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CS und «Republik»: Unterschiede?

Alles nur eine Frage der Nullen.

Mal Hand aufs Herz, wer erkennt fünf Unterschiede zwischen dem Online-Medium «Republik» und dem Geld-Medium Credit Suisse? Abgesehen von der Anzahl Nullen? Also der Anzahl Nullen hinter der Zahl, die angibt, wie viel Geld verröstet wird. Oder der Anzahl Nullen, die in führenden Positionen sind.

Immerhin einen Unterschied gibt es, ganz klar. Bei der «Republik» ist der Verwaltungsratspräsident zurückgetreten, seine beiden Kollegen wollen es ihm so schnell wie möglich nachmachen. Ob sie sich mal mit den einschlägigen Bestimmungen bezüglich Haftung von VR vertraut gemacht haben? Aber eigentlich müsste sich niemand Sorgen machen. Weder beim «Kosmos», noch bei der «Republik» und schon gar nicht bei der CS wird auch nur einem Verantwortungsträger ein Haar gekrümmt werden, geschweige denn, ins Portemonnaie gegriffen.

Kontinuität ist auch keine Qualität, die «Republik» oder CS auszeichnet, somit haben wir hier eine zweite Gemeinsamkeit. Allerdings gibt es bei der «Republik» eine «Stabsstelle Chefredaktion». Eine solche Position wurde bei der CS für abgehalfterte CEO nicht geschaffen.

Aber beim Geldverrösten geben beide Buden ihr Bestes, und das ist nicht wenig. Natürlich hat hier die CS ganz andere Möglichkeiten als die «Republik». Daher sind bei deren Zahlen ein paar Nullen mehr hintendran. Aber  eine gewisse Ähnlichkeit gibt es wiederum bei der Art finanzieller Probleme. Bei der «Republik» sind sie steuerlicher Art, was für ein Blatt der Steuerehrlichkeit, das sich dem Kampf gegen Steuerhinterzieher gewidmet hat, eher peinlich ist.

Bei der CS sind sie Reinfälle von anderem Kaliber, Kredite an ein korruptes und armes Land in Afrika, an einen vorbestraften Geschäftsmann, an einen Hasardeur mit einem windigen Geschäftsmodell. Bei beiden Buden scheint die Compliance, das Controlling, nicht wirklich geklappt zu haben, obwohl dafür ein Heidengeld ausgegeben wird. Und beide versuchen, diese Desaster schön- und kleinzureden.

Ganz nahe beieinander sind die beiden Hohlgefässe beim Verstreuen von Worthülsen. Bei beiden existiert das Wort Krise nicht. Höchstens als Chance, als Neustart, als Schärfung der Strategie. Wobei man zugeben muss, dass die Leerformel vom «laserscharfen Fokussieren» eigentlich von Wortschnitzern der «Republik» stammen sollte, aber von der CS erfunden wurde.

Beide wiederum bedanken sich artig bei abgehalfterten Führungspersonen, seien das Chefredaktore oder CEOs. Allerdings hat hier die «Republik» die Besonderheit, dass sie seit langer Zeit die Position des CEO a.i. kennt. Wiederum gemeinsam ist beiden, dass unabhängig vom Geschäftsgang branchengemäss üppige Gehälter bezahlt werden. Auch für Berater, Sesselfurzer, für Positionen, die eigentlich kein Mensch braucht, die aber mal geschaffen wurden.

Man muss auch sagen, dass beiden Trümmelunternehmen zunehmend ihre eigentliche Aufgabe etwas aus dem Gesichtsfeld rückte. Bei der «Republik» wäre das das Verfassen von interessanten Essays, spannenden Reportagen, aufsehenerregende Enthüllungen. Bei der CS wäre es die Beherrschung von Risiken, mehr Geld einzunehmen als rauszuhauen, bei beiden das Herstellen von Vertrauen in die Geschäftstätigkeit und Zukunftsfähigkeit.

Oder ganz einfach; eine überzeugende Antwort auf die Frage zu geben: wozu braucht’s euch eigentlich? Geldgeschäfte beherrschen auch Postfinance, ZKB oder Raiffeisen. Buchstabensortieren wird auch von Tamedia, CH Media oder NZZ gewährleistet.

Nun gibt es zwischen kapitalistischen und sozialistischen Wirtschaftssystemen einen entscheidenden Unterschied. Im Kapitalismus ist eine Entität, die in keiner Form Mehrwert produziert, überflüssig, zum Untergang verurteilt und wird auch aus ideologischen Gründen nicht künstlich beatmet. Ausser, es handelt sich um ideologische Produkte wie «TagesWoche», «Kosmos» oder «Republik». Aber auch das regelt sich mit der Zeit …

«Republik» ratlos

War’s das schon? Das Magazin verliert seinen gesamten VR.

