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Guten Rat braucht der Mensch

Schön, dass es dafür den «Blick» gibt.

Kann man auch überberaten sein? ZACKBUM weiss es nicht und ist etwas ratlos, aber der «Blick» probiert es auf jeden Fall. Gelegenheit für eine neue Fotoromanza!

Ratschläge und Erklärungen, was täten wir ohne. Die Welt machte und hätte keinen Sinn. So aber:

Knapp oberhalb der Erklärung: Feuer hat es, wenn es brennt.

Auch diese Erklärung, Hand aufs Herz, haben fast alle ZACKBUM-Leser bislang vermisst:

Noch eine Erklärung:

Sorry, leider nur für die wenigen Abonnenten von «Blick+».

Nun aber eine Frage, deren Beantwortung uns alle brennend interessiert:

Also die links, die rechts hatten wir schon.

Nun betreten wir ein etwas heikles Gebiet; ein Thema, das so beim «Blick» eigentlich gar nicht mehr vorkommen sollte:

Beeindruckend auch die Visualisierung des Problems. Also von Sex mit Banane und Präservativ drüber kann es nie zu wenig geben, würde ZACKBUM sagen.

Nun aber ein echter Ratgeber:

Wir wollen hier dem interviewten «Ratgeber-Autor» nicht vorgreifen. Aber wäre unter Leute Gehen nicht eine Möglichkeit?

Nun geben wir alle zu, dass wir das nicht gewusst haben:

Muss man das so verstehen: wenn keine Haare auf dem Teller liegen, dann ist alles gut?

Aber bevor wir in Trübsal verfallen, schon wieder ein Ratgeber:

Erst noch im Dreierpack. Aber oh je, es handelt sich hier um Schleichwerbung.

Nun aber ein Ratgeber für, ähem, IQ-mässig sich auf Raumtemperatur Bewegende:

Echt jetzt, muss denn alles schwieriger werden? Oh ja, sagen die beiden «Blick»-Cracks Patrik Berger und Nicola Imfeld, weil einer allein das schwierige Thema nicht bewältigt hätte: «Aufgepasst! Morgens mal eben mit kleinen Augen und ohne Lesebrille im Quartierladen eine Banane fürs Birchermüsli kaufen geht nicht mehr. Wer beim Grossverteiler oder im Discounter die Früchte- und Gemüsewaage bedient, muss bei der Sache sein und den Durchblick haben.»

Bevor die ZACKBUM-Leser sich nun nicht mehr trauen, Früchte zu kaufen: man muss nun auch noch die Verpackungsart beim Wägen eingeben. Und natürlich auch beim Wiegen.

Sind wir endlich genug beraten worden? Ach, einer geht noch:

So, nun sind wir alle so rundum beraten, dass wir zu Alkohol greifen müssen. Aber Vorsicht, auch dazu gibt es noch einen guten Rat vom «Blick»:

Porno-NZZaS

Errötend bringt ZACKBUM einen Ausschnitt des Covers zur Kenntnis.

Beat Balzli weiss nicht, wohin er mit der NZZaS will. Das ist bedenklich. Er lässt aber auf dem Cover Dinge zu, die sicherlich die Mehrheit der NZZaS-Leser irritieren, abschrecken, abstossen.

Denn ineinander verschlungene, nackte und  weibliche Körper, schwarze und weisse, die Andeutung zweier Gesichter, brutal beschnitten, was soll das? Dazu der Lockstoff-Titel «Verstehen Sie Sex noch?» Und der herbeigezerrte Anlass, dass es seit einer Woche ein neues Sexualstrafrecht in der Schweiz gilt.

Der Text dazu, von der einschlägig bekannten Nicole Althaus, die gerne mehr oder minder wackelige Texte über Sexualität absondert, dazu das männliche Feigenblatt Thomas Isler, mangels inhaltlichem Gewicht gleich nochmal mit einer merkwürdig illustrierten ganzen Zeitungsseite eingeschenkt, was soll das?

Indem man die Hände merkwürdig verschränkt?

«Wie geht heute Sex?» Ist das eine Frage, die man sich stellen muss? Die man beantwortet haben möchte? Und selbst wenn, auf den folgenden knapp 24’000 A bekommt man auch nur unablässig Fragen, sehr wenig Antworten.

Immerhin kommen die Autoren zu einer trivialen Erkenntnis: «Nun wird kaum jemand sein Liebesleben verändert haben, weil vor einer Woche das neue Gesetz in Kraft getreten ist.» Und zitieren aus einer alten und umstrittenen Umfrage von Amnesty International aus dem Jahre 2019, wo 22 Prozent aller befragten Frauen (Männer zählen da bekanntlich nicht) angaben, «ungewollt sexuelle Handlungen erlebt» zu haben.

Dazu wurden rund 4500 Frauen in der Schweiz befragt, davon über 4000 online, «beworben über die Kanäle von Amnesty International». Bekanntlich ist anonymen (und nicht erst nachträglich anonymisierten) Umfragen mit grosser Skepsis zu begegnen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Begriff «ungewollte sexuelle Handlungen» oder seine Abgrenzung zu «sexuelle Belästigung» nicht definiert wird. Also schlichtweg eine Nonsens-Umfrage.

