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Wenn ein Chefredaktor die Welt nicht versteht

Oder zumindest die Amis. Da muss Christian Dorer dann ganz streng werden, findet René Zeyer.

Der gleiche Kindskopf, der noch am WEF stolz mit einem vom Präsidenten handsignierten Trump-Cover des «Blicks» wedelte, ist nun richtig böse auf den US-Präsidenten.

Also eigentlich auf die Amis: «Wirklich kaum zu fassen: Die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger der USA will Donald Trump weitere vier Jahre als Präsidenten!» Man spürt förmlich, wie Dorer verzweifelt den Kopf schüttelt.

Die Hälfte! Diesen Trump! Vor vier Jahren lässt Dorer noch mildernde Umstände walten; da war es eine Protestwahl, und man konnte ja nicht ahnen, was dieser Vollpfosten dann alles im Weissen Haus anstellt. Aber inzwischen wisse man das doch, ist Dorer weiter fassungslos.

Dorer wagt einen Blick in den Abgrund

Dieser Präsident ist «ein Lügner», ein Spalter, der seine Bevölkerung zu «Hass und Verachtung aufstachelt, wo er nur kann!» Klima, Abrüstung? Interessiert ihn nicht. Corona? Ein Leugner der Gefahr.

Geht’s noch schlimmer? Doch, Dorer wagt den Blick in den Abgrund. Zu allem zu: «Die Hälfte der US-Bürger will einen Präsidenten, der grobschlächtig auftritt, der seine politischen Gegner zu Verbrechern erklärt und dem Konkurrenten ums Weisse Haus Betrug vorwirft, der mitten am Wahltag die Auszählung stoppen will.»

Das ist nun wirklich nicht zu fassen, aber warum, warum nur tun diese Idioten das? Sicher, weil sie rassistische Waffennarren sind, die an die Überlegenheit der weissen Rasse glauben. Aber gibt es wirklich so viele davon? Nein, erklärt Dorer, notwendigerweise knapp, denn er hat für «Blick»-Verhältnisse schon ziemlich viele Buchstaben verbraucht.

Dorers Hammererkenntnis

Aber immerhin, auf diese Hammererkenntnis, wieso denn so viele Trump wiederwählen, ist noch keiner gekommen: «Und das alles nur deshalb, weil dieser Mann versprochen hat, er mache «Amerika wieder grossartig»».

Meiner Treu, so einfach ist das dann doch, man muss nur den Blick fürs Wesentliche haben. Sich auch von Fassungslosigkeit und strenger Zurechtweisung nicht ablenken lassen. Und mannhaft ertragen, dass Trump zwar huldvoll signiert hat, aber weder er noch sonst ein Ami jemals den «Blick» gelesen hat.

Denn hätten sie das, sie würden sich schämen, in sich gehen, bereuen, niemals nie und nicht diesen Idioten wiederwählen. So ist das manchmal, die Geschichte müsste anders geschrieben werden, wenn man auf den «Blick» gehört hätte. Nur schon auf seinen Chefredaktor.

Was sind eigentlich seine Aufgaben?

Wobei: Wäre es nicht eigentlich die Aufgabe einer Redaktion, zuvorderst vom Chef, sinnvolle Erklärungen für ein Ereignis zu suchen? Ernsthaft der Frage nachzugehen, wieso Trump – im Gegensatz mal wieder zu allen Prognosen – knapp 50 Prozent der Stimmen gemacht hat, wäre das nicht seine Aufgabe? Statt die Trump-Wähler als Hirnamputierte zu beschimpfen, die so eine Schande fürs Amt wiederwählen wollen.

Die allesamt so bescheuert sind, dass sich einer nur ein Käppi auf seine kriminelle Frisur setzen muss, auf dem steht: «Make America great again», und schon hat er Millionen von Stimmen auf sicher. Muss man sich mal vorstellen; ist das bedenklich oder ist das bedenklich?

Wie kam Dorer auf den Chefstuhl?

Auf der anderen Seite: Man möchte auch mal wissen, wieso es Dorer auf den Chefstuhl der «Blick»-Familie geschafft hat. Da er offensichtlich ein intellektueller Kurzstreckenläufer ist, der ungeniert bekannt gibt, dass er vieles auf der Welt schlichtweg nicht kapiert und auch nicht kapieren will – hat er so auch diesen Stuhl erobert? Gibt es vielleicht fotografische Beweise, dass er zu seinem Vorstellungsgespräch mit einem roten Käppi erschien, auf dem stand: «I make «Blick» great again»?

Und deshalb wurde er dann auserkoren? Ist das beängstigend oder ist das beängstigend?

René Zeyer und Beni Frenkel haben sich zeitgleich mit Trump und Dorer auseinander gesetzt. ZACKBUM.ch hat entschieden, beide Texte zu publizieren. Zu wichtig ist das Thema. Ausserdem können wir uns keine Ausfallhonorare leisten, seufz.