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Prioritäten setzen

Nirgendwo versagen die modernen Medien so wie hier.

Überthemen werden zum Selbstläufer. Keine Redaktionskonferenz seit mehr als einem Jahr, an der nicht gefragt wird: und was haben wir heute zur Ukraine? Das ist und bleibt die absolute Artikelschleuder.

Dann gibt es die Hoch-und-runter-Themen. Rammstein ist so eins. Bad News sind immer good news («Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen»). Good News sind no news; Staatsanwaltschaft hat Untersuchung eingestellt. Auch hier wird ein ganzer Teppich von Kollateralartikeln ausgerollt. Was sagen Groupies? Was sagen Experten über Groupies? Was sagt uns die Existenz von Groupies? Sind die Herrinnen ihres Willens? Ist ein Ja ein Nein? Oder umgekehrt? Wieso beisst Til Lindemann in einen Apfel? Was hatte Chris von Rohr im Schweizerhof zu suchen?

Auch hier beginnt alles mit der täglichen Frage: was haben wir heute zu Rammstein? Aber das vergeht. So wie die Frage: was haben wir heute zum U-Boot?, inzwischen untergegangen ist. Noch etwas Nachbearbeitung, wer ist dran schuld, wer warnte schon früh, Milliardäre und ihre Sucht nach Gefahr, aber auch das geht vorbei.

Alain Berset, perfekte Gelegenheit, auf der Glatze Locken zu drehen. Mann und Werk, was hat er vollbracht, wo ist er gescheitert, was macht sein Liebesleben, lernt er nun ernsthaft fliegen, wer wird sein Nachfolger, was macht er eigentlich mit dem Rest seines Lebens? Aber auch das vergeht und verweht.

Aber nichts kommt an das Überthema heran, unter dem Stichwort «Ukraine» findet man in den letzten sechs Monaten in der SMD über 100’000 Treffer.

Es gibt aber auch Überthemen, die sehr stiefmütterlich behandelt werden, obwohl sie für die Schweiz von herausragender Bedeutung sind. Beispiel? Über die Credit Suisse sind in den letzten sechs Monaten etwas mehr als 27’000 Artikel erschienen, rund ein Viertel des Ausstosses bei der Ukraine.

Obwohl das einige behaupten, sind die Interessen der Schweiz durch den Ukrainekrieg nicht zentral berührt. Bleibt der Krieg lokal, sowieso. Wird er nuklear, ist es sowieso egal.

Aber selbst das Grounding der Swissair war Peanuts gegen das Schlamassel bei der CS. Selbst die Staatsrettung der UBS war im Vergleich harmlos – und gewinnbringend. Aber durch den Ausverkauf der CS zum Schnäppchenpreis an den Überdinosaurier UBS sind die Interessen der Schweiz zentral berührt. Selbst das Parlament hat das gemerkt und  eine PUK einberufen, das schärfste Instrument zur Aufklärung.

Insgesamt stehen 275 Milliarden an Staatsgarantien im Feuer, ungeheuerlich. Aber die Journaille verfolgt das nur mit mässigem Interesse. Das liegt einerseits an mangelnder Kompetenz. Wer sich erst durch die «Financial Times» darüber aufklären lässt, dass die Liquidierung von 16 Milliarden AT1-Anleihen per Federstrich der Bankenaufsicht FINMA international bei den Geprellten ein Riesengebrüll auslöst, sollte sich umschulen lassen. Wer sich ständig vom Einzelkämpfer Lukas Hässig abtrocknen lässt, hat seinen Beruf verfehlt.

Diese Fusion zu verstehen, ist sicherlich schwieriger, als sich gegen ein gesponsertes Abendessen auszusprechen. Aber mehr als drei Monate nach der Ankündigung der Fusion sind die meisten Fragen offen, haben die Schweizer Medien kaum etwas Eignes gebacken gekriegt, immer mit der löblichen Ausnahme Hässig und sein IP.

