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Heuchler Friedman

Ein neuer Tiefpunkt im Qualitätsjournalismus des Hauses Tamedia.

Andreas Tobler und Sandro Benini sind immer schnell zur Hand, wenn es um bissige und scharfe Kritik geht. Aber beim «deutschen Publizisten» Michel Friedman werden sie ganz handzahm und lassen den ungehemmt Flachheiten über die Schweiz, die Welt und vor allem über Moral verbreiten.

So stellen sie ihn vor: «Michel Friedman, zeitweiliger Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses, gilt als ebenso streitbarer wie brillanter Publizist.»

Er war auch mal Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, hatte seine eigen Talkshow und fiel schon immer damit auf, aggressiv und gnadenlos mit seinen Gesprächspartnern umzugehen. Bis er im Skandal versank.

Wird er hier interviewt, dann sind Tobler und Benini watteweich und anschmiegsam, auch wenn Friedman mehrfach unter Beweis stellt, dass er von der Schweiz keine grosse Ahnung, aber eine sehr abschätzige Meinung hat: «… wenn ich noch etwas hinzufügen darf: Ihr Schweizer habt es euch da zu einfach gemacht mit eurem Saisonnier-Statut.» Darauf hingewiesen, dass es das schon lange nicht mehr gibt, fährt Friedman unbeeindruckt fort: «Lange ist relativ. In der Schweiz dürfen nur die Nützlichen kommen, und selbst die nützlichen deutschen Ärzte erfahren rassistischen Gegenwind. Die Schweiz ist mit Sicherheit nicht das Vorbild einer weltoffenen Gesellschaft für Menschen.»

Es wurde 2002 abgeschafft. Deutsche Ärzte erfahren keineswegs «rassistischen Gegenwind», und im Vergleich zu Deutschland ist die Schweiz mit einem doppelt so hohen Ausländeranteil und ohne brennende Asylantenheime allerdings eine weltoffene Gesellschaft.

Dann salbadert Friedman weiter über Schweizer «Doppelzüngigkeit» bezüglich Vermummung von Frauen in der Öffentlichkeit, Darauf hingewiesen, dass es in der Schweiz verboten ist, eine Burka zu tragen, windet er sich: «Ich habe nicht von der klassischen Burka gesprochen. Mir geht es um die Doppelmoral und die Heuchelei. Mir geht es darum, dass man nicht einerseits für die Frauenrechte im Iran oder in Saudiarabien kämpfen kann und andererseits, in unserer modernen Gesellschaft, wenn es ums Geld geht, die Augen zumachen darf.»

Schliesslich greift Friedman zu seinem Allheilmittel, wenn in der Defensive: der polternde Angriff: «Eine kurze Frage an Sie: Sie haben doch auch Menschenhasser, Extremisten, Islamophobe, Antisemiten in der Schweiz, oder? Was machen Sie dagegen

Richtig widerlich wird Friedman aber gleich am Anfang: «Mit der Aufklärung ist neben der Freiheit eine unglaubliche und zugleich wunderbare Idee, die in der Philosophie schon lange im Gespräch war, gedacht worden: die Gleichheit der Menschen. Daraus entwickelten sich Humanismus, Menschenrechte und Demokratie.»

Welch wohlklingende Worte. Welch hohl klingende Worte, wenn sie aus dem Mund von jemandem purzeln, der ein verurteilter Straftäter ist. Ein Kokser mit einem unseligen Hang zu osteuropäischen Zwangsprostituierten.

2003 musste Friedman deswegen von all seinen öffentlichen Ämter zurücktreten, seine damalige Partnerin trennte sich angewidert von ihm.

Nun könnte man darüber den Schleier der Verjährung senken, wenn Friedman nicht – nach längerer Schweigepause – wieder genauso unerträglich moralisiert und rechhabert wir vor diesem Skandal. Da er das tut, hätten ihn die beiden Cracks vom Qualitätsorgan «SonntagsZeitung» unbedingt fragen müssen, woher er eigentlich die Chuzpe nimmt, die Dreistigkeit, dermassen ungeniert Betragensnoten zu verteilen und sich selbst als Bauchnabel der moralischen Superiorität aufzuspielen.

In diesem Interview verbindet Friedman Wissenslücken mit unqualifizierten Angriffen, redet von einem längst nicht mehr existierenden Saisonnier-Status, behauptet rassistischen Gegenwind und spricht der Schweiz ab, eine weltoffene Gesellschaft zu sein.

Aber den Höhepunkt erreicht er, wenn er über «Doppelmoral und Heuchelei» herzieht. Ausgerechnet er, dessen Doppelmoral und Heuchelei gerichtsnotorisch ist.

Aber statt ihm jede Berechtigung zu solch unqualifizierten Moralurteilen abzusprechen, haben die beiden Tagi-Journalisten den Weichzeichner eingeschaltet und weisen lediglich sanft auf grobe Falschbehauptungen hin. Lassen gleichzeitig Friedman eine Aufführung hinlegen, bei der Tartuffe vor Neid erbleichte.

Anlass für das Gesülze ist eine Buchtournee, bei der Friedman auch am Schauspielhaus Zürich auftritt. Moderiert wird er dabei von Roger de Weck. Wetten, dass auch dieser Qualitätsjournalist die grossen dunklen Flecken auf der Weste des Autors geflissentlich übersehen wird und stattdessen mit ihm über «Fremdheit, Gemeinschaft und Ausgrenzung» palavert.

Mit einem Menschen, der schlichtweg jedes Recht auf Moralurteile verwirkt hat.

 

Märchenstunde mit der «Republik», reloaded

Mit den Zahlen hat man’s im Rothaus nicht wirklich.

Dafür aber mit kreativer Buchhaltung. Denn nachdem eine Zeitlang Ruhe war, beginnt das Organ der guten Lebensart mit ersten, leisen Wimmertönen die Hauptsaison der Aboverlängerungen einzuläuten.

Ein ernsthaftes Zeichen des Erwachsenwerdens wäre, wenn das Magazin seinen ellenlangen Newsletter nicht so beginnen würde:

«Sehr geehrte Frau Verlegerin
Sehr geehrter Herr Verleger and everybody beyond

Das ist so bemüht korrekt-sauglattistisch, dass der Leser schon am Anfang verstimmt ist.

Aber zum Gejammer. Man erinnert sich einleitend, dass man vor sieben Jahren behauptete, im siebten Jahr schwarze Zahlen zu schreiben. Das sind die üblichen Ankündigungen eines Start-ups, die (von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen) niemals eintreffen. Hier auch nicht.

Oder im «Republik»-Speak: «wir können Ihnen jetzt schon berichten, dass wir diesem Ziel zumindest sehr, sehr nahe kommen werden.» Knapp verfehlt ist auch daneben. Und dass das Organ zwischendurch ein paar Nahtod-Erfahrungen hatte, mit Selbstmord drohen musste, Chefs à gogo verschliss, einen angeblichen Fall von Sexismus so ungeschickt und rüpelig löste, dass es dem gefeuerten Starreporter noch einen ganzen Haufen Geld hinterherwerfen musste – wieso sollte man das erwähnen, in aller Transparenz.