Ansonsten können die Autoren nur fragen, fragen, fragen.

«Was also läuft in den Schlafzimmern im Land falsch? … Was ist Sex? … Welche Bedeutung hat Sex in unserer Gesellschaft, und welche Bedürfnisse befriedigt er? … Doch wie lernt der Mensch, das, was er will, von dem zu unterscheiden, was er nur meint, wollen zu sollen?» Ad nauseam, wie man in gehobenen Kreisen sagt.

Dazu kommen dann Expertinnen und Spezialistinnen und Buchautorinnen zu Wort. Und wenn ein Journalist heutzutage eine Reise tut, und sei’s auch nur ins Zürcher Oberland, dann muss er dieses welterschütternde Ereignis gleich in den Text einbauen:

«Am Kiosk beim Zürcher Klusplatz lockt der «Blick» mit Kim Kardashian im knappen Leoparden-Bikini auf der Front, kurz bevor die Stadt ins Land übergeht, ist das Rüebli auf dem Werbeplakat für die Eigenmarke «Miini Region» von Coop zu einem erigierten Penis übermalt worden. Und auch wo die Häuser seltener werden, entdeckt man vor und nach jeder Haltestelle irgendein Graffito an einer Hauswand, welches das F-Wort enthält.»

Was das mit der Frage, wie heute Sex gehe, zu tun hat? Wieso wurden nicht die Wetterbedingungen oder der Preis des Taxis thematisiert?

Dazu noch eine Prise Sauglattismus (die BDSM-Szene sei vorbildlich, weil hier eben vorher ausführlich geredet wird), und zum Abschluss kommt noch tatsächlich der «vorvorgestrige «Playboy»-Gründer Hugh Hefner» zu Wort und wird gelobt, denn der habe gesagt: «Sex findet zwischen den Ohren statt, nicht zwischen den Beinen.»

Damit Isler auch noch etwas zu schreiben kriegte, darf er dann noch die «Geschichte des Sexualstrafrechts» ab 1532 aufrollen. Das erspart natürlich das Googeln ungemein.

Was für eine neuerlich dysfunktionale Ausgabe. Beat Balzli verliert sich im Editorial in Erinnerungen an «Das grosse Fressen» (ein Film von 1973). Daneben werden die «letzten Tage von Joe» heruntergezählt. Man ist nun schon per du mit dem US-Präsidenten, und alle diese Countdowns erinnern fatal an das Herunterbeten der letzten Monate, Wochen, Tage, Stunden, Minuten, Sekunden der Herrschaft Fidel Castros. Der dann friedlich mit 90 Jahren im Bett starb, nachdem er freiwillig die Macht altershalber abgegeben hatte.

Dann ein interessantes Stück über das korrupte Bildungssystem Indiens und ein Versuch, mit Snobismus die krachende Niederlage der Torys in England zu erklären. Dann ein riesig und kühn illustriertes Porträt von Präsident Macron, der unbeeindruckt wie weiland angeblich Nero dem Brand von Paris-Rom zuschaut. Diese Idee muss man erst mal an den Haaren herbeiziehen. Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich.

Dysfunktion dann auch die «Wirtschaft». Oder ist ein Artikel darüber, dass Schweizer Firmen die Namensschilder überdenken, weil Mitarbeiter gestalkt werden könnten, wirklich einen Aufmacher wert? Dabei wäre die Recherche darüber, dass Banken mit riskanten Hypothekenvergaben gewaltige Risiken in ihre Bücher nehmen, durchaus interessanter.

Und sonst? Was sonst? Auf Seite 52 ist mit den Leserbriefen Schluss, das ist sonst.

Nicht nur, dass Balzli schmerzlich vermissen lässt zu enthüllen, was es denn nun mit der Digitaloffensive auf sich hat, was eigentlich schon die Aufgabe seines Vorgängers gewesen wäre. Mit einer unablässig sich nach unten, ins Belanglose, Schlüpfrige, Niveaulose steigernden Covergestaltung setzt er sich auch der Frage aus, wie lange Eric Gujer dem noch zuschauen wird.

Wie vertrottelt sind die Internet-Nutzer?

Das kann man messen.

Denn es gibt immer wieder neue Wellen solcher Inserate:

Die Bauart ist immer die gleiche. Ein Promi, eine knackige Schlagzeile, das Ganze kommt daher, als sei es eine Meldung des «Blick». In Wirklichkeit handelt es sich schlichtweg um den Versuch, am Ende diejenigen, die so blöd sind, draufzuklicken, zu einer Zahlung für einen angeblich todsicheren Anlagetipp zu bewegen.

Ein ähnliches Werbemittel ist Direct Mailing, im Internet eher kostengünstig. Daher ist auch die überwiegende Mehrzahl aller Mails, die weltweit versendet werden, Spam. Abfall, der untaugliche Versuch, den Empfänger zu überreden, den Inhalt zu lesen und im besten Fall sogar den Call to Action zu befolgen.

Je nachdem, wer misst, reden wir hier von Rücklaufquoten von 1 Promill oder bis zu vier Prozent.

