Schlagwortarchiv für: Salome Müller

Ach du liebe «Zeit»

Das Hamburger Wochenblatt antwortet. Leider.

Angesichts des unprofessionellen Verhaltens der «Zeit»-Mitarbeiterin Salome Müller, die Anschuldigungen von Anuschka Roshani im Indikativ wiedergibt und sich auf angebliche, anonyme Quellen beruft, um ihr Narrativ von einer «Machokultur» zu bedienen, haben wir ihrem Redaktionsleiter Matthias Daum ein paar Fragen gestellt.

An seiner Statt antwortete eine «Verlagssprecherin». Diese Rabulistik hat es verdient, vollständig zitiert zu werden.

  1. Halten Sie es mit den hohen Standards der «Zeit» für vereinbar, dass eine offensichtlich voreingenommene Autorin, deren Objektivität bei diesem Thema bezweifelt werden muss, sich nochmals über angeblichen Sexismus bei Tamedia äussert?

«Am Textende wird transparent gemacht, dass Salome Müller für Tamedia gearbeitet hat und zu den Mitinitantinnen des Frauenbriefs gehörte. Wenn man als Journalist oder Journalistin in der kleinen Medienszene der deutschsprachigen Schweiz nicht mehr über ehemalige Arbeitgeber schreiben dürfte, gäbe es hierzulande keinen Medienjournalismus mehr.»

  1. Im Artikel heisst es: «Fünf ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Tagi-Magi bestätigten der ZEIT, was Roshani in ihrem Dossier beschrieben hat.» Halten Sie es für zielführend, hier mit ausschliesslich anonymen Quellen zu arbeiten, die als ehemalige Mitarbeiter doch eigentlich nichts zu verlieren hätten, mit ihrem Namen zu diesen Behauptungen zu stehen?

Unsere Gesprächspartner/innen haben mit Blick auf ihre aktuellen Tätigkeiten um Quellenschutz gebeten.

  1. Haben Sie persönlich die Existenz dieser Quellen überprüft? Leider ist ja üblich geworden, dass Autoren mit erfundenen Quellen oder Quotes arbeiten.

Die Quellen sind uns bekannt.

  1. Wenn Zitate verwendet werden wie «es war Psychoterror», glauben Sie nicht, dass das mit einer identifizierbaren Quelle verbunden werden müsste?

Siehe Antwort auf Frage 2.

  1. Im Lead steht: «Eine Redakteurin des Schweizer «Tages-Anzeiger»-Magazins wird jahrelang vom Chef gemobbt, am Ende wird ihr gekündigt. Der Fall zeigt die Machokultur in der Medienbranche.» Die Behauptungen von Roshani werden hier im Indikativ als real wiedergegeben, obwohl es bislang keine Bestätigung dafür und diverse Stellungnahmen dagegen gibt. Halten Sie das mit einem seriösen Journalismus für vereinbar, das nicht im Konjunktiv darzustellen?

Siehe Antwort auf Frage 6.

  1. Im Anschluss daran stellt Müller ihr Lieblingsnarrativ im Indikativ dar; das zeige eine angebliche «Machokultur in der Medienbranche». Halten Sie es mit einem seriösen Journalismus für vereinbar, eine solche pauschale Behauptung aufgrund einer einzigen Kritik aufzustellen?

Das Urteil gründet auf unseren Recherchen. Darüber hinaus haben uns nach Erscheinen des Artikels zahlreiche Reaktionen aus Redaktionen erreicht, die die Einschätzung erhärten.

ZACKBUM hält fest: Die «Zeit» findet nichts daran, dass bei ihr Behauptungen als Tatsachen verkauft werden. Sie findet nichts daran, dass eine offensichtlich voreingenommene Autorin das Thema behandeln darf. Sie behauptet, die von Müller verwendeten Quellen seien ihr bekannt. Und sie ist der Meinung, im Schweizer Journalismus herrsche eine «Machokultur». Oh je, so gehen Renommee und Reputation vor die Hunde.

Sexismus – im Ernst?

Das Problem sind nicht die Männer.

«Die Medienbranche hat ganz klar ein Sexismusproblem», behauptet Miriam Suter, «stv. Chefredaktorin von ElleXX».  Miriam who? Chefredaktorin wovon? Macht nix, mit solchen Banalitäten kommt man heutzutage in «10 vor 10» und überall hin.

Aleksandra Hiltmann, inzwischen offen für Neues, und Salome Müller, inzwischen beim Schweiz-Split der «Zeit», sind noch nie als begabte Schreiberinnen aufgefallen. Müller hat es noch nie über einen Schulaufsatz-Stil hinausgebracht. Dennoch hatten beide ihre fünf Minuten Ruhm und auch einen Auftritt bei «10 vor 10», weil sie einen Protestbrief gegen angeblichen Sexismus bei Tamedia lancierten. Mit über 60 anonymisierten, nicht belegbaren, bis heute nicht verifizierten angeblichen Beispielen von verbalen Übergriffen.

Patrizia Laeri entblödet sich nicht, mit einem angeblichen, über 20 jähre zurückliegenden Kuss-Versuch an die Medien zu gelangen. Anuschka Roshani hat immerhin den Mut, bei ihren Anschuldigungen konkret zu werden; Situationen, Zeugen und den Täter zu benennen. Allerdings sind auch diverse ihrer Beispiele schon viele Jahre alt. Noch ist es unklar, ob und wie weit ihre Vorwürfe zutreffen, wie sehr sie dadurch motiviert ist, nicht Chefredaktorin, sondern entlassen zu werden.

Gibt es verbal und sogar körperlich übergriffige Männer im Journalismus? Sicherlich. Gibt es inzwischen interne Anlaufstellen, um das zu denunzieren und zu sanktionieren? Allerdings. Sehr schräg ist doch, dass 78 erregte Tamedia-Frauen unerträgliche Zustände beklagten und einen Gemischtwarenladen von Vorwürfen eröffneten. Während aber die Tamedia-Anlaufstelle für sexuelle Belästigungen keine einzige Kontaktnahme verzeichnete. Null.

Schräg ist doch auch, dass den Unterzeichnerinnen versichert wurde, dass das Schreiben hausintern wie es sich gehört an die Geschäftsleitung und die Chefredaktionen ginge. Während es hinter dem Rücken der Unterzeichnerinnen fast zeitgleich via den nicht über jeden Zweifel erhabenen Absender Jolanda Spiess-Hegglin in die Medien gestreut wurde.

Ist das das richtige Vorgehen, wenn es frau nicht um Erregungsbewirtschaftung, sondern um Problemlösung geht?

Was haben all diese «jetzt rede ich»-Auftritte in der Öffentlichkeit an Kollateralschaden ausgelöst? Die Behauptung, teilweise viele Jahre zurückliegend sexuell belästigt worden zu sein, hat dieser Anschuldigung den Beigeschmack verliehen, schlichtweg eine Waffe nicht im Geschlechterkampf, sondern in Machtkämpfen geworden zu sein. Nichts leichter, als einen unliebsamen Chef damit loszuwerden.