Schnell rein, noch schneller raus. Roger de Weck kam erst im November letzten Jahres «an Bord» des schlingernden Schiffs der guten Denkungsart. Und ist schon wieder weg. Der Verwaltungsratspräsident trat wegen «unterschiedlicher Auffassungen» zurück. Auf Deutsch: es hat gekracht, und zwar schnell und heftig.

Nach diesem rasanten Abgang hält es auch die verbleibenden VR-Mitglieder nicht länger auf ihren Stühlen: Sylvie Reinhard und Alfonso von Wunschheim werden zurücktreten, sobald eine geeignete Nachfolge gefunden sei, gibt das Online-Magazin auf Nachfrage bekannt. Das muss auch so sein, denn ganz ohne VR geht’s dann selbst bei der «Republik» nicht …

Da auch die Chefredaktion seit vielen Monaten nur ad Interim besetzt ist, der erste interimistische Platzhalter bereits von Bord ging und der Nachfolger Daniel Binswanger ebenfalls eine Notlösung zu sein scheint, ist das Magazin ziemlich führungslos.

Begleitet wird das vom üblichen Gequatsche, als wäre die «Republik» eine Bank. Einmal «unterschiedliche Auffassungen» (als ob man das nicht im Vorfeld hätte klären können), dann noch die «Chance zur Gesamterneuerung».

Oder die Chance zum Abschied. Dieser Massenexodus auf oberster Ebene wird mit Sprachgirlanden umrankt, wenn ZACKBUM nachfragt, was das Magazin gegen den Abdruck einer Artikelserie über die Gewerkschaft Unia unternehmen wolle, die die Gutmenschen in den Giftschrank gelegt hatten, wo es von «Barrikade.info» herausgezerrt wurde, antwortet verkniffenes Schweigen.

Es kommt dabei anscheinend darauf an, wer fragt. Denn dem «Klein Report» wird mitgeteilt, dass man inzwischen «eine Unterlassungsaufforderung zugestellt» habe. Nachdem die ganze Arikelserie seit Anfang März erschien? Superschnell.

Aber warum ist denn das Riesenteil mit Riesenaufwand nicht in der «Republik» erschienen? «Entspricht nicht unseren Qualitätsansprüchen», behauptet die Co-Geschäftsführerin. Also wenn man sich die veröffentlichten Artikel anschaut und mit dem Unia-Text vergleicht, muss man schon sagen, dass die Qualitätsansprüche mal höher, mal niedriger und mal ganz niedrig sind. Allerdings eher bei den Werken, die auf der eigenen Webseite erscheinen.

Und diese Zahl scheint auch unter der 30’000er-Schwelle einbetoniert zu sein:

Führerlos durch die Nacht, kann man da nur mit Helene Fischer singen.  Einsam, ohne VR, ohne Chefredaktor, mit immer weniger Lesern und Abonnenten. Vielleicht sollte man mal Hansi Voigt «an Bord» holen. Der weiss doch, wie man im Internet Geld verdient …

 

 

De Weck: weg isser

Flugzeit: bei der «Republik» geht’s weiter rund.

Oder eher unrund. Im November letzten Jahres, sozusagen als Sahnehäubchen auf dem angekündigten Ziel, angesichts sinkender Abonnentenzahlen mal eine Million mehr auszugeben und die dann irgendwie mit viel mehr Abos wieder reinzuholen, wurde jubiliert, dass man eine Koryphäe neu an Bord habe.

Er, der Master, das Schwergewicht, das publizistische Kraftwerk Roger de Weck trete in den Verwaltungsrat ein und stärke dort in ungeheuerlichem Ausmass die journalistische Kompetenz. Die «Republik» jubelte im höchsten Tremolo: für de Weck gebe es insgesamt neun Gründe: «erstens bis achtens, weil er er ist. Und neuntens: Sonst wäre unser strategisches Deck unterbesetzt.» Überzeugender kann man einen Mann nicht anpreisen.

Auch der Grandseigneur des Journalismus, der allerdings mehrfach gescheiterte de Weck, liess sich mit staatstragenden Worten im Orgelton zitieren: «Eine Erfolgsgeschichte braucht Dynamik und Stabilität. An beidem wird weiter zu arbeiten sein: im Hinblick auf eine stabile Chefredaktion und Geschäftsführung – zugunsten einer Publizistik, die dynamisch ihr Potenzial ausschöpft.»

An beidem wird weiter zu arbeiten sein, wohl wahr. Allerdings scheint er das Schwergewicht eher auf Dynamik als auf Stabilität zu legen. Denn nach nicht einmal einem halben Jahr sagt er schon zum Abschied leise «leckt mich».

