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Der Fall Prigoschin

Ein genauerer Blick auf seine Feinde und mögliche Mordmotive. Und nein, der Täter ist nicht der, den Sie vielleicht vermuten!

Von Felix Abt

Joe Biden reagierte auf die Nachricht von Prigoschins Tod mit der Aussage: «Es gibt nicht viel, was in Russland passiert, hinter dem Putin nicht steckt«, und insinuierte damit, dass der russische Präsident der Anstifter für die Ermordung des Chefs der russischen privaten Söldnerarmee PMC Wagner war. Ein amerikanischer Präsident kennt sich sicher aus in aussergerichtlichen Exekutionen, da dies zu seinem eigenen Aufgabenbereich gehört. Die letzte Tötung, von der wir wissen, dass dieser Oberbefehlshaber dafür verantwortlich ist, war die Ermordung einer unschuldigen zehnköpfigen Familie in Kabul durch einen US-Drohnenangriff.

Das Urteil vieler im Westen wurde sofort nach Bekanntwerden der Nachricht gefällt, reflexartig, ohne Klärungen und Untersuchungen abzuwarten und ohne über mögliche Täter und Motive nachzudenken.

Der Spiegel ist durchaus repräsentativ für die Leitmedien im deutschsprachigen Raum. Und wenn er nicht gerade Lügen à la Relotius verbreitet, dann zumindest dümmliche antichinesische oder antirussische Propaganda, einschliesslich einer Verschwörungstheorie, in der zwangsläufig der pöhze Putin die Hauptrolle spielt.

Warum sollte man sich also nur auf eine Partei, die Russen und Putin, konzentrieren, wenn Prigoschin viele Feinde hatte? Dass Prigoschins gescheiterte Meuterei zu einer tiefen Kluft mit Putin und dem russischen Staat führte, ist unbestritten.

Eine Chance für Prigoschins Feinde

Aber gerade diese Tatsache könnte viele seiner Feinde zu der Überzeugung gebracht haben, dass Prigoschin sehr verwundbar war, weil er nicht mehr unter dem Schutz des russischen Staates stand und die russischen Behörden möglicherweise keine Massnahmen ergriffen, um seinen Tod zu rächen. Wäre das nicht ein Anreiz, eine willkommene Gelegenheit, auf die seine Feinde schon lange gewartet hatten, um Prigoschin loszuwerden?

Die Affäre wird vielleicht nie ganz aufgeklärt werden, vor allem bei jemandem wie Prigoschin, der einen Grossteil seines Lebens im Verborgenen verbracht hat, und wir werden vielleicht nie ein vollständiges Bild von den Geschehnissen bekommen, und die Hintermänner sind vielleicht nicht zu fassen.

Dennoch sollten wir tun, was westliche Politiker und ihre Medienpartner nicht tun:

Ein Blick auf die möglichen Mörder und ihre Motive

Bevor wir mögliche Verdächtige überprüfen, sollten wir die Möglichkeit eines Unfalls in Betracht ziehen, der nicht völlig ausgeschlossen werden kann: Das Embraer-Flugzeug von Prigoschin war alt und wurde vom Embraer-Flugzeughersteller aufgrund westlicher Sanktionen schlecht gewartet und gepflegt. Prigoschin und seine Befehlshaber waren sicherlich leichtsinnig, als sie dieses Flugzeug gemeinsam flogen. RT berichtete, dass Prigoschins Pilot nach einer Impfung an einer Herzmuskelentzündung litt und erwähnte die Möglichkeit, dass ein Herzinfarkt den Absturz verursacht haben könnte. In Anbetracht der Tatsache, dass viele Menschen ihm den Tod wünschten, ist es wahrscheinlicher, dass sein Tod durch einen Mord als durch einen Unfall verursacht wurde.

Es gibt keine Hinweise darauf, dass der Absturz durch eine Luft-Luft- oder eine Boden-Luft-Rakete verursacht wurde. Die Explosion wurde wahrscheinlich durch eine Bombe an Bord verursacht.

Prigoschin hatte ein aussergewöhnliches Leben mit vielen Aktivitäten, die oft umstritten und gewalttätig waren und ihm viele Feinde einbrachten, die als Täter betrachtet werden könnten:

Es könnte das Ergebnis eines internen Machtkampfes innerhalb der PMC Wagner gewesen sein. Harte, rücksichtslose Männer, die aus allen möglichen Gründen extrem wütend auf Prigoschin waren und sich auch durch die Organisation der Meuterei angegriffen fühlten, könnten Rache genommen haben. Sie kannten seine Reisepläne und könnten sein Sicherheitspersonal infiltriert und eine Bombe platziert haben.

