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Schlagwortarchiv für: Stellungnahme

René Zeyer

Arroganter Gebührenfunk

25. Juni 2024/2 Kommentare/in Allgemein/von René Zeyer

Die «Rundschau» kritisiert gnadenlos. Nur nicht sich selbst.

Offensichtlich knistert es im kleinen, glücklichen Team der «Rundschau». Francesco Benini von CH Media wurde ein internes Papier zugespielt, in dem 8 der 17 Mitarbeiter sich unter dem Titel «Plattform zur Verbesserung des Klimas im Ponyhof» echauffierten.

In einem halben Jahr sei knapp ein Viertel der Belegschaft abgesprungen. Schlimmer noch:

«In den vergangenen zwei Jahren erlitten zwei Mitarbeiter des SRF-Magazins ein Burn-out. Ein dritter stand kurz vor einer Erschöpfungsdepression. Ein vierter erlitt bei Dreharbeiten im Winter schwere Erfrierungen an einer Hand und musste sich in Spitalpflege begeben.»

Der Chef Mario Poletti antworte auf Beschwerden jeweils, dass die «Rundschau» kein Ponyhof sei. Auf diesem Ponyhof herrsche aber ein ruppiger Ton, geringe Wertschätzung, jeder sei selber dafür verantwortlich, dass er nicht krank werde, abgefrorene Finger seien «bonusrelevant», «Feuerwehreinsätze», am schlimmsten aber: der Chef verlange Thesenjournalismus.

Poletti stelle eine These auf – und dann versuchten die Reporter, die Annahme «auf irgendeine erdenkliche Weise zu bestätigen, obwohl die Realität etwas anderes zeigt». Das sei «sehr bedenklich.»» Es gebe «vorgefertigte Ideen und Vorstellungen von Protagonisten, Szenen und Schauplätzen».

Noch schlimmer: «Die «Rundschau»-Mitarbeiter fragen sich, «wieso Chefredaktor Tristan Brenn und SRF-Direktorin Nathalie Wappler untätig bleiben.» Das alles stand in diesem Papier.

Blieben sie offenbar nicht. Denn die «Rundschau» veröffentlichte eine «Stellungnahme zur Berichterstattung bei CH Media».  Hoppla. Der Lead: «Der weitaus grösste Teil der 16 Reporter:innen, die für das Politmagazin tätig sind, hat im Nachgang zum Artikel die nachfolgende Stellungnahme verfasst. Darin distanzieren sie sich von der Berichterstattung und stellen sich hinter Redaktionsleiter Mario Poletti.»

Unterzeichnet ist das Teil von zwei Redaktoren, «im Namen der «Rundschau»-Redaktion». Das ist interessant, weil nirgends ausgewiesen wird, wie gross denn der «weitaus grösste Teil» ist.

Und der Inhalt? «Einige Passagen sind nicht korrekt, andere aus dem Zusammenhang gerissen.» Das ist der Stehsatz jeder Erwiderung auf eine kritische Berichterstattung, das würde von der «Rundschau» in der Luft zerrissen – ginge es nicht um sie selbst. Dann folgt der Schuss in den eigenen Fuss: «Das zitierte Papier war eine Diskussionsgrundlage für eine Retraite, die vor einem Jahr stattgefunden hat.» Also existiert es und die zitierten Äusserungen sind korrekt wiedergegeben.

Dann folgt die Nebelgranate eins: «Wir erleben Redaktionsleiter Mario Poletti als engagierten Chef, der mit Herzblut im Journalismus tätig ist.»  Das Gegenteil wurde nicht behauptet.

Nebelgranate zwei: «Einige der genannten Inhalte sind falsch. Dies hat sich in Gesprächen, die auf dieses interne Schreiben folgten, herausgestellt. Andere sind Momentaufnahmen und Aussagen einzelner Journalist:innen.» Welche Inhalte sind denn falsch? Und welche «Momentaufnahmen» ansonsten zurechnungsfähiger Journalisten?

