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Da waren’s nur noch zwei …

Herber Rückschlag für alle Trump-Hasser. Dritte Strophe Pfeifen im Wald.

Die sich abzeichnende Wahl zwischen Joe Biden und Donald Trump ist wie zwischen Pest und Cholera. Ein seniler Greis gegen einen Amok-Greis. Da können sich Spin Doctors und Schönschreiber, Warner vor dem einen oder dem anderen, Fans und Anhänger noch so Mühe geben: es ist ein Graus. Womit wir wohl 90 Prozent der ZACKBUM-Leser gegen uns aufgebracht hätten.

Das Schlimmste in diesem Mainstream, der zwar gelegentlich Kritisches über Biden sagt, aber bei der Erwähnung von Trump regelmässig in unkontrollierte Schübe und Zuckungen gerät, ist das verzweifelte Pfeifen im Wald.

Die Vorwahlen bei den Republikanern haben begonnen, Trump hat einen Erdrutschsieg eingefahren. Mehr als die Hälfte aller Delegiertenstimmen bekommen, seine beiden Mitbewerber deklassiert, die zusammen nicht mal ansatzweise auf seine Prozentzahl kamen.

Natürlich, das ist der erste Caucus von vielen, ein kleiner Bundesstaat, dann war noch Schnee und Eis. Aber wenn man Trump etwas lassen muss, dann seine Fähigkeit, eine richtig tolle US-Show abzuziehen. Und zu wissen, dass sein Stern so hell strahlt, dass er nicht mal an TV-Debatten mit seinen Konkurrenten teilnimmt – weil nur die davon profitieren könnten, etwas von seinem Ruhm abzukriegen.

Nun ist es aber noch dramatischer, als alle Unken vorhersagten. Die nun ungeniert ihre früheren Prognosen in die Tonne treten. So titelt srf.ch angewidert: «Die Bruchlandung des vermeintlichen Überfliegers der Republikaner». Neutraler formuliert für einmal sogar «watson»: «Ron DeSantis steigt aus dem Rennen um US-Präsidentschaft aus».

Dabei hatte ihn Grossanalyst Constantin Seibt von der «Republik» schon zur Zukunft des Faschismus hochgeschrieben, was mit einer selten demagogischen Illustration eines Teufels in Menschengestalt untermalt wurde. Und nun das.

So hetzt das Gutmenschenblatt «Republik».

Wie geht denn damit der Grossanalyst Peter Burghardt um, der sich in Iowa Arsch und Finger abfror und die Leser der «Süddeutschen Zeitung» und Tamedia mit seinem Geschwurbel belästigte? Als hätte er ihn (und die einzig verbliebene Kandidatin) nicht kurz zuvor noch als Hoffnungsschimmer gelobt, behauptet er nun: «Jetzt ist also auch die Tournee des Ron DeSantis vorbei, wen mag das noch wundern.». Na, einen Burghardt zum Beispiel, aber das möchte er nicht zugeben.

Fantasierte Burghardt noch vor Kurzem, dass Nikki Haley noch lange nicht verloren, vielleicht sogar noch eine Chance habe, Präsidentschaftskandidatin zu werden, ist es nun plötzlich für ihn klar: «es müssten wirklich außergewöhnliche Umstände eintreten, wenn Trump beim Parteikongress im Juli in Wisconsin nicht mit Pauken und Trompeten zum offiziellen Bewerber der Republikaner ernannt würde.»

Aber die Hoffnung stirbt auch bei Burghardt zuletzt: «Nun ist nur noch Nikki Haley als halbwegs ernsthafte Widersacherin Trumps im Rennen.» Halbwegs ernsthaft, das ist natürlich bitter.

Allerdings: eigentlich müsste diese Festlegung Burghardts eingefleischte Trump-Fans beunruhigen. Denn bislang ist der Mann immer falsch gelegen mit seinen Prognosen …

Pfeifen im Wald

Wir eröffnen eine neue Rubrik, die wohlgefüllt wird.

Eigentlich ist Peter Burghardt ein Tausendsassa. Er war jahrelang Sportreporter. Dann Kriegsreporter. Dann Korrespondent in Madrid. Dann Korrespondent für nordische Bundesländer in Deutschland. Seit 2022 US-Korrespondent in Washington. Genau, das ist das Problem.

