Schlagwortarchiv für: SonntagsZeitung

Muss das wirklich sein?

Die NZZaS lässt es knallen – als Wiederholungstäter.

Kommt bekannt vor: ein visueller und inhaltlicher Kracher auf der Frontseite, dann auf Seite 2/3 links Sprachnotstand im Editorial, daneben intellektueller und visueller Notstand.

Alleine die Headlines und die Ausstattung der Stücke rufen dem Leser zu: lies mich nicht, sonst wirst du die Verschwendung deiner Lebenszeit bereuen. Chefredaktor Beat Balzli verwirrt mit dem Titel «Heute macht der Säbelzahntiger mal Pause». Daneben walzen Alain Zucker und Peer Teuwsen eine Denkpause auf vielen Zeilen aus: «Die Sippenhaftung ist zurück», behaupten sie. Boykottaufrufe träfen «die Falschen», Israel sei «kein Apartheitstaat». Schludrige Formulierungen zeugen von schludrigem Schreiben:

Auf welchem Niveau wird hier geholzt?

«Als die Bewegung mit Wirtschaftsboykotten nicht weiterkam, hat sie sich zunehmend auf die Kultur kapriziert. Die Szene ist ein wildes Amalgam aus antisemitischen Kapitalismusgegnern, Russlandapologeten, Postkolonialisten und Mitläufern, die in holzschnittartigen Tiktok-Videos politisiert wurden und seither in moralischer Selbstzufriedenheit alles Israelische böse und alles Palästinensische gut finden

Das ist, mit Verlaub, gerüttelter Schwachsinn auf einem Argumentationsniveau, wie es Trump oder Vance auch nicht schlechter hinkriegten. Zudem wünschte man sich, dass die NZZaS mit dem gleichen Furor gegen die Ausformungen des Boykotts von russischen Künstlern vom Leder ziehen würde.

Beim Iwan hingegen darf der kalte Krieger Markus Bernath seine Betriebstemperatur hochschrauben: «Man darf sich nichts vormachen: Europa steht bereits in einem militärischen Konflikt mit Russland.» Man kann sich nichts vormachen: der Mann ist ein Kriegstreiber erster Güte.

Ein trauriges Kapitel ist die Gewichtung in dieser Ausgabe der NZZaS. Eine Seite nostalgische Verklärung von Robert Redford. Seine «Persönlichkeit war einzigartig». Nichts dagegen einzuwenden, er gehört auch zu den Lieblingen von ZACKBUM. Aber dafür ein paar lumpige Zeilen zum Tod von Fredi Heer? Das ist mehr als schäbig.

Dafür als Aufmacher auf der Seite «Nachrufe» die Nacherzählung des Lebens eines Überläufers aus Nordkorea, den nun wirklich niemand kennt. Das ist geradezu unverschämt.

«So sad», würde Trump zu dieser Ausgabe sagen. Dabei hätte er den Schnarch-Aufmacher der «SonntagsZeitung» noch gar nicht gesehen:

Und Zufälle gibt’s; auch auf Seite eins der SoZ:

Aber immerhin, der Tod von Fredi Heer schafft es hier auch auf Seite eins.

Auf Seite zwei lebt der ansonsten zurechnungsfähige und kompetente Arthur Rutishauser in seinem Editorial den Traum «wenn Wünschen helfen würde» aus. Und fantasiert: «Kurzfristige Interessen von Aktionären, die auf die schnelle Rendite aus sind, sollte man ignorieren. Die haben mit dieser Denke schon die CS und die Swissair ruiniert.»

Da aber diese Aktionäre Mehrheitseigner sind, lässt sich das schlecht ignorieren. Und CS oder Swissair wurden in erster Linie durch ein inkompetentes Management ruiniert.

Unwillkürlich an die Werbung «für ä tüüfä gsundä Schlaaf»® erinnert fühlt man sich beim Aufmacher von «Leben & Kultur». Als gälte es, eine Kriegsberichterstattung anzukündigen, hämmert der Lead:

«Philippe Zweifel hat sich für Sie durch Möbelhäuser, Testbetten und Rückenschmerzen gekämpft».

ZACKBUM hofft, dass dadurch kein neuer IV-Fall entstanden ist.

Die Clownin

Grock, Charlie Rivel, rückt beiseite: wir lachen mit Agota Lavoyer.

Im Niedergang der «#metoo»-Denunziationswelle müssen die Wellenreiterinnen immer verzweifelter nach Aufmerksamkeit haschen. Lavoyer hat eine Marktlücke entdeckt und mit dem Begriff «Rape Culture» besetzt.

Sie nennt sich «Expertin für sexualisierte Gewalt und Opferberatung». Expertin ist immer gut, nur wofür genau? Für den Kampf gegen die selbst erfundene «Rape Culture», denn wir leben angeblich «in sozialen Milieus oder Gesellschaften, in denen Vergewaltigungen und andere Formen sexualisierter Gewalt verbreitet sind und weitgehend toleriert oder geduldet werden».

Diesen Quatsch verbreitet Lavoyer unermüdlich, aber mit nachlassendem Erfolg. Selbst Tamedia rollt ihr seltener den roten Teppich aus, damit sie ihren wirkliche Frauenprobleme diskreditierenden Unsinn verbreiten kann.

Das treibt sie zu einer Verzweiflungstat, mit der sie immerhin in die «SonntagsZeitung» kommt. Da entdeckt Autor Simon Angelo Meier die weite Welt des Fantasie-Feminismus. Die fängt schon beim Titel an:

«Löst Diskussion aus»? Für eine Diskussion braucht es mindestens zwei Teilnehmer. Hier handelt es sich einzig um einen Monolog von Lavoyer, die verzweifelt, aber erfolgreich versucht, als Clownin in die Schlagzeilen zu kommen.

Denn sie hat Ruchloses, Übergriffiges, Sexistisches nirgendwo anders als in der Nummer eines Clowns beim Zirkus Knie entdeckt. Seine Nummer ist, dass er als Musikclown vergeblich versucht, bei einer Saxofonistin zu landen. Über den künstlerischem Wert der Aufführung lässt sich streiten.

Aber Lavoyer hat etwas ganz anderes enthüllt, Meier berichtet über ihre Lachnummer: «Die wiederholten, hartnäckigen Annäherungsversuche des Clowns gegenüber der Saxofonistin sorgen neben Lachern aus dem Publikum aber auch für Unmut. Agota Lavoyer, Autorin und Expertin für sexualisierte Gewalt, äusserte ihre Kritik an der Nummer in einer Instagram-Story.»

