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Trauerspiel Credit Suisse

Die Leiche lebt noch.

Ende dieses Monats wird die UBS zwei Dinge bekannt geben. Welchen Reibach sie mit der Übernahme der Credit Suisse zum Schnäppchenpreis gemacht hat. Und wie brutal der Kahlschlag unter CS-Mitarbeitern weltweit und in der Schweiz ausfallen wird. Höchstwahrscheinlich werden Tausende von Bankern früher oder später dem RAV, also der Arbeitslosenversicherung und letztlich dem Steuerzahler zur Last fallen.

Während Verpeilte wie Markus Somm in der SoZ das Loblied auf die umsichtige Bewältigung der Krise durch Sergio Ermotti und Bundesrätin Karin Keller-Sutter singen, reibt Arthur Rutishauser in einer vierteiligen Serie den Versagern ganz oben bei der CS ihre Marotten und Fehler unter die Nase. Und stellt die Frage in den Raum, ob es analog zu Vincenz/Raiffeisen hier nicht auch um ungetreue Geschäftsbesorgung, also einen Straftatbestand, gehen könnte.

Indem Ermotti sich aller staatlichen Zusagen (ausser der Liquidität durch die SNB) entledigte, machte er einen geschickten Move, um vor der Beerdigung der CS gut Wetter zu machen. Ob diese Prognose allerdings besser eintrifft als Temperaturvorhersagen von SRF Meteo?

Denn die Leiche CS ist noch nicht wirklich tot. Vor allem auf zwei Gebieten gibt es Riesengebrüll. Oder seriöser formuliert: weltweite Klagen, Klagen in der Schweiz.

Zum einen geht es um die sogenannten AT1-Bonds. Das ist ein von den Behörden erfundenes Gebastel, mit dem das notorisch zu dünne Eigenkapital der Banken vermehrt werden sollte, ohne dass sie die Aktien verwässern mussten. Sie tragen auch den hübschen Übernamen Todesspiralen-Anlagen, da sie bei gewissen Triggern nicht länger Obligationen sind, sondern in Aktien zwangsgewandelt werden. Oder auf null abgeschrieben.

Genau das tat nicht etwa die CS, sondern die Bankenaufsicht Finma im Todeskampf der CS. Obwohl diese Entscheidung auf der Webseite der CS stand, machte zuerst die «Financial Times» darauf aufmerksam, dass der Abschreiber von sagenhaften 16 Milliarden Franken bei den geprellten Anlegern, darunter Riesenapparate wie BlackRock und US-Pensionskassen, heftige Gegenwehr auslöst. Seither wird aus allen Rohren gefeuert, Klagen in den USA, in Japan, in der Schweiz. Aussichten durchaus intakt.

Eine zweite Klage haben rund 1000 Kleinaktionäre und ehemalige CS-Mitarbeiter in der Pipeline. Obwohl es in der Schweiz das Instrument der Sammelklage nicht gibt, will der «Schweizerische Anlegerschutzverein» so etwas Ähnliches einreichen, um die Kosten für jeden Kläger zu senken.

Hintergrund: durch die Fusionsbedingungen rutschte der Wert einer CS-Aktie auf läppische 76 Rappen. Zwei Tage zuvor lag er noch bei 1.86. Dieser Umtauschpreis zur UBS-Aktie sei willkürlich festgelegt worden, monieren die Kläger, er habe zudem in keiner Weise dem noch vorhandenen Wert der CS entsprochen.

Tatsächlich kontrastiert der Schnäppchenpreis von 3 Milliarden Franken scharf mit dem damaligen Börsen- und dem Buchwert der Bank, der mindestens doppelt so hoch war. Allerdings ist es bei so komplizierten Konstrukten wie einer modernen Bank äusserst schwierig, ihren tatsächlichen Wert zu einem bestimmten Zeitpunkt festzulegen.

Zu kreativ ist die Buchhaltung, zu verschlungen sind die seitenlangen Bilanzen mit Sonderposten und allen erdenklichen buchhalterischen Tricks und Ösen. Selbst ausgewiesene Fachleute verzweifeln vor der einfachen Frage: und was ist das Teil nun wirklich wert?

Auf jeden Fall sind alle Lobeshymnen, wie gut doch Politik und Bankführung diese Krise bewältigt hätten, fehl am Platz. Die Prozesse werden sich über Jahre hinstrecken, aber am Ende wird sehr sicher ein Vergleich stehen, bei dem die Eidgenossenschaft, also der Steuerzahler, garantiert nicht ungeschoren davonkommen wird.

Bezahlte Recherchen bei SIX

Die Schweizer Börse SIX lässt Unternehmen für Research-Abdeckung zahlen. Geld für Analyse, ein glasklarer Interessenskonflikt? Iwo, findet Finanzbranche.

Von Inside Paradeplatz*

Vorbemerkung: Dies ist ein weiteres Stück des Finanzblogs «Inside Paradeplatz», mit dem er die gesammelten Wirtschaftsjournalisten der Schweizer Medien abtrocknet. Als Ausdruck des Respekts übernimmt ZACKBUM ausnahmsweise diesen interessanten Text.

Schweizer Anleger-Darling sackt nach Herabstufung durch die UBS ab.“ So kommentierten Medien vor 7 Wochen den zweistelligen Kurssturz der BKW-Aktien, nachdem der verantwortliche UBS-Analyst die Aktie von „Kaufen“ auf „Verkaufen“ runtergestuft hatte.

Grundsätzlich nichts Ungewöhnliches, dass eine Analystenumstufung eine substantielle Kursreaktion herbeiführen kann.

Auf den zweiten Blick verwundert aber einiges.

Im Anhang des Researchberichtes steht „Sponsored Research“.

Im Anhang vom Anhang, dort, wo die Schriftgrösse auffordert, nicht gelesen zu werden, reibt man sich nicht nur wegen der winzigen Buchstaben die Augen:

UBS has entered into a contract with SIX (…) whereby (…) UBS provide research (…). UBS will receive a flat fee of CHF 30’000 per annum for a period of two years (…).”

Auf deutsch: UBS erhält von der SIX CHF 60’000, damit sie zwei Jahre Research auf BKW schreibt.

Was man nicht erfährt ist, dass die SIX den Betrag der BKW in Rechnung stellt.

Mit anderen Worten: BKW bezahlt die UBS für Research.

Anhang mit Anhang (UBS)

Das System hat einen Namen: The Stage Program.

Das von der SIX ins Leben gerufene Programm hat zum Ziel, die Attraktivität der Schweizer Börse zu erhöhen.

Immer mehr Unternehmen und Investoren wenden sich von der Schweizer Börse SIX ab. Zu hoch die Kosten, zu tief die Liquidität.

Wo kein Handelsvolumen ist, da lohnt sich auch nicht, Research zu schreiben. Ein Teufelskreis.

Erfolg durch proaktive Präsenz (SIX)

Doch statt mit tieferen Kosten die Attraktivität des Börsenplatzes zu steigern und damit für höhere Handelsvolumen zu sorgen, lässt die SIX die Marktteilnehmer für ihre Versäumnisse zahlen.

Von kotierten Unternehmen bezahltes Research soll Interesse bei Investoren wecken und die Handelsaktivität erhöhen.

Baader Helvea, UBS und ZKB lassen sich „kaufen“.

Dass Bezahl-Research nicht unbedingt objektiv ist, wissen wir seit der Immobilienkrise, als den Hypotheken-Strukis die höchsten Bonitätsnoten von Moody’s und Co verliehen wurden.

