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Amateurliga

Der neue Webauftritt von Schweiz Tourismus ist unter jeder Kritik.

«Wir brauchen Schweiz», behauptet die Webseite sinnfrei, und wenn Sie immer schon mal leicht schwindelig werden wollten, dann wackeln Sie sich mal durch das Intro-Video.

Hier prangt auch das völlig verunglückte neue Logo, das Wort «swi+zerland«, wobei das t durch ein Schweizerkreuz ersetzt ist, was viele Leser kreuzmässig irritieren dürfte.

Das bewährte alte Logo mit dem goldenen Edelweiss und einem fröhlichen Button in der Mitte hat allerdings noch nicht ganz ausgedient. Es leuchtet noch von diversen Zügen zum Beispiel, wo es auch mittelfristig nicht verschwinden soll.

Mal im Ernst, was gibt es hier auszusetzen?

Und selbst wenn, macht es wirklich Sinn, es durch das hier zu ersetzen?

 

Ein Farb- und Buchstabenunfall, ungefähr so emotional wie ein Hinweisschild zum Notausgang. Dazu schwer lesbar, und auf die Verwendung einer der vier Landessprachen wurde verzichtet.

Aber wenn schon Amateurliga, dann richtig. Schliesslich soll ja alles in die Zukunft geführt werden, digital, online, aber hallo. Dafür müsste man allerdings Responsive Design und so Kleinigkeiten beherrschen. Täte man das, gäbe es nicht solche Unfälle:

Besonders hübsch sind die Welterbestät-ten. Wer das im ersten Anlauf richtig lesen kann, ist ein Sprachgenie.

Genial hingegen ist auch das hier. Während auf Deutsch bei Google bereits das neue Logo verwendet wird, gönnt Schweiz Tourismus dem englischsprachigen Leser noch die alte Goldblume als Marke. Was einerseits toll ist, andererseits aber der Behauptung widerspricht, dass man hier nun alles vereinheitlichen wolle. Ups:

Zum Grölen ist auch, dass der Suchbegriff Switzerland Tourism den englischsprachigen Leser zuerst auf die deutsche Version der Webseite führt, obwohl das Logo doch auf Englisch (sort of) daherkommt. Dem Sohn des Nachbarn, der mit WordPress eine Webseite bastelt, würden solche Schnitzer nicht passieren.

Bei all diesen Nasen, die an der Herstellung dieses Flops beteiligt sind, bei den Kosten könnte man doch wenigstens erwarten, dass es ohne solche Anfängerfehler abgeht.

Aber sehen wir’s positiv: vielleicht hilft das alles, diesen Unfug abzuräumen und nochmals über die Bücher zu gehen. Denn die Goldblume ist ja immerhin von 1995 bis 2024 in Verwendung gewesen. Ist es die Idee, auch das verhunzte neue Logo so lange zu verwenden, dann kann dessen abschreckende Wirkung gar nicht überschätzt werden …

Werber-Schwachsinn

Alles nei macht der Mai. So gequält ist das neue Branding von Schweiz Tourismus.

Ein goldenes Edelweiss, in der Mitte ein moderner und strahlender Schweiz-Button, darunter das, worauf es ankommt. Man könnte höchsten darüber diskutieren, ob der Punkt wirklich mehr als modischer Firlefanz war. Auf jeden Fall war das Erscheinungsbild 30 Jahre lang stilbildend, weltweit bekannt, bekam damit einen Wert, der schwer abzuschätzen, aber sehr, sehr hoch ist. War.

Vielleicht hat Schweiz Tourismus damit nicht ganz die Markenstärke von Marlboro erreicht. Der Zigarettenhersteller trennte sich zwar nach vielen Jahren vom reitenden und rauchenden Cowboy. Er wäre aber mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn er sich von seinem unverkennbaren Markenauftritt mit dem roten Dach und der ikonischen Typo trennen würde.

Da dürften schon Hunderte von schwarzbekleideten ADs von weltberühmten Brandingbuden angeklopft und vorgeschlagen haben, dass man das doch mal auffrischen, neu denken, zeitgemäss weiterentwickeln oder gendergerecht einfärben sollte. Die Antwort war und ist ein vernünftiges No, no way.