Dann folgt Nebelgranate drei, die allerdings auch eine gehörige Portion Lachgas verströmt. Die Arbeitslast sei tatsächlich hoch. «Dies ist allerdings nicht der Redaktionsleitung geschuldet, sondern eine Folge des zunehmenden Drucks, den alle Medienhäuser der Schweiz erleben.» Beim gebührenfinanzierte Staatssender SRF, bei dem jede Menge Sesselfurzer beschäftigt sind, der sich keinesfalls dem gleichen Druck wie private Medienhäuser ausgesetzt sieht, herrsche deswegen «unbestritten hohe Arbeitslast»?

Und natürlich wehre man sich gegen «den beschriebenen Thesen-Journalismus». Indem man einfach behauptet: «Es ist nicht korrekt, dass die Redaktionsleitung dies fördert oder gar verlangt.» Nicht korrekt? Merkwürdige Formulierung.

Aber am allerschlimmsten ist: würde auf einen kritischen Beitrag der «Rundschau» so ein windelweiches Dementi erfolgen, die Redakteure würden sich – trotz hoher Arbeitslast – einen Spass daraus machen, das in der Luft zu zerreissen. Nicht ohne hämisches Mitleid zu verströmen, dass hier Lohnabhängige sich für ihren Chef in die Bresche werfen müssen. Wobei offensichtlich nicht einmal alle «Rundschau»-Redakteure an Bord geholt werden konnten. Trotzdem wird «im Namen der Redaktion» geantwortet.

Das Problem ist: wenn diese Redaktion dermassen unprofessionell, ausweichend und windelweich auf eine dokumentierte Kritik antwortet, was ist dann von ihren Recherchierkünsten bei ihren Beiträgen zu halten?

Benini weist zu recht auf den jüngsten Fall hin, wo die «Rundschau» eine wüste Gewaltanwendung gegen eine Frau dokumentierte, die auf Video festgehalten worden war und vor über zwei Jahren stattfand. Die kleine «Schaffhauser AZ» recherchierte dann nach und stiess auf eine ganze Reihe von Ungereimtheiten in diesem Beitrag.

Benini bilanziert: «Der Text der Wochenzeitung lässt den Schluss zu, dass die «Rundschau» in ihrem Beitrag relevante Fakten unterschlug, falsche Fährten legte und Vorwürfe präsentierte, die keiner Prüfung standhalten.» Auch auf diese Kritik reagierte die «Rundschau» ungnädig und dünnhäutig.

Eine Nabelschau bei der «Rundschau», ein kritisches Hinterfragen der eigenen Kritikfähigkeit, das wäre dringend nötig. Wird aber nicht stattfinden.

https://www.zackbum.ch/wp-content/uploads/2024/06/Bildschirmfoto-2024-06-24-um-13.28.55-e1719826898504.png 352 823 René Zeyer https://zackbum.ch/wp-content/uploads/2020/06/logo1.svg René Zeyer2024-06-25 05:30:192024-06-24 13:41:33Arroganter Gebührenfunk
René Zeyer

Nachtreten

7. Januar 2022/6 Kommentare/in Allgemein, Medienschelte/von René Zeyer

Wie der Herr, so das Gescherr. Statt zu schweigen, gurgelt die «Blick»-Chefredaktion durchs Abflussrohr.

Zunächst die gute Nachricht: auf einer Hierarchiestufe drängeln sich noch die Häuptlinge. Ganze sieben Nasen umfasst die «Chefredaktion der Blick-Gruppe». Die schlechte: Es ist nur eine einzige, sportliche Frau dabei. Ts, ts. Verwunderlich, dass man dennoch auf die Auflistung von Ladina Heimgartner verzichtet hat.

Die ist schliesslich nicht nur «Head Global Media», sondern auch «CEO Blick Group». Bedauerlich, so kommt ihr Lieblingswort «Resilienz» kein einziges Mal vor.

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Ist denn immer noch nicht alles gesagt? Aber nein:

Wenn gleich sieben Köche einen Meinungsbrei anrühren, dann muss man sich nicht wundern, dass Gordon Ramsay («In Teufels Küche») echten Handlungsbedarf sähe. Während der Chäf himself einen sauberen Text hinlegte («Augenmass»), kommen nun elendslange 6000 A Geschmürzeltes, Geheucheltes, Gehacktes, Weichgespültes und Verkochtes hinzu.

