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Nix verstehn von Generation Z

Simon Maurer wird als «Generation Z-«Redaktor» beim «Tagblatt» bezeichnet. Das merkt man.

Er selbst bezeichnet sich als «Science and Liftestyle Writer» und sitzt zurzeit in Köln. Ausserdem ist er noch nicht ganz trocken hinter den Ohren.

Das alles hindert Maurer nicht daran, dem Nobelpreis-Komitee den Kopf zu waschen und die Knöpfe reinzutun:

Es ist immer herrlich und amüsant, wenn ein Bubi zum Imperativ greift und befiehlt, dass der Nobelpreis reformiert werden müsse.

Denn diese Deppen machen vielleicht Sachen:

«Das Nobelpreis-Komitee gefährdet mit kurzsichtigen Entscheidungen die Reputation des wichtigsten Wissenschaftspreises. Es braucht eine Reform im Sinne des Gründers

Wunderbar, dass Maurer der Gralshüter des Sinnes des Gründers ist, was nun allen Nulpen im Komitee offensichtlich abgeht.

Schlimmer noch: «Ausschliesslich Männer haben dieses Jahr einen der begehrten Nobelpreise in Physik, Chemie und Medizin erhalten. Das schwedische Prämierungskomitee stellt sich damit auf den Standpunkt, dass es auf dem Planeten keine einzige Naturwissenschafterin gibt, deren Forschung im letzten Jahr so exzellent war, dass sie die höchste Auszeichnung der Wissenschaft verdient hätte.»

Das kann ja nicht stimmen, weiss der angehende Wissenschaftler Maurer, denn schliesslich kann er zählen. Bzw. zählen lassen:

«Statistisch ist der Fall klar: Frauen machen in Biologie und Medizin in den OECD-Ländern etwa die Hälfte oder in manchen Ländern sogar eine Mehrheit der Arbeitskräfte aus. Laut dem neusten Gender-Equality-Bericht der Vereinten Nationen ist heute selbst in den technischen Forschungsdisziplinen jede dritte Arbeitskraft eine Frau. Demnach müssten dieses Jahr mindestens zwei von sieben Naturwissenschafts-Ausgezeichneten Frauen sein.»

Hm. Wenn nun also schon Preise per Quote vergeben werden sollten, dann aber richtig. Lassen wir mal diese diskriminierende Fixierung auf Männlein und Weiblein beiseite. Wie ist es eigentlich mit Schwarzen? Hat schon jemals ein Schwarzer einen Nobelpreis in Naturwissenschaften bekommen? Nein. Ein Moslem? Nein. Ein Taliban? Auch nicht. Aber bleiben wir beim Genus. Wie steht es mit Non-Binären? Dürfen nicht auch Homosexuelle ihren gerechten, prozentualen Anteil an den Preisen fordern?

Aber all das lässt Maurer, dieser Diskriminator, aussen vor. Ihm geht es nur um eines, um Frauen:

«Es ist deshalb an der Zeit, dass die Regeln zur Preisvergabe im Sinne von Alfred Nobel modernisiert werden und dass bei dieser Art von Prämierung Frauen nicht mehr aussen vor gelassen werden. Sonst verliert der Nobelpreis seinen Stellenwert und die Wissenschaft ihr wichtigstes Zugpferd, um einmal im Jahr Schlagzeilen zu machen und das Interesse der Menschen für sie zu wecken

Also wenn nicht ab sofort nach Quote auch Frauen Nobelpreise bekommen, dann verliere der Nobelpreis seinen Stellenwert, behauptet Maurer. Ausgerechnet, wo doch allgemein immer mehr von der Frauenquote abgerückt wird, weil Position nach Verdienst, nicht nach Geschlecht, doch entschieden besser ist.

Maurer muss sich dazu nur den Journalismus anschauen. Und zwar nach dem Kriterium: welchen Medien geht es gut, welchen schlecht, in Relation dazu, ob die Chefetage weiblich oder männlich ist. Da hat er bei CH Media Schwein gehabt …

Allerdings: wer Preisvergabe nach Quote fordert, geht die Sache dermassen unwissenschaftlich an, dass man sich ernsthaft Sorgen um die weitere Karriere von Maurer machen muss. Auf der anderen Seite, vielleicht ist diese Schnapsidee-Kolumne auch ein Bewerbungsschreiben für die «Republik». Das wäre dann wieder clever. Allerdings könnte es sein, dass Maurer dort der Frauenquote zum Opfer fällt, die nächste Angestellte darf zwischen den Beinen kein Gehänge haben.

Das wäre dann wieder blöd. Aber Maurer würde das sicher verstehen.

 

Beisshemmung

Aber jetzt muss es sein: «Die Ostschweiz» auf dem Weg nach unten.

ZACKBUM-Redaktor René Zeyer hat einige Jahre für Einschaltquote beim Online-Magazin des Ostens gesorgt. Bis dessen feiger Chefredaktor Marcel Baumgartner vor den haltlosen Drohungen einer wildgewordenen Medienanwältin einknickte und einen Artikel von Zeyer – ohne Rücksprache notabene – vom Netz nahm. Man habe juristischen Ärger befürchtet, behauptete diese Zierde seines Berufs.

Der Artikel erschien anschliessend identisch hier und anderswo – natürlich ohne juristische Folgen.