Nun ist es bei Schweiz Tourismus zunächst einmal so, dass viel zu viele Köche den Brei verderben, anbrennen lassen, überwürzen, verbreien. Denn am neusten Streich sind folgende Mitwirkende schuld:

Verantwortlich bei Schweiz Tourismus: André Hefti (CMO), Oliver Nyffeler (Head Productions), Martin Pally, (Head Campaigning), Anouk Blum, Claudia Brugger, Sarah Krauer, Samira Steriti (Project Management), Andrea Jenzer, Nadine Ackermann, Susanne Berther, Jan Karlen (Graphic & Media Design), Pascal Bloch (Specialist Multimedia Production), Kim Corpataux, Sariana Berchtold, Nicola Fürer, Matyas Fabian (Multimedia Producers), André Meier (Photography); verantwortlich bei Made Identity: Georg Gadient (Strategie), Adrian Glatthorn (Creative Direction Branding), Alexander Weis (Creative Direction Digital), Zoe Heeb (Art Direction Branding), Jan Keller (Lead Consultant), Bettina Gugler, Mauro Simeon, Karin Hauser (Brand Design), Alessio Rattazzi (Motion Design).

Und herausgekommen ist dieser Unfall:

Das gibt’s auch so:

Noch besser ist das hier:

Animiert zu dem hier:

© immer bei Schweiz Tourismus, of course.

Hier murmelte der AD, während er sich seine schwarze, dickumrandete Designerbrille zurechtrückte: Mountains, you know, Swiss Alps, real  und abstrahiert, der Burner. Ein Burner ist auch die neue Webseite; wer sich in einem aufwendig animierten Video schwindlig sehen will, nur hereinspaziert.

Was rot wabernde Dreiecke, die immer mehr verflachen, mit der Schweiz und mit Tourismus zu haben sollen, das können sicherlich ein «Head Campaigning» mit dem «Lead Consultant» und zusammen mit einem Dutzend weiterer Kommunikationsfuzzis rund und wieder eckig erklären. Die einzig sinnvolle Antwort ist aber: nichts, überhaupt nichts.

Schon das neue Markenlogo ist ein Frontalcrash mit Totalschaden. Wieso wird statt der reichlich vorhandenen Landessprachen Englisch verwendet? Weil das mehr verstehen? Mit dem Argument könnte man doch auch gleich Chinesisch nehmen.

Spricht man scheint’s Rushi, «Ru-ischii» aus, sieht doch auch hübsch drein. Aber natürlich, da könnte man nicht den Wahnsinnsgag unterbringen, dass das t durch das Schweizerkreuz ersetzt wird (wobei, beim zweiten Schriftzeichen wäre das doch möglich). Ein Schelm, wer da «Swicrosserland» zu lesen versucht. Buchstaben durch ein Logo zu ersetzen, das ist immer ein gefährliches Gebiet, eigentlich ein No-Go im gepflegten Design, etwa so verpönt wie Namensscherze (ZACKBUM schämt sich hier nochmal ausdrücklich für «Wernli hat man nicht gernli», über die unerträgliche WeWo-Flachkolumnistin).

Aber statt dass man das Bewährte behalten und halt digital weiterentwickelt hätte, geht es darum, «eine neue, einzigartige und wiedererkennbare digitale Schweizer Markenwelt zu erschaffen». Weiter im Gesülze: «Die Goldblume prägte für eine Generation von Touristikern eine Epoche. Die Marke Switzerland vermittelt Vertrauen, präsentiert sich einem modernen Design und ist zukunftsweisend für eine weitere Generation angelegt.»

Wieso soll ein Typounfall Vertrauen vermitteln? Dadurch, dass keine einzige Landessprache bei der Ansprache von Touristen verwendet wird? Was soll an einer 08/15-Typo aus der Helvetica-Familie modern sein, etwa die falsche Kleinschreibung? Das soll zukunftsweisend sein?

