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Journalisten sind Stümper

Quatschen und schreiben ja. Handeln nein.

Irgendwie vermag das nicht zu verwundern. Der Zürcher Presseverein (ZPV) lud zur grossen «SOS-Veranstaltung wegen Stellenabbau» im Hause der Qualitätsmedien Tamedia. «Ab 18 Uhr bis zirka 22 Uhr, Karl der Grosse, Barockzimmer». Auch göttlicher Beistand ist willkommen.

Hier sollte Beratung geboten werden, eine helfende Hand, Solidarität, Meinungsaustausch, vielleicht gar, die Hoffnung stirbt zuletzt, die Keimzelle eines Aufstands, der über das Zusammenstellen von Statement-Schnipseln der B-Prominenz in einem lächerlichen «Protest-Video» hinausgeht.

persoenlich.com war vor Ort, auch «Urs Thalmann, Geschäftsführer von Impressum, war aus Fribourg angereist, um die juristische Beratung zu gewährleisten. Auch Vereinspräsidentin Fabienne Sennhauser, die auch Impressum Schweiz copräsidiert, war anwesend.»

Sonst aber nicht wirklich viele; «erschienen war eine Handvoll Redaktoren, eine Person nahm die juristische Beratung in Anspruch».

Sennhauser zeigte dann, was pfeifen im Wald ist: «Enttäuscht sei sie über die geringe Teilnehmerzahl nicht, sagte Fabienne Sennhauser gegenüber persoenlich.com. «Es war uns wichtig, ein Zeichen zu setzen und Solidarität zu zeigen. Auch wenn wir nur einer Person helfen konnten, hat es sich gelohnt.»»

Die Stimmung bei Tamedia sei halt miserabel, der klägliche Zuspruch sei mit der «Müdigkeit und Ratlosigkeit» auf den Redaktionen zu erklären, vermutete die ZVP-Präsidentin. SO wurde die Veranstaltung schon nach zwei Stunden abgebrochen. Was für ein Trauerspiel.

ZACKBUM ist überzeugt: diese jämmerliche Reaktion symbolisiert den jämmerlichen Zustand der Redaktoren. Gilt es, mutige Worte an die Bevölkerung der Ukraine zu richten, geht es darum, verborgen hinter dem Bildschirm im Glashaus gegen den neuen US-Präsidenten zu wäffeln, geht es überhaupt darum, Ungerechtigkeiten, Profitgier, die Unfähigkeit von Herrschenden anzuprangern, dann ist der Tamedia-Journalist sofort und immer bereit, kräftig in die Tasten zu greifen.

Sammeln erregte Tamedia-Frauen anonyme und auch in Untersuchungen nicht beweisbare angebliche Beispiele von Sexismus, Unterdrückung und demotivierender Männerherrschaft bei Tamedia, dann unterschreiben Dutzende blind, solidarisieren sich sogar Männer mit diesem Unsinn, entschuldigen sich Oberchefredaktor und Big Boss des Hauses präventiv.

Werden heilige Eide der Besserung geschworen, eine Frauenquote von mindestens 40 Prozent auf allen Hierarchiestufen versprochen. Und dann hat Verlag und Belegschaft das Geschenk. Quotenfrauen in der Chefetage leisten ihren wesentlichen Beitrag zum weiteren Niedergang. Wer unter Jessica (Avatar) Peppel-Schulz, Raphaela («Schreibverbot») Birrer oder Kerstin («Misogynie!») Hasse dienen muss, braucht Psychopharmaka und/oder viel Alkohol.

Wenn es aber mal darum ginge, für die eigenen Interessen einzustehen, die Muskeln spielen zu lassen, den Bossen zu zeigen, was eine geeinte Belegschaft im Maschinenraum ausrichten kann – denn selbst mit Hilfe der publizistischen Leiter nach unten Simon Bärtschi wären diese Koryphäen nicht in der Lage, etwas zu publizieren –, dann herrscht klägliches Wegducken.

Feiges Kopfeinziehen, in der Hoffnung, dass es den Kollegen erwischt, nicht einen selbst. Man möchte nicht wissen, wie viele schmierige Ergebenheitsadressen sich bei den Führungsfrauen stapeln. Wer nicht intern und lautstark gegen den schmerzhaft peinlichen Kommentar von Birrer zu den US-Wahlen protestierte, hat kein Rückgrat und jede Haltung verloren.

Nun hätte man in der geschützten Werkstatt eines Versammlungsraums die Keimzelle zum Aufstand legen können. Aber nichts ist, Duckmäusertum und Feigheit herrschen. Mut wird nur anderen empfohlen, selbst sind die Journis feige Opportunisten, nur am eigenen Überleben interessiert, auch wenn dafür Haltung und Überzeugung aufgegeben werden müssen.

Ist das vielleicht jämmerlich. Wer soll diesen Windbeuteln denn noch abnehmen, wenn sie mit dem streng gereckten Zeigefinger und im Gestus der moralischen Überlegenheit auf andere zeigen? Besoffen von der Milch der guten Denkungsart, aber nur als Buchstabenheros, als Klassenkämpfer in fremden Angelegenheiten.

So sinkt er ins Grab, der Journalismus. Aber nicht den Umständen geschuldet, sondern den Journalisten. Die taugen nur mehr als Sargträger und Friedhofsgärtner.