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Sexismus – im Ernst?

Das Problem sind nicht die Männer.

«Die Medienbranche hat ganz klar ein Sexismusproblem», behauptet Miriam Suter, «stv. Chefredaktorin von ElleXX».  Miriam who? Chefredaktorin wovon? Macht nix, mit solchen Banalitäten kommt man heutzutage in «10 vor 10» und überall hin.

Aleksandra Hiltmann, inzwischen offen für Neues, und Salome Müller, inzwischen beim Schweiz-Split der «Zeit», sind noch nie als begabte Schreiberinnen aufgefallen. Müller hat es noch nie über einen Schulaufsatz-Stil hinausgebracht. Dennoch hatten beide ihre fünf Minuten Ruhm und auch einen Auftritt bei «10 vor 10», weil sie einen Protestbrief gegen angeblichen Sexismus bei Tamedia lancierten. Mit über 60 anonymisierten, nicht belegbaren, bis heute nicht verifizierten angeblichen Beispielen von verbalen Übergriffen.

Patrizia Laeri entblödet sich nicht, mit einem angeblichen, über 20 jähre zurückliegenden Kuss-Versuch an die Medien zu gelangen. Anuschka Roshani hat immerhin den Mut, bei ihren Anschuldigungen konkret zu werden; Situationen, Zeugen und den Täter zu benennen. Allerdings sind auch diverse ihrer Beispiele schon viele Jahre alt. Noch ist es unklar, ob und wie weit ihre Vorwürfe zutreffen, wie sehr sie dadurch motiviert ist, nicht Chefredaktorin, sondern entlassen zu werden.

Gibt es verbal und sogar körperlich übergriffige Männer im Journalismus? Sicherlich. Gibt es inzwischen interne Anlaufstellen, um das zu denunzieren und zu sanktionieren? Allerdings. Sehr schräg ist doch, dass 78 erregte Tamedia-Frauen unerträgliche Zustände beklagten und einen Gemischtwarenladen von Vorwürfen eröffneten. Während aber die Tamedia-Anlaufstelle für sexuelle Belästigungen keine einzige Kontaktnahme verzeichnete. Null.

Schräg ist doch auch, dass den Unterzeichnerinnen versichert wurde, dass das Schreiben hausintern wie es sich gehört an die Geschäftsleitung und die Chefredaktionen ginge. Während es hinter dem Rücken der Unterzeichnerinnen fast zeitgleich via den nicht über jeden Zweifel erhabenen Absender Jolanda Spiess-Hegglin in die Medien gestreut wurde.

Ist das das richtige Vorgehen, wenn es frau nicht um Erregungsbewirtschaftung, sondern um Problemlösung geht?

Was haben all diese «jetzt rede ich»-Auftritte in der Öffentlichkeit an Kollateralschaden ausgelöst? Die Behauptung, teilweise viele Jahre zurückliegend sexuell belästigt worden zu sein, hat dieser Anschuldigung den Beigeschmack verliehen, schlichtweg eine Waffe nicht im Geschlechterkampf, sondern in Machtkämpfen geworden zu sein. Nichts leichter, als einen unliebsamen Chef damit loszuwerden.

Denn üblicherweise hat «er hat mich sexuell belästigt» zur Folge, dass eine Beweisumkehr stattfindet. Nicht die Klägerin muss ihre Anschuldigung beweisen, der Angeschuldigte muss seine Unschuld beweisen. Nur, wie, wenn der Vorfall Jahre zurückliegt? Strafrechtlich längst verjährt ist, während die Behauptung mit Namensnennung in der Öffentlichkeit einwandfrei strafbar wäre.

Ein weiterer Kollateralschaden: Stellen wir uns die nicht seltene Situation vor, dass ein männlicher Vorgesetzter einer weiblichen Untergebenen erklären muss, dass ihr Werk, ihr Artikel Schrott ist. Unbrauchbar. Schlecht. Fehlerhaft. Waltet er seines Amtes, läuft er Gefahr, in den Hammer zu rennen, dass er das nur meine, weil es eine Autorin sei. Läuft er Gefahr, darüber hinaus beschuldigt zu werden, er habe sich verbal übergriffig benommen.