Ein trübes Kapitel medialer Charakterlosigkeit. Obwohl dazu aufgefordert, die Artikel von Zeyer zu löschen, brüstet sich die O-Schweiz im Archiv immer noch mit ihnen. Ein trübes Kapitel halt.

Seither befindet sich das Magazin, das mal das St. Galler «Tagblatt» online mit mehr Traffic abtrocknete, im stetigen Niedergang. Aktueller Aufmacher:

Die Homepage kommt ungefähr so gepflegt wie ein ungemachtes Bett nach durchwachter Nacht daher. Obwohl die Themen durchaus schlaffördernd sind.

Ein einziger Kommentar fällt auf: «Mythos «Linker Mainstream»: Ein Kampfbegriff vergiftet unsere Debatten». Nicht unbedingt wegen des Inhalts. Sondern wegen der Fussnote: «Hinweis: Mit diesem Leitartikel verabschiedet sich Odilia Hiller als Co-Chefredaktorin von «Die Ostschweiz».»

Damit bleiben «Verlagsleiter und Chefredaktor» Baumgartner und Manuela Bruhin als Redaktorin übrig.  Aus Verzweiflung werden unter «Team» noch Verwaltungsräte, ein Anzeigenverkäufer und die «Leitung Werbemarkt» aufgeführt, damit sich die beiden Redaktionsnasen nicht so einsam fühlen.

Leider ist die O-Schweiz ein weiteres Beispiel dafür, wie eine eigentlich grossartige Idee – Gegenstimme zum CH-Media-Monopol in der Ostschweiz zu werden – durch Unvermögen in den Sand gesetzt wird. Vor allem während der Coronazeit wurde die O-Schweiz ein Organ, das sogar landesweite Bedeutung erlangte, weil hier nicht der obrigkeitshörige Schmusekurs der Mainstreammedien mitgemacht wurde.

In ihren besten Zeiten veröffentlichte die O-Schweiz sogar einen Artikel von Zeyer über den einflussreichen und reichen Sherkati-Clan in St Gallen, nachdem das «Tagblatt» wo er zuerst publiziert war, ebenfalls nach einem leisen Lufthauch von Drohung eingeknickt war und den Text, obwohl unangreifbar recherchiert, ebenfalls ohne den Autor zu informieren vom Netz nahm.

Es war dann wirklich ein Treppenwitz der Geschichte, dass das damals mutige Blatt O-Schweiz sich später genauso feige verhielt.

Seither ist der Traffic eingebrochen, die Bedeutung hat sich in Luft aufgelöst, das Organ ist komatös, wird künstlich beatmet und wankt wie ein Zombie durchs Internet.

Nun hat sich auch die Co-Chefredaktorin entschlossen, das sinkende Schiff zu verlassen. Obwohl sie damals noch hinter dem ruppigen Rausschmiss von Zeyer stand.

Immerhin, ein später Lerneffekt, ist zu vermuten.

Aber bei aller – längst nicht mehr persönlich motivierten – Kritik an diesem Trauerspiel: es ist wieder einmal bedauerlich, wie bei der «Hauptstadt», bei «bajour», bei der «Republik» beim «Nebelspalter», wie mit viel oder wenig Geld durchaus im Ansatz sinnvolle Projekte und Produkte verludern, abgehalftert werden, nur noch aus Gewohnheit eine immer kleiner werdende Ingroup oder Gesinnungsblase bespassen, rasant an Relevanz verlieren (wenn es die überhaupt mal gab), und schliesslich früher oder später mit dem üblichen Gequengel (die Umstände, die Welt, die ungerechte, der Markt, das Schwein) eingehen.

Aber niemals, kein einziges Mal suchen die Versager die Schuld daran bei sich selber.

Wumms: Stefan Schmid

Der Reserve-Chefredaktor des St. Galler «Tagblatt» kümmert sich um Kleines und Grosses.

Als Chef eines Blatts, das früher einmal zum Reich der NZZ gehörte und heute im Wesentlichen die Einheitssauce von CH Media aus Aarau in der Ostschweiz verteilen darf, ist man nicht ganz ausgelastet.

Also kann sich Schmid um das Kleine kümmern:

Da muss Schmid ganz streng werden: «Littering ist eine Form von Rücksichtslosigkeit gegenüber der Gesellschaft, die unter dem Schutz der Anonymität meist folgenlos bleibt.» Nun ist es Schmids Adlerauge nicht entgangen, dass der Kanton Thurgau die Busse für das Wegschmeissen eines Zigarettenstummels auf 300 Franken angehoben hat. Daran stört Schmid: «eine SVP-Mitte-Grüne-EDU-Mehrheit» habe das beschlossen, und da SVP an Bord ist, kann das ja nicht gut sein.

Zudem, schliesst Schmid messerscharf, Bussen gibt es nur, wenn der Übeltäter in flagranti ertappt wird. Und das sei sowieso fast nie der Fall. Schliesslich solle man sich mal in Frankreich oder Italien umschauen, dann merke man: «Wir jammern auf hohem Niveau». Weiser Ratschlag: «Das Littering-Problem sollte nicht grösser gemacht werden, als es tatsächlich ist

Schon am Samstag widmete sich Schmid aber den grossen Fragen:

Allerdings bräuchte es für grosse Fragen auch einen grossen Rucksack an Kenntnissen, sonst entsteht so etwas wie Buchstaben-Littering. Und da reist Schmid mit leichtem Gepäck:

«Die USA verstanden sich als Schutzmacht der freien Welt und waren bereit, diese Ordnung wenn nötig auch mit Gewalt zu verteidigen.»