Seit wann bereitete sich die UBS auf die Übernahme vor? Welche (klägliche) Rolle spielen Bundesrat, Nationalbank und Bankenaufsicht? Wieso übernimmt der Steuerzahler Risiko ohne Entgelt? Wie hoch sind die Kollateralschäden durch diesen schwerwiegenden Eingriff in die Eigentumsgarantie? Wie kann es sein, dass der letzte CEO der CS zuerst von der UBS zur Konkurrenzbank wechselte, an der letzten GV der Bank abgewatscht und um sein Gehalt gebracht wird – um dann wieder ein warmes Plätzchen bei der UBS zu finden?

Das ist nur eine kleine Auswahl von Fragen, auf die die Schweizer Medien keine Antwort gefunden haben. Da zurzeit das Interesse von FT, «Wall Street Journal» und anderen ernstzunehmenden Wirtschaftsmedien nicht gerade riesig ist, macht eigentlich nur Hässig auf IP damit weiter, unangenehme Zusammenhänge auszuleuchten und unangenehme Fragen zu stellen.

Selbst die NZZ scheint mehr mit sich selbst und mit den Wirren um eine Nachfolge des Ex-Chefredaktors der NZZaS beschäftigt zu sein, als dass die Schreibkräfte sich auf das Thema «275 Milliarden im Feuer, na und?» kümmern würden.

Natürlich ist ein implodiertes U-Boot spannender als eine implodierte Bank. Natürlich kann man im gegendarstellungsfreien Raum der Ukraine immer wieder angeblich Neues behaupten. Natürlich ist eine Prozessbeobachtung bei Trump ergiebiger, weil man da problemlos von den US-Medien abschreiben kann. Aber eigentlich wären die Umstände, wie die CS verscherbelt wurde, für den Schweizer Leser und Steuerzahler entschieden interessanter. Wenn man sie ihm darbieten würde.

Whataboutism

Gegenfrage und Themenwechsel. Die Königsdisziplin der Betroffenen.

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Der Vergleich lag so nahe, dass ihm Simon Widmer von Tamedia nicht widerstehen konnte: «Analyse zum Titanic-.Tauchboot: die toten Migranten haben mehr Anteilnahme verdient». Ist das so? Weil sie mehr sind?

Hält Widmer einer fühllosen Gesellschaft den Spiegel vor, blicken wir in eine teilnahmslose Fratze? Auch Adrian Kreye von der «Süddeutschen Zeitung» macht sich seine Gedanken: «Über die vermutlich 500 Flüchtenden, die vor Griechenland starben, weiß man nur wenig.» Dabei sei es «das Sinnbild des herzlosen Nordens , der nicht bereit ist, die Menschen zu retten, die aus dem Süden vor Krisen wie Krieg, Klima oder Armut fliehen mussten, an denen der Norden oft Mitschuld hat».

Ähnlich sieht das auch Widmer: «Das Schicksal der superreichen Titan-Passagiere treibt viele mehr um als der Tod von Hunderten Migranten.» Interessante Beobachtungen von zwei Mitmachern. Zwei Journalisten. Über die U-Boot-Tragödie erschienen in den letzten sieben Tagen 684 Artikel. Über die Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer im letzten Monat ganze 31. Also beklagen die beiden etwas, woran sie selber mitbeteiligt sind.

Denn statt zu klagen, hätten sie ja den toten Flüchtlingen im Mittelmeer mehr Aufmerksamkeit verschaffen können. Stattdessen fällen sie moralische Werturteile über etwas, woran sie selber schuld sind.

Daraus entsteht dann dieser unsägliche Whataboutism, wofür es kein adäquates deutsches Wort gibt. Diese Leiter kann man beliebig hinaufsteigen. Wieso gibt es im vergangenen Monat über 15’000 Meldungen zur Ukraine, lediglich 522 zum Sudan? Findet denn dort kein Krieg statt, mit Massakern, Verwüstungen, Flüchtlingen, Elend, Misere?