Nein, das sagt er natürlich nicht. Sondern die «Republik», das der Wahrhaftigkeit verschriebene Organ der Ehrlichen und Guten, verwendet die gleiche hohle Formel wie alle anderen auch, wenn es kräftig gekracht hat, Feuer im Dach ist und die Ruine noch raucht: der Grund für den schnellen Abgang seien «unterschiedliche Auffassungen im Verwaltungsrat über die Strategie, den Stellenwert der Publizistik, die Bewältigung der anspruchsvollen Lage und die Rolle des Verwaltungsrats».

Aber immerhin wird da etwas kommuniziert. Wenn man den Chefredaktor a.i. Daniel Binswanger fragt, was er denn eigentlich dazu sage, dass Texte der «Republik» nun nicht bei der «Republik» erscheinen, sondern auf anderen Plattformen, dann bleibt er verkniffen stumm und hat nicht mal den Anstand, leise «leck mich» zu sagen.

Wenn wir die Mitteilung über de Weck auf Deutsch übersetzen wollen: der hat sich vielleicht die Bemerkung erlaubt, dass viel mehr Ausgaben bei wenig mehr Einnahmen nicht so eine tolle Idee sei. Er hat vielleicht sogar bemeckert, dass der unterirdisch niedrige Ausstoss der meisten Journalisten nicht länger hingenommen werden könne. Mal alle Naselang, oft nach vielen Wochen ein überlanger Artikel, den niemand zu Ende liest, das könne es wohl nicht sein.

Oder de Weck hat gar den ungeheuerlichen Overhead, die vielen Sesselfurzer kritisiert, die Installation eines Klimalabors, Posten wie «Bildberater», «Stabsstelle Chefredaktion», «Junior Audience Developer», «Community Support» oder die Riege der teuren «Sprecher» bemäkelt, die Texte, die niemand liest, einsprechen, auf dass sie niemand hört.

All das werden wir wohl nicht erfahren, obwohl sich die «Republik» der völligen Transparenz verschrieben hat: «Wir legen alles offen: unsere Finanzen, Arbeitsweisen, Fehler, Löhne – weil wir überzeugt sind, dass Transparenz wichtig ist.»

Das ist natürlich nur Blabla, aber undicht, wie die «Republik» ist (selbst nicht zur Veröffentlichung bestimmte Texte tropfen aus ihr raus), werden wir vielleicht doch mitkriegen, wieso de Weck kam, Übles sah und versiegte.

Aber es bleiben ja noch zwei Koryphäen im VR übrig. auf dem nun unterbesetzten «strategischen Deck». Die VR-Präsidentin Sylvie Reinhard, «Schweizer Unternehmerin» und Quotenfrau. Plus Alfonso von Wunschheim. Gründer und CEO der Firma «FutureVents», die allerdings leider bereits 2010 liquidiert wurde.

Mit einer solchen Crew an Deck kann eigentlich nichts schiefgehen. Falls doch, ZACKBUM hat zwei Vorschläge, wie man die strategische Kompetenz boostern könnte. Wieso nicht Patrizia Laeri und/oder Anuschka Roshani an Bord holen?

«Republik»: links überholt

Die Redaktion zerlegt sich selbst.

«Dieser Artikel ist Teil einer Artikelreihe des Republik-Magazins, welche jedoch nie erschien. Wir haben uns dazu entschlossen, die Artikel zu prüfen und fortlaufend zu veröffentlichen. Der Republik wurde die Chance gegeben, die Artikel selbst zu überarbeiten und zu veröffentlichen — dies lehnten sie aber ab.»

Das steht unter einem «Republik»-typisch länglichen Artikel über unhaltbare Zustände in der Gewerkschaft Unia. Nur ist die Artikel-Serie auf «barrikade.info» erschienen, nicht etwa in der «Republik».

Das Web-Magazin versteht sich als «eine offene Informations-Plattform, auf der alle Personen und Gruppen aktuelle Nachrichten, Analysen und Debatten aus einer emanzipatorischen und revolutionären Perspektive verbreiten können».

Dazu gehört seit dem 7. März, dass hier eine Artikelserie veröffentlicht wird, über deren Existenz in der Branche schon lange gemurmelt wurde. Denn es war bekannt, dass die «Republik» anlässlich der Affäre Burger in der mächtigsten aller Schweizer Gewerkschaften recherchiert hatte. Und beschloss, die daraus entstandenen üblichen 120’000 Anschläge in den Giftschrank zu stecken – und die Existenz der Recherche auch ZACKBUM gegenüber zu leugnen.