Findet sie den Clown nicht lustig? Nein, sie ist entsetzt, «weil das übergriffige Verhalten in einer humorvollen Verpackung präsentiert und so einem jungen Publikum präsentiert werde, wie sie auf Instagram schreibt: «Wenn ihr euch fragt, wieso die Rape Culture nicht ausstirbt? […] Weil wir im Jahr 2025 immer noch darüber lachen, wenn Frauen sexuell belästigt werden. Das ist ja so lustig. Not.»»

Muss die Geschichte des Slapsticks umgeschrieben werden? All die übergriffigen Szenen von Dick und Doof, Charlie Chaplin, der ja auch privat ein Schwerenöter war, Buster Keaton, es gibt genug Material für ein neues Buch von Lavoyer: «Kein Lachen mehr über Rape Culture».

Allerdings hat Lavoyer neben ihrem Verschwinden in die Bedeutungslosigkeit noch ein zweites Problem: die Dame ist (Achtung, Sexismus-Gefahr) ungebildet. Sonst wüsste sie, dass es zu den Klassikern der Commedia dell’arte gehört, dass Harlekin um Colombina wirbt, während ein Weissclown dabei stört. Die Saxofon-Nummer ist lediglich eine Variante davon. Also eigentlich «Rape Culture» mit uralter Tradition.

Lavoyer und Meier haben ein drittes Problem: ausser ihr findet niemand etwas Anstössiges an der Nummer des Clowns. Publikum, der Zirkus selbst, alle scheinen blind gegenüber der «Rape Culture» zu sein. Da muss Clownin Lavoyer krampfhaft nachlegen:

«Sexuelle Belästigung werde so als romantisches Begehren verschleiert. Dass eine Zirkuseinlage eines Clowns das dürfe, weil es sich um Unterhaltung handle, lässt Lavoyer nicht gelten: «Comedy darf nicht alles, schon gar nicht, sich über gewaltvolle Situationen lustig machen. Denn am Ende trägt genau das zur Normalisierung der Gewalt bei.»»

Damit dieser Vorwurf nicht auch gegen ZACKBUM erhoben werden kann, schliessen wir mit der Schlusspointe der SoZ. Nicht ohne den Hinweis, dass Weissraum eine valable Alternative für diesen Ausflug in den absurden Humor einer Weissclownin (und Meier wäre dann …) gewesen wäre:

«Lavoyer hat derweil die Zuschriften von Lesenden, die sich über Instagram bei ihr gemeldet haben, veröffentlicht: Sie reichen von Beleidigungen über Unverständnis bis hin zum Vorwurf, sich über die Behandlung des Themas profilieren zu wollen.»

Was heisst da Vorwurf …

Gesucht: Sonntagszeitungen

Wo sind sie geblieben, wer hat sie versteckt?

Es war ein guter Plan. ZACKBUM kauft die «SonntagsZeitung» und die «NZZamSonntag», haut sich mit ihnen in die besonnte Wiese und liest.

Allerdings muss es da zu einer fiesen Guerilla-Aktion gekommen sein. Für stolze 6.40 Franken wurden 62 Seiten eines Look-Alike ausgehändigt. Eine Imitation der SoZ, von irgendeinem C-Team zusammengeschustert. Auf der Front, in täuschend ähnlicher Aufmachung, unter dem Original-Logo, ein Riesenschwarzweissfoto von Dutti. Vorwand: «100 Jahre Migros. Erfolge und Skandale».

Autor der mehrteiligen Serie ist der unermüdliche Arthur Rutishauser, dessen Text irgendwie den Weg in diese Nachahmung fand.

Aber sonst? «In der Badi daheim. Bei den Stammgästen am Beckenrand». Wie verzweifelt muss man sein, das eine «Reportage» zu nennen? Und daraus fast eine Doppelseite mit anmächeligen Riesenfotos zu machen?

«An der Sonne. Wann ist es zu viel? Tipps der Ärztin». Wie verzweifelt muss man sein, daraus eine Doppelseite mit einem Riesenriesensymbolfoto zu machen? Und das dann noch «Sonntagsgespräch» zu nennen?

Fast eine Doppelseite, wie der Ortsbildschutz den Neubau eines Hauses blockiert. Wie verzweifelt muss man sein, oder sagten wir das schon?

Riesenfoto von Blocher Vater und Blocher Tochter, auf Heuhaufen sitzend. Kleine Story, dass die SVP mit Bauernverbänden über Kreuz liegt, die die EU-Verträge gut finden. Hätte man in besseren Zeiten eine Meldung, allerhöchstens eine halbe Spalte draus gemacht.

Dann beginnt nach den Badistammgästen das grosse Blättern.

Wirtschaft? Geschichtsstunde über Dutti, und sonst nicht viel.

«Leben & Kultur» und der ganze Rest? Aufmacher: «Während unserer Ehekrise war Chat-GPT wie eine Schulter zum Anlehnen». Der Text könnte von einer KI geschrieben worden sein, hat aber angeblich eine Autorin.

Andreas Vollenweider. Ja, der Harfengott lebt noch und greift auch noch rein.

Dann durfte eine Journalistin auf Kosten des Hauses ein Luxus-Ferienressort in der Provence besuchen. Das sei ihr gegönnt. Allerdings: «Suiten ab 1100 Euro». Pro Nacht, versteht sich, Verpflegung extra. Genau die Preisklasse für den SoZ-Leser.

Rätsel, Rätsel, Rätsel, TV-Programm und ein erschütternder Bericht, wie die Kultur der absaufenden Insel Tuvalu gerettet werden soll.

Dann die Erlösung: das war’s. Bleibt die Frage: wer war das? Die Überreste der «SoZ»-Redaktion oder wurde ausgesourct? Oder hat sich hier jemand einen üblen Scherz erlaubt?

Die gleiche Frage stellt sich bei der «NZZamSonntag». Schlappe 52 Seiten für stolze 7.10 Franken. Die Look-Alike Front:

Wenn der angeblich neue Körperkult sprechen könnte, würde er uns vielleicht etwas sagen. So aber wird eine nichtssagende Doppelseite mit schwellenden Muskelfotos draus.

Zuvor Turnübungen am Sprachreck von Chefredaktor Beat Balzli (mitsamt Bauchlandung beim Abgang) und Zahlensalat zum Dichtestress.
Dann ein Kriminal-Tango-Foto vom Gottseibeiuns Björn Höcke von der AfD. «Wolf im Wolfspelz»; für einen solchen Titel ist nicht mal ein Hitzschlag eine Entschuldigung.