Nur so ist zu erklären, dass Trümmerwerke von solche Autorinnen den Leser belästigen. Wenn eine Autorin schreibt, dass Marie Curie die Röntgenstrahlen entdeckt hat, hat da wirklich die angebliche Qualitätskontrolle bei Tamedia versagt? Oder hat sich niemand getraut, korrigierend einzugreifen?

Dritter Kollateralschaden: Kämpfe um Gendersternchen und andere Vergewaltigungen der deutschen Sprache machen Texte unlesbarer und sind, wie Meinungsumfragen ständig beweisen, der Mehrheit der Konsumenten von Texten völlig schnurzegal. Hier werden Scheindebatten geführt, Phantomschmerzen beklagt, schlimmer noch, der Leser vergrault. Weil sich durch die Verwendung des generischen Maskulinum weiterhin die überwiegende Mehrheit der Frauen mitangesprochen fühlt.

Solche verbalen Luftkämpfe sind aber viel spektakulärer als knochenharte Gewerkschaftsarbeit, Kämpfe um Kinderkrippen, Lohngleichheit, Arbeitsmodelle, die Kind und Karriere erleichtern.

Was viele Aussenstehende überhaupt nicht verstehen: da arbeiten viele Frauen in privilegierter Stelle in Medienhäusern, werden für eine meistens interessante Arbeit gut bezahlt – und jammern öffentlich darüber, wie schlecht sie behandelt werden, wie diskriminiert, demotiviert sie seien, welch unerträgliches Arbeitsklima herrsche. Anstatt die Konsequenz zu ziehen, zu kündigen und selbst etwas Besseres auf die Beine zu stellen, wird gejammert und gefordert. Als sei der Arbeitgeber verpflichtet, noch ein Wellness-Wohlfühlprogramm für verletzte Schneeflocken anzubieten.

Es ist bis heute unverständlich, wieso Tamedia die 78 Frauen, die öffentlich gegen ihre Treuepflicht, gegen das Geschäftsgeheimnis verstossen haben und eine massive Rufschädigung ihres Arbeitgebers bewirkten, nicht fristlos freigestellt hat. Oder ihnen zumindest einen strengen Verweis aussprach, eine Abmahnung in die Personalakte setzte.

Stattdessen entschuldige sich der Oberchefredaktor präventiv, obwohl bis heute kein einziger Fall bewiesen wäre. Damit ist natürlich Tür und Tor für weitere solche Aktionen geöffnet. Es ist ja kein Wunder, dass CH Media und Ringier von solchen flächendeckenden Anschuldigungen verschont blieb.

Ums auf den Punkt zu bringen: Tamedia ist eine Anlaufstelle für Gutmenschen, für Missionare, für Angestellte, die nur in zweiter Linie das tun wollen, wofür sie sehr gut bezahlt werden. Nämlich News herstellen, einordnen und analysieren. Viel lieber möchten sie belehren, kommentieren, verantwortungslos Ratschläge zu allem geben, Handelnde und Regierende vom Logenplatz des Betrachters aus massregeln, kritisieren, wohlfeile Behauptungen aufstellen, wie man es viel besser und richtiger machen solle.

Damit sorgen sie redaktionsintern für das toxische Arbeitsklima, das sie lautstark beklagen.

Erst das schreckliche Erdbeben in der Türkei und in Syrien verdrängte die Nabelschau der Journalisten aus den Schlagzeilen. Was sie wieder mal vergassen: ihre Selbstbetrachtung interessiert ihn erster Linie die Journalisten selbst. Weil die sich aber so unendlich wichtig nehmen, der Bote für sie viel wichtiger ist als die Botschaft, mussten sie ihre Meinung zum Thema Canonica lang und breit der Öffentlichkeit mitteilen. Geben sie jeder Trittbrettfahrerin eine Plattform, so unsinnig deren Behauptungen auch sein mögen.

Dieser falsch verstandene Feminismus wird nicht zu einer Verbesserung der Situation der Medien und des Journalismus führen. Er ist ein weiterer Sargnagel auf dem Weg nach unten, ins Grab.