 

Nun ist es offensichtlich so, dass «barrikade.info» eher nicht in den Archiv-Server der «Republik» eingebrochen ist. Also muss ein mit dieser Entscheidung nicht einverstandener Mitarbeiter der «Republik» offenbar beschlossen haben, die Artikelserie anderweitig ans Tageslicht zu befördern.

Inzwischen sind alle vier Teile erschienen. Mediales oder sonstiges Echo: null. Das ist das Schicksal der meisten Artikel der «Republik», selbst wenn sie von ihr selbst veröffentlicht werden. Und was sagt das Organ der richtigen Denkungsart dazu, dass man ihm einfach Texte aus dem Archiv klaut?

Natürlich – nichts. Stattdessen braucht es die gemeinsame Anstrengung von Philipp Albrecht, Daniel Binswanger, Dennis Bühler, Lukas Häuptling, Priscilla Imboden und Karen Merkel (hier siegt das Alphabet in der Reihenfolge über Gender-Höflichkeit), um «Was sie sagten, was sie meinten, was sie verschwiegen» auf 15’288 A lähmend langweilig auszubreiten. Denn die Redaktoren haben sich gemeinsam die Pressekonferenz zur CS-Affäre angeschaut und erklären sie nochmals gaaaanz laaaangsam.

Dabei wäre es doch interessant zu wissen, was denn die «Republik» davon hält, dass sie selbst diese Langreportage einfach versenkte, dass sie nun doch das Licht der Welt erblickt und ob es sich hier nicht um einen zu ahndenden Diebstahl handle.

Es ist auf jeden Fall in der jüngeren Mediengeschichte der Schweiz einmalig, dass ein Organ eine Riesenrecherche veranstaltet, deren Existenz dann leugnet – und die offenbar schon geschriebene Version im Giftschrank einschliesst. Denn Kritik an allem Rechten, Bösen und jedem Vorkommnis, auf dem SVP draufsteht: jederzeit. Kritik an der linken Gewerkschaft Unia? Ähm, öhm, nun ja, also eher nicht.

Es ist ebenfalls einmalig, dass die in einem anderen linken Organ das Licht der Welt erblickt. Offenbar wusste die «Republik» um diesen Plan der «barrikade»-Macher – und tat das, was die «Republik» so gerne tut: wegschauen, ausblenden, ignorieren, hoffen, dass das schon vorbeigeht.

Ob das der Entwicklung dieser Zahl zuträglich ist?

Wo ist der Skandal hin?

Nur was man erfindet, hat man exklusiv.

Am 18. Februar vermeldete die «Republik» in ihrem Newsletter: «Jetzt auch die «Schweizer Familie». Diese Woche unterschrieb ein Gross­teil der Redaktion dieser Zeitschrift einen Protest­brief an die Geschäftsleitung von Tamedia. Die Journalisten kritisieren darin den Umgang mit Mobbing, Sexismus und Diskriminierung bei Tamedia.»

Das Organ der guten Lebensart stellte das in einen Zusammenhang mit einem «seit Jahren vergifteten Betriebsklima bei Tamedia». Und dem Protestbrief von 78 erregten Tamedia-Mitarbeiterinnen vom März 2021. Alles schlimm, nichts ändere sich, dazu der «Fall Canonica», und dann noch: «Eine Auswertung der Republik zeigt nämlich: Von den 78 Unterzeichnerinnen des Protest­briefs von 2021 arbeitet heute ein Drittel nicht mehr bei Tamedia.»

So viel von der Märchenstunde der überbezahlten und unterbeschäftigten «Republik»-Redaktoren. Die entscheidende Frage stellten sie auch in diesem NL nicht: wieso sagen Daniel Binswanger, immerhin Chefredaktor a.i., und Daniel Ryser, zwei ehemalige Tamedia-Mitarbeiter, nicht, wie es denn im «Magazin» wirklich zu und her ging?

Weil sie nicht die Arschkarte gezeigt bekommen wollen, ganz einfach.

Stattdessen blühende Fantasien, Rachefantasien, die die «Republik» schon mit ihrer unendlich langen Serie über Tamedia auslebte. Offenbar ist man dort unglaublich nachtragend, seit die «SonntagsZeitung» den Versuch der «Republik», an der der ETH einen Skandal herbeizuschreiben, in der Luft zerrissen und beerdigt hatte.

Das sind die Hintergründe. Der Vordergrund: Wie die «Republik» wissen müsste, wurde kein einziger der über 60 anonymisierten Vorwürfe im Protestbrief bis heute verifiziert. Die Unterzeichner verstiessen mit diesem öffentlichen Anschwärzen ihres Arbeitgebers gegen Treu und Glauben und arbeitsrechtliche Bestimmungen. Wohl nicht zuletzt deswegen sind viele von ihnen mehr oder minder freiwillig gegangen, andere wurden schlichtweg nach einer gewissen Schamfrist gefeuert.