Denn üblicherweise hat «er hat mich sexuell belästigt» zur Folge, dass eine Beweisumkehr stattfindet. Nicht die Klägerin muss ihre Anschuldigung beweisen, der Angeschuldigte muss seine Unschuld beweisen. Nur, wie, wenn der Vorfall Jahre zurückliegt? Strafrechtlich längst verjährt ist, während die Behauptung mit Namensnennung in der Öffentlichkeit einwandfrei strafbar wäre.

Ein weiterer Kollateralschaden: Stellen wir uns die nicht seltene Situation vor, dass ein männlicher Vorgesetzter einer weiblichen Untergebenen erklären muss, dass ihr Werk, ihr Artikel Schrott ist. Unbrauchbar. Schlecht. Fehlerhaft. Waltet er seines Amtes, läuft er Gefahr, in den Hammer zu rennen, dass er das nur meine, weil es eine Autorin sei. Läuft er Gefahr, darüber hinaus beschuldigt zu werden, er habe sich verbal übergriffig benommen.

Nur so ist zu erklären, dass Trümmerwerke von solche Autorinnen den Leser belästigen. Wenn eine Autorin schreibt, dass Marie Curie die Röntgenstrahlen entdeckt hat, hat da wirklich die angebliche Qualitätskontrolle bei Tamedia versagt? Oder hat sich niemand getraut, korrigierend einzugreifen?

Dritter Kollateralschaden: Kämpfe um Gendersternchen und andere Vergewaltigungen der deutschen Sprache machen Texte unlesbarer und sind, wie Meinungsumfragen ständig beweisen, der Mehrheit der Konsumenten von Texten völlig schnurzegal. Hier werden Scheindebatten geführt, Phantomschmerzen beklagt, schlimmer noch, der Leser vergrault. Weil sich durch die Verwendung des generischen Maskulinum weiterhin die überwiegende Mehrheit der Frauen mitangesprochen fühlt.

Solche verbalen Luftkämpfe sind aber viel spektakulärer als knochenharte Gewerkschaftsarbeit, Kämpfe um Kinderkrippen, Lohngleichheit, Arbeitsmodelle, die Kind und Karriere erleichtern.

Was viele Aussenstehende überhaupt nicht verstehen: da arbeiten viele Frauen in privilegierter Stelle in Medienhäusern, werden für eine meistens interessante Arbeit gut bezahlt – und jammern öffentlich darüber, wie schlecht sie behandelt werden, wie diskriminiert, demotiviert sie seien, welch unerträgliches Arbeitsklima herrsche. Anstatt die Konsequenz zu ziehen, zu kündigen und selbst etwas Besseres auf die Beine zu stellen, wird gejammert und gefordert. Als sei der Arbeitgeber verpflichtet, noch ein Wellness-Wohlfühlprogramm für verletzte Schneeflocken anzubieten.

Es ist bis heute unverständlich, wieso Tamedia die 78 Frauen, die öffentlich gegen ihre Treuepflicht, gegen das Geschäftsgeheimnis verstossen haben und eine massive Rufschädigung ihres Arbeitgebers bewirkten, nicht fristlos freigestellt hat. Oder ihnen zumindest einen strengen Verweis aussprach, eine Abmahnung in die Personalakte setzte.

Stattdessen entschuldige sich der Oberchefredaktor präventiv, obwohl bis heute kein einziger Fall bewiesen wäre. Damit ist natürlich Tür und Tor für weitere solche Aktionen geöffnet. Es ist ja kein Wunder, dass CH Media und Ringier von solchen flächendeckenden Anschuldigungen verschont blieb.

Ums auf den Punkt zu bringen: Tamedia ist eine Anlaufstelle für Gutmenschen, für Missionare, für Angestellte, die nur in zweiter Linie das tun wollen, wofür sie sehr gut bezahlt werden. Nämlich News herstellen, einordnen und analysieren. Viel lieber möchten sie belehren, kommentieren, verantwortungslos Ratschläge zu allem geben, Handelnde und Regierende vom Logenplatz des Betrachters aus massregeln, kritisieren, wohlfeile Behauptungen aufstellen, wie man es viel besser und richtiger machen solle.

Damit sorgen sie redaktionsintern für das toxische Arbeitsklima, das sie lautstark beklagen.

Erst das schreckliche Erdbeben in der Türkei und in Syrien verdrängte die Nabelschau der Journalisten aus den Schlagzeilen. Was sie wieder mal vergassen: ihre Selbstbetrachtung interessiert ihn erster Linie die Journalisten selbst. Weil die sich aber so unendlich wichtig nehmen, der Bote für sie viel wichtiger ist als die Botschaft, mussten sie ihre Meinung zum Thema Canonica lang und breit der Öffentlichkeit mitteilen. Geben sie jeder Trittbrettfahrerin eine Plattform, so unsinnig deren Behauptungen auch sein mögen.

Dieser falsch verstandene Feminismus wird nicht zu einer Verbesserung der Situation der Medien und des Journalismus führen. Er ist ein weiterer Sargnagel auf dem Weg nach unten, ins Grab.

Wumms: Patrizia Laeri

Lachhafte Trittbrettfahrerin.

Wenn man das fragwürdige Geschäftsgebaren von Patrizia Laeri mit ihrer merkwürdigen Plattform elleXX (ja nicht mit drei x schreiben!) kritisiert, nimmt sie die Sexismus-Keule hervor. Damit lenkt sie mehr oder minder erfolgreich davon ab, dass die Kritik völlig berechtigt und richtig ist. Gerne lenkt sie überhaupt von ihrer nicht wirklich erfolgreichen Karriere ab. Zum Beispiel als die wohl einzige Chefredaktorin bei CNN, die keine Sekunde im Amt war.

Laeri ist nichts zu peinlich, in die Medien zu kommen. Die langjährige «Magazin»-Redaktorin Anuschka Roshani hat mit einer bedrückenden Beschreibung über die Zustände auf der Redaktion und über das angebliche Verhalten des ehemaligen Chefredaktors für Aufsehen gesorgt. Und für drei Reaktionen.

Die übrige Redaktion von Feministen und Gutmenschen ist in Schockstarre verfallen und hat ein Schweigegelübdnis abgelegt. Mediale Trittbrettfahrer wie Salome Müller schildern die Ereignisse aus der Sicht Roshanis im Indikativ, statt journalistisch korrekt darauf zu verweisen, dass das ihre Behauptungen sind. Müller neigte schon immer zu Schmierenjournalismus, der ihre Narrative erfüllen muss. Dass das auch in der «Zeit» möglich ist, erstaunt.

Und drittens melden sich Trittbrettfahrerinnen wie Laeri zu Wort. Der soll vor über 20 Jahren widerfahren sein, dass sie ein männlicher SRF-Mitarbeiter zu küssen versuchte. Laut Laeri vergeblich, sie habe nein gesagt und soll ihn dann von sich gestossen haben.

Angesichts der vergangenen Zeitspanne ist es absolut unmöglich, zu sicheren Erkenntnissen zu gelangen, ob sich dieser Vorfall so abgespielt hat – oder ihrer Fantasie entsprungen ist. Denn natürlich nennt sie keinen Namen. Täte sie das, hätte sie sofort eine Ehrverletzungsklage im Haus.

