Schlagwortarchiv für: Sunrise

Wie bescheuert ist das denn?

Suche die fünf Unterschiede.

Für alle, die damit Mühe haben: links ist das Signet eines US-Snowboard- und Skiproduzenten. Rechts ist das neue Signet der unlängst fusionierten Sunrise/UPC, die inzwischen UPC gespült hat und nur noch unter Sunrise laufen möchte.

Höchste Zeit, für teures Geld ein grossartiges neues Signet schnitzen zu lassen. «Brand Identity» heisst das, und traditionell sind nur Londoner Agenturen gut genug, ein solches Projekt zu stemmen. Hier hat Rufus Leonard entwickelt und ist nach vielem Brüten, Marktabklärungen, sicherlich auch unter Verwendung ganzer Schneeberge zu einem Resultat gelangt, das dann schwarzgewandete ADs und andere Wichtigtuer der Geschäftsleitung von Sunrise als neues Ei des Kolumbus verkauften.

Zusammen mit dem neuen Markenclaim «Dream big. Do big.» Wer das als gerüttelten Schwachsinn, und erst noch auf Englisch, zu kritisieren wagt, hat doch keine Ahnung.

Wem es nicht aufgefallen ist, dass die US-Bude das Signet bereits seit 2020 verwendet und sogar die Herleitung dokumentiert hat, hat allerdings auch keine Ahnung:

Nun hat persoenlich.com das Thema aufgegriffen und vermeldet:

Sunrise tut derweil so, wie man halt tut. Man habe sorgfältig abklären lassen, sehe kein Problem, zudem arbeiten beide Firmen auf völlig unterschiedlichen Gebieten, also was soll’s.

Das sieht allerdings einer der Firmeninhaber entschieden anders: «Während man mit Sicherheit sagen kann, dass Season Eqpt. keine Ambitionen hat, Telefondienste zu verkaufen, hat Sunrise ein klares Interesse daran, Telefondienste an Snowboarder zu verkaufen.» Denn blöderweise ist Sunrise ab 2023 Hauptpartner von Swiss Ski.

Ist’s ein Schlamassel, und wenn ja, wie kann das aufgeräumt werden?

 

Eine Lösung wäre, dass Sunrise auch noch gleich «season» aufkauft. Das eigene Signet wieder zu ändern, das wäre auch nicht viel billiger. Oder aber, am wahrscheinlichsten, gegen eine Stillschweigensvereinbarung wechselt Geld, eher viel Geld den Besitzer.

Kommt halt davon, wenn man Cracks aus London mit einem neuen Signet beauftragt, dafür diesen Schrott bekommt und einen nicht minder schrottigen Claim.

«Dream big. Do big.» Mal Hand aufs Herz, versteht das einer? Träume gross, tue gross. Der Telecomanbieter für Grossmäuler? Was haben grosse Träume und grosse Taten mit Kommunikationsübermittlung zu tun? Was für Grosstaten kann man denn beim Telefonieren, Surfen oder TV-Glotzen vollbringen? Sollte sich Sunrise nicht besser gleich in Sundown umbenennen? Fragen über Fragen.

 

«Zensur ist verboten»

Steht so in der Bundesverfassung. Sieht BR Amherd anders.

Russland, der Zensurstaat, verbietet ausländische Berichterstattung und verbannt sogar die sozialen Medien aus seinem Internet. So grausam geht es in Putins Reich zu. Die armen Russen, einseitig informiert, verführt, kennen nicht die Segnungen des freien Westens. Wo sich jeder überall informieren darf.

Nun ja.

In der EU wurden die beiden russischen Medien «Russia Today» (RT) und «Sputnik» – verboten. Sie betrieben eine «systematische Manipulation von Informationen» und stellten sogar eine Bedrohung für die innere Sicherheit dar, behauptet die EU-Kommission. Davor muss sie nun die armen EU-Bürger schützen, diese Trottel, die sich sonst von der russischen Propaganda einlullen lassen würden.

In der Schweiz ist das etwas schwieriger, denn es gibt eben diese Bundesverfassung und darin diesen Artikel, der Zensur verbietet. Blöd aber auch. Dabei beteiligt sich die Schweiz doch sonst an allen EU-Sanktionen und friert Russengelder en masse ein. Auch hier ist die EU vorbildlich: RT-Chefredakteurin Margarita Simonjan beteilige sich nach Brüsseler Angaben an einem «Desinformationskrieg» und darf nicht mehr in die EU einreisen, zudem wurde ihr Vermögen in der Union eingefroren.

So macht man das in lupenreinen, freiheitlichen Demokratien. Da kann die Schweiz doch nicht abseits stehen, oder? Swisscom, Sunrise und Salt haben die beiden Sender bereits aus ihren Programmen genommen. Wieso, aufgrund welcher gesetzlicher Grundlage? Ach, nö, einfach so.

Wehrhafte Verteidigungsministerin

Aber man kann diese Propagandaschleudern dennoch weiter in der Schweiz empfangen. Diese Willi Wühlers, entsprungen aus den Fantasien des Zivilverteidigungsbüchleins aus dem Kalten Krieg.

Bundesrat Guy Parmelin lehne ein Verbot der Staatssender ab, berichtet Tamedia. Das sei unverhältnismässig und ein Eingriff in die Medienlandschaft und die Meinungsäusserungsfreiheit. Typisch SVP halt, diese Putin-Versteher.

Wehrhafter ist unsere Verteidigungsministerin Viola Amherd. Sie befürwortet ein Verbot: «Nach konsequenter Übernahme der EU-Sanktionen durch die Schweiz wäre das Abseitsstehen in dieser wichtigen Frage unverständlich», so das Verteidigungsdepartement auf Anfrage des «Tages-Anzeigers».

Noch wilder ist die Behauptung, das sei erlaubt, weil es bei den russischen Staatssendern nicht um Meinungsfreiheit und -Vielfalt gehe. Schliesslich seien diese Medien nicht unabhängig, sondern von Moskau gesteuerte und finanzierte Propagandainstrumente, fasst der Tagi die Argumente des VBS zusammen.

Also: Zensur ist verboten. Ausser, sie ist erlaubt. Weil die Schweiz sonst abseits stehen würde. Sender zuliesse, denen es nicht um Meinungsfreiheit gehe. So wie sie in allen anderen Schweizer Medien gepflegt wird.

Nicht schlecht. Eine Bundesrätin will gegen die Bundesverfassung verstossen. Eine Verteidigungsministerin will unser Grundgesetz angreifen und besiegen. Und die freiheitlichen Meinungsblätter finden nichts weiter dran auszusetzen. Wie erbärmlich, oder sagten wir das schon.