Der «Fall Canonica» wird immer mehr zu einem «Fall Roshani», zu einem «Fall Spiegel», zu einem Fall all der Medienorgane, zu denen auch die «Republik» gehört, die mit angeblichen anonymen Quellen arbeiteten, von denen angefüttert wilde Behauptungen aufstellten und auf die Unschuldsvermutung bei Canonica schissen.

Damit aber nicht genug. Seit dieser Meldung vom 18. Februar hat man von diesem neuen, famosen «Protestbrief» aus der Redaktion der «Schweizer Familie» kein Sterbenswörtchen mehr gehört. Was die Frage auslöst: gibt es ihn überhaupt? Beinhaltet er wirklich einen Protest über Mobbing, Sexismus und Diskriminierung? Oder ist er – wie schon viele angebliche Skandale zuvor – der Fantasie von unterbeschäftigten, aber überbezahlten «Republik»-Schreibern entsprungen?

Soll mit solchen Enten diese Zahl weiter nach oben geschraubt werden?

Denn obwohl das Geld bereits mit vollen Händen ausgegeben wird, fehlen zu den nötigen 33’000 Zahlern noch ein paar …

«Paradigmen-Tsunami»

Was ist schlimmer als Dummschwätzen? Klugscheissen.

«Doch was geschieht, wenn die strikte Zwei­geschlechtlichkeit auf dem Müllhaufen der Geschichte landet, wenn die Zerstörung der Umwelt nicht mehr geleugnet werden kann oder nationale Grenzen an Bedeutung verlieren? Was sollen wir mit einer Psychoanalyse anfangen, die theoretisch noch immer auf der Zwei­geschlechtlichkeit beruht? Wohin mit dem Pazifismus und dem Anti­militarismus angesichts der Katastrophe in der Ukraine? Wie soll eine soziale Markt­wirtschaft ohne die Umwelt zerstörendes Wachstum funktionieren

Die «Republik» versteht sich bekanntlich als das Blatt der tiefen Denke, wo in jeder Beziehung die ganz dicken Bretter gebohrt werden. Meistens ohne viel Zuschauer wie bei der unendlichen Google-Serie. Aber das hat noch nie einen «Republik»-Schreiber davon abgehalten, wenig für viel Geld zu tun.

Daniel Strassberg ist Psychoanalytiker und hat noch ein Philosophiestudium drangehängt. Das qualifiziert ihn dazu, sich über «Nietzsche und Superman. Rousseau und die SVP» zu verbreitern. Diesmal denkt er darüber nach, dass wir uns angeblich in einem «Paradigmen-Tsunami» befänden.

Hier missversteht er nicht nur Thomas S. Kuhn, sondern auch noch gleich Michel Foucault, über den er seine Liz-Arbeit geschrieben hat: «In den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts stellten Kuhn und Michel Foucault beinahe gleichzeitig fest, dass Theorien und Begriffe nur in einem entsprechenden konzeptuellen Rahmen Sinn ergeben – oder um in unserem Bild zu bleiben: Sätze sind nur vor dem richtigen Hinter­grund sinnvoll.»

Also eigentlich hatte sich Kuhn in seinem bahnbrechenden Werk «Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen» mit dem Phänomen beschäftigt, dass es immer ein Weilchen dauert, bis neue Erkenntnisse zum Allgemeingut werden. Selbst nachdem man durchschaut hatte, dass Sauerstoff für Feuer zuständig ist, geisterte die Phlogiston-Theorie lange Zeit weiter herum. Oder die Farbenlehre Goethes, der sich allen Erkenntnissen von Newton verweigerte. Das waren bahnbrechende Gedanken, die nun nicht direkt etwas mit Paradigmenwechseln zu tun haben, wie sie Strassberg versteht. Foucaults Diskursanalyse, die Strassberg hier aus Gründen des Reputationsmanagements (ich kenne dann gleich zwei grosse Denker, gell) dazuquetscht, hat mit Kuhns Paradigmenwechseln nicht wirklich zu tun.

