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Emma is back

Wir machten uns schon Sorgen um das Postergirl der Virologie. Entwarnung.

Sie gehört zweifellos in die zweite Reihe der Wissenschaftler, die verzweifelt versuchen, aus ihren 15 Minuten Ruhm mehr zu machen.

Im Gegensatz zu Christian Althaus – der das aus verständlichen Gründen nicht kann – kämpft Emma Hodcroft auch mit den Waffen einer Frau. Nein, das ist keine sexistische Bemerkung:

Welch verwegenes Make-up für eine Wissenschaftlerin.

Nun kam Althaus nach längerem, unfreiwilligem Schweigen bei der NZZ zu Wort. In einem nichtssagenden Interview, dessen Inhalt schon längst zu Recht vergessen ist. Aber der Name wurde richtig geschrieben, ein Foto gab’s auch, was will der Wissenschaftler mehr. Vielleicht springt ja doch noch ein Lehrauftrag oder gar eine bessere Anstellung raus. Marcel Salathé hat das schliesslich auch geschafft.

Eine Uni, eine Abteilung, zwei publizitätsgierige Wissenschaftler

Nun kommt die Antwort von der Berner Epidemiologin Hodcroft. Sitzt die nicht mit Althaus im gleichen Labor? Sprechen die denn gar nicht miteinander? Aber gut, wir kennen uns bei den Gepflogenheiten in den eisigen Höhen der Fachwissenschaft nicht aus.

Buhu, sagt Emma Hodcroft.

Leider folgt auch dieses Interview dermassen stark dem ewig gleichen Drehbuch, dass jedes Virus beim Lesen Selbstmord vor Langeweile begehen würde. Aber ZACKBUM ist hart im Nehmen, im Dienste seiner Leserschaft.

Also, das ewige Skript hervorgenommen und abgehakt. Zuerst muss immer eine Packungsbeilage zitiert werden, Standardformel ist, dass wir «erst wenige Daten haben und die Variante deshalb kaum kennen». Das soll davor schützen, bei nachfolgenden Horrorgemälden in Haftung genommen zu werden, wenn sie mal wieder nicht eintreffen.

Man muss aber kritisch anmerken, dass es Hodcroft doch etwas übertreibt.

«… lässt sich nur schwer voraussagen … erschwert zusätzlich … bin aber nicht sicher, ob wir genügend Informationen haben … auch das wissen wir noch nicht genau.»

Wenn wir zusammenfassen dürfen: nix Genaues weiss man nicht. Hier könnte man nun das Interview frohgemut abbrechen, aber das ist ja nicht der Sinn der Sache.

Wann gibt Hodcroft endlich mal Gas?

Also, nächster Punkt, Gas geben. Allerdings, das gibt Abzug, sowohl in der Kür- wie in der Pflichtnote, Hodcraft eiert dann noch bis fast am Schluss durchs Interview mit Einschränkungen, Abwägungen, Fragestellungen, Verästelungen.

Aber, bevor dem Interviewer der Angstschweiss ausbrach, besann sich Hodcroft darauf, dass sie ja mindestens ein Titelquote und sonst noch einen scharfen Satz sagen muss, also buhu machen. Sonst war die Übung ja für die Katz.

Allerdings strapaziert sie die Nerven des armen Journalisten (von den Lesern ganz zu schweigen) schon sehr; erst in der allerletzten Antwort auf die allerletzte Frage rückt sie wenigstens mit einem Titelquote raus:

«Mit oder ohne diese neue Variante sind wir in Europa bereits in einer sehr schlechten Situation. Die Virusvariante in Südafrika ist momentan erst ein Funken, der uns keinesfalls davon ablenken sollte, dass wir bereits in einem brennenden Haus sitzen. Wir haben mit Delta sehr grosse Probleme bei uns.»

Allgemeines Aufatmen; Titel und Lead sind gerettet, der Buhu-Faktor ist sichtbar vorhanden, kann man bringen. Nur, mit Verlaub, dieses Quote umfasst haargenau 300 A. Wozu um des Virus willen, wozu muss sich der Leser dann durch die übrigen 6800 A quälen?

Härtet das ab? Macht das immun? Ersetzt das die vierte Booster-Impfung? Überzeugt das ungeimpfte Arschlöcher? Das wären einmal Fragen, deren Beantwortung man von einer Qualitätszeitung wie dem Tagi doch erwarten dürfte.