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Zu heiss gebadet?

Wassersparen für Blödis.

Es ist die Aufgabe von Qualitätsmedien, Dinge einzuordnen. Situationen zu analysieren. Sinnvolle und praktikable Ratschläge zu erteilen. Im Prinzip.

Zurzeit überschlagen sich Massenmedien mit Spartipps beim Wasserverbrauch. Duschen statt baden, logisch. Früchte und Gemüse in Schüssel waschen. Hätten Sie nicht gedacht. Wassersparender Duschkopf. Beim Rasieren, Zähneputzen und Einseifen der Hände Wasserhahn abstellen. Vorwaschprogramme meiden.

Noch sparsamer ist man, wenn man auf die Beheizung von Wasser verzichtet. Also ideal wäre eine Morgenroutine, indem man sich kurz unter die aus dem Sparduschkopf tröpfelnde kalte Brause stellt. Benetzen, abschalten, einseifen, kurz abspülen. Schliesslich sollte man dann frisch und munter sein. Noch sparsamer wäre natürlich, völlig auf die Dusche zu verzichten. Schliesslich ist die Versorgung jeder Wohnung mit fliessendem Wasser eine relativ neue Erfindung, und früher ging’s auch ohne.

Bei diesem edlen Tun unterstützen uns ausgesuchte Werbesujets von Werbern, bei denen allerdings die Befürchtung besteht, dass sie mehr als einmal zu heiss gebadet haben:

Solche Aufnahmen gelingen mit einer Wärmebildkamera, was sich natürlich jedem Betrachter sofort erschliesst, wenn er die rote Brühe sieht, die aus dem Wasserhahnen quillt. Ob deswegen allerdings auch nur ein einziger Konsument ein schlechtes Gewissen hat, wenn er aus einem Schaumbad steigt?

Wie auch immer, das ist das hysterische Gefuchtel im Sparwahn.

Dem könnte nun, aber nur theoretisch, die Einordnung gegenüberstehen, dass wir sowieso in den letzten Jahrzehnten ein Viertel des Wasserverbrauchs eingespart haben. Wir also nicht ständig immer mehr Wasser verbrauchten, bevor uns diese und ähnliche Kampagnen zum Sparen aufforderten.

Dem könnte man, aber nur theoretisch, die Einordnung gegenüberstellen, dass der überragende Anteil am Wasserverbrauch nicht in Privathaushalten stattfindet. Sondern natürlich in der Landwirtschaft, die 70 Prozent am Gesamtverbrauch verursacht. Dann kommen Elektrizitäts- und Wärmekraftwerke, die Industrie und ganz am Schluss die Haushalte. Sie sind für schlappe 10 Prozent zuständig.

Nun könnte sich der den wichtigsten Grundrechnungsarten mächtige Redaktor fragen, wo es dann wohl am meisten Sinn macht, Spartipps herabregnen zu lassen. Wir geben ihm eine Stunde Zeit, durch Kopfkratzen, tiefes Grübeln und unter Verbrauch einiger Tassen Kaffee sowie im zugigen Aussenbereich genossenen Zigaretten herauszufinden, was die richtige Antwort auf diese Frage wäre.

Na, hören wir da die ersten Wortmeldungen? Nicht? Schweigen? Dabei weiss selbst der «Walliser Bote»: «Klar ist, dass bald jeder Tropfen Wasser zählt.» Allerdings geht er diesen Weg nicht logisch zu Ende, indem er die Anstellung von Regentropfenzählern fordert. Dass zudem in einigen Gazetten des Wanner-Clans vermeldet wird, dass beispielsweise in Erlinsbach der Dorfbrunnen wieder in Betrieb genommen wurde, ohne in einem Kommentar dieses frivole Tun zu geisseln, zeugt davon, dass die Medien ihrer Wächterfunktion immer weniger nachkommen.

