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Dummes Geschreibsel

Auch die NZZ übt sich im Tiefflug.

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat nach dem Desaster seiner Partei bei den Europawahlen blitzartige Neuwahlen in Frankreich angeordnet.

Das findet die ehemalige Frankreich Korrespondentin Nina Belz an ihrem Schreibtisch in Zürich überhaupt nicht gut: «Mit seiner Entscheidung für Neuwahlen gefährdet er nun auch noch Frankreichs Position in Europa und der Welt.»

Hoppla, das scheint ja eine fürchterliche Fehlentscheidung gewesen zu sein. Belz muss den französischen Präsidenten oberlehrerhaft streng zurechtweisen: «Die Neuwahl ist mutig und auch selbstlos: Er gesteht damit ein Stück weit sein Scheitern ein, gewinnen kann er damit wenig.»

Ist das so? Belz blickt noch über Frankreich hinaus: «Offiziell bleiben die Aussen- wie auch die Verteidigungspolitik in einer Cohabitation die Domäne des Präsidenten. Macron könnte also weiterhin als disruptiver Ideengeber durch die Welt ziehen. Doch hat die Vergangenheit gezeigt, dass eine Kakofonie zwischen Regierungschef und Präsident dem Ruf und der Glaubwürdigkeit des Landes schadet.»

Ist das so? François Mitterrand als Präsident cohabitierte mit dem Republikaner Jacques Chirac und dem Bürgerlichen Éduard Balladur als Premierminister. Anschliessend musste Chirac als Staatspräsident mit dem Sozialisten Lionel Jospin kutschieren. Schadete das dem Ruf und der Glaubwürdigkeit des Landes? Eigentlich nicht.

Statt unreflektiert das nachzuparlieren, was allgemein über diesen Schachzug des Präsidenten gesagt wird, hätte Belz vielleicht etwas Gehirnschmalz verbrennen können und sich die Sache so anschauen:

Macron ist noch drei weitere Jahre Präsident; niemand kann ihn absetzen. Im zunehmend unregierbaren Frankreich scheitert eine Regierung normalerweise nach spätestens zwei Jahren an einem unlösbaren Problem. Wenn es – aller Voraussicht nach – nach den Wahlen eine Regierung des Rassemblement national von Marine Le Pen gibt, wird sie sich an den unlösbaren Problemen Frankreichs abarbeiten müssen.

Zudem hat sie sich mit dem 28-jährigen Jordan Bardella einen neuen Frontman geholt, der durchaus auch Ambitionen auf den Posten des Premierministers hat und für Le Pen eine ernsthafte Gefahr in der Partei darstellt. Schliesslich hat sich die Linke erstaunlich schnell zusammengerauft und dem Irrwisch Jean-Luc Mélanchon einen Maulkorb verpasst.

Es kann also durchaus sein, dass sich im neuen Parlament Linke und Rechte beinahe gleichstark gegenüberstehen. In der Mitte die Republikaner, die gerade den Schwank aufführen, dass sie ihren Parteipräsidenten entsorgt haben, der das aber nicht akzeptieren will. Und die «Renaissance», der neuste Name für Macrons Anhänger.

Die aber könnten das Zünglein an der Waage spielen, wenn eine rechte (vornehmlich Minderheits-) Regierung an die Macht käme. Das würde man dann das Beste aus der Ohrfeige machen, dass Le Pen Partei bei den Europawahlen 31,4 Prozent holte, Macron Haufen nicht mal die Hälfte.

Ds muss keine alleinstehend richtige Analyse sein. Aber solche Überlegungen wären einem Intelligenzlerblatt wie der NZZ doch angemessen. Statt flaches Wiederholen längst bekannter Flachheiten, die von anderen Flachdenkern schon flach formuliert wurden. Mal wieder 10’000 A in der NZZ verschwendet; schlimmer wird’s eigentlich nur, wenn Kriegsgurgel Häsler (gerne auch in Uniform) verantwortungslos Buchstaben abfeuert.

Pfeifen im Wald

Wir eröffnen eine neue Rubrik, die wohlgefüllt wird.

