Schlagwortarchiv für: Republik

Mäkeln statt machen

Aline Wanner weiss eigentlich immer alles besser. Bei den anderen.

Nachdem sich ZACKBUM schon mehrfach mit den Rundumschlägen der «Leiterin NZZ Folio» befasst hat, ist es höchste Zeit, mal ihre eigene Leistung anzuschauen. Nehmen wir als Beobachtungszeitraum ein Jahr. Sicher genug Platz für eine grosse Anzahl eigener Werke.

Nun ja, es sind stolze 14 Stück. Darunter 6 Editorials, also die wenig originelle Einleitung der jeweiligen Ausgabe. Bleiben noch 8 Werke. Eine Aufzeichnung einer Beziehungsgeschichte in der Rubrik On/Off. Schnarch. Eine Nachrecherche zu Bewertungen, die Wanner abgegeben hat. Gähn. Co-Autorin eines launigen Stücks, ob Affen Menschenrechte bekommen sollten, wie es eine Initiative in Basel-Stadt verlangte, die natürlich abgeschmettert wurde.

Eine Reisereportage aus Mykonos. Denn auch Folio-Leiterinnen wollen mal bezahlten Urlaub machen. Ein Interview mit Barbara Lüthi. Fast 19’000 Anschläge harmlose Fragen auf dem Niveau Schülerinterview. Dann noch zwei weitere Co-Autorenschaften. Teilweise sind die Texte so lang, dass sie der «Republik» durchaus Konkurrenz machen. Teilweise sind sie so lang, dass man sich fragt, ob sie ausser von der Autorin von noch jemandem zu Ende gelesen wurden.

Wir könnten nun die gleichen Massstäbe an diese Texte anlegen, die Wanner jeweils verwendet, wenn sie die liebe Konkurrenz von Tamedia, CH Media oder Ringier reihum abwatscht.

Lieber lassen wir es bei der Bemerkung bewenden: Natürlich muss der Wegweiser nicht zum Ziel gehen. Aber wer sich als Medienkritikerin dermassen auf ein hohes Ross setzt, sollte selbst schon nicht gerade mit der Rosinante unterwegs sein. Da kommt dann neben dem Geschmäckle, dass Wanner niemals ein Produkt des eigenen Hauses kritisiert, noch der üble Geruch hinzu, dass hier jemand andere eintopft, obwohl er selbst nur mit lauwarmem Wasser plätschert. Pardon, sie.

Wumms: Republik

Es geht nichts über Eigenleistungen. Kann man für 6 Mio. doch erwarten.

Wie viele Mitarbeiter der «Republik» braucht es, um in einer Woche ganze 9 eigene Werke rauszupusten? Genau, rund 50 Nasen. Alles andere sind NL, Briefings – oder eingekaufte Beiträge, beispielsweise aus der «Financial Times».

Greift der ehemalige Recherchierjournalist Daniel Ryser in die Tasten, kann man den Redaktionsschwanz schon am Anfang erahnen: «In einer früheren Version schrieben wir über die Credit Suisse: «Sie versicherte 2021 Investitionen für 1,1 Milliarden Dollar bei mehreren Atomwaffen­herstellern und stellte für 885 Millionen Dollar Kredite für Investitionen in Atomwaffen bereit.» Wir haben diese Stelle mittlerweile leicht präzisiert.»

Auch so wichtige Themen wie «Baby an Bord» verdienen natürlich besondere Aufmerksamkeit und viele, viele Buchstaben.

Den Vogel schiesst aber wie meist Daniel Binswanger ab. Er beschimpft in seinem Wort zum Samstag die sogenannten «Putin-Versteher», die sich nun «aus der Verantwortung stehlen» würden. Sagt ausgerechnet der Wendehals, der zuerst begeistert über den Erweiterungsbau des Kunsthauses Zürich war («eine der grossartigsten privaten Impressionistensammlungen»), um dann mit Zehntausenden von Buchstaben Gift und Galle über die Ausstellung zu speien («Die Bührle Connection», denn schlecht adaptierte Filmtitel sind auch Binswangers Liga).

Der kann sich gar nicht aus der Verantwortung stehlen. Dazu müsste man erst mal eine haben. Oder eine Haltung. Aber wie soll man das von einer schreibenden Schmachtlocke im Wind auch verlangen.