Einfach oder luxuriös (SIX)

Die SIX verspricht da Besserung.

Um die Unabhängigkeit des Research zu garantieren, gibt es keine vertragliche Vereinbarung zwischen dem Unternehmen und den involvierten Parteien (…). Ausserdem gibt es ein SIX Research Komitee, das beratend zur Seite steht.

Im Anhang des Anhangs des Research-Berichtes lernen wir aber, dass die UBS in den letzten 12 Monaten für Investment Banking-Aktivitäten von der BKW bezahlt wurde.

Garantierte Unabhängigkeit (SIX)

Ausserdem erwartet die UBS innerhalb der nächsten drei Monate von der BKW weitere Kommissionen für solche Dienstleistungen zu erhalten.

Und: Die UBS ist im Besitz von mehr als 1% ausstehender BKW-Aktien.

Unabhängigkeit sieht anders aus. Good Governance auch.

Die Disclaimer des Stage-Teilnehmers ZKB auf Bezahl-Research werden vermutlich ähnlich „unabhängig“ sein.

Es dürfte also kein Zufall sein, dass das Bezahl-Research jeweils mit einer Kaufsempfehlung startet.

Nur dumm, wenn dann der entsprechende Verfasser des Research-Berichtes kalte Füsse kriegt.

Der Miesepeter heisst Bosco Ojeda, Head of European Small Caps bei der UBS. Der Managing Director, der fernab von BKW Bern in Madrid unter anderem spanische Zugunternehmen abdeckt, war lange optimistisch.

Seine Kaufempfehlung und stetige Kursziel-Erhöhungen verliehen der BKW-Aktie Flügel und katapultierten die Titel auf neue Höchststände.

Kasse stimmt (tipranks.com)

Das Management der BKW nutzte derweil die Gunst der Stunde, sich von Aktienpositionen zu trennen.

Doch als die Aktie zum teuersten Versorgerwert der Welt avancierte und gleichzeitig die Energiepreise fielen, konnte Ojeda nicht mehr länger ein höheres Kursziel rechtfertigen.

Statt nun aber ein neutrales Hold-Rating abzuliefern, wie beim Bezahl-Research auf Peach Property, setzte er eine Verkaufs-Empfehlung ab.

BKW-“Insider“: Nix wie weg (ser-ag.com)

Dies sorgte für rote Köpfe bei der BKW.

Eine Delegation machte sich sofort auf den Weg nach Zürich. Ermotti selbst soll den Fauxpas dem CEO der BKW, Robert Itschner, erklärt haben.

Schliesslich ist man parallel in Aquisitionen der BKW involviert und emittiert fleissig Bonds des Strom-Giganten. Das will man nicht aufs Spiel setzen.

Not amused (BKW)

Zu spät, der Schaden war angerichtet.

Der Kurs konnte sich mittlerweile wieder etwas fangen. Schliesslich ist BKW eine Top-Empfehlung der ZKB für die zweite Hälfte 2023 …

Die Finma, die über die Markt-Integrität wacht, schweigt.

*Mit freundlicher Genehmigung von «Inside Paradeplatz», wo der Artikel zuerst erschienen ist. 

Prioritäten setzen

Nirgendwo versagen die modernen Medien so wie hier.

Überthemen werden zum Selbstläufer. Keine Redaktionskonferenz seit mehr als einem Jahr, an der nicht gefragt wird: und was haben wir heute zur Ukraine? Das ist und bleibt die absolute Artikelschleuder.

Dann gibt es die Hoch-und-runter-Themen. Rammstein ist so eins. Bad News sind immer good news («Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen»). Good News sind no news; Staatsanwaltschaft hat Untersuchung eingestellt. Auch hier wird ein ganzer Teppich von Kollateralartikeln ausgerollt. Was sagen Groupies? Was sagen Experten über Groupies? Was sagt uns die Existenz von Groupies? Sind die Herrinnen ihres Willens? Ist ein Ja ein Nein? Oder umgekehrt? Wieso beisst Til Lindemann in einen Apfel? Was hatte Chris von Rohr im Schweizerhof zu suchen?

Auch hier beginnt alles mit der täglichen Frage: was haben wir heute zu Rammstein? Aber das vergeht. So wie die Frage: was haben wir heute zum U-Boot?, inzwischen untergegangen ist. Noch etwas Nachbearbeitung, wer ist dran schuld, wer warnte schon früh, Milliardäre und ihre Sucht nach Gefahr, aber auch das geht vorbei.

Alain Berset, perfekte Gelegenheit, auf der Glatze Locken zu drehen. Mann und Werk, was hat er vollbracht, wo ist er gescheitert, was macht sein Liebesleben, lernt er nun ernsthaft fliegen, wer wird sein Nachfolger, was macht er eigentlich mit dem Rest seines Lebens? Aber auch das vergeht und verweht.

Aber nichts kommt an das Überthema heran, unter dem Stichwort «Ukraine» findet man in den letzten sechs Monaten in der SMD über 100’000 Treffer.

Es gibt aber auch Überthemen, die sehr stiefmütterlich behandelt werden, obwohl sie für die Schweiz von herausragender Bedeutung sind. Beispiel? Über die Credit Suisse sind in den letzten sechs Monaten etwas mehr als 27’000 Artikel erschienen, rund ein Viertel des Ausstosses bei der Ukraine.

Obwohl das einige behaupten, sind die Interessen der Schweiz durch den Ukrainekrieg nicht zentral berührt. Bleibt der Krieg lokal, sowieso. Wird er nuklear, ist es sowieso egal.

Aber selbst das Grounding der Swissair war Peanuts gegen das Schlamassel bei der CS. Selbst die Staatsrettung der UBS war im Vergleich harmlos – und gewinnbringend. Aber durch den Ausverkauf der CS zum Schnäppchenpreis an den Überdinosaurier UBS sind die Interessen der Schweiz zentral berührt. Selbst das Parlament hat das gemerkt und  eine PUK einberufen, das schärfste Instrument zur Aufklärung.

Insgesamt stehen 275 Milliarden an Staatsgarantien im Feuer, ungeheuerlich. Aber die Journaille verfolgt das nur mit mässigem Interesse. Das liegt einerseits an mangelnder Kompetenz. Wer sich erst durch die «Financial Times» darüber aufklären lässt, dass die Liquidierung von 16 Milliarden AT1-Anleihen per Federstrich der Bankenaufsicht FINMA international bei den Geprellten ein Riesengebrüll auslöst, sollte sich umschulen lassen. Wer sich ständig vom Einzelkämpfer Lukas Hässig abtrocknen lässt, hat seinen Beruf verfehlt.

Diese Fusion zu verstehen, ist sicherlich schwieriger, als sich gegen ein gesponsertes Abendessen auszusprechen. Aber mehr als drei Monate nach der Ankündigung der Fusion sind die meisten Fragen offen, haben die Schweizer Medien kaum etwas Eignes gebacken gekriegt, immer mit der löblichen Ausnahme Hässig und sein IP.

Seit wann bereitete sich die UBS auf die Übernahme vor? Welche (klägliche) Rolle spielen Bundesrat, Nationalbank und Bankenaufsicht? Wieso übernimmt der Steuerzahler Risiko ohne Entgelt? Wie hoch sind die Kollateralschäden durch diesen schwerwiegenden Eingriff in die Eigentumsgarantie? Wie kann es sein, dass der letzte CEO der CS zuerst von der UBS zur Konkurrenzbank wechselte, an der letzten GV der Bank abgewatscht und um sein Gehalt gebracht wird – um dann wieder ein warmes Plätzchen bei der UBS zu finden?