Aber immerhin, das «Oltener Tagblatt» glänzt mit dem Ruf «zurück zur Natur». Denn dort weiss Andrea Weibel: «Auf der Alp war das Strom- und Wassersparen einfach. Damals – das ist mittlerweile schon zehn Jahre her, ich fass es kaum – habe ich gelernt, dass zehn Liter Wasser reichen, um ausgiebig warm zu duschen, inklusive Haarewaschen. Das ging so: Die Giesskanne habe ich vom Brunnen mit neun Litern eisigem Quellwasser gefüllt. Dazu kam ein Liter siedendes Wasser, erhitzt auf dem Holz-oder Gasherd.»

Davon kann sich nun jeder ein paar Wassertropfen von abschneiden.

Spahahaharen

ZACKBUM heizt seiner geschätzten Leserschaft mit mehr Spartipps ein.

Was ist noch besser als eine Sammlung von Spartipps? Richtig, eine rezyklierte Sammlung. Das spart ungemein. So bringt Tamedia auf der Homepage «Tipps und Quiz zum Stromsparen». Vom 30. August. Aber bei gleich drei Autoren lohnt sich natürlich die Wiederholung dieser gemeinsamen Anstrengung.

Angesichts der möglichen neuen Sparrunde bei Tamedia fragt man sich bang, ob alle drei Arbeitskräfte an Weihnachten überhaupt noch genug Geld fürs Heizen und Stromverbrauchen haben.

Nun ist es hier aber so, dass trotz des übermenschlichen Einsatzes von Tamedia-Redaktoren «Fachleute der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich die Berechnungen im Quiz gemacht» hätten. Auch das ist eine sinnvolle Sparmassnahme. Aber zur Sache.

Zugegeben, ein richtiges Quiz ist es auch nicht; auch da wurde gespart. Aber wie spart nun der Leser? Zunächst bei der Körperhygiene. «Kein Vollbad!» ZACKBUM freut sich schon auf die ersten Polizeimeldungen, dass Nachbarn einen Vollbadnehmer denunzierten; sie hörten das lange Rauschen des Wassers und dann das Gluckern in der Wanne. Stattdessen das Prinzip Habeck: «Nur so kurz duschen wie nötig.» Vielleicht reicht im Ernstfall, die Dusche nachdenklich anzublicken, und schon fällt der Dreck von selbst ab und schlechter Körpergeruch verdünnisiert sich.

Dann kommen wir zu einer gewaltigen Ersparnis, Thema Stand-by. So verbraucht ein Laptop «gerade einmal 0,012 kWh in zwölf Stunden». Das sei «praktisch nichts», räumen die Geistesriesen von Tamedia, unterstützt vom EWZ, ein. Aber besser praktisch nichts als gar nichts.

Ein weiterer Sparhammer: Geschirr langsam spülen. Gaaaanz laaaangsam. Spülen lassen, übrigens. Auch der uralte Eierkoch-Tipp von Alt Bundesrat Adolf Ogi muss rezykliert werden, denn es gibt ja noch keine Eierkrise.

Schliesslich noch die Beleuchtungsfrage. Auch diese Antwort hat sich nur mittels Verbrennung ungeheurer Mengen an Hirnschmalz ergeben: «Grundsätzlich gilt: Beleuchten Sie keine Räume, in denen sich niemand aufhält.» Blinde sind allerdings hier privilegiert … Schliesslich ist das Leuchtmittel der Wahl die Kerosenglühlampe. Nein, Scherz, LED sollte es sein.

Vielleicht könnte man auch, zusätzlicher Tipp, dem Vorbild Kubas folgen. Die letzte Insel des Sozialismus hat nach einem Wirbelsturm mal kurz überall den Strom abgeschaltet. Von Pinar del Río bis Santiago de Cuba. Das ist mal eine konsequente Sparmassnahme.

Zu den Tagi-Tipps muss man allerdings sagen: selbst wenn alle Schweizer diesen Unsinn befolgen würden, wäre damit ungefähr so viel Strom gespart, wie es zur Herstellung eines Bruchteils eines Bitcoins braucht.

 

 

Auf Sparflamme

Saure Gurkenzeit war gestern, heute wird gespart.