Dann beginnt auch hier das Blättern. Kurzer Zwischenhalt beim Kampffeministen Peer Teuwsen, der die «Debatte» eröffnet mit: «Der Frauenfussball braucht keinen Artenschutz». Gegenteiliges hat auch niemand behauptet.

In der Wirtschaft hat der Chef der Schweizerisch amerikanischen Handelskammer seinen grossen Auftritt. Auch er wird dem Sommerloch dankbar sein dafür.

Der Dilettantenstadl zwischen Klaus Schwab und dem WEF profitiert auch von «und sonst haben wir wirklich nichts?»

«Wissen» droht: «Tod aus Schlafmangel». Die «Kultur weiss Abhilfe: «Museum der Langweile». Also das Zürcher Kunsthaus besuchen, schon schnarcht man friedlich. Dann noch die Sommerquälserie: «Postkarte aus Vaduz». Ein Kaff, das man nie besuchen möchte. Ausser, man will dort seine Stiftung streicheln. Wenn sie einem noch nicht geklaut wurde.

Auch hier endet endlich die Qual. Und auch hier bleibt die Frage: wer war das? Sogar das «Magazin» der NZZaS schlägt fotografisch nach unten alles, was es sich sonst schon leistet.

Wurde auch hier ein Dummy hergestellt und versehentlich ausgeliefert?

Es gäbe auch noch den SoBli? Also bitte, es gibt Grenzen.

So war die Lektüre auf der besonnten Wiese in ungefähr 15 Minuten vorbei. Fast ein Stutz pro Minute für nix. Gut, dass ZACKBUM vorausschauend den Riesenwälzer «Permafrost» von Viktor Remizov dabei hatte. Das sorgt nicht nur wegen des Titels für Abkühlung. Sondern ist ein Riesenstück Literatur, Liga Grossman oder Tolstoi.

Bank Reyl traut sich was

Eine superprovisorische Anordnung gegen Enthüllungen ist gescheitert.

Selten hat ein Genfer Gericht einem Antragsteller so eine Klatsche verpasst. Die Genfer Pochettli-Bank Reyl, genauer Reyl Intesa Sanpaolo, wollte mit dieser Massnahme ungute Presse vermeiden.

Seit 2021 gehört sie mehrheitlich zur italienischen Bankengruppe Intesa Sanpaolo, und sie hat eine Vorgeschichte. Im Zusammenhang mit der «Cahuzac-Affäre» wurde Reyl 2017 in Frankreich zu einer Geldstrafe verurteilt, da sie dem ehemaligen französischen Finanzminister Jérôme Cahuzac bei der Verschleierung von Vermögenswerten geholfen haben soll.

Jetzt berichtete die «SonntagsZeitung»: «Kurz nach dem Überfalls Russlands auf die Ukraine «eröffnete die Genfer Bank Reyl ein Millionenkonto für die Tochter eines russischen Kriegssponsors. Auch ein Ex-Minister von Wladimir Putin und Mitglieder von Diktatorenfamilien aus Usbekistan und Kasachstan gehörten bis mindestens 2024 zur Kundschaft der Bank Reyl. Besonders brisant: Alt-Bundesrätin Ruth Metzler war bis letzten Sommer acht Jahre lang Verwaltungsrätin bei der Bank Reyl und in diesem Gremium insbesondere zuständig für Fragen der guten Geschäftsführung.»

Als die Bank davon Wind bekam, weil sie wie es sich gehört vor Publikation mit den Anwürfen konfrontiert wurde, liess sie von ihren Anwälten ein 24-seitiges Schreiben mit der Aufforderung ans Gericht richten, diese Berichterstattung zu untersagen. Putzig die Begründung:

«— Die Existenz einer Bankbeziehung mit einem Kunden sei durch das Bankgeheimnis geschützt und dürfe in einem Artikel nicht erwähnt werden.
— Die Daten über Bankkunden seien unrechtmässig an die Medien gelangt, und wenn die Journalisten sie weitergeben oder nur schon «verwenden» würden, machten sie sich strafbar.
— Die Pressefreiheit gelte nicht, wenn die Veröffentlichung eine Straftat sei.
— Eine Offenlegung der Kunden wäre aber «zweifellos» eine Straftat.
— Die Bank sei gerade dabei, wegen dieser Tatsachen Strafanzeige zu erstatten.
— Eine Publikation basierend auf solchen Daten würde «den Ruf des gesamten Finanzplatzes Schweiz schädigen», wobei die finanziellen Folgen weit über den Schaden für die betroffene Bank hinausgehen könnten.
— Letztlich stünden hier sogar die Interessen der ganzen Schweizer Wirtschaft auf dem Spiel.
Das Schreiben an das Gericht schliesst mit einem Plädoyer: Angesichts der Bedeutung dieser Frage «für das Ansehen des gesamten Finanzplatzes Schweiz und für den Schutz des Bankgeheimnisses» sei ein Verbot des geplanten Artikels «vollkommen verhältnismässig».»

Auf ihrer Webseite sondert die Bank den üblichen Bullshit Bingo des Banking ab: «Success.Together». Das Geldhaus wurde 1973 gegründet und verfügt seit 2010 über die Lizenz zum Banking. Es fiel schon mehrfach bei der Finanzaufsicht FINMA auf, die zurzeit ein sogenanntes Enforcement-Verfahren durchführt, die schärfste Waffe, wenn Hinweise auf Rechtsverletzungen vorliegen.

Die Banker scheinen noch in der guten, alten Zeit zu leben, als ihr Handeln sakrosankt war und jede Kritik daran Majestätsbeleidigung.

Heutzutage zu behaupten, eine kritische, auf Fakten basierende Berichterstattung über ihr Tun schädige gar den «Ruf des gesamten Finanzplatzes Schweiz» – und nicht etwa das Handeln der Bank –, ist eine nassforsche Umkehr der wahren Lage.

Ihre Argumentation, dass die Veröffentlichung von Kundendaten eine Straftat sei, ist allerdings nicht ganz falsch. Denn theoretisch existiert das Bankgeheimnis noch, und diese Informationen stellen ein Bruch dar.

Auf der anderen Seite gibt es ein überwiegendes öffentliches Interesse daran, über dieses Geschäftsgebaren der Bank informiert zu werden.

