Die Heuchler vom ZFF
Schokolade? Läderach? Polanski?
Dass der Rohstoff für Schokolade in Westafrika unter Einsatz von Hunderttausenden von Kindern gewonnen wird, denen dadurch ihr Kindheit und ihre Zukunft gestohlen wird – na und?
Dass die dort gebraucht, missbraucht, geschlagen, misshandelt werden – na und?
Dass der Starregisseur Roman Polanski 2011 den Preis für sein Lebenswerk – überreicht vom sich geehrt fühlenden Zurich Film Festival – abholen durfte – claro. Zwei Jahr zuvor war er leider verhindert, er wurde am Flughafen Zürich verhaftet. Dumme, alte Geschichte mit einer Minderjährigen in den USA. Aber wie jubilierte die Festivalleitung: «Wir sind sehr stolz und geehrt, Roman Polanski nun endlich in Zürich empfangen zu können.»
Einmaliger Ausrutscher? Aber nein, 2017 besuchte Polanski nochmals das Festival, um Promotion für seinen Film «D’après une histoire vraie» zu machen. Wurde dagegen gemotzt, wies man darauf hin, dass die Anklage – und sein Schuldbekenntnis –, dass er mit einer 13-Jährigen Sex gehabt hatte, 1977 erfolgte. Also bitte, ausserhalb der USA längst verjährt, was soll das.
Was soll das? Die Übergriffe in einer evangelikanischen Schule liegen ebenfalls Jahrzehnte zurück und wurden durch eine von ihr selbst in Auftrag gegebene Untersuchung schon vor Jahren minutiös aufgearbeitet. Was bleibt, sind höchstens sich widersprechende Aussagen eines ehemaligen Zöglings vom Dok-Film von 2023, dass der ehemalige Boss von Läderach ihn körperlich gezüchtigt haben soll. Vor vielen Jahren. Was von diesem mit eidesstattlicher Versicherung bestritten und rechtlich verfolgt wird.
Seinem Sohn Johannes Läderach, dem aktuellen CEO und Besitzer, kann man so etwas nicht vorwerfen. Er hat sich zudem öffentlich von solchen Praktiken und auch von seinem Vater – und nicht zuletzt von dieser Sektenkirche – distanziert.
Von Polanski hat man nie ein Wort des Bedauerns oder der Reue über sein damaliges Verhalten gehört. Aber Polanski ist halt ein Starregisseur, in dessen Glanz sich das an Stars nicht gerade überreichlich gesegnet Festival sonnen möchte.
Selbst eine Verhaftung und wochenlanger Hausarrest im Fall Polanski hielt das Festival nicht ab, ihn nachträglich zu ehren und gerne nochmals zu empfangen. Niemand wäre bei ihm im Traum auf die Idee gekommen, hätte sich Polanskis Vater etwas zu schulden kommen lassen, deswegen die «Partnerschaft» mit ihm zu beenden.
Es ist unbekannt und unerheblich, ob sich der Boss des Festivals Christian Jungen tatsächlich aufgrund eines Anrufs dazu entschloss, den Dok-Film anzuschauen, danach lange nicht schlafen zu können und dann die Weisung erteilte, dass man nicht länger unbeeindruckt die Partnerschaft mit Läderach fortsetzen wolle, sondern sie in einer Kehrtwende beendete.
Wie auch immer, das ist feige und zeugt nicht gerade von intellektueller Stabilität, sondern von emotionalen Übersprungshandlungen.
Man stelle sich vor, am ZFF können keine Läderach-Schokolädeli verteilt werden, weil der Name doch mit solchen Qualen verbunden sei. Wie sensibel. Wären es Sprüngli Schokolädeli oder Läderach-Bruchschokolade ohne diese aufgewärmte Affaire gewesen, hätte es niemanden, zu allerletzt die Festivalleitung oder Jungen, gestört, wie dafür das Rohprodukt gewonnen wird. Schwarzafrikanische Kinder, Hunderttausende? Ach ja, die Welt ist ungerecht und Westafrika sehr, sehr weit weg.
Das ist eine scheinheilige Doppelmoral, wie sie die katholische Kirche auch nicht besser hinkriegt. Damit ist die Lust von ZACKBUM, an dieses Festival zu gehen, auf null gesunken.