Das ist nur eine kleine Auswahl von Fragen, auf die die Schweizer Medien keine Antwort gefunden haben. Da zurzeit das Interesse von FT, «Wall Street Journal» und anderen ernstzunehmenden Wirtschaftsmedien nicht gerade riesig ist, macht eigentlich nur Hässig auf IP damit weiter, unangenehme Zusammenhänge auszuleuchten und unangenehme Fragen zu stellen.

Selbst die NZZ scheint mehr mit sich selbst und mit den Wirren um eine Nachfolge des Ex-Chefredaktors der NZZaS beschäftigt zu sein, als dass die Schreibkräfte sich auf das Thema «275 Milliarden im Feuer, na und?» kümmern würden.

Natürlich ist ein implodiertes U-Boot spannender als eine implodierte Bank. Natürlich kann man im gegendarstellungsfreien Raum der Ukraine immer wieder angeblich Neues behaupten. Natürlich ist eine Prozessbeobachtung bei Trump ergiebiger, weil man da problemlos von den US-Medien abschreiben kann. Aber eigentlich wären die Umstände, wie die CS verscherbelt wurde, für den Schweizer Leser und Steuerzahler entschieden interessanter. Wenn man sie ihm darbieten würde.

Mediales Trauerspiel UBS/CS

Es geht um insgesamt 275 Milliarden Franken. Steuer- und Staatsgelder.

Das wären schon ein paar Gründe, mehr Artikel über den Aufkauf der Credit Suisse zum Schnäppchenpreis zu schreiben – als über Unterleibsgeschichten eines deutschen Sängers.

In den letzten 7 Tagen sind 1001 Artikel über die CS erschienen – und 756 über Rammstein. Bei der deutschen Krawallband geht es um die Behauptungen von anonymen Groupies, sie seien gegen ihren Willen zu sexuellen Handlungen gezwungen worden.

Bei der Zwangsfusion zwischen CS und UBS, angestossen und faktisch erzwungen durch den Bundesrat, stehen immerhin insgesamt 275 Milliarden im Feuer. 250 Milliarden Liquiditätsgarantie durch die SNB. 9 Milliarden Risikoübernahmegarantie durch den Bund. 16 Milliarden AT1-Bonds, die mit einem Federstrich von der Bankenaufsicht FINMA ausgelöscht wurden – Staatshaftung.

Da könnte man erwarten, dass in den Schweizer Medien entschieden mehr Artikel zu diesem gigantischen Risiko erscheinen – vom Risiko einer Dinosaurier-UBS ganz zu schweigen.

Aber das erregt nur unmerklich mehr Aufmerksamkeit. Alleine über den Frauenstreik erschienen in der letzten Woche 840 Artikel. Dabei steht bei dieser fragwürdigen Kaufaktion immerhin ein Viertel des Schweizer BIP im Feuer. Dabei hat hier das Image der Schweiz als Rechtsstaat mit Eigentumsgarantie schweren Schaden genommen.

Zudem sind viele Artikel aus der «Financial Times» und anderen Organen abgeschrieben, wo noch recherchiert wird. Zudem hat ein Einzelkämpfer wie Lukas Hässig die Idee, mal im Handelsregister den Fusionsvertrag genauer anzuschauen – sonst niemand. Damit hat Hässig schwarz auf weiss und amtlich, dass die UBS mit 3 Milliarden Einsatz 20 Milliarden Gewinn gemacht hat – ungeheuerlich.

Zählt man noch die geschenkten 16 Milliarden AT1 hinzu, sind es sogar 36 Milliarden. Da staunte sogar Dagobert Duck

Weitere Ungereimtheiten stehen im Handelsregister, wenn man schaut. Die «Credit Suisse Group» ist tatsächlich gelöscht, existiert nach der Übernahme durch die UBS nicht mehr. Aber siehe da, am Paradeplatz 8 residiert immer noch die «Credit Suisse AG». Sie besteht seit dem «5. Juli 1856» und wurde am 27. April 1883 ins HR eingetragen. Fröhlich werden letztmals am 15. Mai Mutationen bei der Unterschriftenberechtigung vorgenommen, laut HR hat sogar Axel Lehmann noch seinen Job als VR-Präsident.

So als kleiner Lachschlager nebenbei. Aber selbst ins HR zu schauen, das ist im heutigen Elendsjournalismus den Wirtschaftsredaktoren nicht gegeben.

Auch eine ganz einfache und  naheliegende Frage stellen sie nicht, diese Koryphäen.

Der Bund, also der Steuerzahler, geht unbezweifelbar auf verschiedene Arten ins Risiko bei diesem Deal. Es ist die normalste Sache der Welt, dass bei der Übernahme von Risiko eine Gegenleistung erfolgt. Wer zum Beispiel einen Kredit gibt, bekommt dafür eine Risikoprämie namens Zins. Dafür, dass das geliehene Geld auch einfach futsch sein könnte.

Wer sich an einer geschäftlichen Transaktion beteiligt und dabei Risiko trägt, bekommt normalerweise einen Gewinnanteil, sollte sich das Geschäft als profitabel erweisen. Wer beispielsweise mit viel Geld und Garantien beim Entstehen einer neuen Firma durch einen gewaltigen Zukauf hilft, bekommt dafür natürlich eine Gewinnbeteiligung. Die wird selbstverständlich – wie alles andere – vorher schriftlich vereinbart.

Das ist Business as usual, das war auch damals so, als der Bund der abserbelnden UBS unter die Arme griff und ihr bei der Errichtung einer Bad Bank half. Dafür kassierte der Bund dann auch einen netten Gewinn, als sich die UBS wieder erholt hatte.

Das ist bis heute ein Argument gegen die Gegner der damaligen Notrettung der UBS – die dann im Steuerstreit ein zweites Mal gerettet werden musste, diesmal durch die Aufgabe des Bankkundengeheimnisses und Kunden- sowie Mitarbeiterverrat.

Denn das mit der Verantwortung, mit der die Bankenlenker ihre obszönen Gehälter und Boni für Verluste begründeten, galt natürlich nicht im Ernstfall, wenn sie in den USA persönlich für Fehlverhalten ihrer Mitarbeiter hätten geradestehen sollen.

Aber item, trotz der üblichen Hektik und dem mediokren Personal in der Bundesverwaltung, angeführt von mediokren Bundesräten, war man damals so schlau, eine Gewinnbeteiligung auszumachen.

Inzwischen ist man offenbar noch dümmer geworden. Es ist von einer neuerlichen Gewinnbeteiligung für den Fall, dass die UBS sich tatsächlich grün und blau am Kauf der CS verdienen sollte – nichts bekannt.

Bislang sieht es so aus, dass der Gewinn für die UBS dermassen gigantisch ist, dass er sich nicht mal mit kreativer Buchhaltung kleinrechnen lässt. Sollte das so bleiben, könnten die staatlichen Behörden und die SNB eigentlich einen gewaltigen Batzen Gewinnbeteiligung erwarten, viel mehr als die lächerlichen 100 Millionen, die bislang herumgeboten wurden.

Nur: offenbar gibt es eine solche Vereinbarung nicht. Vergessen? Verstolpert? Nicht dran gedacht? Zu blöd dafür?

Man weiss es nicht. Und in den Massenmedien fragt niemand nach.