Kann es, wie auch in den USA bei vielen Trittbrettfahrerinnen, die oft Jahrzehnte später anklagend an die Medien gehen, glaubhaft sein, dass jemand bei einer vergleichsweise trivialen sexuellen Belästigung mehr als 20 Jahre braucht, um darüber die Öffentlichkeit zu informieren?

Ist dieses offenkundige Haschen nach Aufmerksamkeit nicht eine Verhöhnung von echten Opfern sexueller Übergriffe? Ist es nicht erbärmlich, wie gierig die Medien das aufnehmen und wie unterwürfig SRF reagiert? Es soll untersucht werden, statt Laeri zu sagen: entweder nennst Du genauso öffentlich den Namen des angeblichen Übeltäters, oder wir verklagen Dich wegen Geschäftsschädigung.

Wollten durch die neue Wirtschaftssendung «#DACHelles» führen (v.l.): Tijen Onaran, Patrizia Laeri und Maggie Childs. (Bild: CNN Money Switzerland)

 

Es gilt die Unschuldsvermutung

Und morgen erzählen wir ein anderes Märchen.

Die Verluderung des Journalismus kennt keine Grenzen mehr:

Was ist an dieser «Blick»-Einschenke falsch? Genau; Laeri mache öffentlich, dass «sie während ihres Praktikums beim Schweizer Fernsehen sexuell belästigt wurde». Der Indikativ hier zeigt die Grenze zwischen gutem und seriösem Journalismus und Verluderung auf.

Das gilt inzwischen leider sogar für die «Zeit»: «Eine Redakteurin des Schweizer «Tages-Anzeiger»-Magazins wird jahrelang vom Chef gemobbt, am Ende wird ihr gekündigt. Der Fall zeigt die Machokultur in der Medienbranche.» Hier zeigt ein fehlendes «laut ihren Aussagen», dass die Autorin Salome Müller nicht an einer seriösen Berichterstattung interessiert ist, sondern ihr eigenes Narrativ für die Realität hält.

Schon bei dem Protestschreiben der erregten 78 Tamedia-Frauen zeigten sich diese Probleme. Zum Beleg für ihre Anklagen, dass auf den Redaktionen eine sexistische, frauenfeindliche und demotivierende Stimmung herrsche, führten sie ausnahmslos anonymisierte Beispiele an. Ort, Zeit, Beteiligte, mögliche Zeugen: alle Hilfsmittel, um diese Behauptungen allenfalls zu verifizieren – oder zu falsifizieren –, fehlten.

Erschwerend kam hinzu, dass so im Prinzip alle männlichen Mitarbeiter in Sippenhaft genommen wurden, da schliesslich jedes männliche Wesen diese sexistischen Sprüche gemacht haben könnte. Erschwerend kam ebenfalls hinzu, dass nicht klargestellt wurde, wann es zu diesen Vorfällen gekommen sein soll. Und ob alle Beispiele tatsächlich stattgefunden hatten – oder Erfindungen oder Übernahmen von Standard-Blödsprüchen («ist das Kind von mir, das da im Hintergrund schreit?») waren.

Ein weiteres Problem sind die Trittbrettfahrerinnen. Was drei Mitarbeiterinnen einer mässig erfolgreichen Anlageplattform gerade zum Besten geben, schadet den Anliegen der Frauen mehr, als dass es ihnen nützt. Ihr Aushängeschild Patrizia Laeri behauptet, dass ein heute in «leitender Funktion» tätiger SRF-Mitarbeiter versucht habe, sie zu küssen, als sie dort Praktikantin war. Laeri ist heute 45 Jahre alt; falls sie nicht spätberufen war, ist das also wohl rund 20 Jahre her.

Da sie keinerlei Angaben macht, wann, wo, in welchem Zusammenhang dieser Übergriff stattgefunden haben soll, wird die angekündigte Untersuchung wohl wie das Hornberger Schiessen ausgehen. Es ist unsäglich: das Denunzieren, Verfolgen und Bestrafen von männlichen Übergriffen (wie auch weiblichen) ist gut und richtig. Was aber all diese spätberufenen Opfer und Denunziantinnen aufführen, zieht berechtigte Anklagen ins Lächerliche.

Es entsteht eine ungute Gemengelage. Will sich Roshani nur für ihre Kündigung rächen? Will Müller nachtreten, nachdem sie mit ihrer Kampagne bei Tamedia nur kurz ihre fünf Minuten Ruhm abholen konnte?

Was ist von einer Franziska Schutzbach zu halten, die sofort losgaloppiert: «Die von der Journalistin Anuschka Roshani öffentlich gemachten Erfahrungen bei Tamedia verweisen auf erschütternde Weise erneut auf Missstände wie Sexismus, Machtmissbrauch und fehlenden Opferschutz in der Medienbranche. Dies gilt es mit allen Mitteln zu bekämpfen und aufzuarbeiten.»

Andererseits wäre ihre Partner Mikael Krogerus als langjähriger «Magazin»-Redaktor prädestiniert, an dieser Aufarbeitung, an diesem Kampf in vorderster Linie mitzuwirken. Doch stattdessen: «Gleichzeitig möchte ich an dieser Stelle transparent machen, dass mein Partner Mikael Krogerus beim Magazin/Tamedia als Redaktor angestellt ist, aus diesem Grund ist meine Familie von den Ereignissen direkt betroffen. Ich werde nicht alle Presseanfragen beantworten. Mit Dank für das Verständnis

Nein, ZACKBUM hat keinerlei Verständnis dafür, dass Schutzbach auf eine Anfrage nicht reagierte. Wieso soll «meine Familie … direkt betroffen» sein? Wurde denn auch Krogerus Opfer von Mobbing und Sexismus?

Wer mit dem Hashtag arbeitet «#smashpatriarchy» und stinklangweilige Bücher veröffentlicht, sollte hier entschieden weniger verschlossen sein.

Vorschnell mit dem Urteil zur Hand sein, aber dann sich feige weggucken, was für eine Zivilcourage zeigen hier wieder allzu viele. «Ich kann nicht länger schweigen», mit dieser Ausrede zerren nun Adabeis uralte Storys aus der Mottenkiste, bis zur Lächerlichkeit gespreizt bei elleXX.

Ähnlich wie im Fall Spiess-Hegglin gibt es bei sexuellen Kontakten jeglicher Art ein gravierendes Problem, wenn über die Einverständigkeit im Nachhinein keine Einigkeit herrscht. Hier besteht immer die Gefahr, dass die Anschuldigung eines Übergriffs (vor allem lediglich verbaler Art) als Waffe verwendet werden kann. Das ist widerlich, weil damit wirkliche Opfer verhöhnt werden und es zunehmend schwerer haben, gehört zu werden.

Man kann ein ganzes Geschäftsmodell darauf aufbauen oder sich zumindest kurzzeitig im Licht der öffentlichen Aufmerksamkeit sonnen. Aber der Hinweis auf längst verjährte, nicht mehr nachweisbare, angebliche Übergriffe bekommt so immer mehr einen Haut-goût.