«Eine für alle» titelte er in der «Süddeutschen Zeitung», und das Qualitätsorgan «Tages-Anzeiger» übernimmt den lauwarmen Kaffee einen Tag später als «Ist das die Frau, die diesen Männern gefährlich werden könnte?» Ein Rätseltitel, der aber im Lead aufgelöst wird: «Nikki Haley hätte laut Meinungsforschern gute Chancen, die US-Präsidentschaftswahl gegen Joe Biden zu gewinnen. Doch zuerst muss sie Ron DeSantis besiegen – und dann ist da ja immer noch Donald Trump.»

Der übliche szenische Einstieg, damit man auch glaubt, dass Burghardt vor Ort ist: «in einem Neubaugebiet in Ankeny am Rande von Des Moines, Iowa. Tiefster Winter ist hereingebrochen, weiss, stürmisch und eiskalt».

Drinnen in der Wärme ist Haley, und der bibbernde Reporter weiss: «Amerika schaut seit Wochen auf diese Frau». Nun ja, vielleicht gelegentlich mit einem Auge. Denn so wie Iowa in Schnee gehüllt ist, muss der SZ-Autor seinen Artikel in den Konjunktiv und in «wenn, würde, könnte, vorausgesetzt» hüllen.

Denn um Biden schlagen zu können, müsste Haley zuerst einmal für die republikanische Partei kandidieren. Ist so eine blöde Voraussetzung dafür. Laut Umfragen stehen ihr dabei zwei Männer im Weg. Zum einen Ron DeSantis. Der liegt knapp vor ihr. Aber der bringt’s nicht wirklich, weiss Burghardt: «Hinter seinem Pult in Ankeny weiss DeSantis (45) nicht so recht, wo die linke Hand hinsoll. Rein in die Hosentasche, wieder raus, wieder rein.»

Ganz anders Haley, die wirkte «tags zuvor nebenan authentischer, nahbarer, weltläufiger, weniger bemüht». Also vielleicht könnte sie DeSantis einholen, in Iowa. Das bedeutet zwar nichts, aber he, wenn der Reporter sich schon den Arsch abfriert, dann soll der Leser auch etwas davon haben. Dass DeSantis und Haley laut Umfragen zusammen bloss zwei Drittel der Stimmen auf sich vereinigen, die Donald Trump alleine hat, nun ja, muss doch nicht immer erwähnt werden.

Nach dem szenischen Einstieg, der menschliche Ausstieg, wie im Bilderbuch für Journalisten. Auftritt «Grossvater Neuendorp, Ende sechszig, hat früher mal Jimmy Carter gewählt.» Der hilft beim Pfeifen im Wald: «Er würde sie (Haley, Red.) sogar lieber als republikanische Kandidatin sehen als Trump

Da keimt leise Hoffnung im Schneetreiben von Iowa auf, wie die ersten Krokusse im Frühling. Aber dann kommt doch Väterchen Frost und macht alles zunichte. Denn wenn der Ex-Präsident antritt, «dann weiss Neuendorp schon, wen er wählen würde: «Trump.»»

Für diese Erkenntnis hätte sich Burghardt allerdings nicht aus seiner warmen Klause in Washington bewegen müssen. Wobei, was man heutzutage alles im Netz findet …

PS: Laut ersten Prognosen hat Donald Trump haushoch und schon sehr früh gewonnen. Der grosse Abwesende in der Berichterstattung des Tagi holt 20 Delegiertenstimmen, DeSantis 9 und die grosse Hoffnung Haley, auf die angeblich ganz Amerika blicke, 8. Also die Konkurrenz holt zusammen weniger Delegierte als Trump alleine. In der ersten Morgenmeldung berichtete der Tagi zwar über den Sieg, war aber so erschreckt, dass er keine Zahlen nennen konnte. Ärmlich.

Die Gegenwart der Demagogie

Die «Republik» kennt keine Scham mehr.

Constantin Seibt schreibt wieder. Das ist eine ganz schlechte Nachricht. Aber sie hat auch etwas Gutes. Denn 41’663 A Gelaber liest kaum einer. Vor allem, da es mit der Drohung verknüpft ist: «Folge 1».