Das kann man so sagen. Ob dem Vietnam, Afghanistan, Chile, Panama, der Irak, Syrien, Libyen und andere Staaten zustimmen würden, überhaupt alle Opfer von über 400 illegalen US-Einmischungen in fremde Angelegenheiten seit dem Zweiten Weltkrieg?

Das fällt nun auch Schmid auf: «Die westliche Ordnung hat sich angesichts zahlreicher, tatsächlich sehr fragwürdiger militärischer Abenteuer der USA – etwa gegen Saddam Hussein im Irak – schon zuvor bei Teilen der Weltbevölkerung diskreditiert

Aber was interessieren uns Teile der Weltbevölkerung, also zum Beispiel die über 170 Staaten, die keinerlei Sanktionen gegen Russland unterstützen. Hier geht es um das europäische Haus: «Antiamerikanische Gefühle sind freilich auch im westlichen, der Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie verpflichteten Lager, verbreitet.»

Gefühle? Ach was: In Ungarn und der Slowakei seien «Regierungen am Ruder, die als Putins fünfte Kolonne agieren, um weiterhin von russischem Gas zu profitieren». Gut, das ist Ausland. Aber wehe, wehe, auch in der Schweiz sollte man wieder den Ruf «Moskau einfach» erschallen lassen.

Denn Schmid sieht Schlimmeres als weggeworfene Zigarettenstummel: «Links- und rechtsaussen werden unter dem Deckmantel einer rigid ausgelegten Neutralität pazifistische Lieder angestimmt, deren Ziel darin besteht, die Schweiz auf Äquidistanz zu den Machtblöcken zu halten. Das ist eine gefährliche, den Interessen eines kleinen, auf die Respektierung des Völkerrechts angewiesenen Landes kaum dienende Grundhaltung.»

Deckmantel, pazifistische Lieder, gefährliche Haltung, der Mann kann Demagogie. Ist aber gerade so schön in Fahrt, dass ein Aspekt nicht fehlen darf. Der intelligente ZACKBUM-Leser ahnt es schon: «Neu ist hingegen die schwammige Haltung der SVP. An deren rechtem Rand kommen im Umfeld von alt Nationalrat Roger Köppel offen prorussische und reaktionäre Anwandlungen an die Oberfläche, die mitunter an der demokratischen Gesinnung zweifeln lassen

Schmid zweifelt an der demokratischen Gesinnung des Umfelds von Köppel, oder gar an dessen eigener? Ziemlich unverschämt von diesem Kläffer aus der geistigen Provinz, aber er steigert sich am Schluss noch zum Diskant:

«Im Nationalrat sind die als Pazifisten und Neutralisten verkleideten Anti-Amerikaner in der Mehrheit. Sie torpedieren die Solidarität mit der Ukraine und verhindern eine längst angezeigte Zusammenarbeit der Schweiz mit der Nato. Beides kann nicht im Interesse eines Kleinstaates sein …»

Aha. Unter dem Deckmäntelchen kommt der Gottseibeiuns, Pardon, der «Anti-Amerikaner» zum Vorschein. Wer nicht mit der Unterstützung des Stellvertreterkriegs auf Kosten der ukrainischen Bevölkerung einverstanden ist, wer geltende Rüstungsexportgesetze einhalten will, wer als Nicht-NATO-Mitglied nicht mit der NATO militärische Übungen abhalten will, wer gar gegen die rechtsstaatswidrige Enteignung von reichen Russen ist, der ist ein «Anti-Amerikaner»? Der vertritt nicht die Interessen des Kleinstaats Schweiz?

Wie man das richtig macht, weiss nur Kleingeist Schmid? Der vertritt nicht einmal die Interessen des Rechtsstaats Schweiz. Man muss diesem Schreiberling empfehlen, statt Buchstabenlittering zu betreiben, sich um Probleme in der Grösse von weggeworfenen Kippen zu kümmern. Denn im Kleinen liegen vielleicht seine grossen Stärken.

 

Zahlen zählen

Messen wir die Bedeutung von News an Zahlen und an Bärfüssen.

Fangen wir mit dem Naheliegenden an. Das Qualitätsorgan Tamedia und der ESC. Aktuell auf der Homepage zählen wir mal 3 Artikel zum ESC-Event in der Schweiz. Plus weitere 8 Artikel zum Nullthema Nemo. Also insgesamt 11. Vorläufiger Rekord.

Wir verleihen einen Bärfuss. Was das ist? Kommt noch.

Als nächstes Grossereignis zählen wir 5 Artikel über den vergangenen Muttertag. Aber ist nicht jeder Tag Muttertag? Wenn man ein «Gesponsert» hinzuzählt, was ja Schönsprech für bezahlte Werbung ist, die wie ein redaktioneller Beitrag daherkommt, käme Köchin Elif sogar auf 6 Auftritte. Wobei der «Eiersalat à la Mama» weiterhin doppelt vertreten ist, damit er dem Leser wirklich zum Hals raushängt. Zusammen auch ein Bärfuss.

Aber das ist noch gar nix. Das Blatt mit dem Regenrohr bringt es auf ganze 14 Artikel über und um den Niemand.  Niemand schlägt «Blick».

Das wären dann locker zwei Bärfüsse.