 

Wumms: Daniel Binswanger

Schmachtlocken wehen im Wind. Autoren mit Schmachtlocken auch.

Daniel Binswanger sieht sich als in jedem Urteil überlegene Instanz bei der «Republik», dazu noch als Feuilletonist und moralischen Zeigefinger.

Im roten Bereich drehte Binswanger, als es um die Bombardierung der Sammlung Bührle im Neubau des Kunsthauses Zürich ging. Ein Mehrteiler über diesen Schandfleck; bei der Betrachtung der Bilder des Waffenproduzenten müsste sich eigentlich jeder Besucher schämen, wenn nicht gleich übergeben. Aus der roten Weste des ikonischen Cézanne-Gemäldes tropfe sozusagen das Blut.

Dazu stellte Binswanger völlig unkritisch die Behauptungen und Forderungen eines Nachfahren eines Sammlers, dem Bührle Kunstwerke abgekauft hatte – und der bis an sein Lebensende in den höchsten Tönen von der Generosität und Hilfsbereitschaft Bührles schwärmte.

Aber solche Widerhaken in der Realität schreibt Binswanger normalerweise mit einem verwegenen Schwung – analog zu seiner Haarpracht – einfach weg.

ZACKBUM musste schon damals Binswanger streng zurechtweisen:

«Der Leser bekommt den klaren Eindruck: Bührle selbst war ein moralisch zutiefst verworfener Mensch, die Betreuer seiner Stiftung eifern ihm darin nach. Das ist ein Eindruck, der demagogisch, inkompetent und mehr als einseitig hergestellt wird. Entweder aus Unfähigkeit – oder aus Absicht. Beide Varianten sind gleich schlimm.»

Wir möchten aus gegebenem Anlass noch hinzufügen: die schreibende Schmachtlocke ist auch noch ein Heuchler, gegen den Tartuffe (ob Binswanger dieser Name etwas sagt?) ein Anfänger war. Ein «epochales Desaster» verortete der «Republik»-Autor, nachdem selbst im Ausland aufgeregt-kritische Artikel über die Bührle Sammlung erschienen. Wie konnte Zürich, das Kunsthaus, die Stadtregierung, überhaupt alle so indolent sein und diese Sammlung von Blutbildern ausstellen. Peinlich.

Peinlich lässt sich steigern. Denn der gleiche Autor, damals noch im Sold von Tamedia, hatte anlässlich der Abstimmung über diesen Erweiterungsbau noch gegen seine Gegner geschnödet: «Zürich neigt zur etwas weniger strahlenden Variante des Laternenpfahls, gegen den wechselnde Ressentiment-Koalitionen geflissentlich das Bein heben.» Eine Ablehnung wäre «eine kulturpolitische Absurdität».

Dann im vollen Galopp:

«Erstens braucht das Kunsthaus dringend eine substanzielle Ausweitung seiner Ausstellungsfläche. Zweitens soll der Erweiterungsbau mehrere Leihkollektionen beherbergen, … auch die Bührle-Stiftung – eine der grossartigsten privaten Impressionistensammlungen, die das Kunsthaus nicht nur zum Nutzen des Tourismus, sondern auch zur Freude der schon heute jährlich 300 000 Kunsthaus-Besucher in eine völlig neue Liga katapultieren dürfte.»

So schwurbelte und blubberte der gleiche Autor Ende 2012.

Daher wissen wir: Die Verjährungsfrist für seine Ansichten, Meinungen, Positionen, Behauptungen beträgt maximal zehn Jahre. Anschliessend ist alles möglich, inklusive der genauso forschen Behauptung des Gegenteils. Ein Wendehals muss als prinzipienfester Überzeugungstäter dagegen leuchten. So jemanden nennt man in Kreisen, die so gebildet sind, wie er es sein möchte, einen Schmock. Es werden auch noch andere Ausdrücke verwendet, die leider aus rechtlichen Gründen hier nicht wiedergegeben werden können.

«Republik»: Sendepause

Schwachstromjournalismus von den Rettern der Demokratie.