Während Michael Ringier auf dem Boulevard spaziert, schiesst sich diese Versammlung gleich selbst ins Knie:

««Auf meine Initiative hin», «wir wollen die Regierung unterstützen» – herausgepickt kann das tatsächlich nach Befehlsausgabe, nach Appell zu Regierungshörigkeit klingen. Die Äusserungen unseres Chefs rücken uns in ein falsches Licht. Marc Walder hat sich bei der Redaktion entschuldigt, er bedauert seine Wortwahl.»

Wieso eigentlich? Gab es diese Initiative denn nicht? Was bedauert Marc Walder denn? Dass er darum bat, diese Bemerkungen sollten im kleinen Kreis verbleiben, denn es sei ja nichts Geheimes daran. Dann hat er sich bei der «Bild» entschuldigt, die er anrempelte. Schliesslich hatte er gelobt, dass der «Blick» nur mit Wattebäuschen nach der Regierung wirft.

Die Lächerlichkeit dieser Stellungnahme der Unterhäuptlinge liegt darin, dass sie etwas bestreiten wollen, was unbestreitbar ist:

«Denn es ist klar: Es gab nie einen «Befehl», und Blick hätte ihn auch nicht ausgeführt. Es ist nicht die Kultur, die wir bei Ringier kennen. Die Corona-Berichterstattung der vergangenen fast zwei Jahre zeigt es. Blick war nicht regierungstreu, sondern nach bestem Wissen und Gewissen faktentreu.»

Dann wird’s so peinlich, dass es beim Lesen wehtut:

«Im Newsroom hängt ein Manifest, das für alle Blick-Journalistinnen und -Journalisten verbindlich ist. Darin steht unter anderem: «Wir treten für Transparenz und Aufklärung ein. Wir berichten über Missstände, unabhängig davon, ob das den Verantwortlichen und Betroffenen nützt oder schadet.» Regierungshörigkeit wäre das Gegenteil davon.»

In welcher Welt leben diese Chefredaktoren?

Der Gesundheitsminister Alain Berset wurde harsch kritisiert? Durfte nicht als Dressman und Interviewer durch ein Ringier-Magazin tänzeln? Seine aussereheliche Affäre wurde nicht kleingeschrieben, der Einsatz von martialischen Polizeitruppen nicht als durchaus sinnvoll gerechtfertigt? Come on, you’re kidding, wie der Ami sagt.

Passt irgendwie zusammen …

Diese «Stellungnahme» wurde von einem Chefredaktor mitunterzeichnet, der nicht davor zurückschreckt, von der offiziellen Linie abweichende Staatsbürger als «totalitär» zu beschimpfen und ihr Verhalten mit den Massenmördern Hitler und Stalin zu vergleichen.

Soll man diesen Herren (und der einzigen Dame) als Beispiel unter vielen vorhalten, wie sie über die Affäre «Walliserkanne» berichtet haben? Faktentreu? «Die Einheimischen sind erleichtert, dass das Treiben der Skeptiker gestoppt wurde. Die meisten sind froh, dass sie dank dem Zertifikat wieder normal arbeiten können – und freuen sich auf die Wintersaison.» Und wie sülzte Oberchefredaktor Christian Dorer: «Weil sie sich bis zur Verhaftung allen Corona-Regeln widersetzten, wurden die Wirte der Walliserkanne in Zermatt landesweit bekannt. Doch trotz allem Rambazamba unterstützt die überwiegende Mehrheit den Kurs der Vernunft.»

Ganz objektiv, regierungskritisch, unabhängig und ausgewogen meinte Dorer:

«Wer die Corona-Immunisierung ablehnt, verlängert die Pandemie, stresst die Spitäler und schadet den Geimpften.»

Oder müssen wir Dorer daran erinnern, wie er sich als Trump-Groupie gebärdete und sich nicht einkriegte, als der höchstpersönlich eine ihm untertänig entgegengestreckte «Blick»-Ausgabe signierte? Atemlos durch die Macht berichtete das Blatt: «Christian Dorer will ihm einen Kugelschreiber geben, doch Trump will lieber seinen eigenen schwarzen Filzstift.» Wahnsinn.

