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Pimmel-Postille Tamedia

Es gibt Fake-Inserate, die via Google auf die Medienwebseiten gespült werden. Und dann gibt es «Sponsered».

Tamedia ist das Haus der Betroffenheit, der Woken, Guten und Sprachvergewaltiger mit Gender-Sternchen und anderem Pipifax. Hier wird inkludiert und achtsam verhindert, dass sich irgend ein Empfindsamer unwohl fühlen könnte.

Aber auch der Journalist muss von etwas leben. Also vermieten unfähige Verlagsmanager Werbeplätze an Google, wo dann auch Fake-Inserate erscheinen, die den Lesern das Geld aus der Tasche ziehen. Selber blöd, passiert doch den Abonnenten auch, die keine geldwerte Leistung bekommen.

Einen einsamen Höhepunkt (Pardon), sozusagen den gesteigerten Erektionswinkel, erreicht Tamedia aber hier:

Viagra und Penisverlängerung war gestern, jetzt gibt es die Fünf-Minuten-Lösung für den Ständer durch Everyman. Schlappschwänze erheben hoffnungsfroh die Eichel:

«Ein Schweizer Start-up bietet jetzt eine Online-Behandlung in nur fünf Minuten und überzeugt damit auch in der Investoren-Sendung «Die Höhle der Löwen»

Wenn das in dieser Qualitätssendung für Investmententscheide Wallungen auslöste, dann kann doch kein Zweifel bestehen, dass die Probleme von angeblich 50 Prozent aller Männer schnell gelöst werden können.

Die angeblichen Probleme von fast 50 Prozent aller Frauen, die am Arbeitsplatz und sonst wo von notgeilen Männern belästigt werden sollen, bleiben aber weiterhin ungelöst – wenn sie sich nicht verschärfen.

Schliesslich hätten es schon ganze 5000 begeisterte Bettversager benützt. Und rammeln wieder wie die Karnickel.

Dabei fehlt es nicht an begeisterten Testinonials:

««Ich habe meine Manneskraft wieder», berichtet Christian L., 42, erleichtert. «Ich muss nicht mehr darüber nachdenken, obs denn klappt. Diese Sicherheit zu haben, ist unbezahlbar. Meine Partnerin und ich geniessen jede Sekunde.»

Wunderbar für Christian L, so er denn existiert. Dass «Everyman» alles tut, um Propaganda für seine völlig uneigennützige Dienstleistung für Männer mit Pimmelproblemen zu machen: erlaubt und verständlich.

Dass sich Tamedia dazu hergibt, in täuschend ähnlicher Aufmachung wie ein redaktioneller Artikel eine solche Werbung tagelang auf der Homepage zu halten, ist das andere.

«Dieser werbliche Beitrag wurde von Everyman Health AG erstellt. Er wurde von Commercial Publishing, der Unit für Content Marketing, die im Auftrag von 20 Minuten und Tamedia kommerzielle Inhalte produziert, für die Publikation aufbereitet, wobei die Haftung für Inhalte (Wort, Bild) und externe Links bei Everyman Health AG liegt.»

Also Tamedia verdient am Inserat, verdient an der Herstellung und käme nie im Traum auf die Idee, den Inhalt kritisch zu hinterfragen, wie es die Aufgabe von Qualitätsjournalismus wäre. Die Haftung für Inhalte ist selbstverständlich ausgeschlossen, wie das auch bei eigenen Artikeln Gang und Gebe ist.

Die Schnur des Senkbleis beim Ausloten publizistischer Tiefen muss ein weiteres Mal verlängert werden.

 

Schmiere von Koydl

Wie tief kann ein Journalist sinken?

Man kann über die intellektuellen und politischen Fähigkeiten dieser Frau zu recht geteilter Meinung sein. Aber eine solche Schmiere zieht das ganze Niveau eines Magazins nach unten:

Hier erzählt Wolfgang Koydl genüsslich die Märchen aus tausendundeiner Nacht eines selbsternannten Gigolos nach. Der brüstet sich damit, heisse Nächte mit der deutschen Aussenministerin Annalena Baerbock verbracht zu haben.

Koydl geht dabei auf Pseudodistanz zu ihm: «Doch während man sich noch die Augen reibt ob dieser Geständnisse eines schwarzen Felix Krull, legt der gleich nach. Ein halbes Jahr später habe Annalena angerufen und gefragt, ob er sie nach Südafrika begleiten könne.»

Einerseits bezeichnet Koydl seine Quelle als Felix Krull. Andererseits legt er nach. Der Gigolo behaupte, seine letzte Begegnung sei «in Abidjan in der Elfenbeinküste gewesen. Ruft man die Website des Auswärtigen Amtes auf, besuchte die Ministerin Baerbock, Annalena, just zu dieser Zeit Abidjan. Kann Zufall sein, oder aber Kingsley studiert in seiner Freizeit die Reisepläne deutscher Ministerinnen, um dann mit seinen Geschichten anzugeben.»