Schon die Machtergreifung der fundamentalistischen Wahnsinnigen in Kabul hat die «Republik» verschnarcht. Man war gerade erschöpft in der Sommerfrische, und von so einem Pipifax lässt sich der «Republik»-Beamte doch nicht den ordentlichen Ferienablauf versauen.

Nun böte die militärische Intervention in der Ukraine Gelegenheit, die Vorteile der «Republik» endlich mal auszuspielen. Jede Menge Mannschaft, jede Menge Kohle, kein Aktualitätsdruck, keine Notwendigkeit, den neusten Entwicklungen hinterherzuhecheln.

Aber es wäre nicht die «Republik», wenn man’s nicht wieder versammeln würde. Ganze neun Nasen wirft sie für ein «Sonderbriefing» in die Schlacht.

Dem empfindsamen Leser wird noch auf den Weg gegeben, dass er sich wappnen muss, bei der Berichterstattung über Kriegshandlungen doch tatsächlich auch tote Menschen sehen zu müssen.Wer das tapfer in Kauf nimmt, kämpft sich durch 23’000 Buchstaben Nacherzählung. Reine Nacherzählung. Akkurat, langweilig, ohne den geringsten Erkenntnisgewinn.

Ist das alles? Alles an Eigenleistung. Dazu wird noch ein Essay der sattsam bekannten US-Journalistin Anne Applebaum gestellt. Tapfer übersetzt aus «The Atlantic». Das wiederum ist tatsächlich eine lesenswerte Zeitschrift, deren Redaktoren zu beeindruckenden Eigenleistungen in der Lage sind.

Daher sei jedem «Republik»-Verleger empfohlen: sofort von diesem teuren Amt zurücktreten. Und hier schauen:

Für ein Fünftel des Geldes gibt’s das Zehnfache an Brain Food. Garantiert. Und übersetzen kann man heute auch selber, oder?

Wumms: Kommunikation Tamedia

Medienhäuser sollten vorbildlich kommunizieren. Theoretisch.

Tamedia ist wegen der Entlassung einer Journalisten ins Kreuzfeuer geraten. Vor allem die Tamedia-Hasser von der «Republik» liefen zur Höchstform auf und erzählten eine ganze Hofintrige. Nicht etwa ein verunglücktes Porträt einer Stadtratskandidatin habe den Rausschmiss verursacht, nein, der Journalist habe sich den Zorn von Big Boss Pietro Supino zugezogen; der Pseudo-Co-Chefredaktor Mario Stäuble habe sich bereits vor dem in den Staub werfen müssen.

Interessante Behauptungen, bei der «Republik» tradionell aus «vertrauenswürdigen Quellen» gespeist, die aber leider anonym bleiben müssen. Anlass für ein paar Fragen an die Medienstelle von Tamedia.

Verkniffene Antwort:

«Ich bitte Sie um Verständnis, dass wir uns zu internen Angelegenheiten nicht näher äussern können.»

Schwach, aber okay. Nun ergriff ZACKBUM die Gelegenheit, sich mal nach dem Stand der Dinge bei der gross angekündigten externen Untersuchung der Vorwürfe von 78 erregten Tamedia-Mitarbeiterinnen zu erkundigen. Ob da nach fast einem Jahr vielleicht mal mit den angekündigten Resultaten zu rechnen sei.

Nun wird’s Slapstick: «Überdies stehen die Fragen 6 und 7 in keinem Zusammenhang zu den restlichen Fragen.»

Das ist scharf und richtig beobachtet. Nur: na und? Hätten wir die deshalb in einem separaten Mail einreichen müssen? Hätte ZACKBUM sich so nochmal die Antwort erobert, dass man sich zu internen Angelegenheiten nicht äussere?

Gerüchteküche «Republik»

Zwischen Tamedia und dem Online-Magazin herrscht schon länger bissiger Kriegszustand.

Die «Republik» versuchte, sich mit einer ihrer gefürchteten ellenlangen Fortsetzungsgeschichten an Tamedia abzuarbeiten. Sozusagen im Schrotschussverfahren. Dann verbrach Daniel Ryser ein Schmierenstück über eine angebliche «Zerstörungsmaschine», die über eine streitbare und hasserfüllte Kämpferin gegen Hass und Hetze hereingebrochen sei. Ein Schrottschussverfahren.