Angesichts diesen medialen Entwicklungen geraten selbst die Anschuldigungen von Roshani in ein schiefes Licht. Der von ihr Angeklagte ist einerseits medial bereits vorverurteilt und hingerichtet worden. Seine Verteidigungslinie («alles gelogen, aus dem Zusammenhang gerissen, die Redaktion steht hinter mir») hat ebenfalls ihre Schwachpunkte.

Allerdings sollte es in diesem Fall – im Gegensatz zu all den anonymen und weit zurückliegenden Denunziationen – möglich sein, einiges zu überprüfen. Wieso das allerdings Tamedia in vielen, vielen Monaten nicht oder nur unzulänglich gelungen ist – damit macht sich die Verlagsleitung mitschuldig an diesem Schlamassel.

Es scheint, dass oftmals in solchen Fällen die schlechtesten menschlichen Eigenschaften zum Vorschein kommen. Feigheit, Rachegelüste, Lügen, unbeweisbare Behauptungen, Missbrauch der Waffe «sexueller Übergriff», rabulistische Verteidigungen.

Zumindest eines sollte klar sein: alle Journalisten, Journalistinnen, die hier mit anonymen Quellen arbeiten, die dies und das behaupten sollen, müssen dafür endlich einmal zur Rechenschaft gezogen werden. Denn entweder gibt es eine ganze Reihe von ehemaligen oder aktuellen «Magazin»-Mitarbeitern, die bezeugen, dass dort unerträgliche Zustände herrschten. Oder es gibt die einhellige Meinung der Redaktion, dass niemand niemals Zeuge der von Roshani behaupteten öffentlichen Äusserungen von Canonica war.

Falls Recherche, Quellenüberprüfung, Logik und das Bilden von Indizienketten im Journalismus noch angewendet wird – statt des Kolportierens von anonymem Hörensagen – müsste das doch feststellbar sein. Einer, eine (oder mehrere) lügt hier. Eine oder mehrere Journalistinnen arbeiten unseriös und müssten deswegen entlassen werden. Trittbrettfahrerinnen müssten entlarvt und zur Rechenschaft gezogen werden. Die feige schweigenden aktuellen und ehemaligen «Magazin»-Redaktoren müssten einen Funken Anstand, Ehre und Zivilcourage zeigen.

Oder sind das alles Forderungen aus einer Märchenwelt wie 1001-Nacht?

Doppelwumms: Finn Canonica, Salome Müller

Wie es sich für ein Soap gehört: «Jetzt rede ich.»

Nach ein paar Tagen des Schweigens hat sich nun auch Finn Canonica mit einem «Brief an meine Freunde» zu Wort gemeldet, den er dann an die Medien verteilen liess.

Zunächst der Hinweis auf sein eigenes Schicksal: «Ich werde in anonymen Mails beschimpft, meine Kinder trauen sich kaum mehr auf die Strasse

Dann die Selbstverteidigung: sein «ganzes Team» habe einen Brief geschrieben, in dem es die Vorwürfe von Roshani als «absurd» bezeichnet habe. Dann legt er nach und berichtet von seiner Einvernahme durch die externe Anwaltskanzlei: «Mir wurden absurde Dinge vorgelesen, von denen Roshani behauptet habe, ich hätte sie gesagt. Es waren schlicht Lügen. Die Befragungen meiner Kolleginnen und Kollegen bestätigten meine Verneinungen. Alle sagten, sie hätten mich niemals solche oder ähnliche Dinge sagen hören.»

Schliesslich sei er durch diesen Bericht von allen Vorwürfen entlastet worden. Das ist eine gute Story. Allerdings gibt es nun für ihn und für eine Journalistin je ein gravierendes Problem. Denn wenn das so wäre, wieso ist er dann von Tamedia gefeuert worden? Wieso getraut sich kein Einziger von seinem «Team», ihm auch öffentlich den Rücken zu stärken?

Mit dieser Stellungnahme hat sich Canonica sicherlich keinen Gefallen getan.

Ein noch gröberes Problem hat nun Salome Müller. Die Initiantin des Protestbriefs von 78 erregten Tamedia-Frauen, die unerträglichen Sexismus, verbale Übergriffe und eine frauenefeindliche Atmosphäre beklagten und das mit ausschliesslich anonymisierten, bis heute nicht verifizierten Anschuldigungen unterstrichen, hat in der «Zeit» einen länglichen Artikel zu den Vorkommnissen beim «Magazin» veröffentlicht.

Schon einleitend heisst es apodiktisch: «Eine Redakteurin des Schweizer «Tages-Anzeiger»-Magazins wird jahrelang vom Chef gemobbt, am Ende wird ihr gekündigt. Der Fall zeigt die Machokultur in der Medienbranche.» Kein Konjunktiv, kein einschränkendes «nach ihrer Darstellung». Dafür Indikativ, weil diese Darstellung ins ewige Narrativ von Müller passt.

Dann kommt es knüppeldick: «Fünf ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Tagi-Magi bestätigten der ZEIT, was Roshani in ihrem Dossier beschrieben hat.» Es hätten unerträgliche Zustände auch auf der Redaktion des «Magazin» geherrscht. Fiel einer in Ungnade, sei Folgendes passiert: «Canonica habe dann auf keine Mail reagiert, erzählten mehrere ehemalige Magazin-Mitarbeitende. Eine der Personen sagte: «Es war Psychoterror.»»

Hier haben wir nun eine klare und einfache Situation: entweder stimmt das nicht, was Canonica (und Tamedia) behaupten. Oder Müller hat zum zweiten Mal mit anonymen Behauptungen von nicht identifizierten Quellen gearbeitet – was nun auch beim Qualitätsorgan «Zeit» Konsequenzen haben müsste.

 

… aus den Löchern, Part II

Es war einmal, vor langer Zeit …

Der ewige Barde Bob Dylan dürfte wohl Rekordhalter sein. Er wurde vor zwei Jahren eingeklagt, dass er ein 12-jähriges Mädchen sexuell missbraucht haben soll. Vor inzwischen – 58 Jahren! Leider habe das vermeintliche Opfer solange gebraucht, um damit an die Öffentlichkeit gehen zu können.

Er löste damit Dustin Hofman ab, dem 2017 ebenfalls sexueller Missbrauch vorgeworfen wurde. Der habe in den 1970er-Jahren stattgefunden.

Angesichts des Canonica-Skandals bei Tamedia sehen sich nun auch diverse Frauen genötigt, sich als Opfer sexueller Übergriffe zu outen. Teilweise mit Ansage. So twitterte Patrizia Laeri schon mal drohend: «Nun bricht nach diesem Text aber gerade so viel auf, dass ich nicht mehr verdrängen kann und will.»