Freunde und Familien von gefallenen Wagner-Soldaten hätten sich für die Zehntausenden von Männern rächen können, die, wie Prigoschin zugab, in die Schlacht geworfen wurden und dort starben. Selbst das russische Verteidigungsministerium (und Putin) waren entsetzt über die Art und Weise, wie er es tat (weshalb die russische Regierung im Februar 2023 die Rekrutierungsverfahren änderte und Prigoschin nicht mehr erlaubte, Gefangene zu rekrutieren, und die Rekrutenausbildung verlängern musste). Viele dieser Personen haben einen kriminellen, gewalttätigen Hintergrund und sind möglicherweise wütend darüber, dass er den Tod ihrer Angehörigen und Freunde verursacht hat. Kriminelle Netzwerke könnten sich an Wagners gewandt haben, um eine Bombe im Flugzeug anbringen zu lassen.

Andere Menschen in Russland: Einige Oligarchen sympathisierten mit Prigoschin und seiner Meuterei. Nachdem die Meuterei gescheitert war, wollten sie ihn möglicherweise zu ihrer eigenen Sicherheit loswerden, um nicht entdeckt zu werden. Möglicherweise haben sie Wagners korrumpiert und ihn ermorden lassen.

Unmittelbar vor dem Absturz seines Flugzeugs in der Nähe von Moskau war Prigoschin in Afrika. Dort traf er mit Regierungsvertretern aus der Zentralafrikanischen Republik zusammen, denen er Sicherheitsunterstützung zusicherte.

Er traf auch sudanesische Milizenführer, die gegen die sudanesische Regierung kämpfen, und beriet sich mit Regierungsvertretern aus Mali. In seinem letzten Video, das er während seines Aufenthalts in Afrika aufnahm, erklärte er, dass er den Afrikanern helfen wolle, das Joch des Westens abzuschütteln.

Die stellvertretende US-Außenministerin Victoria Nuland warnte die afrikanischen Regierungen vor einer Zusammenarbeit mit Wagner. Die Vereinigten Staaten sprachen sich auch gegen die Anwesenheit Wagners in Belarus aus. Prigoschin wollte den Einfluss Russlands in Afrika ausweiten und überschritt damit eine von den Vereinigten Staaten gesetzte rote Linie. Die USA hatten also auch ein Motiv, ihn loszuwerden, und mit der grössten und ausgefeiltesten Geheimdienstorganisation der Welt wären sie auch in der Lage, eine solche Aktion zu organisieren, wie sie es in der Vergangenheit getan haben.

Frankreich sieht seinen Einfluss in Westafrika schwinden und ist umso besorgter über den Einfluss Wagners und hatte daher ein Motiv, Prigoschin ebenfalls zu töten, auch wenn es im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten möglicherweise nicht über die Möglichkeiten für eine solche Operation innerhalb Russlands verfügt.

Prigoschin mag in Afrika einige mächtige Freunde gehabt haben, aber er hatte auch einige ernsthafte Feinde, da er mit allen möglichen zwielichtigen Gestalten zu tun hatte, darunter auch mit Leuten aus dem Blutdiamantengeschäft, die ihn möglicherweise aus eigenen Gründen loswerden wollten.

Präsident Selensky bestritt, irgendetwas mit dem Tod Prigoschins zu tun zu haben. Aber sein Wort könnte genauso viel wert sein wie seine Behauptung, Russland habe Polen mit einer Rakete angegriffen, die polnische Bürger getötet hat, obwohl es sich um eine ukrainische Rakete handelte. Auf der ukrainischen «Myrotvorets«-Attentatsliste war Prigoschin ein prominentes Ziel. Andriy Yermak, Leiter des Büros von Präsident Selenky, und Mykhailo Podolyak, Berater von Selensky, haben in der Vergangenheit erklärt, dass sie Prigoschin in die Hölle schicken wollen. Die Ukraine hat auf eigene Faust eine Reihe von Russen auf russischem Boden ermordet. Diese Operationen waren ziemlich raffiniert. Sie hätten das Motiv und die Fähigkeit, Prigoschin innerhalb Russlands zu töten.