Kein Zufall ist es, dass so eine Schmiere an einer minimalen Qualitäts- und Anstandskontrolle scheitern müsste. Wenn sie nicht ins ideologische Raster der «Weltwoche» passen würde.

Als Quelle dient dem Schmierenjournalisten Koydl die nigerianische «Daily Post»; ein Produkt mit einem einzigen Redaktor. Was für ein Recherchiergenie Koydl ist, beweist er mit einer nachgeschobenen Anmerkung:

«Zahlreiche Leser haben auf den Vermerk «sponsored» beim Daily-Post-Artikel hingewiesen. Beim Artikel handelt es sich demnach nicht um redaktionellen Inhalt, sondern um einen bezahlten Beitrag. Die Interpretation überlassen wir der Leserschaft.»

Da wollen wir gerne interpretieren: Koydl erzählt eine üble Lügengeschichte aus einem Drecksblatt aus Nigeria nach, bei der es sich zudem um eine gekaufte Anzeige handelt, wie jedem sofort auffallen müsste, möchte er nicht gleich losgaloppieren wie Koydl. Erst Leser mussten ihn darauf aufmerksam machen, was «Sponsored» wohl bedeuten mag.

Nachrecherchieren, nachfragen, der Versuch, eine solch ungeheuerliche Behauptung zu verifizieren, vielleicht der Versuch, mit diesem Kingsley Kontakt aufzunehmen? Der einsame Redaktor der «Daily Post» hat eine E-Mail-Adresse und sogar eine Telefonnummer. Nur reagiert er nicht. Was die Seriosität unterstreicht. Koydl hingegen findet es angemessen, auf die Anfrage von ZACKBUM mit einem knappen «shit happens» zu reagieren. Mit Auf-die-Kacke-Hauen hat er Erfahrung.

Ganz abgesehen davon, dass dieses «Interview» auf einem YouTube-Kanal stattfindet, der erst wenige Tage zuvor eröffnet wurde. Und dass mehrere deutsche Medien bereits über diese Fake News berichteten und ins Reich von Desinformationen verwiesen. Das Video wurde am 29. Juli veröffentlicht und bereits breit kommentiert. Am 12. August, zwei Wochen später, klappert dann Koydl nach und tut so, als würde er hier ganz heissen Scheiss aktuell berichten.

In seriösen Blättern würde ein Redaktor nach einer solchen Fehlleistung mindestens abgemahnt. Und wenn er darauf «shit happens» sagte, lernte er fliegen …

Wumms: Peter Sloterdijk

Rent a Rentner. Und mach Werbung damit.

Auch Philosophie geht immer mehr nach Brot. So überrascht der Tagi mit dieser Ankündigung:

Brandaktuelles Thema, diesen Schnauz unter der auf die Nasenspitze geschobenen Brille kennt man doch. Richtig, es handelt sich um den Gebrauchs-Philosophen Peter Sloterdijk, dem sogar noch im Halbschlaf bedeutungsschwangere und hochphilosophische Sätze zu eigentlich allem einfallen.

Daher mag es nur kurz überraschen, dass Sloterdijk im «Salon Public – kluge Köpfe erklären die Welt» einen Vortrag «über die Energie der Zukunft» halten wird. Er ist ein eleganter Redner, diese holprige Ankündigung hat er nicht verdient: «Mit fünfzehn Auszeichnungen, darunter sowohl Kritik- als auch Rednerpreise darf sich das Publikum auf einen anregenden Vortrag am Salon Public freuen.» Lassen wir die mangelhafte Beherrschung der Interpunktion weg, aber hat nun das Publikum 15 Auszeichnungen eingeheimst?

Auch die Ankündigung des Conférenciers ist etwas unbeholfen: «Roger de Weck, Schweizer Publizist und Manager sowie ehemaliger Generaldirektor des SRF moderiert die Veranstaltungen am 6. Und 7. Oktober im Hotel Schweizerhof in Luzern. De Weck wurde 2020 mit dem Bruno-Kreisky Preis für das politische Buch mit dem Hauptpreis für «Die Kraft der Demokratie. Eine Antwort auf die autoritären Reaktionäre» ausgezeichnet und wird durch den informativen Vormittag führen.»

Gegen die Form der Ankündigung der Teilnehmer eines Podiums ist hingegen nichts einzuwenden, allerdings lässt hier das Niveau doch schwer nach: «Die Podiumsplätze werden besetzt von Konjunkturforscher Jan-Egbert Sturm, Völkerrechtlerin Martina Caroni und Wirtschaftshistoriker Jakob Tanner

Organisiert wird das Ganze von «#wir sind die zukunft». Dahinter steht eine PR-Bude, unterstützt von diesen Firmen:

Eine gesamtgesellschaftliche Betrachtungsweise ist sicherlich garantiert. Genug Kohle ist schon mal vorhanden, wenn man sich diese Teilnehmer leisten kann und Tamedia noch satt Moneten in die Kasse spült, indem das nicht etwa als popeliges Inserat aufscheint, sondern als einem redaktionell täuschend ähnlicher Werbeblock mit dem diskreten Hinweis «sponsored». Neudeutsch für: bezahlte Werbung.