Exemplarisch geht der Blöd-«Blick» voran:

Oh, Pardon, das ist eine andere Form von Leserverarschung. Wir meinen natürlich das hier:

Denn jetzt geht’s los. Denn auch in den Verrichtungsboxen im Newsroom bei Ringier hat man gemerkt: es wird kühler draussen. Also her mit den Tipps:

«Tagsüber genügen 18 bis 20 Grad locker. Im Schlafzimmer kann man auch mit 14 Grad nächtigen. Kuschliges Pyjama und eine dicke Decke vorausgesetzt.»

Wen’s da noch nicht genügend fröstelt: «Heizkörper dürfen nicht verdeckt werden. … Mit einem Vierkantschlüssel die Heizung entlüften. … Wer das WC statt 22 Grad auf 16 Grad heizt, der spart in diesem Bereich 36 Prozent der Heizkosten.» Das gibt dem schönen Wort vom «Arsch abfrieren» eine ganz neue Bedeutung.

Aber damit ist «Blick» noch nicht ausgeschossen: «Wer die Fensterläden auch in der dunklen Jahreszeit schliesst, der spart zünftig. … Legen Sie ein Tür-Kissen unten an die Haus- oder Balkontür und beseitigen Sie so ein Wärmeleck. Nützt das nichts, dann ersetzen sie die Türe.»

Nützt die Höflichkeitsform nichts, dann ersetzen wir sie halt.

Eher ironisch berichtet hingegen nau.ch über das Thema: «Neun Angestellte des Bundes beantworten die Fragen der Bevölkerung zum Energiesparen. Pro Tag melden sich aber nicht einmal ein Dutzend Personen.» Es werde aber auch schon kräftig gemotzt und geneidet: «Sauer aufgestossen ist manchen Anrufern, dass sie womöglich in ihrem Alltag eingeschränkt werden, während die Schaufenster von Geschäften weiterhin beleuchtet werden.»

Das St. Galler «Tagblatt» vermeldet hingegen mit wichtiger Miene: «Der Regierungsrat des Kantons Thurgau hat entschieden, dass der Kanton der Energiespar-Alliance des Bundes beitritt.»

Schon einen Schritt weiter ist Olten, wie das dortige Tagblatt vermeldet: «Auch die Stadt Olten möchte im kommenden Winterhalbjahr Energie sparen: Aus diesem Grund hat der Stadtrat entschieden, dass die Raumtemperatur in den Schulhäusern wie auch in den Räumlichkeiten der Stadtverwaltung und der städtischen Institutionen wie Museen und Bibliotheken auf 20 Grad beschränkt wird. »

Wieso denn warme 20 Grad? «20 Minuten» berichtet: «Energiesparmassnahmen: In Schaffhauser Schulzimmern wird nur noch auf 19 Grad geheizt.» Da geht doch noch was. Richtig, CH Media verlautbart aus Bern: «Die Temperatur in kantonalen Mehrzweckhallen und Werkstätten soll künftig höchstens 17 Grad erreichen, jene in Lager und Garagen maximal sieben Grad.» Da friert’s bei Lager schon mal glatt das n ab.

Nochmal zurück nach Schaffhausen: «Ferner hat der Regierungsrat in Absprache mit der Baudirektion des Kantons Zürich ­beschlossen, die Rheinfall-Beleuchtung ab sofort abzuschalten.»

Eher auf die leichte Schulter nimmt «watson» die ganze Thematik und berichtet über «saure Aufstosser» beim Münchner Oktoberfest: «Wenn ihr nur halb so viel Energie in Erneuerbare gesteckt hättet wie ins Saufen…»

In der Schweiz hingegen trägt jeder sein Scherflein zum Sparen bei, wie die «Aargauer Zeitung» bemerkt: «So zum Beispiel Boswil. «Alles, was wir tun können, um Strom zu sparen, setzen wir um», sagt Gemeindeammann Michael Weber. Nebst dem Verzicht auf Weihnachtsbeleuchtung wird in öffentlichen Gebäuden Boswils die Raumtemperatur gesenkt. Geräte werden nicht mehr im Standby-Modus laufengelassen und auch entlang der Strassen wird gespart.»