Oder wie es das Gericht formulierte: «Die Verbreitung wahrer Tatsachen durch die Presse ist grundsätzlich durch den Informationsauftrag gerechtfertigt.»

Brenzlig wird es allerdings, wenn es sich herausstellt, dass behauptete Tatsachen nicht wahr sind. Die Hürden für die Erlangung einer solchen superprovisorischen Verfügung, die als einziges Rechtsmittel dem Betroffenen kein Gehör gibt, sondern zur Abwehr einer sonst nicht vermeidbaren Schädigung dienen soll, sind allerdings gesenkt worden, der Ständerat hirnt darüber, ob nicht einfach die Publikation aller rechtswidrig erlangten Informationen verboten werden sollte.

Da gibt es den guten Satz von George Orwell:

«Journalismus ist etwas zu veröffentlichen, was andere nicht wollen, dass es veröffentlicht wird. Alles andere ist PR.»

Viele Medien in der Schweiz fürchten inzwischen nicht nur superprovisorische Verfügungen, sondern juristische Scharmützel, die ein unliebsamer Artikel nach sich ziehen kann. Dabei geht es den Betroffenen nicht in erster Line darum, Recht zu bekommen, sondern der Publikationsquelle möglichst grossen finanziellen Schaden zuzufügen, der alleine schon durch die notwendige Gegenwehr entsteht.

Und in Zeiten eines verelenden Journalismus gehört es zu den vornehmsten Aufgaben der Redaktionsleiter, dieses Gefahrenpotenzial abzuschätzen – und im Zweifelsfall auf eine Publikation zu verzichten.

Schon wieder …

Fällt dir gar nichts ein, mach doch ein Redesign.

So sah das Logo auf der  Frontseite des «SonntagsBlick» vor zehn Jahren aus:

So sah es 2020 aus:

 

So sah es vor drei Jahren nach dem völlig verunglückten Redesign aus:

Zusammenhangslose Kästchen und ein Regenrohr statt eines l. Plus ein unverständlicher Strich, der – AD-Furz – den Cursor im Internet symbolisieren soll. Im Print …

So sah das Logo in der vorletzten Ausgabe aus:

Die schlimmsten Fehler sind wieder korrigiert, die Kästchen sind weg, ebenfalls das Regenrohr, und das c ist nicht mehr gequetscht wie noch vor zehn Jahren. Seine Enden sind wieder schräg, was mehr Dynamik gibt.

Könnte man so lassen.

Aber wenn man sonst nichts zu tun hat, weil die Qualität des Inhalts gar nicht mehr gesteigert werden kann, macht man doch einfach ein neues Redesign. Und diesmal gleich radikal:

Begleitet von dem üblichen Gequatsche, diesmal vom Chefredaktor Reza Rafi: «Es ist an der Zeit, den SonntagsBlick ansprechender und moderner zu gestalten – dabei sollen sowohl gute Geschichten als auch kraftvolle Optik weiterhin im Zentrum stehen.» Schon wieder?

Damit unterscheidet sich der SoBli nun deutlich von der Konkurrenz:

Ebenfalls ausgeschrieben über die ganze Seite und mit Grossbuchstaben im Schriftzug drin. Nur wird hier der Platz besser ausgenützt als beim neuen SoBli-Logo. Ach, und man verwendet Blau statt Rot.

Die «SonntagsZeitung» blieb über die Jahre recht konstant, wenn wir bis 2014 zurückgehen:

Jetzt ist der SoBli nach dem x-ten Redesign auch nahe an der NZZaS:

Die hatte allerdings auch schon Geschmacksverwirrungen und liess sich doch tatsächlich diese Gestaltung aufschwatzen:

Besonders hirnrissig der grosszügige Weissraum oben rechts, die reine Platzverschwendung.

Auch die alte Tante entfernte sich damit von ihrem bewährten Logo, an dem es nicht viel zu meckern gab, wenn wir zehn Jahre zurückschauen:

Aber die NZZaS hat sich wieder erholt.

Der SoBli versucht nun mal was ganz Neues, Altes. Um ihn wie immer noch «ansprechender und moderner zu gestalten».

Zugegeben, es war auch schon schlimmer. Warum aber an dem Markenzeichen der «Blick»-Familie, die knallige weisse Schrift im roten Feld, herumgefummelt werden musste, das Bewährte durch die viel schwächere rote Schrift auf Weiss gekontert werden muss, dass wissen nur Rafi und sein AD, der sich hier selbstverwirklichen durfte.

Das ist das aktuelle Logo des «Blick»:

Das kann man schlecht über die ganze Seite ziehen, zu wenig Buchstaben. Dass man bei seiner Sonntagsausgabe die CI beibehält und halt noch das längere Wort Sonntag dazustellt, macht eigentlich Sinn.

Das wegzuschmeissen ist eigentlich Unsinn.

 

 

 

 

Die Judenfrage

ZACKBUM begibt sich mutig auf dünnes Eis.

Ist Kritik an Israel, einem jüdischen Staat, erlaubt? Oder ist das gleich Kritik an «den Juden» und damit antisemitisch?

«Der jüdische Schriftsteller Thomas Meyer findet die Parteinahme von Nemo «dumm» und erklärt, warum wir Schweizer ein sehr spezifisches Antisemitismus-Problem haben.»

So leitet die «SonntagsZeitung» das Interview mit Meyer ein. Ginge es nach dem Schriftsteller, stünde bereits das Adjektiv «jüdisch» unter strengem Antisemitismusverdacht. Allein darin zeigt sich die Absurdität seiner Position.

Er wertet, urteilt, qualifiziert und denunziert. All das mit der Massgabe: «Ich finde jegliche Parteinahme dumm.» Also sind seine Parteinahmen auch dumm. Oder ist das bereits antisemitisch?

Dabei widerspricht er sich gleich selbst.

Auf die Frage, ob denn in keinem Konflikt eine Parteinahme erlaubt sei, antwortet er: «Natürlich nicht. Beim Ukraine-Krieg oder den Nazigräueln ist der Fall klar. Der Israel-Palästina-Konflikt aber ist so alt und komplex, dass man sich als vernünftiger und intelligenter Mensch keine Parteinahme leisten sollte.»

Ist im Ukrainekrieg der Fall wirklich «klar»? Ist dessen Geschichte nicht auch alt und komplex? Und worin bestünde dann diese «Klarheit»? Urteilen also nur unvernünftige und blöde Menschen über den Palästina-Konflikt? So wie er es weiter unten auch tut.

