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Corona-Kreische Karrer

Wenn Wissenschaftler unbelehrbar bleiben. Wieder mal ein monothematischer Tag auf ZACKBUM.

Die Geschichte der Task Force to the Bundesrat ist eine Geschichte von Flops, Egoshootern, eitlen Selbstdarstellern und von Fehlprognosen völlig unbeeindruckten Koryphäen.

Sie sonnen sich bis heute darin, dass sie zwar analysieren, kritisieren, fordern und warnen können – das alles aber völlig haftungsfrei und verantwortungslos. Treffen ihre Prognosen nicht ein, was meistens der Fall ist – na und? Schnell ist man mit der nächsten zur Hand. Erinnert man sich noch dunkel daran, dass bei einer Durchimpfung der Bevölkerung von gegen 70 Prozent die Pandemie eigentlich besiegt sei?

Es wäre die Aufgabe einer verantwortungsvollen Presse, auf solche Fakten hinzuweisen. Aber viel schöner ist es natürlich, Alarm zu schlagen und einen weiteren Beitrag zur Schreckung der Bevölkerung zu leisten.

Das sieht dann beim «Blick» so aus:

Bricht das Gesundheitssystem nun doch zusammen?

In den anderen Medien nicht viel anders, also folgen wir doch dem Qualitätsorgan aus dem Hause Ringier. Wobei eigentlich alle Medien ins Archiv steigen könnten und die Artikel rezyklieren, die geschrieben wurden, als die Task Force vor etwas mehr als einem Jahr schon mal den bevorstehenden Kollaps prognostizierte.

Auf der Suche nach 15 Minuten Ruhm

Diesmal hat der Task Force Vize Urs Karrer das Bedürfnis, sich seine 15 Minuten Ruhm abzuholen. Zu diesem Zwecke veranstaltete er eine Medienkonferenz und verkündete mit gewichtiger Miene «wissenschaftlich berechtigte Zweifel», Triage-Entscheide könnten noch vor Weihnachten kommen. Also traurige Festtage, an denen nicht fröhliche Gesichter unter Weihnachtsbäumen leuchten, sondern in Spitälern entschieden werden müsse, wer leben dürfe und wer nicht.

Aber immerhin, der Bieterwettbewerb, in dem Mitglieder der Task Force schon bis zu 100’000 Tote prognostizierten, wird nicht weitergeführt. Wäre auch etwas schräg, nachdem es bislang etwas mehr als 11’000 Verstorbene gibt. An oder mit Covid-19.

Die Task Force masste sich schon mehrfach an, die Massnahmen des Bundesrats nicht nur intern, sondern gleich coram publico zu kritisieren. Obwohl ihre eigentliche Aufgabe darin bestünde, die Landesregierung intern zu beraten. Aber mit wichtiger Miene im Pressezentrum in Bern zu sitzen, dieser Versuchung kann kein Wissenschaftler widerstehen, der noch nie in den Medien auftauchte. Selbst wenn Gesundheitsminister Alain Berset schon darauf hinweisen musste, dass Expertenmeinungen schon wichtig seien, nur entschieden werde immer noch von den Verantwortungsträgern in den Regierungen.

Das hindert den Präsidenten der Gesundheitsdirektorenkonferenz nicht daran, kräftig abzuledern.. Der Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger schimpft mitsamt der ganzen Regierung:

«Die vom Bundesrat erlassenen milderen Massnahmen reichen nicht aus.»

Das sieht der Zuger Kantonsarzt ähnlich; bessere sich die Lage nicht schnell und grundlegend, «müssen wir aus Sicht der Kantonsärztevereinigung leider bald ins Auge fassen, den Entscheidungsträgern der Politik weitere Massnahmen vorzuschlagen». Das ist eine kaum verhohlene Drohung: Gebt ihr regierende Pfeifen nicht mal Guzzi, müssen wir halt ans Gerät.

Wie steht es mit der Kritik am eigenen Versagen?

Vielleicht darf man in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass all diese Ärzte und Gesundheitsfunktionäre in den vergangenen Jahren vor allem aber in den fast zwei Jahren seit Ausbruch der Pandemie, ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben.

Wenn es eine mögliche Krise wegen zu wenig Intensivbetten gibt, dann liegt das daran, dass die Zahl der benützbaren Betten sogar seit Ausbruch der Pandemie gesunken ist. Und zwar dramatisch. Zudem weiter sinkt, da sich Pfleger nach zwei Jahren unermüdlichem Einsatz ohne entsprechende Kompensation und vor allem ohne Perspektive auf Besserung krank melden oder gleich verabschieden.

