Mistkratzer
Dann klappert noch die «Republik» hinterher.
Ist der Mist geführt, legt das Krisen-Organ «Republik» noch eine Schicht drauf:
Fachkraft Dennis Bühler legt einen Kurzstrecken-Sprint von knapp 10’000 Anschlägen hin, um auch noch seinen Senf zum Abgang von Jonas Projer bei der NZZ zu geben. Bühler will wissen, dass dahinter ein veritabler «Richtungsstreit» stecke: «Wie weit rechts sollen sich die beiden wichtigsten Zeitungen des Konzerns – die NZZ und die «NZZ am Sonntag» – positionieren?» Wohl im Gegensatz zu den vielen unwichtigen Zeitungen des Konzerns, wie zum Beispiel, ähm, hüstel, da nehmen wir den Telefonjoker.
Dann ballert Bühler weiter: «Ergibt es Sinn, wenn die NZZ einen rechtsbürgerlichen Kurs ohne Berührungsängste gegenüber SVP und AfD fährt». Ergibt es Sinn, wenn der «Republik»-Autor einen Diskurs ohne Kontakt zur Realität fährt?
Dann wird’s schamlos: «Denn Projer war dafür nicht der geeignete Mann, wie die Republik vor einem Jahr in einem Porträt feststellte, für das sie mit zwei Dutzend Personen gesprochen hatte.»
Das damalige Schmierenstück von Philipp Albrecht und Ronja Beck führte sogar zu massiven Protesten in der sonst akklamatorischen Leserschaft der Online-Krise «Republik»:
«Ich persönlich finde den Artikel ziemlich geschmacklos – Haben Sie auch tatsächlich was Relevantes zu berichten über diese Person? Offenbar nicht wirklich. Deshalb die Seichtigkeit – Was soll/will dieser Artikel mir sagen? – Für mich ist das Gossip: Persönliche Recherchen, gespickt mit Zitaten, wo sie grad passen.»
Erstaunt über so viel Aufmüpfigkeit, keifte Albrecht zurück: «Es macht Sinn, solche Menschen zu meiden. Wenn das möglich ist. Aber was, wenn nicht?» Er wollte also eigentlich Projer meiden, sah es dann aber als seine Blasenpflicht an, ihn übel fertigzumachen. Das erwähnt Bühler, ohne rot zu werden. Keinen Anlass sieht er aber, die unwirsche Reaktion von «Verlegern» zu rapportieren: «Ich bin allerdings vor allem enttäuscht, wie auf die kritischen Kommentare reagiert wird. Ich sehe vor allem Rechtfertigungen und Abwehrreaktionen.»
Dann muss sich Bühler einen Satz abquälen, den er sicher mal gerne über die «Republik» schreiben möchte: «Zumindest offiziell scheint die NZZ-Gruppe ökonomisch noch auf soliden Füssen zu stehen.» Das unterscheidet diesen Konzern vom Trümmerhaufen «Republik», der sich von Bettelaktion zu Bettelaktion hangelt und weder offiziell, noch inoffiziell «auf soliden Füssen» steht, weder ökonomisch noch sprachlich.
Dann will Bühler das Gras wachsen hören: «Vergangene Woche kam es zum Eklat, der das Fass endgültig zum Überlaufen brachte und den Verwaltungsrat dazu bewog, am Montagvormittag Projers Entlassung zu beschliessen.» Um dann ziemlich abrupt (kä Luscht mehr?) mit dem Abgang der Redaktorin Jacquemart zu enden.
Natürlich sind Häme und Schadenfreude menschliche Eigenschaften, die manche ausleben möchten. Ob es sich allerdings für Bühler geziemt? Er behauptet, dass Projer die Publikation von Artikeln verhindert habe. Dabei ist er selbst Mitautor einer grossen Reportage über die Gewerkschaft Unia, die nie in der «Republik» erschien. Wie übrigens auch Albrecht, der zudem für den Riesenflop des angeblichen Skandals bei «Globe Garden» verantwortlich zeichnet.
Aber abgesehen vom Werfen mit Steinen im Glashaus: wieso schreibt Bühler (oder Albrecht) nicht mal einen Artikel darüber, wie die Chefredaktoren bei der «Republik» abgesägt werden? Wieso der VR-Präsident, kaum im Amt, bereits wieder das Weite suchte? Wie die Entlassung von 8 Mitarbeitern genau abgegangen ist? Wer die Verantwortung für den Steuerskandal trägt? Wer die Verantwortung dafür trägt, dass die «Republik» schon wieder finanziell am Japsen ist? Was von der harschen Kritik der «Stabsstelle Chefredaktion» zu halten ist?
Aber dazu sind Bühler, Albrecht und auch Beck schlichtweg zu feige. Dass sie sich aber völlig unglaubwürdig machen, wenn sie Sottisen über unliebsame Konkurrenten schreiben, das Schlamassel im eigenen Haus aber stillschweigend übergehen, das zeugt von einer fatalen Ähnlichkeit mit einigen Schmierfinken bei Tamedia, die das auch machen.
Apropos, Konzernjournalist Andreas Tobler arbeitet sich nochmals an Projer ab. Der Mann kennt nun keine Skrupel, nachdem er schon das zweitschlimmste Porträt über den Ex-Chefredaktor abgeliefert und ihn bereits vor Amtsantritt als untauglich abqualifiziert hatte. Neben vielen unbestätigten Gerüchten auf Klatschebene kommt Tobler nochmals zu einem vernichtenden Fazit: «Projer ist nicht der journalistische Überflieger, den man sich gewünscht hatte, sondern lediglich ein begabter TV-Moderator, dem man darüber hinaus viel zu viel zugetraut hat.» Das kann Tobler sicher nicht passieren.
Was heutzutage bei Tamedia als «Analyse» bezeichnet werden darf … Wieso traut sich Tobler eigentlich nicht, mit gleicher Schärfe über sein eigenes Glashaus zu schreiben? Zu berichten gäbe es genug, aber alleine, es fehlt der rechte Mut.