Dann kommt die Abteilung kreatives Zahlenschaukeln: «Wir hatten seit Januar 2022 im Schnitt mehr Abgänge als Zugänge, was für ein leserinnen­finanziertes Medium bedrohlich ist. Was uns sehr freut, ist, dass wir diesen gefährlichen Trend nun vor mehr als einem halben Jahr brechen konnten. Seit März 2024 konnte die «Republik» die Verlegerinnen­zahlen stabilisieren.»

Herausgemolken werden diese Euphemismen aus diesen Zahlen:

Offensichtlich befinden sich nicht mehr als 30’000 potenzielle Zahler in der Gesinnungsblase der «Republik». Alle Träume von 32’000 Abos, von einer Expansion nach Deutschland, von 100’000 Abos – ausgeträumt.

Bei den Zu- und Abgängen sieht es so aus:

Frauenfeindlich violett sind die Abgänge. Der März 2024 scheint ein guter Monat gewesen zu sein mit deutlich mehr Zugängen als Abgängen. April war dann schon wieder lau, Mai besser. So geht’s hin und her und auf und ab, oszilliert um 27’000 Abos herum. Auch die Mindestzahl von 28’000, vergessen.

Dann kommt aber ein fataler Satz, der die ganze Realitätsferne der Republikaner in konzentrierter Form wiedergibt:

«Wir gaben weniger aus als geplant. Was im vergangenen Geschäfts­jahr gut funktioniert hat, ist aber kein Ansatz, den wir beliebig oft wiederholen könnten. Um die «Republik» in ihrer aktuellen Form weiter­zuführen, können wir nicht viel mehr einsparen

Eigentlich wird jede Dienstleistung mit dem Geld erbracht, das durch sie reingeholt wird. Kommt weniger Geld rein, wird damit geschäftet. Aber nicht doch hier. Da die 50 Nasen mit ihrem Output, der nicht grösser als der von ZACKBUM ist (aber entschieden langfädiger, langweiliger und lahmarschiger), noch niemals im Traum daran gedacht haben, das zu tun, was selbstbestimmte Unternehmer tun würden, geht das Elend weiter. Denn obwohl sie sich furchtbar mutig haben und mutig geben: Die Republikaner sind einfache Angestelltenseelen. Das Unternehmerrisiko tragen die «Verleger». Nicht im Traum kämen die Angestellten auf die Idee, im Notfall eine Einkommensminderung hinzunehmen, wenn ihre minderen Werke auf minderen Zuspruch treffen.

Dann kommt bereits als Vorbote für kommendes Gequengel ein unheilschwangerer Satz: «Das Projekt «Republik» befindet sich weiterhin in einer prekären Lage auf Messers Schneide.»

Gefolgt von einer echten Schlaumeierei:

«Und zwei wichtige Prüfpunkte sollten Sie sich merken: Ende Oktober: Die «Republik» muss ein (kumuliertes) Umsatzziel von 1 Million Franken erreichen. Ende Januar: Die «Republik» muss ein (kumuliertes) Umsatzziel von 3,5 Millionen Franken erreichen.»

Da ist die interessante Frage: und wenn nicht? ZACKBUM wagt die Prognose: dann wird wieder gebettelt. Wie üblich.

Um das zu verhindern, kommt wieder der billige Jakob zum Zug. Plötzlich ist alles for free, was auf der Webseite steht – und wofür die Abonnenten, die Trottel, teures Geld zahlten. Dann gibt es wieder das «kennenlernen»-Angebot. «ab 11 CHF». Das hat den grossartigen Vorteil, dass auch solche Billigst-Abos als vollwertige «Verleger an Bord» gezählt werden können.

Denn wohlweislich, obwohl das einfach wäre, differenziert die «Republik» bei der Zahl der «Verleger» nicht zwischen Vollzahlern und Schnupperbillig-Abos.

Den grossen, weissen Elefanten mitten im Raum adressiert die «Republik» in diesem wie üblich ellenlangen und sich bis zum PPPPPS durchmäandernden Text nicht. Das Grundproblem des Magazins. Inzwischen die Grundprobleme.

  1. Der «Republik» gelingt kein Knaller mehr. Kein Primeur. Kein zitierfähiges Stück, das für Aufmerksamkeit ausserhalb der Gesinnungsblase sorgt.
  2. Sämtliche zu Skandalen aufgepumpte Versuche scheiterten kläglich.
  3. Mit der ruppigen Personalpolitik und dem übereilten Feuern eines Mitarbeiters schadete sich die «Republik» in ihrem Ansehen als Arbeitgeber dramatisch.
  4. Wie Chefredaktoren weggemobbt wurden, hätte bei der «Republik» einen Aufschrei ausgelöst. Sie blieb in eigener Sache intransparent stumm.
  5. Die vollmundige Ankündigung und der rasante Abgang von Roger de Weck als VRP war eine Lachnummer. Dass die «Republik» dazu ermahnt werden musste, ihre Organe korrekt zu besetzen, peinlich.
  6. Wenn die schreibende Schmachtlocke das Aushängeschild und auch noch der widerwillige Co-Chefredaktor ist, weil niemand anders auf den Schleudersitz wollte: dann gute Nacht.

Eine gescheiterte Offensive, unsinnige und teure Experimente wie das Einsprechen von Texten, rabiate Gesinnungsartikel von Gesinnungstätern für Gesinnungsgenossen, Selbstbespiegelung im Spiegelkabinett der Vorurteile. Wie im Fall einer schiesswürdigen Muslima haut die «Republik» ohne Not über sämtliche Stränge.

Das Magazin, das strikt die Einflussnahme von reichen Säcken wie Christoph Blocher in den Medien kritisiert, ist selbst von Geburt an am grossen Tropf zweier Erben, ohne deren Geld es die «Republik» nicht geben würde.

All das sind die üblichen Vorboten einer seit sieben Jahren existierenden einfachen Wahrheit: die grossmäuligen Ankündigungen der Demokratieretter haben sich alle in Luft aufgelöst. Nicht mal das Zusammenarbeiten klappt besser als in jedem anderen Intrigantenstadl im Journalismus. Im Gegenteil, nirgendwo wird so zugeschwiemelt, Transparenz verkündet, Aufklärung, der Betroffene bekomme das Recht auf Stellungnahme – und dann wird er einfach hochkant rausgehauen, geht es so intransparent zu und her wie bei diesem Organ.

Anspruch und Wirklichkeit, das ist so wie bei vielen Grünen und Sozis, die Flugbewegungen innerhalb Europas verbieten wollen oder behaupten, nie zu fliegen. Bis man sie dann in Kolumbien, Mauritius, den Seychellen und anderswo antrifft. So wie der Sprecher der Klimakleber, der nach vollbrachter Tat in den Überseeflieger stiegt.

Wahrschenlich wird der «Republik» nicht einmal die mässige Leistung ihrer überbezahlten Payroll das Genick brechen. Sondern ihre offenkundige Heuchelei und Besserwisserei.