Sobald Strassberg aber das Klimpern mit Namen und Fremdwörtern verlässt, wird’s eher banal: «Natürlich verlängern die Panzer den Krieg. Doch Wagenknecht blendet aus, dass ohne sie die Ukraine längst von der russischen Armee überrollt worden wäre …»

Peinlich wird’s dann, wenn sich Strassberg von banalen Beispielen wieder in die lichten Höhen der Theorie aufschwingen will: «Vieles, woran wir glaubten, gilt nicht mehr, und doch sind wir, von einigen Ausnahmen abgesehen, noch weit davon entfernt, neue Begrifflichkeiten, neue Theorien und neue Glaubens­sätze entwickeln zu können

Blöd nur, dass sich eigentlich in den letzten Jahrzehnten seit Kuhn und Foucault die Erkenntnis- und Diskurstheorie fröhlich weiterentwickelt hat und es keinerlei Anlass gibt, neue Begrifflichkeiten zu entwickeln. Besonders peinlich ist, dass einer der wichtigsten Theoretiker auf diesem Gebiet auch zu diesen verpeilten Pazifisten gehört, die eine Verhandlungslösung und nicht noch mehr Panzer fordern.

Aber vielleicht hat Strassberg das Werk von Jürgen Habermas nicht mehr zur Kenntnis genommen und ist bei Kuhn und Foucault stehengeblieben. Wohl deshalb haut er auch Habermas diesen hier rein: «Aber das Fest­halten an alten pazifistischen Überzeugungen, nur um sich treu zu bleiben, ist kein Argument, das ist höchstens bier­selige Nostalgie.»

Noch schlimmer: «Tatsächlich bilden alte, ausgediente Paradigmen den Kern der meisten alternativ-esoterischen Theorien.» Wir fassen zusammen: Leute wie Wagenknecht, wohl auch Schwarzer, dazu die fast 700’000 Unterzeichner des Manifests, darunter viele bedeutende Intellektuelle, aber auch Habermas hängen inzwischen bierselig alternativ-esoterischen Theorien an.

Wer für so einen ernüchternden Stuss freiwillig bezahlt, sollte sich mindestens psychologisch beraten lassen …

 

Wumms: Daniel Binswanger

Neues Schmierenstück aus der «Republik».

Wie kann man nur so Journalismus betreiben? Dennis Bühler und Boas Ruh verschwenden 9000 A auf die Zustände im Hause Tamedia. Zur Beschreibung verwenden sie ausschliesslich anonyme Quellen. Behaupten dies und das. Was mutige anonyme Heckenschützen halt so erzählen, wenn der Tag lang ist. Zum Beispiel, dass Finn Canonica die Chefredaktion der «SonntagsZeitung» angeboten worden sei, der aber abgelehnt habe.

Dann verbreiten sie die Fake News, dass ein Lokaljournalist wegen eines kritischen Berichts über eine Stiftung auf Geheiss von Supino entlassen worden sei. Das ist anders gelaufen und hatte mit einem sehr verunglückten Porträt einer jüdischen Politikerin zu tun. Das weiss eigentlich jeder, ausser den beiden Recherchier-Genies.

Aber es ist noch schlimmer. Einleitend schreiben sie: «Zur Transparenz. Zwei Personen der Republik haben mehrere Jahre beim «Magazin» des «Tages-Anzeigers» gearbeitet: Daniel Binswanger – er ist derzeit Co-Chefredaktor ad interim – und Daniel Ryser, er ist Reporter.»

Damit hört dann die Transparenz auch schon auf. Was sagt denn Binswanger, der jahrelang im «Magazin» publizierte und mit Canonica eng war, was sagt denn diese namentlich bekannte Quelle? Was sagt denn die schreibende Schmachtlocke, die jede Woche mit erhobenem Zeigefinger und getränkt mit Moralinsäure, Arroganz und Rechthaberei, der Welt erklärt, wie sie zu sein hat?

Wäre doch die Chance für Binswanger gewesen, kostenfrei Zivilcourage zu beweisen. Was könnte ihm Tamedia schon anhaben, als Chefredaktor der «Republik» a.i.? Er kommt aber namentlich zitiert ihn den 9000 A kein einziges Mal vor. Stammen vielleicht anonyme Zitate von ihm? Man weiss es nicht …

Binswanger schweigt verbissen. Warum? Ganz einfach. Würde er sagen, dass ihm keinerlei verbale Übergriffigkeiten von Canonica aufgefallen wären, dann würde er die Anklägerin Anuschka Rushani desavouieren. Würde er aber einräumen, dass Canonica häufig Ferkeleien von sich gab, dann müsste sich Binswanger die Frage gefallen lassen, wieso er als Feminist und Gutmensch geschwiegen habe.

Blöde Lage, in der sich auch der Partner der «feministischen Aktivistin» Franziska Schutzbach befindet. Aber der ist noch angestellt beim «Magazin».

