Robert de Niro ist 80
Genial und geschrumpft. Was für eine Tragödie.
Robert de Niro war sicherlich einer der begabtesten Schauspieler unserer Zeit. Mit Al Pacino duellierte er sich darum, wer besessener in die Figur hineinkriechen kann, die er spielt.
In «Der Pate Teil II» machte er zum ersten Mal auf sich aufmerksam, indem er in die grossen Fussstapfen von Marlon Brando stieg und den jugendlichen Vito Corleone spielte. 1976 dann «Taxi Driver», mit dem de Niro endgültig in den Olymp der Schauspielkunst aufstieg. «Are you Talkin› to me?», sein leer-verzweifelter Blick, grandios.
Schon immer bereitete sich de Niro akribisch auf jede Rolle vor. Als er in einem seiner ersten Theaterauftritte mit einem Karateschlag ein Brett zertrümmern musste, lernte er wochenlang Karate. Für «Taxi Driver« fuhr er in New York Taxi. In «New York, New York» ist de Niro ein Saxophonspieler, natürlich lernte er das Instrument.
Als Boxer Jake LaMotta absolvierte er ein einjähriges Boxtrainig, nach den Kampfszenen frass sich de Niro 30 Kilo an, um den verfetteten LaMotta spielen zu können.
Aber nicht nur solche Exzesse machten seine Schauspielkunst aus. In «Es war einmal in Amerika» von Sergio Leone spielt er eine Szene, in der er als junger Mann in einen Spiegel schaut, und als er sich umdreht, ist er ein alter Mann. Fast ohne Schminke wird er das, einfach die Haltung, wie er geht, die Augen, die Last auf seinen Schultern, ein Meisterstück auf engstem Raum.
Aber spätestens seit «GoodFellas» von Martin Scorsese war de Niro auf die ewige Rolle des Mafioso* abonniert. Von da an ging’s bergab. Denn nun kamen echte Klamotten von Filmen, seichte Komödien («Meine Braut, ihr Vater und ich»), in denen de Niro mehr und mehr zu einer Karikatur seiner selbst wurde.
Entweder brillierte er nochmals wie in «Heat» als Gangster, oder aber er verschwendete sein Talent auf drittklassige Filme.
Er hätte ein Gigant werden können. Er war ein Gigant, der sich dann verzwergte.
*Nach Leserhinweis korrigiert.