Eigentlich ist Peter Burghardt ein Tausendsassa. Er war jahrelang Sportreporter. Dann Kriegsreporter. Dann Korrespondent in Madrid. Dann Korrespondent für nordische Bundesländer in Deutschland. Seit 2022 US-Korrespondent in Washington. Genau, das ist das Problem.

«Eine für alle» titelte er in der «Süddeutschen Zeitung», und das Qualitätsorgan «Tages-Anzeiger» übernimmt den lauwarmen Kaffee einen Tag später als «Ist das die Frau, die diesen Männern gefährlich werden könnte?» Ein Rätseltitel, der aber im Lead aufgelöst wird: «Nikki Haley hätte laut Meinungsforschern gute Chancen, die US-Präsidentschaftswahl gegen Joe Biden zu gewinnen. Doch zuerst muss sie Ron DeSantis besiegen – und dann ist da ja immer noch Donald Trump.»

Der übliche szenische Einstieg, damit man auch glaubt, dass Burghardt vor Ort ist: «in einem Neubaugebiet in Ankeny am Rande von Des Moines, Iowa. Tiefster Winter ist hereingebrochen, weiss, stürmisch und eiskalt».

Drinnen in der Wärme ist Haley, und der bibbernde Reporter weiss: «Amerika schaut seit Wochen auf diese Frau». Nun ja, vielleicht gelegentlich mit einem Auge. Denn so wie Iowa in Schnee gehüllt ist, muss der SZ-Autor seinen Artikel in den Konjunktiv und in «wenn, würde, könnte, vorausgesetzt» hüllen.

Denn um Biden schlagen zu können, müsste Haley zuerst einmal für die republikanische Partei kandidieren. Ist so eine blöde Voraussetzung dafür. Laut Umfragen stehen ihr dabei zwei Männer im Weg. Zum einen Ron DeSantis. Der liegt knapp vor ihr. Aber der bringt’s nicht wirklich, weiss Burghardt: «Hinter seinem Pult in Ankeny weiss DeSantis (45) nicht so recht, wo die linke Hand hinsoll. Rein in die Hosentasche, wieder raus, wieder rein.»

Ganz anders Haley, die wirkte «tags zuvor nebenan authentischer, nahbarer, weltläufiger, weniger bemüht». Also vielleicht könnte sie DeSantis einholen, in Iowa. Das bedeutet zwar nichts, aber he, wenn der Reporter sich schon den Arsch abfriert, dann soll der Leser auch etwas davon haben. Dass DeSantis und Haley laut Umfragen zusammen bloss zwei Drittel der Stimmen auf sich vereinigen, die Donald Trump alleine hat, nun ja, muss doch nicht immer erwähnt werden.

Nach dem szenischen Einstieg, der menschliche Ausstieg, wie im Bilderbuch für Journalisten. Auftritt «Grossvater Neuendorp, Ende sechszig, hat früher mal Jimmy Carter gewählt.» Der hilft beim Pfeifen im Wald: «Er würde sie (Haley, Red.) sogar lieber als republikanische Kandidatin sehen als Trump

Da keimt leise Hoffnung im Schneetreiben von Iowa auf, wie die ersten Krokusse im Frühling. Aber dann kommt doch Väterchen Frost und macht alles zunichte. Denn wenn der Ex-Präsident antritt, «dann weiss Neuendorp schon, wen er wählen würde: «Trump.»»

Für diese Erkenntnis hätte sich Burghardt allerdings nicht aus seiner warmen Klause in Washington bewegen müssen. Wobei, was man heutzutage alles im Netz findet …

PS: Laut ersten Prognosen hat Donald Trump haushoch und schon sehr früh gewonnen. Der grosse Abwesende in der Berichterstattung des Tagi holt 20 Delegiertenstimmen, DeSantis 9 und die grosse Hoffnung Haley, auf die angeblich ganz Amerika blicke, 8. Also die Konkurrenz holt zusammen weniger Delegierte als Trump alleine. In der ersten Morgenmeldung berichtete der Tagi zwar über den Sieg, war aber so erschreckt, dass er keine Zahlen nennen konnte. Ärmlich.