Die «Blick»-Häuptlinge zeigen Haltung. Und was für eine …

Aber einem Satz im aktuellen Gemurmel kann man zustimmen: «Wir zeigen Haltung.» Das tut auch ein Bückling. Ein Wendehals. Ein Opportunist. Ein Gummirücken. Eine Windfahne.

Aber wozu viele Worte verlieren; als Absackerchen zwei Beispiele für die verantwortungsvolle, tiefschürfende und hochstehende Berichterstattung:

Man stelle sich vor, was «Blick» sülzen und toben würde, wenn das dem Ringier-Liebling Roger Federer passierte. Aber wenn’s einer ist mit einem -ic am Ende des Namens:

«Qualis dominus, talis et servus.» Das ist Latein und bedeutet «Wie der Herr, so auch der Sklave». Dabei gilt allerdings auch die alte Indianerweisheit: Der Häuptling singt immer am schönsten. Das trifft hier eindeutig zu. Marc Walder sagt schlichtweg die Wahrheit. Michael Ringier wirft sich für ihn mit einem eleganten Kommentar in die Bresche.

Was wäre eine gute Stellungnahme gewesen?

Die «Chefredaktion der Blick-Gruppe» hingegen entlarvt sich einmal mehr als eine Versammlung von Nulpen. Man stelle sich nur die Wirkung vor, wenn statt dieses Gewäschs eine wirklich mutige Stellungnahme erfolgt wäre:

Natürlich folgen wir den Vorgaben aus der Teppichetage. Natürlich wollen wir uns in der Gnade und dem Wohlgefallen des Besitzers und des CEO sonnen. Das kann doch nicht anders sein, denn seit wann folgt der Lohnabhängige und Weisungsgebundene nicht den Anregungen des Brötchengebers und Chefs?

Mit diesem Eingeständnis des Offenkundigen hätte diese Versammlung tatsächlich mal ein Zeichen gesetzt.

Jeder, der länger als ein paar Monate im Journalismus arbeitet, hat schon erlebt, dass eine Idee, ein Artikel, eine Kritik, unabhängig von Richtigkeit und Relevanz, einfach abgelehnt wurde. Mit oder ohne Begründung, aber eindeutig wegen: nein, das passt nicht in unsere Richtung. Nein, das sähe spätestens Ringier-Walder, Coninx-Supino oder Wanner-Wanner ganz anders. Auch das wird gesagt, allerdings nur hinter vorgehaltener Hand und so, dass es jederzeit abgestritten werden kann.

Aber Vorsicht, nicht nur ZACKBUM kennt genügend Beispiele dafür.

Journalismus verreckt nicht an wegbrechenden Einnahmen oder Lesern. Er verreckt nicht mal an der Unfähigkeit der Medienmanager. Er verreckt an seiner offenkundigen, unappetitlichen, widerwärtigen Heuchelei.

https://www.zackbum.ch/wp-content/uploads/2021/04/Blick_neu.jpeg 247 479 René Zeyer https://zackbum.ch/wp-content/uploads/2020/06/logo1.svg René Zeyer2022-01-07 07:00:342022-01-06 16:09:44Nachtreten
René Zeyer

Unrat vom Presserat

3. Dezember 2021/2 Kommentare/in Allgemein, Meinung/von René Zeyer

Ein Gremium schafft sich ab. Mehr und mehr.

Eigentlich ist der Presserat eine gute Sache. Er soll es Medienopfern ermöglichen, zumindest moralisch Recht zu bekommen. Sie können ihren Fall dem Presserat vorlegen, der sich gratis darüber beugt und zu einem Urteil gelangt.

Fast wie ein echtes Gericht, mit Kammern, Erwägungen und Urteilen. Das schärfste Schwert ist dabei die Rüge. Die wird ausgesprochen, wenn gegen den Journalistenkodex verstossen wurde. Das ist sozusagen das Gesetzbuch, auf dem die Rechtsprechung des Presserats basiert.