ZACKBUM findet: Heizen und Beleuchten wird sowieso und allgemein überschätzt. Das sind doch alles faule Schweizer Kompromisse. Wer Putin richtig ärgern will, muss ganz aufs Heizen und auf Stromverbrauch verzichten. Schliesslich hat die Menschheit Hunderttausende von Jahren so überlebt, bis ein ganz schlauer Kopf das Lagerfeuer erfunden hat.

Sparen, sparen, sparen

Die fetten Zeiten sind vorbei. Jetzt wird gespart.

Die Mainstream-Medien machen aus dem neuen Überthema noch viel zu wenig. Das liegt daran, dass dort zu viel eingespart wurde. Kindersoldaten in Verrichtungsboxen, die Journalisten spielen, dazu frustrierte Hosen- und Meinungsträger, die die Welt mit ungewollten Ratschlägen zusossen, auf der Nase eine Gesinnungsbrille, dick wie Flaschenböden? Da kann noch gewaltig gespart werden.

Raumtemperatur senken, kurz duschen, Zähne kalt putzen, Kühlschrank erwärmen, Tiefkühler abtauen, Deckel auf den Topf, das ist doch alles Kinderkram. Da fehlt noch die letzte Konsequenz, die nötig ist, um den Kreml-Herrscher in die Schranken zu weisen.

Fangen wir bei der Heizung an. Was heisst da 17 Grad? Die Zeiten sind noch nicht so lange vorbei, als es gar keine Zentralheizung gab. Eine Bettpfanne für die Nacht, mit dem Herd wurde gleich noch geheizt, das reichte. Hat auch niemandem geschadet. Der echte Ukraine-Unterstützer dreht die Heizung vollständig ab. Seine Solidarität zeigt er dann, ganz im Sinne des Chefredaktors der NZZaS, indem er eine Ukraine-Fahne vor dem Fenster mit lustigen Eisblumen flattern lässt, darauf einkopiert das Foto des auf 0 gestellten Thermostaten.

Duschen, gar baden? Wieso eigentlich? Ist es nicht ein Vorteil des Winters, dass kalte Temperaturen Körperausdünstungen minimieren? Und wer unbedingt muss, etwas praktische Intelligenz kann nie schaden. Dafür nützt man den Besuch bei Freunden und Bekannten. Jammert etwas von «Dusche kaputt» und verschafft sich so Zugang zu Warmwasser. Bis man dann nicht mehr eingelassen wird.

Auch bei körperlichen Verrichtungen gibt es Sparpotenzial. Closomat und ähnliche dekadente Einrichtungen: sofort stilllegen. Wer sich in der Natur versäubert, braucht kein Wasser. Wer dabei rezykliertes Papier verwendet, erleichtert sich umweltbewusst. Wem der rasche Zugang ins Gebüsch verwehrt ist, kann anders sparen. Es gibt kein Gesetz, das vorschreibt, dass nach jedem Stuhlgang gespült werden muss. Das kann man auch erst dann tun, wenn die Schüssel bereits wohlgefüllt ist.

Ein grosses Thema ist auch der Individualverkehr. Das eigene Auto bleibt selbstverständlich in der ungeheizten Garage. Auch Elektro-Fahrer müssen einsehen, dass ein Tesla indirekt Putin hilft. Also stilllegen. Der ÖV, ein Stromfresser ohne Gleichen. Gut, dass die SBB Selbstversorger sind, allerdings nicht bei so unwichtigen Sachen wie Signalen oder Weichen. Die Züge bleiben dann ganz von selbst stehen, womit sich diese Stromverschwendung auch erledigt hat.

