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Es hat nicht piks gemacht

Steuerzahler dürfen beim Verrösten von 100 Millionen zuschauen. Ungeimpft. Unerschrocken.

Das nennt man mal volle Kanne. Impfwoche! Medienkampagne! Inserate! Konzerte! Raclette! Impfdörfli, -busse und -zelte.

Alles, was einem Werber wie Rod Kommunikation einfällt, wird aufgeboten, um in einer nationalen Anstrengung noch die letzten Impfskeptiker zum Piks zu treiben. Wäre doch gelacht, wenn das nicht möglich wäre.

Da ist auch beim «Blick» guter Rat teuer (aber bezahlbar).

Schliesslich kriegt es doch Apple auch regelmässig fertig, einen Riesenhype zu veranstalten, nur weil es eine neue Version des ewig gleichen Smartphones zu noch absurderen Preisen gibt. Da campieren immer Leute vor den Shops und zeigen dann stolz ihr gerade erworbenes Gerät, als sei das eine Leistung wie die Ersteigung des Mount Everest.

Läuft, behaupten alle wider besseres Wissen

Läuft, sagten sich Bundesräte, BAG und alle guten Kräfte. Läuft, sagten sich auch Schweizer Künstler wie Stefanie Heinzmann oder Stress. Läuft, sagten sich die Mainstreammedien, klatschvoll mit Inseraten und Lobhudeleien und Beschimpfungen der letzten «Coronaleugner», die ja nun daran schuld sind, dass wir schon wieder von einer Welle überrollt werden.

Dabei wollten wir doch nur die Willigen impfen, weil das angeblich gereicht hätte. Dabei wollten wir doch nie einen Impfzwang. Dabei wollten wir doch nie eine Diskriminierung via Zertifikat. Dabei wollten wir doch nie die einzige Hochrisikogruppe schützen, Alte mit Vorerkrankung. Hops, der ist uns jetzt durchgeschlüpft.

Zwei Aktionen ragen durch besondere Einfalt heraus. Da wäre mal das Zusammentrommeln aller Ex-Bundesräte der Schweiz. Also der lebenden. Also der mehr oder minder lebenden. Denn in der Unterstufe der Kommunikationsschule lernt jeder Depp: Testimonials. Testimonials helfen ungemein. Wenn Roger Federer eine bestimmte Kaffeemaschine benützt, dann steigt der Verkauf an die Decke.

Aber auch Prominente funktionieren nicht immer.

Also lassen wir doch neben Prominenten auch Bundesräte zu Wort kommen. Nun gibt es aber bekanntlich nur sieben, da geht noch was. Genau, es gibt doch auch Ex-Bundesräte. Also jubiliert Tamedia:

«13 Alt-Bundesrätinnen und -Bundesräte, zum Teil seit Jahrzehnten in Rente, zum Teil über 80 Jahre alt, treten noch einmal auf. Gemeinsam appellieren sie an ihr Volk: «Lasst euch impfen!»»

Drei haben gekniffen. Darunter Gottseibeiuns Christoph Blocher.

Der gute Kaiser Franz Josef von Österreich konnte sich wenigstens noch an «meine Völker» wenden, das geht nun hier leider nicht. Wieso es irgend jemanden zum Impfen motivieren soll, wenn 13 Alt-Bundesräte ihn dazu auffordern? Dumme Frage, Testimonials!

Wie erreiche wir die Jugend? Mit Stress natürlich

Besonders stolz war man bei den Kommunikationsfuzzis auf die Idee: die Jugend muss angesprochen werden. Das können Alt-Bundesräte eher schlecht. Aber he, Jugend steht doch auf Konzerte. Auf Disco oder wie das heute immer heisst; Clubs oder so. Da geht doch was ab. Die Hammeridee: Live-Konzerte. Mit Stars wie Stefanie Heinzmann oder Stress.

Hammer. Mega. Vollkrass. Cool. Geil. Knallt voll rein. Spritz keine Drogen, spritz Vakzin. Aber hätte man mit so viel Gemeinheit gerechnet?

Sabotage! Tickets posten, nicht hingehen. Gemein.

Unfassbar, sagte auch Stefanie Heinzmann: ««Dass es eine solche Boshaftigkeit gibt, hätte ich nie gedacht». Ihre Zusage zur Impfwoche hätte bei vielen «grosse Enttäuschung» ausgelöst. Ihr sei unterstellt worden, sie unterstütze die Zertifikatspflicht, die «Zwangsimpfung» oder Spaltung der Gesellschaft bis hin zur Diktatur. Davon distanziere sie sich aber ganz klar. Sie fände es einfach schön, gemeinsam mit der Kulturbranche eine Plattform zu erhalten.»

Zurück zum Miteinander mit Gänsehautfeeling

Jö, barmt der «Blick», genau, ist doch einfach schön, wenn die etwas ins Vergessene geratene Sängerin meint: «Ihr gehe es mit den Konzerten darum, dass Menschen zurück zum Miteinander finden.» Daran haben die Kommunikationsfuzzis sicherlich unter Zuhilfenahme kleinerer Berge von Koks lange gebastelt:  «zurück zum Miteinander». Weg vom Gegeneinander. Spürä. Begägnä. Mönsch siii. Gänsehautfeeling. Feuerzeuge schwenken. Smartphones schaukeln. Selfies knipsen. Vollgeil.

Wunderbar. Was hat die ganze Sause eigentlich gekostet, dieser Megaflop, dieser Schlag ins Wasser, dieser schlecht durchdachte, noch schlechter organisierte Steuergeldermissbrauch? Offiziell eingestanden sind bislang rund 100 Millionen Fränkli. Peanuts.

Ach, und was die Künstler wohl kassierten, um vor einer Handvoll Zuhörer auf der Bühne rumzuhampeln? Denn eines ist sicher: ihre Beihilfe zum «Miteinander» war natürlich nicht gratis. So weit geht dann das Engagement auch nicht.

Auch die NZZ runzelt vornehm leicht die Stirn über so viel Unfähigkeit.