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Löwe und Bettvorleger

Wenn Kindersoldaten Skandalgeschichten schreiben dürfen.

Es war eigentlich eine fantastische Boulevard-Story:

Alles drin, was es so braucht. Bekanntes TV-Format, das Wort «Bschiss», Teilnehmer fühlten sich «geprellt», es gebe «knüppelharte» Verträge. Und «Blick» deckt auf.

Da hat der «Ringier Journalistenschüler» Robin Bäni einen Treffer gelandet, schöner Einstieg in den späteren Beruf.

So schaute es einen Moment lang aus. Bis Roger Elsener, Mitglied der GL von CH Media und dort zuständig für die Sendung, zurückschlägt: «Der Gründer des Modelabels «Finelli», Khawar Awan, der im Text prominent vorkommt, hat sich im Anschluss an den Artikel selbst auf Social Media geäussert und sich vom Blick-Text distanziert. Ebenso Lukas Speiser, welcher als Löwe bei diesem Deal im Lead war.»

Das ist natürlich eher blöd, wenn der eigene Kronzeuge öffentlich aussteigt. Auch die angeblich «knüppelharten» Verträge seien «normale Protagonisten-Verträge», dämpft Elsener das Wording runter. Und überhaupt: «Boulevardjournalismus lebt von süffigen Geschichten. Ich sehe diesen Artikel nicht als «mediale Attacke». Eine weniger reisserische und sauberere Berichterstattung wäre hier angebrachter gewesen, ansonsten hätten sich ja nicht sowohl der Gründer als auch der Löwe vom Artikel distanziert.»

Nun könnte man sagen, dass Elsener das natürlich sagen muss, logo. Mal abgesehen von der Peinlichkeit, dass der Hauptzeuge der «Blick»-Anklage verlustig ging, es kann ja doch einiges oder vieles an den Vorwürfen dran sein.

Das könnte man solange meinen, bis man diesen Artikel liest:

Hoppla, was ist denn da passiert? Natürlich kann man nur bösartige, aber naheliegende Vermutungen anstellen. Denn es gibt verschiedene Methoden, mit denen ein Blatt eine Gegendarstellung oder gar rechtliche Balgereien vermeiden kann. Dazu gehört die Replik oder die Publikation eines freundlichen Artikels.

Es kann natürlich auch sein, dass der «Ringier Journalistenschüler» aus reinem Zufall über ein positives Beispiel aus der Sendung stolperte. Das ist für Menschen, die an eine Zusammenarbeit zwischen Weihnachtsmann und Osterhase glauben, unterstützt von Dornröschen.

Allerdings: das muss keinesfalls einen Karriereknick bedeuten. Im Gegenteil. Den zu den Grundvoraussetzungen einer Karriere als Boulevardjournalist gehört ein hohes Mass an Flexibilität. Also die Fähigkeit, jedes beliebige Ereignis so oder auch so sehen zu können. Und vor allem natürlich den Meinungen der Entscheidungsträger von Ringier zu folgen.

In diesem Sinne hat Bäni den Grundstein für eine potenziell grossartige Karriere gelegt.