Höchststrafe

Die Bachelorette der Politik hat am Ende ihrer Karriere ihr Ziel erreicht.

Bumm. Seit sie ihre dümmliche Provokation ins Netz stellte, hat es 560 Erwähnungen in der Mediendatenbank SMD gegeben. Darauf sind Fabian Molina (23) und sogar Cédric Wermuth (145) eifersüchtig.

Zudem hat Sanija Ameti es geschafft, dass viele Medien hyperventilieren. Die «Weltwoche» hat sogar Schnappatmung und bringt den gleichen Artikel gleich zweimal:

Allerdings ist es die Höchststrafe für Sanija Ameti, dass sie ausgerechnet von Roger Köppel, den sie auch schon mit einer ihrer gezielten Provokationen anrempelte, verteidigt wird. Das wird nur noch getoppt dadurch, dass der Charakterlump Daniel Ryser ebenfalls zu ihrer Verteidigung antritt. Wenn mal das böse Wort vom Mietmaul zutraf, dann auf ihn. Damit hat die «Weltwoche» die Latte für «wie unappetitlich darf’s denn sein?» schwindel- und übelkeitserregend hoch gelegt.

Auch Trittbrettfahrer trägt es aus der Kurve. Amok Nicolas Rimoldi hat seinen Bundeshaus-Badge verloren, auf den er so stolz war. Nicht ohne feine Ironie sagte der EDU-Nationalrat Erich Vontobel, der ihn dem «Mass-voll»-Randalierer ausgehändigt hatte: «Das Mass ist voll.» Denn Rimoldi hatte versucht, in der Affäre Ameti sein eigenes Süppchen zu kochen und sie als «feindliche Agentin» beschimpft, will sie «deportieren» und hat mit Getöse eine Strafanzeige eingereicht. Der gleiche Rimoldi, der das verdeckte Tragen von Waffen in der Schweiz fordert. Ein Irrwisch und Schaumschläger. Also eigentlich ein Traumpaar.

Auf der anderen Seite melden sich B- und C-Promis mit «das geht zu weit». Zu den Unterzeichnern gehören Roger de Weck oder Jacqueline Fehr, natürlich die SP-Nationalrätinnen Anna Rosenwasser und Tamara Funiciello, die nie weit weg sind, wenn ein Fettnäpfchen rumsteht. Als ob Ameti diesen Shitstorm nicht mutwillig provoziert hätte.

«Amnesty International Schweiz» macht sich lächerlich: «Eine weibliche, migrantische und provokative Stimme in der Schweiz soll eingeschüchtert und zum Verstummen gebracht werden.» Ein Menschenrechtsfall? Dem sich AI annehmen muss, wie Fällen übelster politischer Unterdrückung? Haben die nichts Besseres zu tun? Und noch alle Tassen im Schrank?

In der WoZ sülzt Anna Jikhareva: «Der Umgang mit der Zürcher Gemeinderätin Sanija Ameti ist ein Lehrstück darüber, mit welch rasender Geschwindigkeit der digitale Mob eine unliebsame Person in existenzielle Not zu bringen vermag.» Nein, er ist wenn schon ein Lehrstück darüber, wie eine bewusste und primitive Provokation zum Rohrkrepierer werden kann. Es ist schwer, das Niveau von Ameti noch zu unterbieten, aber die WoZ schafft es:

«Der misogyn-rassistische Eifer, mit dem eine junge Frau mit muslimischer Migrationsgeschichte angegangen wird, die mit ihrer Meinung für gewöhnlich nicht hinterm Zaun hält, die laut ist und damit vielleicht auch nervt, sagt viel über hiesige Verhältnisse aus – nichts Gutes.»

Christliche Amtsträger üben sich in biblischer Nachsicht: «Es gehört zum christlichen Glauben, dass man jemandem nach einer ernst- und glaubhaften Entschuldigung verzeiht», sagt zum Beispiel Christoph Frei von der reformierten Kirche Weiningen. Hat der noch alle Engel im Schrank?

In absurden Übungen versucht sich auch der Zwangsgebührensender SRF. Er erwähnt kurz die dümmliche Provokation Ametis, um dann umzuschwenken: «Der Shitstorm um Sanija Ameti hat die Wirtschafts­wissen­schaftlerin Dina Pomeranz veranlasst, eine US-Vergleichsstudie auf der Plattform X zu posten. Diese zeigt: In einer gleichen Situation werden Frauen sowie unterrepräsentierte Gruppen harscher für einen Fehler beurteilt als Männer.» Hierbei geht es um einen Vergleich in den USA zwischen weiblichen und männlichen Chirurgen. Hat SRF noch alle Tassen im Schrank?

Aber auch sie kann nicht relativieren, dass in der Schweiz noch kein Mann einen dermassen idiotischen Post abgesetzt hat. Das wäre vielleicht Anlass zur Frage, ob Frauen doch dümmer sind als Männer, aber das traut sich ja heute keiner mehr.

Und als würde sie das irgendwie salvieren, geistert auch durch die Medien: «Der Ameti-Skandal ist ein gefundenes Fressen für die russische Propaganda», poltert das Intelligenzblatt «watson». Typisch, wie der Propagandasender RT die Wahrheit verfälscht: «Die Schweizer Presse sei links und die SRF-«Tagesschau» habe gar nicht erst über den Vorfall berichtet.» Eine dumme Propagandalüge, wobei: «Zwar wurde er in den «Tagesschau»-Sendungen tatsächlich nicht thematisiert …» Blöd auch, dann ist’s ja doch nicht gelogen.

Kann man also von einem erfolgreichen PR-Stunt reden? Inzwischen jammert Ameti, dass es ihr gar nicht gut gehe und sie Polizeischutz brauche. Wie es ihr geht, weiss man nicht, sie hat sich allerdings nur nach Polizeischutz erkundigt, weil das so schön in eine Opfermärchenstunde passt; ihr cleverer Versuch, doch noch Kapital aus ihrem kapitalen Bock zu schlagen. Und die Recherchiermedien plappern alle betroffen nach, dass sie nun «unter Polizeischutz» stehe.

«Haltet den Dieb», ruft der Dieb, ein beliebtes Ablenkungsmanöver. Täterin Ameti will sich zum Opfer einer «Hexenjagd» machen, und dümmliche Medien fallen auf diese billige Nummer herein.

Ein Journalist, der selbst wegen ungebührlichen Verhaltens gefeuert wurde, fordert die Wiedereinstellung Ametis, die wegen ungebührlichen Verhaltens gefeuert wurde.

Welches Niveau kann Heuchelei, Verwechslung von Ursache und Wirkung, wegschwatzen von banal-offenkudnigen Tatsachen eigentlich erreichen? Wieso muss eine brunzdumme Provokation plötzlich zum Fall einer Frauendiskriminierung durch rechte Hetzer umgelogen werden?

All diese Umdeuter, Wendehälse und Krakeeler, dass hier eine «Existenzvernichtung» betrieben werde, die aufzuhören habe, plappern völlig an der öffentlichen Meinung vorbei. Bei einer Umfrage auf «20 Minuten», an der fast 26’000 Leser teilnahmen, finden satte 82 Prozent, dass «Arbeitgeber und Partei richtig gehandelt und konsequent reagiert» hätten. Nur 4 Prozent halten die Massnahmen für übertrieben.