Auch hier gilt: den nächsten Dummen findest du immer. Deshalb sind auch Ankündigungen, dass ein afrikanischer Prinz oder George Soros  beschlossen hätten, dich, ja, genau dich, mit ein paar Hunderttausend oder besser noch ein paar Millionen zu bedenken, immer noch im Umlauf. Wer darauf reinfällt, wird mit inzwischen dank KI ziemlich guten Antworten daran herangeführt, dass das Geld eigentlich schon auf dem Empfängerkonto gelandet sei, es gebe da leider nur noch ein klitzekleines Problem, das aber mit 2000 $ kinderleicht zu lösen sei. Fällt jemand darauf rein, wird der Betrag gesteigert, bis der Trottel dann endlich aufgibt.

Im Internet ist allerdings bei Spam Sex immer noch die unbestrittene Nummer eins. Auf Facebook und anderen asozialen Plattformen wollen ständig lüsterne Frauen deine Bekanntschaft machen, selbst auf LinkedIn greift das um sich. Und bei Spam-Mails sind ebenfalls unendlich viele scharfe Weiber ganz heiss auf dich. Damit du dem Ansturm auch gewachsen bist, gibt es jede Menge Angebote von potenzsteigernden Mittelchen, oder wieso nicht gleich eine garantiert wirksame Penisverlängerung?

Aber diese Schrottinserate wie oben spielen auf einer anderen Klaviatur.

Besonders peinlich ist, dass man ihnen in (fast) allen Medien begegnet. Das hat seinen einfachen Grund darin, dass die Medienhäuser immer noch so blöd sind, sich von Google die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Anstatt ihre Inserate selbst zu bewirtschaften (und selbst zu kassieren), lagern sie Werbeplätze ihrer Online-Auftritte an Google aus, die werden dann mit von Google geliefertem Werbeschrott bespielt. Woran Google am meisten verdient, das Medium im Vergleich Peanuts.

Während aber die Kommentarspalten übersorgfältig kontrolliert und moderiert werden, behaupten die Medienkonzerne, dass sie auch hier alles Mögliche täten, aber leider, leider, sei es nicht möglich, dem Leser diese Fake-Inserate zu ersparen.

Ach, vielleicht zur Sicherheit: nein Nemo wollte das Land nicht verlassen. Leider.

SoZ verkehrt, NZZaS funkelt

Der Titel ist ein Hilferuf, das Editorial ein Schrei bei der SoZ.

Woran merkt man, wenn einer Sonntagszeitung mal wieder überhaupt kein Aufreger, kein Primeur, kein aufgedeckter Skandal eingefallen ist?

Ganz einfach, aus der Mottenkiste des Stehsatzes wird eines von drei Themen herausgezogen: Meinungsumfrage, Ratgeber oder Sex.

Ene, mene, muh, getroffen hat es den Sex. Nur: Himmels willen, was soll man über dieses Thema denn noch zu einer Titelgeschichte hochzwirbeln? Nun, man nehme ein bescheuertes Symbobild und hole den Titel aus der Abstellkammer, kurz den Staub wegpusten, et voilà:

Welweit hätten die Menschen immer weniger Sex, weiss die «SonntagsZeitung». Ob das an der Genderdebatte und Aufklärungskampagnen über «Catcalling» liegt? Egal, das ist nicht lustig: «Es geht ja nicht nur um Spass, sondern letztlich um nichts weniger als das Überleben der Menschheit.» Also bitte etwas mehr Ernst. Allerdings gibt es da doch eine Erklärung, die zu denken geben sollte: «Die zunehmende weibliche Selbstbestimmung führt dazu, dass Frauen öfter und entschiedener Nein sagen.» Aha. Ist dann die Lösung, es geht ja um das Überleben der Menschheit, doch wieder ein Nein als ein Ja zu nehmen? Rät das etwa die SoZ? Wir sind erschüttert.

Arthur Rutishauser, der zurückgestutzte Chefredaktor der SoZ, ist es auch. Es kommt hier im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Gipfeltreffen:

Ui. ZACKBUM wusste, dass es eher einsam um Präsident Putin steht, aber nur noch Roger Köppel ist sein Freund? Ob das beide wissen?

Rutishauser muss offensichtlich einen Kreischkobold gefrühstückt haben, denn er holzt los wie eigentlich noch nie zuvor:

«Einerseits gibt es auf der linken Seite ein paar Wirrköpfe, die nach wie vor nach Moskau schielen. Andererseits fallen die AfD in Deutschland und ein Teil der SVP in der Schweiz völlig aus der Rolle. Angeführt werden die russophilen SVPler von Roger Köppel, der seine «Weltwoche» zum Propagandablatt umgebaut hat.»

«Der Missverstandene» auf dem Titel, pfuibäh, dann sei die Todesursache von Nawalny noch unklar, schreibe Köppel, dabei weiss doch jeder, zumindest Rutishauser, dass ihn Putin höchstpersönlich umgebracht hat. Natürlich gibt es sicherlich einen kausalen Zusammenhang zwischen der jahrelangen Quälerei in Straflagern, aber nichtsdestotrotz ist die Todesursache tatsächlich noch ungeklärt, was einem Qualitätsjournalisten wie Rustishauser auch auffallen müsste, wären ihm nicht alle Sicherungen durchgebrannt.

