Swissaid wird ranzig
Lustige Zufälle gibt’s aber auch.
ZACKBUM-Redaktor René Zeyer veröffentlicht gelegentlich auf «Inside Paradeplatz», dem munteren Finanzblog von Lukas Hässig. Meistens zu Wirtschaftsthemen. Unlängst einen Beitrag über die Schweizer Entwicklungshilfsorganisation Swissaid, die in diesem Jahr ihr 75. Jubiläum feiert.
Wer die (meist sinnlose) Tätigkeit von Entwicklungshelfern, die in erster Linie sich selbst helfen, kritisiert, bekommt Gegenwind. Das ist normal. Aber auf den Beitrag «Swissaid verdient goldene Nase mit Gold-Bericht» gab es nicht nur die übliche Anzahl von wäffelnden Kommentatoren, sondern auch eine Reihe von – natürlich anonymen – Kritikern, die nicht nur den Inhalt hemmungslos- und argumentelos beschimpften, sondern ganze Lobesarien über die verdienstvolle Tätigkeit von Swissaid, die durchaus angemessenen Saläre (monatelang 10’000 Fr. pro Monat für Jungspunde für «Recherchen») und die bedeutsame Wichtigkeit dieses Goldreports sangen. Auch rund 600’000 Franken Jahresgehalt für eine vierköpfige Geschäftsführung wird als durchaus angemessen verteidigt.
Das ist nun interessant – und verdächtig. Vielleicht sind sich diese Kommentatoren nicht bewusst, dass sie zwar feige unter Pseudonym schreiben können, aber über ihre IP-Adresse lokalisier- und identifizierbar sind. Darüber ist schon so mancher gestolpert, der meinte, völlig unerkannt an einer kleinen Kampagne teilnehmen zu können, was ihm von seinem Arbeitgeber nahegelegt wurde.
Das ist natürlich haltloser Vermutungsjournalismus, also genau das, was auch in den Mainstreammedien immer mehr um sich greift. ZACKBUM könnte sich nun noch auf mindestens zwei voneinander unabhängige Quellen berufen, die aber natürlich aus Gründen der Arbeitsplatzsicherheit anonym bleiben müssen. Aber solchen Quatsch lassen wir; das überlassen wir so Qualitätsorganen wie der «Zeit», CH Media oder Tamedia.
Aber ins Bild passen könnte es schon. Denn auf journalistische Anfragen reagiert Swissaid wie eine Auster. Man habe sich entschlossen, auf Fragen von René Zeyer nicht mehr zu antworten, wurde auf einen ausführlichen Fragenkatalog – unter anderem über die üppigen Gehälter der staatlich subventionierten Swissaid – zurückgerotzt.
Auch bei IP gilt: anonym macht mutig. Da wäffeln Leute mit dem Namen «IP am Ende», «Realist», «Zené Reyer», «Zackbum auch dramatisch!!» oder «Denus». Interessant ist, dass es auf ZACKBUM (meistens) entschieden gesitteter zugeht, obwohl auch hier anonyme Kommentare zugelassen sind. Pro Monate fallen vielleicht zwei oder drei der Zensurschere zum Opfer, weil sie juristisch Anstössiges enthalten, nur auf die Person zielen oder nichts zur Sache beitragen. Ja, das ist ein Lob der Leserschaft …
Ist schon interessant, wie sich eine Stiftung verhält, die vom Staat und von Spendern am Leben gehalten wird und sich das Wort «Transparenz» ganz gross auf die Fahnen geschrieben hat. Offenbar, um etwas damit zu wedeln, ohne es ernst zu meinen.