Wenn die Massnahmen des Bundesrats unzureichend sein sollten und Probleme auf den Intensivstationen auslösen, so ist das in erster Linie dem Versagen genau dieser Funktionäre zuzuschreiben. Woher die angesichts dieser Verantwortungslosigkeit die Chuzpe nehmen, andere zu kritisieren oder gar «Massnahmen vorzuschlagen», das erschliesst sich dem Betrachter nicht.

Wieso deren Gekreische in den Medien wiedergegeben wird, ohne auf den Anteil Selbstverschulden und Verantwortungslosigkeit hinzuweisen, ist auch nicht gerade ein Argument dafür, dass sie wegen ihrer gesellschaftlichen Bedeutung eine weitere Milliarde Steuergelder bekommen sollten.

Ein Bett noch frei für die Medien?

 

 

Schreckenswort Triage

Weniger schrecklich, wenn man weiss: findet ständig statt.

Allokation ist ein viel verbreiteteres und harmloseres Wort. Es bedeutet die möglichst optimale Zuordnung knapper Ressourcen. Triage, wörtlich auswählen oder sortieren, hat einen etwas martialischeren Hintergrund. Er wird in der Militärmedizin verwendet, wenn es darum geht, bei einer Schlacht aus dem Strom von Verwundeten die auszuwählen, bei denen sich eine Behandlung lohnt.

Man kann Kriege überhaupt verdammen und das für einen Ausfluss von schrecklichem Zynismus halten. Oder einfach konstatieren, dass es wohl sinnvoll ist in einer solchen Situation.

Französische Station im Ersten Weltkrieg.

Nun wird immer so getan, als wäre ein Menschenleben unbezahlbar, ein absoluter Wert. Und jeder, der das bezweifelt oder relativiert, sei ein Unmensch. Das ist Unsinn.

Wäre es so, würden wir nicht zulassen, dass täglich 15’000 Kinder an leicht zu kurierenden Krankheiten sterben. Wobei leicht bedeutet, dass Medikamente im Wert von weniger als einem Dollar pro Tag eingesetzt werden müssten. Wie zum Beispiel bei Cholera.

Natürlich werden auch in der Schweiz ständig Triagen vorgenommen. Nur heisst das dann vornehmer Abwägung. Denn die Krankenkassen sind gesetzlich dazu verpflichtet, vor einer Kostenübernahme abzuklären, ob Aufwand und Ertrag in einem gesunden Verhältnis stehen.

Dabei spielen die Kosten der Behandlung, die Heilungsaussichten, das Alter des Patienten, allfällige Vorerkrankungen, die mögliche Verlängerung der Lebenserwartung, die erzielbare Lebensqualität und einiges mehr eine Rolle. Über solche Zweifelsfälle muss häufig entschieden werden, dazu gibt es bei jeder Krankenkasse institutionalisierte Komitees.

Ein Bundesgerichtsurteil aus dem Jahr 2012 verdeutlicht das. Eine Krankenkasse wollte die Behandlungskosten von 400’000 Franken für einen 70-jährigen Patienten nicht übernehmen. Das oberste Gericht legte den Wert des Menschenlebens bei 100’000 Franken fest und gab dem Versicherer recht.

Es stimmt auch nicht, dass der Wert eines menschlichen Lebens nicht mit Geld ausgedrückt werden könnte. Sogar bis zu jedem Finger hinunter wird er das. Dabei spielen auch hier Alter, möglicher Verdienstausfall, Einschränkung der Lebensqualität, Bedeutung des verlorenen Organs (ein Bauarbeiter braucht ein Bein dringender als ein Bürolist) usw. eine Rolle.

Eigentlich müssen alle Kosten, bis hinunter zu einer Lawinenverbauung, immer in Relation mit damit möglicherweise geretteten Menschenleben gesetzt werden. Dabei wird pauschal von einem Wert von 6,7 Millionen Franken pro Nase ausgegangen. Wäre es anders, könnten beschränkte Mittel nicht richtig allokiert werden, würden die Krankenkassenprämien durch die Decke knallen, sich verdoppeln und verdreifachen. Was dann wohl all diesen Gutmenschen mit ihrer Ehrfurcht vor dem unbezahlbaren Wert eines Lebens auch nicht recht wäre.

Es ist letztlich unglaublich, mit wie viel profundem Unwissen diskutiert wird – und wie wenig die Medien dafür tun, ein paar banale Tatsachen klarzustellen.