Wovon? «Die Zukunft des Faschismus». Hat denn der eine? Wenn ja, wo? Für jemanden, der möglicherweise nicht regelmässig seine Tabletten gegen ADHS nimmt, in den USA. Es komme auf den Zustand einer Gesellschaft an, schreibt Seibt. «In einer funktionierenden gilt: Lächerlichkeit tötet. (Zumindest, wenn es um öffentliche Ämter geht.) In der kaputten gilt: Lächerliche töten.»

Hä? Seibt bezieht sich auf den verunglückten ersten Auftritt von Ron DeSantis als Präsidentschaftskandidat bei Elon Musk auf Twitter. Seibt ist weiterhin ernsthaft der Ansicht, dass es um das Ganze gehe. Um alles. Um Demokratie oder Faschismus. Aber auch ihn tötet die Lächerlichkeit nicht.

Deshalb ist er zu tiefschürfenden Analysen gelangt: «Trump bewies, dass Arschlöcher Erfolg haben können, wenn sie in die Politik gehen. Und dass Politiker Erfolg haben können, wenn sie Arschlöcher sind.» Zu solch hammermässigen Einschätzungen kommt Seibt natürlich nicht von selbst; er stützt sich dabei ellenlang auf Mike Lofgren, einer aus dem Meer der US-amerikanischen Kommentatoren.

Aus der geschützten Werkstatt «Republik» riskiert Seibt eine ziemlich dicke Lippe:

«Trump ist vielleicht der bedeutendste Verbrecher in der Geschichte der USA. Doch sicher nicht der begabteste … Trump – ein lebenslanger Trickbetrüger … Denn gerade das Verbrechertum Trumps macht für seine Anhänger einen grossen Teil seiner Anziehungs­kraft aus … Er wird den Rest seines Lebens im Weissen Haus oder im Gefängnis verbringen … Doch dass dieser Mann – letztlich ein Nihilist und Schwachkopf – nun für wahrscheinlich lange, lange Zeit ins Gefängnis kommt, und das ausgerechnet für etwas so Dummes, Albernes, Nichtiges, Nutzloses wie Dokumente nicht zurückzugeben – das hat etwas Passendes.»

Nun ist das schon mal genügend Stoff, um die «Republik» – neben ihren Steuerproblemen, ihren Bettelproblemen und ihren Führungsproblemen – bankrott zu prozessieren. Aber zum grossen Bedauern von Seibt wird sich Trump (oder DeSantis) wohl nicht um so einen kleinen Kläffer kümmern. Wobei sich Seibt wirklich Mühe gibt: «Trotzdem: Die Zukunft des Faschismus gehört eher Bürokraten wie DeSantis.»

Allerdings: keiner liest diesen Quatsch von Seibt bis zum bitteren Ende (der ersten Folge!). Was das Gequatsche mit der Zukunft des Faschismus zu tun hat (soll Trump etwa Faschist sein, DeSantis vielleicht?) erschliesst sich allerhöchstens Seibt selbst. Allerdings: wüsste Seibt, was Faschismus ist, würde er nicht Trump oder DeSantis als Faschisten beschimpfen. Oder aber, er weiss es, braucht aber einfach ein weiteres Schimpfwort, weil er sein ellenlanges Geschreibsel nicht gut «Die Zukunft des Arschlochs» nennen kann.

Dass aber die «Republik» zu diesem Gedöns eine Illustration verwendet, die aus der miesesten Ecke der peinlichsten Demagogie stammt, ist ungeheuerlich.

Den Gegner zu verteufeln, das machen Demagogen, Faschisten, Brandstifter, Hetzer und andere üble Gestalten. Und die «Republik»:

Das ist eine Darstellung von DeSantis für den Artikel von Seibt. Unrasiert, unsympathisch, verkniffen, aber immerhin soweit realistisch.

Und in das verwandelt sich dann DeSantis, als Wechselbild. Ein Teufel in Menschengestalt. Das Böse aus der Hölle. Mit den roten Augen des Gottseibeiuns.

Das ist dermassen perfide und widerlich, dass man der «Republik» wirklich wünscht, dass sie bald ins Fegefeuer käme.