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Spielen mit nuklearem Feuer

Was ist gefährlicher als ein sowjetisches AKW?

Noch gefährlicher ist ein von russischen Truppen angegriffenes AKW. Die Ukraine war der Schauplatz der grössten Reaktorkatastrophe Europas. 1986 explodierte der Reaktor in Block vier von Tschernobyl und eine radioaktive Wolke breitete sich aus.

In der Nacht zum 4. März zeigen Videoaufnahmen den Beschuss des AKW Saporischschja in der Ukraine. Er soll durch russische Truppen erfolgt sein, die Bilder zeigen, wie auf dem Gelände ein Feuer ausbricht.

Schon damals wurde die «Havarie» zuerst heruntergespielt, dann scheibchenweise eingestanden. Auch heute heisst es beruhigend, dass keinerlei erhöhte Radioaktivität gemessen worden sei.

Wenn es aber tatsächlich so ist, dass russische Truppen um und auf dem Gelände eines AKW herumballern, dann ist das ein direkter Angriff auf unschuldige Menschen. Diesmal nicht nur in der Ukraine, sondern in ganz Europa. Denn falls es zu einem radioaktiven Fall-out kommen sollte, hängt es lediglich von der Windrichtung ab, ob es die Ukraine, Russland, andere Anrainerstaaten oder andere Teile von Europa erwischt.

Auch in Friedenszeiten tragen AKW, die mit sowjetischer Technologie gebaut wurden, nicht gerade zum ruhigen Schlaf bei. In Saporischschja haben sich seit Inbetriebnahme im Jahre 1984 diverse Zwischenfälle ereignet. Inklusive Tschernobyl gibt es fünf AKW in der Ukraine. Die Energieversorgung des Landes hängt weitgehend davon ab. Daher sind diese Stromproduzenten ein strategisches Ziel ersten Ranges für jede Invasion.

Immer vorausgesetzt, die Medienberichte treffen zu, ist es Ausdruck höchster Verantwortungslosigkeit, sich bei solch sensiblen Bauwerken nicht auf eine Verhandlungslösung zu konzentrieren, sondern sie offenbar mit Gewalt in Besitz zu nehmen.

Den Beobachtern im Westen, in der Schweiz, bleibt da nur ohnmächtiges Zuschauen.