Er betrat dabei journalistisches Neuland für einen Recherchierjournalisten, in dem er zwar jede Menge Gerüchte kolportierte, aber allen namentlich genannten Protagonisten seines Artikels keine Gelegenheit zur Stellungnahme einräumte. Als ZACKBUM freundlich nachfragte, wieso und gleichzeitig fragend auf einen ganzen Stapel von Ungenauigkeiten, Schludrigkeiten und sogar Fake News hinwies, blieb Ryser stumm.

Nun köcheln gleich zwei «Republik»-Redaktoren ein Süppchen auf der Entlassung des «Tages-Anzeiger»-Redaktors Kevin Brühlmann. Steife These: «Aus politischen Gründen?» Fragezeichen sind immer gut, wenn man austeilen will, aber nicht sicher genug ist, das im Indikativ zu tun.

Während bisher davon ausgegangen wurde, dass es Brühlmann die Stelle kostete, weil er ein eher verunglücktes Porträt über eine Zürcher Stadtratskandidatin schrieb, behaupten Dennis Bühler und Carlos Hanimann: «Ein Zürcher Reporter fällt bei Verleger Pietro Supino in Ungnade und verliert seine Stelle. Die Redaktion reagiert mit einem geharnischten Protestbrief.»

Darin habe die Redaktion die Wiedereinstellung Brühlmanns gefordert und verlangt, dass auch die in der Hierrachie obendran stehenden Mitarbeiter, die den Artikel durchwinkten, sanktioniert werden müssten. Es seien immerhin fünf gewesen. Der Brief sei, man erinnert sich an einen anderen Protestbrief, von 71 Mitarbeitern unterzeichnet worden. «Der Wortlaut des Briefs ist der Republik bekannt.» Das ist eine sehr interessante Formulierung, weit entfernt von der Aussage: der Brief liegt der «Republik» vor.

Der Blitz Supinos habe eingeschlagen, vermutet die «Republik»

Obwohl laut «Republik» im Brief Beschwerde geführt werde, dass es nicht anginge, dass ein Redaktor wegen eines einzigen Fehlers entlassen werde, vermuten die Recherchierkünstler – ohne sich des Widerspruchs bewusst zu werden – dass Brühlmann schon letztes Jahr den «Groll von Verleger Supino auf sich gezogen» habe, als er einen Artikel über die Baugarten-Stiftung veröffentlichte.

Der sei von Co-Chefredaktor Mario Stäuble bestellt, für gut befunden und publiziert worden. Aber dann:

«Gemäss mehreren gut unterrichteten Quellen habe sich Stäuble nach der Publikation in einer Sitzung mit allen Chef­redaktoren der Tamedia-Zeitungen und in Anwesenheit von Verleger Pietro Supino lange und ausführlich für die Recherche seines Reporters entschuldigt und für das eigene Versagen gegeisselt.»

Auch Brühlmann sei auf Intervention von Supino dazu gezwungen worden, sich bei Baugarten zu entschuldigen, will die «Republik» wissen. Nun ist es gerade bei ihr mit den «gut unterrichteten Quellen» so eine Sache. Die haben regelmässig ins Desaster geführt; Stichwort «Globe Garden», Stichwort «ETH» Stichwort weitere «Skandale» die auf solchen Quellen aufgebaut wurden – und kläglich verröchelten.

Hier kommt noch erschwerend hinzu: Der Artikel über die Stadtratskandidatin mit jüdischen Wurzeln ist tatsächlich teilweise verunglückt. Auf der anderen Seite hat die Porträtierte die Entschuldigung akzeptiert, den Fall für erledigt erklärt. Nur Katastrophen-Sacha ritt eine Attacke auf den «Stürmer von der Werdstrasse», mit der er sich selbst einmal mehr disqualifizierte.

Was Anlass zu Zorn geben könnte, ist nicht ersichtlich

Im Fall des Artikels über die Stiftung wird aber auch bei sorgfältiger Lektüre nicht klar, worüber sich da jemand hätte echauffieren können – und womit der Journalist den Groll Supinos auf sich gezogen haben könnte. Der Artikel ist sorgfältig recherchiert, scheint keine Fehlinformationen zu enthalten und erzählt, abgesehen von ein, zwei kleinen Schlenkern in die Vergangenheit des Stiftungspräsidenten als CEO von Holzim, faktenbasiert, unpolemisch die Geschichte einer der wohl bedeutendsten privaten Geldgeber Zürichs nach.