Wie man dann von A nach B kommt? Auch da kann man sich die Altvorderen als Vorbild nehmen. Zu Fuss, wie denn sonst. Ausser, man besitzt ein Pferd, aber das war damals auch nur wenigen vorbehalten. Ausserdem gibt es inzwischen Velos. Die sind übrigens nicht nur als Transportmittel geeignet. Mit einem Velo kann man eine Glühbirne und einen Kühlschrank betreiben, zum Beispiel. Eine vierköpfige Familie kann sich problemlos ablösen beim Trampen.

Das hat ganz nebenbei wohltuende Auswirkungen auf Fitness und Gesundheit. Treppensteigen statt Lift, Buch lesen statt TV glotzen, kalte Küche ist auch schmackhaft, Gemüse ist billiger als Fleisch und kann man prima roh essen. Wer nicht TV schaut, braucht auch kein Abo mehr. Das gilt natürlich auch fürs Internet, diesen Stromfresser. Man kann doch wieder Briefe schreiben, und ab und an ein Telefonat, das sollte noch möglich sein, aber bitte sich kurz fassen.

Wem es in der eigenen Stube zu kalt ist, der kann sich in den noch geöffneten Warenhäusern aufwärmen, bis auch dort die Heizung abgestellt wird. Mitsamt der Beleuchtung.

Ein grosser Vorteil unserer Breitengrade besteht darin, dass man, auch wie früher, Lebensmittel aufbewahren kann, indem man sie einfach der Kälte aussetzt. Das macht Kühlschrank und Tiefkühler völlig überflüssig. Dann gibt es ungeheuerliches Sparpotenzial bei Haushaltgeräten. Staubsauger, Föhn, Bügeleisen, Mixer, Kaffeemaschine, erst noch auf stand-by, elektrische Zahnbürste und Rasierapparat, da kann gespart werden, bis die Wasserkraftwerke überlaufen.

Der Volksgesundheit wäre auch ungemein zuträglich, wenn wir uns wieder an den von der Natur vorgegebenen Tagesablauf halten. Wenn es dunkel ist, ist’s halt dunkel. Dann geht man ins Bett. Oder, wer’s unbedingt wissen will, der setzt sich halt aufs Velo und strampelt sich Licht herbei.

Auch und gerade für Journalisten ist die Benützung einer mechanischen Schreibmaschine etwas Hilfreiches. Schliesslich haben auch Koryphäen wie Hemingway so ihre Artikel verfasst. Wer jeden Vertipper mit Tipp-Ex behandeln muss, beim Einfügen eines Absatzes die Schere benützen, bei einer Umstellung am besten den ganzen Artikel nochmal abtippt, der wird viel sorgfältiger formulieren und – das ist wahrhaft möglich und tut nicht übermässig weh – vor dem Schreiben zuerst nachdenken.

Genau das vermissen wir; denn all diese Tipps werden in den Medien noch nicht genügend propagiert. Aber das kommt hoffentlich noch.

Sparwahn

Das neue Allheilmittel. Spartipps, bis es kracht.

Corona, dann Ukraine, aber nun können die Mainstream-Medien den Herbst mit einem neuen Überthema einläuten. Sparen, sparen, sparen. Das ist den eingesparten Überresten in den Redaktionen sowieso ganz recht.

Sparen ist immer gut, und im Gefolge der absurd teuren Sparkampagne des Bundes überschlägt man sich mit sinnlosen und ganz sinnlosen Spartipps. Das Blatt für die lesenden Lastwagenfahrer, der Blöd-«Blick», probiert es mit einem Quiz:

Hier unterhält es den Leser mit grenzdebilen Fragen:

Satte 98 Prozent wussten hier die richtige Antwort. Bei der nächsten Frage wussten immerhin 48 Prozent die richtige Antwort: wenn er sich bewegt. Nur bewertete die das Blöd-Blatt als falsch:

Natürlich macht auch das Blatt für den lesenden Bentley-Fahrer bei den Spartipps mit:

An der Originalität der Titelgebung könnte man bei der NZZ noch etwas arbeiten, aber die Richtung stimmt schon mal.