Allerdings gibt es in der glücklichen, aber schrumpfenden «Blick»-Familie ein Ereignis, das hier gewürdigt werden muss: «Zum vorerst letzten Mal erscheint an dieser Stelle der monatliche Essay von Lukas Bärfuss.» Yippie yeah. Der undichte Dichter beginnt passend zu seinem ewigen Gesichtsausdruck: «Das Schicksal ist unbarmherzig, grausam und ungerecht, und zum ersten Mal schlägt es bei unserer Geburt zu.» Und dann immer wieder, wenn man über einen seiner geholperten Texte stolpert. ZACKBUM gibt zu: diese Nachricht über den schreibenden Nemo zaubert ein verklärtes Lächeln auf unser Gesicht. Das lässt sich nicht in Bärfuss messen.

Aber es gibt ja keine gute Nachricht ohne bitteren Beigeschmack. In der WoZ publiziert Bärfuss weiterhin. Dort versucht er sich immerhin in höherem Dadaismus. Was er über Schullektüre zu schreiben hat, verdient ein längeres Zitat. Achtung, anschnallen, es geht los:

«Ein Buch allein zu lesen, ist in zweifacher Hinsicht sinnlos. Erstens: Wer ein einziges Buch liest, eines allein, kann keine Vergleiche anstellen zwischen Stoff und Sprache. Aus Mangel an Zusammenhang, an Kontext wird er oder sie das Buch nicht verstehen. Erst wer ein zweites Buch liest, schafft sich einen Kommentar, eine Kritik, einen Zusammenhang, eine Referenz. Es ist eine Sache, Virginia Woolfs Roman «Miss Dalloway», erschienen 1925, zu lesen, eine andere, diese Lektüre jener von Auguste Escoffiers «Guide culinaire» von 1903 folgen zu lassen. Die romanhafte Darstellung einer Einladung in der Londoner Upperclass nach dem Ersten Weltkrieg und die enzyklopädische Sammlung von Kochrezepten der bürgerlichen Küche Frankreichs enthüllen die Vorstellungen einer bestimmten europäischen Epoche über die Gastfreundschaft.»

Echt jetzt? Dem Trend zum Zweitbuch folgend: man nehme einmal Woolf, einmal Escoffier? Auf diese Idee wäre nicht einmal Christian Seiler gekommen. Jack Reacher und Teresa von Avila, die «International Classification of Diseases» und «Der Alchemist». Damit setzt der Mann mit dem grimmigen Gesichtsausdruck den obersten Massstab.

Drei grosse Bärfüsse, mehr geht nicht. Mehr gibt’s nicht. Das ist wie drei Sterne im Michelin.

Eigentlich kann das nur der Wortschmied selbst erreichen. Wir sind gespannt, ob wir Fundstellen ohne seine Beteiligung identifizieren können. Suchen wir weiter.

CH Media hält es je nach Kopfblatt lokalpatriotisch mit dem ESC. Im St. Galler «Tagblatt» gibt es 7 mal allgemeines Geschwurbel über Nemo. Plus 3 Artikel mit Ostschweizer Akzent (brr). «Der ESC in St. Gallen? Immerhin liegt Nemo die Ostschweiz im Blut». Sozusagen Blut-und-Boden-Ideologie, neu aufgebürstet. Das reicht nicht für zwei Bärfüsse, ist aber mehr als einer.

Also anderthalb, aber Bärfuss ist natürlich unteilbar.

Nun aber zum Leuchtturm der grossen Denke, dem Blatt, das zwar nz, nz, nz im Titel trägt, aber mit lediglich zwei Stücken über Nemo glänzt. Sorry, NZZ, das gibt natürlich zero points, bzw. null Bärfüsse, was aber eine Auszeichnung ist.

Bei «20Minuten» muss man meckern, dass eine News wie «Nemo hat es geschafft! Die Schweiz gewinnt den ESC» am Dienstag nicht mehr brandneu wirkt. Aber immerhin, das ist einer von lediglich zwei Artikeln über der/die/das singende Niemand, bravo und  kein Bärfuss.

Als Absackerchen noch «watson». Allerdings mit 9 Auftritten doch eher biederes Mittelfeld.

Aber das reicht für einen Bärfuss.

 

 

Lachen ist gesund

Es ist Sonntag, Kontrastprogramm zu den traurigen Niederungen in den Medien.

Wir beginnen mit einer Meldung, die nun Alt und Jung verblüffen wird:

Dieses Geheimnis hat ihr NZZ-Schönschreiber Sacha Batthyany entlockt, der sonst gerne Interviews mit mediengeilen Nutten führt. Wer hätte das gedacht? ZACKBUM legt noch einen drauf: das Leben führt zum Sarg. Wer früher stirbt, ist länger tot. Fehlt nur noch die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Ach doch, ist ja bekannt: 42.

Dann gibt es Illustrationen und Titel, da prustet man schon los und ist froh, dass man den dahinter stehenden Quatsch nicht lesen muss:

The one and only «watson», und dabei ist’s nicht mal eine «Analyse» von Philipp Löpfe. Aber das hier ist eine:

Die Analyse-Wurst, der ist das wurst.

Trump zwar auch, aber woran erkennt man, dass eine Redaktion ihn nicht mag? Nein, nicht an den Ausführungen der Parallelwelt-Reporter. Sondern schon am Foto:

Wollen Sie von dieser Schnute geknutscht werden, fragt «20 Minuten» seine erschreckten Leser. Oder gilt das schon als visuelle sexuelle Belästigung?