Allein der Zeitpunkt und die Umstände sprechen gegen ein Motiv des Juristen Putin

Jeder Medienkonsument weiß, dass Putin ein ehemaliger KGB-Offizier war. Weniger bekannt ist, dass er in St. Petersburg Jura studiert und einen Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften hat. Diejenigen, die ihn näher kennen, wissen, dass er vorsichtig ist, vielleicht ein Teil des Juristen Putin, und berechnend. Selbst wenn er Prigoschin loswerden wollte, würden der Zeitpunkt und die Umstände gegen ein solches Vorgehen sprechen. Immerhin hat Putin grosse Anstrengungen unternommen, um einen reibungslosen BRICS-Gipfel mitzuorganisieren und den BRICS-Ländern zu versichern, dass Russland stabil ist. Prigoschins Flugzeug samt Piloten und Besatzung mitten auf dem BRICS-Gipfel öffentlich in die Luft zu jagen, macht keinen Sinn. Wäre Prigoschin zu einem späteren Zeitpunkt ums Leben gekommen, beispielsweise bei einem Hinterhalt von Terroristen in Afrika, die vom russischen FSB finanziert wurden, hätte niemand eine russische Beteiligung vermutet, und die Peinlichkeit für den Kreml wäre vermieden worden. Aber wenn die russischen Behörden Prigoschin aus dem Weg räumen wollten, wäre es naheliegend gewesen, ihn der Korruption zu bezichtigen, da dies zweifellos ein wesentlicher Bestandteil seines Geschäftsmodells war.

Sicherlich hatte auch die militärische Führung ein Hühnchen mit Prigoschin zu rupfen, der sie oft öffentlich beleidigt hatte. Aber ohne die Zustimmung des Präsidenten hätten sie wohl kaum eine solche Operation organisiert. Ausserdem gehörten Wagners militärische Befehlshaber wie Utkin, der mit Prigoschin im Flugzeug saß, Berichten zufolge immer noch dem russischen Militärgeheimdienst GRU an. Und wenn es sich um einen Enthauptungsschlag gegen PMC Wagner handelte, wäre er wahrscheinlich von einer ausländischen Macht durchgeführt worden, die von der Anwesenheit ihrer militärischen Führer an Bord des Flugzeugs wusste und sie ins Visier nahm.

Professor Albert Stahel, Experte für Verschwörungstheorien — seine eigenen!

Ausserdem stellte Prigoschin keine Bedrohung für Putin dar. Nach einer schrecklich gescheiterten Meuterei würde er keine weitere wagen. Nach seinem Tod beschrieb Putin Prigoschin als einen Geschäftsmann, der für sich selbst und für das Gemeinwohl gute Ergebnisse erzielte, wenn Putin ihn darum bat. Putin spielte darauf an, dass Prigoschin zwar sehr egoistisch, aber nicht staatsgefährdend war. Da Prigoschin seine Abmachung mit Putin einhielt und fortan als Teamplayer agierte, bestand keine Notwendigkeit, ihn aus dem Weg zu räumen. Putin hatte also kein zwingendes Motiv.

Die Woke-Internationale der Heuchelei

Sie will uns den Fussball vermiesen.

Von Felix Abt

Die schreckliche Kopftuchpflicht, die Diskriminierung von Homosexuellen und die Unfälle von Bauarbeitern in Katar überschatten die wahnsinnige Lüge, die den Weltkrieg zum Ziel hat.

Wer geglaubt hat, die Medien würden sich mit der aktuellen und gefährlichsten Lüge seit langem befassen, hat sich schwer getäuscht. Vielleicht hat es damit zu tun, dass sie mit Katar und Fussball-Bashing beschäftigt waren und immer noch sind.

Obwohl sogar U.S.-Präsident Biden, die NATO, Polen und ukrainische Generäle bestätigten, dass eine Rakete, die in Polen einschlug und dort den Tod von Zivilisten verursachte, nicht von den Russen, sondern von den Ukrainern abgefeuert wurde, beharrt Präsident Selensky weiterhin auf seiner Lüge, dass sie von den Russen abgeschossen wurde. Selensky forderte eine harte Reaktion der NATO gegen Russland wegen des angeblichen Angriffs auf das NATO-Land Polen. Eine militärische Antwort der NATO gegen Russland wäre das Tor zur Hölle und zu einem vernichtenden Weltkrieg.

«No doubt»: Selensky tut wieder so, als wüsste er es besser. Aber dieses Mal
lassen sich nicht mehr alle seiner Fans in die Irre führen.

Ob es sich bei dem Raketenangriff um einen Unfall oder gar um eine vorsätzliche Handlung der Ukraine (im Interesse von Selensky und anderen Weltkriegshetzern) handelt, lässt sich ohne unabhängige Untersuchungen nicht abschließend sagen. Man kann aber mit grosser Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die Ermittlungen ins Leere laufen werden, genau wie im Fall des staatsterroristischen Sabotageakts gegen die Nordstream-Pipeline. Hätte das verrückte, masochistische Russland sein eigenes milliardenschweres Gasgeschäft in die Luft gesprengt, wären die Ergebnisse natürlich längst bekannt gewesen, die Medien hätten ausführlich darüber berichtet, und Russland wäre einhellig verdammt worden.