Die Medien sind gehalten, solche «Stellungnahmen» zu publizieren. Woran sie sich immer weniger halten. Nicht, weil sie nicht kritikfähig wären. Sondern weil der Presserat immer realitätsferner urteilt.

Schon einer der ersten Artikel auf ZACKBUM befasste sich mit dem «Patient Presserat».  Seither ist er nicht wirklich gesünder geworden.

Zwischendurch als Packungsbeilage: der Autor wurde noch nie gerügt; einmal gelangte er an den Presserat mit dem Anliegen, ein Mitglied des erlauchten Gremiums zu rügen, das sich ungehörig öffentlich geäussert hatte. Überraschungsfrei wurde auf die Beschwerde mit gewundener Begründung nicht eingetreten.

Aktuelle Beschwerde gegen den «Tages-Anzeiger»

Aber zurück in die Aktualität. Mit Entscheidung 70/2021 heisst der Presserat eine Beschwerde gegen den «Tages-Anzeiger» gut:

«Die Tamedia-Publikationen (Online und gedruckte Versionen) haben mit dem Artikel «Kesb-Gutachten: Umstrittener Gutachter in Bedrängnis» respektive «Verstoss gegen die Berufsordnung» gegen die Ziffern 1 (Wahrheit) und 3 (Anhören bei schweren Vorwürfen) der «Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten» verstossen.»

In seiner Begründung macht das Gremium einen Spagat, den nur von der journalistischen Praxis losgelöste Elfenbeinturmbewohner hinkriegen. In dem inkriminierten Artikel sei ein Vorwurf zwar mit Verweis auf einen früheren Artikel belegt worden. Ist die Kritik also nicht neu, reiche «nach der Praxis des Presserates eine Zusammenfassung aus». Aber: «In diesem Fall liegen aber die Informationen, auf die sich der Artikel bezieht, viel zu weit zurück.»

Weit ist durchaus relativ; der Artikel Anfang Dezember 2020 bezog sich auf einen Vorgänger vom April 2019. Ganz abgesehen davon, dass der Vorwurf «überrissene Rechnungsstellung» inhaltlich richtig ist.

Weiter wurde dem Beschwerdeführer im Artikel vorgehalten, er biete «psychiatrische» Dienstleistungen an, ohne über die entsprechende Qualifikation zu verfügen. Auch dieser Vorwurf ist richtig, aber der Presserat hat zu bemängeln, dass dem KESB-Gutachter nicht explizit Gelegenheit gegeben wurde, dazu Stellung zu nehmen.

Also sei sowohl gegen die Wahrheitspflicht wie gegen die Pflicht zum Anhören bei schweren Vorwürfen verstossen worden. Dass im Artikel eine ganze Latte weiterer mit Zeugenaussagen unterlegter Vorwürfe erhoben wird, die ein gelinde gesagt problematisches Bild von der Persönlichkeit und dem Verhalten des Gutachters malen, also eine Gesamtbeurteilung zulassen, ist dem Presserat schnurz.

Die gemassregelte Autorin streut Asche auf ihr Haupt: «Ich nehme diese Kritik des Presserats ernst und habe den gerügten Satz im Online-Artikel angepasst.»

Presserat Richtung «Fairmedia» unterwegs

Leider geht der Presserat immer mehr den gleichen Weg wie «Fairmedia». Anstatt schwachen Medienopfern gratis zu helfen, macht sich dieser Verein zum Sprachrohr einer umstrittenen Persönlichkeit, die ihr eigenes Schicksal zum Geschäftsmodell weiterentwickelt hat. Seine bedauerliche Verirrung mussten wir schon mehrfach rügen.

Solche Urteile, Gegendarstellungen, Kritiken am manchmal über die Stränge schlagenden Rüpel-Journalismus sind dringend nötig und wertvoll. Damit sie aber ihre Bedeutung und Wirkung behalten, müssen die Richter darauf achten, ihren eigenen Ruf nicht zu verspielen. Denn nur daraus beziehen sie eine gewisse Autorität. Daher sind solche Stellungnahmen sehr bedauerlich.

https://www.zackbum.ch/wp-content/uploads/2021/12/Rat4.jpeg 196 394 René Zeyer https://zackbum.ch/wp-content/uploads/2020/06/logo1.svg René Zeyer2021-12-03 07:00:492021-12-02 16:23:11Unrat vom Presserat
René Zeyer

Feige Republikaner

28. August 2021/3 Kommentare/in Allgemein, Meinung/von René Zeyer

Auch die letzten Benimmregeln werden bei der «Republik» über Bord geworfen.