Was die Medien (wenig Ausnahmen bestätigen die Regel) aufführen, welches Gewicht sie einer gescheiterten Selbstdarstellerin geben, das ist dermassen vertrauensvernichtend, dass sich ZACKBUM fragt, ob es überhaupt noch Sinn macht, Medienkritik fortzusetzen. Schliesslich kann nur kritisiert werden, was noch einen Hauch von Geist, Inhalt, Substanz besitzt.

Aber dieses Schmierentheater, das ist doch nur noch etwas für Schmierfinken. Für hirnamputierte Schmierfinken.

 

 

 

Rechnen mit der «Republik»

Es ist nicht «alles gut». Es ist grauenhaft.

Die «Republik» hat viele Probleme. Sie hat drei gravierende Probleme.

  1. Eigentlich ist sie pleite.

  2. Sie hat einen Irrwisch als VR-Präsidenten.

  3. Steuerschummelei, Sexismus-Affäre und internes Gerangel führen in den Abgrund.

Dazu nur ein weiteres Beispiel. Der irrlichternde VR-Präsident nennt das «Klimalabor» einen Anlass zur Hoffnung. Schon der Tagi bemängelt im Interview, dass das doch eine Community-Sache sei, kein publizistisches Projekt. Hinzu kommt, dass das «Labor» seit einem Jahr im Wesentlichen an sich selbst laboriert und null nennenswerten Output hat. Dazu kommt, dass es bereits dafür einen Bettelaufruf mit der üblichen Drohung gab: 250’000 Eier her, oder wir müssen den Stecker ziehen und Leute entlassen. Aber noch schlimmer:  die Kohle kam nur zusammen, weil gegen Schluss ein unbekannter Mäzen schwer nachschüttete, so lau war das Publikumsinteresse. Wer das ist, will die transparente «Republik» erst «zu gegebener Zeit» enthüllen.

Geht’s noch schlimmer? Oh ja, Lukas Hässig von «Inside Paradeplatz» hat sich die Mühe gemacht, den Jahresabschluss 22- 23 unter die Lupe zu nehmen. Die Lektüre seiner Ergebnisse braucht starke Nerven. Denn das Organ der Demokratieretter hat nicht nur interne und inhaltliche Probleme. Sondern vor allem finanzielle. Es wird immer klarer, wieso der Kurzzeit-VRP Roger de Weck so schnell Reissaus nahm. Der hat die Zahlen gesehen, nachgeschlagen, welche Verantwortlichkeiten auf einen VRP im Falle einer Konkursverschleppung zukommen können – und sagte sich: nix wie weg.

Mit freundlicher Erlaubnis übernimmt ZACKBUM die erschütternde Abrechnung von Hässig.

Als letztes Vorwort: seit dem Beginn am 14. 1. 2018 hat die «Republik» bis zum 11. 11. 2023 haargenau 7400 Stücke (Artikel kann man das meiste nicht nennen) veröffentlicht. Dafür 30 Millionen in den Sand gesetzt. Das sind rund 4000 Franken pro Stück. In den allermeisten Fällen rausgeschmissenes Geld. Aber im Einzelnen:

Grün-urbane „Republik“ ist mit 2,2 Millionen überschuldet

„Project R Genossenschaft“ als Finanziererin des Zürcher Online-Magazins hat seit 2018 über 30 Millionen in Sand gesetzt.

Von Lukas Hässig*

Die „Republik“ will die Demokratie retten. Ohne guten Journalismus keine Zukunft, so der Anspruch des Zürcher Online-Mediums, das damit 29’000 zahlende Leser anzieht.

Tendenz sinkend. Jetzt zeigt der soeben erschienene Jahresabschluss 2022-23, dass mit dieser Anzahl zahlender Kunden die Rechnung nicht aufgeht.

Hinten und vorne nicht.

Per 30. Juni hat die „Project R Genossenschaft“, deren Hauptziel die „Trägerschaft“ der Republik AG und damit deren „Republik“-Mediums ist, ein negatives Eigenkapital.

Und zwar in der Höhe von 85’000 Franken.

Die Genossenschaft ist die alles entscheidende juristische Person für das Überleben und die Zukunft des Magazins.

Bei diesem sieht die Lage noch düsterer aus. Die „Republik AG“, die Herausgeberin des Online-Mediums, wies per Mitte 2023 ein Eigenkapital von minus 2,2 Millionen Franken aus.

Dies nach einem Nettoverlust im zurückliegenden Geschäftsjahr von 1,5 Millionen.

Das negative Kapital hat in der Buchhaltungs- und Konkurssprache einen Namen: Überschuldung.

Die Guthaben decken die Schulden nicht mehr. Das eigene Kapital, das die Differenz zwischen den beiden Grössen ausmacht, mehr als aufgezehrt.

Damit müssten die „Republikaner“ gemäss Gesetzt schnurstraks zum Richter rennen. Dass sie das nicht tun, hängt mit möglichen Ausnahmen zusammen.

Da Gläubiger der Republik AG im Betrag von CHF 2’411’434 Rangrücktritt erklärt haben, hat der Verwaltungsrat von der Benachrichtigung des Richters abgesehen“, so die Revisorin.

Es handelt sich um die Zürcher BDO. Diese hat schon die Kulturstätte Kosmos revidiert, die keine 300 Meter Luftlinie vom Sitz der Republik entfernt liegt.

Die Kosmos AG krachte vor 12 Monaten zusammen: Konkurs mit Finanzloch in zweistelliger Millionenhöhe.

Der Kino- und Gastro-Tempel, wie die Republik ein grün-urbanes Vorzeigeprojekt und finanziert von den teils gleichen Grossinvestoren, war seit Jahren ein hoffnungsloser Fall.

So hoffnungslos wie jener der Republik?

Deren finanzieller Einbruch geht gleich wie jener beim Kosmos seit Jahren vonstatten.

Im Geschäftsjahr 2022-23 erlitt die fürs Geld entscheidende „Project R Genossenschaft“ einen Verlust vor Minderheiten von 6,8 Millionen.

Löhne für die rund 50 Leute an Bord summierten sich auf 5,7 Millionen, hinzu kamen 700’000 für die selbst entwickelte Informatik, 300’000 für Werbung, 200’000 Miete.

Abos von den Lesern deckten umgekehrt gerade mal Miet- und IT-Aufwände: knapp 900’000 Franken.

Hinzu kamen als Zuflüsse Spenden von rund 300’000. Nach „Erlösminderungen“ strömten der Genossenschaft 1,1 Millionen in die Kasse.

Eine Schere, die nicht hätte weiter aufgehen können. Die Spuren dieses kompletten Missmanagements zeigen sich in „Eigenkapitalnachweis“ der Project R Genossenschaft.