Die SVP «inszeniert sich» gerne als «Verteidigerin der Schweiz». Inszeniert, wohlgemerkt, denn ernsthaft tut sie das doch wohl nicht. Nun aber:

«Aber von Putin, da distanziert man sich nicht. Im Gegenteil und mit Verlaub, so Moskauhörig wie Köppel, der noch vor einem halben Jahr für die SVP im Nationalrat sass, waren im Kalten Krieg nicht einmal die Kommunisten Westeuropas. Und das ist sicher nicht im Interesse der Schweiz.»

Moskauhörig, in der Erregung falsch geschrieben, hörten wir das nicht zum letzten Mal im Kalten Krieg, «Moskau einfach», «rote Gefahr», Fünfte Kolonne», «wehret den Anfängen», «die Kommunisten wollen eine rote Schweiz», sie haben nicht die Interessen der Schweiz im Sinn, daher sind sie «Landesverräter».

All das Gequatsche gab es, nun plappert Rutishauser das im Ernst nach? Ist das eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Inhalt der «Weltwoche»? Oder soll das einfach eine Schmähkritik sein, ein Rülpser nach schlechter Verdauung?

Die «NZZamSonntag» hat auch nach durchwachter Nacht keine Idee für eine Titelgeschichte gehabt. Sex, das wäre für sie aber doch zu niveaulos. Dann halt so:

Ui. Ist es soweit? Nun ja Theodor Winkler muss in seinem doppelseitigen Rehash aller bekannten Konfliktherde tief Luft holen:

«Schuld an der gegenwärtig prekären Lage tragen Russland, China, Iran und Nordkorea. Unter ihren machtbesessenen nationalistischen Diktatoren bilden diese aggressiven Länder zunehmend einen Bündnisblock. Alle vier ersticken jede Opposition und versuchen, ihren Machtbereich gewaltsam auszudehnen. Alle haben schon vor Jahren gezielt aufzurüsten begonnen – ohne dass der Westen aufgewacht wäre und die Gefahr erkannt Das Resultat ist eine militärische Überlegenheit der Diktaturen, die bis etwa 2035 anhalten dürfte.»

Wie bitte? Militärbudget USA: 877 Milliarden US-Dollar. China: 292 Milliarden, Russland 86,4 Milliarden, alles Zahlen von 2022.

Oder in anderen Worten: das Militärbudget der USA ist grösser als die Militärausgaben der nächsten zehn Staaten zusammengenommen. Wobei Iran oder gar Nordkorea in dieser Statistik gar nicht auftauchen. Wie man da auf eine «militärische Überlegenheit der Diktaturen» kommen kann? Was für Zeugs mag Winkler wohl geraucht haben?

Wohl das Gleiche wie die Bildredaktion:

Eine halbe Seite Gaga-Symbolbild, über einem mässig originellen Titel? Na ja.

Aber. An diesem Wochenende verziehen wir der NZZaS (fast) alles. Nicht wegen dem Inhalt des Stammblattes, der ist mässig. Aber wegen dem «NZZ am Sonntag Magazin». Doch. Das spinnt zwar wie üblich:

Das sei ein «Design von Daunenjacken jenseits der wuchtigen Steppmäntel». Muss haben, lallt der Leser. Wenn er das Gleiche geraucht hat wie alle hier.

Aber:

Das Interview mit der Psychoanalytikerin Erika Freeman ist fantastisch. Nicht unbedingt wegen der erst 22-jährigen Maja Goertz, die sie interviewt hat. Sondern wegen den Antworten der 96-jährigen Erika Freeman, die häufig im Wiener «Imperial» absteigt. Warum? «Es ist meine Rache an Adolf Hitler, dass ich hier bin. Er hat einmal im «Imperial» übernachtet.»

Ob sie mutig sei, bei diesem Lebenslauf? «Ich habe getan, was getan werden musste. Ist es mutig, keine Angst zu haben? Oder ist es mutig, seine Angst zu überwinden? Ich denke, es ist beides.» Was für eine Frau, was für altersweise, abgeklärte, dennoch messerscharfe Einsichten, ein seltener Hochgenuss, dringend empfohlen.

 

 

 

Nz, nz, nz, nz

Wieso erinnert die NZZaS an diesen wummernden Sound?

Vielleicht deswegen:

Was für die SoZ gilt, stimmt auch für die «NZZamSonntag»: Samstag war ein echter Scheisstag für Nachrichten. Also stellt sich das Blatt die originelle Frage, woher eigentlich der Leim kommt, erinnert, wenn man schon nostalgisch ist, an den Filmwal Keiko, trampelt vorhersehbar und überparteilich auf Bundesrat Berset rum, lässt – als wohl Letzter im Umzug – die KI einen kleinen Scifi-Thriller schreiben und blickt hoffentlich nicht in die eigene Zukunft: sterben sei «wunderschön, sagen Forscher». Die bekanntlich immer irgendwas sagen, wenn echt tote Hose bei den News ist.

Wie füllt man dieses Loch mit Löchrigem? Natürlich, die Ukraine gibt immer und auf jeden Fall eine Doppelseite her, obwohl hier für einmal ein Bild mehr als alle Worte sagt:

Bildzitat aus der NZZaS.