Das St. Galler «Tagblatt» zeigt hingegen, dass Appenzellerinnen nicht nur Käse machen, sondern auch zum Fürchten sein können:

«Was guckst du?» auf Rhoderisch, oder: wotsch Lämpe?

Eine etwas eigene Auffassung zeigt der «Blick», was ein sinnvoller Beitrag zum Weltfrauentag sein könnte:

Karen Schärer, «Teamlead Gesellschaft» (den Titel kannte ZACKBUM noch nicht), weiss mehr. Sie verrät es aber nur an «Blick+»-Leserinnen, was ein wenig gemein ist. Denn möchten nicht wir alle die Antworten auf diese Fragen wissen? «Warum es problematisch sein kann, wenn Frauen sich angewöhnen, mit dem Vibrator zum Orgasmus zu kommen» oder «Welches Sextoy mit KI es für Männer gibt».

Nun ist ZACKBUM natürlich etwas abgelenkt und muss hier schliessen; ein Sextoy mit KI wartet …

 

 

Saitenstark

ZACKBUM muss hier in die Harfe greifen.

Wir loben zu wenig. Ein häufig gehörter Vorwurf, den wir hiermit entkräften. Ausnahmsweise. Aber der Anlass drängt sich auf.

Es gibt in der Ostschweizer Medienszene das «Tagblatt»-Konglomerat. Angeblich über 100 Redaktoren bemühen sich dort, neben dem fixfertig aus Aarau angelieferten Mantel Lokales zu beschreiben. Kläglich.

Es gibt «Die Ostschweiz», für die ZACKBUM-Redaktor René Zeyer schreibt, wodurch jedes Lob eine gewisse Subjektivität nicht abstreiten kann. Also fassen wir uns kurz: grossartiges Magazin, einfach spitze, unerreicht.

Dann gibt es das «Ostschweizer Kulturmagazin Saiten». Wir haben uns schon mehrfach sehr kritisch über Inhalt und Mitarbeiter geäussert. Alles Gründe, um diesmal in hemmungsloses Lob auszubrechen. Die zweiteilige Serie «Viel russische Kohle im Appenzellerland?» und «Noch mehr Kohle im Appenzellerland – und in der Stadt St. Gallen» ist ein ganz starkes Stück Recherchierjournalismus.

Hans Fässler, lediglich unterstützt von zwei Mitarbeitern und einem Recherchierfonds, hat sich auf Spurensuche nach russischen Firmen, Verwicklungen, Sitzgesellschaften und einheimischen Helfershelfern begeben. Hartnäckig, sorgfältig, wie ein Eichhörnchen hat er alles zusammengetragen, was aus öffentlich einsehbaren Quellen wie dem Handelsregister, logischen Schlussfolgerungen und hartnäckigen Nachfragen gewonnen werden kann.

Wer sich auf dem Gebiet etwas auskennt, kann ermessen, wie gross die Visualisierung aller Verästelungen, Zusammenhänge, Quellen und weltweiten Verschleierungskonstruktionen gewesen ist. Und wie Fässler wohl gelegentlich vor diesem Board stand und sich fragte, ob er das überhaupt zu Ende bringen kann – und ob jemand die beiden Riesenstücke in einer Kulturzeitschrift überhaupt lesen wird.

Es ist tatsächlich wie das Durchschreiten eines Labyrinths. Aber Fässler gelingt es, den Faden der Adriadne so zu benützen, dass man auch wieder herausfindet und (meistens) weiss, wo man gerade ist. Was auch sehr für den Autor spricht, ist die Tatsache, dass er russische Connections nicht als Minotaurus denunziert, als ob alle und alles, was mit Russland zu tun hat, alleine dadurch verdächtig, kriminell, unsauber, Putin-hörig, ungeheuerlich sei.

Natürlich bewegt er sich mit aller Vorsicht, die potenziell gefährliche Gegner und Enthüllte verlangen. Noch ist es in der Schweiz nicht so weit, dass russische oder ukrainische Zustände in den Medien herrschen. Aber alleine die Drohung mit teuren Rechtshändeln, sollte etwas Unliebsames veröffentlicht werden, reicht häufig aus, dass sogar mächtige Medienkonzerne den Schwanz einziehen und mit der weissen Flagge winken.

Also kommt zur Recherchierleistung auch noch eine Portion Mut hinzu, was sowohl den Autor wie das Organ ehrt; denn an die Kasse kämen beide.

Das ganze Elend der CH-Media-Kopfblätter vom «Tagblatt» abwärts zeigt sich an einer Parallelgeschichte. Denn das «Tagblatt» traute sich immerhin, auf einer Doppelseite eine Recherche von René Zeyer über den Sherkati-Clan in St. Gallen zu publizieren, der aus beschaulichen Villen heraus einen weltweit tätigen Konzern beherrscht, inklusive Bank und geschäftlichen Verbindungen mit Zeitgenossen und Staaten, mit denen man nicht unbedingt öffentlich gesehen werden möchte.

Sozusagen in einem Mutanfall wurde das publiziert; als aber der Clan einen Emissär aussandte, der beim Chefredaktor des «Tagblatts» vorsprach, zwar inhaltlich nichts, rein gar nichts zu bemängeln hatte, aber dennoch durchblicken liess, dass man überhaupt nicht amüsiert sei und sich ernsthaft rechtliche Schritte überlege – knickte der Chefredaktor ein und löschte den Artikel aus dem Netz.