Dort wird klar, dass die „Project R Genossenschaft“ seit der Lancierung am 14.1.2018 des „Republik“-Online-Magazins mit 3 täglichen Artikel, von dem jeder 10 Mal so lang ist wie eine NZZ-Story, ein Fass ohne Boden ist.

Per Mitte 2023, also dem Zeitpunkt des jüngsten Jahres-Abschlusses, wies die Genossenschaft ein „Konsolidiertes Eigenkapial“ von 30 Millionen aus.

Davon zog sie ab: für 2022-23 erzieltes „Konzernergebnis“ von minus 6,9 Millionen, einen „Ergebnisvortrag“, sprich die in den Vorjahren aufgelaufenen Verluste, von 23,7 Millionen.

Das führte dann zusammen mit weiteren Positionen im Kapitalnachweis zu den erwähnten 85’000 Franken Minuskapital.

Dank der Berücksichtigung einer Position namens „Anteil Minderheiten“ resultierte schliesslich doch noch ein positives Eigenkapital von 1,2 Millionen.

Revisorin BDO redet die Lage nicht schön. In ihrem Testat der Republi AG, also der Herausgeberin des Medien-Erzeugnisses mit dem hohen Anspruch der Demokratie-Retterin, hält sie fest:

Wir machen darauf aufmerksam, dass die Republik AG im Sinne von Art. 725b OR überschuldet ist.“

Laut „Bericht“ zur „Project R Genossenschaft“, alles nachzulesen im 89 Seiten starken Jahresbericht, besteht für die BDO eine „wesentliche Unsicherheit der Fähigkeit des Konzerns zur Fortführung“.

Dass das ganze „Republik“-Konstrukt überhaupt noch am Leben ist, hängt mit den Haupt-Gläubigern zusammen.

Die haben mittels sogenanntem „Rangrücktritt“ erklärt, dass sie im Fall eines Konkurses sich ganz hinten in die Schlange der Gläubiger einreihen.

Insgesamt geht es um 2,4 Millionen, welche die „netten“ Geldgeber auf diese Weise praktisch à fonds perdu den „Republikaner“ für deren Rettung des Schweizer Journalismus bereitstellen.

Retter der „Republik“ in Not soll jetzt der langjährige Chef der Eidgenössischen Finanzkontrolle sein, Michel Huissoud.

Der versteht viel von Zahlen. Aber offenbar wenig von Journalismus. Jedenfall schwadronierte Huissoud in seinem ersten grossen Interview gestern im Tages-Anzeiger von 100’000 Abos.

Statt mit harten Schnitten das Unternehmen radikal auf gesunde Beine zu stellen, sendet der frische Kapitän in seiner Auftakt-Vorstellung das Signal aus, noch viel stärker als bisher auf die Ausgabetube zu drücken.

Huissoud im Wonderland. Auf Fragen per SMS reagierte der Mann auf der Brücke der „Republik“ nicht.

*Mit freundlicher Genehmigung.

Mutig oder bescheuert?

Die NZZaS geht eigene Wege beim Cover.

Das muss man sich mal trauen:

Die NZZaS zeigt eigentlich allen aktuellen Themen den Stinkefinger. Ukraine? Ach ja. Wahlen in der Schweiz? Echt jetzt. Naher Osten? Ist da was? Hamas-Unterstützer finanziert mit Steuergeldern? Gähn.

Nun gut, die Forderung nach einer Begrenzung der Anzahl Wahllisten kann man als indirekten Hinweis darauf interpretieren, dass am Sonntag in der Schweiz Wahlen stattfanden. Die (noch) dreiköpfige Chefredaktion scheint gegen Ende ihrer Amtszeit eine gewisse Verwilderung zuzulassen, so nach der Devise: Stinkefinger, was nach uns kommt, ist doch egal.

Entsprechend schludrig wurde mal wieder der Inhalt zusammengenagelt. Natürlich, Naher Osten, Muss-Thema. Was machen wir? Kurzes, ganz kurzes Kopfkratzen. Dann die Glanzidee: fällt dir überhaupt nichts ein, mach ein Interview. Nur, mit wem? Die meisten Fachexperten sind schon abgefrühstückt, und Erich Gysling kann’s nun wirklich nicht sein. Vielleicht sagte einer «und Scholl-Latour?», wurde dann aber darauf hingewiesen, dass der schon ein Weilchen tot ist, aber bis heute gültige und intelligente Sachen über den Nahen Osten gesagt hat.

Aber gut, «da ist doch so was mit Geiselbefreiung», hat wieder einer eine Glanzidee. Genau, dazu interviewen wir einen, der vor einem Dutzend Jahren mal an einem Gefangenenaustausch im Nahen Osten beteiligt war. Devise: Ein Exklusiv-Interview hast du auf sicher, wenn sonst keiner mit dem Interviewten reden will.

Aber selbst mit der Planierraupe geführt, kann so ein Interview nicht zwei Seiten füllen. Also noch ein Rehash-Artikel über das Luxusleben der Führer der Hamas; immerhin knackiger Titel: «Jetset-Gotteskrieger». Verdammt, immer noch nicht voll. Dann halt in letzter Verzweiflung ein Bericht über das längst Berichtete: 20 Lastwagen durften von Ägypten aus Hilfsgüter in den Gazastreifen bringen. Da aber die Kräfte der NZZaS erschöpft waren, übersetzte man einfach einen Artikel einer Freelance-Journalistin.

Aber zwei Seiten reichen nicht, wurde sich das Führungstrio schmerzlich bewusst. Also weiter im Text, Rehash über propalästinenische Demonstrationen in Berlin Neukölln. Nicht gerade neu, nicht originell, aber he, noch ein Interview mit einem Neuköllner Lehrer, und auch diese Seite ist voll.

Ab Seite 6 verspürt man vor allem die Erleichterung, dass nun der Nahe Osten abgehandelt ist. Wobei, hops, da ging doch ein Artikel fast vergessen, dann holen wir das halt auf Seite 9 nach: wie verhalten sich Schweizer Hilfswerke bezüglich Spendenaufrufen für Gaza?

Dann muss man sich zurückhalten, nicht zu psychologisieren und Rückschlüsse auf den Geisteszustand der NZZaS-Führer zu ziehen: ««Am Ende war ich leer wie ein Schlauch». Nach 14 Jahren nimmt der Nationalrat Martin Landolt Abschied von der Politik». Womit auch die Frage, was machen wir am Wahltag über die Wahlen, wenn Samstagabend schon Feierabend ist, beantwortet wäre.

Aber so eine Sonntagsausgabe zieht sich und zieht sich, zieht wie Hechtsuppe. Hechtsuppe? Genau: «Hightech statt Petri Heil. Sportfischer rüsten auf». Auch die. Ein Artikel aus dem weiten Feld von: kann man machen, muss man nicht machen. Kann man heute machen, kann man auch in einer Woche, in einem Monat machen. Aber die gute Nachricht ist: der erste Bund ist gefüllt.