Es könnte vielleicht sein, dass sich Baugarten gewünscht hätte, nicht so öffentlich exponiert zu werden. Auf der anderen Seite ist es ja kein Geheimclub mit düsteren Aufnahmeritualen in dunklen Kellern. Im Gegenteil, sie verfügt sogar über eine eigene Webseite mit durchaus vorhandenen Informationen und Auskünften.

Schwacher Vorwurf, schweife in die Vergangenheit

Wenn der Hauptvorwurf nur sehr wolkig begründet werden kann, gehört es zu den ältesten Maschen, Parallelbeispiele aufzuzählen. Da fällt der «Republik» ein Artikel aus dem Jahr 2018 ein. Da drosch Philipp Loser unanständig, ohne die primitivsten journalistischen Benimmregeln einzuhalten und genauso unfundiert wie hier die «Republik», auf den Tamedia-Konkurrenten Hanspeter Lebrument ein.

Interessant war, dass auch dieses Schmierenstück durch alle hochgelobten «Qualitätskontrollen» durchrutschte. Dass es dann gelöscht wurde und Loser bei Lebrument zu Kreuze kriechen musste, war eigentlich selbstverständlich. Zudem überlebte Loser diesen Riesenflop. Leider.

Weiter ein von Supino der eigenen Redaktion gewährtes und dann zurückgezogenes Interview, eher ein Kuriosum und keine weitere Belegstelle für unziemliche Einmischung. Dass Supino tatsächlich stark intervenierte, um die gescheiterte Medienmilliarde zu unterstützen, das erwähnt die «Republik» lustigerweise nicht. Wohl weil sie auch dafür war.

Dann kommt noch die Uraltgeschichte der Entlassung von Chefredaktor Viktor Schlumpf anno 1991. Nach dieser sehr, sehr dünnen Suppe kommen die Autoren ohne jegliche Begründung zum Schluss:

«Der bissige Ton in Brühlmanns Text über die Baugarten-Stiftung wurde ihm zum Verhängnis.»

Wer in diesem Stück einen «bissigen Ton» entdeckt, hat wohl auch Angst vor einem Chihuahua, wenn der unter seinem rosa Mäschlein aus der Handtasche seiner Besitzerin kläfft.

Vorsicht, bissiger Ton.

Dass bei Tamedia bezüglich Qualitätskontrolle einiges im Argen liegt, ist offenkundig. Dass das auch bei der «Republik» der Fall ist, ebenfalls. Zudem vermisst man ein selbstkritisches Stück, wieso denn vom Chefredaktor abwärts weitere führende Redaktoren das Blatt verlassen. Wäre doch auch mal interessant zu wissen.

 

Merken Sie schon was?

Demokratie, Meinungsfreiheit, Medienkontrolle. Schon gefährdet?

Soweit man die etwas merkwürdige Kampagne der Befürworter der Medienmilliarde verstehen konnte, wäre im Fall einer Ablehnung zumindest die Meinungsfreiheit, sicherlich die regionale Berichterstattung, auf jeden Fall die pünktlich am Morgen eingelieferte Papierzeitung in Gefahr.

Eigentlich auch der Meinungspluralismus, qualitativ hochstehender und unabhängiger Journalismus, wohl gleich die gesamte Demokratie. Da eigentlich nur die «Republik» sich aufs Banner geschrieben hat, die Demokratie zu retten, ist das Online-Organ mit 50 Nasen speziell gefordert.

Nun schlägt wohl Wilhelm Tell nicht mehr mit einer gerollten Tageszeitung auf eine stilisierte Mauer ein, auf der «Fake News» steht. Könnte das zur Folge haben, dass wir von solchen Fake News überrollt, beziehungsweise eingemauert werden?

Dann war es ja auch so, dass zumindest die Geschäftsleitung von Tamedia und CH Media, auch die Boss-Etage, gross Klage geführt hat, was alles passieren wird, sollte das Medienpaket abgelehnt werden.