Und whatabout die 10’000 Kinder, die jeden Tag an Hunger oder leicht heilbaren Krankheiten sterben? Ein Massenmord, wie Jean Ziegler nicht müde wird zu betonen.

Und whatabout die Millionen Menschen in Armut, im Elend, die Ausgebeuteten, Erniedrigten, Geknechteten, Versklavten, die Kinderarbeiter ohne Zukunft, die Sweat Shops, wo die T-Shirts all der besorgten Gutmenschen genäht werden, die in der Schweiz jährlich ein Trinkgeld für nachhaltig hergestellte Kleider ausgeben?

Während aber Kreye sich wenigstens allgemein Gedanken über das Missverhältnis in unserer Aufnahmefähigkeit von Tragödien macht, fordert Widmer ultimativ «mehr Teilnahme». Ohne das allerdings begründen zu können. Das Problem fällt ihm selber auf, also versucht er es mit untauglichen Hilfskonstruktionen: «Vom missglückten Tauchgang des Titanic-Tauchbootes lassen sich über den Fall hinaus nur wenige Lehren ziehen.» Das mag so sein. «Beim Schiffsunglück im Mittelmeer stellt sich hingegen eine ganze Liste an juristischen, politischen und moralischen Fragen.» Auch das mag so sein.

Was für Lehren will Widmer daraus ziehen? Am Schluss wird’s absurd: «Und selbstverständlich bleibt zu hoffen, dass alle Titan-Passagiere doch noch lebend geborgen werden können. Doch dieselbe Anteilnahme haben auch die Flüchtlinge verdient, die in der vergangenen Woche ertrunken sind

Welche Anteilnahme haben nun die Flüchtlinge verdient? Die Hoffnung, dass auch sie noch lebend geborgen werden könnten? Nein, sie sind tot, wie die Besatzung des U-Boots, wie man inzwischen weiss. Anteilnahme ist nicht das Gleiche wie Lehrenziehen. Abstrakte Anteilnahme ist wohlfeil, die Forderung danach ist geradezu schäbig, wenn sie ein Journalist äussert, der Bestandteil der Erregungsbewirtschaftung um das U-Boot ist. Statt sich an seine Redaktionskollegen zu wenden, erhebt er gegenüber der Öffentlichkeit den Mahnfinger. Dabei liest und diskutiert die doch nur, was ihr Widmer, Kreye und Kollegen servieren.

Widmer ist auch schon ganz woanders. Er erklärt den Lesern die abgeschriebenen Wirren um ein Kindermädchen in Kolumbien. Statt den Schicksalen der ertrunkenen Flüchtlinge nachzugehen.

Heinrich Pestalozzi soll gesagt haben: «Wohltätigkeit ist das Ersaufen der Gerechtigkeit im Güllenloch der Gnade.» Dazu passt:

Anteilnahme ist das Ersaufen der Abhilfe im Güllenloch der Gefühlsduselei.

Eine Portion Geheucheltes

Wenn einem Blatt wirklich alles egal ist.

Die «Sonntagszeitung» ist lauwarm entrüstet. Denn es geht ihm schlecht, dem Gletscher:

Es geht ihm richtig hundsmiserabel, er schmilzt und schmilzt:

Die SoZ ist mit einer neuen Berufsgattung unterwegs, dem Gletscherbestatter (bald einmal von SRF verfilmt):

Gleich drei SoZ-Fachkräfte, sogenannte Glaziologen, interviewen den ETH-Glaziologen Matthias Huss: «Für einen Gletscher ist das ein Todesurteil.»

Wer spricht eigentlich dieses Todesurteil aus, wer ist sozusagen im Gerichtssaal dabei? Auch darüber berichtet die SoZ in aller ungehemmten Heuchelei:

Denn man gönnt sich ja sonst nix. Also darf die Co-Chefredaktorin, diese Torin, auf «luxuriöse Kreuzfahrt» gehen und schwärmen: «Die Scenic Eclipse kann dank ihrer Grösse und Bauweise in Reviere vorstossen, die anderen Kreuzfahrtschiffen verschlossen bleiben. Für besondere Ausflüge reisen an Bord ein U-Boot und ein Helikopter mit.»