Da kann das Weltblatt «Pilatus today» auch nicht zurückstehen und überrascht mit einer knallharten Reportage:

Natürlich darf auch unser buntes Bilderblatt nicht abseits stehen:

Das hört sich so gut und optimistisch an, wie es sich für die heile Welt in der «Schweizer Illustrierten» gehört. Wie geht das denn bloss? «Wer seinen Kühlschrank auf 7 statt etwa 3 Grad einstellt, spart Strom für rund 40 Franken im Jahr.» Nur hat eigentlich keiner seinen Kühlschrank auf 3 Grad eingestellt.

Aber da geht noch einer: «Wusstet ihr, dass man auch im Winter die Wäsche im Freien trocken kann? Es dauert einfach länger (dafür ist es massiv schonender, als wenn wir Wäsche an die pralle Sommersonne hängen). Den Tumbler wegzulassen, spart ziemlich viel Energie und zudem jährlich rund 60 Franken in der Familienkasse.»

Und zum Schluss noch ein echter Brüller, der allerdings jedem Pastafan die Haare zu Berg stehen lässt:

«Beim Kochen lässt sich ebenfalls eine Menge Energie sparen. Grundsätzlich lassen sich Nudeln ja sogar in kaltem Wasser gar kochen – indem man sie einfach über Nacht im Topf stehen lässt.»

Mit der grafisch grossen Kelle rührt die «Südostschweiz» an:

Die tollen Tipps: nicht mehr bügeln und nicht mehr fönen. Damit spart man satte 86 Franken im Jahr. Und noch der Hammertipp: «Wenn Sie einen Gefrierschrank abtauen, verbraucht das Gerät 15 bis 45 Prozent weniger Strom pro Jahr. Das wäre eine Ersparnis zwischen 14 – 27 Franken.» Aber nur, wenn das Wieder-Runterkühlen nicht gerechnet wird.

Entwarnung gibt dagegen das St. Galler «Tagblatt», auch wenn es gleichzeitig nach Zwangssparen riecht:

Logisch, dass man bei Elektro-Autos gewaltig Strom sparen kann. Aber wer denkt dann noch an die Umwelt?

So blödelt es sich allerorten dahin. Eigentlich ist es meistens eine doppelte Sparmasssnahme. Zum einen sind es die lustigen Tipps, zum anderen zeigt die Trostlosigkeit, mit der Spartipps gegeben werden, dass zumindest in den Redaktionen Sparen ernstgenommen wird. Bloss keinen übertriebenen Energieverbrauch im Oberstübchen.

Sparen ohne Kurzschluss

Kommen Zeiten der Kargheit und des Verzichts?

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Die Lage ist ernst, aber lustig. Denn bevor die Eidgenossen im Winter zu Eisgenossen werden, belagert man sie mit Energiespar-Vorschlägen. Einer absurder als der andere.

Endlich haben die Medien ein neues Thema gefunden. Sie überbieten sich mit Spartipps. Körperhygiene ist einer der grössten Energiefresser im Haushalt. Da kann gespart werden. Extremsparen heisst: «echli stinke muess es». Unter Handschuhen fallen ungewaschene Hände und dreckige Fingernägel auch nicht auf.

Wer’s etwas zivilisierter mag, kann bei der Ganzkörperhygiene wesentliche Beiträge für den Frieden und gegen Russland leisten. Das Vollbad ist sozusagen eine direkte Unterstützung von Putin. Gestrichen. Besser duschen. Aber natürlich richtig. Also ein klares Bekenntnis gegen Warmduscher. Besser frieren für den Frieden: runter mit der Temperatur. Aber man kann noch mehr gegen den Kreml-Herrscher tun. Den Körper möglichst kalt benetzen. Dann Dusche abschalten. Einseifen, rubbeln. Dusche wieder einschalten, kurz abspülen.

Schon ist die Schweiz ein gutes Stück weniger abhängig von östlichem Gas oder europäischem Strom. Auch unsere Regierung ist inzwischen aufgewacht und überschlägt sich mit Sparvorschlägen. Nach der möglichst kalten Dusche kann man auch beim Zähneputzen unglaublich sparen. Wer nämlich meint, für seine sensiblen Zähne brauche er warmes Wasser, sollte ein kleines Opfer bringen. Denn unsere Regierung weiss: bevor das warme Wasser am Zahn angelangt ist, hat der Kurzputzer bereits gespült. Also unnötig Energie verbraucht.