Gibt es Neues aus England? Jein: «Brexit-Hardliner wollen sich der EU-Vorschriften entledigen». Verblüffend, wenn man aus einem Verein austritt, will man sich nicht mehr an die Vereinsregeln halten, ts, ts. Da fügt dann die Anti-Brexit-Hardlinerin Bettina Schulz in aller gebotenen journalistischen Ausgewogenheit hinzu: «Die Wirtschaft fürchtet Nachteile.» Ist aber auch schreckhaft, diese britische Wirtschaft, nix von steifer Oberlippe.

Die Seite 12 vereint mal wieder alles, was am modernen Journalismus schlecht ist. Ein Riesenfoto, ohne jegliche Aussagekraft.Plus die billigste Art, eine Seite zu füllen: das Interview. Plus die billigste Art von Interview: Fragen als Stichwortgeber, kritische Nachfragen Fehlanzeige. Dafür schleimige Schlussfrage: «Sie haben als Leichtathletin 1996 für die Schweiz an den Olympischen Spielen teilgenommen. Sieht man Sie hier abends eigentlich mit Stirnlampe durch Davos joggen? – Nein, ich gehe in der Regel schon am Morgen. Heute lief ich eine Stunde im Schnee.» Super, das wir das nun wissen.

Felix E. Müller hat sich vorgenommen, eine Kolumne zu schreiben, die an den Auftritt von Lady Gaga in einem Fleischkostüm erinnert: «Die Tage der Extrawurst sind gezählt.» Es geht nichts über einen Titel, der den Leser ratlos auf den Fingernägeln knabbern lässt. Was will uns der Autor damit sagen? Will er uns etwa eine saure Gurke verkaufen?

Wenn mittelbegabte Schreiber ihr Sprachscherz-Truckeli leeren, wird’s dem Leser ganz anders. Er schreibt seine Kolumne im Januar, einmal darf der ZACKBUM-Leser raten, worüber. Genau, «Detox, Fasten, Heublumentee mit blanchiertem Seetang.» Wir ahnen Schlimmes, nach diesem ersten Sauglattismus, aber alle Befürchtungen werden übertroffen. «Keine Fleischmetaphern mehr», dann kalauert sich Müller durchs Gemüsebeet. «Ran an den Speck, Extrawurst, im Saft schmoren, ihr Fett abbekommen

Aber der Mann weiss, wie man die Spannung aufrechterhält und eine Pointe setzt. Fleischmetapher ersetzen, nur wodurch? «Es geht um die Wurst – es geht um die Banana. Ein Hühnchen rupfen – eine Artischocke rupfen. Du Sau! – Du Schwarzwurzel.» Gewinsel um Gnade nutzt nix, Müller tofut sich zur Schlusspointe durch, welches Fleischwort fehlt noch? Schon wieder richtig: der «Fleischwolf». Durch den gedreht fühlt sich der Leser.

Daher bittet ZACKBUM um Nachsicht, dass wir nicht die Kraft hatten, auch noch Nicole Althaus zu lesen. Schreib-Rentner Müller darf sich dann nochmal zu Wort melden, auch so füllt man zwar billig, aber eben auf Kosten des Lesers eine Seite.

Er wärmt aus dem Stehsatz uralte Frank-A.-Meyer-Anekdoten auf, um unter dem Titel «Der Ringier-Komplex im Bundeshaus» längst Bekanntes aus den glorreichen Zeiten nachzuerzählen, als Meyer noch eine Suite im Hotel Bellevue neben dem Bundeshaus benützte. Natürlich liest man das Bonmot von Otto Stich immer wieder gerne, als der von Meyer zu einem Arbeitslunch eingeladen wurde. Stich soll erwidert haben, dass er beim Arbeiten nicht zu essen pflege und beim Essen nicht zu arbeiten, zudem tue er beides lieber ohne Meyer.

Sauglatt, aber alles Jahrzehnte zurück, viele Jahrzehnte. Schnee von vorgestern, seit über 20 Jahren residiert Meyer nicht mehr zu Bern, sondern in Berlin. Und wie CEO Walder Kontaktpflege betreibt, nun ja, nicht jedem ist’s gegeben.

Schliesslich, als glorreicher Abschluss, die Leserbriefseite, von der ZACKBUM sich gestattet hat, das Titelfoto für diesen Beitrag abzugreifen. Irgendwie erinnert der Inhalt dieser NZZaS an Schweinefüttern, keine Ahnung, warum.

War da noch was? Ach ja, das Magazin für die letzten Fragen, das Weltall und Besinnliches:

«Die Kerze. Eine Kulturgeschichte.» Daraus liesse sich eine Serie machen. «Der Furz. Eine Odorgeschichte.» «Der Handschlag. Eine Sozialgeschichte.» «Der Zungenkuss. Eine erotische Geschichte.» «Der Bleistift. Eine Schreibgeschichte.»

Aber immerhin, der kurze Ausflug in die Verbindung von Kulinarik mit berühmten Schriftstellern scheint beendet zu sein; ob da unser kritischer Hinweis auf Plagiatsverdacht wirkte?