Launig politisch korrekt beginnt Priska Amstutz ihren Jubelartikel: «Einmal im Leben Jane Bond sein? Oder Alexandra von Humboldt?» Nein, eher eine Lohnschreiberin sein, «die Reise wurde von der Scenic-Gruppe unterstützt». Oder auf Deutsch: bezahlt. Weil sie sich das nie und nimmer leisten könnte: «In den Spa-Suiten gibt es von Philippe Starck designte Bäder. Im Yogaraum steht eine Wand aus Bergkristallen, in den Restaurants hängt vom Besitzerpaar ausgewählte Kunst.»

Gut zu wissen:

«Es ist kein steifer, hochnäsiger Luxus, der uns hier begegnet. Platz gibt es auf dem 170 Meter langen Schiff für maximal 228 Passagiere.»

Auch gut zu wissen, dass man auf dem Schiff sehr ans Ökologische denkt, der Koch «steht vor einem grossen Kühlschrank mit drei Glastüren und strahlt. Er zieht darin 20 verschiedene Kräuter und verhindert so Verpackungsmüll».

Denn was auf Gletschern nicht mehr möglich ist, nicht zuletzt wegen Dreckschleudern wie Hochseeschiffen, hier geht das noch: «Die Scenic Eclipse ist ein sogenannter Eisbrecher, so konstruiert und ausgerüstet, dass das Schiff durch zugefrorene Gewässer fahren kann.» Und wo’s kein Eis bricht, darf der Passagier mit dem Heli die Umwelt verschmutzen – oder mit dem U-Boot. Allerdings: Amstutz durfte, das geht aus dem Artikel hervor, nur einen kurzen Schnupperbesuch auf dem Schiff machen. Die Arme.

Natürlich breitet sie auch noch kurz ein grünes Deckmäntelchen aus und spricht ein Thema radikal offen an: «Die Kreuzschifffahrt gilt als grosse Klimasünderin.» Gilt?

Aber gemach und Entwarnung, sie hat tapfer vorgetragen und enthält dem Leser nicht die Antworten vor: «Auf diese Aspekte angesprochen, erhalten wir die Informationen, dass man auf der Scenic Eclipse viele kleine Hebel bemühe. Die Ausstattung des Interieurs erfolgt nur durch Partnerunternehmen, die über eine Öko-Zertifizierung verfügen.» Hurra, damit ist die Umwelt gerettet, die Gletscher schmelzen nicht mehr.

Könnte es ein Problem der Überbuchung geben, wenn sich nun SoZ-Leser, nicht abgeschreckt von den schrecklichen Nachrichten über die Gletscherschmelze, auf die Spuren von Amstutz begeben möchten? Kaum, denn der Aufenthalt in der Luxusklasse kostet, immerhin Verpflegung inbegriffen und «alle Landtransfers sowie 24-Stunden-Butlerservice», schlappe Fr. 1040. Pro Tag. Pro Person. Aber noch nicht in der Spa-Suite mit Philippe-Starck-Badewanne. Natürlich auch noch ohne Helikopter und U-Boot.

Der Luxus-Veranstalter unterscheidet dabei fein zwischen der Antarktis (13 Tage ab 13’658 €) und der Arktis (12 Tage ab 14’307 €). Wer’s gerne in der Spa-Suite geniessen möchte, wird 19’400 € los. Aber schlechte Nachricht: das «Owner’s Penthouse», gleich unter der Panorama-Bar, ist schon ausgebucht. Alle Fahrten, ausgenommen im Juli, auch.