1,5 Millionen soll dieser Bruch gekostet haben, mit dem modisch «disruptiven» Schweizerfähnchen anstatt des t, über das der Leser dann regelmässig stolpern wird. Zukunftsweisend scheint für die daran Schuldigen auch zu sein, dass das neue Logo nun völlig emotionslos daherkommt, als wäre die Schweiz, Pardon, switzerland, (mal gross mal klein) ein Malergeschäft, das aber nur Rottöne anbietet.

Der einzig konsequente, mutige Schritt wäre: Papierkorb, weiter mit der Goldblume, um sie herum das Ganze digitalisieren und zum Beispiel modern in 3D verwandeln. Wenn man bedenkt, was da zukunftsweisend alleine mit KI möglich wäre, wie eine wirklich digitale Markenwelt oberhalb eines Gagavideos aussehen könnte …

Es ist halt häufig so: da sitzt einer Riege von inkompetenten Vertretern einer Firma, hier Schweiz Tourismus (Jahresbudget immerhin rund 94 Millionen Franken), eine Riege von «Made Identity»-Fuzzis gegenüber. Dabei wäre es doch so einfach gewesen; wer sich so einen Internet-Auftritt leistet, sollte gleich ausgeschlossen werden:

Sieht aus wie ein animierter Darm, eventuell auch das, was hinten rauskommt. Aber vor genderkompatiblem Pink.

Die preisen ihren neusten Streich mit einem Endlosschlaufenvideo unter diesem Darminhalt-Intro so an:

«Rebranding Switzerland, literally.»

Fällt da etwas auf? Nein? und jetzt:

Genau, die können kein Deutsch. Englisch allerdings auch eher holprig:

«We love what we do and we invest our hearts into our work every day. Having fun along the way is fuel to us. That’s why we cherish our culture for what it is – a constellation where loud banter and focused silence go hand in hand.»

Kommt halt davon, wenn man deutsche gebackene Luft mit einem Billig-Translator behandelt.

Zusammenfassung: schon wieder Steuergeld sinnlos verröstet.

 

Schweizer, macht Ferien in der Schweiz!

Umso näher die Sommerferien rücken, desto schriller werden die Warnungen.

Nachdem Leichenberge und zusammenbrechende Gesundheitssysteme zurzeit nicht mehr so Thema sind, braucht die Medienmeute ein neues Spielfeld, wo richtig die Blutgrätsche zum Einsatz gebracht werden kann.

Da drängen sich natürlich die Sommerferien auf. Genauer: Sommerferien im Ausland. Man kann zusammenfassend sagen: sollte man lassen. Sollte man vergessen. Schweizer, kauft Schweizer Hotels und Restaurants ihre überteuerten Angebote ab! Das ist die Devise, auf die sich viele Medien geeinigt haben.

Natürlich wird das nicht so plump propagiert. Sondern mit Horrormeldungen insiniuiert. Horrormeldungen über mögliche Probleme, die der kühne Wunsch, Ferien im Ausland verbringen zu wollen, fast zwangsläufig nach sich zieht. Mal eine Auslegeordnung.

Zunächst muss ja gereist werden, um ins Ausland zu gelangen. Per Flugzeug: möglich. Aber: ist der Rückflug auch garantiert? Was passiert, wenn das Ziel während des Aufenthalts von «harmlos» zu «Hochrisikogebiet» hochgestuft wird? Selbst, wenn der Tourist wieder wegkommt, muss er dann 14 Tage in Quarantäne in der Schweiz? Wenn ja, was hält wohl der Arbeitgeber davon?

Neue Marotte: Spielregeln während des Spiels ändern

Spielregeln während des Spiels ändern, das ist tödlich auf jedem Gebiet und überall. Besonders aber im Tourismus, denn der durchschnittliche Pauschaltourist ist ein ängstliches und scheues Wesen. Unter Abenteuerferien stellt es sich höchstens vor, dass am Anfang der Reise noch nicht klar ist, wo am letzten Abend gegessen wird.

