Nur mal ’ne Frage
Das müsste sich wohl überprüfen lassen.
Es ist sicherlich nicht ungefährlich, als Reporter im Gazastreifen unterwegs zu sein. Aber Kriegsreporter war noch nie ein Job für Weicheier. Sondern für testosterongesteuerte Haudegen.
Wie sagte der weltberühmte Kriegsfotograf Robert Capa: «Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran.» Am 25. Mai 1954 trat er im damaligen Französisch-Indochina auf eine Antipersonenmine und kam dabei um.
So weit müsste ein Kriegsreporter im Gazastreifen nicht gehen. Aber in all dem Schlamassel und Elend (und selbstverständlich wollen wir die Ursachen nicht vergessen) gibt es eine Meldung, die eine banale Frage auslöst.
Die Hamas-Gesundheitsbehörde behauptet, dass in der Al-Schifa-Klinik mit 600 Patienten und 1500 Vertriebenen entsetzliche Zustände herrschten, keine Behandlung der Patienten mehr möglich sei. Der WHO-Chef schreibt: «Die Welt kann nicht stillschweigend zusehen, wie Spitäler, die eigentlich sichere Zufluchtsorte sein sollten, sich in Schauplätze des Todes, der Verwüstung und der Verzweiflung verwandeln.»
Augenzeugen berichten, dass direkt vor dem Spital Kämpfe stattfänden. Die israelische Armee behauptet, dass die Hamas unter der Klinik eine Kommandozentrale habe und auch andere medizinische Einrichtungen sowie Ambulanzen für militärische Zwecke missbrauche.
Ein leitender Arzt des Spitals bestritt das gegenüber BBC, der Chefchirurg Marian Abu Saada behauptet: «Wir haben medizinisches Personal, wir haben Patienten und Vertriebene. Nichts anderes.»
Sollte die Hamas medizinische Einrichtungen für militärische Zwecke missbrauchen, wäre das ein widerliches Kriegsverbrechen. Sollte die israelische Armee Spitäler bombardieren und angreifen, die nur Spitäler sind, wäre das ein widerliches Kriegsverbrechen.
Die einfache Frage: was stimmt? Wenn die Hamas Spitäler so missbraucht, sollte das nachweisbar sein; eine Kommandozentrale kann man nicht einfach als Operationssaal tarnen. Da Israel diese Behauptung als Begründung für seine Handlungen erhebt, wäre es gut, wenn es das belegen könnte.
Das wäre die Aufgabe eines möglichst unabhängigen Reporters mit genügend Erfahrung, dass er nicht auf fabrizierte Beweise hereinfallen würde.
Die noch einfachere Frage: wieso geschieht das nicht?