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Unbefriedigendes Recycling

Was ist älter als eine neue «Blick»-Story?

Die gleiche «Blick»-Story. Es gibt die Autorin Saralisa Volm. Die hat ein Buch geschrieben. Zur Steigerung der Erregungsbewirtschaftung sagt sie so Sachen wie «Wir sehen selten Männer, die Frauen oral befriedigen». Ist vielleicht auch nicht fürs Zusehen geeignet.

Da macht nun der «Blick» mal wieder einen kostenlosen Alzheimer-Test bei seinen Lesern.

Und dann hätten wir diesen hier:

Unterschied? Öhm. Schwierige Frage? Stimmt, aber ZACKBUM lüftet das Geheimnis: die Datumszeile. Am 11. 12. 2023 wird etwas als neu serviert, was schon im Juli dieses Jahres durch alle Gazetten geisterte – natürlich auch durch das einzige Organ mit Regenrohr im Logo. Jedenfalls durch solche, die eine dermassen auf dümmlich-provokative Wirkung zielende Schlagzeile gerne bringen. Da sich ZACKBUM ungern wiederholt, verweisen wir darauf, was wir schon damals dazu gesagt haben …

Wir gestatten uns aber die Anmerkung, dass es schon nassforsch ist, für den gleichen Quatsch zweimal Geld zu verlangen.

Grossartig ist auch diese Schlagzeile des Intelligenzler-Blatts:

 

Ist das ein Aufruf zu Blutspenden für die Ukraine?

Dann hätten wir weitere News von einem Artikel, der wohl den Weltrekord mit geänderten Schlagzeilen aufstellen will. ZACKBUM-Leser erinnern sich; gestern zählten wir bis Version vier durch. Und schrieben seherisch: Fortsetzung folgt. Unser Wort ist «Blick» Befehl, et voilà:

Version fünf. Allerdings: die ist nicht ganz neu, sondern Version eins wird hier rezykliert. Also zurück zur Quelle des Slapsticks. Und wir fangen an, Lotto zu spielen. Wäre doch gelacht …

Dafür wechselt das People-Ressort nun brav jeden Tag den Aufmacher. Diesmal allerdings mit einer Story, die nur für Hardcore-Fans eines gewissen Musikstils (oder von aufgepumpten Brüsten) von Interesse sein dürfte:

Aber immerhin, eine aktuelle Eigenleistung. Aktuell? Eigenleistung? Wie der letzte Aufmacher vom deutschen Unterhaltungsprogramm-Ticker «Spot On» übernommen … Aber immerhin, nicht hinter einer Bezahlschranke.

Etwas festgefahren ist hingegen das Politik-Ressort:

Mit dieser brandheissen News erfreut «Blick» den Leser bereits seit Tagen. Da wäre ja Zeit für eigene Werke. Zum Beispiel über diese Lichtgestalt:

Eine Kriegerin für Frieden auf Erden, wunderbar. Allerdings: ein typischer, weichgespülter Jubel-Artikel aus der «Schweizer Illustrierte». Aber es soll ja doch «Blick»-Leser geben, die das bunte Blatt aus dem gleichen Haus nicht lesen.

Und noch als Absackerchen der Brüller des Tages:

Auch darauf würde der «Blick»-Leser beim Anlagegespräch über seine zwei Millionen Spielgeld nie selbst kommen. Nun sieht man das leider dem Banker hinter dem Besprechungstisch nicht an, ob er mit dem ÖV oder dem Ferrari zur Arbeitsstelle eilte. Nebenbei: Lamborghini oder McLaren ist okay? Aber wie auch immer, diese bahnbrechende Erkenntnis vermittelt Autor Harry Büsser dem «Blick»-Leser. Was er schon zuvor in der «Handelszeitung» für den «Handelszeitung»-Abonnenten tat.