Notabene ohne den Autor darüber zu informieren oder Gelegenheit zur Stellungnahme einzuräumen. Daraufhin wurde der Artikel in identischer Form – lediglich ein Namensdreher wurde korrigiert – in «Die Ostschweiz» publiziert. Und siehe da, trotz allen Bedenken und Befürchtungen des feigen «Tagblatt» –passierte überhaupt nichts. Der Bericht über das «weitverzweigte Sherkati-Imperium» ziert weiterhin «Die Ostschweiz».

Zwei Beispiele dafür, wo heutzutage noch Recherchen durchgeführt und publiziert werden. Die grosse Freude über die Arbeit von Fässler wird nur dadurch getrübt, dass sein Mammutwerk so überdeutlich aufzeigt, wie ärmlich, wie verarmt, wie blutleer, wie mutlos all das ist, was ein Hundert von wohlbezahlten Sesselfurzern im Dienste von CH Media leisten.

Zum Fremdschämen, wie all diese Journalisten täglich vorführen, dass sie den Beruf verfehlt haben und besser Zuckerbäcker geworden wären. Oder Luftfächler. Oder Büttel.

Aber ZACKBUM lässt es sich nicht nehmen, Fässler für diese Sternstunde des Schweizer Journalismus ausdrücklich zu danken und zu gratulieren. Natürlich in der Hoffnung, dass ihm das Lob von der falschen Seite in seiner Gesinnungsbubble nicht um die Ohren geschlagen wird.

Wumms: Stefan Schmid

Früher hatte das «Tagblatt» noch Niveau. Heute hat es Stefan Schmid.

Als das St. Galler «Tagblatt» noch der NZZ gehörte, legte man Wert auf ein gewisses Niveau. Seit es zu CH Media gehört, amtiert zwar immer noch der gleiche Chefredaktor. Aber der ist längst zum Mann am Fenster runtergestuft; die Inhalte (ausser Lokales) kommen von der Zentralredaktion in Aarau. Das Einzige, was zur Frustbekämpfung bleibt, ist der Kommentar.

Bundesrat Ueli Maurer ist einer der Lieblingsfeinde von Schmid, und der hat sich doch tatsächlich zur SVP Ausserrhoden begeben, also ins Terrain von Schmid. Das muss der natürlich verbellen und verbeissen. Gnädig kanzelt Schmid den Bundesrat ab, denn dessen «Lageanalyse, die in den Grundzügen zwar nicht falsch» sei, «in der Substanz aber keineswegs in Einklang mit der Aussenpolitik des Bundesrats ist». Logische Folgerung: dann ist die Aussenpolitik des Bundesrats in den Grundlagen und in der Substanz falsch. Aber Schmid und Logik, wahrscheinlich bei Geburt getrennt.

Ginge es nach Schmid, «Maurer wäre seinen Posten im Kabinett wohl längst los». Leider geht es aber nirgendwo mehr nach Schmid, obwohl der doch die ganze Welt ordnen könnte. Maurer sehe im Ukrainekrieg nur einen «Stellvertreterkrieg», wo es doch in Wirklichkeit «ein gefährlicher Angriff auf eine europäische Ordnung» sei, «der im Kern auch einen Kleinstaat wie die Schweiz bedroht».

Wie steht es denn um die guten Dienste des Kleinstaats, nach Schmid? «Es scheint, vorsichtig formuliert, naiv, dem skrupellosen Zyniker Putin ein Schutzmachtmandat in der Ukraine anzubieten. Das gab diesem bloss die Gelegenheit, der Schweiz genüsslich einen vermeintlichen Neutralitätsbruch wegen der Übernahme der EU-Sanktionen vorzuhalten.»

Frechheit aber auch von Putin, die folgsame Übernahme ohne Prüfung von EU-Sanktionen ist doch kein Neutralitätsbruch. Überhaupt: «Schutzmachtmandate, also die Vertretung konsularischer Interessen anderer Staaten, sind wie andere gute Dienste schön und nett.» Aber eigentlich «von untergeordneter Bedeutung», urteilt Weltenkenner Schmid wegwerfend.

Vergesst Russland, rät er, denn: «Die Schweiz muss sich stattdessen im Grundsatz neu positionieren. Der Elefant im Raum ist der Umgang mit China.» Diesen Elefanten meint nur Schmid zu sehen, daher hat er noch weitere Ratschläge parat: «Neutralität gegenüber autokratischen Herrschern ist weder in unserem Interesse, noch liegt sie realpolitisch drin.»  Hurra, wir haben eine Neudefinition der Schweizer Neutralität. Erfunden von Schmid.

Zum Schluss hat er einen geschmackvollen Vorschlag auf Lager: «Ja, wir werden auch den Chinesen den Finger zeigen müssen.»

Wie gut, dass niemand auf Schmid hört und der so unbedeutend ist, dass man ihm nicht mal den Stinkfinger zeigen mag.

Peinlich!

Es gibt Fehltritte, die über die normale Schmerzgrenze hinausgehen.

Es ist peinlich, wenn ausgerechnet in einer Reportage über einen Kleiderhersteller dessen makelloser Outfit so gelobt wird: «Wolfgang Grupp verkörpert den traditionellen Patron, wie man ihn sich vorstellt: massgeschneiderter Zweireiher, Hemd mit Bottom-down-Kragen, Krawatte und Einstecktuch.»