Man dürfte also weder die Verbrechen der fundamentalistischen Wahnsinnigen von der Hamas, noch die Kriegsverbrechen der israelischen Regierung verurteilen? Es wäre nicht erlaubt, darauf hinzuweisen, dass der Ministerpräsident Netanyahu, der sich an sein Amt klammert, um dem Knast wegen Korruptionsanklagen zu entgehen, auf einer Fahndungsliste steht und eigentlich in jedem Land, das er besucht und das die Hoheit des Internationalen Strafgerichtshof anerkennt, verhaftet werden müsste?

So wie Putin, so wie die führenden Verbrecher der Hamas?

Noch mehr Unausgegorenes: «Parteinahme wertet bloss. Sie sagt: Dieses Leid ist schlimmer als das andere. Das halte ich für zynisch.» Man sollte also angesichts der völligen Zerstörung der Infrastruktur im Gazastreifen, der verbrecherischen Blockade jeglicher Hilfslieferungen an die leidenden Hunderttausenden von unschuldigen Zivilisten nicht parteilich werten dürfen, weil man dann bereits Antisemit sei? Und das Leiden der israelischen Geiseln sowie den terroristischen Angriff der Hamas damit als weniger schlimm taxierte?

Dass Meyer diese naheliegenden Fragen nicht gestellt wurden, zeugt von der Beisshemmung des Interviewers Christian Brüngger. Der ist «ist Redaktor, er kam 2001 zum Tages-Anzeiger. Er schreibt für das Ressort Reportagen & Storytelling. Davor arbeitete er viele Jahre fürs Sport-Team. Er studierte Geschichte und Filmwissenschaften in Zürich.» Also ein rundum qualifizierter, gut vorbereiteter Journalist, der hier seine Schleimspur hinterlässt.

Genauso hanebüchen ist Meyers Unterstellung aller Schweizer unter einen Generalverdacht. Die Schweiz habe seit den Pogromen im 14 Jahrhundert keine «Extreme» erlebt: «Viele Schweizerinnen und Schweizer glauben deshalb, das Land sei frei von diesem Problem. Das verleitet zu sagen: «Ich bin kein Antisemit, weil ich ja Schweizer bin. Und ausserdem ein guter Mensch.» Das führt dazu, dass man sein antisemitisches Gedankengut nicht als solches erkennt.»

Schön, dass Meyer, im Besitz eines geeichten Messgeräts für Antisemitismus, «vielen Schweizern» in die Fresse hauen kann, dass sie eben doch Antisemiten seien, es bloss nicht merkten. Denn auch wenn sie es nicht wissen, er weiss es:

«Alle Menschen, die mir antisemitische Dinge ins Gesicht sagten, waren überzeugt, keine Antisemiten zu sein. Vielmehr war in ihren Augen ich das Problem, weil ich angeblich überall Antisemitismus wittere.»

Wer also Meyer vorwirft, wie so viele andere, die die Antisemitismuskeule missbrauchen, selbst mit dieser Arroganz Antisemitismus zu befördern, ist in seinen Augen ein Antisemit. Dabei ist Kritik an den Untaten der israelischen Regierung keinesfalls per Definition antisemitisch. Sondern nötig und berechtigt. Es steht Meyer nicht an, hier den Schiedsrichter zu spielen, was zu sagen erlaubt ist und was nicht.

Seiner Logik folgend, dürfen nur Juden wie er Israel kritisieren: «Ich selber finde es, gerade als Jude, absolut unerträglich, in was für einen blindwütigen Verbrecherstaat sich Israel verwandelt hat.» Aber würde ZACKBUM als Nichtjude dasselbe sagen, stünde es bereits unter Antisemitismusverdacht, hätte Partei genommen, was Meyer ja eigentlich verurteilt, ausser, er tut es selbst.

Dass er die Parteinahme von Nemo und anderen Kunstschaffenden als «dumm» abqualifiziert, ist sein gutes Recht. Ist es dann auch möglich, seine Absonderungen als «dumm» zu bezeichnen? So als Nichtjude einem Juden gegenüber?

Folgte man seiner Aberwitzlogik, dürfte das allerhöchstens ein Jude tun. Das ist die gleiche woke Verpeiltheit, die fordert, dass nur Schwarze etwas über Angelegenheiten von Schwarzen sagen dürfen. Nur ein schwuler Schauspieler einen Schwulen spielen darf. Nur eine Frau über den Feminismus öffentlich nachdenken darf.

Meyer fordert einen «safe room» für alles, was mit dem Palästinakonflikt zu tun hat. In dem nur Juden Partei ergreifen dürfen, obwohl das eigentlich dumm sei.

Ein freier Diskurs, seit der Aufklärung unser probates Mittel zu Erkenntnisgewinn zu kommen, soll hier wieder in mittelalterliche Kerker der unberührbaren Themen gesperrt werden. Was die katholische Kirche damit angerichtet hat, ist bekannt.

Jeder Versuch einer Wiederholung ist strikt zurückzuweisen. Die Kirche masste sich an, als Verkünder des Wort Gottes über eine unumstössliche und nicht bezweifelbare Wahrheit zu verfügen. Wenn vergleichsweise kleine Lichter wie Meyer das auch für sich beanspruchen, machen sie sich nur lächerlich. Ein solches Urteil als antisemitisch zu denunzieren, was ja Meyers einziges, ärmliches Argument wäre, lässt die Frage aufkommen, ob dumm steigerbar ist.

Vermutlich ja.

________

Der Artikel erschien zuerst auf «Inside Paradeplatz». 

Kriegstrommeln

Kann man einen Krieg herbeischreiben? Der Versuch findet statt.

Die kläffende Meute ist auf der Jagd. Im Medienarchiv SMD findet man in der vergangenen Woche 360 Treffer, wenn man nach den Begriffen Putin und Angriff sucht.

Dabei wäre doch Trump, Vance, Grönland und Angriff ein viel ernsteres Szenario.

So vermeldet das ansonsten friedliche Liechtensteiner «Vaterland»: «Geheimdienste: Putin rüstet sich für Krieg gegen Nato». Auf «Inside Paradeplatz» raunt Militär-Altstratege Albert Stahel: Würde sich wegen Grönland die NATO auflösen, «könnte Waldimir Waldimirowitsch Putin, ohne eine Vergeltung der USA zu befürchten, in einer ersten Etappe den Suwalki-Korridor, der die russische Enklave Kaliningrad von Belarus trennt, erobern

Auch die «Sonntagszeitung» warnt vor dem russischen Bär: «Russland bereitet sich auf einen grossen Krieg vor». Die deutsche «Welt am Sonntag» ist ebenfalls im Sandkasten unterwegs: «Ein möglicher Krieg mit Russland könnte an der Nato-Ostflanke seinen Anfang nehmen». Das ist eine besonders überraschende Analyse, da ja der militärische Laie annimmt, dass Russland via Spanien oder Italien angreifen würde.