Jedes Volk hat die Medien, die es verdient.

 

 

Geballte Kompetenz

Die Wirtschaftsredaktion von Tamedia ist ein Copy-Wohlfühl-Shop.

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Eigentlich sollte man meinen, dass der Kauf der CS zum Schnäppchenpreis und seine Umstände für die Wirtschaftsredaktion des zweitgrössten Medienkonzerns der Schweiz Anlass zu ausführlicher Berichterstattung, eigener Recherche und Analyse seien sollte. Plus kritische Fragen an die Beteiligten, wenn die einem Interview zustimmen.

Immerhin führt das Impressum 11 Fachkräfte auf, darunter viele Häuptlinge, stellvertretende Häuptlinge und sogar einen Chefökonom. Gut, dieser Titel sollte Armin Müller den Rausschmiss aus der Chefredaktion versüssen. Dann hätten wir noch ein vierköpfiges «Hauptstadtbüro Bern» und einen «Ausland-Korrespondenten» im fernen San Francisco. Nicht zu vergessen das Bauernofper Arthur Rutishauser mit mehr Zeit zum Schreiben als Chefredaktor «SonntagsZeitung».

Und was machen diese Koryphäen? Sie lesen fleissig Zeitungen, bei denen noch recherchiert wird. Zum Stehsatz der Berichterstattung gehört seit Längerem: «Wie die britische «Financial Times» berichtet ..

Diesmal wird der Satz ergänzt mit «…soll die UBS den CS-Bankern nach der Übernahme strenge Regeln auferlegen». Hat sich die hochwohllöbliche Wirtschaftsredaktion wenigstens zu einer eigenen Recherchehandlung aufgerafft? Wozu denn, wenn das andere erledigen: «Gegenüber der Nachrichtenagentur AWP wollte die UBS die Liste nicht kommentieren.»

Leichte Unsicherheiten zeigt das vielköpfige Wirtschaftsressort bei der Anwendung des Konjunktivs. Beim fleissigen Zitieren aus der FT heisst es einmal «So ist es etwa verboten». Indikativ (Wirklichkeitsform, für Tamedia-Mitarbeiter). Dann aber «Gesperrt würden zudem …», Konjunktiv oder Würde-Form. Ja was denn nun?

Dann lässt sich Tamedia vom offiziellen Wording der Umstände des Schnäppchenkaufs einseifen. Denn erst vergangenen Freitag wurde der definitive Garantievertrag über 9 Milliarden Risikoübernahme durch den Bund unterzeichnet. Vorher gab es noch jede Menge Fingerhakeln. Wieso muss der Bund eigentlich zusätzlich zum 16-Milliarden AT1-Geschenk und Liquiditätszusagen von 250 Milliarden noch weitere 9 Milliarden drauflegen?

«Der Grund, warum der Bund dafür eine Verlustgarantie aussprechen musste, ist, dass die UBS vor der Übernahme nur kurz in die Bücher der CS schauen konnte

Dabei muss man nicht mal «Inside Paradeplatz» lesen (und abschreiben), um zu wissen, dass die UBS bereits seit letztem Herbst alle Vorbereitungen für eine Übernahme der CS angeleiert hatte. Und da das Führungspersonal der CS in der Endphase fast ausschliesslich aus Ex-UBS-Männern bestand, die niemals nicht interne Informationen an ihren alten (und hoffnungsfroh wieder neuen) Arbeitgeber durchstechen würden …

Nun hatten «Chefökonom» Müller und Bauernopfer Rutishauser Gelegenheit, SNB-Boss Thomas Jordan zu interviewen. Allerdings folgten auch sie dem Tamedia-Prinzip: ja keine unangenehmen Fragen stellen, ja nicht nachhaken.

Lukas Hässig von IP (who else?) zeigt auf eine der vielen Schwachstellen des Interviews:

«Auf die Frage der Journalisten, ob es im letzten Herbst „schon Gespräche mit der UBS über eine Übernahme“ gegeben habe, meinte der SNB-Chef:
„Gespräche mit der Credit Suisse haben stattgefunden. Die Bank musste sich vorbereiten für den Fall, dass der Turnaround nicht gelingt.“
Ein klassisches Ausweichmanöver. Die Frage nach der UBS wird mit Kontakten zur CS beantwortet.»

Wetten, dass FT das nicht so hätte durchgehen lassen? Wetten, dass in einem seriösen Interview hier eine Nachfrage gestellt worden wäre? Und wenn Jordan (oder sein Kommunikationsfuzzi) bei der Autorisierung des Interviews diese Passage dann gestrichen hätte?

Dann hätte Tamedia vielleicht nicht so eine Peinlichkeit wie der SoBli mit seinem misslungenen Rima-Interview aufführen müssen. Aber deutlich darauf hinweisen, dass hier eine wichtige Frage schlichtweg nicht beantwortet wurde.

Das gilt auch für die Behauptung Jordans, dass die SNB nicht «einfach eine Bank übernehmen könne». Natürlich könnte sie das, aber dafür müssten die Interviewer das SNB-Reglement kennen. Was zu viel verlangt ist, offensichtlich. Denn unter dem Gummibegriff «Stabilität des Finanzsystems» hat die SNB schon ganz andere Dinger gedreht, zum Beispiel die Festlegung einer Untergrenze zum Euro.

Aber doch nicht im weichspüler-wohlfühl-genderneutralen Tamedia-Journalismus. Wenn’s um viele Milliarden Steuergelder geht, ist man hier ganz entspannt. Geht es um das Verhalten eines deutschen Rockstars, wird gleich das Canceln seiner Konzerte gefordert. Lächerlich oder jämmerlich? Leider beides.

Endspiel der Demokratie

Wenn die Volksvertretung übergangen wird.

Das Parlament beschliesst, die Regierung führt aus. So sollte es sein. Die Regierung beschliesst, das Parlament hat nichts zu sagen. So ist’s neuerdings in der Schweiz.

Es ist ein Skandal. Ein Sündenfall. Etwas Unerhörtes. Aber kaum einer regt sich gebührend auf. Der Bundesrat hat unter Anwendung der wackeligen Rechtsgrundlage «Notrecht» insgesamt 259 Milliarden Franken ins Risiko gestellt.

Der Bundesrat hat hektisch, übereilt, überfordert die Credit Suisse an die UBS verscherbelt. Ohne Alternativen wirklich zu prüfen. Es war beschämend, zwei inkompetente Bundesräte, einen desinteressierten Nationalbankpräsidenten, eine nichtssagende Figur der Bankenaufsicht FINMA und das Paar Plisch und Plum von der CS am 19. März auf der Bühne zu sehen.

Sprechpuppen, dominiert von Colm Kelleher, dem übermächtigen VR-Präsidenten der UBS. Er herrscht über eine Bank, deren Bilanzsumme doppelt so gross ist wie das BIP der Schweiz, die Summe aller in einem Jahr hergestellten Werte. Nirgendwo anders auf der Welt steht ein solch riesiger Dinosaurier in einem Land. Dass es vor der Finanzkrise eins zwei noch grössere gab, spendet keinen Trost.

Die beiden Bundesräte, alle sieben Bundeszwerge, hätten dem UBS-Boss auch gleich die goldenen Schlüssel der Schweiz überreichen können. Von jetzt an muss jede Sitzung der Landesregierung mit den bangen Fragen beginnen: Wie geht es der UBS heute? Wie ist das werte Befinden von Kelleher? Ist seine Laune gut, der Stuhlgang befriedigend, der Nachschub von irischem Whiskey sichergestellt?