Was kann und will sie nicht mehr verdrängen? Der «Financial Feminist» hat Schröckliches erlebt:

Nun hat das Qualitätsmedium «watson» bei Laeri nachgefragt, was denn dann passiert sei: «Gemeldet habe sie den Vorfall nie bei SRF, erzählt Laeri. «Ich war in Schockstarre und wusste nicht, an wen ich mich hätte wenden sollen.» Am nächsten Tag habe der Redaktor so getan, als sei nie etwas passiert.»

Aber es ist noch mehr Schlimmes passiert:

Damit immer noch nicht genug, die gesamte Frauschaft bei elleXX (nur echt mit 2 X) eruptiert lange verdrängte Traumata. So hat auch Samatha Taylor Krasses erdulden müssen:

Ganz schlimm ist es auch der elleXX Nadine Jürgensen ergangen:

Welch ein Unmensch, ein Macho, ein Sexist von Chef. Wie konnte er nur, und erst noch auf Englisch. Allerdings berührt diese neuentdeckte Sensibilität von Jürgensen doch etwas merkwürdig. An diesen nun wahrlich nicht sonderlich sexistischen Ausspruch erinnert sie sich, als regelmässige Kolumnistin im «Magazin» ist ihr aber niemals die «fäkalisierte» und sexistische Sprache des abartigen Ex-Chefredaktors aufgefallen?

All diese Denunziationen lange im Nachhinein haben etwas gemeinsam: sie erfolgen gegen anonymisierte Übeltäter. Welcher «Redaktor in Leitungsfunktionen» war’s wohl? Da dürfen sich nun einige Mitarbeiter von SRF als denunzierte Schweine vorkommen. Und welche «Redaktionsleiter» sollen denn angeblich etwas von «erschlafen» gebrabbelt haben?

Das zeichnete auch die mehr als 60 angeblichen Beispiele der erregten Tamedia-Frauen aus, die sie ihrem Protestbrief beifügten. Der zuerst intern an Geschäftsleitung und Chefredaktion gehen sollte, dann aber via Spiess-Hegglin an die Medien durchgestochen wurde. Alle Beispiele waren anonymisiert; jeder männliche Tamedia-Mitarbeiter stand unter Generalverdacht. Bis heute ist nicht bekannt, ob auch nur ein einziges Beispiel eines verbalen Übergriffs verifiziert werden konnte.

Eine der Initiantinnen, Salome Müller, bleibt sich treu und schreibt in der «Zeit» über den Fall Canonica – unter Verwendung anonymer Quellen. Wieso dieses Qualitätsorgan das trotz schreiendem Interessenkonflikt der Autorin zulässt, ist ein Rätsel.

Aber immerhin, wir haben diese Kolumnistin schon mehrfach scharf wegen eines unseligen Nazi-Vergleichs kritisiert, hier zeigt sie Haltung:

Auch Simone Meier stellt unbelegte Behauptungen auf, will sich aber nicht als Opfer outen, sondern schreibt cool, dass sie das kaum wahrgenommen habe.

Als in den USA die «#metoo»-Bewegung Fahrt aufnahm, gab es neben wahren und erschütternden Fällen von männlichen sexuellen Übergriffen auch jede Menge Trittbrettfahrerinnen, die mit erfundenen oder nicht verifizierbaren Behauptungen ein Stück öffentliche Aufmerksamkeit abschneiden wollten.

Das sei hier niemandem unterstellt. Aber lange her, nicht verortet, nach so langer Zeit auch nicht mehr überprüfbar, damals nicht gemeldet, das hat schon mehr als ein Geschmäckle.

Genauso interessant wie die nun an die Öffentlichkeit drängenden Opfer sind Stimmen, die schweigen. In erster Linie die Edelfedern und Bannerträger im Kampf gegen Sexismus, Diskriminierung, Männerherrschaft und üble Machos.

Dazu gehört die gesamte aktuelle und ehemalige Redaktion vom «Magazin». Zu mehr als anonymem Gewäffel reicht die Zivilcourage nicht: ««Es war alles noch viel schlimmer. Was nun publik wurde, ist lediglich die Spitze des Eisbergs», sagt ein ehemaliger «Magazin»-Journalist, der nicht namentlich genannt werden will

Was für elende Feiglinge. ZACKBUM bat unter anderen den Journalisten des Jahres Christof Gertsch, des Lobes voll über das «Magazin», Nina Kunz, Kampffeminist Philipp Loser, den langjährigen Kolumnisten und jetzigen Chefredaktor a.i. der «Republik» Daniel Binswanger um Stellungnahme zu naheliegenden Fragen. Aber kein einziges Mitglied dieser ehrenwerten Gesellschaft mochte etwas sagen.

Lediglich der nachgerutschte Chefredaktor Bruno Ziauddin verwies mailwendend auf die Medienstelle von Tamedia, die sich dann mit dem damals gültigen Stehsatz meldete.

Natürlich wäre eine Bestätigung der Vorwürfe Roshanis potenziell stellengefährdend, wenn einer mit Namen und konkreten Beispielen hinstehen würde. Aber könnte man das nicht von diesen Maulhelden in Sachen Kampf gegen Sexismus erwarten?

Es ist so, dass Anuschka Roshani sich von all diesen übrigen Denunziantinnen dadurch unterscheidet, dass sie konkret wird. Beispiele nennt und diese auch belegt. Dazu sagt, dass Finn Canonica sich auch coram publico einer «fäkalisierten» und sexualisierten Sprache bedient habe, auch andere Redaktionsmitglieder mit eigenen und fremden sexuellen Storys belästigt habe.

Entweder ist Roshani selbst reif für die Couch und erfindet das alles. Oder aber, sie sagt die Wahrheit. Was ganz besonders peinlich für Mikael Krogerus sein muss. Auch er schweigt verkniffen. Das Gleiche tut seine Lebensgefährtin Franziska Schutzbach. Diese «feministische Aktivistin» ist sonst immer zuvorderst und lautstark dabei, wenn es darum geht, unerträgliche sexistische und frauenverachtende Zustände zu kritisieren.

Hat ihr denn ihr Herzallerliebster niemals etwas von den Zuständen auf der «Magazin»-Redaktion erzählt? Hat sie ihn denn niemals nachdrücklich aufgefordert, das nicht länger zu dulden? Kam es ihr niemals selbst in den Sinn, hier öffentlich Anklage zu erheben? Auch Schutzbach wurde natürlich Gelegenheit gegeben, sich zu diesen Fragen zu äussern. Sie antwortete mit tiefem Schweigen.

Wenn es wahr ist, was Roshani beschreibt, ist es eine verdammte Schweinerei, was ihr geschah. Wenn es wahr ist, was Roshani als Reaktion der Führungscrew von Tamedia beschreibt, ist es eine verdammte Schweinerei, die personelle Konsequenzen haben sollte.

Unverständlich bleibt allerdings, wieso Roshani dieses gestörte Verhalten ihres Chefredaktors so viele Jahre erduldete. Unverständlich ist auch das Verhalten der übrigen Mitwisser. Ihnen war der Schoggi-Job, der für Schweizer Verhältnisse privilegierte Arbeitsplatz mit grossen Freiheiten wichtiger als Zivilcourage. Wenn es stimmt, was Roshani und inzwischen weitere anonyme Zeugen behaupten, zeigten diese Schwächlinge wohlfeil Maulaffen absonderndes Gutmenschentum, wenn es um die Kritik an angeblichen unerträglich sexistischen Zuständen anderswo ging.