Zuvor aber ein weiterer Beitrag aus der Serie: Wir stellen unbekannten Personen die ewig gleichen, langweiligen Fragen. Mitwirkende diesmal: Mirna Funk. Mirna who? Eben.

Wie leitet man dann einen Artikel so ein, dass garantiert Wort für Wort eine Kerze erlischt, ein Leser wegschnarcht und nur ganz Wache und Helle den Bandwurmsatz des Leads durchstehen: So:

«Sie sind seit Ewigkeiten Symbol für Leben, verbreiten verlässlich romantische Stimmung, und eine energiesparende Lichtquelle sind sie auch.»

Sie? Bevor sich der Leser vor Spannung wegschmeisst: sie, die Kerze, die Kerzen. Immerhin, für mehr als fünf Seiten Wächsernes hat’s dann nicht gereicht.

Aber anschliessend wird der Leser wachgerüttelt, was für eine Zeile: «Sadomaso-Teddys und nichts unter der Jeans.» Huch, welche Kapriolen die Mode doch immer macht. Das Magazin ist nun offenbar erotisch auf Betriebstemperatur und fährt gnadenlos fort: «Wer Sex lieber mag als Kinder, sollte besser gut verhüten». Besser gut? Oder gut besser? Kann nicht verhüteter Sex zu Kindern führen? Sozusagen wie bei den Bienen? Wahnsinn.

ZACKBUM weiss, nun freuen sich alle auf «Bellevue». Nicht umsonst. Aufmacher ist diesmal, immerhin passend zur Jahreszeit, eine «Pufferjacke». Recykliertes ist bekanntlich angesagt. Also her mit den aus PET-Flaschen und mit rezyklierten Daunen hergestellten Jäckchen. Die gibt’s nämlich in billig, ganz billig, teuer und sauteuer. Wo sind wir beim «Bellevue», hier gilt sauteuer: schlappe 790 Franken kostet das in verschiedenen Farben und einem eher unförmigen Einheitsschnitt hergestellte Teil von Round Rivers. Es steht zu vermuten, dass die Redaktion ein Dankeschön in dieser Form abgelehnt hat.

Dann gilt es Abschied nehmen, die Food-Kolumnistin verabschiedet sich. Leider haben wir den Scherz mit der Lücke schon verbraten.

Ach, aus der Reihe «da ist dann noch so ein Hotel» kommt nun eins in Berlin zum Auftritt; «Chateau Royal» heisst das etwas grosssprecherisch, es verbindet rustikalen DDR-Charme mit westlichen Preisen (395 € für die Junior-Suite, 495 € die Suite, immerhin Frühstück inbegriffen).

Und wer noch unbeantwortete Fragen zu wichtigen Problemen des Lebens hat, Henriette Kuhrt kratzt langsam die letzten Reste zusammen: «Was tun mit klimaschädigenden Kindern? Der richtige Weg zum Du? Was tun bei übergriffiger Bettlerin?» Wobei das letzte Thema stark nach Sexismus riecht, mit Verlaub.

Aber, ZACKBUM will versöhnlich schliessen, diese Story hier ist anmächelig:

Drei Jö-Bären auf kleiner Scholle, da geht einem das Herz auf. Oh, wirklich, ist ein Inserat? Schade.

 

Was tun,

… wenn nicht wirklich etwas los ist?

Verschiedene Medien haben für dieses Problem verschiedene Antworten gefunden. Die NZZ versucht es mit einer Art historisierendem Sauglattismus und stellt diese Hammerstory online oben rein:

Es bleibt anzumerken: kein NZZ-Mitarbeiter würde sich trauen, dem Chefredaktor mit einem launigen «hoi Eric» zu begegnen …

Der «Blick» profitiert hingegen davon, dass der Fotograf mehr als einmal auf den Auslöser gedrückt hat:

Gut, die Sujets unterscheiden sich nicht grundlegend, dafür der Text auch nicht. Aber wenn man schon im Wiederholungsmodus ist, dann richtig:

Man hofft natürlich für die Online-Redaktion, dass es im «Löwen» dann Schnitzel gratis bis ans Lebensende gibt.

Eine wahre Pest sind auch übergrosse Symbole-Fotos zu einer Kurzmeldung:

Damit will «20 Minuten» offenbar die Lesezeit auf 2 Sekunden verkürzen. Einen leicht schweisselnden Geruch nach Verzweiflung strahlt auch diese Meldung aus:

Aber das Thema ist ausbaufähig. Denken wir auch an Kanarienvögel, Hamster, Meerschweinchen, Papageien und andere treue Begleiter des Menschen. Ein rasch entschlossener Blattmacher würde hier sofort die Chance für eine Serie wittern.

Hier hingegen wäre die Story eigentlich nicht schlecht. Aber am Bildschnitt könnte man noch etwas üben:

Man weiss nicht, ob man das als Ausgrenzung, kulturelle Aneignung oder platten Rassismus interpretieren soll, dass es in Basel auch ein Inderspital gibt.

Zugegeben, der «Blick» hat da fahrlässig und unverständlich das Terrain freigegeben, aber ist es nicht so, dass solche Themen ganz allgemein leicht unappetitlich sind?

Dann vielleicht doch mehr «Bello, wir suchen dich»-Storys.