Auch bei Ferienfotos kann man sparen

Licht löschen, Kaffeemaschine ausschalten, Kochen mit Deckel, es wäre so einfach, würde jeder seinen kleinen Beitrag leisten im grossen Kampf zwischen Gut und Böse. Auch das Internet bietet unzählige Sparmöglichkeiten. Nein, Sie müssen nun nicht hier aufhören zu lesen. Das spart gar nix.

Aber, ernsthaft, laden Sie nicht dermassen viele Ferienfotos ins Netz. Was das für einen Strom braucht; sicher mehr, als ein ganzes, grosses Wasserkraftwerk herstellt. Zudem ergeben sich jede Menge Zusatznutzen. Wer zum Beispiel kalt duscht, verträgt es besser, wenn die Raumtemperatur auf 17 Grad gesenkt wird. Wer sich die Zähne eiskalt putzt, wird schneller auf Karies aufmerksam. Wer erst gar nicht in die Ferien fährt, muss auch keine Bilder ins Netz stellen.

Nun müssen wir leider kaltherzig die ganze Euphorie etwas dämpfen. All das sind nette Symbolgesten. Geben warme Gefühle der internationalen Solidarität. Aber nutzen eigentlich nix.

Denn es gibt zum Beispiel einen Stromfresser, den niemand wirklich auf dem Radarschirm (Pardon, vor Augen) hat. Wir reden hier von gigantischen Beträgen. Es ist ein Stromfresser, der jährlich mehr Energie verschlingt als die ganze Ukraine vor dem Krieg. Rund das Doppelte des Stromverbrauchs der Schweiz. Oder Österreichs. Sie kommen nicht drauf? Machen wir’s noch energetisch etwas spannend.

Was sind die wirklichen Energiefresser?

Der grösste Energieverbraucher der Welt ist inzwischen China. Es sind nur geschätzte Zahlen, aber immerhin von der Cambridge University, also einer durchaus seriösen Quelle. Laut der zischen im Reich der Mitte 6’875 TWh jährlich durch die Leitungen. In den USA sind es 3844. Deutschland verbrizzelt 500 TWh, die Schweiz 59, und die Ukraine 124,5. Knapp vor der Ukraine liegt aber kein Land. Auch nicht der Verbrauch energieintensiver Herstellungsverfahren wie Stahl- oder Aluminiumgewinnung. Immer noch keine Ahnung?

Bevor der Leser unter Hochspannung gerät, lüften wir des Rätsels Lösung: 125,1 TWh verbraucht das Herstellen von Bitcoins. Für Kryptowährungslaien: das ist eine virtuelle Währung, mit der real bezahlt werden kann. Allerdings ist der Herstellungsprozess etwas speziell. Bitcoins werden «geschürft». Nicht in einem Bergwerk, sondern indem Computer komplizierte mathematische Formeln berechnen müssen, was gewaltige Rechenpower voraussetzt, was zu einem gewaltigen Stromverbrauch führt.

Nun machen wir kurz Spar-Kassensturz. Wenn das Schürfen von Bitcoin doppelt so viel Strom verbraucht wie die ganze Schweiz in einem Jahr, ist dann wirklich Lichterlöschen, Deckel auf dem Topf und kälter duschen sowie wohnen wirklich der Sparknaller?

Oder schlichtweg ein Verbot von Bitcoin, bzw. der Herstellung von neuen würde weltweit einen Stromfresser wegputzen, ohne dass damit etwas Wesentliches in Wirtschaft oder Gesellschaft wegbräche. Wäre es also nicht sinnvoller, statt viel Energie auf die Propagierung von Pipifax-Sparmassnahmen zu verschwenden, sich ernsthaft Gedanken um wirksame Sparmassnahmen zu machen? Nur so eine Frage …