Da wurden Seite um Seite im «Magazin», in der SoZ und überall gefüllt, um mit grösster Sensibilität die Männersprache zu denunzieren, Inklusion zu fordern, den Genderstern durchzustieren, weibliche Gleichberechtigung einzufordern. Man stelle sich nur vor: und diese gleichen Typen sassen stumm am Redaktionstisch, während der Chefredaktor seine Gummifrauenbrust massierte, übelste Sprüche abliess, primitivste sexuelle Anspielungen machte, über künstliche Befruchtung, kleine Schwänze, sexuelle Orientierungen, dazu mit eigenen Erlebnissen prahlte?

Das kann man sich eigentlich nicht vorstellen, dürfte aber so gewesen sein. Ist das ein widerliches, opportunistisches, heuchlerisches Pack. Wie die sich morgens im Spiegel anschauen können, ohne tieferot zu werden, ist ihr schmutziges Geheimnis.

Oder aber, es ist so wie der Ex-Chefredaktor behauptet. Alles gelogen von Roshani, die Redaktion sei wie eine Eins hinter ihm gestanden. Nur: wieso bezeugt das dann keiner von diesen Helden öffentlich?

Wie sagte schon Voltaire so richtig: «Écrasez l’infâme.» Es macht aber keinen Sinn, das zu übersetzen. Diese Typen verstehen das in keiner Sprache.

Wumms: Aleksandra Hiltmann

Präsident Putin ist ja wie die Tamedia-Machos!

Das hat eine Konzernleitung davon, wenn sie präventiv einknickt und sich in den Staub wirft. Genau ein Jahr ist’s her, dass 78 erregte Tamedia-Mitarbeiterinnen sich über unerträgliche, sexistische, demotivierende Arbeitsbedingungen auf den Redaktionen beschwerten.

Salome Müller hat dann ihren kurzfristigen Ruhm für einen unheimlich schwachen Abgang genutzt, die zweite Rädelsführerin Aleksandra Hiltmann ist immer noch diesen Macho-Schweinen auf der Redaktion ausgeliefert.

Aber sie wehrt sich, leider auf Kosten des Lesers. «Putin stellt die Ukraine als eine Art Frau dar», so die Erkenntnis einer «Genderforscherin», interviewt von der Stichwortgeberin Hiltmann. Denn Putin habe ein «machoides Weltbild», betreibe «maskulinistische Aussenpolitik», schlimmer noch, «er sagte sinngemäss: «Ob du es magst oder nicht, meine Schönheit, du wirst alles ertragen müssen, was ich dir antue.» » Es ist einfach so:

«Von sexualisierter Gewalt sind in einem Krieg nicht nur, aber vor allem Frauen betroffen.»

Wo liegt Rettung? «Der feministische Frieden ist das pure Gegenteil von Aufrüsten.» Was immer das auch sein mag. Vielleicht war die gewalttätige Frauendemo am Samstag in Zürich ein Beispiel dafür. Aber wir stellen konsterniert fest: Zwischen dem Ukrainekrieg und den Zuständen auf den Redaktionen von Tamedia gibt es erschütternde Parallelen. Die Tapferkeit von Hiltmann, das täglich zu ertragen, fordert tiefe Bewunderung ab. Nur übertroffen von der Bewunderung für alle männlichen Tamedia-Mitarbeiter, die diese Frau und ihre Texte erdulden müssen.

 

 

 

 

Das grosse Schweigen

Es wird einsam um Jolanda Spiess-Hegglin. Man verharrt in feigem Schweigen.

Kein Hass- oder Hetzkommentar von der Kämpferin gegen Hass und Hetze im Internet. Nun ja, fast: Es seien harte Tage. «Nicht, weil die alten, widerlichen Typen an ihren Bürotischen sich nahezu einen runterholen, weil sie sehen, dass ich gewisse Sachen nicht bewältigen kann. Sie grölen. Sie lechzen. Weil wir – ich – den ganzen Sommer und Herbst dermassen am Anschlag war.»

Einen runterholen? Wäre eigentlich ein Fall für Netz Pig Cock. Aber es ist kein Anlass für Scherze: «Ich bin so müde», gesteht Spiess-Hegglin. Und stellt unbewiesene Behauptungen auf: «Das Umfeld von Glarner wusste schon vor 2 Wochen, dass uns das EBG die Unterstützungsgelder streicht. Ich hingegen musste mich innerhalb von 24 Stunden organisieren und in Stellung bringen.»

Das linke Gleichstellungsbüro im Department von SP-Bundesrat Alain Berset informierte SVP-Glarner vorab? Echt jetzt?

Aber noch bedrückender ist: Die Medienmitteilung auf Facebook bekam 2 Kommentare und wurde 4 mal geteilt. Dieser Stossseufzer erhielt 34 Kommentare (nicht sichtbar) und 192 Likes.

Hansi Voigt, der sonst keine Gelegenheit auslässt, einer guten Sache mit schlechten Sprüchen zu schaden – verstummt. Ein schlapper Retweet eines anderen, der die kurze Stellungnahme von Spiess-Hegglin tweetet. Dabei ist Voigt im Beirat von #netzcourage, da könnte man etwas Solidarität erwarten. «Das Lamm», Daniel Ryser, alle grossen Worthelden, ohne Worte.

Warum schweigen fast alle, so viele?

«Bajour»? Lieber «6 Optionen, wo du am Sonntag in Basel brunchen kannst» vom 27. Oktober (immerhin 2021) zuoberst auf der Webseite. «Republik»? Sprachlos. All die Twitter-Kings, die Fans, die sofort zuschnappen, wenn ihr Idol «fass» sagte? Ein müder Versuch, «#wirsindnetzcourage» trenden zu lassen, was Spiess-Hegglin gleich munter mit «Neiiiin! Nicht auch noch Platz 1» anfeuert.

Besonders betrüblich ist auch das verkniffene Schweigen von Hardcore-Unterstützern. Der seinem Namen alle Schande machende Verein «Fairmedia» hatte eine eigene Fanpage für Spiess-Hegglin aufgeschaltet, wo man unter «Team Jolanda» Geld abdrücken kann. Der Geschäftsführer und ehemalige «TagesWoche»-Bruchpilot Jeremias Schulthess geruht erst gar nicht, auf die höfliche Presseanfrage zu reagieren, wie sich der Verein denn zu diesem Entscheid des Bundeamts positioniere.

Gleich reagiert auch die Interimspräsidentin des Vereins Netzcourage, obwohl Liliane Ritzi doch als Auskunftsperson für weitere Fragen auf der Medienmitteilung angegeben ist. Von ihr wollte ZACKBUM unter anderem wissen, wohin denn Geschäftsbericht, Kommunikationskonzept und Code of Conduct verschwunden sind, die bis vor Kurzem noch auf der Webseite standen. Damals spreizte man sich, wie transparent man doch sei. Und heute?