In einem Fall darf der Täter sein eigener Ermittler sein, im anderen Fall
ist das Opfer der Verdächtige, der vom Tatort ferngehalten wird.

Da die Bestrebungen (oder die «Grosse Lüge») des Brandstifters Selensky, der die Erde in ein Inferno stürzen will und an dessen Rockzipfel westliche Medien und Politiker hängen, kein Thema sind, wenden wir uns dem zu, was europäische Politiker, Medien und der Rest der Woke-Community im Moment so beschäftigt: Katar, die Fußballweltmeisterschaft und die dortigen Menschenrechtsverletzungen.

Die Unterdrückung der LGBTQ-Gemeinschaft und die Kopftuchpflicht für Frauen im islamischen Katar werden zu Recht gegeisselt, zumindest aus der Perspektive des aufgeklärten Westens. Bei Bauarbeitern ist die Sache etwas komplizierter: Auf Riesenbaustellen passieren Unfälle, auch tödliche. Um dies zu vermeiden, sollte die Woke-Community ein weltweites Verbot von Grossbaustellen fordern, vielleicht zuerst in Deutschland, gefolgt vom Rest der Europäischen Union, wo bekanntlich missbräuchlich Schwarzarbeiter auf Baustellen arbeiten.

Hier in Asien wäre so etwas jedoch nicht durchsetzbar, denn Asiaten sind in der Regel Pragmatiker und als solche in der Realität verankert und werden nicht von abgehobenen westlichen Woke-Ideologien getrieben (was allerdings nicht heisst, dass sich die Rechte der Bauarbeiter nicht auch hier langsam aber sicher verbessern, und zwar ohne moralische Belehrungen durch westliche Besserwisser).

Aber um sicherzustellen, dass auf Baustellen keine Menschenrechtsverletzungen mehr begangen werden, könnte die Woke-Community alle Bautätigkeiten verbieten lassen. Das könnte sogar ganz gut in das ökologische Konzept der Grünen passen.

Von grünen Politikern über Mainstream-Medien bis hin zu so genannten alternativen Medien, die vorgeben, nicht belehren zu wollen: Die Mitglieder der Woke-Internationale
übertreffen sich gegenseitig mit ihrem Katar-Bashing. 

Ein absichtlich einseitig beleuchtetes Problem des gesamten Nahen Ostens?

Bleiben wir noch einen Moment in der Nachbarschaft von Katar: Für die Eheschliessung in Israel sind die religiösen Gerichte zuständig, die die Homo-Ehe ebenso wie die interreligiöse Ehe für illegal halten. Selbst säkulare israelische Juden lehnen interreligiöse Ehen mit grosser Mehrheit ab. Katarische Frauen dürfen Ausländer heiraten, verlieren aber ihre katarische Staatsbürgerschaft. Katarische Männer hingegen können jetzt schon nicht-muslimische ausländische Frauen heiraten.

Da die Geburtenrate der Ultra-Orthodoxen in die Höhe schießt, werden sie in nicht allzu ferner Zukunft die grösste Bevölkerungsgruppe in Israel bilden. Das bedeutet, dass Israel dann viel mehr wie Katar heute sein wird, während Katar gute Chancen hat, weniger homophob und wesentlich toleranter gegenüber interreligiösen Ehen zu werden. Im Gegensatz zu Katar werden die Medien diese Entwicklung im Gelobten Land wohlwollend aufnehmen, denn sie wissen, dass selbst die geringste Kritik an Israel als antisemitisch gilt und deshalb gecancelt werden muss.

Ein Tweet zeigt ein schwules Paar an einem Strand in       Auszug aus einer Umfrage des Pew Research
Israel.                                                                                        Center.

Stinkende Heuchler: Der FIFA-Chef hat Recht!

Die Medien bejubeln Amerikas «unprovozierte» Kriege, rechtfertigen seine Wirtschaftskriege (einschliesslich seiner Hungerwaffen, die verharmlosend als «Sanktionen» etikettiert werden), unterstützen den Stellvertreterkrieg der Ukraine gegen Russland und die russischsprachige Minderheit seit 2014, sind nicht empört über die vom Westen unterstützten Völkermorde von Palästina bis Jemen, verunglimpfen aber mit grossem Tamtam den kleinen Aussenseiter Katar wegen seiner Menschenrechte.

Und ja, die Heuchelei hat auch rassistische Wurzeln. Ich hoffe, dass ich den Tag erlebe, an dem eine Weltmeisterschaft in Grossbritannien oder den USA eröffnet wird und der Kommentator sagt: «Nun, Sie können sich Ihre eigenen Gedanken über die Jahrhunderte der Kriege und Zerstörung, des Elends und der Sklaverei machen, die das Gastgeberland über die Welt gebracht hat …»