In der ehemals pazifistischen «Republik», die der Forderung im SP-Parteiprogramm, die Armee abzuschaffen, durchaus sympathisierend gegenüberstand, raunzt Wendehals Yves Wegelin: «Angesichts der Bedrohung durch Putin muss sich Europa verteidigen können.»

Wenn man so die Kriegstrommel schlägt, dann muss ja wohl eine belastbare Basis für diese Befürchtung vorhanden sein. Eine Quelle beispielsweise innerhalb des Kreml, die kriegerische Vorbereitungshandlungen ausplaudert. Oder ein angesehener Think Tank, der seine Reputation nicht mit waghalsigen Spekulationen aufs Spiel setzen will und ernsthaften Anlass zu solchen Befürchtungen hat.

Denn die Vorbereitungen auf einen solchen Angriff auf die NATO müssten ja sichtbare Spuren hinterlassen.

Und schliesslich sollten doch seriöse Mainstreammedien verantwortlich mit solchen Behauptungen umgehen und sie zuvor auf Plausibilität geprüft haben.

In einer Traumwelt, in der der heutige Elendsjournalismus nicht existieren würde. In unserer Welt sieht es allerdings ganz anders aus.

Das angebliche Qualitätsorgan «SonntagsZeitung» übernimmt mal wieder die teutonische Sichtweise von gleich drei Autoren der «Süddeutschen Zeitung». Es handelt sich um die Militär- und Kriegsspezialisten Jörg Schmitt, eigentlich zuhause in Korruption und Wirtschaftskriminalität. Um Florian Flade, der sonst über Terrorismus, Extremismus oder Spionage rapportiert. Und um Manuel Bewarder, Reporter in Sachen «Politik, Sicherheit und Migration». Diese drei Koryphäen bauen nun mit allen Mitteln der Demagogie ein Angriffsszenario auf.

Einstieg mit dem Generalinspekteur der deutschen Bundeswehr, dem es in einer Talkshow gar nicht wohl gewesen sei und der dort behauptete, dass das Ende des Ukrainekriegs nicht dazu führe, dass «wir Frieden auf dem europäischen Kontinent haben». Das ist natürlich noch etwas vage, also darf ein Professor der Bundeswehr-Universität in aller wissenschaftlicher Neutralität sagen: «Russland bereitet sich auf einen grossen Krieg vor.»

Und worauf stützen sich all diese Kriegskrakeeler? Auf eine «neue Lagebewertung des Bundesnachrichtendienstes (BND) und der Bundeswehr».

Die Lachnummer BND und die Lachnummer Bundeswehr haben sich also wie Dick und Doof zusammengetan und eine «Lagebewertung» vorgenommen. Allerdings hat man dort doch aus den vielen Flops der Vergangenheit gelernt und eiert eigentlich in einem Einerseits-Andererseits herum.

Einerseits gebe es keine Hinweise auf eine«unmittelbar bevorstehende russische Konfrontation mit der Nato». Aber bevor man aufatmen kann; andererseits: schaffe Russland bis Ende der Dekade wohl alle Voraussetzungen, um einen «grossmassstäblichen konventionellen Krieg» führen zu können.

Oha. Womit wird diese Behauptung gestützt? «Die Prognose für die kommenden Jahre decken sich in grossen Teilen mit Einschätzungen des litauischen Geheimdienstes VSD». Also der eine Geheimdienst unkt und beruft sich dabei auf die Unkenrufe eines anderen.

Gibt es daneben eigentlich irgendwelche Fakten, Belege, beispielsweise wenigstens ein russisches Sandkastenspiel, das solche Kriegslüsternheit des Iwans belegen könnte?

Nein.

Also ist das unverantwortliche Kriegstrommelei, um Aufmerksamkeit zu erzielen, ohne Rücksicht auf mögliche Folgen. Wieder einmal wurde die Meinung besiegt, dass der Elendsjournalismus nicht tiefer sinken könne. Er kann.

Gekaufte Journalisten

Schon mal gewundert, wieso bei all den Leaks und Papers ein Land immer fehlt?

Bis zur Ermüdung des Publikums machten sich «internationale Konsortien» von sogenannten Recherchier- oder Investigativjournalisten daran, immer neue Datenberge zu durchwühlen, die ihnen von anonymen Quellen zugesteckt worden waren. Auch Organe wie die «SonntagsZeitung» beteiligten sich daran.

«Panama Papers», «Pandora Papers», «Suisse Secrets» oder irgendwelche Leaks: immer wurde so getan, dass hier ungeheuerliche verbrecherische Geldflüsse aufgedeckt würden. In Wirklichkeit verwendeten die Journalisten Hehlerware, spielten Ankläger, Richter und Henker in einer Person und nagelt nach Belieben Personen an den medialen Pranger.

Meistens schrumpften die Riesenskandale dann zu ein paar Skandälchen zusammen, die bewiesen, dass die angeprangerten Finanzkonstrukte (Holdings und Trusts auf kleinen Inseln!) in überwältigender Mehrheit völlig legale, saubere Gebilde waren, um komplexe internationale Strukturen im Griff zu behalten.

Immer öfter verröchelte die nächste Übersensation schon auf der Startlinie und wurde «zum Skandal, der keiner wurde», wie sich ein federführender Mitarbeiter frustriert beschwerte.

Was aber allen – ausser den beteiligten Journalisten – auffiel: es ging um Panama, es ging um Singapur, es ging um die Bahamas und andere karibische Inseln. Aber niemals nicht wurde das Land erwähnt, in dem die grössten Geldwaschmaschinen der Welt stehen. Wo der Schutz des Beneficial Owners bis heute am grössten ist. Das Land, das man jedem nur empfehlen kann, der schmutziges Geld in Sicherheit bringen oder waschen will: die USA.

Nun hat die französische Plattform Mediapart in einer grossangelegten Recherche einen Grund dafür geliefert, der ja vorher schon offensichtlich war. Denn wir kann es sein, dass angeblich selbstlose anonyme Quellen Gigabyte von Finanzdaten einfach so wegschenken, mit denen sich problemlos ganze Erpressungskaskaden bewerkstelligen liessen? Und wieso spielte bei all diesen Enthüllungen das «Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP)» so eine grosse Rolle?