Der Journalist hat das Recht, Fragen zu stellen. Er ist sogar dazu verpflichtet. Vor allem dann, wenn er angriffig Personen oder Organisationen in die Pfanne haut.

Natürlich lässt sich dieses Werk einfacher verrichten, wenn man den Angerempelten keine Gelegenheit zur Stellungnahme gibt. Da lässt es sich ungehemmt vom Leder ziehen, schimpfen, niedermachen.

Gäbe es Widerworte, gar Richtigstellungen, würde es sich im blödesten Fall herausstellen, dass die so schön geschäumte Vorwürfe zwar vernichtend wären, aber leider falsch, dann würde ja das ganze Schreibwerk keinen Spass mehr machen.

Recht auf Gehör? Nicht bei der «Republik»

Dass es eigentlich zu den wenigen von allen eingehaltenen Regeln des Presserats gehört, dass man vor allem bei schwerwiegenden Vorwürfen dem Kritisierten Gehör einräumen muss, was soll’s. Wenn es darum geht, den Feldzug einiger «Republik»-Redaktoren gegen Tamedia fortzusetzen, dann wird gehobelt, geholzt, beschuldigt und diskreditiert, dass es eine Unart hat. Ohne dass auch nur eine einzige der hier niedergemachten Personen die Gelegenheit zur Stellungnahme bekam.

Damit ist man eigentlich  auf der untersten Stufe des Journalismus angelangt, der Schmiere. Dass sich auch ein für seine sorgfältigen Recherchen bekannter Journalist wie Daniel Ryser dafür hergibt, erstaunt. Vielleicht ist das Klima in der «Republik» ansteckend, denn alle angeblichen Riesenskandale, die bei näherer Betrachtung zu Skandalen der Berichterstattung schrumpften, wurden ebenfalls mit blumigen Begründungen enthüllt, ohne das die skandalisierten Personen oder Firmen Stellung nehmen konnten.

Ryser selbst bekam diese Möglichkeit selbstverständlich eingeräumt, bevor sein Machwerk hier kritisiert wurde. Er reagierte nicht auf einen Fragenkatalog.

Gerne wird in der Schmiere auch mit angeblichen Zeugen gearbeitet, mit «voneinander unabhängigen Quellen», die zwar das gleiche sagten, aber natürlich aus Schutz vor Repressionen nicht namentlich genannt werden könnten.

Nach aussen lustig, innen trübe.

Das funktioniert allerdings nur dann, wenn die Reputation des Organs, das diese Methode verwendet, noch einigermassen intakt ist. Also nicht bei der «Republik».

Bei anderen beklagen, selber aber schweigen

Wenn man journalistischen Anstand und das Einhalten primitivster Regeln noch mehr desavouieren will, dann macht man etwas, was man sonst bei anderen lauthals beklagt: man antwortet nicht auf höfliche Anfragen.

Selbst Fabian Molina bequemt sich – zwar murrend («In der Tat habe ich auch noch anderes zu tun, als auf Ihre unqualifizierten Gehässigkeiten zu reagieren») – zu Antworten auf Fragen, die er als Majestätsbeleidigung empfindet.

Bei der «Republik» stinkt der Fisch allerdings vom Kopf. Vielleicht liegt es daran, dass man selber eher selten Gelegenheit zur Stellungnahme gibt, dass die Teppichetage der Republikaner es nicht für nötig hält, auf eine Anfrage zu antworten.

Gerichtet war sie an Christof Moser, seines Zeichens Chefredaktor, und an Miriam Walther Kohn, die Geschäftsführerin. Von der gab es immerhin eine Antwort, allerdings nur die, dass sie in den Ferien weile, ihre Mails nicht beantworte und bei dringenden Anliegen auf ihre Stellvertreterin Katharina Hemmer verweise.

