist dem SoBli seine Keller-Suter:

Auch hier prasseln im Sommerloch ungeheuerliche neue Erkenntnisse wie ein warmer Regenschauer auf uns ein: Die Bundesrätin «rechnet mit mehr Flüchtlingen». Da haben sich doch alle verrechnet, die mit weniger rechneten …

 

 

Wumms: Arthur Rutishauser

Bescheidenheit ist keine Zier für ihn.

Man fragt sich, was wohl die Kommentatoren machen, wenn sie sämtliche Superlative und ganz grossen Formulierungen aufgebraucht haben. Einfache Antwort: sie fangen wieder von vorne an.

Besonders gut sind Oberkommentatoren wie Arthur Rutishauser, wenn sie missliebige Ansichten in den Senkel stellen. Da haben es doch ein paar Politiker auf den Schutzstatus S abgesehen, den jeder Ukraine-Flüchtling unbesehen bekommt. Die – natürlich – SVP fordert, das zu überdenken, da sich die Kampfhandlungen inzwischen auf den Südosten der Ukraine konzentrieren.

Andrea Caroni, als FDP-Vizepräsident sehr, sehr scharf auf öffentliche Wahrnehmung, will nicht nur Oligarchengelder umverteilen, sondern auch den Schutzstatus «dynamisch ausgestalten», was immer das auch heissen mag. Auf jeden Fall schafft er es damit in der «SonntagsZeitung» auf die Front.

Aber schon auf der nächsten Seite faltet ihn Oberchefredaktor Rutishauser auf Appenzellergrösse zusammen: «Wer jetzt einknickt, verrät die Demokratie», donnert er in seinem «Editorial». Viele Flüchtlinge, reiche Schweiz, wird Milliarden kosten, Wohnungsnot verschärfen, aus anderen gefährlichen Gebieten nehmen wir nicht bedingungslos Flüchtlinge auf, nicht alle, die sich als Ukrainer ausgeben, sind auch welche.

So zählt Rutishauser alles auf, was dagegen spricht. Didaktisch geschickt mündet er in die Frage: «Haben also jene recht, die sagen, man müsse darüber nachdenken, die Aufnahme der Flüchtlinge zu beschränken?»

Bevor der Leser zur falschen Antwort kommen könnte, schreibt der Oberchef schneidend: «Nein, auf keinen Fall.» Denn es geht ja nicht um Kleingeld, es geht mal wieder um alles. Genauer:

«Es geht um die Verteidigung der freien Welt gegen den russischen Aggressor.»

Wer jetzte wieder sage, «das Boot ist voll», der spiele «direkt in die Hände von Putin und seinen Generälen».

Wenn die Schweiz schon keine Waffen liefere, dann sei Flüchtlingsbeherbung «das Mindeste, was wir tun können». Denn: «Es sind die Frauen und Kinder jener Männer, die für uns im Osten der Ukraine an der Front stehen und auch für uns ihr Leben aufs Spiel setzen.»

Mit Verlaub: Sie setzen ihr Leben im Kampf gegen einen Aggressor aufs Spiel, aber sicher nicht für «uns». Mit Verlaub: wer Politiker, die im Rahmen ihres demokratischen Mandats Meinungen äussern – ob die falsch oder richtig sein mögen –, die mit derjenigen von Rutishauser kollidieren, als «Demokratieverräter» tituliert, begibt sich selbst ausserhalb des erlaubten, demokratischen Diskurses.

Mit Verlaub: wie viele ukrainische Flüchtlinge hat denn Rustishauser selbst bei sich aufgenommen? Da verstummt der wortgewaltige Autor, keine Antwort auf eine Anfrage.