Eine fehlende Reaktion ist besonders widerwärtig

Am widerwärtigsten ist aber die Reaktion von ganz anderer Seite, Beziehungsweise das dröhnende Schweigen der erregten 78 Tamedia-Frauen. Man erinnert sich? Deren Protestschreiben über unerträgliche Zustände auf den Redaktionen von Tamedia wurde via Spiess-Hegglin in die Medien eingespeist und sorgte dann für grosses Hallo. Ob das allen Unterzeichnern passte oder nicht: diese Publizität hatten sie ihr zu verdanken.

Nun ist Spiess-Hegglin selbst etwas in einem dummen Rank. Wann, wenn nicht jetzt solidarisch sein? Wo ist denn Salome Müller, Aleksandra Hiltmann, wo sind alle anderen, wenn man sie mal bräuchte? Wenn es etwas Rückgrat bräuchte? Da bislang keine der 78 Journalistinnen geruhte, auf mehrfache höfliche Anfragen von ZACKBUM zu reagieren, haben wir diesmal darauf verzichtet.

Da tun alle so, als wäre Spiess-Hegglin schon waidwund, auf der Verliererstrasse. Da folgt man doch lieber dem Beispiel der beiden Nationalrätinnen Funiciello (SP) und Gysin (Grüne): nichts wie weg. Abtauchen, Schnauze halten. Abwarten, woher der Wind weht, wie sich die Sache entwickeln wird. Und erst dann wieder aus den Löchern kriechen, wenn man weiss, wo der Sieger steht.

Was soll man, was darf man zu den charakterlichen Befindlichkeiten all dieser Menschen sagen? Leider nichts, was nicht juristische Verwicklungen nach sich ziehen würde.

 

 

 

 

Qual der Wahl

So sad, würde Trump sagen. Wenn er die Kandidaten des «Schweizer Journalist» sehen könnte.

Pardon, der «Schweizer Journalist:in» natürlich. Wir von !ZACK:BUM* (nur echt mit Knacklaut) sind zwar empört. Dieser fehlgeleitete Doppelpunkt plus die Endung diskriminiert mindestens 162 der bislang aufgefundenen 164 Gender-Orientierungen. Insbesondere alles Non-Binäre, alle Transmenschen spüren den Schmerz.

Aber gut, darum soll es hier nicht gehen. Denn dieses Produkt, auf dessen Gratis-Zustellung wir bereits verzichtet haben, ruft zur Wahl der «Journalist:in» des Jahres. In vielen wunderbaren Kategorien.

Die Elendsverwalterinnen, Pardon, Sparmassnahminnen, Äxgüsi, die «Chefredaktorinnen» (wo bleibt hier der Doppelpunkt?) sind schon ganz aufgeregt:

«Wir haben in den letzten Wochen viele grossartige Nominiationen erhalten – es ist uns nicht leicht gefallen, uns auf 5 Kandidat:innen pro Kategorie zu beschränken.»

Gleichzeitig zeigen sie klare Kante: «Wir haben uns daher entschieden, dass jeder und jede nur in einer Kategorie nominiert sein kann – wer zum Beispiel als Journalist des Jahres nominiert ist, kann nicht auch noch Reporter des Jahres werden.»

Finden wir schade, ist irgendwie auch diskriminierend, ausgrenzend, diesem Ansatz fehlt es an Inklusion. Und überhaupt: wo bleibt hier die korrekte Falschschreibung? Müsste es nicht «Journalist:in», «Reporter:in» heissen? Ja, bitte? Wir erwarten Antworten! Aber gut, auf welche Kandidat:innen*!+ hat man sich denn beschränkt?

Schon die Auswahl stellt einen vor Qualen

Ach, wir wissen gar nicht, wen wir bei dieser Auswahl speziell erwähnen sollen. Es sind insgesamt 70 Nas*Innen, da wird die Personaldecke im links-alternativen Feuchtgebiet dünn.

Nun, die wichtigste Kategorie, wenn wir so vorprellen dürfen, ist wohl die des Journalisten des Jahres. Aber nicht nur hier werden eigentlich alle vorherigen Preisträger indirekt aufgefordert, ihre Auszeichnung zurückzugeben. Denn wer möchte sie schon mit Salome Müller (also bitte, DIE Müller, Verfasserin des Tagi-NL, Schönschreiberin von Schulaufsätzen und vor allem Initiatorin des Tamedia-Frauen-Protest-Aufschreis) teilen. Oder mit Larissa Rhyn (also bitte, DIE Rhyn, seit September 2021 TV-Bundeshausredaktorin von SRF, schon 2018 Praktikantin bei der «Tagesschau», anschliessend Volontärin bei der NZZ).

Das waren noch Zeiten, das waren noch Journalisten, das war noch eine Feier.

Noch schwieriger wird die Wahl des Chefredaktors des Jahres. Sollte es das «Kollektiv (Megafon)» werden, sind wir gespannt, wer den Preis entgegennähme – und ob die geschmackvolle Kopf-ab-Karikatur speziell gewürdigt würde. Andrea Fopp (also bitte, DIE Fopp, allen paar Dutzend Lesern von «bajour» bekannt) oder Jacqueline Krause-Blouin (also bitte, DIE Krause von der «Annabelle») wären natürlich auch valable Kandidaten und sogar Kandidatinnen. Wir könnten uns aber auch Mario Stäuble und Priska Amstutz vorstellen (also bitte, DIE ins dritte Glied zurückbeförderten Co-Chefredaktoren des Tagi).

Weiter im Panoptikum der Nicht-mal-Adabeis

Oder dann Naomi Gregoris, Lena Oppong oder Katja Fischer de Santi (also bitte, ZACKBUM hat auch noch nie von denen gehört) als Gesellschaftsjournalist des Jahres. Oder wie wär’s mit dem Autor eines Konzern-Konkurrenz-Niedermachartikels Philipp Loser als «Kolumne des Jahres»; er könnte Hanspeter Lebrument als Laudator einladen. Oder vielleicht Ina Bullwinkel, was aber den Laudator vor grössere Herausforderungen stellen würde: Ina who? Aber eigentlich sind das ja auch nicht Kolumnen, sondern Kolumnisten, aber das ist natürlich schon ein schwieriges Wort.

Schliesslich noch Andreas Tobler, der Freund von Theatermorden, als Kulturjournalist des Jahres oder Jürg Steiner als Lokaljournalist (Premiere, von der «Hauptstadt», die es noch gar nicht gibt). Aber Obama hat ja auch präventiv den Friedensnobelpreis gekriegt, wieso nicht.

Immerhin, Roger Schawinski könnte «Audiojournalist des Jahres» werden. Vorausgesetzt, er würde noch für «SRF» arbeiten, was er aber nicht tut.

Nun senken wir die Stimme zu einem konspirativen Flüstern, halten die Hand vor den Mund und mit der anderen die Nase zu. Denn wie um aller Göttinnen willen kommt DER auf die Liste der Politjournalisten des Jahres? Bevor wir seinen Namen aussprechen, versprechen wir, den Mund anschliessend mit Bimsstein zu reinigen und mit aufdringlichem Raumduft den Schwefelgeruch zu bekämpfen:

Wer seinen Augen nicht traut: ja, er ist’s, the one and only Christoph Mörgeli.