Besonders beeindruckend war für ZACKBUM der traurige Gesichtsausdruck von Peter Wanner, als der gestand, dass ohne die Zusatzkohle sein ganzer Konzern dann mal rote Zahlen schreiben werde. So in ein paar Jahren allerdings erst.

Die sieben Zwerge der «Blick»-Chefredaktion äusserten sich gemeinsam

Ringier hingegen sandte gemischte Signale aus. Der CEO Marc Walder betätigte sich als Helfershelfer des Referendumskomitees. Sein Verleger und immer noch Besitzer Michael Ringier  betätigte sich als Walder-Verteidiger. Die «Blick»-CEO und Global Head of irgendwas führte vor, dass es mit der Trennung zwischen Verlag und Redaktion nicht weit her ist. Vielleicht wollte sie auch mal gerne ihr Konterfei im «Blick» sehen, anders ist Ladina Heimgartners viel zu späte und viel zu lachhafte Intervention nicht zu erklären.

Die sieben Zwerge aus der Chefredaktion der «Blick»-Gruppe behaupteten in einer gemeinsamen Mitteilung, dass sie niemals nicht sich ihre Ausrichtung, Artikel oder Meinungen von oben befehlen liessen. Während Walder das Gegenteil bewies und Heimgartner ebenfalls die Mauer zwischen Verlag und Publikationsorgan einriss, als hätte sie das von Willi Tell gelernt.

Leider gelang es dem Verlegerverband nur unzureichend, genügend Kleinverlage mit Dackelblick aufzubieten, die von ihrer regionalen Wichtigkeit schwärmten und den Gefahren warnten, sollten sie nicht ein paar Krümel von der Milliarde abkriegen.

Es ist vielleicht noch etwas früh, aber ZACKBUM meint: es kann Entwarnung gegeben werden. Die Medienlandschaft der Schweiz ist auch nach der Abstimmung haargenau die gleiche wie zuvor. Das ist allerdings nicht unbedingt eine gute Nachricht

Hilfe, mein Papagei onaniert!

Der beliebte Dreisprung als Fotoromanza.

Wir begeben uns mal wieder in die Niederungen des Journalismus. Drei Organe, drei Beispiele, dreimal Elend. Wir beginnen, darf nie fehlen, beim «Blick»:

Entweder war ein farbenblinder Redaktor am Werk, oder es ist absichtlich und demagogisch. Aber nicht nur die Fehlfarben irritieren; was ist denn eine «destruktive Situation»? Wenn der «Blick» Journalismus betreibt?

Steht eine Invasion der Aliens unmittelbar bevor? Gemach, die Wissenschaftler wissen, «dass das Objekt etwa 4000 Lichtjahre von der Erde entfernt ist, unglaublich hell ist und ein extrem starkes Magnetfeld hat.» Was bedeutet, dass wir hier etwas sehen, was vor 4000 Jahren passierte …

Früher galt im Boulevard die eiserne Regel: niemals Hartherziges über Tiere sagen

Wir steigen weiter hinab ins Grauen. Genau, nun kommt «watson»; unsere Leser müssen stark sein.

Endlich mal eine einfach zu beantwortende Frage. Dabei hoffte die Leserschaft schon, dass die Lücke, die Emma Amour hinterliess, sie vollständig ersetzt.

Scheint in Mode zu kommen. «watson» probiert es mit einem schwarzgrauen Putin. Diesem Bösewicht.

Natürlich hat nur einer den Atem, kann nur einer die ganz grossen Bögen ziehen, von der Zentralschweiz bis nach Zentralamerika. Eigentlich ist diese «Analyse» ein klares Indiz. Man sollte unbedingt Bitcoin kaufen ...

Nun wird’s ganz heikel, liebe Leser. Aber wer es bis hierher geschafft hat, muss nur noch ein Mal ganz tapfer sein; wir schlagen unten auf, sind also bei der «Republik» angekommen.

Zugegeben, das ist Stehsatz und nicht wirklich neu. Aber es ist auch nicht wirklich wahr. Die «Republik» ist keine Dienstleistung. Sie ist ein Beschäftigungsmodell für Blasenbläser auf Kosten ihrer Leserschaft und von wohlmeinenden Millionären. Die «Republik» deckt auch nicht auf, sondern kräht von Zeit zu Zeit, besonders dann, wenn sie wieder Extrakohle braucht, «Skandal». Kindergarten, ETH, Skandal. Kurz darauf stellt sich die Frage: War da was?