Allerdings kann eine überforderte Finanzministerin, teuer, aber parteiisch beraten von einer Anwaltskanzlei, die gleichzeitig die Interessen der UBS vertritt, einen Fehlentscheid treffen. Glücklicherweise gibt es in einer Demokratie Korrekturmöglichkeiten.

Denn eigentlich ist es so, dass die Regierung dazu da ist, vom Parlament beschlossene Gesetze und Richtlinien auszuführen. Walten besondere Umstände, gibt es die Möglichkeit, dass die Regierung vorprellt, handelt, um dann im Nachhinein die Zustimmung des Parlaments zu erbitten. Handelt die Regierung klug und nachvollziehbar, ist das eine reine Formsache.

Da der Bundesrat weder klug, noch nachvollziehbar handelte, verweigerte das Parlament seine Zustimmung zu den getroffenen Vereinbarungen. Das ist sehr peinlich für die Regierung; im Normalfall müsste sie nach einer solchen Ohrfeige zurücktreten. Nun werden in der Schweiz die Bundesräte einzeln gewählt und bilden eine Kollegialregierung. Also müsste die verantwortliche Finanzministerin Karin Keller-Sutter zurücktreten.

Das hat sie offenbar nicht einmal in Erwägung gezogen. Aber noch schlimmer: sie und die Landesregierung haben vor der Parlamentsdebatte erklärt, dass eine Zustimmung im Nachhinein erwünscht, eine Ablehnung bedauerlich – aber völlig wirkungslos sei.

Hier muss der Staatsbürger einen Moment innehalten, rot anlaufen und vor Wut fast explodieren. Wozu haben wir ein Parlament als oberste Entscheidungsinstanz – wenn es schlichtweg keine Rolle spielt, ob es ja oder nein sagt?

Es war ein demokratisches Trauerspiel, als eine Bundesrätin wie eine Sprechpuppe ihre unbefriedigenden Argumente vortrug, wieso der Beschluss richtig gewesen sei und – natürlich – alternativlos. KKS zeigte keinerlei Bereitschaft, dem Parlament in irgendeiner Form entgegenzukommen. Das war die pure Arroganz der Macht, das deutliche Signal: ihr könnt machen, was ihr wollt, ist mir doch egal.

Nachher zu sagen, dass der Bundesrat dieses «Signal» sehr ernst nehme, ist an Heuchelei kaum zu überbieten. Wir nehmen das sehr ernst, aber gleichzeitig pfeifen wir drauf.

Das Parlament selbst hat sich allerdings auch nicht mit Ruhm und Ehre bekleckert. Der sinnvolle Vorstoss, die verbleibenden vier Übersaurier in beherrschbare Einzelteile zu zerlegen, wurde von der SP in der vorberatenden Kommission versenkt – er hatte in der SVP den falschen Absender.

Nach dem Nein zum Multimilliardendeal gab es kurzzeitig eine Debatte, ob der Bundesrat dennoch die gemachten Zusagen honorieren dürfe und die entsprechenden Vereinbarungen unterzeichnen. Hilflose Versuche, dem Parlament doch noch zu seinem Recht zu verhelfen.

Von der Mainstream-Presse wurde das Nein der Volksvertreter teilweise scharf kritisiert. Das bringe nichts, sei Zwängerei, verunsichere die Märkte, schade dem neuen Übersaurier UBS plus CS. Als hofften sie immer noch auf zusätzliche Steuermillionen, beeilten sich die Medien, vor dem Bundesrat einen Kotau zu machen.

Der Besitzer und Verleger von CH Media (die auch das St. Galler «Tagblatt» herausgibt) orgelte: «Für die Rettung der CS hätte Karin Keller-Sutter statt einer Ohrfeige Standing Ovations verdient». Stattdessen beklagt Peter Wanner ein «unheilvolles Signal», «Selbstprofilierung» sei wichtiger gewesen als «die Übernahme von Verantwortung». Wanner hatte schon verantwortungsvoll eine Flugverbotszone über der Ukraine gefordert und den Einsatz von NATO-Truppen angeregt.

Es ist ein Zeichen von Dysfunktionalität der Medien, wenn der Besitzer mit über 10’000 Anschlägen seine unqualifizierte Meinung in seinen Quasi-Monopolblättern ausgiessen darf – und natürlich traut sich niemand, ihm zu widersprechen, Arbeitsplatzsicherung.

Inzwischen wurden auch die letzten juristischen Zweifel an der Legitimität des Notrecht-Entscheids niedergebügelt, der Bundesrat und seine Helfershelfer wissen die Macht des Faktischen hinter sich. Allerdings hat die Eidgenossenschaft noch eine ganze Latte von Schadensersatz- und Staatshaftungsklagen vor sich, denn klaglos lassen sich keine internationalen Grossinvestoren einfach mal 16 Milliarden Franken auf null abschreiben. Ob das rechtens war, ist zumindest sehr umstritten.

Darauf machten aber zuerst englische Medien aufmerksam, die Schweizer Presse hatte diesen Aspekt, dass das zusätzliche Kernkapital einfach per Federstrich für wertlos erklärt worden war, schlichtweg übersehen.

Es ist offenkundig, dass eine Teilverstaatlichung der CS plus eine unbegrenzte Liquiditätsgarantie durch die Nationalbank, wie sie nicht nur der Überbanker Oswald Grübel forderte, also eine Rettung à la UBS 2009, die beste Lösung gewesen wäre. Begleitet von einer Auswechslung des unfähigen Managements, einer Zerlegung und anschliessendem Börsengang.

Natürlich wäre das möglich gewesen, denn der Niedergang der CS zeichnete sich ja nicht erst wenige Tage vor der fatalen Medienkonferenz am 19. März ab. Selbst notfallmässig eine bessere Führungscrew zu installieren, das wäre bei diesen amtierenden Pfeifen ein Leichtes gewesen. Natürlich kann und soll weder der Bundesrat, noch die SNB eine Privatbank führen. Aber er hätte sie aus der Bredouille führen können.

Stattdessen liess sich der Bundesrat unter Druck setzen und vorführen. Die UBS ist prächtig ausgestattet, mit Liquidität überschüttet und mit einem 9-Milliarden-Risikopolster beschützt.

Aber das ist nicht mal der wirkliche Skandal. Der besteht in einer Beschädigung der Schweizer Demokratie, wie sie ohne Beispiel ist. Wer das Parlament entmündigt, seine Entscheidungskompetenz aushebelt, vergreift sich an den Grundlagen unseres politischen Systems. Es kann übergesetzliche Notstände geben. Dieser war keiner. Es wurde eine Drohkulisse aufgebaut, von der niemand weiss, ob eine schwere Störung des internationalen Finanzgefüges stattgefunden hätte.

Der Bundesrat hat sich mit einer Macht ausgestattet, die ihm nicht zusteht. Empowerment auf ganz spezielle Art. Wer das tut, wer das gutheisst, ist nicht verantwortungsbewusst. Sondern ein Antidemokrat. Nichts rechtfertigt eine solche Beschädigung unserer politischen Institutionen. Es ist ein Sündenfall. Und nicht der erste. Wie viel weitere verträgt die Schweizer Demokratie noch?

Badran brabbelt Blödsinn

Unerträglich, wie man ihr «#Korrigendum» korrigieren muss.