Wir hatten es schon davon, aber der Tagi will dieses Gefäss offenbar wirklich zur ständigen Einrichtung machen:

Vielleicht liesse sich hier ein Wettbewerb rausmelken: wer benennt die drei Unterschiede zum sonstigen Inhalt? (Richtige Antwort: Fangfrage, es gibt keinen.)

Auch der Tagi gibt dem Trend zum Sammelgefäss nach:

Und nach:

Und nach:

Nach der Devise: die News ist eigentlich durch, aber schön, haben wir noch drüber geredet.

Eine Frage lässt Tamedia allerdings offen. Wie verzweifelt muss eine Redaktion sein, wenn sie das hier publiziert?

Keine Angst, wir werden nicht inhaltlich darauf eingehen …

Eigentlich ist ein Bericht über ein lokales Thema einer der letzten Lichtblicke im Menu Einheitssosse des Kopfblatt-Journalismus. Aber so sollte man es vielleicht auch nicht machen:

Immer noch besser als als Leser sagen zu müssen: «Immer, wenn ich CH Media benutze, schlafen mir die Füsse ein

Wir wollen hier aber für ein Mal zu einem versöhnlichen Schluss kommen:

Besonderen Spass macht das Nichtstun, wenn man sich dafür noch, wie viele Medien, bezahlen lässt …

 

 

So von gestern: Sex sells.

Ach was, Boulevard geht auch ohne. Seite drei Girl? Pfuibäh. Sexratgeber? Igitt pfui.

«20 Minuten» weiss noch, wie man die Klickzahlen erigieren lässt: «Schweizer und Schweizerinnen wünschen sich doppelt so viel Sex». Man nehme irgendeine Studie oder Untersuchung als wohlfeilen Anlass, um das Zauberwort in den Titel zu pflanzen.

Suchbegriff Sex? 1535 Resultate in den letzten 30 Tagen in der SMD. Stichwort Rahmenvertrag? 628 Resultate. Was schliesst der erfahrene Medienmanager daraus? Vor allem, wenn er ein Boulevard-Blatt managt? Genau, weniger Sex, mehr Rahmenvertrag.

So macht der «Blick» mit der Selbstverzwergung und Denaturierung seiner selbst weiter. Heute erscheint das letzte Mal der Sex-Ratgeber. Unverzichtbar eigentlich, Markenzeichen, letzter Überlebender der Grundausstattung des Boulevards. Warum? Weiss keiner so genau, «strategische Neuausrichtung». Damit will Ladina Heimgartner wohl weiter die «Resilienz» steigern.

Auf dem Weg nach oben mit Business-Bullshit

Auch ein schönes Beispiel, wie man mit der Verwendung eines einzigen Modeworts schlank durch alle Diskussionen kommt. Zukunft? Resilient. Ausweg aus der Medienkrise? Mehr Resilienz. Strategie: der richtige Weg zur Resilienz. Was ist das eigentlich? Also bitte, noch nie von Resilienz-Management gehört? Agilität, Robustheit, Adaption, Innovation, Belastbarkeit, Widerstandsfähigkeit.

Wer diesen Business-Bullshit nicht beherrscht, wird niemals «Head of Global Media». Niemals «CEO der Blick-Gruppe». Keinesfalls Mitglied des «Group Executive Board von Ringier». Erfahrung im Print-Bereich? Null. Na ja, ein wenig freie Mitarbeiterin bei den «Freiburger Nachrichten» und dem «Bündner Tagblatt». Erfahrung in strategischer Planung der Ausrichtung einer globalen Medienfamilie? Null.

Da geht Karriere nur mit geschicktem Reputationsmanagement. Dazu gehört die Verwendung eines Modeworts, das eigentlich schon den kurzen Zenith seiner Bedeutung überschritten hat. Podiumsdiskussion über die Zukunft der Medien? Resilienz, sagt Ladina Heimgartner, und das sagt sie unablässig. Damit kommt sie garantiert durch jede Sitzung als Head, als CEO und auch als Member.

Da spielt es auch keine Rolle, dass aus dem Boulevard-Blatt «Blick» ein mit Kernseife geschrubbter Musterknabe an Korrektheit, Anstand und vornehmer Zurückhaltung werden soll. Crime-Storys? Aber nein, da will die Zeitung mit dem Regenrohr im Logo die NZZ an Dezenz in den Schatten stellen. Nur noch Vik Dammann, der letzte seiner Art, darf noch Gerichts- und Crime-Reporter sein. Mit Schalldämpfer.

Ist noch etwas übrig von der DNA einer Boulevard-Zeitung?

Absonderlichkeiten, Tierquäler, Freaks und Amoks? Aber nein, höchstens mit pädagogischem Anspruch: das wollen wir nie mehr sehen! Was ist noch übrig von «Blut, Busen und Büsis»? Busen? Himmels willen, Frauen (oder gar Männer) als Sexobjekt? Niemals. Womit hat schon das englische Königshaus Jahrhunderte überlebt? Genau: no sex, please, we’re English.

Nun ja, dass Prinz Charles, obwohl noch mit Diana verheiratet, lieber ein Tampon in seiner jetzigen Gattin sein wollte, das brachte ihm mehr Aufmerksamkeit als sein grüner Daumen. Aber das gilt nicht für den «Blick».