Beim feigen Heuchler Binswanger gibt es wohl noch einen weiteren Grund: Als Chefredaktor weiss er sehr genau, dass die Tage der «Republik» wohl gezählt sind. Und dann braucht er ja wieder ein warmes Plätzchen

Wumms: Constantin Seibt

Während sein Magazin abserbelt, erklärt er der Welt, wie sie zu sein hat.

Was ellenlange Buchstabenreihen betrifft, überlässt Seibt inzwischen das Feld den Google-Erklärern. Aber die grosse Welt beraten, das ist immer noch sein Ding. Die kleine Welt der «Republik», sozusagen ein Minikosmos, um diesen Kalauer nicht vorbeischwirren zu lassen, das interessiert ihn inzwischen weniger.

Aber dafür die ganz grossen Fragen. Da zitiert Seibt, zusammen mit dem offenbar noch existierenden Oliver Fuchs, einen gewissen Lawrence Freedman. Lawrence who? Nun, ein Militärhistoriker im Ruhestand mit viel Zeit.

Obwohl Seibt ansonsten doch für Differenzierung ist, die dann zu ellenlangem Gelaber führt, meint er hier: «Zeit also für eine Bilanz in Schwarz-Weiss. Wegen der Kürze. Aber auch, weil Schwarz-Weiss es in diesem Fall genau trifft.» Also Freedman treffe es genau, stimmt Seibt begeistert zu. Was?

«Das grosse Verdienst der Ukraine und ihres Präsidenten Selenski war nicht nur die Entschlossenheit im Überlebens­kampf, sondern auch die klare Botschaft dabei: Es geht um alles – Faschismus oder Demokratie.»

Wenn es angeblich um alles geht, ist auch alles erlaubt: «Es geht um alles. Sogar diesen Herbst in der Schweiz. Bei der Frage, was zu tun ist – Enteignen der Oligarchen­gelder, humanitäre Hilfe, Änderung des Waffenausfuhr­gesetzes –, gibt es für wählbare Politikerinnen nur eine Antwort: alles.»

Womit sich Seibt aus dem rationalen Diskurs verabschiedet hat und zum antidemokratischen Amok denaturiert ist. Mit seherischen Fähigkeiten, die jedem fundamentalistischem Sektierer eigen sind:

«Deshalb ist der Krieg in der Ukraine ein globaler Krieg: Er spielt sich weltweit in der Innen­politik ab. Man sieht die Spaltung überall: Es gibt die offen Autoritären wie Trump, Bolsanaro, Orbán – oder in der Schweiz Roger Köppel. Und dann die Linken wie Lula, Wagen­knecht und nicht wenige deutsche und amerikanische Intellektuelle: die ein Leben lang überall den Faschismus kommen sahen – und jetzt, da er da ist, ihn nicht sehen.»

Bolsonaro heisst der Mann übrigens, vielleicht sollte die «Republik» dem Overhead noch ein paar weitere Korrektoren hinzufügen.

Aber glücklicherweise erledigt sich das Problem Seibt demnächst von selbst. Wenn die Demokratie rettungslos verloren ist, weil die «Republik» den Sargdeckel über ihrem Millionengrab zumacht.

 

Bettel-«Republik»

Das Online-Magazin pfeift mal wieder aus dem letzten Loch.

Offenbar ist dem Chefredaktor a.i. Daniel Binswanger der ZACKBUM-Artikel über den jämmerlichen Zustand der «Republik» eingefahren. Denn statt sich den angepeilten 33’000 Abonnenten zu nähern, kratzt das Organ der korrekten Lebensart an der Todesschwelle von 27’000.

Nun ist es aber so, dass zwar die neuen Abonnenten noch nicht «an Bord» sind, aber bereits fleissig zusätzlich Hunderttausende rausgehauen werden. Für die Vertonung der Artikel, die niemanden interessiert. Für ein «Klima-Labor», das keinen interessiert. Für eine unendliche Fortsetzungsstory über Google, die überhaupt keinen interessiert.

Also spielt die schreibende Schmachtlocke den billigen Jakob:

Er vergibt «Einladungen»; der Förderer von sogenannt unabhängigem Journalismus könne selbst bestimmen, wie viel ihm ein Abo wert sei. Das ist so ein Angebot wie: «alles muss raus, Räumungsverkauf». Zudem ist es eine Mogelpackung:

Denn das Angebot ist auf 5 Profiteure beschränkt. Zudem müsste der Feuilleton-Chef vielleicht ein paar Rappen in ein Korrekturprogramm investieren:

 

Oder soll der Begriff «Mistreiterinnen» eine gewisse Selbsterkenntnis ausdrücken? Wer die «Republik» liest, reitet auf dem Mist?

Wie auch immer, so richtig den Durchbruch scheint diese Aktion auch nicht zu bewirken:

Das ist der aktuelle Stand der Mistreiterinnen, Pardon, Verleger. Pardon, Verleger!Innen*.