Schliesslich will die «Republik» keinesfalls, dass der Leser «eigene Überlegungen und Entscheidungen» anstellt. Sondern das Organ der guten Denkungsart sagt jeweils haargenau, was überlegt und entschieden werden soll. Zum Beispiel mit der strammen nordkoreanischen Mehrheit von 90 Prozent der «Verleger» empfiehlt das davon profitierende Medium, das Medienpaket anzunehmen. Weil auch ein paar Batzeli nicht in den Portemonnaies der grossen Verlegerclans landen.

Eine Portion Geschwurbeltes? Bitte sehr, mit Nachschlag. «Finsterhelle Welt», Wahnsinn, welch Widerspruch in einem Wort. Aber erst der Nachschlag: Da werde die «Fremdheit gefeiert» (wie geht denn das, «welcome, stranger»?), und obwohl der Film das tue, führe er «direkt ins Hier und Jetzt». Das haben Filme so an sich, wenn man sie hier und jetzt anschaut.

Nun müssen wir uns noch unbedingt einem Frauenthema widmen. Etwa dem Gendersternchen? Dem Kampf gegen das generische Maskulinum? Nein, schlimmer:

Eine Draufgabe Geschwurbeltes? Bitte sehr:

«Und diese Vorstellung hält sich offensichtlich bis heute: Wer schwanger ist, ist erst einmal, eben, schwanger und existiert fortan erst einmal nur noch um den Fötus herum. … «Zeig mal deinen Bauch» – so begrüsste mich eine Zufalls­begegnung, die von der Schwangerschaft gehört hatte, kurz nach Weihnachten. (Der Bauch steckte nicht ganz zufällig diskret unter einem Parka.)»

Eine Autorin ist schwanger. Das ist schön für sie. Aber sie leidet unter der Welt, das ist weniger schön für den Leser. Denn, wer hätte das gedacht, auch Schwangeren wird nicht so begegnet, wie es sein sollte. Wie sollte es sein?

«Es ist an der Zeit, den seit der Steinzeit tradierten Blick, den die Gesellschaft auf Frauen wirft, umzulenken: vom Bauch auf die Augenhöhe

Wir hingegen rollen die Augen noch weiter nach oben, hinauf zu den Sternen.

 

Führungslos durch die Nacht

Christof Moser tritt überraschend als Chefredaktor der «Republik» zurück.

Als herrliches Beispiel für transparente Kommunikation teilt die «Republik» mit, dass sich ihr Chefredaktor per Ende Januar verabschiedet. Er sei ein bisserl müde, werde aber den «Übergangsprozess» noch einige Monate begleiten.

Die Gründer: nun ist nur noch einer übrig: Seibt (Mitte).
Wallraff gehörte nie dazu, alle anderen (Moser rechts) sind nun weg.

Ob er in anderer Funktion dem Online-Magazin erhalten bleibe oder nicht, das wisse er noch nicht. Und nein, für Interviews stehe er nicht zur Verfügung.

Interimistisch übernehme sein Stellvertreter Oliver Fuchs, über dessen Befähigung auf irgend einem journalistischen Gebiet man mit guten Gründen so seine Zweifel haben kann.

Aber es solle dann eine neue Führungscrew entstehen, teilen die Retter der Demokratie noch mit.

Wenn ein Chefredaktor bekannt gibt, dass er in 20 Tagen dann mal weg sei, als Begründung eine gewisse Müdigkeit anführt, die Nachfolgeregelung nur aus einer Interimslösung besteht, dann hat’s gekracht.

Hat Moser die unendlichen Streitereien mit dem Godfather der «Republik» satt gehabt? Hat Constantin Seibt endlich den Machtkampf doch gewonnen? Ist Moser mit seinem Mikromanagement und seiner verbohrten Weigerung, ohne rechtlichen Zwang irgend einen Fehler einzugestehen, den übrigen Republikanern zunehmend auf den Geist gegangen?

Hat er sich in der Frage, ob die «Republik» als potenzieller Grossprofiteur dem vor der Abstimmung stehenden Medienpaket zustimmen soll oder nicht, zu sehr aus dem Fenster gelehnt?