Wenn das bloss nicht noch die anderen wären. «Hintergrund», wir senken mitfühlend den Mantel des Schweigens über die einleitenden Kommentare. Wie um alles in der Welt die NZZaS allerdings darauf kommt, Roger de Weck, dem Kurzzeit-VR-Präsidenten der «Republik», einen Gastkommentar zu schenken, in dem er salbadert: «Im Mittelmeer ertrinken Menschen, aber die Helfer, die sie zu retten versuchen, ernten Tadel – es sei vernünftiger, die Hilfe zu unterlassen. Was ist da los in unserer Gesellschaft?» Eine dumme Frage, die schon längst beantwortet wurde. Nur noch nicht von de Weck in der NZZaS.

Dann, wohl Höhe- und Glanzpunkt, eine Art Leiterlispiel zu den Wahlen. Prädikat: soooo originell.

Dann ein Bericht über religiöse Tendenzen in der israelischen Armee. «Die Kippa verdrängt das Berét». Eigentlich heisst die Kopfbedeckung «Mitzinefet», aber dafür müsste man sich schon ein wenig auskennen. Was nicht so die Sache von Joel Bedetti ist, der hier aber gutes Geld für seinen eingekauften Beitrag verdient haben dürfte.

Auch die Wirtschaft kommt nicht ohne eingekaufte Beiträge aus, dann darf sich Zoé Baches ein wohl letztes Mal ungebremst ihrem Hobby widmen, der Berichterstattung über den Vincenz-Skandal, auch wenn da nichts los ist. Beziehungsweise nur zu vermelden wäre, dass die Zürcher Staatsanwaltschaft anhaltend keine Lust hat, den Fall von Bankgeheimnisverletzung zu verfolgen, der am Anfang der Affäre stand. Das könnte man mit einer Kurzmeldung tun – oder aber auf eine Seite aufblasen. Besonders originell dabei: das halbseitige Symbobild der Dachbepflanzung des Polizei- und Justizzentrums. Vielleicht ein indirekter Hinweis, dass auch die NZZaS sich bewusst ist, dass der Klimanwandel kommt.

Genauso ausgelutscht ist zurzeit der Skandal des Verscherbelns der Credit Suisse. Ausser, der Noch-Wirtschaftschef Guido Schätti zitiert einen, den man immer zitieren kann: den Experten für fast alles Aymo Brunetti.

Aber die Verzweiflung geht weiter: «Stalins Überfall». Wen hat denn der sowjetische Diktator nun schon wieder überfallen, der ist doch ein ganzes Weilchen tot? Ach, Polen natürlich. Die Geschichte ist schon so häufig erzählt worden, da kann man sie doch ungeniert nochmal erzählen. Gibt ja genügend Alzheimerpatienten unter den Lesern.

Besondere Erwähnung verdient aber Seite 53: «Die Energiekrise im Körper». Viel mehr würde allerdings ein Bericht über die Energiekrise im Hirn der NZZaS-Macher interessieren.

Dann macht sich Grossdenker Peer Teuwsen Gedanken über das «Zeitalter des Fanatismus». Das hat nun schon vor einigen Jahren begonnen, dazu ist von ungezählt grossen und kleinen Köpfen etwas gesagt und geschrieben worden. Aber wieso nicht ich, sagt sich Teuwsen, solange mich niemand daran hindert, den Leser zu langweilen, tu ich’s einfach.

Wer klein anfängt und klein aufhört, beginnt mit sich selbst. Mit einem eigenen Anfall, zwar nicht von Fanatismus, aber was soll’s. Hier kann  Teuwsen wenigstens damit angeben, dass er mal «Falling Down» mit Michael Douglas gesehen hat. Der Film ist gut und nicht gealtert. Aber der Text von Teuwsen, wollen wir den Kalauer draufsetzen, dass er den Filmtitel perfekt in viele Buchstaben umsetzt?

Wir beenden die Rezension mit einem stummen Schrei. «Die Summe aller Frauen, Teil 34». Nimmt das denn nie, niemals ein Ende?

 

 

 

Definitives Interregnum

Die «Republik» hat eine Chefredaktion*.

Was bei Zeitungen und Zeitschriften, sogar bei Banken völlig normal ist, wurde bei der «Republik» zu einer Viecherei.

Zuerst wurde der Gründer und Chefredaktor Christof Moser abgesägt. Vom fernen Berlin schimpft er inzwischen als «Stabsstelle Chefredaktion» auf den Intrigantenstadl im Rothaus. Als Notnagel wurde dann Oliver Fuchs Chefredaktor a.i. Nachdem ihm bedeutet wurde, dass man das a.i. keinesfalls streichen möchte, zog er von dannen.

Daraufhin wurde als nächste Notlösung die schreibende Schmachtlocke Daniel Binswanger a.i. zum Chef befördert. Natürlich, so viel Wokeness muss sein, mit Bettina Hamilton-Irvine an seiner Seite, eine geprüfte Fachkraft. Auf die Frage, wie’s denn weitergehe, wurde beschieden, dass man im Suchmodus sei, und das dauere halt.

Zwischendurch verabschiedete sich noch der frisch gebackene Verwaltungsrat Roger de Weck, weil der Mann nicht nur von Publizistik, sondern auch von Zahlen etwas versteht. Dadurch aufgeschreckt – denn das klitzekleine Millionen-Steuerproblem könnte Haftungsfolgen haben – gaben auch die beiden übrigen VR ihren Rücktritt bekannt. Mitgründer Constantin Seibt war schon längst von dannen gezogen.

Hier ist noch die lustige Anekdote zu überliefern, dass der «Klein-Report» nachfragte, wieso VR Alfonso von Wunschheim mit vornehmem «von» im Impressum steht, aber als VR den amtlichen Zettel mit Alfonso Wunschheim unterzeichnete. Handelt es sich hier um einen Fake-Adeligen? Zum Grölen war dann die Antwort der «Republik»:

«Diese Fragen betreffen das Privatleben von Herrn von Wunschheim, hierzu kann ich Ihnen keine Auskunft geben.»

Nun sind Binswanger und Hamilton-Irvine als Co-Chefredaktoren bestätigt worden, das a.i. fällt weg. Ob sich einer von beiden nun mit einem «von» schmücken wird, ist deren Privatangelegenheit und geht uns nichts an.

Angesichts des desolaten finanziellen und inhaltlichen Zustands der «Republik» wird man aber die Befürchtung nicht los, dass die beiden so ähnlich wie Plisch und Plum bei der Credit Suisse, die Bestatter Lehmann und Körner, wohl jetzt schon an den salbungsvollen Worten feilen, mit denen sie dannzumal das Ende des Desasters bekanntgeben werden.

Oder aber, sie überlassen das dem Meister des gepflegten Schwurbelns Seibt. Das kann er.

*Transparenzbeilage: Bei ZACKBUM verhält es sich so, dass es mangels AG keinen VR gibt. Dafür aber einen Verleger, einen Herausgeber, einen Chefredaktor, eine Stabsstelle Chefredaktion, einen Bildberater, einen Community Coach, einen IT-Berater, einen Spenden-Koordinator, einen Redaktor und einige freie Mitarbeiter. Aber keinen vollamtlichen Korrektor, was jedoch von zugewandten Orten erledigt wird. Wer welchen Titel trägt und sich welchem Gender zugehörig fühlt, ist Privatsache.