Das schafft nur eine SP-Nationalrätin, die notorisch schneller quatscht und schreibt als denkt. In ihrer letzten Kolumne hat Jacqueline Badran sich natürlich das Thema UBS vorgenommen. «In Geiselhaft der Finanzmärkte», überschreibt sie ihre rund 4300 Anschläge, die gefühlt gleich viele Fehler enthalten. Eine kleine Auswahl:

  1. «Mitte-rechts wollte bloss keinen soliden Gesetzgebungsprozess anstossenQuatsch. Und peinlich: der sehr sinnvolle Vorstoss, das «too big to fail»-Problem durch ein Aufbrechen dieser Bankdinosaurier ein für alle Mal zu lösen, kam – von der SVP. Dem Vorschlag stimmte die SP in der Kommission zunächst zu. Bis es einen Rückkommensantrag gab und der Vorschlag durch die SP versenkt wurde. Und wer hatte den Antrag eingereicht? Eine Schnellschwätzerin namens Badran
  2. «Reichliche unausgegorene Forderung von 20 Prozent hartem Eigenkapital»; es sei «nicht besonders schwierig, dies als völlig unrealistisch zu entlarven». Quatsch. Was Badran dann allerdings vorrechnet, ist so hanebüchen falsch, dass es nicht mal die «Republik» so schreiben würde. Natürlich ist das eine absolut sinnvolle Forderung, die auch problemlos erfüllt werden könnte. Absurd: die Genossin macht sich hier die Verteidigungslinie der systemrelevanten Banken zu eigen.
  3. «Ins gleiche Kapitel der Verschleierung der Geiselhaft gehen die unwidersprochenen Aussagen von Politik und Medien, die Steuerzahlenden hätten an der letzten Rettung der UBS verdient (haben sie nicht, rechnet man die Opportunitätskosten).» Quatsch. Ob das Badran nun passt oder nicht: natürlich haben die Steuerzahler, bzw. Staat und SNB, an der letzten Rettung der UBS verdient. Das war zwar nicht von Anfang an sicher, aber war sicher so. Opportunitätskosten oder Blitz- und Hagelschlag dagegen anzuführen, ist Quatsch.
  4. «Da soll noch mal jemand sagen, wir seien nicht in Geiselhaft. Je früher wir uns von der Fiktion einer privatwirtschaftlichen Veranstaltung verabschieden und anfangen, fundamental umzudenken, desto besser.» Wie soll man anfangen, fundamental umzudenken, wenn fundamentale Denkfehler vorhanden sind, Quatsch verzapft wird? Wo man nicht nur umdenken, sondern auch handeln könnte, hat Badran höchstpersönlich dafür gesorgt, dass nichts passierte.

Aus all dem ergibt sich die Frage: reicht ein Kim als Kolumnist nicht aus, um das Image und das Niveau von Tamedia zu versauen? Oder ist die Devise: neben einem hybrid-männlichen Dummschwätzer braucht’s halt auch noch einen weiblichen?

 

Von Riesen und Zwergen

Die UBS ist gross, der Rest der Schweiz klein.

Es ist immer wieder erfrischend, die Realität in aller Brutalität vorgeführt zu bekommen. Vor allem, wenn es um reine Machtfragen geht.

Die Schweiz ist zweifellos eine Demokratie, sogar eine direkte, die dem Stimmbürger reichlich Gelegenheit gibt, über ihn betreffende Belange mitzureden. Die Wahlen ins Parlament finden pannenfrei und korrekt statt, die Anzahl der Skandale von Politikern ist – sogar im mitteleuropäischen Vergleich – sehr überschaubar.

Hier braucht auch keine Regierung Millionenausgaben für Visagisten und Fotografen, hier fliesst nicht einmal Geld, wenn Regierende gerne positive Berichterstattung möchten. Das Ausnützen von Eitelkeiten reicht dafür.

Der Bau einer Turnhalle, einer Umfahrungsstrasse, der Steuerfuss, Tempo 30, gendergerechte Sprache, über (fast) alles kann abgestimmt und mitbestimmt werden. Das ist schön.

Manchmal geht es aber um die grossen Dinge, um reine Machtfragen. Wer hat das Sagen, das letzte Wort, wenn es um wirklich bedeutende Entscheidungen geht? Das Stimmvolk, seine Vertretung das Parlament, der Bundesrat, Behörden und Ämter und Institutionen wie die Nationalbank oder die Finanzmarktaufsicht FINMA?

Spätestens seit dem 19. März ist (wieder einmal) klar: wenn es hart auf hart kommt, haben all diese Gremien nichts zu sagen. Sind Statisten in einem Spiel, das von anderen gespielt wird. Es hatte etwas rührend Klägliches, wie ein sachfremder Bundespräsident mit ernster Miene vom Blatt las, was man ihm aufgeschrieben hatte. Es hatte etwas berührend Ärmliches, als eine fachunkundige Finanzministerin vom Blatt las, was sie nicht im Ansatz verstand.

Am Tisch sassen noch ein überforderter Präsident der Nationalbank, der seit der fatalen Einführung der Untergrenze zum Euro eine Schneise der Zerstörung hinterlässt. Und irgend jemand von der FINMA, an die sich sowieso niemand mehr erinnert. Dazu Plisch und Plum von der Credit Suisse, die keinerlei Schuldbewusstsein zeigen wollten dafür, dass sie die traditionelle, grosse den Namen der Schweiz im Titel führende Bank gegen die Wand gefahren hatten.

Und dann sass da noch ein kantiger Ire, der sich das Gequatsche simultanübersetzen liess, obwohl es ihn eigentlich nicht sonderlich interessierte. Denn Colm Kelleher wusste: der Einzige, der hier das Sagen hat, bin ich.

Der VR-Präsident der UBS wusste schon lange, dass die Credit Suisse in ernsthaften Schwierigkeiten steckt. Er wusste schon lange, dass die sinnvollste Abhilfe eine zeitweise Verstaatlichung, die Stützung mit unbegrenzter Liquidität durch die SNB, eine Auswechslung des unfähigen Managements und der anschliessende Börsengang wäre.

Das wäre sinnvoll, zum Vorteil der CS, des Schweizer Staates, des Steuerzahlers, des Finanzplatzes. Aber nicht zum Vorteil der UBS. Und Kelleher geht es einzig um den Vorteil der UBS. Daran ist auch nichts auszusetzen, das ist seine Aufgabe, dafür wird er bezahlt.

Wie es ihm dann allerdings gelang, die Bundeszwerge, die überforderte Regierung, die nichtsnutzige FINMA über den Tisch zu ziehen, das ist schon bedenklich. Wie er mit steinerner Miene am Tisch sass und zuhörte, wie die Marionetten brav ihre Texte aufsagten, es ist bewundernswert, wie er seine Gesichtszüge im Griff hatte und nicht gelegentlich ein breites Lächeln aufsetzte.

250 Milliarden Liquidität, im Notfall sicher noch mehr, 9 Milliarden Risikoübernahme, ein lächerlicher Kaufpreis von 3 Milliarden, keine Arbeitsplatzgarantie, keine Standortgarantie, keine Garnichts, Kelleher hätte sich am Anfang der Verhandlungen sicher nicht träumen, lassen, dass er mit allen seinen unverschämten Forderungen glatt durchkommt.

Und die Vierte Gewalt, die Medien? Von ein, zwei Ausnahmen abgesehen ein begleitendes Trauerspiel. Inkompetentes Gequatsche von überforderten Journalisten, die bei einer Bilanz nicht mal wissen, wo links und rechts ist.