Aber leider folgte die dem schlechten Beispiel von Moser – und blieb stumm. Dabei wäre es nur eine einfache Story gewesen. Es geht um das Referendum gegen das Mediensubventionsgesetz. Die Anfrage lautete:

«Einem Kommentar des Mitglieds des Referendumskomitees Bruno Hug entnehme ich:

«Das linksgerichtete Online-Portal «Republik» teilte dem Referendums-Komitee mit, es wolle über das Referendum nicht mehr informiert werden.»

Dazu habe ich folgende Fragen:

  1. Trifft das zu?
  2. Wenn ja, aus welchem Grund will die «Republik» nicht mehr Informationen des Komitees (ich nehme an in Form von PM oder NL) bekommen?
  3. Hält die «Republik» eine Debatte über diese Staatssubventionen für überflüssig?
  4. Ist die Redaktionsleitung der «Republik» nicht der Auffassung, dass eine möglichst vollständige Information die Grundlage für seriöse journalistische Einordnung ist?

Ich danke für die Beantwortung bis morgen, Freitag, 27. August 2021 um 12.00 Uhr im Voraus.»

Ist nun nicht wirklich eine Einmischung in innere Angelegenheiten oder der Versuch einer Verletzung des Redaktionsgeheimnisses, will es ZACKBUM deuchen.

Ich bin dann mal weg; das gilt auch fürs Personal.

Immerhin, wir haben’s probiert, bevor wir nun ungeniert polemisieren können: was für eine feige Bande von Angstbeissern, die sich schon auf Steuerbatzeli als Subventionen freuen und sich dieses Gefühl nicht von Spielverderbern kaputt machen lassen.

Auch auf die Gefahr hin, uns zu wiederholen: Wer sich immer noch stolz Verleger von diesem Organ nennt, dem ist nicht mehr zu helfen.

 

 

 

 

https://www.zackbum.ch/wp-content/uploads/2021/08/R1.jpeg 526 915 René Zeyer https://zackbum.ch/wp-content/uploads/2020/06/logo1.svg René Zeyer2021-08-28 08:00:362021-08-27 16:00:03Feige Republikaner
René Zeyer

Sackschwach, Daniel Ryser

10. August 2021/6 Kommentare/in Allgemein, Meinung/von René Zeyer

Liegt’s an der «Republik», am Zeitgeist oder woran wohl?

Wir pflegten einen gelegentlichen offenen, man kann sogar sagen vertrauten Meinungsaustausch. Bedauerten, dass es immer ein Weilchen dauerte, bis wir wieder einen neuen Termin fanden.

Selbstverständlich war und ist alles off the record, was hier besprochen wurde. Was für zwei Journalisten, die zwei verschiedenen Lagern angehören, um das so zu simplifizieren, durchaus ein gegenseitiger Vertrauensbeweis ist.

Umso bedauerlicher, dass Sie – im Gegensatz zu früher – es nicht für nötig halten, sich zu erklären, aus welchen Gründen Sie diesen wirklich schludrigen, voreingenommenen, primitivsten journalistischen Regeln widersprechenden Artikel über die angebliche Zerstörungsmacht Tamedia geschrieben haben.

Sie bekamen, wie es sich im anständigen Journalismus gehört, reichlich Zeit und eine ganze Reihe konkreter Fragen zugestellt. Darauf haben Sie nicht geantwortet.

Damit ist leider die Möglichkeit für zukünftigen persönlichen Meinungsaustausch verbaut. Schade.

Verstummt: Daniel Ryser.

https://www.zackbum.ch/wp-content/uploads/2021/08/Republik_RYser.jpeg 436 591 René Zeyer https://zackbum.ch/wp-content/uploads/2020/06/logo1.svg René Zeyer2021-08-10 06:00:242021-08-09 14:00:45Sackschwach, Daniel Ryser

  • Kleines Vademecum für Kommentarschreiber27. August 2020 - 16:08
  • Wer wir sind und was wir wollen25. August 2020 - 15:07
  • ZACKBUM.ch startet: Die Rückkehr der Medienkritik25. Juli 2020 - 6:05
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