Bottom down? Unterseite nach unten? Da würde es den traditionellen Patron schütteln; ein Mitarbeiter, der Button-down-Hemden sprachlich vergeigt, würde bei ihm nicht mal die Probezeit überstehen. Aber im Journalismus ist inzwischen alles erlaubt, sogar in der NZZ

In Bild und Text peinlich ist der «Tages-Anzeiger». Nachdem Redaktor Huber die Co-Geschäftsfüherin der Lobbygruppe «Foraus» spätpubertär-peinlich anschmachten durfte, widmen sich Markus Häfliger und Philipp Loser nun genauso peinlich der oberpeinlichen Co-Präsidentin der Lobbygruppe «Operation Libero».

Sanija Ameti habe den «Ort selbst gewählt», unter dem Höllentor von Rodin macht sie es nicht; wenn der Künstler nicht schon längst verstorben wäre, müsste man ihm Schmerzensgeld zahlen. Denn Ameti entledigt sich ihrer potthässlichen Treter und hüpft Mal für Mal vom Podest, bis der Fotograf zufrieden ist über den Faltenwurf des Plisseerocks, die Position der Arme und den getragen-ernsten Gesichtsausdruck.

ZACKBUM ist gespannt, ob es menschenmöglich ist, ein peinlicheres Foto zu einem peinlicheren Interview zu stellen. Gut, die ukrainische Präsidentengattin hat da in der «Vogue» etwas vorgelegt, was nun schwer zu toppen ist. Aber der Fotograf Urs Jaudas, Häfliger und Loser geben sich wirklich Mühe.

Das Leben kann da Leben kosten, das wussten wir schon lange. Selbst so scheinbar harmlose Verrichtungen wie kochen, schlafen oder kauen bergen ungeahnte Todesgefahren. Aber der Blöd-«Blick» weiss noch einen draufzusetzen:

Wir warten auf die Fortsetzungen: Todesfalle Dusche. Überleben im Bett. Sterben beim Stuhlgang. Atmen kann das Leben kosten.

Journalisten müssen keine Hirsche bei der Beherrschung der deutschen Sprache sein. Inzwischen können sie sich auch ohne zu widersprechen jeden Gender-Unsinn erzählen lassen und drucken ihm im St. Galler «Tagblatt», ein Qualitätsprodukt aus dem Wanner-Konzern, sogar noch ab:

«Als Alternative verweise ich als Gleichstellungsbeauftragte gern auf geeignete Alternativen, inklusiv zu formulieren: sogenannte geschlechtsneutrale Formen. Partizipien im Plural wie «Mitarbeitende», «Studierende», abstrakte Bezeichnungen wie «das Mitglied», zusammengesetzte Wörter mit -kraft, -hilfe oder -person, ausserdem Relativ-und Passivsätze.»

Das trällert Rahel Fenini, «Co-Leiterin Abteilung Integration und Gleichstellung des Kantons St. Gallen». Wenn ein Berufsschreiber den Missbrauch des Partizips Präsens unwidersprochen hinnimmt, bei der Verwendung von «das Mitglied» nicht nachfragt, wie es denn dann mit der Exklusion von Männern bei «die Person» steht, dann ist Hopfen (männlich) und Malz (sächlich) verloren.

Kann eine Auflistung von Peinlichkeiten vollständig sein, wenn «watson» nicht vorkommt? Die Frage stellen heisst, sie beantworten:

Muss man sich das so vorstellen, dass sich ab einer gewissen Raumtemperatur das Hirn des Journalisten verflüssigt? Oder verdampft? Oder zwischen den Ohren ein Echoraum entsteht? Wir wissen es nicht.

 

 

Hitzegewitter

Wie das Klima, so die Medien.

Sommerloch oder Sommerhitze? Oder beides? ZACKBUM ist sich nicht sicher, wenn wir solche Nachrichten im «Blick» sehen:

Und das, nachdem der Bundesrat schon fröhlich gebechert hatte. Müssen wir hier mit dem Schlimmsten rechnen? Wird Bersets Sprecher seinen Posten behalten? Wir halten den Atem an und nehmen selber einen tiefen Schluck.

Dann haben wir den hier:

Da sitzt ein älterer Herr mit einem deutlich prononcierten, nun ja, Embonpoint bequem in seinem Lehnsessel vor sorgfältig hindrapierter Bibliothek, und fordert kriegslüstern «Waffen, Waffen, Waffen». Das brauche die Ukraine offenbar zuvorderst und in erster Linie. Ob der wohlbeleibte Herr Publizist wohl selbst Hand anlegen wird? Oder lässt Frank A. Meyer es bei Befehlen aus dem Sessel zu Berlin bewenden?

Auch Tamedia hat Unerhörtes zu vermelden:

Wollen wir uns das bildlich vorstellen? Oder lieber nicht.

Selbst die NZZ scheint etwas unter der Sommerhitze, dem Starkregen oder sogar Hagel zu leiden:

An diesem Titel stimmt nun genau – nichts. Es ist kein Urteil, spektakulär schon gar nicht, es waren keine sensationslüsterne, sondern höchstens persönlichkeitsverletzende Artikel. Gewinn herausgeben muss «Blick» ebenfalls nicht. Denn das Gericht hat lediglich entschieden, dass Ringier Zahlen zu liefern habe, mit denen sich dann allenfalls ein möglicher Gewinn berechnen liesse. Wobei die Auffassungen der Streitparteien naturgemäss sehr weit auseinanderliegen. Das Lager JSH geht von Hunderttausenden an Gewinn aus, Ringier rechnet eine knapp fünfstellige Zahl aus. Genaueres wird man in ein paar Jahren wissen. Aber eine saubere Leistung der NZZ.