Und als Sahnehäubchen eine Sondersession des Parlaments wie in Nordkorea. Mit dem einzigen Unterschied, dass dort immer einstimmig der Regierung zugestimmt wird. Das Schweizer Parlament wagte es dagegen, wofür es von den Medien streng gerügt wurde, seine Zustimmung zu verweigern. Nur: spielt überhaupt keine Rolle. Ist völlig egal. Das Parlament hätte auch fordern können, dass die CS die UBS übernimmt. Reine Folklore.

Der einzig ernsthafte Vorschlag, das «too big to fail»-Problem dadurch zu lösen, dass es keine solchen übergrossen Dinosaurierbanken mehr gibt, wurde von den grössten Versagern in der Debatte, der SP, versenkt.

Kelleher wird es sich sicher nicht angetan haben, dieses Kasperltheater anzuschauen und sich übersetzen zu lassen. Aber als man ihm auf Englisch eine Kurzzusammenfassung lieferte, hat er sicherlich herzlich gelacht und sich einen doppelten Teeling Single Grain oder vielleicht einen Bushmills eingeschenkt. Verdient hat er’s.

Ach du faules Ei

Die Schweiz als UBS: United Blödis of Switzerland.

Die Eidgenossenschaft, wie wir sie kennen, ist am 19. März untergegangen. Und als UBS wieder auferstanden. Als United Blödis of Switzerland. Keine Himmel-, aber eine Höllenfahrt.

Ein grosses Übel beseitigen, indem man es zum übergrossen macht? Eine Bank, die wankt, damit stabilisieren, dass sie in eine Bank transplantiert wird, die vor 14 Jahren wankte? 167 Jahre Tradition killen, um die Credit Suisse an eine Bank zu flanschen, die erst 1998 aus dem fatalen Zusammenschluss von SBG mit dem Bankverein entstand? Die falschen Manager bekamen das Sagen, und unter Führung eines grössenwahnsinnig gewordenen Marcel Ospel fuhr die neue UBS bereits 2008 und 2009 zweimal fast gegen die Wand.

Die kurze Geschichte der UBS ist also geprägt von (Fast-)Pleiten, Pech und Pannen. Zuerst hätte der neue Koloss «United Bank of Switzerland» heissen sollen. Weil auch damals mit heisser Nadel gestrickt wurde, fand man erst kurz vor Fusion heraus, dass dieser Name schon vergeben und geschützt war. Also blieb es beim Akronym UBS, das aber für nichts steht. Vom Basler Bankverein wurden die drei Schlüssel ins Logo übernommen.

Für das Geschäftsjahr 2008 vermeldete die Bank, bloss zehn Jahre nach ihrer Geburt, einen Reinverlust von knapp 20 Milliarden Franken, es waren über 80 Milliarden an Kundengeldern abgeflossen. Nur durch eine Finanzspritze der SNB und der Schweizer Regierung konnte verhindert werden, dass der frisch geschlüpfte Riese bereits ins Grab sank.

Dermassen in Geiselhaft geraten, bewilligten die Schweizer Behörden per Notrecht, dass die UBS am 18. Februar 2009 die ersten 300 Kundendaten an die USA auslieferte. Brutale Machtpolitik des grossen Imperiums; es hatte im Steuerstreit damit gedroht, sonst die UBS in den USA anzuklagen – das wäre vor jeder Gerichtsverhandlung das sofortige Todesurteil gewesen.

Damit sorgte die UBS dafür, dass die Schweizer Regierung einknickte und die USA ihre Gesetzgebung rechtsimperialistisch auch in der Schweiz durchsetzen konnten. Das Bankgeheimnis war Geschichte, die Rechtssouveränität der Schweiz hatte einen schweren Schaden erlitten. Die verantwortlichen UBS-Manager übernahmen nicht die geringste Verantwortung und zwangen dien Bundesrat dazu, ihnen per Notrecht eine weisse Weste zu verpassen.

Wie der hochrangige Mitarbeiter Raoul Weil 2014 bewies, hätte ihnen – Zivilcourage und Verantwortungsbewusstsein vorausgesetzt – nichts passieren können. Er stand einen Prozess in den USA durch – und wurde auf ganzer Linie freigesprochen.

2011 entstand neuerlich ein Milliardenverlust durch den Handel eines einzigen Mitarbeiters, der als Sanierer angetretene Oswald Grübel trat zurück; ein einziger Banker mit Verantwortungsbewusstsein. Im Liborskandal, der Manipulation des Referenzzinssatzes Libor, sozusagen der heilige Gral des Banking, zahlte die UBS eine Busse von 1,4 Milliarden Franken; um eine weitere Bussenzahlung von 2,5 Milliarden Euro kam sie herum, weil sie sich gegenüber EU-Behörden als Kronzeuge zur Verfügung stellte. In Frankreich wurde sie 2019 zunächst zu Zahlungen von 4,5 Milliarden Euro verurteilt; später senkte ein Appellationsgericht die Summe auf 1,8 Milliarden.

Im Skandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB marschierten fast 2 Milliarden US-Dollar im grössten Geldwäschereifall aller Zeiten über UBS-Konten in Singapur. Das ist ein kurzer Auszug aus der langen Liste von zwielichtigen und direkt kriminellen Handlungen, in die die UBS in ihrer kurzen Geschichte bereits verwickelt war.

Diese topseriöse, grundanständige, auf eine lange Tradition des Fine Swiss Banking zurückblickende Bank wurde von den überforderten Behörden und einem völlig überforderten Bundesrat dazu auserkoren, von einer Monsterbank zum Übermonster zu werden. Vom Dinosaurier, der «too big to fail» war, zum Übersaurier, der «too big to stay» ist, zu gross, um aufrecht stehen zu können.

Die Credit Suisse funktionierte bis zur Finanzkrise eins im Jahre 2008 einigermassen gut. Sie überstand das damalige Schlamassel sogar ohne Staatshilfe, geriet aber anschliessend dank eines unfähigen und geldgierigen Managements immer mehr in Schieflage. Geleitet von einer Niete in Nadelstreifen und mit weisser Weste, an dem teflonartig alle Skandale und Probleme abglitten.

Nach immer hektischeren Führungswechseln fuhr schliesslich ein Duo wie Plisch und Plum die stolze CS an die Wand. Es hätte diverse Rettungsmöglichkeiten gegeben. Am sinnvollsten wohl eine kurzzeitige Übernahme durch die SNB, Sanierung und Auswechslung des Führungspersonals, anschliessend neuer Börsengang. Die unbegrenzte Liquidität der SNB hätte diese Übergangsphase problemlos ermöglicht.

Stattdessen entschied man sich zur schlechtesten aller möglichen Lösungen. Der wankende Dinosaurier wurde dem anderen draufgesattelt, der in seiner kurzen Geschichte bereits selbst schon am Abgrund gestanden hatte und in der Anzahl Skandale der CS keinesfalls nachsteht.

Um sich zu vergegenwärtigen, was für eine Bedrohung für die Schweiz, ihren Finanzplatz, ihren Wohlstand, ihr Ansehen in der Welt da entstanden ist: die grösste Bank der Welt – immer nach der Bilanzsumme gemessen – bewegt rund 31 Prozent des Bruttoinlandprodukts ihres Heimatlands China. Die grösste US-Bank JPMorgan Chase steht für 16 Prozent des amerikanischen BIP. Wenn diese Banken wanken, dann ist Feuer im Dach. Es kann aber gelöscht werden.

