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Verteidigung der Verteidigung

Die SonntagsZeitung geht in den Schützengraben.

Zuerst verliert Chefredaktor Arthur Rutishauser die Contenance. Unsere Verteidigungsministerin werde in russischen Medien übel beschimpft, auch persönlich, «Ihr wird Egoismus und Luxusliebe vorgeworfen, karriereversessen und hässlich sei sie obendrein. Eine als Expertin vorgestellte Stylistin bezeichnet Amherd als Hündchen, gehorsame Dienerin der USA. Sogenannte Experten behaupten, die Schweiz sei schwach und werde von den zynischen Angelsachsen, die den Ukraine-Krieg finanzierten, manipuliert.»

Der Iwan schreckt vor nichts zurück. 

Furchtbar, wie können die nur. Aber noch schlimmer, Russland «will» nicht an die Konferenz auf dem Birkenstock, Pardon Bürgenstock, kommen. Und ZACKBUM dachte, Russland sei nicht eingeladen worden. China kommt auch nicht, furchtbar. Dabei wäre es doch so einladend, in einem Ressort, dass dem fundamentalistischen Regime von Katar gehört, das auf Frauen- und Menschenrechte pfeift, die westlichen Werte hochzuhalten.

Aber das ist nur die Einleitung. Wider jede Vernunft und jeden Verstand ist Rutishauser dafür, weil unsere Verteidigungsministerin so übel angerempelt wird, dass das Buebetrickli mit der Annahme der zusätzlichen 15 Milliarden Franken Kreditaufnahme – unter glattem Bruch der Schuldenbremse – angenommen wird: «Ich meine, es wäre schon am Montag an der Zeit, die Prioritäten zu überdenken und besser den Kuhhandel zu akzeptieren, als einfach nichts zu tun.»

Da fehlen die Worte.

Aber das ist nur die Einleitung; Mischa Abi und Adrian Schmid verwenden eine ganze Seite, ihr Echo zu their master’s voice zu geben. Denn au weia: «China übt plötzlich vernichtende Kritik am Friedensgipfel». Was diesen Chinesen plötzlich einfällt, die nennen doch «nüchtern» drei Bedingungen, die eigentlich jedem vernünftigen Meschen ausserhalb und innerhalb Chinas einleuchten müssten, allerdings nicht innerhalb der SoZ:

«1. Anerkennung der Friedenskonferenz durch die Ukraine und Russland

2. Gleichberechtigte Teilnahme aller Parteien

3. Faire Diskussion aller Friedenspläne»

Völlig logisch, dass sich erst so etwas eine Friedenskonferenz nennen dürfte. Was stattfindet, ist hingegen ein Palaver mit ernsten Mienen über dies und das und Pustekuchen. Noch schlimmer allerdings, die Chinesen sind mit ihrer angeblich «vernichtenden Kritik» nicht alleine: «China habe diese Kriterien zur Beilegung des Ukrainekriegs zusammen mit Brasilien festgelegt und in einer gemeinsamen Erklärung festgehalten.»

Verkauft die SoZ in indirekter Rede als neu, was schon längst im Indikativ bekannt ist

Da geht in der Bundeshauptstadt nun namenlose Angst um, laut SoZ: «In Bundesbern zittert man nach der Absage der Chinesen. Denn der Entscheid und die deutliche Kritik an der Schweizer Diplomatie könnten eine verheerende Dynamik auslösen.»

Könnte? China kommt nicht, Brasilien kommt auch nicht, Russland kommt sowieso nicht, Indien kommt wohl auch nicht.

Aber der Gipfel ist, dass das russische Staatsfernsehen anscheinend ziemlich üble Sachen über Bundesrätin Amherd gesagt hat. Auf der Ebene persönlicher Blödpolemik, die im Ernst etwas Lachhaftes hat. Aber die tapferen Schweizer Parlamentarier zittern nun auch: «Im Parlament zeigt man sich zum Teil schockiert über den Beitrag. Dem Vernehmen nach hat der Nachrichtendienst verlauten lassen, selbst Parlamentarier müssten derzeit mit allem rechnen. Manche fühlen sich denn auch eingeschüchtert.»

Tapfere eidgenössische Räte fühlten sich im Ernst «eingeschüchtert»? Echt jetzt? Wenn ein paar Vollpfosten im russischen TV blöde Sachen über eine Bundesrätin sagen? Ja was für Weichlinge haben wir da gewählt? Gibt es auch Namen dazu?

Einen Namen gibt es, und das kann man nun problemlos für eine echte Satiresendung im russischen TV verwenden, nur ist die Frage, ob die Zuschauer dort das auch glauben. Denn Mitte-Nationalrat Thomas Rechsteiner will doch im Ernst vom Bundesrat wissen,

«ob die Armee notfalls Raketen aus Russland abschiessen könne. Wie er in seinem Vorstoss schreibt, sei nicht nur mit Cyberattacken zu rechnen. «Im Extremfall könnte der Kreml auch weitreichende Waffen einsetzen.»»

Nicht nur die Ukraine, auch die Schweiz braucht dringend mehr Patriot-Luftabwehrsysteme.

Aber von einer Antwort des BR ist nichts bekannt; vielleicht sitzt der bereits im atombombensicheren Bunker und hat jede Kommunikation mit der Aussenwelt eingestellt.

Bislang war solches Kriegsgegurgel nur bedenklich und peinlich, jetzt ist es auch noch lächerlich.