Etwas dunkel bleibt der Sinn dieser Meldung aus dem St. Galler «Tagblatt»:

Wieso könnte das ein Scherz sein? Wieso ist es kein Scherz? Aber natürlich ist ein «falscher» Fussgängerstreifen illegal. Insbesondere, wenn er von Unbekannten angebracht wird.

Zum Schluss noch eine gute Nachricht und Entwarnung in Sachen Zappel-Leu:

CH Media konnte keinerlei Gezappel bei ihr feststellen. Allerdings traut man ihr dort einen Durchbruch zu. Muss aber vermelden, dass sie keinen erzielen konnte. Was mal wieder bedeutet, dass die EU die Koahäsionsmilliarde gerne kassiert, aber nicht mal Kleingeld herausgibt.

Im Medienhimmel

Auffahrt ist’s; Zeit für leichtere Kost.

Himmlische Spitzenleistungen aus dem Schaffen unserer Qualitätsmedien.

Arbeiten wir uns von ganz unten nach oben. Wie «watson» scharf beobachtete, gingen Pixelmännchen (oder -frauen) an diesen Wettbewerb. Wo der Geschmack einen weiten Bogen macht, da ist das Organ mittendrin. Traut sich aber nix.

Was soll denn das zu meckern geben? Ist doch super, dass der «Blick» seinem Regenrohr im Logo nachlebt und nun auch Gartentipps gibt. Gehört sicherlich zur Resilienz. Allerdings: diese Story ist sehr, sehr resilient. Sie begleitet den Leser schon seit Tagen online. Seit Wochen. Bald einmal seit Monaten. Irgendwann seit Jahren. Bis es keine Brennnesseln mehr gibt.

Eigentlich ist das die alte Masche des Boulevards. Nur wen man vorher gehypt hat, kann man anschliessend richtig schön in die Pfanne hauen. Macht doch nix, dass auch Tamedia «Mr. Corona» lobhudelte. Welche Gelassenheit. Welches Vertrauen. Welche Geduld. Welche Stimme. Was für ein Mann. Und arbeitet (als Beamter!) sogar noch über seine Pensionierung hinaus. Ohne ihn hätten wir Corona sicher nicht überlebt. Und jetzt? Versäumnisse, Versager, verpeilt, wie konnte er nur, entrüstet sich der Tagi.

Das ist klassischer «#metoo»-Journalismus. Da gibt’s die Meldung, dass in Spanien Gesetz werden soll, dass Frauen mit starken Regelschmerzen deswegen zu Hause bleiben dürfen. Olé! Da überrascht der Chefredaktor seine Mannschaft mit einem Genieblitz: Das ist doch ein Thema. Aber wir müssen es lokal spielen. Also ran an die Umfrage, was meinen die Ostschweizer dazu? – Die Ostschweizer:Innen, korrigiert ihn seine feministische Fraktion. Natürlich, verbessert er sich, das ist ja ein Frauenthema. – Nein, das ist ein Menschenthema, kriegt er nun um die Ohren. Also gut, sagt er, nun aber ans Werk.

Das wird aber ein Werkchen, im Tagblättchen von St. Gallen: «Das sagen zwei Ostschweizer Politikerinnen, eine Feministin, der Thurgauer Gewerkschaftsbund und der St.Galler Gewerbeverband.» Minimale Pflichterfüllung, sagt ZACKBUM.

Ein (in Zahlen 1) russischer Diplomat hat einen starken Abgang hingelegt und sich mit Getöse gegen seinen Staat und seine Regierung gewandt. Das ist ausserordentlich und ausserordentlich mutig. Aber ist’s schon eine Welle? der Diplomat ging bei der Genfer UNO-Delegation Russlands von Bord. Also wie gemacht für die geballte Recherchierpower von Tamedia. Oder auch nicht. Die Artikel stammen von Frank Nienhysen, der schaffte auch ein Interview mit dem abtrünnigen Diplomaten. So arbeitet man halt bei der «Süddeutschen» immer noch. Während die Schweizer Tamedia-Redaktoren Maulaffen feilhalten und zuschauen.

Ergreift der Häuptling das Wort, geben sich die Indianer immer besonders Mühe. Eric Gujer ordnet mal wieder die Welt in der NZZ, zeichnet die ganz grossen Linien und blickt kompetent in die Zukunft. «Der Sieger im Ukraine-Krieg steht schon fest: China.» Welch ein Blick durch die Dinge hindurch. Aber wie bebildert man das nur? Krisensitzung der Bildredaktion, rote Striemen auf der Kopfhaut vor lauter Kratzen. Ernste Gesichter, leichte Schweissausbrüche, Angst um den Arbeitsplatz. Bis jemand die rettende Idee hatte: Chinesinnen. Auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking. Hinten Mao, vorne lacht’s. Das traf zunächst auf Unverständnis und offene Münder. Aber der clevere Entdecker legte nach: Als Bildlegende schreiben wir «China könnte zum lachenden Dritten werden.» Allgemeine Erleichterung, Applaus, tiefes Einschnaufen, anerkennendes Kopfnicken. Und keiner merkt, wie lachhaft dieses Foto zu diesem Text ist. Ob’s wenigstens der Autor rafft?