«Republik» ratlos

War’s das schon? Das Magazin verliert seinen gesamten VR.

Schnell rein, noch schneller raus. Roger de Weck kam erst im November letzten Jahres «an Bord» des schlingernden Schiffs der guten Denkungsart. Und ist schon wieder weg. Der Verwaltungsratspräsident trat wegen «unterschiedlicher Auffassungen» zurück. Auf Deutsch: es hat gekracht, und zwar schnell und heftig.

Nach diesem rasanten Abgang hält es auch die verbleibenden VR-Mitglieder nicht länger auf ihren Stühlen: Sylvie Reinhard und Alfonso von Wunschheim werden zurücktreten, sobald eine geeignete Nachfolge gefunden sei, gibt das Online-Magazin auf Nachfrage bekannt. Das muss auch so sein, denn ganz ohne VR geht’s dann selbst bei der «Republik» nicht …

Da auch die Chefredaktion seit vielen Monaten nur ad Interim besetzt ist, der erste interimistische Platzhalter bereits von Bord ging und der Nachfolger Daniel Binswanger ebenfalls eine Notlösung zu sein scheint, ist das Magazin ziemlich führungslos.

Begleitet wird das vom üblichen Gequatsche, als wäre die «Republik» eine Bank. Einmal «unterschiedliche Auffassungen» (als ob man das nicht im Vorfeld hätte klären können), dann noch die «Chance zur Gesamterneuerung».

Oder die Chance zum Abschied. Dieser Massenexodus auf oberster Ebene wird mit Sprachgirlanden umrankt, wenn ZACKBUM nachfragt, was das Magazin gegen den Abdruck einer Artikelserie über die Gewerkschaft Unia unternehmen wolle, die die Gutmenschen in den Giftschrank gelegt hatten, wo es von «Barrikade.info» herausgezerrt wurde, antwortet verkniffenes Schweigen.

Es kommt dabei anscheinend darauf an, wer fragt. Denn dem «Klein Report» wird mitgeteilt, dass man inzwischen «eine Unterlassungsaufforderung zugestellt» habe. Nachdem die ganze Arikelserie seit Anfang März erschien? Superschnell.

Aber warum ist denn das Riesenteil mit Riesenaufwand nicht in der «Republik» erschienen? «Entspricht nicht unseren Qualitätsansprüchen», behauptet die Co-Geschäftsführerin. Also wenn man sich die veröffentlichten Artikel anschaut und mit dem Unia-Text vergleicht, muss man schon sagen, dass die Qualitätsansprüche mal höher, mal niedriger und mal ganz niedrig sind. Allerdings eher bei den Werken, die auf der eigenen Webseite erscheinen.

Und diese Zahl scheint auch unter der 30’000er-Schwelle einbetoniert zu sein:

Führerlos durch die Nacht, kann man da nur mit Helene Fischer singen.  Einsam, ohne VR, ohne Chefredaktor, mit immer weniger Lesern und Abonnenten. Vielleicht sollte man mal Hansi Voigt «an Bord» holen. Der weiss doch, wie man im Internet Geld verdient …

 

 

De Weck: weg isser

Flugzeit: bei der «Republik» geht’s weiter rund.

Oder eher unrund. Im November letzten Jahres, sozusagen als Sahnehäubchen auf dem angekündigten Ziel, angesichts sinkender Abonnentenzahlen mal eine Million mehr auszugeben und die dann irgendwie mit viel mehr Abos wieder reinzuholen, wurde jubiliert, dass man eine Koryphäe neu an Bord habe.

Er, der Master, das Schwergewicht, das publizistische Kraftwerk Roger de Weck trete in den Verwaltungsrat ein und stärke dort in ungeheuerlichem Ausmass die journalistische Kompetenz. Die «Republik» jubelte im höchsten Tremolo: für de Weck gebe es insgesamt neun Gründe: «erstens bis achtens, weil er er ist. Und neuntens: Sonst wäre unser strategisches Deck unterbesetzt.» Überzeugender kann man einen Mann nicht anpreisen.

Auch der Grandseigneur des Journalismus, der allerdings mehrfach gescheiterte de Weck, liess sich mit staatstragenden Worten im Orgelton zitieren: «Eine Erfolgsgeschichte braucht Dynamik und Stabilität. An beidem wird weiter zu arbeiten sein: im Hinblick auf eine stabile Chefredaktion und Geschäftsführung – zugunsten einer Publizistik, die dynamisch ihr Potenzial ausschöpft.»

An beidem wird weiter zu arbeiten sein, wohl wahr. Allerdings scheint er das Schwergewicht eher auf Dynamik als auf Stabilität zu legen. Denn nach nicht einmal einem halben Jahr sagt er schon zum Abschied leise «leckt mich».

Nein, das sagt er natürlich nicht. Sondern die «Republik», das der Wahrhaftigkeit verschriebene Organ der Ehrlichen und Guten, verwendet die gleiche hohle Formel wie alle anderen auch, wenn es kräftig gekracht hat, Feuer im Dach ist und die Ruine noch raucht: der Grund für den schnellen Abgang seien «unterschiedliche Auffassungen im Verwaltungsrat über die Strategie, den Stellenwert der Publizistik, die Bewältigung der anspruchsvollen Lage und die Rolle des Verwaltungsrats».

Aber immerhin wird da etwas kommuniziert. Wenn man den Chefredaktor a.i. Daniel Binswanger fragt, was er denn eigentlich dazu sage, dass Texte der «Republik» nun nicht bei der «Republik» erscheinen, sondern auf anderen Plattformen, dann bleibt er verkniffen stumm und hat nicht mal den Anstand, leise «leck mich» zu sagen.

Wenn wir die Mitteilung über de Weck auf Deutsch übersetzen wollen: der hat sich vielleicht die Bemerkung erlaubt, dass viel mehr Ausgaben bei wenig mehr Einnahmen nicht so eine tolle Idee sei. Er hat vielleicht sogar bemeckert, dass der unterirdisch niedrige Ausstoss der meisten Journalisten nicht länger hingenommen werden könne. Mal alle Naselang, oft nach vielen Wochen ein überlanger Artikel, den niemand zu Ende liest, das könne es wohl nicht sein.

Oder de Weck hat gar den ungeheuerlichen Overhead, die vielen Sesselfurzer kritisiert, die Installation eines Klimalabors, Posten wie «Bildberater», «Stabsstelle Chefredaktion», «Junior Audience Developer», «Community Support» oder die Riege der teuren «Sprecher» bemäkelt, die Texte, die niemand liest, einsprechen, auf dass sie niemand hört.

All das werden wir wohl nicht erfahren, obwohl sich die «Republik» der völligen Transparenz verschrieben hat: «Wir legen alles offen: unsere Finanzen, Arbeitsweisen, Fehler, Löhne – weil wir überzeugt sind, dass Transparenz wichtig ist.»