Da Amstutz sowohl der Ausflug mit dem Heli wie mit dem U-Boot verwehrt blieb, hatte sie noch Zeit, das Essen im Zürcher Restaurant «Razzia» zu verkosten. Das hat nämlich ein neues Motto: «Beautiful Revolution». Revolution ist nicht mehr so das Ding von Amstutz, aber wunderschön, das sollte doch gehen. Also tafelt sie mit Begleitung (und natürlich auf Redaktionsspesen), und die beiden gurgeln zunächst zwei Apéros runter: «Meine Begleitung wählt einen «Yuzu Paloma» (Tequila, Grapefruit und Yuzu, 16.50 Fr.), ich erhoffe mir vom Cocktail namens «Le Fizz» (Wodka, Holunderblütenlikör, Limetten und Minze, 16.50 Fr.), dass er den versprochenen strukturellen Wandel einläutet, der per Definition mit einer Revolution einhergeht. Vielleicht ist das etwas viel verlangt, aber die Drinks schmecken beide sehr gut.»

Offenbar waren die Nachwirkungen nicht zu unterschätzen, bei diesem betütelten Geschreibsel. Nun aber zum Mahl: «Mein Gegenüber kostet als Vorspeise eine grosszügige Portion Zander-Ceviche mit Gurkenjuice, Sanddorn, Dill (26.50 Fr.) und ist begeistert.» Nun muss natürlich auch hier eine Prise Kritik her: «Die einzelnen Bestandteile des Chickenkatsu (41.50 Fr.), also eine Art paniertes Pouletfilet mit japanischer Currysauce und jeweils separat serviertem Sushireis und Weisskohl-Apfel-Salat, verbinden sich nicht ganz zu einem abgerundeten Gericht, schmecken aber für sich genommen gut.»

Das ist doch mal eine kenntnisreiche Gastro-Kritik, von der sich GaultMillau noch eine Scheibe abschneiden könnte. Beziehungsweise, die Gourmet-Fibel würde es schütteln, wenn ein solcher Bericht eingeliefert würde. Ungeniessbar, wäre das Urteil. Aber im Sparjournalismus kann nichts weg; wenn Tamedia schon mal mindesten 200 Eier für Amstutz begleitete Mahlzeit abdrückt, wird publiziert, was reinkommt. Abgesehen davon: wer würde es auch wagen, einer Co-Chefredaktorin die Butter vom Brot zu nehmen?

Qualitätskontrolle war gestern bei Tamedia. Den Heuchelei-Detektor hat man inzwischen aus Spargründen abgeschaltet. Anstand und gesunder Menschenverstand wurden auch rationiert. Daraus entsteht dann auch das hier:

Ein solcher Porsche-Nachbau kostet locker von einer Million US-Dollar aufwärts. Ein Schnäppchen, bei dem Wechselkurs zum Schweizerfranken. Geradezu obszön in dieser Reihe wirkt dann schliesslich dieser Ferien-Tipp:

Nö, der SoZ-Leser will sich lieber zuerst vom Anblick toter Gletscher kitzeln lassen, dann steigt er in den Porsche-Nachbau und glüht zum Eisbrecher mit Heli und U-Boot, wo er sich in der Spa-Suite erholt. Was sich dabei die angeblich politisch korrekte, grün und links gesinnte Redaktion so denkt? Die nie eine Gelegenheit auslässt, den Leser zum Sparen und zum Verzicht aufzurufen, ihm ein schlechtes Gewissen zu machen, welch ein schrecklicher Umweltsünder er sei.

Die denkt an den nächsten Zahltag, und daran, dass sie auch noch den übernächsten erleben möchte. Viel interessanter ist allerdings die Frage, was denn der Leser von dieser bodenlosen Heuchelei hält und wie lange er noch bereit ist, dafür zu zahlen, dass er zusammengestaucht und verhöhnt wird. Während sich die Co-Chefredaktorin zu einer kleinen Luxus-Sause einladen lässt, über die sie gebauchpinselt wohlwollend berichtet. Wie es sich für eine Lohnschreiberin gehört, die am Tisch der ganz Reichen kurz Platz nehmen darf und artig das Besteck von aussen nach innen benützt. Um dann Eis zu brechen. Während weiter vorne der Tod des Gletschers betrauert wird. Hand aufs Herz: wenn das nicht widerwärtig ist, was dann?