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Afghanische Zustände in der Schweiz?

Femizide: Ein verschwiegener Skandal. Allerdings der «Berner Zeitung».

Die BZ warnt: «Bereits 20 Frauen waren in der Schweiz in diesem Jahr getötet worden, als vergangene Woche in Ostermundigen eine Frau getötet wurde. Sie wurde 20 Jahre alt. Ein Mann wurde festgenommen, die Ermittlungen zum Fall laufen weiterhin, wie die Kantonspolizei Bern auf Anfrage mitteilt.» Also Zustände, wie sie bereits Jakub Schikaneder 1890 mit seinem Gemälde anprangerte?

Wollen wir auch grosszügig darüber hinwegsehen, dass schon in der Primarschule ein Deutschlehrer den ersten Satz mit ein paar Bemerkungen versehen würde?

Auch Redaktorin Lea Stuber hat gelernt, wie man in eine Anklage einsteigt: «Dieses Tötungsdelikt ist kein Einzelfall, es reiht sich ein in eine lange Liste.»

Die Liste reicht von der Schweiz bis Afghanistan? Nicht ganz. Aber Recherchierjournalistin Stuber weiss:

«Dank «Stop Femizid» ist also bekannt: Der Femizid von Ostermundigen ist in diesem Jahr der dritte im Kanton Bern und der 21. schweizweit.»

Feministische Geographin? 

Versuchen wir es zunächst mit einer Definition. Als «Femizid» bezeichnet man die Tötung von weiblichen Personen aufgrund ihres Geschlechts. «Mindestens der 21. Femizid», präzisiert Sylke Gruhnwald. Für «Stop Femizid» lesen sie «Lokal- und Boulevardzeitungen, haben Google Alerts angelegt und durchforsten Polizeirapporte».

Das «Rechercheprojekt» ohne wissenschaftlichen Anspruch.

Handelt es sich hier um eine weitere Dunkelkammer der männlichen Dominanz, die bis zum Extrem der Tötung getrieben wird? Muss man Stuber danken, dass sie Licht in dieses verschwiegene Thema bringt, handelt es sich hier um ein feines Stück Journalismus, wofür der Leser gerne den Obolus entrichtet, den er einer Qualitätszeitung schuldet?

Geschlossene Lücke oder klaffendes Unwissen?

««Stop Femizid» schliesst eine Lücke. Denn das Bundesamt für Statistik (BFS) zeichnet keine Femizide auf», behauptet Stuber. Aber man erahnt, welche Zustände hier herrschen: «Das BFS führt zwar Statistik über Straftaten im häuslichen Bereich. So wurden im Jahr 2020 über 20’000 solcher Straftaten registriert, also Drohungen, Nötigungen, Körperverletzungen bis hin zu versuchten und vollendeten Tötungsdelikten.»

Weiter im Feldzug gegen jegliche journalistische Prinzipien; es gebe nämlich leider keine gültige Definition: «Also definierte «Stop Femizid» den Begriff selber: Als Femizid erfasst werden Fälle von tödlicher Gewalt gegen Frauen, gegen Menschen, die als Frauen gelesen werden, oder gegen Mädchen, die zudem auch rassistisch, behindertenfeindlich, homo- oder transphob sein kann.»

Ohne den Begriff Journalismus neu definieren zu wollen: das ist ein Stück, das eigentlich in einer Qualitätszeitung nichts zu suchen hat. Auch eine qualitätsferne Publikation müsste so etwas ablehnen. Das fängt bei einem Stapel unsauberer Behauptungen an. Schon die Verwendung der Zahl 20’000 ist reine Demagogie.

Es gibt zudem sehr wohl eine Statistik über «häusliche Gewalt». Die verzeichnet, dass durchschnittlich 25 Personen pro Jahr getötet werden. Darunter sind 25,3 Prozent Männer und Jungen im langjährigen Mittel, 74,7 Prozent Frauen und Mädchen. Als nächster Schritt würde es wohl Sinn machen, die Motive der Täter, ihre soziale Stellung und ihre Herkunft genauer zu untersuchen.

Quatsch, echot Stuber, «die Nationalität, die Herkunft oder der soziale Status spielen hingegen weniger eine Rolle», will «Stop Femizid» wissen. Denn: «Femizide sind keine Einzelfälle, sondern ein Resultat von struktureller Gewalt», behauptet die Organisation.

Wackelige Definition, wackelige Zahlen, wackelige Schlussfolgerungen

Wir fassen zusammen: eine Minigruppe bastelt sich ihre eigene Definition von «Femizid», setzt durch nichts belegte Zahlen in die Welt, stellt unsinnige Behauptungen auf wie die, dass Nationalität oder sozialer Status der Täter keine Rolle spiele, lässt beim Thema häusliche Gewalt männliche Opfer einfach mal aussen vor und behauptet ebenfalls ohne die geringste Begründung, es handle sich mal wieder um «strukturelle Gewalt».

Natürlich ist jedes Opfer eines Tötungsdelikts, aus welchen Motiven auch immer, eine Tragödie. Nicht nur der Verweis auf Afghanistan relativiert dieses Thema in der Schweiz aber ungemein. Die wahre Tragödie besteht darin, dass mit einem solch unqualifizierten, nicht den minimalsten journalistischen Ansprüchen genügenden Artikel der durchaus löblichen Absicht, Aufklärung über Tötungsdelikte an Frauen zu betreiben, ein Bärendienst erwiesen wird.

Nur die Abwesenheit jeglicher Qualitätskontrolle einer durch die Zusammenlegung der beiden Berner Zeitungen des Hauses Tamedia offensichtlich völlig demotivierten Mannschaft kann das erklären. Besser macht’s das auch nicht.