Aber nun noch mögliche Tests, Hürden, Quarantäne, gefährdete Rückflüge? Vielleicht doch lieber nicht. Aber, wozu hat man denn ein Auto? Damit kann man zwar nicht unbedingt an die Billigstrände der Türkei oder Griechenlands fahren. Aber das nähere Umfeld sollte doch möglich sein. Also Italien, Frankreich, vielleicht auch Österreich oder Deutschland.

Vorsicht, kräht da Tamdia gerade, «an den Grenzen drohen Corona-Staus». Stau, das Wort hört der Automobilist höchstens dann ohne gleich Pickel zu kriegen, wenn es sich um den Stau vor dem Gotthard handelt. Denn das ist dann wenigstens ein ordentlicher Schweizer Stau. Aber an den Grenzen? Da ist man dann doch der reinen Willkür ausländischer Grenzer ausgesetzt. Weiss man denn, was die alles von einem wollen? Tests? Aber welche? Und die dürfen dann auch nicht älter als 48 Stunden sein. Oder 72? Gibt es noch weitere Hindernisse?

Was passiert, wenn der Grenzbeamte es ganz genau nimmt, bei jedem Automobilisten? Das kann dann doch Stunden dauern. Vielleicht sogar Tage. Aber dann ist man erst mal im Ferienland angekommen, wie steht es hier mit der Rückreise? Schweizer Grenzbeamte können auch ganz schön streng gucken und es auch sein. Da nützt dann das Winken mit dem Schweizerpass eher wenig. Quarantäne, Busse, Scherereien?

Positiver Test vor Reiseantritt: und dann?

Wo soll denn da die Erholung bleiben? Oder nehmen wir an, der erst kurz vor der Reise durchgeführte Test (wenn es dann überhaupt noch Testkapazitäten hat, anderes Problem!) ergibt überraschenderweise ein positives Resultat. Der Betroffene ist zwar symptomlos und fühlt sich pudelwohl. Fühlte sich, denn bedeutet das nun, dass die gebuchten Ferien gestrichen werden müssen?

Und was heisst das für die Buchungen? Ist das Geld weg? Kriegt man Anzahlungen wieder zurück? Und wohin soll man im letzten Moment umdisponieren? Ist doch schon alles voll in der Schweiz, und «last minute» heisst heutzutage: sauteuer, nicht schweinebillig. Selbst wenn man all diese Hürden überwunden hat, wie sieht es dann am Zielort aus? Laufen da alle Angestellten mit Masken rum? Oder, noch schlimmer, ohne?

Wie fühlt man sich in einem fast leeren Hotel? Oder ist es voll mit lärmenden Einheimischen, wo man sich doch heimeligen Umgang mit Schweizer Touristen erhofft hatte? Kommt man so in Ferienlaune? Geht so Erholung? Oder ist das alles wieder mal schwer übertrieben, so wie mit den Leichenbergen und zusammenbrechenden Gesundheitssystemen?

Wem kann man noch trauen? Welchen Experten, welchen Medien? Wichtiger noch: bezahlt Schweiz Tourismus wenigstens etwas dafür? Oder machen das die Medien einfach aus Patriotismus oder weil sie vom Zahlvater Bund einen Wink bekommen haben, dass man sich für die Steuerbatzeli satt dann schon etwas erkenntlich zeigen sollte, indem man die einheimische Tourismusindustrie unterstützt?

Der Aargau: wie immer vorbildlich …

Oder nein, noch besser: es ist Seelenverwandtschaft. Der Schweizer Tourismus leidet seit Jahren unter zu hohen Preisen für zu miese Angebote und jammert darüber, dass immer mehr Landsleute lieber die Gastfreundschaft Österreichs oder anderer Ländern geniessen. Kräht zudem nach Staatshilfe, statt einzusehen, dass es so etwas wie Angebot und Nachfrage gibt. Teuer und schlecht war noch nie ein gutes Angebot.

Den privaten Medienhäusern geht es ganz ähnlich. Sie verlangen seit Jahren zu hohe Preise für immer miesere Angebote. Wundern sich, dass ihnen die zahlenden Konsumenten wegbrechen. Und krähen nach Staatshilfe.

Auch das kann in den Fernferien passieren …