Es tut aber weh, dass es tatsächlich möglich ist, den schon letztes Jahr völlig abgewrackten Preis noch weiter ins Unterholz zu schlagen.

Zufälle gab’s aber auch; ob das an der Jury lag?

Schon damals hatten alle Wahlen Schlagseite

Schon die Wahl der Nachlassverwalterinnen des gescheiterten David Sieber hatte ein Geschmäckle.

Rückfragen nur bis zum Rücktritt.

ZACKBUM war schon beim letzten Mal so irritiert von der Kandidatenauswahl, dass wir ein eigenes Ranking durchführten und – was vom Preisträger geschätzt und vom Publikum applaudiert wurde, Roger Schawinski zum Journalisten des Jahres wählten.

Der wohl erfolgreichste Journalist der Schweiz mit einer beeindruckten Lebensleistung von Taten war nämlich noch nie gewürdigt worden. Aber gut, nun hat er die Chance, als «Audiojournalist» (für längst vergangenen TV-Journalismus, sähen, nicht hären) in die Kränze zu kommen.

Ist das peinlich, aber peinlich, oberpeinlich 

Ist das vielleicht peinlich. Schmerzlich peinlich, denn der Preis bedeutete früher mal was. Er wurde vom ersten Chefredaktor des «Schweizer Journalist», als auch der noch was war, auf die Landkarte gestemmt und zur Trademark gemacht. Aber was hochkommt, fällt auch wieder runter. Nicht von alleine, das macht es dann auch noch ärgerlich.

Heutzutage muss nur schon die Nominierung ein Gefühl auslösen, als würde man in ein nasses Handtuch beissen, während die Kreide über eine Wandtafel quietscht.

Wer etwas Anstand und Ehre im Leib hat, muss diese Preisfarce boykottieren.

Wir verleihen aber einen Trostpreis an den einzigen Journalisten, der sich sicherlich grämt, wieso er nirgends nominiert wurde. Komm her, Hansi Voigt, wir organisieren Ihnen Pascal Hollenstein als Laudator, und Jolanda Spiess-Hegglin wird Ihnen den Preis als unsäglichsten Heuchler und Hetzer des Jahres überreichen.

Noch ein kleiner Tipp für Ego-Shooter: wer den Link zur Wahl bekommen hat und keine Scham kennt, kann beliebig oft für sich selbst abstimmen …

Ein grauenvoller Morgen

«Der Morgen» heisst der betreute Newsletter von Tamedia. «Guet Nacht am Sächsi», sagt nicht nur der Berner.

Es ist wie immer in der Welt. Keine gute Nachricht ohne schlechte. Das Gender-Sternchen Salome Müller, Initiatorin eines Protestbriefs gegen Sexismus, Schweinereien und Unterdrückung inklusive Frauenfeindlichkeit bei Tamedia, hat dort das Weite gesucht. Damit wurde der Platz frei für eine weibliche Kraft bei der Betreuung des NL.

Richtig, es handelt sich um den «Tages-Anzeiger», also muss man auf alles gefasst sein. In diesem Fall auf Lisa Aeschlimann. Kindersoldatin Aeschlimann fiel schon unangenehm auf, indem sie die kühne Behauptung aufstellte:

«Wer im Kanton Zürich einer Vergewaltigung beschuldigt wird, bleibt in 12 von 13 Fällen straffrei.»

Schon bei dieser Gelegenheit wurde der wohl vergebliche Versuch unternommen, Aeschlimann ein paar Grundzüge der Rechtsstaatlichkeit beizubringen:

  • Denn mit dem «mutmasslichen Vergewaltiger» verhält es sich so: Sie laufen nie völlig frei herum. Entweder sitzen sie in U-Haft, oder sie können bis zum Abschluss der Untersuchung unter strengen Auflagen ihrem normalen Leben nachgehen. Dann gibt es entweder eine Einstellung des Verfahrens, oder eine Gerichtsverhandlung. Bis zum rechtsgültigen Entscheid der letzten damit befassten Gerichtskammer gilt, selten so gelacht, auch für diese «mutmasslichen» Täter die Unschuldsvermutung.
  • Wird das Verfahren eingestellt, laufen sie anschliessend genau so unschuldig herum wie alle anderen Zürcher auch, die niemals in Verdacht gerieten, ein Vergewaltiger zu sein. Oder aber, es kommt zu einem Prozess. Wenn der mit Freispruch endet, gilt das gleiche. Endet er mit einem Schuldspruch, gegen den nicht Einsprache erhoben wird, verwandelt sich der «mutmassliche» Vergewaltiger in einen verurteilten. Der nach Verbüssung seiner Strafe wieder ein unbescholtener Bürger wird.

Das kann man in der heutigen schnelllebigen Zeit als verjährt betrachten, ist ja schon dreieinhalb Monate her. Nun darf sich Aeschlimann aber im Tagi-NL ausleben.

Wenn Aeschlimann über den NL herfällt, wird der zur rechtlosen Zone

Was fällt auf? Einiges. Die Anrede lautet nun «Guten Morgen, liebe LeserInnen». Das ist schön für die Leser, die immerhin nicht mit einem Sternchen gequält werden. Deutsch ist es allerdings auch nicht. Was interessiert denn die männlichen, weiblichen, aber nicht mehr non-binären oder Transgender Leser? Nun, ein kleiner Knatsch im Vorstand der Roten Fabrik interessiert sicherlich die Mehrheit aller Tagi-Leser. Meint Aeschlimann. «Frauen auf dem Rütli» sind  auch am Tag nach dem 1. August sicher ein Knaller.

«Waldbrände am Mittelmeer» können auch nicht ignoriert werden, aber dann übernimmt «Soziologin Evelyn Moser». Die Rote Fabrik, weiblich, okay. Rütli-Frauen, sehr okay. Es ist zwar «der» Waldbrand, aber der Plural lautet ja «die», geht auch. Und schliesslich die Soziologin.

Damit hat Aeschlimann eindeutig ein Zeichen gegen Sexismus, männliche Sprache und Weltsicht gesetzt. Man, mit einem oder mit zwei n, fragt sich allerdings, wieso eine Redaktorin, eine weitere Torin, der Grundlagen des Rechtsstaats völlig unbekannt sind, häufig die Leserschaft mit ihrer etwas, nun ja, eigenen Auswahl der wichtigsten Artikel der jeweiligen Ausgabe des Tagi beschallen darf.

Allerdings: «Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.» Das ist von Hölderlin, einem Mann, also kann man’s eigentlich vergessen. Obwohl er doch recht hatte, denn Aeschlimann zitiert eine Erkenntnis der Soziologin Moser über die positiven Auswirkungen der Pandemie:

«Etwa die zuweilen schmerzhafte Erkenntnis, dass wir viel mehr aushalten und schaffen, als wir je gedacht hätten. Dass wir anpassungsfähiger sind.»

Wahr, sehr wahr.