Die mit der CS vereinigte UBS, die noch durch einen langwierigen und schmerzvollen und nach Aussage des UBS-VR-Präsidenten überhaupt nicht risikolosen Verschmelzungsprozess gehen muss, bringt aber über 200 Prozent des Schweizer BIP auf die Waage.

1’600 Milliarden im Vergleich zu 800 Milliarden. Sollte dieser Überriese Verdauungsprobleme kriegen, ins Stolpern geraten, weitere Skandale produzieren, dann wackelt aber das Matterhorn und der Gotthard bröckelt. Bereits zum Start wurde er mit Risikogarantien und Liquiditätszusagen von sagenhaften 259 Milliarden Franken überschüttet. Dagegen waren die 66 Milliarden für die UBS-Rettung ein Klacks.

Wie das zugelassen werden kann, wieso dieser Unfug beschlossen wurde, weshalb sich nur leiser Protest meldet, warum alle Versuche, diesen Riesen in beherrschbare Einzelteile zu zerlegen, zerredet und von der SP sogar sabotiert werden: unverständlich, unfassbar.

Ehrlicherweise müsste sich die Schweizerische Eidgenossenschaft offiziell umbennenen. In das, was sie nun ausmacht, wovon sie auf Gedeih und Verderb abhängt. Die wichtigsten Entscheidungen werden nicht mehr von den sieben Bundeszwergen in Bern getätigt, sondern im Wesentlichen von einem Mann, der gelegentlich an der Bahnhofstrasse in Zürich residiert: Colm Kelleher.

Dem ist es im Übrigen völlig wurst, wo er amtet. Er spricht kein Wort Deutsch, ihn interessiert die Schweiz überhaupt nicht, Swissness ist für ihn einfach ein nettes Asset, das man profitabel verwenden kann. Solange es läuft.

Damit er das Land besser versteht, in dem seine Bank regiert, sollte es sich einen neuen Namen geben: UBS. United Blödis of Switzerland. Und damit er es versteht, sollte man Kelleher erklären: Blödis, that’s Swiss German for dumbass. Or in Irish amadán.

Die grosse Illusion

Keiner kann Banglish.

Der Niedergang der einstmals stolzen Credit Suisse ist ein Trauerspiel. Es ist nicht schicksalhaft, sondern menschengemacht. Jahrelange Unfähigkeit auf der Chefetage, ein Geschäftsmodell, bei dem über 30 Milliarden an Boni rausgefeuert wurden, um einen kumulierten Verlust von 3 Milliarden herzustellen. Brüllender Wahnsinn.

Politik und Politiker haben versagt. Obwohl sich die Katastrophe seit einem halben Jahr abzeichnete, standen die Regierenden als Bobachter auf der Kommandobrücke und sahen zu, wie der Eisberg immer näher kam. Tatenlos. Dann brach wie meist Hektik aus, und fachlich völlig überforderte Bundesräte mussten Dingen zustimmen, von denen sie nichts verstanden, Wer’s nicht glaubt, sollte einmal die sieben Bundeszwerge fragen, was ein CoCo ist.

Zu diesem Versagen gehört auch, das nun mit grosser Geste ein Bonusverzicht dekretiert wird. Die Medien brechen in Lobgesänge aus, bis zu 60 Millionen werden den Pfeifen in der Bonusetage gekürzt. Die bittere Wahrheit ist: dagegen steht der Rechtsweg offen. Die bittere Wahrheit ist: noch im letzten Jahr, als der Tanker CS aus allen Löchern tropfte, wurden 2 Milliarden Boni ausgeschüttet. Also schlappe 3 Prozent davon, wenn überhaupt, werden nicht ausbezahlt. Lächerlich.

Das Politikversagen geht weiter. Nachdem die SP auf dem Absatz kehrt machte und einem sinnvollen Vorschlag zuerst zustimmte, der die Zerschlagung aller «tot big to fail»-Banken fordert – um ihn dann per Rückkommensantrag zu versenken, weil den Genossen einfiel, dass der ja von der SVP ist, wird das Parlament in seiner Sondersession nach der Devise verfahren: schön, haben wir drüber geredet. Passieren wird, wie nach 2008, schlichtweg nichts.

Zu den Versagern gehören auch die Mainstream-Medien. Was da an mangelndem finanztechnischen Sachverstand das Tageslicht erblickte – erschütternd. Wieso genau wurden der UBS 16 Milliarden Franken geschenkt, wie geht das, wieso kann die FINMA mit einem Federstrich diese Bonds ausradieren, warum rollt deswegen eine Klagewelle auf die Schweiz zu, was für Auswirkungen hat das auf die Reputation des Finanzplatzes? Gute Fragen, sagen die Massenmedien – und nehmen den Telefonjoker, weil sie die Antworten nicht kennen.

Wie ist es möglich, dass ein einzelner cleverer Banker den ganzen Bundesrat, die Politik, die Parlamentarier über den Tisch zieht? Wie kann es dem VR-Präsidenten der UBS gelingen, praktisch ungeschoren damit davonzukommen, die CS für ein Butterbrot zu übernehmen? Wie hat es Colm Kelleher geschafft, dazu noch Liquidität in der sagenhafte Höhe von 250 Milliarden nachgeworfen zu bekommen? Und dann werden noch 9 Milliarden Risikogarantie draufgelegt, als wäre die Verhandlungsdevise gewesen: Darf’s auch noch etwas mehr sein?

Was nützt die grossartige «too big to fail»-Gesetzgebung, die mit grossem Trara diskutiert und beschlossen wurde, wenn sie beim ersten Ernstfall nicht mal aus der Schublade gezogen wird, weil völlig untauglich? Wie ist es möglich, dass sich der Bundesrat schon wieder auf wackelige Notstandsartikel in der Bundesverfassung berufen kann, ohne dass ihm dafür auf die Finger geklopft wird? Ist es so, dass Regierung und Politik in der Schweiz vor den Grossbanken Mal auf Mal kapitulieren? Kann es richtig sein, das Umfallen eines zu grossen Bankdinosauriers zu verhindern, indem man ihn in einen noch grösseren implantiert, der damit zum Übersaurier wird?

Hat man auf diese naheliegenden, drängenden Fragen Antworten gelesen in den Mainstream-Medien? Wie viele sogenannte Wirtschaftsredakteure verstehen überhaupt noch Banglish? Können zum Beispiel verstehen, welche Trigger den 16-Milliarden-Abschreiber auslösen könnten – und ob einer davon auch eintrat?

Die UBS ist nun das Übermonster, der real gewordene Hulk des Banking. Die UBS ist nicht – nach Bilanzsumme – die grösste Bank der Welt. Aber die UBS hält einen einsamen Weltrekord. Die allergrösste Bank der Welt hat eine Bilanzsumme, die weniger als ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ihres Heimatlands China ausmacht. Die grösste US-Bank ist nur 16 Prozent des dortigen BIP schwer. Die UBS bringt sagenhafte 200 Prozent des Schweizer BIP auf die Waage.

Das ist nicht bedenklich. Das ist nicht besorgniserregend. Ds ist nicht beunruhigend. Das ist eine helle Katastrophe, ein angekündigtes Desaster, ein möglicher Untergang des Finanzplatzes Schweiz, des Schweizer Wohlstands, des Erfolgsmodells Schweiz. Aber weder Politiker, noch Medien weisen darauf auch nur in Ansätzen hin. Was für ein Totalversagen.