Schlagwortarchiv für: Sippe

Der Coninx-Clan

Die Schweiz hat schon Pech mit ihren Verlegerfamilien. Ehemals Herausgeber, jetzt mehr Herausnehmer.

Im Vergleich mit dem Wanner– und dem Ringier-Clan ist die Besitzerfamilie des Unternehmens Tx (oder TX oder «Tages-Anzeiger» AG, inkl. Tamedia AG) speziell.

Ihr Gesamtvermögen wird auf rund 1,5 Milliarden Franken geschätzt. Nach dem Börsengang des Joint-Venture Swiss Marketplace Group (SMG) dürfte es nochmals kräftig angeschwollen sein.

Der deutsche Bergbauingenieur Otto Coninx-Girardet legte den Grundstein, indem er seit 1918 den «Tages-Anzeiger» herausgab. Otto Coninx-Wettstein führte weiter und baute aus, dann kam Hans-Heinrich Coninx und ab 2007 schliesslich sein Neffe Pietro Supino.

Die TX Group, wie die Holding inzwischen heisst, verfügt über einige Grossaktionäre. Darunter Pietro Supino ~ 13,6 %, Dr. Severin Coninx ~ 13.20%,  Rena Maya Coninx Supino ~ 12.95 %, Dr. Hans Heinrich Coninx ~ 11.93 %, Fabia Schulthess~ 5.53 %, Andreas Schulthess~ 5.53 %, Regula Hauser-Coninx~ 4.63 %, etc.

Schätzungsweise hält die Familie – inklusive Verwandten und Beteiligten – zusammen knapp 74 % der Aktien von TX Group, wobei eine Gruppe von 19 Kleinaktionären der Familie sich bloss 2.14 % des Kapitals teilen.

Der Umsatz der TX Group liegt etwas unter einer Milliarde Franken im Jahr. Das Sorgenkind der Holding ist Tamedia, der Medienteil. Weder dem Big Boss Supino, noch seinen wohlbezahlten Medienmanagern fällt eine Strategie ein, wie man das profitabel machen könnte. Ausser, indem man das Angebot und die Woke Force (Pardon, Work Force) runterholzt und das als «Synergie» und «Qualitätssteigerung» verkaufen will.

Die Zukäufe eines ganzen Kopfblattsalats haben zudem viel gekostet und wenig gebracht.

Auf der anderen Seite besteht die ganze Coninx-Sippe, wenn man auch Angeheiratete und Lebenspartner dazuzählt, aus ungefähr 70 bis 90 Personen, reine Blutsverwandte gibt es etwa 50 bis 65.

Die wollen alle durchgefüttert werden und ihren teils kostspieligen Hobbys frönen.

Sie verstehen sich auch nicht mehr unbedingt als Herausgeber von Medienprodukten im klassischen Sinn.

Sondern vielmehr als Herausnehmer von Dividenden, Sonderdividenden und Profiteure von teuren Aktienrückkaufprogrammen.

Die zentralen Segmente der Tamedia AG, Pardon, der TX Group AG, sind Tamedia (Medien), «20 Minuten», Goldbach Group und TX Markets.

TX Markets machen dabei Margen im zweistelligen Bereich von bis zu 40 Prozent, Goldbach liegt bei 10 bis 20 Prozent, 20 Minuten bei 7, Tendenz stark abnehmend, und Tamedia bei 0 bis 1 Prozent.

Also ist völlig klar, wenn man keine Herausgeber-, sondern vielmehr eine Herausnehmer-Perspektive hat, wo die Zukunft der Firma liegt – und wo die Vergangenheit ohne Zukunft.

Das haben nur noch nicht alle 1800 Mitarbeiter (wobei die Zahl ständig schrumpft) von Tamedia mitgekriegt. Aber in naher Zukunft werden sie ihre Lieblingsbeschäftigungen – Bauchnabelbetrachtung, Befehle und Ratschläge an die Welt – aufgeben müssen.

Wenn die Stellensuche erste Priorität bekommt. Denn zu Herausgeben und Herausnehmen gehört eben auch Herausschmeissen.