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Ringiers rassistische Kinderbücher

Als der Neger noch der Neger war.

Die Geschichte geht so: Ringgi, der Abenteurer, und Zofi, sein Hund, retten in Afrika einem Negerkind das Leben (eine Riesenschlange wollte es verzehren). Schon steht aber das nächste Problem an. Die beiden Abenteurer kommen bald in ein Negerdorf. Zofi hat Angst vor den Negern: «Wenn es nun Menschenfresser sind?» Zofi, aber vor allem Ringgi, haben Glück: Die Neger sind gerade satt und gelüsten nicht nach Menschenfleisch. Dafür bietet ihnen ein alter Neger ein schickes Eselfell feil. Ringgi ist scharf darauf. Der dumme Neger will dafür natürlich Bares. Ringgi kramt aus seinem Portemonnaie nicht etwa Geldscheine hervor, wir sind ja in Afrika, sondern zwei Schweizer Briefmarken. «Der Neger sieht sie und ist hell begeistert. Nach zehn Sekunden ist der Tausch vollbracht. Frohlockend trägt der Neger seine Briefmarken in die Hütte.»

Beliebte Kinderbücher aus dem Hause Ringier

Ältere Semester kennen die Geschichten von Ringgi und Zofi noch aus ihrer Kindheit. Der Ringier Verlag gab über Jahrzehnte die beliebten Kinderbücher heraus. Die oben beschriebene Episode stammt aus dem Band «Ringgi + Zofi – Abenteuer in aller Welt». Erstauflage war 1973. Im Buch wimmelt es von Ausdrücken wie «Negerkind», «Negerlein», «Negerdorf» oder «Negerpolizei». Mohrenkopf ist nichts dagegen. Doch nicht nur die Ausdrücke irritieren den Leser, sondern auch die Beschreibungen, die Comics und leider auch die Reimkünste:

Der Freund und Sudanneger gar
Tanzt wie ein wilder Jaguar.

Dieser Band stellt kein Einzelfall dar. Auch in den späteren Ringier-Büchern wimmelt es von rassistischen Beschreibungen. Das Thema Menschenfresser fasziniert Ringier auch in der Geschichte «Ringgi und Zofi am Amazonas». Diesmal sind es aber nicht gefährliche Neger, die die beiden Ringier-Angestellten kochen wollen, sondern Indianer:

Schon sitzen sie im Suppentopf
doch Ringgi wahrt den kühlen Kopf
Er sagt zum Häuptling: «Eine Schande
ist Gast zu sein wohl hierzulande!»

Heute ist der Verlag in Afrika dick im Geschäft. «Pulse Ghana» soll gemäss Ringier Ghanas beliebteste Online-Nachrichtenplattform sein. Elf weitere Seiten decken Länder wie Kenia oder Tansania ab.

Ringier hat mit seinen rassistischen Kinderbücher auch heute kein Problem. «Zur Zeit ihrer Erstellung galten sie keineswegs als diskriminierend», meint die Mediensprecherin. Als Vergleich zieht sie den Klassiker «Emil und die Detektive» herbei. Der Vergleich irritiert etwas. Erich Kästner schrieb seinen Emil im Jahre 1928. Zudem verzichtete Kästner in seiner Detektivgeschichte auf menschenfressende Neger oder Analogien zur Kolonisation. Auch die «Papa Moll»-Bände, die die Mediensprecherin als Vergleiche erwähnt, beinhalten keine rassistischen Zitate; höchstens bessere Reime.

Die eidgenössische Fachstelle für Rassismusbekämpfung FRB findet für die Aussagen im Kinderbuch von Ringier deutliche Worte: «Diese Aussagen sind  rassistisch.»

Keine Aufarbeitung, kein «sorry»

Auf eine Aufarbeitung will Ringier genauso verzichten wie auf eine Distanzierung. «Würden wir «Ringgi und Zofi» neu auflegen – was nicht geplant ist – würden Passagen, die heute diskriminierende Inhalte vermitteln würden, selbstverständlich korrigiert.» Der Verlag würde es «aufrecht bedauern», wenn «sich Menschen von Aussagen oder Abbildungen in «Ringgi und Zofi»-Büchern diskriminiert fühlen». Wenn ein Schwarzer also Ringiers Kinderbücher liest und sich dabei verletzt fühlt, hätte er Ringiers Ehrenwort, dass der Konzern seine Enttäuschung bedauert.

Die Verlegersgattin Ellen Ringier ist bekannt durch ihr Engagement gegen Rassismus und ihren Einsatz für Kinder. Eigentlich die perfekte Ansprechperson. Auf Anfrage von ZACKBUM.ch teilt sie aber mit: «Meine persönliche Einstellung zu Rassismus ist seit bald einem halben Jahrhundert bekannt, aber auch dieses langjährige Engagement gestattet es mir nicht, Ihnen im Namen des Verlags – übrigens: zu welchem Thema auch immer – zu antworten.»

Im Gespräch erwähnt die Mediensprecherin alte Globi-Bücher, die ebenfalls daneben hauten. Das stimmt, der Schweizerische Nationalfonds hat 2012 die alten Globi-Bücher analysiert und ist dabei auf die wenig überraschende Erkenntnis gestossen, dass «Globi’s Weltreise» aus dem Jahr 1935 rassistische Elemente aufweist. Die kritisierten Texte sind allerdings weniger deftig als die im Ringier-Buch, knapp 40 Jahre später.