Wumms: Eric Gujer
Der Chefredaktor der NZZ verprügelt mal wieder elegant seine Kollegen.
Er fängt sanftpfotig an: «Mit dem Timbre der Empörung berichteten amerikanische wie europäische Medien, Trump habe Pete Hegseth als Verteidigungsminister ausgewählt. Der Fernsehmoderator sei in Verteidigungsfragen völlig unerfahren, heisst es. Sachkenntnis ist tatsächlich von Vorteil.»
Dann legt er einen Zahn zu: «In Deutschland wurde ein Kinderbuchautor Wirtschaftsminister. Robert Habecks Politik legt den Schluss nahe, dass Kinderbuchautoren nicht Wirtschaftsminister sein sollten.» Ist halt immer gut, wenn man ZACKBUM liest …
Bei Trumps Ministervorschlägen werde mangelnde Fachkompetenz bemängelt; auch dazu hat Gujer ein Gegenbeispiel: «Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach ist Arzt und obendrein Gesundheitsökonom. Betrachtet man aber sein Wirken von der Corona-Hysterie bis zum Scherbenhaufen einer Spitalreform, wäre wohl besser ein Laie Minister geworden.»
Noch schlimmer: «Hätte Olaf Scholz seine Minister frei auswählen können, wären Habeck und Christian Lindner nie Minister geworden.» Man kann hinzufügen: würde Deutschland den Bundeskanzler direkt wählen, wäre Scholz es nie geworden.
Dann wird Eric Gujer weitsichtig und weise: «Irrtümer und Torheiten gehören nun einmal zur Politik. Die Wähler können froh sein, wenn einige wichtige Dinge richtig entschieden werden. So täte es der Schweiz gut, wenn auch hier Elon Musk die wuchernde Bundesverwaltung verschlanken würde.»
Wenn seine Philippika einen Schwachpunkt hat: an Beispiele von völlig unfähigen Schweizer Magistraten vom Bundesrat abwärts traut sich Gujer nicht ran.
Gegen Voreingenommenheit bei den Medien bezüglich Trump sei nichts einzuwenden, tadelt Gujer, «solange die Feindseligkeit nicht in Ignoranz umschlägt. Eine ihrer Waffen ist – um ein Wort Martin Walsers abzuwandeln – die Faschismus-Keule. Dass Trump kaum einen zweiten Holocaust organisieren dürfte, entkräftet die These nicht. Man muss keine Konzentrationslager errichten, um Faschist zu sein. Der Faschismus hat sich in den hundert Jahren seiner Existenz weiterentwickelt.»
Putin sei Faschist, nimmt Gujer dann den Holzhammer hervor, um Trump davon abzuheben:
«Zwischen den beiden Politikern bestehen fundamentale Unterschiede. Diese zu verwischen, zeugt von Perfidie oder von Dummheit. Leichtfertig wird mit den Etiketten Faschismus und autoritäre Herrschaft operiert. In ihrer Beliebigkeit verlieren die Begriffe jeden Sinn, und die Opfer realer Gewaltherrschaft werden verhöhnt.»
ZACKBUM freut sich, dass auch Gujer unser Argument von der Verhöhnung der wahren Opfer aufnimmt. Dann schliesst er sich auch noch unserer Kritik am Links-Professor Jakob Tanner an. Der zähle zu den ««faschistischen Taktiken», wenn das «Angebot öffentlicher Güter sowie Sozialleistungen» reduziert werden. Daran gemessen ist Gerhard Schröder Faschist, denn der frühere deutsche Kanzler kürzte die Sozialhilfe beträchtlich».
Schlussfolgerung: «Die Rhetorik des Weltuntergangs und der maximalen, also faschistischen Katastrophe zeigt nur, wie weit sich die professionellen Politikbeobachter und die Wähler entfremdet haben.»
Noch ein richtiger Satz: «Ob die amerikanische Demokratie in eine Krise gerät, wird die Zukunft zeigen. Die Krise des Journalismus jedoch ist evident.»
Ein weiterer Schwachpunkt Europas: «Seit der ersten Amtszeit des blonden Beelzebub versprechen die Regierungen in Europa, in die eigene Sicherheit zu investieren. Passiert ist seither nicht genug», mokiert sich Gujer.
Dann biegt er mit Pauken und Trompeten in die Zielgerade ein: «Die Europäer kompensieren die Scham über die eigene Unzulänglichkeit durch die Beschimpfung ihrer Nemesis. Die Wut auf Trump ist letztlich die Wut auf sich selbst. Die Kritik am alten und neuen Präsidenten verrät mehr über die Kritiker als über den Kritisierten.»
Er ist zu vornehm hinzuzufügen, dass viele Reaktionen von Medienschaffenden nur noch mit psychotherapeutischem Besteck seziert werden können.