Das Ganze läuft übrigens unter dem Slogan «5 Jahre – das war erst der Anfang». Der Anfang vom Ende?

«Republik» quo vadis?

Die Verleger gehen von Bord.

Im Januar 2022 behauptete die «Republik» in ihrem «Cockpit», dass sie 29’710 «Mitgliedschaften und Abos» verzeichnen könne. Die Schwelle zur Selbstfinanzierung liege bei 27’ooo. Also alles super.

Nach diversen Führungs- und Kurswechseln brach leichter Grössenwahn aus. Das Jahresbudget wurde mal kurz – wegen leicht sinkender Zahlen – um mehr als eine Million angehoben. Nach der Devise: wer’s nicht hat, hat’s ja.

Gleichzeitig wurde das kühne Ziel verkündet, 33’000 Verleger «an Bord haben zu wollen», um die gewaltigen Mehrausgaben zu finanzieren. Aktueller Stand, etwas mehr als ein Jahr später:

Statt zuzulegen, kratzt die «Republik» inzwischen an der Zahl, die vor einem Jahr als Benchmark für eine Selbstfinanzierung genannt wurde: 27’000 Abos.

Offensichtlich hat die Steueraffäre dem Blatt des Anstands, der guten Sitten und der Weltverbesserer nicht wirklich gut getan. Die Lage ist mal wieder dramatisch; statt Zuwachs an Abonnenten bröckelt die Basis weiter ab:

So verzeichnete die «Republik» im November, Dezember und Januar Abgänge von Abonnenten, in zunehmender Kadenz. Über 7000 Aboverlängerungen stehen in den nächsten Monaten an. Einen Zustrom von Neuabos kann das Magazin auch nicht verzeichnen.

Wie kann man das nennen, wenn man sich nicht strammen Schritts auf die Zahl von 33’000 überlebensnotwendigen Abos zubewegt, sondern sich der früher einmal geltenden Überlebensschwelle von 27’000 nähert, das aber mit deutlich gesteigerten Ausgaben? Das nennt man wohl eine Todesspirale.

Ob das daran liegen mag: «Die Aufgabe der Republik ist, brauchbaren Journalismus zu machen.» Das ist als  Ansage richtig. Aber wenn wir uns den Output der letzten Woche anschauen: ein Artikel über das Immunsystem (schnarchende 24’000 A). Das ewige Geseier von Daniel Binswanger (10’000 A). Ein «Essay über die aufziehende Klimakatastrophe» (32’000 A). «Geld vermehren und Gutes tun» (32’000 A). Und als Sahnehäubchen: Die Google-Serie, Teil 9 (!). Satte 36’000 A. Noch nie war eine «Republik»-Serie so überquellend an Buchstaben – und so völlig ohne jede Resonanz.

Ein besonderer Leckerbissen war nebenbei die «Reportage» über das Treffen der SVP im Albisgüetli. Die ehemalige «Vice»-Redaktorin Anna Dreussi zieht hier grob vom Leder: «Ich wusste, dass er bis zur Station Albisgüetli fährt.» Wieso? Weil er «so aussah, als würde er Traktorenöl frühstücken, seine Ehefrau hassen und ein bisschen verliebt sein in einen der reichsten Männer der Schweiz.»

So die menschenverachtende Einleitung im Magazin des gepflegten Humanjournalismus. Was hat sie denn sonst noch erlebt: «Im beheizten Zelt vor dem Saal schenken alte Männer spanischen Weisswein aus. Ich trinke zu grosse Schlucke. Der Wein schmeckt beissend sauer in meiner Kehle.»

Wem begegnet sie denn so? «Bäuche, die sich über den Hosenbund wölben, und Nasen, die rot aus ihren Gesichtern ragen.» Und wie erlebt sie die Rede von Christoph Blocher? «Ich stelle mir vor, wie bei jedem Schlagwort ein Äderchen in seinem Gesicht platzt vor Genugtuung

Zur Autorin wird noch angemerkt: Sie «studiert Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus». ZACKBUM kann nur hoffen, dass dieser Studiengang verboten wird und der ohnehin gebeutelten Kultur diese Journalistin erspart bleibt.

Würde jemand über einen Anlass der SP oder der Grünen oder der Klimaretter einen solchen hämetriefenden, bösartigen, unverschämten Beitrag hinschmieren, man sähe die Halszäpfchen aller 50 «Republik»-Mitarbeiter vor Entrüstung vibrieren.

Aber kommt einer von ihnen auf die Idee, dass immer weniger Leser für eine solche üble Brühe etwas zahlen wollen?