Das ist natürlich nur Blabla, aber undicht, wie die «Republik» ist (selbst nicht zur Veröffentlichung bestimmte Texte tropfen aus ihr raus), werden wir vielleicht doch mitkriegen, wieso de Weck kam, Übles sah und versiegte.

Aber es bleiben ja noch zwei Koryphäen im VR übrig. auf dem nun unterbesetzten «strategischen Deck». Die VR-Präsidentin Sylvie Reinhard, «Schweizer Unternehmerin» und Quotenfrau. Plus Alfonso von Wunschheim. Gründer und CEO der Firma «FutureVents», die allerdings leider bereits 2010 liquidiert wurde.

Mit einer solchen Crew an Deck kann eigentlich nichts schiefgehen. Falls doch, ZACKBUM hat zwei Vorschläge, wie man die strategische Kompetenz boostern könnte. Wieso nicht Patrizia Laeri und/oder Anuschka Roshani an Bord holen?

Wumms: Roger de Weck

Der schrägste VR von allen.

Die «Republik» hat ihren Verwaltungsrat verschlankt. Das ist keine schlechte Idee, nachdem dieses Gremium doch satte 170’000 Franken für sein Wirken im letzten Geschäftsjahr einzog. Nun sind’s also noch drei, aber was für welche.

Da wäre mal die Präsidentin Sylvie Reinhard. Tätig als «Schweizer Unternehmerin», Gründerin der Firma «crstl», dann war sie früher mal dies und das. Ob man ihr zu nahe tritt, wenn man sie als Quotenfrau bezeichnet?

Dann kommen wir zum vornehmen Teil des republikanischen VR: weiterhin «an Bord» ist Alfonso von Wunschheim. Auch so ein Wirbelwind; die letzte feste Anstellung hatte er bei local.ch. Er verwaltet und rät aus dem fernen Hamburg, wobei zu hoffen ist, dass VR-Sitzungen per Call stattfinden oder er wenigstens nicht den Flieger nach Zürich besteigt. Ansonsten setzt er sich intensiv für einen Vaterschaftsurlaub ein. Dafür hat er genügend Zeit, denn seine Firma FutureVents GmbH, als deren Gründer und CEO er gerne auftritt, wurde bereits 2010 liquidiert.

Neu «an Bord» ist nun noch Roger de Weck. Der 69-Jährige bringt sicherlich als Digital Native, Kenner von Start-ups und gewiefter Stratege die nötigen Voraussetzungen mit. Er habe «bereits ziemliche Tanker gefahren», schwurbelt die «Republik», ideal geeignet, um ein unziemliches Beiboot zu steuern. Was genau spricht für ihn?

Insgesamt neun Gründe: «erstens bis achtens, weil er er ist. Und neuntens: Sonst wäre unser strategisches Deck unterbesetzt.» Überzeugender kann man einen Mann nicht anpreisen.

Und was spricht de Weck?

«Eine Erfolgsgeschichte braucht Dynamik und Stabilität. An beidem wird weiter zu arbeiten sein: im Hinblick auf eine stabile Chefredaktion und Geschäftsführung – zugunsten einer Publizistik, die dynamisch ihr Potenzial ausschöpft. Viel Arbeit, so wie mir jetzt viel Vertrauen zuteilgeworden ist.»

Das ist dieser staatstragende Kammerton, mit dem man prima heisse Luft verkaufen kann. Dynamik und Stabilität? Brise und Windstille? Bewegung und Stillstand? Ein besonderer Lacher ist die «stabile Chefredaktion». Seit dem unstabilen Abgang von Christof Moser ist sie wackelig mit Oliver Fuchs, einem Chefredaktor a.i., besetzt. Dem traut man so viel zu, dass für Moser gleich eine Position mit Alleinstellungsmerkmal geschaffen wurde: «Stabsstelle Chefredaktion». Seitdem auch Constantin Seibt vom VR zurück- und in diese Stabsstelle eingetreten ist, gibt’s da mehr Stäbe als Chefredaktoren …

Wobei, im «Impressum» der «Republik» ist Seibt als «Reporter» aufgeführt, im Handelsregister als amtierender Verwaltungsrat. Aber wieso soll denn eine Behauptung im Newsletter der «Republik» plausibler sein als viele Behauptungen in ihren Machwerken?

Wir sind auf jeden Fall gespannt, in welcher Form der neue VR Verantwortung für die kleinen Steuerprobleme in der Höhe von 930’000 Franken Rückstellungen übernehmen wird. Zumindest de Weck ist nicht ganz unbemittelt …

Wumms: Peter Sloterdijk

Rent a Rentner. Und mach Werbung damit.

Auch Philosophie geht immer mehr nach Brot. So überrascht der Tagi mit dieser Ankündigung:

Brandaktuelles Thema, diesen Schnauz unter der auf die Nasenspitze geschobenen Brille kennt man doch. Richtig, es handelt sich um den Gebrauchs-Philosophen Peter Sloterdijk, dem sogar noch im Halbschlaf bedeutungsschwangere und hochphilosophische Sätze zu eigentlich allem einfallen.

Daher mag es nur kurz überraschen, dass Sloterdijk im «Salon Public – kluge Köpfe erklären die Welt» einen Vortrag «über die Energie der Zukunft» halten wird. Er ist ein eleganter Redner, diese holprige Ankündigung hat er nicht verdient: «Mit fünfzehn Auszeichnungen, darunter sowohl Kritik- als auch Rednerpreise darf sich das Publikum auf einen anregenden Vortrag am Salon Public freuen.» Lassen wir die mangelhafte Beherrschung der Interpunktion weg, aber hat nun das Publikum 15 Auszeichnungen eingeheimst?

Auch die Ankündigung des Conférenciers ist etwas unbeholfen: «Roger de Weck, Schweizer Publizist und Manager sowie ehemaliger Generaldirektor des SRF moderiert die Veranstaltungen am 6. Und 7. Oktober im Hotel Schweizerhof in Luzern. De Weck wurde 2020 mit dem Bruno-Kreisky Preis für das politische Buch mit dem Hauptpreis für «Die Kraft der Demokratie. Eine Antwort auf die autoritären Reaktionäre» ausgezeichnet und wird durch den informativen Vormittag führen.»

Gegen die Form der Ankündigung der Teilnehmer eines Podiums ist hingegen nichts einzuwenden, allerdings lässt hier das Niveau doch schwer nach: «Die Podiumsplätze werden besetzt von Konjunkturforscher Jan-Egbert Sturm, Völkerrechtlerin Martina Caroni und Wirtschaftshistoriker Jakob Tanner

Organisiert wird das Ganze von «#wir sind die zukunft». Dahinter steht eine PR-Bude, unterstützt von diesen Firmen:

Eine gesamtgesellschaftliche Betrachtungsweise ist sicherlich garantiert. Genug Kohle ist schon mal vorhanden, wenn man sich diese Teilnehmer leisten kann und Tamedia noch satt Moneten in die Kasse spült, indem das nicht etwa als popeliges Inserat aufscheint, sondern als einem redaktionell täuschend ähnlicher Werbeblock mit dem diskreten Hinweis «sponsored». Neudeutsch für: bezahlte Werbung.