Offensichtlich trägt der Abkauf aller gemeinsamen Blätter von Axel Springer bereits Früchte. Faule Früchte. ZACKBUM graust es dabei, wie man zusehen muss, wie ein einstmals originelles, wirkungsmächtiges, immer wieder für eine Kampagne oder einen Aufreger sorgendes Blatt mit Anlauf und Absicht gegen die Wand gefahren wird. Denn bei aller Liebe zu Umweltschutz, Rezyklieren und dem Geruch getragener und aufgewärmter Skisocken: das ist vielleicht ein Elend …

 

 

Ex-Press XLVIII: Titel

Blasen aus dem Mediensumpf. Heute das, was oben drüber steht.

Früher, ja früher war Titelsetzung eine Kunst für sich. Da wurde geschwitzt, geschraubt, gekünstelt, gescherzt und geliefert. Heute muss der Autor alles selber machen. Das merkt man. Ein Marsch durchs Titeltal der Qual.

Wir beginnen mit einem dunklen Titel, dessen Aussage sich dem Leser nur schwer erschliesst, obwohl  nau.ch doch Kurzfutter bieten will:

Abstimmung über oder Wahl von. Oder halt beides.

Sauer macht lustig.

Wir gehen in den Wilden Osten, zum St. Galler «Tagblatt». Wie bei allen Kopfblättern im Reiche CH Media darf der Chefredaktor eigentlich nix mehr. Ausser kommentieren. Das tut er dann auch fleissig. Eine verfängliche Lage ist bitter, da muss gehandelt werden. Rätselauflösungen bitte an ZACKBUM.

Bitter, verfänglich, aber es muss.

Auch die vereinte Kopfblattsauce aus Aarau lässt in verschiedener Hinsicht einiges zu wünschen übrig. Dativ ist inzwischen etwas für Könner, denn er geht den Weg des Genitivs … Am Aussterben, und wenn er schon mal angewendet werden muss, dann geht’s bei CH Media in die Hose.

Dem Vize eilt ein was voraus?

Der «Blick» hingegen weiss, was Zahlen wollen. Was sie brauchen, wie sie sich wohlfühlen, worunter sie leiden.

 

Oder brauchen nationale Massnahmen steigende Corona-Zahlen?

Regenrohr, sinnloser Strich, hochgestellt und drangeklebt. Der Logo-Unfall.

Die Dame unter dem Logo tut etwas Sinnvolles. Sie übersetzt eine Ansprache in Taubstummensprache. Aber was tut dieses völlig verunglückte Logo obendrüber? Man muss doch loslassen können, auch wenn’s schweineteuer war.

Auch die NZZ betreibt Titelsetzung nicht mehr als höhere Kunst. Aber immerhin wird der Begriff «blutter Oberschenkel» weiträumig umfahren.

Rocklänge als Konjunkturbarometer. Der Yeti der Wirtschaftsberichterstattung.

Überbordende Metaphern gefährden meistens die Sinnhaftigkeit eines Titels.

Wankende Riesen, Leuchttürme und Lokomotiven belasten die Aussage.

In erkenntnistheoretische Höhen begibt sich für einmal der «Tages-Anzeiger». Wie sehr wünschte man sich, dass der Titel eine selbsterfüllende Prophezeiung wäre. Denn wenn man schon nicht aufhören soll, wenn es am schönsten ist, was die Autorin als «schlechtes Rezept» paraphrasiert, womit sie wohl eigentlich Ratschlag meint: Wie wär’s mit Aufhören, wenn’s am schlimmsten ist?

Wohin besteht philosophisch gesehen der Unterschied zwischen Rezept und Rat?

Zugegeben, das zum Abschluss ist kein Titel, aber ein Foto, das durchaus eine Erklärung verdient hätte, was Tamedia leider unterlässt. Das Setting, wie man so schön sagt, ist klar. Links, das ist unser Aussenminister. Um ihn herum ist der absolut geschmacklose Prunk der Villa von Prinz Mansour bin Nasser bin Abdulaziz al-Saud. Rechts sitzt der Prinz mehr schlecht als recht auf seinem Stuhl. Aber: man beachte das, was unten unter dem Rock herauslugt.

Hatte der Prinz nur eine Socke zur Hand?

Oder plagen ihn Schweissfüsse? Gar die Gicht?

Verbittet er sich hier gerade einen lockeren Scherz von Cassis zu seinem Schuhwerk?