Für beides gibt es eine Erklärung. Weil OCCRP seit seiner Gründung im Jahr 2006 mit mindestens 47 Millionen Dollar unterstützt wurde – von der US-Regierung, genauer über die Entwicklungshilfsbehörde USAID.

Das letzte Mal griffen die Cracks von Tamedia auf Erkenntnisse des OCCRP zurück, als es darum ging, via «Cyprus Confidential Leaks», also in Zypern gestohlene Geschäftsunterlagen, den Journalisten Hubert Seipel ans Kreuz zu nageln, der immer abgestritten hatte, von Moskau Geld für seine Bücher zu bekommen – aber dennoch von einem Oligarchen üppig unterstützt wurde.

Das wurde zu Recht scharf kritisiert, auch von ZACKBUM. Denn ist ja durchaus legitim, sich eine aufwendige Recherche finanzieren zu lassen – aber dann sollte man das auch einräumen.

Aber: wie steht es denn nun damit, dass offensichtlich viele sogenannte Lear- und Papers-Journalisten auf der Payroll der US-Regierung stehen? Könnte es nicht eine Erklärung für das merkwürdige Phänomen sein, dass in all diesen Datenraubzügen niemals, kein einziges Mal eine US-Holdingschnitzerei vorkam? Dass niemals Delaware, Texas, Nevada, Florida ein Thema waren?

Das wäre doch auch mal ein interessantes Thema für das «Investigativ Desk» von Tamedia. Aber ZACKBUM nimmt Wetten entgegen: das ist dort kein Thema. Dass man selbst angeflüttert und instrumentalisiert wurde: kein Thema. Ein weiterer Sargnagel im Deckel über den Begriffen Vertrauen und Kompetenz.

Potz SoZ

Wie Tamedia wohl daherkäme, wenn man Rutishauser nicht abgesetzt hätte …

Das ist mal eine feine Rache. Der einzige Chefredaktor der Welt ohne Redaktion hat wieder eine «SonntagsZeitung» rausgehauen, die randvoll mit Lesespass ist.

Das fängt mit den Anrissen auf der Front an. Pistazie, warum nicht; Geschenke, das muss halt sein, und die Merkel-Autobiographie niedermachen, das ist ebenfalls nötig. Nun gut, ob man so viel über Meret Schneider wissen will, das ist die Frage. Aber niemand ist perfekt, nicht mal Arthur Rutishauser.

Sein Editorial ist mal wieder erste Sahne; er leitet unwiderlegbar die Prognose her, dass noch vor Weihnachten der Bundesrat verkünden wird, dass es eine Übereinkunft mit der EU gebe. «So kommt das Werk ins Parlament und dann vors Volk, und alle hoffen, dass es abgelehnt wird.» Grossartig.

Nicht minder gut ist der Hoffnungsschimmer als Aufmacher: «Woke wankt». Darauf hofft ZACKBUM auch schon seit Langem – bislang vergeblich. «Die Bewegung wurde immer schriller, gnadenloser», analysiert Bettina Weber, und das schürte schon lange die Hoffnung, dass sie ihren Zenith überschritten hat. Was aber bislang noch nicht passierte. Wer’s nicht glaubt, muss nur den Tagi aus dem gleichen Medienhaus lesen, wo nach wie vor Woke-Besoffene mit all der Begrifflichkeit hantieren, von «toxischer Männlichkeit» über «männlich gelesen» bis «cisgender», die in der SoZ in einem «Woke-Glossar» aufgespiesst werden.

Dann nimmt sich Adrian Schmid die starke Aussage von Elon Musk zur Brust: «Idioten bauen immer noch F-35». Was Brisanz dadurch bekommt, dass die Schweiz bekanntlich für 6 Milliarden Franken diese Idiotie kaufen will. Auch ein ETH-Professor gibt Musk recht: ««In absehbarer Zukunft werden Drohnen bemannte Kampfflugzeuge ablösen», sagt der Robotikexperte» Roland Siegwart.

Dann hat Rico Bandle einen neuen «Eklat an der Universität Bern» aufgedeckt. Nachdem dort das Nahost-Institut aufgelöst wurde, weil sich ein Mitarbeiter über das Hamas-Massaker vom 7. Oktober als «Geburtstagsgeschenk» gefreut hatte. Und von seiner Chefin Serena Tolino in Schutz genommen wurde – nicht zuletzt, weil die Äusserung von ihrem Mann stammte.

Zuvor noch lud es mit Geldern des Nationalfonds einen zum Islam konvertierten US-Professor ein, der mit mehr als schrägen Aussagen auffällt. Israel gehe in die Geschichte ein als ein Land, «das vor allem für seinen Genozid, seinen Rassenfanatismus auf dem Niveau des Dritten Reichs und seines religiösen Fanatismus bekannt ist, der den IS harmlos erscheinen lässt». Zudem ist er strikt gegen jegliche «LGBTQ-Ideologie», weil der Islam sowohl gleichgeschlechtlichen Sex wie auch Geschlechtsänderungen verbiete.

Dazu ein Verschwörungstheoretiker, der behauptet, Israel wolle mit dem Verbreiten von Krankheiten «den schlimmsten Völkermord seit dem Zweiten Weltkrieg» begehen. Als damals das Institut aufgelöst wurde, nicht zuletzt auch wegen Vetternwirtschaft, blieb aber die Institutsleiterin Tolino. Das müsste sich nach diesem Skandal wohl ändern.

Dass dann «SPONSORED Eine Anzeige von Südtirol» täuschend ähnlich wie eine redaktionelle Doppelseite daherkommt, nun ja. Dicht gefolgt von der «Publireportage Die Rolle der Milchkuh im Grasland Schweiz». Dargeboten von «swissmilk». Nun ja.

Dann hat Solarpionier Bertrand Piccard jahrelang bezahlte Promotion für die Firma PrimeEnergy gemacht. Was Tausende von Kleinanlegern im Vertrauen auf seine Expertise dazu brachte, dort Geld zu investieren. Das könnte nun futsch sein, denn PrimeEnergy ist Konkurs. Pleite. Bankrott. Und Piccard versucht sich damit herauszureden, dass es ihm leidtue und doch auch niemand Roger Federer einen Vorwurf mache, dass der für die untergegangene Credit Suisse Werbung gemacht habe.

