Schlagwortarchiv für: SVP-Clip

Dumm und dümmer, Reloaded

So macht man Öffentlichkeitsarbeit.

Einigen Exponenten der SVP müssen die Oberschenkel wehtun. So oft haben sie sich in diesen Tagen draufgehauen. Und vor Lachen zuerst gegluckst, dann herausgeprustet.

Jedes Mal, wenn ein triumphierender Blödel darauf hinweist, dass die SVP in die Schranken gewiesen worden sei, ihr Video-Clip sei nicht mehr auf YouTube erhältlich, das hätten die Trottel nun davon.

Blödel wie Patrick Frey twittern (oder x-en, das wäre hier sowieso zutreffender), dass der Komponist sich gegen eine Verwendung durch die SVP verwahre. Es ist unklar, ob ihm das wegen der Denunziation eines anderen Dödels einfiel oder nicht.

Damit hat «DJ Tommy» einen noch grösseren Erfolg als hiermit gelandet:

Fast 300 Treffer zählt die Mediendatenbank für den Suchbegriff SVP-Clip. Auf fast 5 Millionen Ergebnisse ist der Begriff bei Google explodiert, weil natürlich jeder Kläffer auf den asozialen Plattformen nochmal darauf hinweisen muss, wie abstossend das alles sei und wie gut, dass die SVP damit nicht länger Propaganda machen könne.

Freundlicherweise geben die SVP selbst und das Anti-Blocher-Organ «Blick» weiterhin allen Gelegenheit, sich beim Anschauen des Videos zu entrüsten.

Schon die wohlgelehrten bis platten Kritiken in den Mainstreammedien sorgten für ganz schön Schub beim Traffic. Auch der 70-jährige Komponist Nile Rodgers freut sich darüber, dass er zumindest in der Schweiz späten Ruhm geniessen darf. Dass sein Hit «We Are Family» aus dem Jahr 1978 ein solches Revival erlebt, wenn auch abgewandelt und nur als Refrain, wunderbar für ihn. Er meckert zwar über die Verwendung durch die SVP, hat aber offenbar die Songrechte längst an Sony verkauft und eigentlich nichts mehr zu husten.

Wenn man die Gratis-Beachtung in Werbefranken umrechnen würde, die die SVP hätte ausgeben müssen, um diese Aufmerksamkeit zu erzielen, dann kann man DJ Tommy alias Thomas Matter nur gratulieren.

Da es kaum denkbar ist, dass weder den Komponisten noch den Produzenten noch den Teilnehmern des SVP-Clips auffiel, dass sie hier einen alten Hit nachsingen, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder war ihnen eine mögliche Copyrightverletzung wurst. Oder aber, sie haben genau mit dem Effekt gerechnet, der nun eingetreten ist.

In beiden Fällen kann man nur sagen: Wenn es Matter mal als Banker langweilig werden sollte, in der PR-Branche könnte er problemlos durchstarten.

Neid hat viele Töne

Mario Stäuble mag die SVP nicht.

Das ist zusammengefasst die Botschaft einer angeblichen «Glosse zum SVP-Wahlkampf». Ob Stäuble wohl weiss, was eine Glosse ist? Wenn ja, vermag er es gut zu verbergen. Der degradierte ehemalige Co-Chefredaktor Lokales vom «Tages-Anzeiger» musste sich zum Wahlkampfvideo der SVP äussern.

Wie in jedem Wahlkampf zeigen da die SVPler, angeführt von DJ Tommy, alias Thomas Matter, dass die Partei neben Verkniffenem und Schmallippigem auch zu selbstironischer Lockerheit in der Lage ist.

Wenn Bundespräsident Berset an der Street Parade in pinker Federboa teilnimmt und eine Bierdose an den Hut kriegt, dann ist das Tamedia keine böse Zeile wert. Wenn aber die ganze Mannschaft der SVP wie aus dem Feindbild von Stäuble ausgeschnitten zu einer Musik performt, die an «We are Family» erinnert, dann muss das Stäuble natürlich scheisse finden.

Gesteigert wird das nur durch die Dumpfpostille «watson»: «Damit du es nicht anhören musst: Das neue SVP-Tanzvideo in 13 Gifs.» Gesteigert wird das nur durch den angeblichen Humoristen «Karpi». Der wandte sich auf Twitter an den Komponisten Nile Rodgers mit der Behauptung, die SVP habe ihn doch sicher um Erlaubnis gefragt, «We are Family» verwenden zu dürfen. Dummerweise hat Rodgers noch nicht geantwortet.

Stäuble beginnt mit Einzelkritik: «Ems-Chemie-Chefin Magdalena Martullo-Blocher bewegt ihre Arme hin und her wie zwei Scheibenwischer.» Aber damit ist der satirische Muskel von Stäuble noch nicht erschlafft, er kann noch nachlegen: «Die Inszenierung sieht nach einer frühen Probe für die nächste Abendunterhaltung der Männerriege aus». Ist zwar Gefasel, hört sich aber irgendwie abwertend an, also hat’s Stäuble stehenlassen.

Er ist sich schmerzlich bewusst, dass das noch keine Glosse ist, nur Geholze. Also versucht er es auf einer abstrakteren Ebene. Der Clip sei ein Beispiel für die Entpolitisierung der Politik: «Weil man bei einem Segment des Publikums mit inhaltlichen Botschaften nicht mehr durchdringt, versucht man, gute Stimmung zu schaffen.»

Das ist geradezu unverschämt von der SVP. Aber Stäuble wird immer noch nicht den nagenden Verdacht los, dass er es der SVP noch nicht richtig gegeben hat. Also legt er nach: «Das Video lässt sich aber auch anders lesen: Keine andere Partei ist schambefreiter im Vortragen ihrer eigenen Botschaften.»

Das gälte für für «die harten Parolen wie «Ausländer raus!», für Beleidigungen an die Adresse der Freisinnigen – «das gilt aber auch für Matters Gute-Laune-Befehl». Befehl?

Den wenigen Lesern, die sich durch dieses Gestammel bis hierher gekämpft haben, gibt Stäuble dann noch ein letztes Rätsel mit auf den Weg: «Dass man dabei auch mal Minderheiten verunglimpft oder im Wahlsong einen Holperreim platziert? Gehört dazu. … Und ist der Ruf erst ruiniert, politisiert es sich ganz ungeniert.»

Das hingegen ist eine verblüffende Selbsterkenntnis. Oder auf Stäube übersetzt: ist der Journalist erst degradiert, lebt sich’s ungeniert.

Denn was uns Stäuble mit dieser angeblichen Glosse sagen will, was genau ihm an diesem Clip nicht passt (ausser, dass er von der SVP) ist, das bleibt sein süsses Geheimnis.

Wie schreibt er so  richtig: «Man fragt sich: Was ist noch geiler als geil? Noch steiler als steil? Das Ausfüllen der Wahlunterlagen? Antworten gibt es keine.»

Man wird den Verdacht nicht los, dass Stäuble meint, der Begriff Glosse sei die deutsche Übersetzung von Lippgloss. Oder komme von glotzen. Mit satirischem Sprachwitz hat das auf jeden Fall nichts zu tun.