Daher erscheint heute die letzte Ausgabe des «Sex-Ratgebers». Nach dem Ableben des Seite-drei-Girls, nach der Säuberung des Blatts von allem Schmutzigen der letzte Überrest, sozusagen das gallische Dorf der DNA einer Boulevard-Zeitung. Sex und Ratgeber, eine bessere Mischung gibt es eigentlich nicht.

Liebe Marta, liebe Eliane, liebe Caroline. Zwei von ihnen sind tot, nun ist’s auch ihre Kolumne.

Seit Beginn immer fest in Frauenhand. Von der unvergessenen Marta Emmenegger über Eliane Schweitzer bis zu Caroline Fux. Frau, qualifiziert (Psychologin, Sexologin, studiert) und engagiert: als «leidenschaftliche Autorin begleite ich Menschen direkt und via Medien durch den Dschungel von Lust und Leidenschaft».

Es soll Medienmanager geben, die sich bei einer solchen Mitarbeiterin wöchentlich danach erkundigen, wie’s denn so geht, ob alles wohl ist, vielleicht etwas fehlt. Ein frischer Blumenstrauss auf dem Tisch Freude machen würde. Und ob die weitere Karriereplanung darin bestünde, dass einfach klaglos weitergemacht werde.

Man kann Erfolg haben. Oder resilient sein wollen

Aber das wären dann Medienmanager von erfolgreichen Verlagen, die nicht nach Staatshilfe krähen müssen. Die wissen, dass man eher aus der NZZ einen «Blick» machen kann – als umgekehrt. Die schlichtweg verstehen, was sie managen. Deshalb auch niemals «resilient» sagen würden. Auch nicht «da bin ich ganz bei dir». Schon gar nicht «ergebnisoffen».

Fachkräfte wie Peter Uebersax oder Fridolin Luchsinger haben den «Blick» zu Erfolgen und Höhenflügen geführt. Immer etwas genierlich für die Besitzerfamilie Ringier, die zwar gerne die Kohle einsteckte, aber doch lieber im Aston Martin vor der Kunstgalerie vorfuhr. Frank A. Meyer bevorzugte einen Jaguar. Uebersax fuhr Porsche, was denn sonst. Christian Dorer, der aktuelle Oberchefredaktor fährt Bus.

Sonst noch Fragen? Über das Fortbewegungsmittel von Heimgartner ist ZACKBUM nichts bekannt. Aber wir sind sicher: es ist ein Gefährt mit mehr Rückwärts- als Vorwärtsgängen.

Sex geht immer

Der «Tagi» geilt Buchkritik der Süddeutschen auf.

Robert Harris ist ein Bestsellerautor. Schon sein erster Roman «Vaterland» von 1992 war ein Erfolg – wenn auch ein umstrittener. Denn Harris’ Debüt spielt in den 1960er Jahren in Berlin eines Nationalsozialistischen Deutschlands, das den Krieg gewonnen hatte. Ein Tabubruch. Kein Wunder, fand Harris zuerst keinen Verlag in Deutschland. Danach machte sich Harris einen Namen als Autor von historisch sauber recherchierten Romanen. Für Medienschaffende besonders zu empfehlen: «Ghost» von 2007, ein Roman über den Ghostwriter eines Politikers. Das Buch wurde hervorragend verfilmt von Roman Polanski (Der Ghostwriter).

Doch genug des Vorspiels. Kommen wir zur Sache. Robert Harris neustes Werk heisst «Vergeltung». Im englischen Original «V2». Das ist die Abkürzung von «Vergeltungswaffe 2». Es waren von den Nazis entwickelte Grossraketen, die ab 1944 zivile und militärische Ziele in England und Belgien trafen.

Felix Stephan (*1983 Ostdeutschland) hat zu «Vergeltung» eine solide Buchkritik geschrieben. Sie erschien zuerst am 28. 10.2020 in der Süddeutschen Zeitung. Hier der Originaltitel und der Lead:

Männer und Raketen

Aus Liebe zum Stahl: Robert Harris’ Weltkriegstriller «Vergeltung» betont die Libidinöse Dimension des «V2»-Raketenprogramms.

Daraus machte die Tamedia dann diesen Titel und Lead:

Was Sex mit Raketen zu tun hat

Der Weltkriegstriller «Vergeltung» erzählt vom V2-Raketenprogramm der Nazis. Aber auch von der Erotik der Waffen.

Der Text erschien gestern unter anderem im Tages-Anzeiger, in der Berner Zeitung und in der Zürichsee Zeitung. «Sex», «Erotik», «Nazi». Drei Stichworte, welche die Klickzahlen des Tamedia-Portals anschwellen lassen. «Nazi» übrigens darum, weil in diesen Tagen der 75. Jahresbeginn der Nürnberger Prozesse «gefeiert» wird.

«Beliebte» Stichworte, ein alter, aber erfolgreicher Trick für klickfixierte Redaktionen.

Klickfixierte Stichworte? Etwas, was Zackbum nie tun würde. Ausser im Titel dieses Textes. Und schon gehen die Visits durch die Decke.