Selbst das Ausland ist – dank David Pfeifer von der SZ und der Tickeragentur AFP – leidlich gut unterwegs, dazu noch das Tagi-Urgestein Martin Suter, der nicht wie all seine Kollegen eine Trump-Phobie hat, lesbar. Glücklicherweise sind hier nicht so Moralkreischen wie Oliver Meiler unterwegs, der nicht weniger als «die Welt» dazu auffordert, «nach Avignon zu blicken». Was die SoZ verdankenswerterweise nicht tut.

Dann die Seite mit Markus Somm und Gülsha Adilji. Aber mehr als «Die schlimmsten …» und «Die Juso setzen sich …» hat ZACKBUM nicht gelesen, so schüttelte es uns.

Wenn der «Wirtschaft» nun wirklich nichts einfällt, dann macht sie damit auf:

Oh je, ein Ratgeber auf dem «Blick»-Niveau. So geht’s dann auch weiter, bis immerhin Armin Müller den neuen Trend aufnimmt, dass «weniger Staat» und Schluss mit ungehemmt Schuldenmachen «wieder im Trend» sei. Dazu sagt natürlich auch der ehemalige Wirtschaftschef der NZZ Gerhard Schwarz etwas.

Schliesslich interviewt Christian Mayer den Bestsellerautor Robert Harris. Natürlich aus der SZ übernommen, und ob Harris wegen seines gerade erschienenen nicht wirklich starken Buchs «Abgrund» so viel Aufmerksamkeit verdient? Aber die «Kulturedaktion» von Tamedia ist wahrscheinlich mal wieder mit der Verteidigung des Gendersternchens ausgelastet.

Dann wird’s etwas Gerümpelturnier, bis eine Jubel-Reportage über das türkische Antalya im Winter die SoZ beschliesst. Aparte Fussnote: «Die Recherchereise wurde zum Teil unterstützt von Veranstaltern, Hotels, Fluglinien und Tourismus-Agenturen». Recherchereise? Unterstützt? Selten so gelacht.

Wumms: Arthur Rutishauser

Was der Tausendsassa so alles selber macht.

Zunächst ist er der einzige Chefredaktor der Welt ohne Redaktion, aber mit Blatt. So füllt er verbissen jede Woche die SonntagsZeitung aus der Restenrampe der demotivierten und dezimierten Tamedia-Redaktion. Und tut das viel besser als seine Kollegin Raphaela Birrer beim Hauptblatt «Tages-Anzeiger» plus Kopfsalat.

Dann schreibt er ein staatsmännisches Editorial zu den US-Wahlen, das von gelassenem Überblick zeugt. Während Birrer nachhaltig verstummt ist. Was hat denn die Oberchefredaktorin von Tamedia, die immer noch über eine Million Leser beschallt, zu einem nicht unwichtigen Ereignis zu sagen? In der Vergangenheit äusserte sie sich nicht immer glücklich zu Pipifax.

Aber seit der Ankündigung des Totalflops «neue strategische Ausrichtung» und einem Online-Redesign, das den Leser zu Hunderten in Wallungen bringt, schweigt sie eisern. Mal so als Chefredaktorin einige besänftigende Worte zu aufgebrachten Konsumenten, die das neue Erscheinungsbild online das Allerletzte finden? Wenigstens das übliche «nehmen die Bedenken ernst, werden weiterhin optimieren, verbessern, noch schöner, noch näher, noch Blabla»? Nein, nichts.

Als hätte sie Schreibstau.

Rutishauser hingegen wuppt nicht nur eine ganze Sonntagszeitung, die inzwischen sogar die NZZaS immer wieder abtrocknet, sondern er schreibt auch weiterhin wie ein Weltmeister einen Wirtschaftsartikel nach dem anderen.

Als wäre das nicht schon eine beeindruckende Leistung, trekkt er noch kurz durch die abgelegensten Gebiete von Pakistan.

Mit der Gelassenheit eines abgebrühten Reisereporters beschreibt er Pakistan als solches und noch einen abenteuerlichen Trip ins Hochgebirge in Sichtdistanz zu den gigantischen Bergen.

Und füllt auch hier locker zwei Seiten im Alleingang. Obwohl die Reise durchaus anspruchsvoll war: «Nicht wenige Passagiere schliessen wie ich die Augen, doch der Pilot setzt die Maschine routiniert auf die Piste neben das kleine Flughafengebäude.»

Auch körperlich verlangt sie einiges ab: «Und es wird anstrengend. Die Sonne brennt, es ist staubig, es geht steil aufwärts, aber noch fühle ich mich fit.» Auch gut dosierte Ironie hat Rutishauser im Gepäck: «Der Reiseleiter warnt, wir sollen uns mit einer Kopfbedeckung vor der Sonne schützen. Baseballkäppis sind etwas für Trump-Anhänger, denke ich und ignoriere die guten Tipps.»

Er hat’s überlebt: «Runter gehts am nächsten Morgen in einem Tag. Wie genau das Knie hier mitgemacht hat, weiss ich im Nachhinein nicht mehr. Man kann Schmerz ja auch ignorieren, sage ich mir jedenfalls, und irgendwann bin ich unten.»

Schmerz ignorieren, das ist ein gutes Motto fürs Überleben im Glashaus an der Werdstrasse.

Begleitet wurde das Trekking nicht nur von Reiseleitern, sondern sogar von einer Regierungsdelegation, die sich wohl nicht unberechtigte Sorgen um die Sicherheit der kleinen Gruppe von Reisejournalisten machte. Wäre denen was passiert, wäre die grosse Tourismus-Initiative ein Schuss in den Ofen geworden.

So resümiert Rutishauser am Schluss: «Ich glaube, es braucht die Liebe zu den Bergen, etwas Kondition und vor allem eine gute Portion Abenteuerlust. Wer das mitbringt, der ist hier am richtigen Ort. Ich bin jedenfalls froh, dass ich das Abenteuer gewagt habe

Dann kommt noch der übliche Abbinder: «Die Reise wurde unterstützt von Nature Tours». Unterstützt ist gut.

Beim Lesen von Rutishausers Abenteuern kommt einem aber der schreckliche Verdacht, dass vielleicht einige im Hause Tamedia gar nicht unglücklich gewesen wären, wenn er nicht zurückkäme. Aber auch diesen Gefallen hat er den Versagern in der Chefetage nicht getan.

Vielleicht gönnt man ihm als nächsten Trip dann einen Ausflug auf die Seychellen oder nach Mauritius. Oder aber nach Valencia.