Man weiss es nicht. Man weiss nur: Transparenz ist was anderes.

Faule «Republik»

Wie schaut’s aus, wenn nicht gebettelt und gedroht werden muss? Flau.

Das Jahr geht, die «Republik» bleibt. Diesmal sogar ohne Selbstmorddrohungen. Ohne Bettelei. Ohne die ultimative Forderung, nach vielen Millionen noch ein paar Extra-Millionen zur Rettung der Demokratie auszugeben.

Das bedeutet auch, dass die «Republik» zum ersten Mal keinen Pseudo-Skandal erfinden muss, um sich ins Gespräch zu bringen. Im sicheren Wissen, dass das Kurzzeitgedächtnis der Leserschaft verlässlich vergisst.

Oder fällt jemandem noch spontan der grosse «Globe Garden»-Skandal, der ETH-Skandal, der beliebige Riesenskandal ein, der jeweils aufgepumpt wurde, um dann so sicher wie das Amen im Weihnachtsgottesdienst winselnd zu verröcheln?

Das sind mal gute Nachrichten, für Kopf und Portemonnaie. Auf der anderen Seite muss man schon sagen, dass sich die «Republik» schwer zurücklehnt, wenn sie nicht jammern muss.

Wenn man sich den Ausstoss von 50 wohlbezahlten Nasen vom 21. bis 28. Dezember anschaut, ist man erschüttert. 27 Resultate verzeichnet die Mediendatenbank SMD für diesen Zeitraum. Das ist nicht nix. Aber wenn man alles Beigemüse, alle Briefings, Hinweise, Fülltexte weglässt, bleibt ein harter Kern von ganzen 7 Schriftwerken.

Wenig, dafür lang und länger

Pro Tag eines. Das ist schon mal ärmlich. Dann widerspiegelt sich hier der ungebrochene Hang der «Republik», Artikel so lang zu machen, dass der Leser das nur mit einer Überdosis Koffein bis zum Ende schafft. Ein gutes Beispiel dafür ist die Serie «Rot regiert». Über 21’000 Anschläge hat «Teil 3». Der besteht aus einem Interview einer Mitarbeiterin mit dem bedeutenden Politik­wissenschaftler Tarik Abou-Chadi.

Zu dem gibt es neben der Aufzählung seiner akademischen Würden noch zu vermelden, er lege «Wert auf inklusive Sprache, daher macht er, wenn er etwa von Wähler-innen spricht, im Wort eine kleine Pause, die andere Medien und Institutionen mit Sternchen oder Doppel­punkten kennzeichnen würden.»

Spätestens hier kann man die Lektüre ohne kleine Pause abbrechen.

Der Rest im Schnelldurchlauf: ein Riesenstück über einen verspielten Corona-Kredit, wie viel Geld schmeisst Google für Schweizer Verlage auf (Serie, Teil 1), Betrachtungen zu Schweizer Landwirten, über den Geruchsinn, über Hervé, ein eingekauftes Stück über den längst vergessenen US-Relotius Stephen Glass.

Für Insider, von Insidern. Aktualitätsgehalt nahe null, aber immerhin, die schreibende Schmachtlocke macht Pause, das muss auch gelobt werden.

Abo als Ablasshandel

So sieht der karge Gabentisch der rastlosen Schaffer an der Langstrasse in Zürich (oder im Home Office) aus. Pro zehn Nasen ein popeliges Stückchen. Dazu Aufgewärmtes und Eingekauftes.

Dafür auch noch Geld bezahlen, das kann man nur als Ablasshandel für eine gute Gesinnung bezeichnen. Mit 240 Franken erkauft man sich ein gutes Gewissen und die Möglichkeit, nichts aus diesem Heissluftballon lesen zu müssen.

Der, nicht zuletzt mangels aufgeblasenem Skandalbericht, völlig aus der medialen Öffentlichkeit verschwunden ist. Weil er nichts zu sagen hat. Weil über ihn eigentlich nichts zu sagen ist.

Hoppla, das ist ja nun eine Selbstkritik, die sich ZACKBUM zu Herzen nehmen will. Jetzt aber auf zum doppelten Ristretto.